Beiträge von Matthias Oberg


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Außerordentlich präzise in tollem Orchesterklang!


    Dabei ein feiner, kultivierter, weniger derber, sondern geradezu introvertierter Mahler. Der letzte Satz gelingt m.E. besonders gut.


    Mahler mit dem Tschechischen Philharmonischen Orchester und Václav Neumann muß ich mir wohl mit der Zeit vervollständigen. Die drei, die ich schon habe, gehören alle in die Spitzengruppe.


    :hello: Matthias

    Endlich wieder noch etwas Zeit zum Musik-Hören. Jetzt:


    Claude Debussy: La Damoiselle Élue. Lyrisches Gedicht (nach Rossetti) für Sopran, Alt, Frauenchor und Orchester (1887/88 )


    Victoria de los Angeles :jubel: :jubel: :jubel:
    Carol Smith - auch richtig gut!
    Radcliffe Choral Society
    Boston Symphony Orchestra - Charles Munch :jubel: :jubel: :jubel:


    Von Munch als Debussy-Dirigent bin ich immer wieder begeistert - naja, eigentlich von allem, was ich von Munch bis jetzt kennengelernt habe. Auch hier ist das Schwüle des Gedichts des Prä-Raphaeliten Rossetti wunderbar umgesetzt.


    :hello: Matthias

    Lieber Barbirolli,


    bei allen Grenzen der Listerei, ist es doch nicht uninteressant, wer welche Listen aufstellt.
    Außerdem haben Listendiskussionen den Vorteil, dass man ohne lange Kriterienkataloge, Abhandlungen etc. mal loslegt und dann auch in ermüdetem Zustand z. B. nach der Arbeit, dann doch noch anfängt, über Qualitätskriterien usw. nachzudenken, Wirkungen, Einflüsse zu durchdenken und darüber zu dikutieren. Insofern finde ich solche Fragen völlig legitim und gar nicht völlig unfruchtbar.


    Zitat

    Barbirolli:Wie sähe die Jazzmusik ohne die 45 Jahre Schaffen eines Miles Davis aus? Und wie ohne Pino Minafra?


    Wenn ich damit richtig liege, dass es immer andere gab, die vorher oder gleichzeitig sehr Ähnliches gemacht haben, wie Miles Davis, dann vermute ich, dass die Jazzentwicklung tatsächlich nicht so sehr anders ausgefallen wäre, die Gewichtungen zwischen den Stilen und die Aufmerksamkeiten wären vielleicht bloß etwas anders verteilt gewesen, ohne jemand, dem, das bestreite ich ja gar nicht, immer wieder in unterschiedlichen Stilen mit einigen der besten Musikern seiner Zeit erstklassige Alben gelungen wären.
    Aber die in meiner ersten allgemeinen Liste genannten haben wirklich neue Kontinente entdeckt, neue Spielweisen geschaffen und das auch bei den meisten genannten über mehrere Stile hinweg, wenn auch bei diesen meisten eher gleichzeitig und integriert. So integriert Duke Ellington Stride, Rag, Hot Jazz, Swing, Gospel, den von ihm geschaffenen "Jungle Style", Elemente aus der Klassik und über seine späteren Musiker auch Moderneres (Bebop, Harbop und mehr) oder Latin, Mexikanisches und Karibisches (über Juan Tizol) vor Dizzy Gillespie u.a
    Ohne Duke Ellington und Charlie Parker scheint mir die Jazzentwicklung nachzuvollziehen jedenfalls wirklich völlig unmöglich. Sie "rauszunehmen" und die ganze Entwicklung bricht zusammen. Genauer besehen, glaube ich, gilt das auch für die anderen von mir in meiner ersten allgemeinen Liste genannten: Kein Cool Jazz, auch nicht der von Miles Davis, ohne Tristano, keine produktive Auseinandersetzung mit klassischer und zeitgenössischer Moderne, die nicht auf trockene Nebengleise führt, sondern den Jazz voranbringt, ohne seine Stärken, Improvisation und Grooves abzuschwächen, ohne Tristano, Dolphy, Mingus, Ornette Coleman, kein Übergang zu Kollektivimprovisation und schließlich Free Jazz ohne Tristano, Dolphy, Mingus, Coltrane, Ornette Coleman, Hal Russell, M.R.Abrams, Sun Ra; ebenso undenkbar: die produktivsten Übergänge vom Free Jazz wieder zu Formen, die die Innovationen des Free Jazz nicht vergessen, aber auch wieder zu strukturierteren Formen finden, ohne Rückgriff vor allem auf die Genannten.
    Am irritierensten ist vielleicht Hal Russell in dieser Liste, weil in der Wirkung am untergründigsten. Nun, ich behaupte, seine letzten Schüler, wie Ken Vandermark und Mars Williams, gehören zu den prägendsten und bedeutendsten im Übergang zum 21. Jahrh. (etwa mit John Zorn, Satoko Fuji, Mats Gustafsson....) Damit wird auch Hal Russell unverzichtbar, ohne den diese nicht das machen könnten, was sie entwickeln.


    Ebenso meine ich, dass bei meiner Big Band leader-Liste, die genannten für diese Entwicklung bis heute auf keinen Fall herausgenommen werden können.


    Schließlich, in einem globalisierten Jazz werden die Musikerpersöhnlichkeiten, die aus regionalen Listen nicht herausgenommen werden können und darüber hinaus für die Entwicklung ihres Instruments unverzichtbar sind, wie Albert Mangelssdorff für die Entwicklung in Deutschland und für die Posaune, Giorgio Gaslini für die Entwicklung von Piano, Big Band und Italien, Pino Minafra für Big Band und Italien, usw - wo also mindestens zwei dieser Fortschrittskriterien zutreffen, werden diese in einem globalisierten Jazz "unverzichtbar" und gehören damit in den Olymp, wenn sie zusätzlich auch noch erstklassige Instrumentalisten, Arrangeure und
    Komponisten sind, viele erstklassige Aufnahmen hinterlassen und viele erstklassige Musiker um sich scharen und prägen.


