Beiträge von thdeck

    Das Bild ist sowas von bekannt, dass ich zu faul bin, weiter zu recherchieren. Ich habe es sicherlich schon mal vor Ort gesehen und gebührend gewürdigt. Ich kann also jedem nur empfehlen, hinzufahren. Es lohnt sich. Wo immer das war. Belgien?


    Falls ich mich verrant habe und das Werk noch nicht live gesehen habe, muss ich irgendwie Buße tun. Aber warten wir erst mal ab...

    Das wird aber nicht reichen, sonst könnte ja jeder Strafgefangene auf "Schadensersatz" klagen. Die Frage ist, ob sie sich etwas zuschulden kommen hat lassen, nach amerikanischem Recht. Nach deutschem Recht wäre der Rausschmiss wahrscheinlich gerechtfertigt. Wenn du dich hier als Hitler-Fan outest, fliegst du raus. In den USA fällt das aber unter "freie Meinungsäußerung". Andererseits wurden meines Wissens in den USA durchaus schon Verträge gekündigt (also gebrochen), weil der Angestellte des Kindesmissbrauchs bezichtigt wurde. Und zwar vor dem Urteilsspruch. Die Frage ist, ob man der Netrebko Förderung von Krieg und Massenmord vorwerfen kann. Falls ja, muss sie "Erniedrigung, Beschämung und Stress" hinnehmen. Ihr potenzieller Freund lässt jeden Tag Zig Menschen ermorden, größtenteils Zivilisten. Ein Ende ist nicht absehbar.

    Dazu habe ich eine Frage.


    Ich dachte immer, Ganymed sei von Zeus entführt worden, von einer Vergewaltigung ist mir nichts bekannt. Der von hart angegebene Titel "The Rape of Ganymede" ist daher wohl falsch. Außerdem sehe ich keinen Grund, warum Naldini die englische Sprache gewählt haben sollte. Michelangelos Zeichnung, die als Vorlage für Naldini diente, heißt "Il ratto di Ganimede", also die Entführung (oder Raub) des Ganymed.


    Ist das eine Übersetzung durch KI? Es geht doch nichts über das gute alte menschliche Gehirn.

    "rape" kann auch einfach "Entführung" heißen, insbesondere in der historischen Verwendung. Siehe auch Wikipedia:


    The term rape originates from the Latin rapere (supine stem raptum), "to snatch, to grab, to carry off".[13][14] In Roman law, the carrying off of a woman by force, with or without intercourse, constituted "raptus".[14] In Medieval English law the same term could refer to either kidnapping or rape in the modern sense of "sexual violation".[13][15] The original meaning of "carry off by force" is still found in some phrases, such as "rape and pillage", or in titles, such as the stories of the Rape of the Sabine Women and The Rape of Europa or the poem The Rape of the Lock, which is about the theft of a lock of hair.

    Das habe ich bereits getan, Du Keks. ^^ 2000 € pro Karte. Die Differenz zum aktuellen Preis kannst Du bei Bedarf selbst ausrechnen. ^^

    Premieren haben übrigens ihren eigenen Reiz. Euer Vorschlag läuft darauf hinaus, dass Premieren den Bonzen vorbehalten sind. Aber die Zeiten des Feudalismus sind vorbei. Das scheint sich nur noch nicht überall herumgesprochen zu haben.


    Es ist eine Gratwanderung, das erklärt der Hoeneß hier recht anschaulich:


    Bei Hoeneß wird das "normale Volk" eben gerade nicht von den interessanten Spielen ausgeschlossen. Hoeneß ist nämlich kein Feudalist.


    Ja, man muss Bayreuth subventionieren. Aber man muss es auch zu einem Ort machen, an dem die größten Künstler der Welt gerne arbeiten, ohne das Maximum an Gage zu fordern. Das gilt insbesondere auch für die Regisseure. Dort sollte man deutlich kompromissloser sein als bei den Sängern. Wenn ein Startenor überzogene Gagen fordert, kann man ihn durch einen halbwegs vergleichbaren Sänger ersetzen. Aber bei den Regisseuren darf man keine Kompromisse machen. Das Publikum kann die letzten 10% bis zur absoluten Perfektion bei den Sängern eh nicht erfassen. Aber eine gescheiterte Regie erkennt ein interessierter Laie durchaus. Und man zahlt keine 100 Euro, um irgendwelche Experimente zu verfolgen. Das tut man in der Edelgastronomie auch nicht. Wer 100 Euro aufwärts für ein Menü verlangt, darf keine Experimentalküche bieten. Ja, der experimentiert durchaus. Aber ohne Publikum. Erst wenn das Menü den erforderlichen Perfektionsgrad erreicht hat, stellt man es dem Publikum vor. Dann schmerzen 100 oder gar 200 Euro immer noch. Aber man sagt sich: Qualität kostet. Man versteht, warum das so teuer ist. In Bayreuth versteht man es bisweilen eher nicht.

