Beiträge von Theodora

    Lieber Harald,


    Deine Belesen- und Behört-? :D :lips: heit ist schon wieder einfach phänomenal! Ich danke Dir sehr für Deine Ausführungen und für den CD-Tipp. Ich habe mir nämlich schon seit langem überlegt, den Fidelio zu kaufen, war mir aber sehr unsicher, welche Einspielung das werden soll. Jetzt, wo ich außer dem grossen Gösta (dann vielleicht doch der vierte Schwede? ich kenne leider die von Dir angeführte Geschichte mit dem dritten Mann nicht :rolleyes: sorry, man kann ja nicht alles wissen! hoffentlich war das nichts Schlimmes) auch noch die grosse Birgit sehe, ist mir natürlich das Licht aufgegangen!


    Öhmanns Aufnahmen habe ich nie gehört, aber natürlich aus der Biographie und Interviews Geddas den Namen häufig gesehen... Muss aber für den Jahrgang 1979 nicht unbedingt ein Begriff sein? :baeh01:


    Aber zum Wagner-Fach: Schau mal, Gedda hat es sich zwar mit den Wagners gründlich verdorben - er hat ja seinen Auftritt in Beyreuth abgesagt als sein Name bereits auf Plakaten stand und wurde nie wieder eingeladen - aber er war auch noch mit 70 topfit, während Winbergh genauso wie Björling (natürlich früher als dieser) einem Herzinfarkt erlag. War das im Falle Winberghs vielleicht unter anderem eine Folge dieses ständigen Überbeanspruchens seiner Stimme und seines ganzen Selbst im Wagnerfach?



    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Liebe Maggie,


    Genauso wie in Deinem Fall hat Gedda für mich auch sozusagen die Türen in die Opernwelt geöffnet und im Endeffekt dazu beigetragen, dass ich auch bei Tamino gelandet bin, dafür gebührt ihm mein riesiger Dank! Ich bin genauso wenig in der Lage, Musik zu analysieren wie Du, aber außer Kenner und Profis sollte es auch ehrliche Laien geben, denn deren Urteil kommt vom Herzen!


    Ich habe mich ja nur über die Highlights Geddas im russischen Fach ausgelassen - ich könnte hier die gesamte Community zu Tode nerven, würde ich alles erzählen, was ich an diesem einzigartigen Sänger toll finde und für interessant halte! Aber ich halte lieber meine Klappe... Wenn Du das interessant findest, kann ich Dir über PN ein paar Texte schicken, die ich aus dem Russischen für die Gedda-Fanpage übersetzt habe, da sind auch ein paar lustige Anekdoten dabei :D


    Zum Schluss nur noch eine winzige Bemerkung zu den Operetten-Auftritten, die weiter oben als indiskutabel abgetan wurden. Zu dieser Kritik kann ich wenig sagen, da ich noch keine Aufnahme davon kenne - dafür habe ich einige Konzert-Auftritte Geddas mit den Operetten-Liedern gehört. Das ist sicher nicht dasselbe wie in der Operetten-Aufführung, weil Gedda aufgrund seiner schauspielerischen sagen wir mal Defizite mehr als Recitalist und Konzert-Sänger geeignet war und es auch lieber machte. Das, was ich aber auf jeden Fall beschreiben kann, ist seine Darbietung der Operetten-Lieder wie etwa "Deins ist mein ganzes Herz" etc. Ich habe einen Live-Mitschnitt gesehen, wo Gedda in einem recht fortgeschrittenen Alter dieses Lied singt und Mensch, das war die grossartigste Darbietung dieses Stückes die ich je gehört habe! Der Mitschnitt ist auf Franks Fanpage zu sehen. Das treibt einem wirklich Tränen in die Augen, wie viel Ausdruck und Lebenserfahrung (und sicherlich auch Leidenserfahrung) da in jedem Ton durchschimmert! Einfach unbeschreiblich! Jetzt muss ich mich jedesmal ärgern wenn ich dieses Lied auf irgendwelchen Stadion-Schickimicki-Events hören muss...


    In diesem Sinne einen lieben Gruss aus Göttingen,
    Eure


    Theodora

    Lieber Harald,


    vielleicht sagst Du ein paar Worte zu Winberghs Stimme? Ich habe eben gesehen, es gibt unter anderem (Mozart, Verdi) auch noch eine Aufnahme von Liebestrank Donizettis mit ihm! Ist das überhaupt möglich für eine und dieselbe Person, derart unterschiedliche Partien zu bewältigen?