    Dann kann man mir nur vorwerfen, dass ich mit meinen Kriterien Fortschritt und irgendwann der Avantgarde zugehörig gewesen zu sein, bzw seine ganz eigene Avantgarde gewesen zu sein, überbewerte und andere Kriterien und Gewichtungen vorschlagen oder einfach Lieblingslisten machen. Natürlich auch alles o.k.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von rappy


    Warum?
    Ich wusste nicht, dass er so wenig selbst gemacht hat, aber er war doch zumindest eine klasse Bandleader, oder?
    Ich dachte immer die meisten Arrangements stammen von ihm...
    Jedenfalls hat er sich dann wenigstens die besten Songwriter zusammengesucht :wacky:


    Glenn Miller ist für die Entwicklung des Jazz eine völlig unbedeutende Randfigur.
    Die wichtigsten Entwicklungen fanden anderswo statt. Die besten und für die Entwicklung ihres jeweiligen Instruments bedeutendsten Musiker spielten anderswo. Wo Arrangeure auf höchst gelungene Weise zu interessanten und neuen Lösungen kamen, war das in anderen Bands.
    Bleiben wir in seiner Zeit, dann spielen Duke Ellington, Count Basie, Lil Hardins Rythem Synkopators in großer Besetzung, Mary Lou Williams und Fletcher Handersons Bands, was Solisten wie Arrangements angeht, um hier nur die wichtigsten, die mir gerade einfallen, zu nennen, so sehr in einer anderen Liga, wie Beethoven und z.B. der Filmkomponist John Williams. Dieser Unterschied gilt auch noch zwischen Glenn Miller und solchen weißen Bands, wie denen von Benny Goodmann, Artie Shaw, Tommy Dorsey, Stan Kanton...
    .... aber natürlich wird es auch sehr merkwürdig, auf Platz 1 keinen Afro-Amerikaner zu nennen, von denen diese Musik schließlich kommt und unter denen es nun wirklich genug absolut erstklassige, erfindungsreiche und prägende Musiker und Band Leader gab und gibt und die die Entwicklung des Jazz lange Zeit bestimmt haben.


    Hör dir "Caravan" oder gar die "Black, Brown, Beige Suite" in einer beliebigen Ellington-Aufnahme an und dann die "Moonlight Serenade" mit Glenn Miller und achte auf die Solisten, ihre Interaktion und darauf, welche Komposition, welches Arrangement mehr Möglichkeiten für die Solisten schafft, diese gleichzeitig aber auch herausfordert.


    Natürlich will ich dir damit die Freude an der Musik Glenn Millers nicht nehmen. Ich habe einige alte Jazz-Fans kennengelernt, die an dieser Musik hängen, weill es für sie in den 40er Jahren der erste Jazz oder jedendfalls Jazzverwandtes war, mit dem sie in Berührung kamen, der erste Klang von Freiheit, Amerika und neuen Möglichkeiten nach den Nazi- und Kriegsjahren. Aber keiner von denen, der sich dann weiter mit Jazz genauer beschäftigt hat, würde auf den Gedanken kommen, deswegen Glenn Miller sogar über den "Duke" zu stellen.
    Insofern möchte ich auch sicherlich keinen arroganten Eindruck vermitteln. Es gibt so Vieles, von dem ich sehr wenig weiß und mein erster Eindruck vielleicht auch kurios wirken würde.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von miguel54
    Wenn nur einer, dann


    DUKE ELLINGTON !!!!!


    :yes: Das würde ich auch so sehen. In seinen Bands entstehen schon in den 20ern teilweise derart moderne Arrangments und Spielweisen, dass sich heute noch von ihnen viel abgeschaut wird. Bei keinem anderen spielten über so lange Zeit derart viele erstklassige Virtuosen ihrer Instrumente, wirkten derart viele, der besten Arrangeure ihrer Zeit derart innovativ mit. Natürlich steht "Duke Ellington" damit, wie etwa auch "Bert Brecht", genau genommen, für ein hochproduktives Kollektiv, in dem er aber das orgnisierende Kraftzentrum, die Spinne im Netz, blieb. Kein anderer dürfte derart den Jazz bis heute beeinflußt haben. Und natürlich war er auch ein sehr guter, origineller Pianist, der das Spiel der Stride-Piano-Meister mit neueren Jazzformen originell meisterhaft verband, wenn sein eigenes Spiel auch immer dem auch in den kleinen Gruppemaufnahmen, sogar Duetten und Trios, dem Gruppenspiel untergeordent blieb und es relativ wenig Solo-Aufnahmen gibt, auf denen er zumeist, Athritis bedingt, nicht mehr auf der vollen Höhe seines Könnens der 20er/30er spielen konnte. In der Trioaufnahme mit Charles Mingus und Max Roach geht ihr Spiel sogar teilweise bis an den Rand zum Free-Jazz.


    Zitat

    Zitat Miles Davis von Cassiodor:"Ich habe nur vier oder fünf mal die Musik revolutioniert.


    Das halte ich für einen Mythos. Natürlich hatte Miles Davis den richtigen Riecher dafür, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Musiker, immer einige der besten, einfallsreichsten ihrer Zeit, zusammenzubringen und immer wieder ausgezeichnete Platten zu machen. Aber die Innovationen, auch die spezifischen Kombinationen musikalischer Elemente und Stile, waren immer von anderen aufgeschnappt, die da schon vorher hingekommen waren, oder jedenfalls waren andere da vor ihm auch schon hingelangt und hatten schon nicht unbedingt schlechtere Aufnahmen ähnlicher Art gemacht. Das macht natürlich keine seiner großartigen Aufnahmen und Konzerte in irgendeiner Weise schlechter. Aber deswegen würde ich ihn nicht unter den ersten 10, aber sicher bald darauf, nennen.


