Beiträge von Waltrada

    Ergänzend anzumerken ist hier allerdings, dass es bei Donizetti auch einige schöne Todesszenen für männliche Figuren gibt.


    Da wäre einmal Edgardo (Tenor) aus "Lucia di Lammermoore", der sich am Schluss ersticht, aber seine Arie singt er dann noch fertig und gleitet wirklich entrückt ins Jenseits rüber, wobei ihm der Chor mitfühlend begleitet.


    Ghino von Almieri (Tenor), den seine unerwiderte Liebe zur Titelheldin (zusammen mit der irrtümlichen Annahme, dass sie ihren Ehemann betrügen würde, aber eben nicht mit ihm) in "Pia de Tolomei" veranlasst hat, eine Kette von Geschehnissen in Gang zu setzen, die zu ihrer Vergiftung durch den eigenen Ehemann Nello führten, wird zwar in seiner Sterbeszene nicht von diesem vergeben (obwohl er ihn darum anfleht), aber zumindest musikalisch gibt es für ihn doch so etwas wie eine Vergebung.


    In "Catharina Cornaro" ist die Schlussszene in der Urfassung eindeutig als "Aria di finale" für die Titelheldin angelegt, aber zwischen ihrer "Preghiera" und der Cabaletta" erhält Lusignano (Bariton) durchaus Raum, um eindrucksvoll ins Jenseite "hinüberzugleiten".


    Ein weiteres Beispiel wäre "Lucrezia Borgia" und ...


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    An erster Stelle eindeutig der Gefangenenchor aus "Fidelio", denn abgesehen davon, dass es eine ergreifende und wunderschöne Musik ist, fasziniert mich immer wieder erneut, wie realistisch (zumindest für Opernverhältnisse) Beethoven die Psychologie dieser Gefangenen in der Musik rüberbringt.


    Beeindruckend sind auch einige Chorszenen bei G. Rossini:
    vor allem natürlich die Rüttli-Schwurszene (obwohl ich nicht finde, dass die Musik in den beiden letzten Akten der Oper dagegen weniger gelungen ist).


    Die Gebetsszene, in der Edvige sozusagen den Chor anführt, und die ich ebenfalls als Chorszene bezeichnen würde, ist ebenfalls wunderschön, passt außerdem ideal zur Situation. Das trifft auch auf ihre Vorgängerin, die Gebetszene vor der Überquerung des Roten Meeres im "Moise" zu. Ebennfalls wunderbare Chorszenen finden sich auch im 1. Akt von "La donna del lago".


    Beeindruckende Chorszenen gibt es auch bei G. Meyerbeer: "Margharita d'Anjou" hat da eine wunderschöne Szene, wenn der Frauen- und der Männerchor nacheinander einsetzen. (Vorbild war hier eindeutig Rossini.) Und besonders hervorzuheben ist natürlich Verschwörungsszene in "Les Huguenottes".


    Bei G. Verdi gibt es gerade in den frühen Opern Chorszenen, die einen mitreißen können: etwa die Verschwörerszene in "Ernani" oder den Chor der Flüchtenden in "Macbeth". (Bekannter ist natürlich der Gefangenenchor aus "Nabucco", in dessen Schatten auch der Chor "O Signore" aus "I Lombarden".)


    Am Jägerchor aus dem "Freischütz" finde ich vor allem das Abgründige faszinierend. Immerhin verwendet Weber hier ein zu seiner Zeit durchaus bekanntes Kriegslied. Die Oper spielt nicht zufällig nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, also nach Ende eines Krieges und Kaspar hat sich offensichtlich als früherer Soldat/Landsknecht in diese Existenz rübergerettet. Das lässt einiges an Überlegungen zu.


    Nebenbei nicht zu vergessen sind jene Solonummer, die ohne den einsetzenden Chor wahrscheinlich sehr viel verlieren würden.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Ich glaube die folgende Nummer könnte als Altarie bezeichnet werden:


    "Prasvet'a svetel mes'ats na nebe ...", das Heldenlied von Wolch Wseslawitsch, das der Kiewer Guslispieler Nezhata in "Sadko" von Nicolai Rimsky-Korsakov
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    Außerdem habe ich eine Frage - kann mir hier jemand erklären, worin die Abgrenzung zwischen dem Altfach und Mezzosopranfach liegt. Die Frage klingt vermutlich für die meisten hier etwas komisch, aber ich bin selbst im Unterschied zu den meisten hier keine Sängerin oder Musikerin.


    Vermutlich habe ich deshalb ein gewisses Problem bei der Unterscheidung, ob eine Opernrolle noch in das Mezzosopranfach oder schon in das Altfach fällt. (Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich selbst nicht Sängerin bin.)


    Beispiel: Ulrica - bei dieser Rolle bin ich immer wieder auf die Zuordnung zu Alt und Mezzosopran gestoßen.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Ich denke, bereits der Umstand, dass im Zusammenhang mit Gencer immer wieder die Frage auftaucht, warum sie eigentlich von den Aufnahmestudien sozusagen links liegen gelassen wurde, ist doch eigentlich schon ein Hinweis darauf, dass es nicht an ihren Leistungen als Sängerin lag. (Zudem diese Meinung beispielsweise sich auch bei Kesting findet, dessen Beitrag in seinem Sängerlexikon keineswegs nur positiv ausfällt.)