    Ich nehme an, daß die ganzen Leute gemeint sind, die zur Eröffnungspremiere kommen um als kulturell beflissen in die Tagesschau zu kommen. Söder, Gottschalk Merkel und Co.

    Jo, so war das gemeint. Angesichts der gesellschaftlichen und medialen Bedeutung dieser Premiere wüsste ich nicht, warum die Karten für diese spezielle Vorstellung nicht deutlich teurer sein sollten als die Karten für die anderen Vorstellungen.

    Nicht schwurbeln. Wollt ihr erhöhte Preise für Premieren? Die gibt's schon. Wollt ihr noch höhere Aufschläge? Dann bitte explizit die Höhe des gewünschten Aufschlags nennen.


    Nicht schwurbeln.


    Weiter im Text:

    Wer genau geht zur Premiere, um als "kulturell beflissen in die Tagesschau zu kommen"? Wie wollt ihr das ermitteln?


    Ihr schwurbelt. Und ihr wisst das. Ihr versucht, den Söder in der Disziplin "Populismus" zu übertreffen. Aber das schafft ihr nicht. Söder ist da unübertreffbar.

    Als ersten (wenn auch eher symbolischen) Schritt könnte man doch eigentlich mal der ganzen Prominenz, die zur Eröffnungs-Premiere anrauscht, 2000 € pro Karte abknöpfen

    Also 2000 Euro wären mir dann doch zu viel. Oder bin ich in deinen Augen keine Prominenz? Aber wenn nicht ich, wer dann? Was sind deine Kriterien?

    Das stille, freie Gebet des Einzelnen ist allerdings Kernbestandteil des gelebten Glaubens.

    Hat Jesus übrigens so ähnlich gesagt.


    Ich, als Nicht-Christ, interpretiere das Gebet als "Kommunikation mit Gott". Du betest also nicht, um irgendwelche Fleißpunkte zu bekommen. Sondern um mit deinem Gott zu kommunizieren. Der hat nämlich ziemlich viel Ahnung.


    Atheistisch ausgedrückt: Man sollte sein Leben regelmäßig auf den Prüfstand stellen, also von neutraler Seite (hier: Gott) begutachten lassen. Diese "neutrale Seite" ist jederzeit ansprechbar und hilft dir auch, Dinge zu verarbeiten, die sich in der real existierenden Welt leider nicht verhindern lassen (Krankheit, Tod, etc.). Andere Religionen nennen das "Meditation". Atheisten nennen das "Nachdenken", "Insichgehen". Falls es Gott gibt, wird er diese genauso unterstützen. Der ist da vöiig schmerzfrei.


    Aber: Die Konsequenzen nach dem vielen Beten oder Nachdenken muss der Mensch dann schon selber ziehen. Für das Handeln ist der Mensch zuständig. Und da haben unsere Ritter beim "Parsifal" leider nur mäßige Erfolge erzielt...

    Du hast noch einen Punkt vergessen:


    3. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.


    Allerdings war zu Wagners Zeiten das Christentum längst "Staatsreligion", und der durchschnittliche Christ war auch nicht netter zu seinen Mitmenschen als ein Nichtchrist. Und es gab die flächendeckende Einstellung: Möglichst viel Beten und in die Kirche gehen. Was die Welt logischerweise nicht besser gemacht hat.


    Es war also durchaus naheliegend, der Idee "Erlösung durch Mitleid" die Verkrustung des real existierenden Christentums gegenüberzustellen. Und da brauchst du nun mal alte Männer. Die dürfen sogar "keusch" sein. Das Christentum sollte ja nicht als "dekadent" verunglimpft werden, sondern nur als ungeeignet, die Welt zu erlösen. Nach fast 2000 Jahren vergeblichen Bemühens recht nachvollziehbar...

