Beiträge von AcomA

    hallo,


    beeindruckt bin ich von dieser recht aktuellen koroliov-einspielung, die mir ein sehr guter musikfreund übermittelte:



    variationen f-moll Hob XVII:6 - als erstes fällt einem dieser ungemein sonore und 'singende' klavierton dieses evgeny koroliov auf ! und das unterscheidet ihn ganz erheblich von den jungs wie pletnev, den alten backhaus oder den jungen gulda. es fehlt dadurch an dynamik.


    sonate c-moll Hob XVI:20 - IMO die beeindruckendste leistung koroliovs auf der cd. ich kann diese sonate mit andras schiffs version vergleichen. schiff spielt nahezu ohne pedal und in seiner typisch 'tänzelnden' art. dadurch kommt eine gewisse 'genervtheit' beim hörer zustande. anders bei koroliov, herrlich klare und großbogige phrasierung mit voneinander unabhängig agierenden händen (bei schiff allerdings auch). der wechselnde anschlagmodus im laufe der sätze und genaue motivische arbeit sowie höchst beeindruckende spritzigkeit und virtuosität im finale sind vom feinsten ! bravo.


    gruß, siamak :angel:

    hallo,


    hier aus wikipedia zur untermauerung von herrn J. Roehl:


    "Sonata ("Klingstück") war in den Anfängen der selbstständigen Instrumentalmusik gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine allgemeine Bezeichnung für Instrumentalstücke ohne bestimmtes Formschema im Gegensatz zur Cantata ("Singstück"). Sie wurde zunächst von Giovanni Croce (1580) und Andrea Gabrieli, dessen "Sonate a 5 istromenti" (1586) verschollen sind mehrere, verwendet. Von seinem Neffen Giovanni Gabrieli sind einige Sonaten erhalten (1597 und 1615). Diese ältesten Sonaten sind Stücke für mehrere Instrumente (Violinen, Violen, Zinken und Posaunen), und ihr Schwerpunkt liegt in der Entfaltung harmonischer Fülle. Ihre praktische Bestimmung war die, einem kirchlichen Gesangswerk als Einleitung vorausgeschickt zu werden, die Sonate tritt in der Folge (völlig gleichbedeutend mit der Sinfonia) als Einleitung einer Kantate auf.


    Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann man die zwei Typen der Sonate zu unterscheiden. Beide fußen auf der Besetzung mit zwei Oberstimmen und einer Continuo-Stimme.


    Die Sonata da chiesa (Kirchensonate) bestand gewöhnlich aus einer langsamen Einleitung, einem lose fugierten Allegro, einem sanglichen langsamen Satz und einem lebhaften Finale in zweiteiliger Form. Dieses Schema wurde allerdings nicht in starrer Weise angewendet und erst in den Werken Händels und Bachs die Sonatenform schlechthin. In der italienischen Violinmusik findet sie sich bis ins 19. Jahrhundert hinein in der Musik Boccherinis.


    Die Sonata da camera (Kammersonate) dagegen bestand weitgehend aus stilisierten Tanzsätzen. Zur Zeit Bachs und Händels hatte sich ihre Entwicklung von der Sonata da chiesa vollkommen abgekoppelt und Suite, Partita, Ordre oder (mit einem vorangestellten Präludium im französischen Stil) als Ouvertüre bezeichnet, siehe Suite (Musik)."


    gruß, siamak :hello:

    hallo Michael,


    in welchem jahr ereigntete sich die obige begebenheit ? möglicherweise war es 'sinnloser heldenmut', der beroff zu dem riskanten manöver verleitete ! hat er den tschaikowsky denn dann auch im konzert aufgeführt ? er hätte z.b. alternativ das 4. prokofiev-konzert aufführen können, dass er ja lange im repertoire hatte (linke hand).


    gruß, siamak :hello:

    hallo MStauch,


    Zitat

    Die Aufnahme ist von April 1948 - die Veröffentlichung bei EMI von 1961.


    also schumanns klavierkonzert mit d. lipatti, dem philharmonia-orchestra und v. karajan wurde im abbey road studio nr.1 in london undzwar während lipattis letzten london-besuches. ich habe die cd aus der dutton-remastering-serie. im 'the grammophone' wird vom produzenten walter legge es so beschrieben undzwar für den april 1948. merkwürdigerweise steht auf dem cd-cover als recording-date 9.-10.oktober 1948 (katalog-nr. LX1110-13, matrix-nr. CAX1020613). was nicht dazu (zum oktober) passt, ist die tatsache, dass über diese aufnahme schon im november 1948 publiziert wurde ('the monthly letter, EMG).