    In einem ORF1-Gespräch, das allerdings auch schon wieder Jahre zurückliegt, hat Gencer gemeint, sie sei von den Plattenfirmen nie gefragt worden. Sie deutete an, dass ihr da viellleicht auch die richtigen Kontakte gefehlt haben. Zumindest in diesem Gespräch vermittelte sie übrigens indirekt den Eindruck, dass sie sich selbst auch nie allzu viel Interesse an den Plattenstudios gehabt hat.


    Wenn ich bedenke, wie viele Aufnahmen es mit ihr letztlich gibt und wie bekannt sie eigentlich wurde, trotzdem sie nie (oder fast keine) Studienaufnahmen hinterlassen hat, spricht das eigentlich von selbst für sie.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Hi!



    Eine gute Idee wäre das Verschieben sicher.


    Was das Alter betrifft, hat sich die Sängerin selbst etwas jünger gemacht. ;) In den Nachrufen, die ich gelesen habe, war immer vom 80. Lebensjahr die Rede.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Hi!


    Als Anfängerin hier möchte ich mich nicht aufdringlich vordrängen, aber wäre es in Ordnung, in der Rubrik Sängern/innen zu Leyla Gencer einen eigenen Thread zu eröffnen.:rolleyes:


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    An musicophil! Danke für die Mitteilung.
    Leyla Gencer gehörte zu meinen absoluten Lieblingssängerinnen, aufgrund der CD-Aufnahmen, die ich von ihr besitze.


    Meine erste CD-Aufnahme mit ihr war "Catherina Cornaro" aus den 1970-er Jahren, eine relativ späte Aufnahme von ihr, zu der ich mich bereits im Thread zu Donizetti geäußert habe.
    (Ich hatte die Aufnahme nicht wegen ihr gekauft, ich "kannte" die Sängerin damals noch nicht, sondern wegen der Oper. Zu diesem Zeitpunkt, Anfang der 1990-er Jahre, begann meine Faszination für den unbekannten Donizetti und damals konnte ich froh sein, wenn ich überhaupt fündig wurde. Der Einsatz von Edita Gruberova für Opern dieses Komponisten hatte damals erst begonnen.)


    Bei der Suche nach Opern von Donizetti gehörte sie um 1990 zu jenen Sängerinnen, an denen man nicht vorbeikam. (Obwohl sie auch in Opern von anderen Komponisten gesungen hat.) Bei meiner damaligen Suche (um 1990), um mehr über die Sängerin zu erfahren, war ich zunächst eher erfolglos: sozusagen eine "Unbekannte". (Allerdings findet sie sich in Kestings Sängerlexikon, aber nur in der mehrbändigen Ausgabe.) Sie gehörte nämlich zu jenen Sängerinnen, die in Studioaufnahmen nie eingesetzt wurden, angeblich sollen "Les Martyrs" von Donizetti (französische Fassung von "Poliuto") ihre einzige Studioaufnahme gewesen sein, entstanden zu einem Zeitpunkt, als sie bereits am Ende ihrer Karriere war. (An ihrem Fähigkeiten als Sängerin dürfte es nicht jedenfalls nicht gelegen haben.)


    Die Opernaufnahmen, die mit ihr existieren, sind daher nur Live-Mitschnitte, wobei anzumerken ist, dass es viele Aufnahmen von ihr sogenannten "Piratenaufnahmen" waren.


    Gesamtaufnahmen mit ihr, die ich kenne und die einmal im Handel mit ihr zu bekommen waren, sind außer der bereits erwähnten "Catharina Cornaro": "I due Foscari" (mit Mirto Picchi), "La Battaglia di Legnano", "Gerusalemme" (mit Giacomo Aragall, auf Italienisch und leider gekürzt), "I Vespri Siciliani" und die in diesem Thread bereits erwähnte Aufnahme von "Roberto Devereux", außerdem "Belisario" (es gibt zwei Aufnahmen, eine mit Giuseppe Taddei und eine mit Renato Bruson) sowie "Elisabetta Regina d'Inghilterra" von Rossini, fernher "Beatrice di Tenda" und "I Puritani" von Bellini.


    Partien, in denen ich sie nur mit Ausschnitten gehört habe, sind die Titelrollen von "Lucrezia Borgia" und "Maria Stuarda" sowie die Leonora in "Il Trovertore" und die Priorin aus "Dialogues des Carmélites" von Poulenc (sie wirkte 1957 an der Uraufführung der Oper), fernher eine "Norma" (mit Bruno Brevedi, wo sie allerdings ziemlich "bissig" klingt.)

    Leyla Gencer war eine Schülerin von Elvira de Hidalgo (was gewisse Ähnlichkeiten mit Maria Callas erklären dürfte) und von Giannina Arangi-Lombardi und Apollo Granforte.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Ich habe die Begeisterung für Katia Ricciarelli nie teilen können. Ihre Stimme spricht mich persönlich nicht wirklich an. Ich kann mit zarten, wenn auch schönen Stimmen nicht viel anfangen.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Hi Peter!