    Der innovativste Neuerer war vielleicht ein Chicagoer Multi-instrumentalist namens Herbert Luettenbacher, nicht besonders bekannt geworden unter dem Namen Hal Russell. Aber wohl kein anderer war seiner Zeit immer wieder so weit vorraus. Dabei versammelte auch Hal Russell immer wieder einige der besten, einfallsreichten Musiker seiner Zeit um sich und prägte sie nachhaltig.
    Hal Russell begann in den für Neues offeneren Big Bands der Swing-Ära, ist beim Bebop sofort dabei, geht aber gleichzeitig in ähnliche Richtung wie Lennie Tristano und dessen Kreis und ist zur klassischen Avantgarde offen, aber immer wilder, rauher, als der Cool Jazz New Yorks oder der West Coast, spielt schon relativ früh in den 50ern völlig freie Kollektivimprovistionen in Formationen um ihn und Joe Daley, ist in den 60ern, auf der Höhe des Free Jazz, schon längst beim Post-Free Jazz angekommen, der energiereiche (Kollektiv-)Improvisationen wieder mit komplexeren, vorgegebenen Strukturen verbindet, elektifiziert schon bald auch einige seiner Bandprojekte und nimmt Psychedelic-Rock-, Avantgarde-Rock und Funk-Elemente auf und formt Ende der 70er schließlich seine Band NRG, das hochenergiereichste, was es vielleicht bis dahin im Jazz gab. Mit NRG nahm er auch PostPunk und Hardcore-Elemente auf und ich hörte den Hochbetagten noch, schräg elektronisch modifiziert in ein Megaphon rappen. Aus NRG sind einige der heute interessantesten, innovativsten Gegenwartsjazzer hervorgegangen, die heute selbst Spinne im Netz eines globalisierten Avantgarde-Jazz sind, wie vor allem Ken Vandermark, weiters Mars Williams, Brian Sandstrom, Kent Kesssler, Steve Hunt.... So ist Hal Russell spät doch noch zur erheblicher Wirkung gekommen und sogar eine der interessantesten Post-Hardcore/Funk/Free-Jam-Rock-Formationen benannten sich nach ihm als "The Flying Lyttenbachers", eine der ersten Bands, in einer wachsenden, längst internationalen Crossover-Szene zwischen Hardcore, Funk und Freejazz, die in den Medien und auch in der total überalterten Jazzpresse nicht vorkommt: Auch hier gilt: "The Revolution will not be televised," wie es in einem Song von Gil Scott-Heron heißt.



    Aber zurück zur Listenbildung: Ohne Rangfolge muß m.E. auf jeden Fall genannt werden:
    Charlie Parker
    John Coltrane
    Ornette Coleman
    Eric Dolphy
    Thelonious Monk
    Lennie Tristano
    Charles Mingus
    Bill Evans
    Hal Russell
    Vieleicht auch: Muhal Richard Abrams als Kopf des AACM (Association for the Advancement of Creative Musicians)


    Unter den älteren:
    Natürlich Louis Armstrong, aber eigentlich müßte erst recht die Pianistin und Arrangeurin Lil Hardin, zeitweilig Hardin-Armstrong, genannt werden, von der nämlich die Konzeption der Hot-Jazz-Gruppen stammt, später auch die Integration von Swing Big Band und Hot Jazz. Sie war meines Wissens auch, neben Bix Beiderbecke, die erste, die Jazz nicht mehr nur als irgendeine Unterhaltungsmusikform, sondern als eigene Kunstform ansah.
    Außerdem:
    Coleman Hawkins und Lester Young
    Beim Piano muß natürlich Art Tatum genannt werden mit einem Einfallsreichtum und einer Virtuosität, die für viele Jahrzehnte völlig unerreicht blieb und die auch, wie audiamus hier schon anmerkte, Horowitz begeisterte.
    Eventuell sollte vielleicht auch Erroll Garner genannt sein. Ich muß zugeben, dass ich ihn lange als zur sehr dahinplätschernden Barpianisten völlig verkannt habe, obwohl mir natürlich seine enorme Virtuosität klar war. Inzwischen ist mir aber klar geworden, wie raffiniert das häufig war, was er spielte.


    Bei der Big Band müßten dann genannt werden:
    Count Basie, dann Stan Kanton, bzw. deren beste Arrangeure, wie z.B. Melba Liston bei Count Basie, John Carisi bei Stan Kanton und in anderen West-Coast-Formationen
    Dann als später wichtigste Innovatoren und erstklassige Band-Leader auch größerer Formationen:
    Charles Mingus
    Gil Evans
    George Russell
    Sun Ra
    Sam Rivers
    Malachi Thompson
    Giorgio Gaslini
    Mike Westbroke
    Chris McGreggor
    Pino Minafra
    - nicht alle gleichermaßen bekannt, aber alle von außerordentlichem Können und internationalem Einfluß.
    Heute würde ich noch in der gleichen Liga Satoko Fuji ansiedeln, auch eine erstklassige Pianistin, - aber die gehört schön in die Liste für das 21. Jahrhundert.
    John Carisi und George Russell waren übrigens interessanterweise beide Kompositionsschüler von Stefan Wolpe. George Russell dann vor allem für die skandinavische Jazzentwicklung entscheidend prägend.


    Beim Gesang muß natürlich Billie Holiday und Ella Fitzgerald genannt werden, dann aber unbedingt auch Shirley Jordan, die die erste war, die, wie keine andere, die Innovationen des Bebop im Gesang nutzte, und Jeanne Lee, die unvergleichleich für den Beginn eines adäquaten Gesangs im Free Jazz und anderen radikal modernen Gesangsformen steht, z. B. für letztere im Duo mit dem Pianisten Ran Balke.


