Beiträge von Matthias Oberg

    Es verklingen gerade die letzten Takte von dieser:


    Marc-Antoine Charpentier: Airs sur Les stances du Cid; Les Plaisirs
    de Versailles; Pastoraletta; mit: Daneman, Petitbon, Zanetti, Agnew, Dugardin, Les Arts Florissants, Christie



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Inzwischen bin ich von der Begeisterung für französische Barockmusik richtig infiziert worden.


    :hello: Matthias

    Heute abend gehört: Ari Hoenig (dr) mit Jean Michel Pilc (p) und Johannes Weidenmüller (b), ein packendes Pianotrio, zu dem sich auf je einem Stück noch Will Vinson (altsax) und Jacques Schwarz-Bart (Tenorsax) gesellen.



    :jubel: :jubel: :jubel:


    Schön, wie deutlich im letzten Soloschlagzeugstück die Melodie erkennbar ist. Ansonsten spielt das Trio sehr gleichberechtigt.


    Danach mußte diese enorm energiereiche Live-Aufnahme von Jean Michel Pilcs eigenem Trio unbedingt einmal wieder gehört werden. Pilc gehört für mich zu den interessantesten relativ neueren Pianisten.



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    :hello: Matthias

    Auf Christina Pluhars Monteverdi-Aufnahme bin ich auch schon gespannt. Steht bereits auf meinem Merkzettel.


    Jetzt, nach einem anstrengenden Tag, aber eine schöne Auswahl Klaviermusik von Mompou.


    [jpc]8169576 [/jpc]


    Die verhaltene, aber nicht zu langsame Art, wie Stephen Hough das spielt, gefällt mir.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von Michael M.


    Sag Bescheid, wenn du dir eins anschaffst! Dann komm ich mal zum Tröööten vorbei! Das muss Spaß machen...


    Grüße,
    Micha


    Bestimmt! - Wenn meine Raucherlungen da noch ein Trööööt rausbekommen. :pfeif:. Aber ich hatte mal für einige Zeit eine Baßtuba leihen können. Das ging ganz gut.


    Dann brauch ich bloß noch einen mittleren Lottogewinn oder so. Die schnucklige Tröööte ist vermutlich teurer als alle alten, klapprigen Autos und Motorräder, die ich in meinem Leben schon besessen habe, zusammen. Aber dann steht unserer Mööööpp-Session nichts mehr im Wege. Und wenn es Dich sonst mal nach Berlin verschlägt, bist Du auch vorher gerne herzlich eingeladen.


    :hello: Matthias

    Danke, Micha :jubel: Tolles Gerät!


    Zitat

    Original von Michael M.


    Nur was für 'ne Altbauwohnung mit hohen Decken!


    Also bei mir reinpassen würde ja so´n Nebelhorn.....


    (...und die Nachbarn sind schon Schlimmes gewohnt :stumm: )


    -------------------------
    Hallo Barbirolli,

    Zitat

    Barbirolli: Matthias, du täuschst dich, was meine Meinung über die Nutzung synthetischer Drums angeht! Wenn es spannend gemacht ist, bin ich sofort dabei. Ein musikalischer Kopf, der fantastische Rhythmen mittels Pro Tools erzeugt, ist mir allemal lieber, als ein langweiliger Drummer, der seine vier Extremitäten (nicht) nutzt.


    Sorry, dann habe ich von mir voreilig auf andere geschlossen. Also wenn Bässe durch Synthi-Bass oder Computer ersetzt werden und man meine berufeneren Profikollegen wegrationalisieren will.... :angry:


    Ich bin wirklich kein Freund von Synthie und (Drum-) Computer, kann sie gerade mal im Zusammenhang mit anderen Instrumenten in Ausnahmen tolerieren, wenn es insgesamt sehr gut gemacht ist, (es sei denn, Sun Ra :jubel:sitzt an den uralt-billig-anlog Synthies, deren Sound eigentlich ein Verbrechen ist, nur bei ihm klingts durchgeknallt genial.)


    Aber ich habe mal gerade in die Lamb-Schnipsel reingehört. Kannte ich nicht. Mir wirklich zu elektronisch, aber ich muß zugeben, dass insbesondere die Rhythmen verdammt clever gemacht sind. Auch sonst gut und wirklich originell gemacht.