    Zitat

    Original von oper337
    Mir gefällt sehr gut Maria de Rudenz, mit Katja Ricciarelli.


    Leider mag ich die Stimme von Katia Ricciarelli absolut nicht, daher habe ich auch nicht diese Aufnahme, sondern die beiden von Opera rara, wobei die neuere (und natürlich auch teurere) mit Nelly Miriciou allerdings wirklich eine Empfehlung für das Schauerdrama ist. Die ältere Aufnahme mit Milla Andrews ist nicht schlecht, kommt aber (meine persönliche Meinung) an die neuere Aufnahme nicht heran.


    Herzliche Grüße
    Waltrada


    PS: Freut mich, dass ich Dir weiterhelfen konnte. :)


    Ich glaube, dass Problem mit den Opern von Donizetti ist, dass er doch sehr viele Opern geschrieben hat (manchmal mehrere pro Jahr, vor allem in seinen früheren Jahren) und bei so einer Menge hatte er wohl kaum die Zeit jedes Detail genauestens auszuarbeiten. Hinzu kommt, dass er es offensichtlich im Unterschied zu Verdi, betrifft die frühen Opern, und Bellini weniger verstanden hat, musikalische Schwachstellen zu kaschieren. Es gibt Stellen bei ihm, wo das leider sehr deutlich zu merken ist. Als Beispiel dazu nur die Tenor-Bariton-Duettszene aus "Belisario", 1. Akt, wo ich dieses musikalische "Absinken" besonders "schmerzlich" empfinde (theatralisch ausgedrückt), als diese Musiknummer einen wirklich wunderschönen Anfang hat),


    Allerdings habe ich bisher noch keine Oper (als Gesamtaufnahme) von ihm kennen gelernt, in der es nicht wenigstens mindestens eine herausragende Stelle gegeben hätte, von der ich überwältigt war.


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    Die erste "unbekannte" Donizetti-Oper war für mich übrigens "Catharina Cornaro", auf die ich hier kurz eingehen möchte, da sie noch nicht in dem Thread erwähnt wurde (zumindest mit mehr als der Titel. :D ) 1944 wurde sie in Neapel aufgeführt, ursprünglich war sie für Wien entstanden, schon damals war sie nicht wirklich erfolgreich. Die Gründe würde mich sehr interessieren, da sie als Gesamtwerk sicher nicht schlechter ist, als so manche andere Oper von ihm, die in den letzten Jahren konzertant oder auf der Bühne aufgeführt worden ist.


    Es ist wieder ein (mehr oder weniger) historischer Stoff, der offensichtlich zur Entstehungszeit sehr beliebt war. (Ich bin auf drei weitere Opern zu diesem Sujet aus dieser Zeit gestoßen.) Die Story (zumindest bei Donizetti) ist der in "Maria di Rohan" nicht unähnlich: die Konfliktsituation der Protagonistin, die den einen Mann (meisten den Tenor) liebt, aber den anderen (meistens den Bariton) geheiratet hat bzw. heiraten muss und die ursprüngliche Männerfreundschaft, die daran scheitert. Das findet sich auch in anderen Donizetti-Opern, so zum Beispiel in "Roberto Devreux Conte Essex" oder "Poliuto" (in der italienischen Version von S. Cammarano). Im Unterschied zur "Maria di Rohan" nimmt es hier allerdings ein etwas anderes, aber ebenfalls tragisches Ende.


    Die Musik hat jedenfalls einige wunderbare Nummern, vor allem die beiden Bariton-Arien haben es mir angetan oder die Schlussszene im 1. Akt. Es gibt eine mitreißende Duettszene zwischen Tenor und Bariton und auch Duette Sopran-Tenor sind nicht uninteressant.


    Kennen gelernt habe ich die Oper übrigens über einen Mitschnitt aus Neapel, aufgenommen Anfang der 1970-er Jahre unter dem Dirigenten Carlo Felice Cillario mit Leyla Gencer, Giacomo Aragall und Renato Bruson in den Hauptrollen. Eine Aufnahme, die ich damals bei einem Abverkauf auf CD sehr günstig erstanden habe und auf die ich in meiner privaten Sammlung von Donizetti-Opern nicht verzichten möchte, obwohl es inzwischen tontechnisch sicher bessere Aufnahmen geben wird.


    Abschließend eine Frage: zu "Catharina Cornaro" gibt es zwei Versionen der Schlussszene, von denen ich nur die der Uraufführung (eine "aria di finale" für die Titelheldin) kenne.
    Weiß jemand hier, ob es eine Aufnahme der andere Version gibt? (Laut Opernführung besteht der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Versionen darin, dass in der später entstandenen Version der Tenor ebenfalls stirbt und daher in der Schlussszene keinen Auftritt mehr hat.)


    Herzliche Grüße
    Waltrada


    PS:
    Hi Peter!



    Es dürfte sich dabei um "Adelia o La figlia dell'arciere" (um 1840) handeln.


    Bei Amazon gibt es eine Aufnahme, bei der die Möglichkeit besteht, hineinzuhören.