    Natürlich könnte man jetzt weitere Listen für jedes Instrument bilden, fürs Piano, für Leute, die an Virtuosität und Einfallsreichtum wieder, auf ganz andere, eigene, Weise an Art Tatum, Thelonious Monk und Bill Evans heranreichen, aber auch darüber hinaus außerordentlich bedeutend sind (wieder ohne Rangfolge):
    Oscar Peterson
    McCoy Tyner
    Andrew Hill
    Ran Balke
    Joanne Brackeen
    Herbie Hancock
    Paul Bley
    Cecil Taylor
    Geri Allen
    Martial Solal
    Irene Schweitzer
    Alexander von Schlippenbach
    Masahiko Satoh
    Yosuke Yamashita
    Aki Takase
    Giorgio Gaslini
    Franco D´Andrea
    Enrico Pieranunzi
    Sylvie Courvasier
    Marylin Crispell
    Matthew Shipp


    oder für den europäischen oder japanischen Jazz, Persöhnlichkeiten, die unbedingt in die erste Reihe gehören, wie z.B. Albert Mangelsdorff, Peter Brötzmann, Krisztof Komeda - und einige weitere habe ich hier ja schon bei den Pianisten und Big Band Leadern genannt - , vielleicht länderspezifisch, z.B. Frankreich:


    Django Reinhardt
    Martial Solal
    Henri Texier
    Michel Portal
    Louis Sclavis
    Sylvie Courvasier


    M.E. zeigen diese weiteren Listen die Grenze der ganzen Listerei, den es ließen sich zweifellos bei den weiteren von mir gelisteten für jeden auch gute Argumente finden, jeden von ihnen unter den ersten 10 zu nennen.


    Nur Glenn Miller ist wirklich kurios :no: :wacky:


    :hello: Matthias


    Auf dieser Cd von Sony Spanien ist die Aufnahme mit Joaquin Achúcarro und dem Valencia Orchestra unter der Leitung von Manuel Galduf zu finden. Die Angaben sind auch hier leider äußerst spärlich: So ist auch kein Aufnahmedatum vermerkt.


    Sie spielen mit sehr viel Pepp, dabei aber auch sehr transparent durchhörbar. Eine sehr gute Aufnahme!


    Zum Werk selbst habe ich eine etwas zwiespältige Einstellung. Manches finde ich doch etwas schlicht, aber bei nah an der spanischen Folklore orientierter Musik ist das ja vielleicht ganz o.k.. Gut gefallen mir die Bläserstimmen. Das Valencia Orchestra finde ich hier gerade auch sehr gut. Ebenfalls höre ich sehr gerne den 3. Satz (Largo), obwohl das schon fast etwas nah am Kitsch ist. In diesem Satz finde ich sehr hübsch, wie hier Elemente aus der spanischen Gitarrenmusik auf das Klavier übertragen worden sind. Das Pathos der Ecksätze, besonders des Finales ist hingegen weniger mein Fall. Das derb-tänzerisch Aufstampfende in den Ecksätzen ist auf dieser Aufnahme aber sehr gelungen heftig, sehr peppig gespielt.


    :hello: Matthias

    Jetzt noch etwas Luciano Berio:



    Auch wenn "Complete Piano Works" drauf steht, sind lange nicht alle Klavierwerke enthalten. Dann kann ich mir das jetzt auch noch gönnen :D, denn die Werke und die Einspielung sind wirklich toll. :jubel:


    Dazu gönne ich mir auch noch einen Glenlivet als Absacker.


    Zitat

    Humphrey Bogarts letzte Worte:„I should never have switched from Scotch to Martinis.“


    :no: Wer macht denn auch sowas?


    :hello: Matthias

    Mich begeistert immer wieder die 3. Symphonie"Das Lied der Nacht" in der Einspielung von Dorati mit dem Detroit Symphony Orchestra, aufgenommen 1980, Decca. Bei mir ist die CD gekoppelt mit der 2. Symphonie und Bartóks "Two Pictures", gleichfalls mit Dorati und dem Detroit SO, beides auch sehr anhörenswert. Die einzige Schwachstelle ist der Tenor Ryszard Karczykowski, der mir zu viel Vibrato hat und, wie mich Michael Schlechtriem darauf aufmerksam gemacht hat, auch nicht ganz intonationssicher ist.


    Zitat

    Michael Schlechtriem:
    Stimmt leider, Du hast völlig recht, der Tenor ist ein großer Schwachpunkt dieser ansonsten sehr, sehr tollen Aufnahme.
    Er schmiert den hohen Ton am Anfang von unten ansatzweise an,trifft aber nicht, man hört auch deutlich, wie er vor seinem Einsatz den Anfangston sucht- er glugst zweimal sehr leise.


    DerText von Jalalal Din Rumi, der viele wirklich tolle Gedichte geschrieben hat, ist auch sehr schön.:


    Lied der Nacht


    Freund, schlafe nicht heute nacht.
    Du bist die Seele, und wir leiden heute nacht.
    Jage den Schlaf von deinen Augen!
    Das Mysterium wird sich uns heute nacht erschliessen.
    Du bist Jupiter im Himmel,
    verweile im All bei den Sternen heute nacht!
    Adler, erhebe dich über die Abgründe!
    Deine Seele ist dein Held heute nacht!
    Wie still es ist! Alles schläft...


    Gott und ich allein heute nacht!


    Wie es rauscht! Freude wallt auf,
    das sind die leuchtenden Flügel der Wahrheit!
    Schlafe nicht, Freund.
    Schliefe ich bis zum Morgen,


    wäre diese Nacht mir verlohren!
    Still ist der Markt.
    Hebe deine Augen auf, heute nacht, zu den Sternenbahnen!
    Löwe und Orion
    Andromeda und Merkur glühen in blutigem Schein heute nacht!
    Schicksalsschwer leuchtet Saturn,
    Venus badet in Gold heute nacht!


    Schweigen bindet die Zunge mir,
    ohne Stimme ist meine Sprache heute nacht!


    Das ist aus dem 13. Jahrhundert! Klingt auf Persisch noch schöner - einfach vom Klang, denn ich verstehe natürlich dann auch kein Wort. Aber ich habe es mir mal von einer persischen Freundin vorlesen lassen. Schade, dass Szymanowski es nicht in dieser klangschönen Originalsprache vertont hat.