    gruß, siamak :)

    hallo Fohlenfanatiker,


    es ist selbstverständlich, dass die werke für linke hand auch mit der linken gespielt werden ! das gilt für das obige konzert, für prokofiev 4. klavierkonzert ebenso wie für einige chopin-godowsky bearbeitungen oder z.b. das wunderschöne prelude scriabins für die linke hand !


    ich weise im zusammenhang des ravel-konzertes noch auf zwei wunderschöne aufnahmen hin.


    robert casadesus/ philadelphia orchestra/e. ormandy (1947, CBS)



    r. casadesus war mit ravel eng befreundet und war ein promotor seiner werke. das konzert für die linke hand hatte er schon häufig gespielt bevor er es dann aufnahm. er war wohl der erste pianist der das gesamte solo-werk auf platte aufnahm (1951). wie auch immer, es stimmt,ich kenne keine andere interpretation, in der die 32tel der großen kadenz (der absolute höhepunkt des werkes) so gleichmäßig, transparent und a tempo gespielt werden ! sicherlich ist die mono-aufnahme klanglich eingeschränkt.


    michel beroff/london symphony orchestra/ claudio abbado (1988, DG)



    eine blitzsaubere aufnahme, wo der flügel aufnahmetechnisch nicht bevorzugt behandelt wurde und so dem tatsächlichen kräfteverhältnis entspricht (wie auch bei den monoaufnahmen). beroff erkrankte zu dem zeitpunkt ähnlich wie fleisher an der rechten hand (dystonie) !


    gruß, siamak :angel:

    hallo,


    es gab zeiten, wo es weder rundfunk noch tonträger gab. was machte ein klaviervirtuose, wenn er ein geliebtes klavierkonzert aufführen wollte, er jedoch nicht über ein orchester verfügte, und das auditorium unbedingt dieses hören wollte. er erstellte eine bearbeitung des konzertes mit integration der wesentlichen orchesterstimmen und natürlich des klavierpartes für piano-solo.


    alkan verfuhr so mit dem ersten satz (allegro con brio) des beethovenschen 3. klavierkonzertes c-moll op.37. der ursprüngliche charakter des konzertes wird absolut gewahrt. eine tolle sache. höhepunkt ist dann die kadenz. hier schichtet alkan dann übermütig und genialen streich das eröffnungsthema des konzertes in der linken hand mit dem thema des finales aus beethovens 5. sinfonie in der rechten hand !! und wenn dann das seitenthema des konzertes in der linken hand überlagert wird mit kühn-harmonischen repetitionen der rechten hand, dann ist es endgültig zum 'ausflippen'.



    es gibt da einen famosen live-mitschnitt marc-andre hamelins aus der londoner wigmore hall von 1994 (hyperion). aufnahmetechnisch übrigens sehr gut gelungen. obige bearbeitung alkans ist ebenso auf dem programm wie die 'trois grande etudes' op.76 dieses wahnsinnigen. die erste etüde ist für die linke hand, die zweite für die rechte und die dritte ist ein 'unisono-sturm' für beide hände, quasi wiedervereinigung ! diese dritte nimmt das finale aus chopins 2. sonate b-moll vorweg, und erschien wohl tatsächlich ein jahr früher. übrigens waren beide, alkan und chopin nicht nur nachbarn sondern auch freunde. also wen wundert's.


    zusätzlich auf dieser wunder-cd: der zweite satz aus chopins 2. konzert in der bearbeitung von balakirev, busonis sonatine nr.6 (kammer-fantasie über bizets carmen) BV 284 und medtners danza festiva aus den vergessenen weisen op.38.


    eine der besten und spontansten platten hamelins.


    gruß, siamak :angel:

    hallo Cosima,


    ich besitze einen von s. richter authorisierten live-mitschnitt von beethovens op.106 aus london. 1975 oder 76. herausgegeben von dem ital. label stradivarius. zumindest handelt es sich um eine interpretation richters aus der gleichen zeit wie auf deiner BBC-cd. sicherlich spielt richter das werk aus einem guss, der große bogen ist da. wenn ich aber mit anderen vergleiche, z.b. brendel, arrau, gilels, pollini, solomon, perl, serkin, dann fällt eine gewisse schlampigkeit in der ausarbeitung auf. der anschlag ist nicht variabel, die dynamische abstufung gering ausgeprägt. nun gibt es auch einen mitschnitt aus prag. den müsste man sich natürlich auch anhören. das problem hierbei ist sicherlich, dass von richter kein 'festes' sprich verbindliches dokument dieser sonate aus dem tonstudio existiert. jedenfalls gehört richters interpretation IMO nicht in den hammerklavier-olymp. jetzt bist du mir wahrscheinlich 'verärgert'. aber höre dir doch mal zum vergleich die aufnahme von pollini oder alfredo perl an. dann wirst du verstehen, was ich bezgl. richter meine. die 70er jahre waren richters schlechtesten.