    Ich habe vor einiger Zeit eine sehr interessante Aufsatzsammlung zum "Weißen Rössl" gelesen.


    Norbert Abels et. al (Hrsg.), Im weißen Rössl. Zwischen Kunst und Kommerz, 2006


    Dort wird vor allem auf die Aufführungsgeschichte eingegangen mit Schwerpunkt auf den Fassungen aus der Entstehungszeit (und auch auf die damaligen Darsteller/innen). Eines wird in diesem Buch sehr ausführlich gezeigt, dass "Das weiße Rössl" ursprünglich keineswegs eine harmlose Werbung für Salzkammergut, Urlaubsorte und Ähnliches war.
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    Als ich im Rahmen einer Lehrveranstaltung über "Die lustige Witwe" referiert habe, hatte ich ein ziemliches Handycap. Es war mir damals nicht einmal möglich, irgendeine halbwegs vollständige Textversion aufzutreiben. Das einzige Material, das ich gefunden habe, war ein Musikauszug, bei dem die Dialoge völlig fehlten, sodass ich mich an die Musiknummern halten musste. (Außerdem hatte ich ein Problem mit den Seminarveranstalterinnen, die sich auf eine bestimmte Aufführung als "einzig" Richtige fixiert hatten und daher andere Sichtweisen, die dieser Aufführung nicht entsprachen, absolut nicht gelten lassen wollten. (Um da etwas machen zu können, hätte ich eine wenigstens einigermaßen vollständige Textbuchausgabe gebraucht, auf die ich mich hätte berufen können.)


    Angesichts dessen, dass "Die lustige Witwe" doch eine der bekanntesten Operetten ist, vermute ich einmal, dass dieses Problem bei vielen (gerade unbekannteren) Operetten noch ärger sein dürfte. Es gibt einfach kaum Quellenmaterial, was auch öffentlich zugänglich ist und an dem sich festmachen lässt, was ursprünglich beabsichtigt war und was erst durch spätere Bearbeitungen dazu gekommen ist bzw. verändert wurde. (Was immerhin bei einer Interpretation ganz nützlich sein kann.)
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    Dazu nur ein Beispiel - allgemein wird zwischen frühen und späteren Lehár-Operetten unterschieden. Aber wenn man sich zumindest die Figurenkonstellation und die Konfliktlinien in der "Lustigen Witwe", in "Land des Lächelns" und "Giuditta" ansieht, ist es doch auffallend, wie groß die Übereinstimmungen sind.
    Das zentrale Paar hat Probleme zueinander zu finden. Der Unterschied liegt darin, dass in einer Operette wie die "Lustige Witwe" die Schwierigkeiten des zentralen Liebespaares im Rahmen von "Spielen" noch gelöst werden können, während es in den späteren Werken dieses "Spiel-Element" nicht mehr gibt und somit eine Überwindung der Konflikte auch nicht möglich ist. So scheitert in "Land des Lächelns" (anders in der Urfassung) die Liebesgeschichte und in "Giuditta" verstrickt sich das zentrale Paar durch ihre Beziehung gleich in Schuld. (Sie ist verheiratet und verlässt ihren Ehemann wegen ihm, wobei diesem außer seinem Alter nicht wirklich etwas anzulasten ist. Er ist Offizier und desertiert wegen ihr.) Die Gründe für das (angebliche) Scheitern (falls es überhaupt als Scheitern) bezeichnet werden kann, sind in den späteren Operetten verstärkt, aber das Handlungsgerüst ist noch immer dasselbe geblieben.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Zumindest ist die Wiener "Tosca" in einem Punkt problematisch für Sänger/innen. Sie müssen wirklich singen, sie können sich nicht, wie in vielen modernen Inszenierungen sozusagen durchschummeln.


    Herzliche Grüße
    Waltrada


    Zu ergänzen wäre noch, dass Pamina schließlich selbst dafür sorgt, dass sie an der Wasser- und Feuerprobe teilnimmt.


    Ähnliches lässt sich auch für Servilia in "La clemenza di Tito" feststellen. Die ist in dieser Oper die einzige Figur, die es auch einmal wagt, direkt zu sagen, was sie davon hält. Sie sucht Tito auf, um ihn zu bitten, dass er auf sie verzichtet, weil sie einen anderen liebt. (Zum Vergleich: Ihr Bruder wagt es nicht, Tito ihre Hand zu verweigern und ihr Verlobter will brav verzichten.)


    Später im 2. Akt ist sie es, die Vitelliia ziemlich deutlich zu verstehen gibt, dass sie mit ihrem Mitleid Sesto nicht retten kann und dass sie dieses Mitleid, das Vitelliia zeigt, widerwärtig findet.


    Und wie sieht es in "Idomeneo" aus ...

    Und ebenfalls fehlt:


    "I Lombardi alla prima Crociata", Verdis vierte Oper, uraufgeführt 1843 und seinerzeit durchaus erfolgreich. Die Oper hat immerhin einige Nummern, die auch über die Oper hinaus eine gewisse Bekanntheit besitzen: eine Tenorarie und die Finalszene im 3. Akt (Terzett). Daneben gibt es auch eine Chorszene, in der Verdi offensichtlich versucht hat, an den Gefangenenchor im "Nabucco" anzuknüpfen.