    Rumi war die Sorte von Sufi-Mystiker, für den der "innere" und "äußere" Weg zu Gott/ dem Göttlichen /Absoluten auch mal zusammenfallen konnte, z. B. in einem platonisch liebevollen Zusammensein mit Freunden, aber auch in der ganz irdischen Liebe, wenn es richtig geil und eben auch dabei liebevoll ist, oder sogar in und mit einem ganz erstklassigen Wein, für den Menschen viel Liebe und Mühe verwendet haben und menschliches Können und Sorgfalt mit Sonne und terroir optimal zusammengekommen sind! Auch eine Art von Kairos. Das Alkoholverbot der "Rechtsgelehrten", oder gar das weitgehende Musikverbot mancher "Rechtgläubigen", wie der heutigen iranischen Klerikal-Faschisten, überhaupt solche ärgerlichen, verbiesterten Knilche, hielt er indessen für Oberkäse.


    :hello: Matthias


    Lieber Michael,


    Ich bin nicht mehr jung, aber das "mitten in der Nacht" bezog sich auf diese fürchterliche Zeit, zu der ich morgen zu erscheinen habe - Stöhn!


    Bis 5 00 Uhr Musik hören und dabei das eine oder andere verkosten, damit habe ich auch heute keinerlei Probleme. Aber anschließend direkt zur Arbeit wanken, das geht nicht mehr gut aus. Wenn ich vor 20 Jahren so zum Jobben in die Buchhandlung meines Vaters kam, hörte ich mir an, "wer richtig Saufen kann, muß auch richtig arbeiten können!" und die zwanzig Europaletten mit Bücherkisten kamen trotzdem irgendwie ins Kellerlager. Naja, wurden in seinem Modernen Antiquariat sowieso als "Mängelexemplare" gestempelt verkauft. :pfeif:
    Aber wenn ich heute nur Blödsinn gestammelt bekomme..... :untertauch:


    :hello: Matthias


    Hallo Gurnemanz,


    die habe ich auch gefunden, aber leider steht da nicht, was genau mit Dorati ist. Bei mir ist die CD gekoppelt mit der 2. Symphonie und Bartóks "Two Pictures", gleichfalls mt Dorati und dem Detroit SO, beides auch sehr anhörenswert.


    DerText von Jalalal Din Rumi:


    Lied der Nacht


    Freund, schlafe nicht heute nacht.
    Du bist die Seele, und wir leiden heute nacht.
    Jage den Schlaf von deinen Augen!
    Das Mysterium wird sich uns heute nacht erschliessen.
    Du bist Jupiter im Himmel,
    verweile im All bei den Sternen heute nacht!
    Adler, erhebe dich über die Abgründe!
    Deine Seele ist dein Held heute nacht!
    Wie still es ist! Alles schläft...


    Gott und ich allein heute nacht!


    Wie es rauscht! Freude wallt auf,
    das sind die leuchtenden Flügel der Wahrheit!
    Schlafe nicht, Freund.
    Schliefe ich bis zum Morgen,


    wäre diese Nacht mir verlohren!
    Still ist der Markt.
    Hebe deine Augen auf, heute nacht, zu den Sternenbahnen!
    Löwe und Orion
    Andromeda und Merkur glühen in blutigem Schein heute nacht!
    Schicksalsschwer leuchtet Saturn,
    Venus badet in Gold heute nacht!


    Schweigen bindet die Zunge mir,
    ohne Stimme ist meine Sprache heute nacht!


    Das ist aus dem 13. Jahrhundert! Klingt auf Persisch noch schöner - auch wenn ich natürlich dann auch kein Wort verstehe.


    Rumi war die Sorte von Sufi, für den der "innere" und "äußere" Weg zu Gott/ dem Göttlichen /Absoluten auch mal zusammenfallen konnte, z. B. in einem platonisch liebevollen Zusammensein mit Freunden, aber auch in der ganz irdischen Liebe, wenn es richtig geil und eben auch dabei liebevoll ist, oder sogar in und mit einem ganz erstklassigen Wein, für den Menschen viel Liebe und Mühe verwendet haben und menschliches Können und Sorgfalt mit Sonne und terroir optimal zusammengekommen sind! Auch eine Art von Kairos. Das Alkoholverbot der "Rechtsgelehrten", oder gar das weitgehende Musikverbot mancher "Rechtgläubigen", wie der heutigen iranischen Klerikal-Faschisten, überhaupt solche ärgerlichen, verbiesterten Knilche, hielt er indessen für Oberkäse.


    Insofern haben es Michael und seine Kumpel für ihn wohl nicht so falsch gemacht und er hätte sich, glaubt man mancher Überlieferung, auch gerne dazugesellt.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Simmt leider, Du hast völlig recht, der Tenor ist ein großer Schwachpunkt dieser ansonsten sehr, sehr tollen Aufnahme.
    Er schmiert den hohen Ton am Anfang von unten ansatzweise an,trifft aber nicht, man hört auch deutlich, wie er vor seinem Einsatz den Anfangston sucht- er glugst zweimal sehr leise.


    Vor 25 Jahren war diese Aufnahme immer der bevorzugte Kandidat für mich und einige Freunde um 5 Uhr morgens in Begleitung eines Kasten Bieres. :pfeif:


    So genau hatte ich sie vorhin gar nicht gehört. Eben noch einmal gezielt in die Tenorstellen reingehört. - Du hast recht! Also das "mittelgut" muß ich noch nach unten korrigieren.


    Trotzdem macht die Aufnahme Spaß, auch wenn es jetzt bei mir dazu einen Gran Reserva aus der Carinena Region gibt, aber einen sehr ordentlichen, und der Austausch mit virtuellen Freunden die gemeinsame Sauferei, äh, Hörsitzung ersetzen muß. Besser ist das, ich hab morgen nämlich einen beruflichen Termin um 8 00 Uhr "morgens". Wer sich solche Termine mitten in der Nacht ausdenkt! :no: :motz:


    :hello: Matthias

    Hallo Uwe,


    da du vom Gesang her kommst, erscheint es mir auch naheliegend, mit Brahms schönen Liedern anzufangen. Neben der schon erwähnten Cd mit Brigitte Fassbaender, die mir auch sehr gut gefällt, finde ich auch diese herausragend mit Jessye Norman, Daniel Barenboim:



    Dann vielleicht mit der Alt Rhapsodie zum Orchesterlied übergehen? - Z.B. mit Kathleen Ferrier:



    Auf dieser sind außerdem noch die Kunstlieder "4 ernste Gesänge", "Gestillte Sehnsucht" und "Wiegenlied". Kathleen Ferrier hat aber noch viele weitere Lieder von Brahms ganz wunderbar aufgenommen.