    gruß, siamak :hello:

    hallo,


    mit den musiklehrern in der schule hatte ich ab klasse 9 glück gehabt (ein ausgebildeter konzertpianist, ein jazz-profi, eine gräfin, welche sich auf russische musik spezialisiert hatte und schließlich ein ehemaliger städt. musikdirektor, der kommilitone von k.h. stockhausen und den kontarsky-brüdern war). ich wählte musik als 3. abiturfach, und in diese zeit fiel die analyse des bartokschen und strawinskyschen hauptwerkes.


    in klasse 9 und 10 wurden musiktheoretisch die fuge und der sonatenhauptsatz durchgenommen. dann gab es ein ganzes halbjahr die beschäftigung mit dem jazz (von den anfängen bis zum free-j.). dabei wurde nicht nur die theorie abgehandelt und viel gehört, sondern auch der soziale kontext durchleuchtet. es war letztlich so, das bis zur oberstufe die grundlagen und standard werke des barock, der klassik und der romantik abgehandelt wurden.


    übrigens gab es parallel zu unserem grundkurs (3 hatten es als 3. fach) auch noch einen leistungskurs, aus dem 4 leute profimusiker wurden (cellist, klarinettist, bigband-leader, pianist/dirigent/dozent).


    gruß, siamak

    hallo Wolfgang,


    ja ich habe den 'frühen' berezovsky mit rach 3 und inbal mit der originalen cd von teldec. obwohl eine schöne aufnahme, die vor allem in den lyrischen momenten überzeugt, kein vergleich zur neuen !!! sowohl pianistisch als auch das orchester betreffend und die gesamtkonzeption.


    gruß, siamak :hello:

    hallo,


    john ogdon, der anfang der 70er jahre an einer schweren psychose erkrankte und ende der 80er jahre verstarb, war ein vertreter des 'alten' virtuosentums'. wie schon bei der 2. rachmaninov-sonate angemerkt, war zwar seine technik nicht so ebenmäßig bzw. kultiviert wie bei absolventen der russischen oder französischen schule. doch kompensierte er dies durch häufiges überschreiten seiner möglichkeiten, emotionales spiel ohne rücksicht auf verluste. quasi bieten eines klavierthrills.



    genauso verhält es sich mit dem dreisätzigen konzert für klavier solo von alkan. es handelt sich um ein viertel der zwölf etüden op.39. sprachlich sehe ich hier große ähnlichkeiten mit der solo-sinfonie. natürlich gibt es hier auch eine aufnahme mit hamelin (amerik. label), die glatter und technisch ausgefeilter daherkommt. aber bei ogdon ist es eine art identifizierung mit der materie. er singt insbesondere im 2. satz ausgiebiger und im dritten satz 'exekutiert' er im brillianten polonaisenstil und mit wahnwitz. der hörer muss sich danach erst mal eine erholungspause gönnen.


    gruß, siamak :angel:

    hallo,



    interpretation: 10/10 (IMO)
    klang: 7/10 (IMO)


    berezovsky spielt eine auswahl von chopin-etüden und pendants der godowsky-bearbeitungen live ! eine gelungene alternative zu hamelin, den ich damit live in mülheim erlebte. nun habe ich im sommer die möglichkeit, berezovsky in essen mit eben diesem programm und den diabelli-variationen zuhören ! phantastico !