    :hello:Matthias

    Na, was hat der Wulf den da wieder reingeschummelt. :no: :D


    Dabei habe ich gerade die gehört :stumm: :untertauch: :baeh01:



    :jubel: :jubel: :jubel:


    Immerhin, Gitarrist Thurston Moore und Bassistin/Gitarristin/Sängerin Kim Gordon sind immer mehr auch im experimentellen freien Improvisationsfeld unterwegs und spielen dort auch mit Jazzern.


    Und dann gibt es ja noch zwei Cds von Sonic Youth mit dem Saxophonisten Mats Gustafson, der sich sonst in der neueren skandinavischen und internationalen Free Jazz Scene rumtreibt, dort z.B. mit Peter Brötzmann und Ken Vandermark zusammenspielt oder auch in den neuen Gruppen des britischen Bassisten und Komponisten Barry Guy, der sich zwischen moderner Komposition und freier Improvisation bewegt.


    Dann hör ich doch noch in eine der beiden rein: Sonic Youth mit Mats Gustavson



    Was für ein herrlicher, wüster, roher Krach! Ich mag übersteuerte E-Gitarren, die Noise produzieren. Mats Gustavson bläst dazu überwiegend auf dem selten zu hörenden Baßsax, sogar ein Kontrabaßsax (Ich wußte gar nicht, dass es letzteres gibt und frage mich, wie groß das wohl ist?) setzt er ein: Möööööööppp!!


    :hello: Matthias

    Ernst Reijseger gibt relativ häufig Solokonzerte. Barbirollis Empfehlung schließ ich mich gerne an. Sie sind immer wieder ein Erlebnis von größter musikalischer Qualität und äußerst unterhaltsam und humorvoll. Reijseger improvisiert in ihnen in der Regel weitgehend frei quer durch alle Jazzstile, aber auch mit Bezügen zur Barock- und zu neuer und zeitgenössischer Musik und zu vielen traditionellen und Weltmusiken. Da kann es auch schon mal passieren, dass er nach atemberaubenden quasi mehrstimmigen Spiel con arco und mit Barrégriffen anschließend das Cello auf den Schoß nimmt und die groovige "Funkgitarre" gibt. Das klingt bei ihm jedoch alles kein bischen nach ekklektizistischem Nebeneinander und Gewaltcrossover, sondern vielmehr ganz organisch.


    Kein Wunder, das seine Projekte weitgespannt sind, er mit unzähligen Jazzgrößen zusammengespielt hat und seine Diskographie endlos lang ist. Das meiste ist jedoch bei kleinen Labels herausgekommen und leider nur zu einem winzigen Bruchteil noch zu bekommen.


    Seit der Schüler von Anner Bylsma in den 70ern in die Kreise von Misha Mengelberg und Han Bennink geriet, liegt sein Fokus dabei in der Sorte von überwiegend frei improvisiertem Jazz, der die Grundlage der Jazztradition und von kompositorischen Vorgaben nie aufgegeben hat, wenn er auch mit Leuten aus der freien Improvisationsszene ebenfalls viel zusammengespielt hat. In Mengelbergs und Benninks IOC Orchestra hat er viel gespielt und mit beiden zahlreiche weitere geglückte Projeke zum Laufen gebracht.


    Die obere von Barbirollis CD-Empfehlung kenne ich noch gar nicht, aber das Duo mit dem von mir überaus geschätzten italienischen Pianisten Franco D´Andrea gehört für mich zu seinen schönsten Aufnahmen. Mit D´Andrea hatte er übrigens auch früher schon häufiger zusammengespielt und es entstanden auch einige weitere schöne Aufnahmen mit mit den beiden und zumeist weiteren italienischen Musikern.


    Aber zurück zu seinem Solospiel. Hierfür möchte ich zunächst diese empfehen, auf der auch die Herkunft von Anner Bylsma deutlich herauszuhören ist:



    Das Spiel mit u.a. Barockmusikformen zeigt sich hier schon an den Titel. Aber es wird auch hier deutlich, wie weitgespannt seine musikaischen interessen und Vorlieben sind. So könnte das Stück "Cello di Buddha" auch eine Komposition von Scelsi sein, wie er sie etwa für die Bassistin Joel Leandre geschrieben hat. Wohl kein Zufall, dass Reijseger und die französische Grenzgängerin zwischen zeitgenössischer komponierter Musik und freier Improvisation auch häufig zusammengespielt haben.