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Liebe Taminos,


    heute habe ich zufällig eine Stimme gehört, die mich zuerst aufhorchen ließ, dann zumehmend verzaubert zuhören und schließlich auf einer Woge der Seligkeit segeln. Der Name zur Stimme lautet Gösta Winbergh. Dessen Besitzer soll der dritte große Schwede sein - nach Björling und Gedda, die ich beide verehre. Mensch, etwas hat das mit Schweden an sich, dass von dort zwar nicht allzuoft, dafür umso spektakulärere Stars in den Opernhimmel aufsteigen!..


    Leider habe ich im selben Augenblick erfahren, dass Winbergh leider zu früh von uns gegangen ist - 2002. Als Trost lässt sich anführen, dass es wohl einige schöne Aufnahmen von ihm gibt, sowohl auf Silberling als auch auf DVD.


    Jetzt wäre ich gespannt, von anderen Taminos zu erfahren, ob es unter Euch welche gibt, die Winbergh zu ihren Lieblingen zählen und/oder mehr über ihn, seine Karriere und seine wunderschöne Stimme zu berichten wissen.


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Lieber Sascha,


    danke für den Cover! Ich habe eben bei amazon noch eine andere Gedda-Godunov Aufnahme mit Talvela von 1976 entdeckt, allerdings ist sie nur zu bezahlen, wenn man vorher eine Bank ausgeraubt bzw. eine reiche Oma ins Jenseits befördert hat! :no: :no:


    Das mit Domingo hast Du richtig erfasst :D :hello:


    Deine


    Thea

    Liebe Taminos,


    na, endlich habe ich den Thread entdeckt über meinen heiß und innig geliebten Nicolai Gedda! Wunderbar, jetzt kann ich mich in Ruhe über ihn auslassen :yes: Naturgemäß kann ich etwas zum russischen Fach beisteuern.


    Gedda nimmt ohne Zweifel einen der obersten Plätze auf meinem Tenor-Olympus ein. Doch sicher ist er kein Sänger für alle. Ich finde, die Feinheit der Schattierungen, seine Technik, phänomenale Atemkontrolle und seine Beherrschung so ziemlich aller wichtigster europäischen Sprachen sind Tugende, die in einem Stadion nicht unbedingt ins Auge stechen. Wie Frank Zimmermann, der Gründer der Fanpage von Gedda (nicolai-gedda.de) schreibt, ist Nicolai ein "Tenor für Kenner". Und doch weiß er wie kein anderer, mein russisches Herz zu erwärmen.


    Die legendäre Partie von Sobinin aus Glinkas "Ein Leben für den Zaren" ist bereits erwähnt worden. Dort gibt es so viele hohe Cs auf einmal dass einem schwindelig wird. :faint:


    Die andere berühmte Arie aus dem russsichen Fach ist Dimitri aus "Boris Godunov". Eine Einspielung von EMI glaube ich, ist mit Christoff erschienen und steht auf meiner Wunschliste ganz oben! Wie keiner sonst, zeigt er im bekannten Duett am Brunnen die innere Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit des Pseudo-Zarewitsch, einfach herrlich! Sein verzweifelter Ausruf "Lschosch, gordaja poljatschka! Zarewitsch ja!" ("Du lügst, stolze Polin! Zarewitsch bin ich!") jagt einem förmlich einen Schauer über den Rücken.


    Auch sehr zu empfehlen ist die Partie von dem jungen Dichter Lensky aus "Eugene Onegin". Auch in Russland gilt seine Darbietung als Referenz, was auch schon etwas zu sagen hat, hatten doch die größten russischen Tenöre Lemeschew und Koslowsky in dieser Partie brilliert.


    Eine wunderschöne leichte und sehr emotionale Darbietung Geddas ist die Rolle des Hermann in "Pique Dame" von Tschaikovsky. Allerdings weiß ich nicht, ob es eine Gesamtaufnahme davon gibt. Ich habe nur eine Arie auf einer Sammel-Platte.


    Wunderbar sind Geddas Darbietungen der russischen Kunstlieder. Auf YTube können interessierte Taminos seine Darbietung des wunderschönen Liedes auf Worte Turgenews "Utro Tumannoe" ("The Foggy Morning") hören, um nur ein exquisites Beispiel zu nennen.


    Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich noch erwähnen, dass ich auch Aufnahmen Geddas in anderen Fächern sehr schätze. Darunter ist natürlich Tamino, Alfredo (mit Moffo) und Don José zu erwähnen. Die Karajan-Aufnahme von Carmen mit Simionato ist für mich die Lieblings-Einspielung dieser Oper.