    gruß, siamak :angel:

    hallo,


    im oktober 1990 enstand für die DECCA (DDD) folgende aufnahme:



    c. v. alkan


    25 preludes op.31


    olli mustonen, piano


    gekoppelt waren die piecen mit schostakowitschs preludes op.34. eine kult-platte! und das zurecht, wie ich finde. die platte wurde 1992 mit dem grammophone award belohnt. durchgehend vermitteln die preludes ein unbehagliches gefühl von meditation, ironie und melancholie. dazwischen gibt es natürlich auch fingerakrobatik wie z.b. die nr. 24 e-moll 'etude de velocite'. ich finde hier athmosphärisch und vom strukturellen duktus ähnlichkeiten mit den pieces de clavecin couperins. mustonen erlag damals offensichtlich noch nicht seinen manierismen. er phrasiert singend, benutzt die varianten des anschlages vom legato bis zum staccato. hier trifft man auf einen eher unspektakulären alkan. interessant, dass er sich von chopins op.28-zyklus durch ein zusätzliches prelude absetzt. alle tonarten werden benutzt und c-dur kommt zuletzt ein zweites mal zum einsatz.


    abschließend kann ich nur raten, wer diese aufnahme irgendwo sieht, soll zugreifen. diese cd wird nicht mehr aufgelegt!


    gruß, siamak :angel:

    hallo Cosima,


    dann werde ich mal fortfahren mit



    'symphonie' für solo-klavier op. 39 nr.4-7
    trois morceaux dans le genre pathetique op. 15 u.a.


    marc-andre hamelin, piano


    hyperion, DDD, aufn. 2000


    die solo-symphonie für klavier ist, wie oben erwähnt ein teil aus einer sammlung von 12 großen etüden (op.39). sie schöpft tatsächlich die klanglichen und orchestralen dimensionen des klaviers aus. das zweite stück aus op. 15, 'le vent', entfaltet klangfarbentechnik ähnlich wie viel später debussy in einigen seiner preludes oder zeitgenosse liszt in seiner letzten transzendentalen etüde.


    hamelin legt hiermit eine seiner beeindruckendsten interpretationen vor. die kompositionen scheinen ihm auf den leib geschrieben zu sein. die symphonie konnte ich mit ihm vor wenigen jahren live erleben, es entspricht dem platteneindruck. selbst im komplexen klaviersatz bleibt das spiel absolut transparent, die dynamik reicht von pp bis ff, sehr variable anschlagskunst, die fähigkeit zu 'singen'(siehe entwicklung der melodien in beiden händen im kontext mit geschichteten arpeggien, tremoli und chromatik im ersten stück aus op. 15).


    alles demonstriert hier hamelin referenzartig. die ganze platte ein großes klavierabenteuer!


    gruß, siamak :angel:

    Charles-Valentin Alkan wurde am 30. November 1813 in Paris geboren (eigentlich Charles-Valentin Morhange).


    Charles-Valentin Morhange war der Sohn eines aus Lothringen stammenden jüdischen Schulmeisters und Musiklehrers, dessen Vornamen Alkan er als Nachnamen annahm. Bereits im Alter von 6 Jahren wurde Alkan zum Studium von Klavier und Orgel am Pariser Konservatorium aufgenommen. Als begabtester Schüler seines wichtigsten Lehrers und Mentors Joseph Zimmermann gab er sein Konzertdebüt mit 12 Jahren. Es galt als selbstverständlich, dass Alkan Zimmermann als Professeur de Piano in seinem Amt nachfolgen würde. Dass es wegen einer politischen Intrige dazu jedoch nicht kam (Nachfolger wurde der weniger begabte Antoine Marmontel), war einer der Gründe, warum Alkan sich wohl 1848 mit wenigen Ausnahmen für sein ganzes Leben verbittert aus der Öffentlichkeit zurückzog.


    Als junger Virtuose gehört er neben den Rivalen Liszt und Sigismund Thalberg zu den führenden Pianisten, die die Möglichkeiten moderner Klaviere voll ausschöpften und durch spieltechnische Übersteigerungen und Überforderungen neue Ausdrucksmöglichkeiten gewannen und sie künstlerisch umsetzten.


    Mit seinem ersten großen Werk, den Trois Grandes Études, op. 76 überschreitet Alkan endgültig den Grad vom technischen Bravourstück zur Etüde als Kunstform. Die erste Etüde ist für die linke Hand allein geschrieben, die zweite für die rechte Hand allein, die dritte für beide Hände "wiedervereinigt". Letztere ist ein deutlicher Vorgriff auf den Unisono-Finalsatz aus Chopins b-Moll-Sonate.


    Eine weitere Innovation stellt die programmatische Grande Sonate ('Quatres-ages'), op. 33 (1844) dar, mit welcher sich Alkans reifer Stil manifestiert. Jeder der vier Sätze steht für ein Lebensalter.