    Die Alt Rhapsodie gibt es aber auch noch ganz großartig mit Janet Baker.


    Als Übergang zur Orchestermusik vielleicht die Akademische Festivalouvertüre. Das Humorvolle spielt hier m. noch besser Szell raus als Abbado.


    Bei den Symphonien finde ich Toscanini, Szell, Abbado und Günter Wand sehr gut.


    Für die Kammermusik könnte ich mir auch vorstellen, dass die Streichsextette ein guter Einstieg sind, der Lust auf mehr macht.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von rolo betman


    Morton Feldman, Coptic Light
    SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Michael Gielen ...


    ... läuft jetzt schon seit 5 Minuten - eignet sich wohl ganz gut zum Wegschnarchen ... :O


    :yes: :D


    Zitat

    ThomasNorderstedt:Ja, müde darf man Feldman wohl nicht hören.


    So wach kann ich gar nicht sein, um davon nicht zu ermüden oder ganz kribbelig zu werden, dass da mal endlich noch irgendwas kommt.


    :hello: Matthias

    Szymanowski - Symphonie Nr.3 Das Lied der Nacht ist eine gute Idee. Ich höre sie jedoch jetzt mit Anatol Dorati und dem Detroit Symphony Orchestra, aufgenommen 1980 und bei Decca erschienen. Leider wohl gerade nicht regulär zu bekommen. Jedenfalls habe ich kein Bild gefunden. Aber eine sehr schöne Aufnahme, lediglich der Tenor Ryszard Karczykowski ist nur so mittelgut - nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gerade herausragend, etwas viel Vibrato für meinen Geschmack.


    Nur schade, dass Szymanowski das sehr schöne Gedicht von Rumi, einem persischen Dichter und - sehr lebensfrohen - Mystiker, der viel Tolles geschrieben hat, nicht im Original vertont hat. Ich habe es mir mal im Original vorlesen lassen. Das klingt, schon gelesen, noch klangschöner.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Michael M.: Dass jetzt der Stempel "Referenzeinspielungen!" draufsteht, macht die Einordnung aber doch gleich einfacher. Spart man sich Diskussionen.


    :hahahaha: - Kann man sich auch gleich dieses immer so lästige Abhören Sparen und man weiß trotzdem, was man zu urteilen hat. Ist doch praktisch! :yes: :D


    Zitat

    georgius1988: Auch wenn viele immer wieder Brendel als Pianisten abqualifizieren wollen, mir gefällts.


    Mir gefällt Brendels Schubert auch, egal wie blöde Brendel oder seine Einspielungen promoted werden.



    Bei mir läuft jetzt aber ganz was anderes: Angeregt durch van Rosssum habe ich mir diese herausgesucht:


    Charles Wuorinen
    MUSIC OF TWO DECADES, VOLUME II
    Grand Bamboula, Ringing Changes, Chamber Concerto for Cello, Concerto for Amplified Violin & Orchestra
    Light Fantastic Players, Dan Schulman conducting
    New Jersey Percussion Ensemble, Charles Wuorinen conducting
    Fred Sherry, cello The Group for Contemporary Music, Charles Wuorinen conducting
    Paul Zukofsky , violin University of Iowa Orchestra, James Dixon conducting
    Music & Arts CD-801


    Wirklich tolle Musik des Stefan Wolpe -Schülers! - aber nicht nur das Violinen-Konzert :D, auch das Cellokonzert ist klasse!


    :hello: Matthias

    Jetzt diese des bosnischen Pianisten Bojan Zulfikarpasic, der aber schon lange in Paris lebt und Teil der französischen Szene ist. Inzischen hat er aber auch schon sehr gute Aufnahmen mit erstklassigen New Yorker Musikern gemacht. Alle seine eigenen CDs sind wirklich vom Feinsten: Moderner Jazz mit erstklassigen Improvisationen über häufig sehr schönen Melodien und vertrackten ungeraden Rhythmen vom Balkan.



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    :hello: Matthias

    Lieber Thomas,


    das finde ich gar kein "Schwachsinns-Ansinnen", aber es gab hier tatsächlich schon einige sehr ähnliche Threads.


    Mich hat zuletzt der Versuch die wichtigsten Komponisten des ganzen 20. Jahrhunderts auszuwählen - und dort durfte man immerhin zuletzt 38, wenn ich es richtig erinnere, benennen, - derart fertig gemacht :D , dass ich vor der Aufgabe, nur 10 Werke für das ganze 20. Jahrhundert zu benennen, kapituliere.


    Denn ich bin fest davon überzeugt, dass sehr viel mehr großartige Werke der Moderne das Potential haben, als Meisterwerke zu überleben, wenn es nicht zu einer Art Zivilisationsbruch mit erheblichen kulturellen Verwerfungen kommen wird, was ich jedoch auch nicht ganz ausschließen würde, bedenkt man zunehmenden ökomomischen und sozialen Druck in Folge einer bislang kaum ernsthaft angegangenen ökologischen Problemsituation.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Auch Löschungen werden irgendwann kein Tabu mehr sein dürfen.
    Ich nehme ann, daß Threads wie "Heute erst gekauft" Was hört ihr gerade jetzt" und ähnliches IRGENDWANN mal obsolet wird - nicht mehr gelesen wird - und entfernt werden muß. 10 Jahre würde ich als guten Kompromiss sehen.