    Das eben das im Parsifal verhandelt wird ist völlig unstreitig, die Frage ist nur, auf welches Tableau das gespannt wird.

    "Mitleid", da sind wir uns einig. Der Künstler (Wagner) legt also das Grundthema fest und sucht dann nach einer adäquanten Umsetzung. Und da sind halt christliche Elemente nicht ganz abwegig. Zentral beim Christentum (jedenfalls dem usprünglichen) ist: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Das ist schon ziemlich nah am Thema "Mitleid". Aber im 19. Jahrhundert war schon längst klar, dass diverse real existierende Rituale des Christentums in eine Sackgasse führen. Durch vieles Beten wird die Welt nicht besser. Aber die Sehnsucht nach "Erlösung" bleibt.


    Fazit:

    Es ist durchaus naheliegend, die Grundthematik (Mitleid) anhand christlicher Motive abzuarbeiten. Daher dann auch die "Männerbünde". Aber die Frauen kommen ja nicht zu kurz, bei weitem nicht. Sie werden nur anders dargestellt. Komplexer, um es genau zu sagen. Kundry ist eine der größten Frauenrollen in der Operngeschichte. In einer Reihe mit Brünhilde und Elektra. Aber komplexer als beiden zusammen.

    Ein reiner Männerverein, der überdies mit Blick auf Kundry doppelt frauenverachtend ist, wem will man das heute vermitteln?

    Jetzt wird mir echt schlecht. Beim Parsifal geht's doch nicht um Mann vs. Frau. Es geht um Mitleid, und dann um Erlösung durch Mitleid.


    Männer und Frauen bekommen da gleichermaßen ihr Fett weg. Die Männer wollen die Welt retten, aber am Ende geht es ihnen nur um Ruhm. Sie wollen "Helden" sein, sind aber doch nur eitel. Sie meinen, durch viel Beterei kommt man dem Ziel näher. Aber sobald sie einen Frauenrock sehen, denken sie nur noch an das eine. Da vergessen sie alle "Heldentaten". Klingsor hat das durchschaut. Er tickt ja am Ende auch nicht anders.


    Kundry hat einen bösen Fehler gemacht: Kein Mitleid gezeigt. Das will sie durch blinden Aktionismus wieder gutmachen. Bringt aber nix. Du kannst das nicht mehr wieder gutmachen. Du kannst nur hoffen, dass dir jemand verzeiht. Und dir vornehmen, diesen Fehler (kein Mitleid zu haben) nicht mehr zu machen.


    Parsifal ist der einzige, der das verstanden hat (wofür er Jahrzehnte brauchte). Daher ist er der einizige, der diese Fehlgeleiteten (beiderlei Geschlechts) erlösen kann.


    Die Parallelen zum Christentum sind eher zufällig. Da geht es zwar auch um Mitleid. Aber auch um Frömmigkeit. Also möglichst viel beten. Dadurch wird aber keiner erlöst. Eigentlich kann man das Werk auch als Kritik am real existierenden Christentum interpretieren.


    Frauenverachtend???


    Kundry ist die zentrale Figur, also Rolle sogar wichtiger als Parsifal. Normalerweise bekommen Männer solche Rollen. Der tragische Held. Frauen sind nur dazu da, sein Schicksal zu lindern oder ihn gar zu "erlösen". Also Beiwerk. Beim "Parsifal" ist es umgekehrt, da steht eine Frau im Mittelpunkt. Ja, sie macht nicht immer "bella figura". Aber das kann nur jemand kritisieren, der Frauen generell darauf reduziert, schön, elegant und "würdevoll" zu sein.



    Man kann sich fragen, wie Wagner zu dieser späten Einsicht kam. In früheren Opern ging es ja um Heldentum, Selbstverwirklichung.

    Wagner hatte offensichtlich dazugelernt. Er war inzwischen fast 70...

    Von Haydn kenne ich vieles aus der Zeit von 1750-1780, also der Zeit nach Bach. Und Bach ist nach Haydn sogar mein zweithäufigster Komponist (zusammen mit Mozart). Jetzt frage ich mich, mit welchen Werken ich die Zeit "zwischen Bach und Haydn" genauer untersuchen kann. Sind da die Bach-Söhne geeignet? Wenn ja, welche und mit welchen Werken?