    Extraordinär und mit dem hang zum skurrilen sind Alkans Douze Etudes dans les tons mineurs, op. 39 (12 Etüden in alle Molltonarten). Dieser Zyklus ist ein einzigartiger Metazyklus von 12 Konzertetüden, der wohl erstmalig den Rahmen einer geschlossenen Aufführung an einem Abend sprengt und daher teilweise eine Innengruppierung aufweist. Drei der Etüden sind zu einem Concert pour piano zusammengefasst. Vier weitere zur Symphonie pour piano. Die letzte Etüde (Le Festin d'Esope)ist ein eigenständiger Variationszyklus. Allein der Kopfsatz des Concerto hat eine Spieldauer von ca. 30 Minuten.


    Alkan starb 1888 in fast völliger Vergessenheit. Es sind lediglich Obskuritäten wie das Gerücht, er sei von einem umstürzenden Bücherregal erschlagen worden, die sich in der musikalischen Legendenbildung erhalten haben. Ein Nachruf in der Zeitschrift Le Ménéstrel stellte makaber fest, durch die Todesnachricht wisse man überhaupt erst, dass es ihn noch gegeben habe.


    Die enormen technischen Schwierigkeiten und der zum Teil gewaltige Umfang seiner Werke haben jedoch von Beginn an nicht für rasche Verbreitung gesorgt. Dennoch gibt es eine Linie pianistischer Tradition, die sein Werke nie ganz hat vergessen lassen: Anton Rubinstein, Ferruccio Busoni, dessen Schüler Egon Petri, John Ogdon haben sich immer wieder der Werke von Alkan angenommen. Olli Mustonen machte eine bemerkenswerte Platte mit den Preludes. Heutzutage ist zweifellos Marc-Andre Hamelin der wichtigste Alkan-Interpret unter den Weltklasse-Pianisten.



    Hier nun ein skurriles Zitat bezgl. seines Ablebens: :D


    "Eine musik-witzenschaftliche Abhandlung gegen die Musikakademie des Landes Velocistan"

    von Wolfgang Weller


    „Zu Ende gehen die Zeiten des thumben Spieles.”


    (Wolfgang Weller, Die Feuerworte des Helios, II. Teil)



    § 1


    Am 29. März des Jahres 1888 erklomm Monsieur Charles Valentin Morhange-Alkan in seiner Wohnung zu Paris die Bibliotheksleiter, um sich ein Buch herab zu holen. Eingeweihte munkeln insgeheim, es sei der Talmud oder womöglich die Kabbala gewesen. Aber es könnte auch der „Liber de Arte Poetica” des Aristoteles, das Handbuch über die Verskunst des Hephaistos oder L’Affilards „Principes trèsfaciles”, 5. Auflage von 1705 gewesen sein…


    § 2


    Alkan liebte seine Bücher, und sie liebten ihn. Bei der in § 1 beschriebenen Gelegenheit schwankten sie in liebevoller Zuneigung ihrem Besitzer entgegen, das Bücherregal schwankte mit, und alle begruben und erdrückten sie den berüchtigten Komponisten vorgeblich unspielbarer Riesenetüden unter ihrer geistigen Last.


    § 3


    Dreierlei läßt sich aus diesem Mißgeschick ableiten:


    1. Bücherfreunde leben gefährlich.


    2. Alkan genoß den denkbar schönsten Bibliophilentod.


    3. Alkan hatte eminente literarische Interessen.


    Zusätzliche witzenschaftliche Hypothese: Der Geist Robert Schumanns steckte hinter des Meisters Bücherschrank und spielte einen tödlichen Schabernack zur Genugtuung aller braven Musiker, denen die „wahre” Kunst (besonders wenn sie deutsch) heilig ist." :baeh01:




    Hiermit rufe ich die Tamino-Klavierfreaks auf, ihre Erfahrungen mit der Musik dieses Komponisten mitzuteilen.


    gruß, siamak :hello:

    hallo,


    ich habe mal eine cd herausgekramt, die wegen des skurrilen 'konzerts für klavier solo' von c.v. alkan bekam. es spielt john ogdon ! darauf enthalten ist auch eine einspielung der b-moll sonate rachmaninovs, welche RCA in den 60er jahren herausgab. es handelt sich also um eine einspielung, bevor der erste signifikante schub der psychose auftrat. er befand sich also auf der höhe seiner kunst.