    Verdi hat die Oper einige Jahre später umgearbeitet, als er versuchte an der Grande Opera Erfolg zu haben: "Jerusalem" (die französische Fassung, es gibt auch eine italienische Fassung "Gerusalemme". In dieser Fassung war die Oper zumindest einige Zeit an der Wiener Staatsoper zu hören.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Jens Malte Fischer hat sich in seinem Sängerlexikon durchaus positiv zu Bonisolli als Sänger geäußert.


    Ich habe ihn vor vielen Jahren an der Wiener Staatsoper in "Tosca" erlebt und der Abend ist mir als unfreiwillig komisch in Erinnerung geblieben. Sein Geheule nach der Sternenarie und sein Sturz bei der Hinrichtung - :D
    (Allerdings waren die anderen Sänger/innen auch nicht wirklich gut, bei der Mordszene habe ich allerdings den Verdacht, dass es zu wenig Proben gegeben haben dürfte.)


    Ich gebe aber gerne zu, dass ich eine Aufnahme mit Franco Bonisolli habe, die ich nur empfehlen kann.


    "La donna del lago" von Gioacchino Rossini
    Mit Montserrat Cabelle, Franco Bonisolli, Pietro Bottazzo, Julia Hamari und Paolo Washtington
    Dirigent: Piero Bellughi
    Orchstra Sinfonica e Coro di Torino della Rai, 1970


    Die Aufnahme mag vielleicht stilistisch anfechtbar sein und vielleicht gibt es musikalisch berechtigte Einwände (das kann ich leider nicht wirklich beurteilen) - aber ich selbst bin immer wieder von der Schönheit der Musik und ihren Interpreten/innen (eben auch Bonisolli gerade bei seiner Arie im zweiten Akt) begeistert.

    Ich kann folgende Live-Aufnahme empfehlen:


    Renata Tebaldi, Richard Tucker, Leonard Warren etc.
    Dirigent: Dimitri Mitropoulos
    Orchester und Chor der Metropolitan Opera, New York, 1956)


    Das einzige wirkliche Problem ist das Publikum, das leider seine Begeisterung oft zu früh auslebt. (Besonders schlimm bei der Sternenarie, wo der Applaus zu früh einsetzt.)


    Aber ansonsten ist es sicher eine sehr gute Aufnahme.

    Zitat

    Original von severina
    Nur zu, unserer albernen Ken-Russell-Inszenierung weine ich wirklich keine Träne nach! :D
    lg Sevi :hello:


    Allerdings wirkte sie mit Blick auf einige Inszenierungen aus den letzten Jahren sogar noch recht interessant. Sie hatte wenigstens ein paar gute Ideen und als "Kasperltheater" war sie zur Zeit der Premiere sogar noch etwas, was unter dem Motto "Mal, was anderes" durchgehen konnte.

    "Benvenuto Cellini" von Hector Berlioz


    Duett: Cellini - Teresa, aus dem 2. Akt (3. Bild)
    Aufnahme: Nicolai Gedda, Christiane Eda-Pierre, Dirigent: Sir Colin Davis, BBC Symphony Orchestra , 1972


    Ein Liebesduett, das sich in die Höhe bewegt und welche Höhen. Ich habe immer den Eindruck, dass die beiden direkt am Absturz sind, was natürlich nicht der Fall ist. Aber es passt zu dieser Beziehung.

    Ich glaube, das Haupttproblem ist gar nicht so sehr der Kitsch selbst, sondern die musikalische (und auch die szenische) Umsetzung, die in diesem Fall doch sehr viel Fingerspitzengefühl erfordert.


    Herzliche Grüße
    Waltrada


    PS für Fairy:


    Ich kann mit Puccini persönlich eher wenig anfangen, obwohl ich finde, dass er musikalisch schöne Momente hat. Die einzige Oper von ihm, die übrigens tatsächlich gerne höre, ist "La Fanciulla del West", die keinen unbedingt guten Ruf hat.

    Liebe Fairy Queen!


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Auf diese der heutigen Sichtweise doch eher fremde Idee wäre ich gar nicht gekommen. "Schuldig" ist hier wohl im Sinne des gebrochenen Gelübdes zu verstehen. So in Richtung "Dornenvögel" :D


    Ich weiß leider nicht mehr, wo ich das seinerzeit gelesen habe, aber in der Interpretation lief es darauf heraus, dass Leila nicht nur ihr Gelübde bricht (im Sinne von "Dornenvögel" ), sondern auch dass sie es überhaupt abgelegt hat, obwohl sie bereits zu ahnen scheint, dass sie es wegen Nadir nicht halten wird und Zurga (der sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt hat) ihr die Gelegenheit gibt, davon Abstand zu nehmen.


    Nadir und Zurga haben sich zuvor bei der Duettszene versprochen, niemals wieder wegen einer Frau ihre Freundschaft zu gefährden. Nach Ansicht des Interpreten verstößt Nadir gegen dieses Versprechen, als er Leila aufsucht.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Dass diese Oper leider so wenig aufgeführt wird, kann eigentlich nur an der Igoranz der Intendanten oder am Mangel an passenden Tenören liegen.
    Mit nur vier Protagonisten und einem Chor sowie einem Überfluss an herrrlichen Melodien müsste das doch eigentlcih ein gefundenes Fressen sein. ;(


    F.Q.