    Natürlich muss ich zugeben, dass Gedda bei all seiner Raffinesse im Singen kein guter Schauspieler ist. Aber das wußte er selbst ja auch! Er hat einmal gesagt: "Ich sehe aus wie ein schwedischer Bankangestellter und ich bin auch ein schwedischer Bankangestellter. Da kann man Domingo nun wirklich beneiden - der Mann hat eben alles!"
    In diesem Sinne alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    die schöne Beschreibung der Kunst von Edda Moser macht mir Lust auf mehr! Zufällig habe ich vor kurzem die Aufnahme der Königin der Nacht von ihr gehört und muss gestehen, war extrem angetan! Mozart ist sowieso eines meiner Lieblingskomponisten, also wird nun die Gute-Fee-Weihnachtsmann-Liste um einen Platz länger!.. Danke dafür!
    Eure


    Theodora

    Lieber Michael,


    Na, jetzt habe ich die Schymberg-Björling-Aufnahme auch gehört, sogar zwei Mal hintereinander (habe in der Zeit was gemalt, da passt so etwas ideal) und muss erstmal sagen, dass ich Dein Urteil zumindest ein wenig übereilt, und schlimmstenfalls doch wirklich ziemlich ein Produkt schlechter Laune/unglücklicher Umstände finde. :stumm: Ich fand nämlich, abegsehen von dem wirklich alles andere als schwungvollen Dirigat, keines von Dir bemängelten Zustände wieder, im Gegenteil! :beatnik:


    Fru Schymberg ist im ersten Akt (wie das bei der Oper doch eigentlich regelmäßig der Fall ist, habe gehört, die Opernsänger dürfen vor der Vorstellung gar kein Stimmtraining mehr machen, stimmt das??) einfach noch nicht ganz da und klingt zum Teil wirklich ziemlich steif und flach, in der "É strano"-Arie verliert sie tatsächlich einige Male den roten Faden und die Verbindung zum Orchester, was natürlich sehr ärgerlich ist, weil das (nach dem ersten Duett der beiden bei dem Schwächeanfall Violettas) meine absolute Lieblingsstelle ist. ;(


    Doch dann, muss man sagen, fängt sich die schwedische Diva wieder und kommt im zweiten Akt sehr schön mit nötiger Dramatik und wunderbaren Piani (habe selten so sanften Klang bei einer so hohen Stimme gehört :jubel:) zur Geltung.


    Vater Germont fand ich im Vergleich zu den anderen von mir gehörten Vätern nicht unbedingt abgrundtief schlechter, ich fand seine Stimme angenehm und seine Darbietung sicher. Ich weiß gar nicht, worauf Dein Urteil gründet? Wäre gespannt zu erfahren, was ich so Schlimmes mit meinem laienhaften Ohr überhört habe! :no:


    Was schwedische Sprache angeht, so hat mich das eigentlich nicht wirklich gestört. Vermutlich hat das damit zu tun, dass ich seit meiner Kindheit alle Opern auf Russisch gehört habe - Traviata, Carmen, Orfeo at Eurydice, einfach alles - deswegen ist das okey für mich. :beatnik: Viel witziger finde ich es, wenn zwei verschiedene Sprachen in derselben Aufführung benutzt werden, dazu habe ich ja sogar einen eigenen Thread eröffnet. Aber dies ist ja bei dieser Aufnahme nicht der Fall, also hab ich mich gar nich weiter mit der Sprache aufgehalten.


    Und das Beste natürlich zu Schluss - oder das Schlimmste?? :jubel: ?( :(
    Björling hat sich für meine Begriffe als DER ultimative Alfredo entpuppt!!! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    Unglaublich, er macht genau das, was ich mir schon immer bei jeder anderen Darbietung gewünscht habe, und nur er hat das genauso hinbekommen - verhalten, wo es nötig ist, richtig pathetisch, wo es hingehört, leidenschaftlich, dass eine Frau gleich merkt, ob sie nah am Wasser gebaut ist, jugendlich-schüchtern und mit dem so typischen für einen jungen verliebten Romantiker Überschwang.