    10 Jahre ist natürlich noch was hin, aber zumindest beim "Was hört ihr gerade jetzt"-Thread fände ich das schade, weil man hier mit Hife der Suchfunktion doch auf Vieles stößt, was sonst nirgendwo erwähnt wird und wo sich ein eigener Thread bislang nicht lohnt oder jedenfalls nicht vorhanden ist. Selbst, wenn ich dort nur Jubelmännchen finde, kann ich das, wenn ich den, von dem es kommt, doch mit der Zeit etwas kennen gelernt habe, einschätzen, bz.w. ich weiß dann, wen ich fragen könnte.


    :hello: Matthias


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Karim Ziad, Schlagzeuger, Percussionist, Keyboarder und Grenzgänger zwischen algerischem Rai und Jazz ist hier mit der bestens aufgelegten WDR Big Band zu hören unter der Leitung und mit den Arrangements von Michael Gibbs, einem der interessantesten Big Band Arrangeure. Das Ergebnis ist ein vor allem rhythmisch äußerst packendes Gebräu aus Rai, anderen arabischen Musikformen des Magreb, modernem Big Band Jazz und Jazzrock.
    Unter den Kompositionen sind neben überwiegend Magrebinischem auch eine von dem bosnischen Pianisten Bojan Zulfikarpasic, in dessen Band ich Karim Ziad kennengelernt habe, und eine vom französisch-vietnamesischen Gitarristen Nguyên Lê, mit dem Karim Ziad viel zusammengespielt hat, - z.B. auf dieser sehr schönen Cd, auf der auch Bojan Zulfikarpasic mit von der Partie ist und die bei mir im Anschluß laufen wird.




    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    :hello: Matthias

    Bei mir jetzt diese:



    Wie von bislang allem von Ahmed Adnan Saygun, bin ich auch von diesen Konzerten wieder sehr angetan. Saygun hat m.E. einen sehr eigenständigen türkischen Beitrag zur klassischen Moderne geleistet, beeinflußt sicherlich von Bartok, aber auch in Manchem mit Schostakowitsch vergleichbar, - und das nicht nur als ein unkorrumpierbarer Staatskünstler.


    Die sehr guten SolistInnen, Tim Hugh, Cello, und Mirjam Tschopp, Viola, die ich sowieso beide sehr schätzen gelernt habe, tragen wesentlich zu diesen guten Einspielungen bei.


    :hello:Matthias

    ich höre jetzt auch Bill Evans, aber lieber nicht mit "Geigenschmalzorchester" - auch "Symbiosis" finde ich, ehrlich gesagt, scheußlich, - sondern mit Monica Zetterlund, die mit Alice Babs für die Anfänge des schwedischen Jazzgesangs steht und von der sich so manche der vielen neueren Stimmchen aus Skandinavien noch so einiges abhören könnten, wollten sie denn wirklich Jazz singen.



    Die Cd hatte ich lange nicht gehört, aber einfach wunderbar, wie einfühlsam Bill Evans hier begleitet, doch natürlich hat er auch einige schöne Soli. Und Monica Zetterlund ist einfach hinreißend! Auf einigen Titeln singt sie auch schwedisch, paßt für meine Ohren aber sehr gut, diese sind mir fast am liebsten.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von Zwielicht
    Überhaupt finde ich die Versuche aus Wien, die besonders wienerisch gewienerte Wiener Klassik zu definieren, bisher noch ein wenig verwirrend: Ist Uchida jetzt eine Vertreterin des Wiener Stils, weil in Wien ausgebildet (Flotan), oder handelt es sich um einen gescheiterten Versuch, Sushi als Wiener Schnitzel zu verkaufen (Alfred)?


    :hahahaha:


    Zitat

    Nochmal zu Brendel: Wichtig scheint mir der Hinweis von Matthias auf dessen früher auch der Moderne zugewandte Tätigkeit, insbesondere natürlich in Bezug auf die Neue Wiener Schule. Darüber berichtet auch Michael Gielen in seinen Memoiren. Man kann Brendel natürlich vorwerfen, dass er sich recht früh aus diesem Repertoirebereich verabschiedet hat, dass überhaupt sein Repertoire immer kleiner wurde. Aber das fällt wohl auch unter die Rubrik "Ich mach nur das, wozu ich Lust habe..."


    Vielleicht eher unter sehr hohe, sehr selbstkritische Erwartungen an sich selbst. Brendel hat ja weiter immer wieder in Interviews und Veröffentlichungen darauf hingewiesen, wie wichtig er die Moderne findet und wie gut einige ihrer Interpreten wie Aimard. Sympathischerweise und ganz "unpäpstlich" hat er immer wieder erklärt, dass er Schönberg gespielt habe, als dies noch wenige, schon gar nicht die großen Berühmten, außer Gould, taten. Als dies jüngere vermehrt taten und sich auch weiterem Modernem widmeten, hätte er denen, die das einfach besser gekonnt hätten, dieses Feld überlassen können.


    :hello: Matthias

    Diese blöde Medien-Hochstilisierung zum "Klavierpapst", "Philosophen am Klavier" usw. muß natürlich nach den Gesetzmäßigkeiten der Kulturindustrie notwendig umschlagen in Verdammungen, um neuere "Produkte" durchzusetzen.


    Aber jemand, dem eine ähnliche Rolle zugeschrieben wird, wird es wohl nicht mehr geben. Das hat vielleicht weniger mit den jüngeren Interpreten zu tun, sondern damit, dass Klassik ihr Massenpublikum in den aufstiegsorientierten "Mittelschichten" verliert, die gleichzeitig auch von einigen wenigen überregionalen Zeitungs-Kulturteilen erreicht wurden, die wirklich bei der "Meinungsbildung" eine Rolle spielten.