    Nach und nach werde ich weiteres vorstellen.


    :hello: Matthias

    Hallo Barbirolli,


    ein schöner Artikel! Aber ich bin mit dem Keith Jarrett Trio nie richtig warm geworden. Das liegt nicht an der Konzeption oder ihrem Miteinander, das du sehr zutreffend charakterisierst, schon gar nicht an Peacock oder DeJohnette, die ich beide sehr schätze, sondern an Jarretts Klavierspiel, ohne dass ich es wirklich auf den Punkt bringen könnte, was mir an ihm so gar nicht gefällt: Zu elegant, zu vornehm, ohne auch mal rauher zu werden?
    Sein Trio mit Haden & Motion, seine Impulse-Platten besonders mit Dewey Redman, sein Spiel als Begleiter von Charles Lloyd, von dem auch seine eigenen Impulse-LPs geprägt sind, von Lloyd kam ja z.B. das Indianische, gefallen mir nach wie vor ausgesprochen gut. Auch noch viele Stücke auf den ECM - Quartet-Platten mit Garbarek, Danielsson, Christensen, obwohl auf diesen auch schon immer Stücke waren, die mich nur langweilten.
    Aber dann die ECM Soloplatten, "Köln Concert" usw, fand ich nur unerträglich: Ein konturloses, schmalzig-neoromantisches Dahinplätschern, - Edelkitsch! :kotz:


    Irgendwie hat sich seitdem sein Stil und auch sein Klavierton im Vergleich zu den tollen Impulse-Aufnahmen völlig verändert. Naklar, ich höre schon, dass er das waberig-neoromantische der Solokonzerte bei den Standards Trioeinspielungen glücklicherweise völlig hinter sich läßt, aber es bleibt etwas an seinem Stil und vor allem seinem Klavierton, was mich völlig kalt läßt oder sogar mißfällt. Sein Ton kommt mir jetzt näher an dem seiner Klassik-Aufnahmen vor, die mir auch überhaupt nicht gefallen.


    :hello: Matthias

    Ein herzliches Slainté den Weinfreunden! Eben beim Jazz bin ich schon beim Whisky gewesen, wechsel jetzt nur noch vom Glenlivet zum runderen, volleren Macallan.


    Dafür komme ich auf Hans Werner Henze zurück:



    Lucy Escott variations, Variationen für Klavier op. 13;
    Une petite phrase;Präludien zu "Tristan";Cherubino;
    Toccata mistica;Sonatina 1947;Klaviersonate


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Jan Philip Schulze, Klavier, kannte ich vorher nicht, gefällt mir hier aber sehr gut.


    :hello: Matthias

    Jazz Piano-Trio einmal anders: Nicht als beständig zusammenarbeitende Gruppe, aber immer mal wieder haben sich der sehr durchdacht spielende, "kühle" Pianist Georg Graewe, der unglaublich virtuose und einfallsreiche Cellist Ernst Reijseger und der mit großer Klangfantasie spielende Schlagzeuger Gerry Hemingway zum Trio zusammengetan. Dabei entstand ein vollständig frei improvisierter Kammerjazz, bei dem man an vielen Stellen kaum glauben mag, dass hier nur "spontan komponiert" wurde.



    Mit dieser CD bin ich erst allmälich warm geworden. Wem zum Jazz groovender Swing und Power Play gehört, wird hierdran keine Freude haben. Es klingt eher etwas nach 50er-Jahre-Punktismus. Graewe spielt eher zurückhaltend, aber Reijseger und Hemingway, der hier auch Marimba und Celesta spielt, sind derart einfallsreich, dass ich dann doch in entspannter Mußestunde in die Klangwelt dieses Trios gezogen wurde und auf einmal war doch das äußerst sensible Miteinander der drei hörbar wie in einem kontinuierlich Gespräch unter sehr guten, alten Freunden, die immer noch sehr taktvoll diskret miteinander umgehen, aber auch nur noch sehr wenige Worte, kurze Andeutungen brauchen, um sich zu verstehen.
    Diesen Eindruck habe ich auch schon bei dieser etwas älteren Live-Aufnahme, aber live wird das "Gespräch" dann doch teilweise dichter.



