Lieber Operus,
hab Dank für diese berührende persönliche Erinnerung, die uns die großen Künstler Rudolf Schock und Gottlob Frick auch menschlich näher bringt. Rudolf Schock hat in seinen Erinnerungen ("Ach, ich hab in meinem Herzen...") einige Male seine jahrelange künstlerische Zusammenarbeit und persönliche Freundschaft mit Gottlob Frick angesprochen. Seine Worte offenbaren die hohe Achtung der beiden Sänger füreinander.
Offenbar hütest Du einen großen Schatz solcher persönlichen Erinnerungen. Schön, immer wieder einmal aus diesem Fundus bereichert zu werden.
Herzlichst
Otello50
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Lieber Otello,
zunächst waren es Künstlerbegegnungen im Hause Frick, dann kam die Gottlob Frick Gesellschaft mit jährlich bis 200 - 250 Gästen aus dem Gesamtbereich der Oper dazu, darüberhinaus konnte ich in den 45 Jahren als 1. Vorsitzender des HSO eine ganze Reihe der Großen zu Freundschaftshonoraren engagieren. Wenn man da nicht zu viel falsch macht und die Kontakte pflegt kommt ein imposantes Netzwerk zusammen. Die Kollegenfreundschaften waren für Gottlob Frick und seine Frau typisch. Wer war nicht alles Gast im Haus Waldfrieden. Mit Fritz Wunderlich war es fast ein Vater/Sohn-Verhältnis. Durch Frick war Wunderlich zur Jagd gekommen. Er hatte sogar ein eigens für ihn ständig reserviertes Zimmer im Haus Waldfrieden. Manchmal schenkt man dem Operndörfle Ölbronn sogar den Ehrentitel "Mekka der Basssten". Wenn Frick nicht die Beliebtheit unter seinen Kollegen gehabt hätte, wäre es niemals möglich gewesen, dass bis auf Kurt Rydl
fast alle seine großen Kollegen schon bei uns waren und Rydl bedauert es sehr, dass es bisher noch nicht geklappt hat. Noch zwei kleine Begebenheiten dazu. Ein Sänger meinte ob es möglich sei, Herrn...einzuladen, er sei allerdings nur Chorführer gewesen. Selbstverständlich luden wir diesen Herrn ein. Er schwärmte direkt von Frick. Er erzählte: Bei schwierigen Choraufritten, wie der Mannenszene in "Götterdämmerung" hätten die Sänger, wenn es vollbracht war, schon auf die anerkennende Geste des Hagen gewartet, die hätte nie gefehlt. Nur seine liebe Kollegin, Christel Goltz sah es etwas kritischer: Sie meinte: "Ach, der Lobl, der war zu gut für diese Welt und merkte gar nicht, wie er ausgenutzt wurde." Ich fragte nicht nach Beispielen, weil ich wusste, dass es stimmte und finde es gut, weil sein Wesen ebenso war und er sich in allen Phasen seiner Karriere immer treu blieb.
Vielleicht sind solche Wesenszüge bei großen Künstlern nicht selten. Um wieder auf Rudolf Schock zurückzukommen. Er soll ja aus eigener Tasche das Studium Von Karl Ridderbusch finanziert haben. Chapeu!
Herzlichst
Operus (Hans)