    ogdon greift voll in die tasten. es wird quasi ein psychogramm erstellt. ogdon überschreitet teilweise seine möglichkeiten ! technisch ist er nicht so souverän ausgestattet wie z.b. sein damaliger mitkonkurrent vladimir ashkenazy, aber er verausgabt sich total. und das hebt diese interpretation heraus. sicherlich etwas zuviel pedal für meinen geschmack. aber es verhält sich wie z.b. mit cliburn und dem 3. rachmaninov-konzert, die rote linie wird überschritten. ich würde also diese aufnahme nur dem empfehlen, der schon eine der oben aufgeführten aufnahmen besitzt.


    gruß, siamak :)

    hallo,


    Richard kündigte demidenkos neue aufnahme mit beethovens theresiensonate und den diabelli-variationen schon an ! jetzt ist sie da und ich muss sagen, ein pianistischer 'donnerschlag'. näheres dazu im diabelli-thread !



    gruß, siamak :angel:

    hallo,


    gestern bekam ich eine cd von einem neu gewonnenen klavierfreund in die hände. die aufnahme ist aus 2004 und nun brandneu auf dem markt. nikolai demidenko spielt neben der 'theresien-sonate' beethovens diabelli-variationen (ASV, DDD).



    ich muss sagen, demidenkos interpretation ist bei mir eingeschlagen wie eine 'bombe'. ich war ziemlich müde am gestrigen abend. schon bei der vorstellung des themas war ich hellwach ! der ansatz, den demidenko verfolgt, ist dem brendels nicht unähnlich ! sein anschlag ist markanter, russischer ! es ist hiermit eine IMO der stärksten darstellungen, die ich kenne.


    gruß, siamak :angel:

    hallo,


    ich höre zuhause häufig musik, dann zu 90 prozent 'klassische'. wenn meine frau anwesend ist, dann bemühe ich mich, sie nicht allzusehr zu ärgern, dann ist z.b. js bach oder bartok nicht angesagt !


    manchmal höre ich mit der stereo-anlage musik und sehe gleichzeitig TV (z.b. fußball oder video-text, oder einfach 'zappen' und lese gleichzeitig in einem fachjournal !


    in meinem büro in der klinik höre ich während schreibtischtätigkeit permanent 'klassische' musik mit meinem notebook. der dell inspiron hat erstaunlich gute lautsprecher ! die raumpflegerin hatte sich beim reinigen des zimmers schon mal beklagt, was für merkwürdige geräusche dort zu hören seien, wie man soetwas nur hören könne ! ich glaube es lief rudepoema von villa-lobos :D.


    im OP-saal verbietet mein chef das laufen von hintergrundmusik. da muss ich ihm recht geben. gerade bei eingriffen am gehirn ist das mithören der akustischen signale von seiten des anästhesie-apparates beruhigend und eine wichtige zusatzinformation !


    während des autofahrens höre ich keine 'klassische' musik, sondern persische pop-musik/unterhaltungsmusik !


    gruß, siamak :hello:

    hallo Maexl,


    ob eine interpretation nun unter 26 min. oder über 27 min. dauert, macht nicht das entscheidende kriterium aus. hier ist es ähnlich wie mit dem operieren. nicht die zeit ist entscheidend sondern das ergebnis. die sonate unter 26 min. zu spielen, bedeutet, dass entweder passagen verschluckt wurden, oder die lyrischen komponenten 'geopfert' werden. denn im fugato und im prsto vor dem finalen lento sind alle schnell bis sehr rasch, da 'rennen' viele um ihr leben. da verhält es sich wie beim 100 m-lauf. in 9.9 oder z.b. 11 sec.. über das gesamtkonzept der sonate gibt das keinen aufschluss !


    gruß, siamak :)

    :)hallo Daniel,


    du wirst mich vielleicht verspotten, aber nachdem ich mir den tharaud besorgte und hörte, verkaufte ich thibaudets gesamteinspielung, welche ich jahrelang besaß. absolut übereinstimmend mit dir sage ich auch, thibaudet hat manuelle fähigkeiten wie kaum ein anderer, siehe hier auch noch mal bei rachmaninovs 2. sonate. aber bei tharaud wird die materie zum leben erweckt. bei thibaudet klingt mir der ravel zu monoton mit geringer dynamischer komponente. in die MDG-aufnahme hatte ich hineingehört. ich empfand es als etwas 'hausbacken' und mit fehlendem feinschliff, was du ja dem tharaud vorwirfst. ich sehe da große ähnlichkeiten zwischen bavouzet und plaines in anschlag und phrasierung.


    gruß, siamak