    Vielleicht ist es derselbe Grund, warum sich im deutschen Sprachraum kaum jemand an die vielen Opern von Donizetti oder die "ernsten" Opern von Rossini heranwagt ... die Überzeugung, dass man dem durchschnittlichen Opernpublikum nicht zu viel Raritäten zumuten kann und die weit verbreitete Einstellung, dass diese Opern "schwache" oder/und zu unglaubwürdige Libretti haben.


    In vielen Opernführern (zurück bis zur Jahrhundertwende), die ich durchgesehen habe, findet sich bei den "Perlenfischern" immer wieder das Urteil: leider schwaches Libretto. In einigen älteren Opernführern habe ich übrigens immer wieder Inhaltsangaben gefunden, die sich wesentlich von der inhaltlichen Fassung unterscheiden, die ich zumindest auf Tonträger und seinerzeit im Theater (Volksoper Wien) kennen gelernt habe. (Wobei die Aufführung an der Volksoper die Handlung immerhin in die Gegenwart verlegt hat, ins Sektenmilieu und mit einigen weiteren Änderungen.)
    Allerdings findet sich in der Literatur auch immer wieder der Hinweis, dass eine eindeutige Fassung des ursprünglichen Librettos nicht vorhanden ist.


    Am Libretto der "Perlenfischer" habe ich zudem den Eindruck, dass es die Musikwissenschaft immer wieder gestört hat, dass es für Tenor und Sopran sozusagen ein Happyend gibt, obwohl sich beide eigentlich schuldig gemacht haben.

    Das Libretto gilt nicht als seriös, eine Gesamtaufnahme ist mir leider auch nicht bekannt.


    Vom Aufbau her folgt die Operette in etwa dem Handlungsschema, das sich auch in "Land des Lächelns" und vor allem in "Der Zarewitsch" findet: zwei junge Leute verlieben sich ineinander, die junge Frau verzichtet auf den Geliebten, um seiner Berufung nicht im Weg zu sein.


    Johann Wolfgang (von) Goethe und Friederike Brion haben tatsächlich gelebt und sie zählt (zumindest in der Literaturgeschichte) zu jenen Frauen, die sein Schaffen beeinflusst haben.


    Für die Operette wurden einigen Gedichte von Goethe verwendet (oder "verkitscht", wie es in der Kritik gewöhnlich heißt).
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    PS: Ich sehe gerade, dass sich mein Beitrag, mit dem von Rideamus überschnitten hat und eigentlich überflüssig ist. =)

    Hi Stabia!


    Zitat

    Original von Stabia
    Hurra, gehe mit Familie Mitte August in die Zauberflöte.


    Muß doch unbedingt in dieses Haus als Beethoven-Fan, zumal es in Wien mit den Gedenkstätten wirklich mager ist.
    Das Pasqualati-Haus so leer, so emotionslos. Könnte man da nicht wenigstens Überreste, die man aus dem Schwarzspanierhaus vor dem Abriß sichergestelklt hat, und die im Fundus liegen, ausstellen.
    Wien hat Beethoven nicht wirklich aufgenommen, das sieht eine Wahl-Bonnerin einfach so !!! Welches Glück, daß beizeiten hier Leute das Geburtshaus gerettet haben.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:


    Wenn Du einmal länger in Wien bist, könntest du einen Ausflug nach den Baden machen, von Wien aus problemlos mit dem Zug (Südbahn), Bus oder der Badner Bahn (eine Straßenbahnlinie dorthin, allerdings eher für Genießer/innen) erreichbar. Dort gibt es einiges zu besichtigen und darunter ist ein sehr hübsches Beethovenhaus.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Die Inszenierung kenne ich nicht. Persönlich habe ich selbst immer den Eindruck gehabt, dass der Schauplatz (Amerika, Schweden oder sonst wo) gar nicht entscheidend ist, und die politischen Aspekte eher Nebensache. Riccardo ist zufällig ein Politiker in Herrscherposition. (Ebenso könnte er aber auch Firmenboss, Gesellschafter oder Generaldirektor sein, der da einige neidische Konkurrenten hat, die ihn los werden wollen.)


    Was ich interessant gefunden habe, ist, dass die beiden Verschwörer selbst für Opernverhältnisse erstaunlich ineffektiv sind. Das fällt umso mehr auf, als das Opfer ihnen bei ihren dunklen Plänen noch entgegen kommt.


    Im ersten Akt erfährt Riccardo durch Renato von der Verschwörung. Er will nichts Näheres darüber wissen und, was noch entscheidender ist, er zieht aus dieser Warnung nicht irgendwelche vernünftigen Konsequenzen. Sich verkleidet unter das Volk zu mischen, um eine Wahrsagerin, bei der jeder ein und aus gehen kann, aufzusuchen, nachts zum Galgenhügel zu eilen - das ist einfach leichtsinnig und mit Blick darauf, dass er im ersten Akt doch gewarnt wurde, dass er ermordet werden soll, schlichthin mehr als leichtsinnig. (Am Schluss will Riccardo eigentlich gar nicht den Maskenball besuchen, erst als er eine Warnung bekommt, dass er dort ermordet werden soll, entscheidet er sich dafür, doch dorthin zu gehen.) Riccardo ist eigentlich so gesehen ein Mordopfer, das es seinen Mördern nicht gerade schwer macht.