    :hello: Matthias

    Jetzt: Piet Swerts (*1960) Symphonie Nr.2 "Morgenrot"



    Bernadette Degelin - Sopran,
    Flemish Radio Choir & Orchestra - Bjarte Engeset


    Hier weiß ich noch nicht, was ich von diesem eher konservativen, chromatisch aufgerauhtem, aber überwiegend tonalen Werk halten soll: Eine merkwürdige Mischung aus Symphonie, Oratorium und Requiem. Sehr stimmungsvoll ist es schon, aber an vielen Stellen auch ziemlich plakativ. Vor allem im Requiem-Teil der ersten 3 Sätze (Introitus, Kyrie, Dies Irae) teilweise sehr düster. Die Chöre sind ganz eindruckvoll und der flämische Radio Chor erscheint mir hier sehr gut. Interessant finde ich die Stellen, in denen der Chor quasi als Orchester fungiert entweder a capella oder als eine eng mit dem übrigen Orchester verwobene Orchesterstimme.
    Auf die Requiem-Sätze folgen dann, unterbrochen von einem Interludium, drei oratoriumhafte Sätze mit Rilke-Vertonungen von "An die Musik", "Abschied "- hier wird es noch mal düster-herbstlich - und "Morgenrot" als hoffnungsvolles Finale.


    :hello: Matthias

    Folgende Aufnahme mit diesen Werken Henzes habe ich gerade für mich entdeckt:


    Hans Werner Henze: Symphonie Nr.10 (1997-2000)
    Quattro Poemi (1955)
    La Selva incantata (1991)



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Ich mag Henzes 10., auch wenn die 2.-6. musikalisch noch interessanter sind, oder gar der Tristan. Mir gefallen auch die Quattro Poemi, die damals den besonderen Unmut der Darmstädter Serialisten erregten. Von Henzes Werken der 90. gehört für mich La Selva incantata auch zu den schönsten. Zudem eine gute Kombination, denn trotz des großen zeitlichen Abstands dominiert in den Poemi wie im verwunschenen Wald trotz (gemäßigter) Modernität das Gesangliche die Orchesterkomposition.


    Das Orchestre National de Montpellier unter der Leitung von Friedemann Layer spielt auf dieser Live-Aufnahme ganz hervorragend: Spritzig, sehr deutlich und für alle drei Werke durchaus angemessen im sehr schönen Ton schwelgend. Von ihnen würde ich mir auch Aufnahmen der Symphonien 1-5 wünschen, denn die alten DG-Aufnahmen sind wirklich nicht so doll. Neuaufnahmen würden mal Zeit!
    Nur die 6. würde ich mir lieber von jemand wünschen, der mit noch etwas mehr Power und rauher spielen läßt.


    :hello: Matthias

    Hans Werner Henze: Symphonie Nr.10 (1997-2000)
    Quattro Poemi (1955)
    La Selva incantata (1991)



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Ich mag Henzes 10., auch wenn die 2.-6. musikalisch noch interessanter sind, oder gar der Tristan. Mir gefallen auch die Quattro Poemi, die damals den besonderen Unmut der Darmstädter erregten. Von Henzes Werken der 90. gehört für mich La Selva incantata auch zu den schönsten. Zudem eine gute Kombination, denn trotz des großen zeitlichen Abstands dominiert in den Poemi wie im verwunschenen Wald trotz (gemäßigter) Modernität das Gesangliche die Orchesterkomposition.


    Das Orchestre National de Montpellier unter der Leitung von Friedemann Layer spielt auf dieser Live-Aufnahme ganz hervorragend: Spritzig, sehr deutlich und für alle drei Werke durchaus angemessen im sehr schönen Ton schwelgend. Von ihnen würde ich mir auch Aufnahmen der Symphonien 1-5 wünschen, denn die alten DG-Aufnahmen sind wirklich nicht so doll. Neuaufnahmen würden mal Zeit!
    Nur die 6. würde ich mir lieber von jemand wie z.B. Nagano wünschen.