    Es geht mir nicht darum, diese Zeit irgendwie "komplett" zu erfassen. Sondern: Welches sind die repräsentativsten Werke. Insbesondere als Bindeglied zwischen Barock und dem frühen bis mittleren Haydn. Muss man sich da an die Bach-Söhne halten? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?


    Bei der Oper ist es klar: Gluck.


    Unklar: Klaviermusik, Streichquartett, Sinfonie, Solokonzert


    Ok, die "Mannheimer Schule". Aber von denen scheint kein Werk so wichtig zu sein, dass es einen eigenen Wikipedia-Artikel hat.


    Bzgl. Klavier wäre CPE Bach denkbar. Mit welchen Werken?


    Streichquartett: Boccherini? Oder sind von ihm andere Kammermusikwerke wichtiger?

    Deine Auflistung wird wohl keiner übertreffen. Es sei denn, es findet jemand ein paar Fehler oder bringt ein paar wesentliche Ergänzungen.


    Aber was will uns der Künstler jetzt sagen?


    Ich behaupte, er übertreibt maßlos. Und vor allem übeträgt er seine Sozialisation und die daraus entstandenen Sehgewohnheiten auf den Rest der (italienischen) Welt. Es darf natürlich Italien-zentriert sein, da er sich an ein italienisches Publikum wendet. Aber mir erscheint es vor allem Remo-Remotti-zentriert.


    Andere Meinungen?

    Also gut, aber es wird jetzt etwas arbeitsintensiver. Vielleicht auch spannender. Mal sehen. Neulich besorgte ich mir diese CD:

    Primary


    Das ist mehr so eine Art Hassliebe. Ich bin zwar Italien-Fan durch und durch. Und "Tribù Italiche" ist der Versuch, jede der 20 Regionen mittels "echter" traditioneller Musik abzubilden. Aber die CDs sind echt anstrengend. Und doch habe ich sie inzwischen fast alle. Die hier abgebildete hat das Thema "Lazio", also die Hauptstadtregion. Da fand ich diesen Song:


    Remo Remotti: Noi non riusciamo più a vedere


    Meine erste Notiz, die so immer noch in meiner Begleit-Word-Datei steht, lautete, Zitat:

    "Klugscheißer, der alle möglichen Kunstwerke aufzählt"


    Eure (und meine) Aufgabe ist es nun:


    (1) alle diese Kunstwerke aufzulisten

    (2) eine Deutung des Liedes zu geben


    Letzteres darf auch gerne ein Verriss sein. Dann aber bitte begründet. Wobei ich nach wie vor davon ausgehe, dass sich der Künstler bei seiner Aufzählung etwas gedacht hat. Auf YouToube wird er durchaus gelobt.


    Hier das Lied:


    Und hier der Text, falls jemand nicht so gut Italienisch kann:

    https://micheblog.wordpress.co…n-riusciamo-piu-a-vedere/


    So kann man es übersetzen:

    https://translate.google.com

    https://www.deepl.com/translator


    Oder direkt übersetzt:

    https://micheblog-wordpress-co…x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp



    Viel Spaß!

    Es hat sich wohl nicht um eine fristlose Kündigung gehandelt, sondern um eine Vertragsauflösung in beiderseitigem Einvernehmen. Es kann spekuliert werden, ob da ein "golden handshake" mit ihm Spiel war - zur finanziellen Seite hat man wohl nichts bekanntgegeben.

    "In beiderseitigem Einvernehmen" geht nur mit Abfindung.


    Es sei denn, einer der beiden ist vom Schwachsinn befallen. Wovon ich erst mal nicht ausgehe.

    Der Kandidat heißt William Callow (1812-1908). Hat offensichtlich gesund gelebt. Und ist herumgereist: "Callow machte ausgedehnte Reisen über die Niederlande, Belgien, eine Rheinreise und danach durch die Schweiz nach Italien." (Wikipedia) Die deutsche und die schwedische Wikipedia nennen auch ein paar Bilder, die aus diesen Reisen entstanden sind. Das hier gefragte ist zwar nicht dabei, aber man findet es auch so:


    Mainz (1895)

    https://www.kunstkopie.de/kunst/william_callow/mainz.jpg


    Angeblich im Besitz von Christie's, London. Also einfach hinfahren, Kreditkarte zücken, und das Werk anschließend im Wohnzimmer aufhängen.