    Warum also klappt es mit dem Mord nicht, wenn man davon absieht, dass es gilt eine mehraktige Opernhandlung nicht einen oder zwei Akte zu früh zu beenden?


    Offensichtlich hat das Opfer Glück und/oder Renato, der Vertraute Riccardos, die Situation einigermassen unter Kontrolle. Daraufhin deutet zumindest hin, dass der Mordanschlag erst erfolgreich ist, als Renato mit den Verschwörern gemeinsame Sache macht.


    Was das Handeln betrifft und mögliche politische Gründe für Renato - ich bin, das gebe ich offen zu, keine Musikanalytikerin, wenn es um Noten und Tonleitern und Ähnliches geht, aber ich habe bei Renatos erster Arie nie den Eindruck gehabt, dass sie nicht aufrichtig gemeint ist. (Kennt vielleicht hier jemand eine Interpretation, wo dies doch der Fall ist?)


    Das ist zwar konventionell, aber mit Blick auf Musik und Libretto finde ich, dass Renatos Motivation in erster Linie in Riccardos (vermeintlichen?) Vertrauensbruch liegt. Er war bereit für Riccardo alles zu tun und hat an diesen geglaubt und ihm voll vertraut. Dann hat er allen Grund zu glauben, dass ihn Riccardo mit seiner Frau betrogen, also hintergegangen hat. Schlimm genug, dass das auch noch publik wird. Aber das Entscheidende ist doch, dass er allem Anschein nach hintergegangen wurde und das von jemandem, dem er vertraut hat und für dessen Sicherheit er alles getan hätte. Ich habe durchaus den Eindruck, dass es zum selben Ergebnis geführt hätte, wenn Riccardo statt heimlich Amelia zu treffen sich irgendeine andere angebliche Unaufrichtigkeit gegenüber Renato geleistet hätte.


    Auffällig ist schon, dass Renato zwar Amelia in seine Racheaktivitäten verwickelt (sie muss selbst den Namen dessen ziehen, der Riccardo töten wird), aber sich letztlich dazu entscheidet, sie zu schonen. Eindeutig ist für ihn nicht sie, sondern Riccardo der Schuldige.


    Interessanter als die Politik finde ich da die die Beziehung von Renato und Amelia. Sie sind verheiratet, offensichtlich schon seit einigen Jahren, denn da gibt es den kleinen Sohn. Ist es nicht auffallend, dass er seine Frau am Galgenhügel nicht erkennt, weil sie einen Schleier trägt? Warum singt er zum Beispiel nicht einmal, dass ihn die verschleierte Dame an seine Frau erinnert oder bekannt zu sein scheint?


    Weil ihm Riccardos Sicherheit so wichtig ist, dass er nicht einmal Zeit hat, sich die Dame näher anzusehen? Und gibt es bis zur Galgenszene eine Stelle, wo er einmal an seine Frau Amelia denkt?
    Wie wäre es mit Amelia und Renato als Eheleute, die sich längst auseinander gelebt haben - ist das etwa einer der Gründe, warum Amelia begonnen hat, sich in Riccardo zu verlieben.
    Allerdings habe ich den Eindruck, dass es heute eben modern ist, alles mehr oder weniger in Inszenierungen "politisch" zu motivieren.


    Gegen politisches Machtkalkül von Seiten Renatos spricht eigentlich auch, dass er den Mord selbst ausführen will und dass er das in der Öffentlichkeit macht. Wenn es nur darum geht, Riccardo zu töten, hätte er doch nur den Verschwörern freie Hand lassen müssen. Wenn er die Macht selbst anstreben wollte, wäre es ebenfalls sinnvoller gewesen, jemand anderen die Drecksarbeit machen zu lassen.


    Abschließend, ich habe die Inszenierung nicht gesehen, kann also nicht beurteilen, wie überzeugend, dass Konzept des Regisseurs (umgesetzt) war. Persönlich finde ich, dass "Un ballo in maschera" als Beziehungsdrama mehr hergeben dürfte als politische Story.

    Zitat

    Original von Rideamus
    In der wirren un d nachgerade antimusikalischen Salzburger Inszenierung Philipp Stölzls ( Carnival in Toyland - Stölzls Benvenuto Cellini in Salzburg) dürfte es kaum jemand gemerkt haben, aber zu Beginn des zweiten Aktes von Berlioz' BENVENUTO CELLINI gibt es ein Gebet von unerwarteter Schlichtheit und großer Schönheit. Zwei Soprane (Cellinis geliebte Teresa und sein Gehilfe Ascanio) bitten am Morgen des Aschermittwoch nach dem tödlich geendeten Tumult des vorangegangenen Karnevalsabends die Jungfrau Maria ("Sainte vierge Maria") darum, dass sie ihnen Cellini wohlbehalten zurückgeben möge.