    :hello: Matthias

    Billy Cobham featuring Ron Carter (b)/ Kenny Barron (p): The Art of Three



    :jubel: :jubel: :jubel:


    Billy Cobham zeigt hier mal nicht an der Riesenschießbude, was er alles kann, sondern trommelt erstaunlich einfühlsam zu bestem, akustischem, völlig Jazzrock-freien Piano-Trio-Jazz in sehr gleichberechtigtem Live-Trio-Spiel.
    Wenn drei vielbeschäftigte Band-Leader mal eben für einige wenige Konzerte zusammenkommen, passiert natürlich nichts Grundneues oder ganz Außergewöhnliches. Die drei alten Herren spielen je ein Stück von Ron Carter und Kenny Barron und ansonsten Standards von Stella by Starlight, Autumn Leaves und Someday my Prince will come bis zum wahrscheinlich meistgespielten Monk-Klassiker `Round Midnight. Aber das tun sie mit soviel Spielfreude, einfühlsamen, gleichberechtigtem Zusammenspiel, schönen Soli und vielen kleinen Überraschungen im Detail, dass sich der Spaß, den die alten Herren hörbar hatten, mühelos überträgt.


    Die musikalische Erholung von dem Sido-Dreck ist mir jedenfalls hiermit gut gelungen.


    :hello: Matthias

    Ich hatte tatsächlich noch nie Sido gehört (auch Bushido noch nie) und habe mir deswegen gerade das "uncut" Video von "Mein Block" auf Youtube angesehen und gehört. So schlimm finde ich den Text gar nicht, eher traurig, dass hier eine derart armselige Existenz nur in Absetzung zu allen gedissten Minderheiten auf so armselige Weise (und wohl wirklich Selbstironie-frei) zu überhöhen versucht wird und vor allem zu so derart armseliger, einfallsloser Musik! - Und dass offenbar so etwas ankommt. Denn diese Musik ist wirklich Dreck für die Ohren! Selbstverständlich ist die Musik völlig frei von auch nur jeglichen Spurenelementen von Jazz.


    Aber eher traurig deswegen, weil hier der Spaß an Provokation und behauptetem Widerstand und Stolz auf die behauptete Sebstbehauptung so derart armselig selbstsubalternisierend ausfällt, nicht zuletzt, weill diese Selbstbehauptung nur über das Dissen anderer Minderheiten angeblich erreicht wird sowie über die ideologische Zuarbeit zur Verpolizeilichung sozialer Brennpunkte zu "gefährlichen Orten" wie in den Expertisen der Zero-Tolerance-Ideologen.
    Wirklich traurig, dass derart Affirmatives ankommt. Aber das Vorbild, der amerikanische Gangsta Rap, ist natürlich nicht weniger affirmativ.

    Bezeichnend vielleicht für den Zustand der Massenkultur, dass ich die Bildregie hingegen gar nicht so unclever gemacht finde, als Aufwertung des in Wirklichkeit recht harmlosen Märkischen Viertels über Bildassoziationen zu schnell geschnittenen Gangster-B-Movies à la "The Pusher" und in der Art, wie Ressentiments unterstützende Klischeebilder der gedissten Minderheiten geliefert werden. Erinnert ein bischen an die Bilder dieses französchen, experimentellen Regisseurs von Schockfilmen, ...dessen Name mir jetzt nicht einfallen will, oder an diese dänischen Actionfilme wie "The Pusher" oder "In China essen sie Hunde", die auch von der Verfremdung leben, welche die Übertragung amerikanischer Gangster-Actionfilme in in Wirklichkeit vergleichsweise eher harmlose Gegenden bewirkt, freilich in diesen dänischen Filmen mit grotesker Selbstironie. Da ich selbst im Berliner Norden wohne, übrigens in einem Viertel mit leider deutlich höherer (Jugend-)Kriminalität als im Märkischen Viertel, weiss ich, dass diese durchaus sehenswerten Filme in den gängigen Videotheken vorhanden und hier von den männlichen Jugendlichen viel ausgeliehen werden.


    Laurentz Witz, ich gehe davon aus, es sollte einer sein, dies hier im Jazzkeller einzustellen, habe ich jedoch nicht verstanden.


    :hello: Matthias

    Hallo Barbirolli,


    die Aufnahmen von Steve Turre und Robin Eubanks zusammen finde ich auch grandios. Eine zeitgemäße Reminiszenz an das große Posaunenduo J.J. Johnson/Kai Winding, hinter denen sie nicht zurückbleiben.