    PS: Peter Cornelius (1824-1874): geboren und gestorben in Mainz. Ich bin demnächst aber in Wiesbaden...

    Eigenzitat: "Aber Künstler sind definitiv nicht dazu da, den Willen des Komponisten auszuführen. Das wäre die Aufgabe von Musikwissenschaftlern."


    Damit meine ich: Musikwissenschaftler können eine historisch "korrekte" Aufführung beschreiben. Der Idealvorstellung des Komponisten entsprechend.


    Die Umsetzung kann dann aber keine Kunst mehr sein, das ist reines Handwerk. Das wird dann ein Mal gespielt, auf einen Datenträger überspielt, und dann war's das. Irgendwann übernimmt das ein passend programmierter Computer, neudeutsch "künstliche Intelligenz" genannt.


    Mit Kunst hat das aber nichts zu tun. Das ist Wissenschaft, mit handwerklicher bzw. (in Zukunft) Software-Unterstützung. Natürlich hochinteressant. Aber halt nur so lange, wie man auf der Suche nach dem Endergebnis ist. Sobald man dieses hat, kann man es irgendwo abspeichern und sich mit neuen Dingen beschäftigen.

    Hinweis: Im Parsifal gibt es keinen Antisemitismus.


    Falls zufälligerweise neue "Belege" aufgetaucht sind, bitte nennen. Und zwar so, dass man sie nachlesen kann.



    Davon abgesehen, ist es natürlich sinnvoll, sich mit dem Willen des Komponisten zu beschäftigen. Aber Künstler sind definitiv nicht dazu da, den Willen des Komponisten auszuführen. Das wäre die Aufgabe von Musikwissenschaftlern.


    Künstler sind dazu da, Kunst zu machen, also etwas Neues zu kreieren. Wissenschaftler sind dazu da, Dinge zu analysieren.


    Zum Thema HIP und Barock:

    Hier betätigen sich Musiker (also Künstler) als Wissenschaftler, und das ist immer problematisch. Kunst ist subjektiv, Wissenschaft ist objektiv. Das lässt sich nur schwer unter einen Hut bringen.

    Die hier erwähnten Musiker (also Künstler) sind immer bestrebt, etwas Neues, und vor allem auch Interessantes zu machen. Das bleibt auch so, wenn sie sich wissenschaftlich betätigen. In der Wissenschaft ist es aber so, dass bei der Untersuchung herauskommen kann, dass man nichts Neues findet. Oder man findet etwas Neues, aber es ist langweilig, oder banal, oder irrelevant. Es war dann wissenschaftlich interessant, aber in der Praxis nutzlos. Für einen Künstler ist so etwas natürlich inakzeptabel...

    Als Mathematiker und Ingenieur sehe ich das rationaler. Wobei ich das natürlich(!) auch schon getestet habe. Rational heißt: Auch potenziell "irrationalen" Thesen nachgehen. In meinem Fall erschien es aber rational: "Passende" Bach-Kantaten nach dem Tod meines Vaters. Funktionierte nicht.


    Mir ist mittlerweile klar:


    - Für akute Probleme hilft eine "geeignete" Methode der Verarbeitung. Wobei man leider keine allgemeingültige Tipps geben kann. Das hängt vom konkreten Ereignis ab (Trennung, Tod, Vergewaltigung, etc.) und von der Psyche der jeweiligen Person. Musik kann helfen, muss aber nicht. In meinem Fall (s.o.) war es eine Woche Urlaub mit meiner Mutter.


    - Bei grundlegenden Problemen, also solchen, bei denen man keine konkrete Ursache ausmachen kann, gibt es auch nichts, was man "verarbeiten" kann. Da lautet die Lösung: Beschäftigung mit einem Thema, das einen anregt und ausfüllt. Das ist leider leichter gesagt als getan. Aber es ist der Grund, weil Musik manchmal helfen kann. Du lernst einen neuen Komponisten kennen, und du bist monatelang begeistert und damit beschäftigt. Nicht nur während des Hörens, sondern auch vorher und nachher. Sogar im Bett vor dem Einschlafen. Also auch zu den Zeiten, zu denen du vorher "depressive" Gedanken hattest.


    Das funktioniert im Prinzip mit jeder anderen Sache genauso: Neue Partnerschaft, neuer Arbeitsplatz, neue Stadt, neue Urlaubsregion, neue Sportart.