    ...


    :hello: Rideamus


    Zu ergänzen ist dazu, dass es noch zwei weitere Gebete in dieser Oper gibt.


    Die Arie "La gloire était ma seule idole" endet im Schlussteil als Preghiera, auch wenn Cellini sich dabei nicht an Gott, sondern an die Liebe wendet und im Finale wendet sich Cellini, als alles verloren zu sein scheint, ebenfalls an Gott, auch wenn der Komponist hier auf eine große Soloszene verzichtet hat, sondern dem Zeitdruck seines Helden Rechnung zu tragen scheint.


    Seigneur, use de ton pouvoir!
    Dans ta main est le seul remède.
    Si tu ne veux pas que je cède
    Au désespoir,
    Aide-moi donc. pulsque je m'aide.


    Cellini wird übrigens sofort erhört, er weiß nun, wo er das fehlende Metall her bekommt-


    Für mich das interessanteste Gebet in einer Oper überhaupt: kurz und bündig, aber mit Erfolg.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Zitat

    Original von oper337
    ...
    wie die jetzige Inszenierung an der Volksoper ist, weiß ich aber nicht, da ich durch mein Studium, fast nicht mehr in die Oper komme.


    Geschichte ist eben etwas anderes, als Spieloper.


    Die jetzige Inszenierung habe ich vor einigen Jahren gesehen, aber nicht mehr in der Premierenbesetzung. Mir hat sie gefallen, vielleicht kein überragender Opernabend, aber zumindest ein unterhaltsamer.


    Die Kritik war seinerzeit eher gespalten, vermutlich da es sich glücklicherweise um eine Inszenierung handelte, die zwar die Oper ins 19. Jahrhundert verlegt hat (Bürgermeister mit Fahrrad unterwegs , die Chorprobe spielt in einer Fabrikshalle), aber ansonsten auf modische Mätzchen und weiteren Schnickschack verzichtete.


    Hier wurde die Arie des Zaren im 1. Akt nicht weggelassen, offensichtlich sollte damit auch die dunkle Seite dieser Figur beleuchtet werden, allerdings hätte diese Arie auch weggelassen werden können, da Peters dunkle Seite im weiteren Verlauf der Opernhandlung keine Rolle gespielt hat.


    Ich glaube übrigens auch, dass Lortzing mit der Arie des Zaren keine
    Parodie auf Rachearien beabsichtigt hat. Andererseits passt die Arie nicht wirklich in die Opernhandlung
    , es wäre also Aufgabe der Regie, da ein wenig nachzuhelfen. Insofern halte ich die Idee, die Arie als Parodie zu sehen, mit Blick auf die Opernhandlung aus heutiger Sicht für eine plausible Lösung.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Der Großinquisitor ist vielleicht mit seinem Beruf zu "entschuldigen".


    Aber unter Scarpias Berufsausübung fällt doch nicht, dass er Tosca einen Handel anbietet. Wenn sie sich ihm hingibt, dann lässt er Cavaradossi nur zum Schein erschießen, und das alles auch noch mit der Absicht, sich nicht an diese Abmachung zu halten. (Immerhin, dass Tosca ihn umbringen wird und sich auch nicht an die Abmachung hält [um es einmal zynisch auszudrücken], das hat Scarpia sicher nicht vorausgesehen.) Von den Opernfiguren, die ich "kenne", ist Scarpia tatsächlich der schlimmste, aber ich finde die Figur eher widerlich als in all ihrer Negativität imponierend.


    Beim Duca wäre es dagegen möglich, ihn nicht nur als üblen Kerl zu sehen. Es gibt zumindest Ansätze dafür, dass das mit Gilda zwar als Abenteuer beginnt, aber für ihn daraus (ohne die Aktion der Höflinge oder Rigolettos Einmischung) vielleicht doch eine wirkliche Liebesbeziehung wurde. Im Duett mit Gilda klingt er durchaus aufrichtig, wenn er sie umwirbt, mit der Entführung durch die Höflinge hat er zunächst nichts zu tun, sie geschieht auch nicht in seinem Auftrag und nach der Entführung macht er sich zunächst Sorgen um Gilda, die nicht unaufrichtig klingen.


    Warum er nach dem 2. Akt mit Gilda nichts mehr zu tun gehabt hat, bleibt offen. Aber es ist nicht unvorstellbar, dass Rigoletto da ein wenig nachgeholfen hat, damit der Duca Gilda nicht mehr trifft (oder treffen kann). Worauf der Duca annimmt, dass Gilda nichts mehr von ihm wissen will, enttäuscht ist, da es für ihn diesmal wirklich um mehr als ein Abenteuer gegangen ist (das "La donna e mobile" könnte zumindest so gedeutet werden) und sich daraufhin eben ins nächste Abenteuer stürzt. Wozu ihn vielleicht Rigoletto noch ermutigt hat, nicht nur wegen des Mordplans, sondern auch, weil er darin eine Gelegenheit sieht, Gilda endlich von ihrer Liebe zum Herzog zu kurieren.


    Herzliche Grüße
    Waltrada