    Live gehörte auf späteren Tourneen von Turre/Eubanks noch als netter Gimmik zu ihrer Show dazu, dass, nachdem Turre unvermeidlicherweise irgendwann zur Seemuschel griff, er auch Eubanks eine Muschel aufdrängte - allgemeines Lachen - und sie dann ein Duett auf den Muscheln bliesen.


    Auf einer der Latin-Cds von Turre mit größerer Formation gibt es auch ein Stück, wo die komplette Bläsersektion, u.a. auch wieder mit Eubanks, alle auf die Muscheln umsteigen. Hübscher Klang, so ein Seemuschelorchester! :D


    :hello: Matthias

    Hallo Wulf,


    von Aphex Twin habe ich mir mal auf Empfehlung Einiges von einem Bekannten ausgeliehen. Schien mir, gegenüber Leuten wie D.J. Snooky, ehrlich gesagt, doch vergleichsweise schlicht. Aber vielleicht habe ich auch zu schnell, nach dem Falschen aufgehört. Konnte ich jedenfalls nichts mit anfangen. Wenn der Elektronik-Anteil zu groß wird, steige ich sowieso aus. "Richtige" Instrumente sind mir lieber - und wenn sie gesampelt und verfremdet sind, oder besser noch in Kombination mit "richtigen" Instrumenten, wie bei meinen obigen Beispielen.


    D.J. Shadow kenne ich nicht.


    Gegen Tanzbares habe ich bestimmt nichts. Da habe ich aus GB einiges Tolles von indo-britischen DJs gehört, die auf abgefahrene Weise Bangla und anderes vom indischen Subkontinent mit Funk, Soul, Rap, Jazzelementen und Karibischem über- und ineinander mixten. Extrem Tanzbar!


    Wenn ich früher selber auf Partys aufgelegt habe (aber als simpler Plattenaufleger), dann in Richtung der Mojo-Club-Sampler (Groove- und Acid-Jazz, Up-Tempo-Soul-Nummern, Funk, etwas Latin und Salsa).


    :hello: Matthias

    Es läuft noch eine Auswahl Klaviermusik aus 5 Jahrzehnten von Kurt Schwaen.



    Es spielt sehr einfühlsam Ton Nu Nguyet Minh, für die auch einige Stücke geschrieben sind. Schwaen hat für sie auch ein sehr beeindruckendes Klavierkonzert geschrieben, das in der Hastedt-DDR-Komponistenreihe noch zu bekommen ist.


    :hello: Matthias

    Deiner "Anklageschrift" stimme ich schon im Großen und Ganzen zu, aber dann gibt es doch ein Paar echte Künstler, auf die das zutrifft, was SMOB schreibt ( einschließlich, dass das, was die machen, meist kein Pop mehr ist), die wirklich mit Mischpulten und Computern auch live improvisieren können.


    Einer ist z.B. D.J. Snooky. Ich habe eine sehr interessante CD von ihm zusammen mit dem Free Jazz Trio des New Yorker Pianisten Matthew Shipp. Noch besser war es freilich, die 4 zusammen live zu erleben: Zu dichtester, äußerst intensiver Improvisation des Trios mischte D.J.Snooky spontan, durchaus stets passend, Musik- und Klangfetzen, sowie durchgehend ungerade Rhythmen aus allen Teilen der Welt dazu und bereicherte diese freie Kollektivimprovisation um eine weitere Dimension, indem er Ausschnitte von Filmen von Guy Debord und anderen Situationisten an eine Großbildleinwand projizierte. Etwas skeptisch hingegangen, war ich fasziniert.


    Musikalisch fürchterlich einfallslos finde ich auch den gängigen Rap/Hiphop, von den allermeisten Texten der Pop-Rapper gar nicht zu reden, dabei gab es mal, lange bevor Rap/Hiphop Pop wurde, die "Last Poets" oder Gil Scott-Heron - Rap mit klasse Texten zu tollem Funk.


    Dabei gehts auch hier anders: Z.B. das Rap/Hiphop -Kollektiv "Antipop Consortium" :D, z.B. wieder mit einer Aufnahme mit dem zu ungeraden Beats improvisierenden Matthew Shipp:



    :jubel: :jubel: :jubel:


    :hello: Matthias

    Jetzt aber bei mir Nischenrepertoire, das hier sehr zufriedenstellend eingespielt wurde, vom Liszt-Schüler Julius Reubke (1834- 1858 ).