    Aber auch hier gibt es kein Patentrezept. Erstens ist die Wirkung bei jeder Person anders. Zweitens besteht das Dilemma, dass die Person in der Regel gerade nicht die Kraft hat, etwas Neues anzufangen.


    Übrigens ist das ein grundlegendes Problem der Menschheit, von Anfang an. Adam und Eva haben sich im Paradies gelangweilt. Ihnen fehlte der Sinn. "Draußen" fanden sie ihn dann. Der Mensch braucht Herausforderungen bzw. Aufgaben. Egal ob körperlicher oder geistiger Art. Genau das haben die Autoren der Schöpfungsgeschichte erkannt. Es ist also egal, ob man die Schöpfungsgeschichte glaubt oder nicht. Die Aussage bleibt gleich: Der Mensch braucht eine Aufgabe.

    Ich bin kein Experte im Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters, aber eine relevante Oper des 21. Jahrhunderts kenne ich: Aribert Reimanns "Medea", uraufgeführt 2010 in Wien. Ich habe das Werk vor einigen Jahren in Essen gesehen.

    Interessant. Das Werk hat einen Wikipedia-Artikel, und es gibt Aufnahmen davon.


    Mir fällt gerade ein weiteres Kriterium ein. Einer der umfangreichsten Opernführer ist Avant Scène Opéra:

    https://www.asopera.fr/fr/17-operas-publies


    Die haben satte 237 Bände. Reimann ist sogar dabei, aber nur mit seiner Oper "Lear" (1978).


    Es gibt aber auch einen Band mit dieser Oper:

    Thomas Adès: The Tempest (2004)

    https://www.asopera.fr/fr/oper…ies/2268-the-tempest.html


    Des weiteren:

    George Benjamin: Written on Skin (2012)

    https://www.asopera.fr/fr/oper…/163-written-on-skin.html



    Kennt jemand diese Opern?

    Meine eigene CD-Sammlung hört beim Thema "Musiktheater" im Jahr 1997 auf: "The Lion King"


    Das muss nichts heißen. Gehen wir meine London-Besuche durch. Da gibt es tatsächlich ein paar Treffer:

    We Will Rock You (2002)

    Jersey Boys (2005)

    Legally Blonde (2007)

    Billy Elliot (2005)

    Matilda (2010)

    The Book of Mormon (2011)


    Das war alles ziemlich gut, teilweise sehr gut (aufgrund der Performance der Darsteller). Aber ich befürchte, keines der genannten Werke wird man in 100 Jahren noch spielen.


    Relevante Opern aus den letzten 22 Jahren kenne ich nicht.


    Bzgl. Musical wird "Hamilton" (2015) sehr gelobt. Steht beim nächsten London-Besuch auf der Liste. Hat wenigstens dieses das Zeug, sich längere Zeit auf dem Spielplan zu halten? Gibt es weitere Vorschläge?

    Das Problem fängt schon an mit der Wahl des passenden Unterforums:

    Oper: nicht zwangsläufig

    Musical: nicht zwangsläufig

    Zeitgenössische Musik: führt in die Irre


    Worum geht es: Das aktuelle Jahrhundert hat schon mehr als 2 Jahrzehnte hinter sich. Und ich frage mich:


    Welche bedeutende Werke bzgl. Musiktheater (Oper, Operette, Musical) sind in der Zeit entstanden?


    Die Frage wäre einfach zu beantworten, wenn wir 1800-1822 oder 1900-1922 nehmen würden. Aber 2000-2022: Hat jemand Vorschläge?

    Das wäre schön, aber es steht zu befürchten, dass diese dutzende Male wiederholte Ankündigung auch diesmal nicht eingehalten wird.

    Natürlich nicht. Sein Problem: Er gehört auch zu den Alten. Pensionär mit zu viel Zeit. Warum führt er nicht einfach seinen Hund spazieren? Hat er keinen? Das ist schlecht.


    Ich bin übrigens für Rente ab 70. Das würde so manche Problematik entschärfen...

    Ob es in 50 Jahren weltweit irgendwo noch eine laufende Inszenierung von Zeffirelli gibt oder ob noch irgendetwas von einem Bieito läuft (sofern man den dann noch kennt). Ich tippe auf ersteres.