    Mit der langsamen, gegenwärtig krisenhaften Ablösung des fordistischen Akkumulationsregimes hat sich auch das kulturelle Feld grundlegend geändert, von Veränderungen in den Massenmedien bis zu Veränderungen bei habituellen kulturellen Orientierungen des Publikums weg von der Orientierung an "Päpsten" und "großen charismatischen Persönlichkeiten", wie ich im Charisma-Thread schon einmal versucht habe, auszuführen, hin zu größerer Diversifizierung von Konsumenten- und Hörergruppen, mit anderen, auch weniger kunstreligiösen oder allgemein über Musik orientierenden und auf orientierende "große Persönlichkeiten ausgerichteten Erwartungen.
    Firmen, die "den neuen Brendel" zu suchen und aufzubauen versuchten, müßten im Postfordismus ebenso unweigerlich scheitern, wie sie daran gescheitert sind, einen neuen Michael Jackson für die Pop-Märkte zu suchen oder wenigstens den alten noch etwas am Markt zu halten.


    :hello: Matthias


    Hallo Holger,


    danke für deine Antwort und Empfehlung. Die Bartók GA von Belcea hatte ich schon in den Händen. Da ich schon 3 Bartók-GAs habe (Emerson, Vermeer, Ungarisches StreichQ. + Einzelaufnahmen von Kronos und Zehetmair - letztere ganz besonders gut!), habe ich den Kauf immer noch aufgeschoben. Kommt aber irgendwann sicherlich auch noch dran.


    :hello: Matthias

    Die Beethoven- und Schubert-Symphonien der Hanover-Band mit Goodman gefallen mir musikalisch auch ausgesprochen gut gerade wegen ihrer Lebendigkeit, aber den halligen Klang finde ich schon leider als Manko. Gerade in den so lebendig gespielten schnelleren Teilen hört man dadurch vieles nicht mehr ganz deutlich, obwohl die Band sehr gut ausbalanciert spielt. In der 9. verschwimmen dann die Chöre völlig. Sehr Schade.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von HolgerB



    Claude Debussy, Streichquartett op.10
    Belcea Quartett


    Hallo Holger,


    wie ist denn die Aufnahme?


    Interessant für mich auch, dass sie zusätzlich hier das tolle Streichquartett von Dutilleux spielen.


    Auf Belcea wurde ich aufmersam durch ihre Einspielung der Streichquartette Brittens. Bei Britten sind sie inzwischen meine Top-Favoriten.


    :hello: Matthias

    Zitat

    Original von Zwielicht
    Hallo Wulf,



    Die Live-Aufnahme von 1976 gehört m.E. in die Spitzengruppe, äußerst aggressiv und lebendig.


    :yes: Die gehört auch für mich zu den schönsten Einspielungen der Diabelli-Var..Ich finde sie vor allem voller subtilem, hintergründigem Witz, wobei das, was ich an Brendel so schätze, besonders zur Geltung kommt, nämlich seine unglaublich vielseitige Anschlagskultur und feine Farbigkeit und subtile Phrasierung ohne jede Effekthascherei.
    Das schätze ich jedoch auch an seinen Beethoven-Sonaten. Ich habe beide Philips- und die Vox-GA - keine Aufnahme zuviel, weil alle unterschiedlich sind, aber nie gedankenlos so runtergespielt.



    Zitat

    Vehementer Widerspruch - nicht nur Brendel ist deutlich inspirierter als früher, auch Rattle schafft ein sehr konturiertes, stellenweise hip-nahes Klangbild. Dem gepflegten Klangbrei der Herren Haitink und Levine in den früheren Gesamtaufnahmen weit überlegen.


    Endlich einmal jemand, der diese Aufnahme auch so schätzt, wie ich. Bei aller Konturiertheit und HIP-Nähe ist das natürlich eine sehr "runde", einfach sehr schöne Aufnahme, auch hier ohne Extreme und Effekte. Aber wie genau hier Rattle und Brendel aufeinander hören, Klavier und das angenehm schlank klingende Orchester (und das mit den Wienern!) aufeinander abgestimmt sind, muß m-E. seinesgleichen erst einmal suchen. Brendel klang noch nie bei den Konzerten vorher so leichthändig, ohne an Subtilität zu verlieren, Rattle hier einmal wirklich erstklassig. Levine fand ich auch fürchterlichen Klangbrei. Haitink würde ich das zwar nicht vorwerfen, aber er lieferte für mich gepflegte Langweile.



    Zitat

    Noch vehementerer Widerspruch. Brendel gehört zu den wenigen, die Liszt als Komponisten ernstgenommen haben und seine Werke nicht - wie Horowitz - als Vehikel des Virtuosentums herunterdreschen. Exemplarisch an Brendels Aufnahmen des Spätwerks zu erkennen, das der Großteil der angeblichen Liszt-Pianisten nie auch nur angefasst hat


    Auch hier kann ich Bernd nur zustimmen. Brendel ist einer der wenigen, neben z.B. Pollini und Lewis, bei dem ich überhaupt Lust habe, Liszt zu hören.


    Lewis ist mir jedoch als Nachfolger dann doch zu nah an Brendels Ansatz dran und zu wenig originell und zu eng im Repertoire.


    Von Schiff finde ich nur einige wenige Aufnahmen wirklich in die erste Liga mit Brendel, ABM, Gilels usw. hineinragend. Dazu gehören seine Goldberg-Var. (ECM). einige, aber eben nur einige wenige seiner Beethovensonaten (z.B. Op.110+111), aber sehr viel finde ich auch, wie Alfred, etwas farblos, seine Rhythmen und Klangfarben häufig zu gleichförmig. Insbesondere bei Bartok liegen m.E. Welten zwischen Schiff und den alten Ungarn wie Anda und Sandor.


    Wirklich durchgehend begeistert mich Mitsuko Uchida, die mit Brendel auch gemeinsam hat, das das "Wiener Kernrepertoire" bei ihr bis Schönberg reicht. Auch Brendel hat ja lange und sehr gut für die Durchsetzung Schönbergs geworben, bis er meinte, die Moderne Jüngeren überlassen zu können. Uchida ist bei Schönberg und Berg wirklich in ihrem Element. (Merkwürdig, das hätte doch schon längst von Special Agent amfortas 008 kommen müssen! :D )


    :hello: Matthias