    Große Sonate für Pianoforte b-moll - nicht schlechter als Liszts h-moll-Sonate, dabei über Liszt noch hinausweisend. Claudius Tanski (p) ist sehr gut, aber z.B. von der Argerich würde ich das auch mal gerne hören.


    Orgel-Sonate nach dem 94. Psalm - Martin Sander (Klais-Orgel, Altenberger Dom) Die hat es mir besonders angetan. Klingt an manchen Stellen schon richtig modern.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von klingsor


    ... wieso ist das so oft so, daß nischen-repertoire, das eigentlich bester künstler bedürfte, von miesen künstlern eingespielt wird?


    Naja, Typen wie wir kaufen halt noch die letzten Heinze, selbst auf, zu hohem Prozentsatz, Katastrophenlabeln, froh, das Zeug, das man immer schon mal hören wollte, endlich überhaupt mal zu Gehör zu bekommen.


    Wieso sind die bekannten, erfolgreichen Künstler, die es sich leisten könnten, so selten ein bischen risikofreudiger in der Repertoireauswahl?


    :hello:Matthias

    Zitat

    Original von klingsor
    da wird wohl mal wieder ein neuer beethoven-symphonien-zyklus fällig ... :( ;(


    :yes: :D


    Zitat

    und zwar der mit norrington und dem rso stuttgart ...


    der reine WAHNSINN ..


    so muß es sein ... höre seit tagen die 1. und 2. und bin (fast) restlos begeistert ... fetzig, rasant, knallende pauken, scharfe blechbläser, herausarbeitung mir bislang so noch nicht untergekommener motive...


    Lieber Klingsor,


    Die 9. habe ich noch nicht angehört, aber der Rest bleibt so auf dem Niveau.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von Barbirolli
    1990 veröffentlichte Schlagzeuger JackDeJohnette mit Pat Metheny und Herbie Hanock die CD "Parallal Realities", ein nicht ganz überzeugendes Projekt, das in meinen Augen vor allem daran krankte, dass der gesamte Bass von DeJohnette am Synthesizer eingespielt worden war. Im selben Jahr holten die drei aber Bassist Dave Holland dazu und gingen auf Welttournee. Das Label JazzDoor hat diesen Mitschnitt vom Juni 1990 aus Philadelphia veröffentlicht.



    DeJohnette/Hancock/Metheny/Holland
    Parallel Realities Live ...

    Ein Wahnsinns-Livekonzert mit einer Reihe herausragender Improvisationen, vor allem von Hancock!


    Hallo Barbirolli,


    die Studio CD gefällt mir sogar überhaupt nicht. Auf ihr plätschert alles so "recht geschmackvoll" dahin. Und dann noch, den Bass durch Synthies ersetzen :no: :angry: :motz:, - sowas sollte strengstens verboten werden! :motz: :D ( Ich nehme an, du hegst eine ähnliche Vorliebe für Drum-Computer. Können wir von mir aus auch gleich mit verbieten.)


    Deswegen war ich erst sehr skeptisch, trotz der tollen Besetzung, bis ich die Live-Aufnahme bei meinem Bruder im Auto hörte: Klasse-Konzert! Mußte dann auch bei mir her. Herbie Hancock hat es mir ebenfalls hier besonders angetan!


    :hello: Matthias

    Da mir der Rameau so gut gefällt (habe inzwischen das wichtigste zusammengerafft), mache ich doch in der Richtung mal weiter mit Lully - Persée - Erstkontakt!



    Hübsch das! :D (und so einen Phantasiepreis, wie beim angegebenen Link, habe ich nicht im Entferntesten bezahlt :pfeif:)


    :hello: Matthias

    Hallo,


    ich habe diese:



    Aus der gleichen Reihe mit Rousset habe ich auch noch das dritte Buch und sehe erst jetzt, was dafür inzwischen verlangt wird. Ich wollte mir die weiteren eigentlich auch immer noch zulegen. Das erste und dritte Livre sind hervorragend. Mir völlig unverständlich, dass das nicht neuaufgelegt existiert.


    Ist der Überblick diese?



    :hello: Matthias