    Davon ist auszugehen. Ich sag's ja die ganze Zeit: Für "werktreue" Inszenierungen braucht man keine Künstler. Da nimmt man einen begabten Handwerker, und wenn der einmal eine gelungene Inszenierung gemacht hat, ist es völlig sinnlos, diese nochmal zu ändern.


    Zeffirelli-Inszenierungen wird es also in 50 Jahren noch geben. Aber 99,9% der Inszenierungen werden neu sein. Wie genau sie sein werden, weiß keiner. Aber sicher ist: Euer 50er-/60er-Jahre-Stil wird es nicht sein.


    Insofern machst du alles richtig: Du hast weder in deiner Blütezeit noch jetzt irgendetwas unternommen, um das RT abzuschaffen. Nach dessen Abschaffung wird nämlich etwas kommen, was dir genauso wenig gefällt. Es wird eigentlich alles immer nur noch schlimmer.


    Übrigens, was ihr nicht wissen könnt:

    Ich treffe mich regelmäßig mit Joseph Haydn (der hält uns alle für bekloppt), und gelegentlich auch mit Gott (wenn er mal Zeit hat). Einmal fragte ich ihn, warum er unsere durchschnittliche Lebenszeit auf 80 Jahre festgelegt hat. 1000 Jahre wären ja auch möglich gewesen. Oder 10000. Oder wenigstens 200.

    Seine Antwort:

    "Da würdet ihr euch noch mehr über die uneinsichtige Jugend aufregen. 80 Jahre sind eigentlich schon 30 zu viel. Also bring mich mal nicht auf falsche Gedanken."


    Das hab ich mir dann doch zu Herzen genommen...

    Nicht jeder Ü50 ist pessimistisch und depressiv wie thdeck. Man sollte nicht von sich selbst auf andere schließen. Die wahre Macht liegt bei genau dieser hier abgeschriebenen Generation Ü50 (schon bei allen Wahlen). Von daher werden diese vermeintlich irrelevanten Alten das Ende des RTs einleiten, sollte es kommen. Und überhaupt: Kürzlich erreichte eine französische Dame das stolze Alter von 118, eine andere kam gar auf 122. Das Leben ist nicht vorbei mit 60, 70 oder 80.

    Also wenn du Libretti genauso sorgfältig liest wie meinen Beitrag, auf den du dich hier beziehst, werden deine Aussichten, das RT abzuschaffen, noch geringer, als sie eh schon sind.


    Erstens bin ich weder pessimistisch noch depressiv. Wer pessimistisch ist aufgrund von Dingen, die schon immer bekannt waren, dem ist eh nicht mehr zu helfen.


    Das Problem liegt bei euch: Ihr seid nicht in der Lage, sich mit den Folgen der Naturgesetze abzufinden.


    Übrigens sage ich nicht, dass die "Jüngeren" nicht in die Oper gehen. Ich sage nur, dass sie das RT nicht abschaffen werden. Sie könnten es, aber sie tun es nicht. Ihr dagegen wollt es, aber könnt es nicht. Ihr könnt es nicht mehr, weil ihr zu alt dazu seid.


    Es hilft jetzt nicht, mich für diese Aussage zu kritisieren. Dadurch wird das RT nicht abgeschafft. Ihr müsst es abschaffen. Dadurch wird es abgeschafft. Indem ihr es abschafft. Also: Ran an die Arbeit!

    Ich bin jetzt Mitte 70 und entdecke immer noch Neues: Calixto Bieito, Olivier Py habe ich erst vor wenigen Jahren kennen und schätzen gelernt und Christof Loys Inszenierungen gefallen mir (meistens) seit 30 Jahren.

    Du entdeckst Neues. Aber erschaffst nichts Neues.


    Du bist durchaus in der Lage, in deinem Beruf produktiv weiter zu arbeiten. Das, was du schon kannst, weiter zu verbessern. Aber du wirst nichts mehr grundlegend Neues entwickeln.


    Aber ich sehe schon: Wir haben hier ein psychologisches Problem. Und es lässt sich nur psychologisch lösen.


    Wobei, ihr habt möglicherweise recht:

    Für manche Leute ist es zwar besser, sich mit dem Unabänderlichen abzufinden.

    Aber andere (auch jüngere) fühlen sich besser, wenn sie protestieren können, egal wie gering die Erfolgsaussichten auch sind. Interessanterweise handelt es sich bei letzterem meistens um junge Linke. In unserem Fall sind es dagegen eher ältere Konservative...