    Die riesige Stimme Björlings ließ natürlich die Kollegen regelmäßig etwas blass aussehen, aber seine Absicht war es nicht - man höre sich den ersten Duett nach Violettas Schwächeanfall an - er dämpft seine Stimme, um den kleinen Sopran besser zu Geltung kommen zu lassen: Man kann es damit vergleichen, dass ein Diamant neben dem Kristallglas trotzdem besser glitzert, auch wenn es nur am Rand der Fassung platziert ist... :no:


    Die richtige Tragödie und Drama an der ganzen Sache ist es, dass das wirklich die einzige Aufnahme Börlings Alfredo ist, und sie ist wohlgemerkt aus dem Anno domini 1939! Mann! Wie konnte er das der Nachwelt antun??? ;( ;( ;( ;( ;( ;( ;( ;(


    Jetzt genug lamentiert! Ich kann die anderen verehrten Taminos nur darum bitten, den Schiedsrichter in unserer Diskussion zu spielen und mit dem eigenen Urteil mich oder Michael Recht zu geben - oder keinem von uns. Bin schon gespannt!


    Alles Liebe, :angel:
    Eure


    Theodora

    Lieber Caesar,


    Bin froh, wenn Du meine doch sehr unbedarfte Darstellung(weil ich von der Musik nur als ein Hörer mit Ohren und Herz was verstehe, aber vom Hintergrundwissen her eher auf dem Level eines Tarzan bzw. Jane bin :D ) aber diese Geschichte damals live mit zu erleben war wirklich etwas Besonderes für mich.


    Ich persönlich habe auch nur die Kempf-Aufnahmen von Chopin und Betthoven gehört die eben im YouTube stehen und damals vor Ewigkeiten beim Tchaikowsky-Wettbewerb gespielt wurden, wie gesagt, Prokofiev steht als Erstes auf meiner Gute-Fee-Weihnachten-Liste. Das Problem an der Sache ist, seine Aufnahmen kriegst Du nicht bei jpc im Angebot oder im ebay zum Ramsch-Preis, und der studentische Geldbeutel ist doch ziemlich dünn...


    Vielen Dank für Deinen DVD-Tipp!
    Ich merke es an den jetzigen Opern-Aufnahmen, und weil Du das auch bei Instrumentalmusik nennst, wird das wohl der moderne Trend sein: man macht eben von fast allem eine DVD anstelle von CD... Hast Du die DVD selbst gesehen? Kannst Du etwas über den Stil Freddy beisteuern? Würde mich sehr interessieren, auch wenn ich Jane bin... :D


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Lieber Widor,


    ich wollte hier meine persönlichen Erinnerungen an Freddy Kempff mit Dir und möglicherweise mit anderen Taminos teilen. 1999, als dieser genannte skandalöse Tchaikowsky-Klavierwettbewerb stattfand, lebte ich noch bei meinen Eltern in Russland und habe den Wettbewerb damals im Fernsehen verfolgt.


    Freddy kam immer sehr bescheiden auf die Bühne, das ganze Gehabe und Mätzchen, mit denen die russischen "Preiskandidaten" ihr Spiel begleiteten, war ihm völlig fremd. Er kam, setzte sich und spielte, und da geschah ein Wunder: der völlig normal aussehende junge Mann verwandelte sich - er spielte so, dass mir und den anderen Zuhörern Tränen kamen! Auch wenn ich persönlich nichts von der Technik des Klavierspielens verstehe, war mir klar, dass das hier ein Künstler war und dass seine Interpretation etwas ganz Besonderes darstellte, dass hier Gefühle und Gedanken auf einem Level transportiert wurden, die man zwar nicht erklären, doch sehr wohl spüren konnte.


    Freddy gewann die russischen Herzen im Nu und bekam zu Recht standing ovations. Seinem Charme, seiner subtilen, zivilisierten Art konnte sich niemand entziehen, seine Kunst haute die Menschen einfach um, das werde ich nie vergessen, dieses Gefühl. Für mich war das eine der ersten Begegnungen mit der echten Kunst in meinem Leben, wo ich ganz klar sah, wo der Unterschied zwischen Perfektion und Kunst liegt. Für diese Lektion werde ich Freddy immer verbunden sein. Unglaublich, der Mann ist gerade mal 2 Jahre älter als ich selbst!..


    Als die Preisverkündung kam und es bekannt wurde, dass zwei technisch hochgradig perkfekte, aber künstlerisch weit unterlegene Pianisten die ersten zwei Plätze zugesprochen bekamen, brach da in Moskau und vor den heimischen Schirmen ein wahrer Sturm der Entrüstung aus: Die Russen waren darüber aufgeregt, dass zwei Landsleute beim prestigeträchtigen Klassik-Wettbewerb 2 erste Plätze belegten, das muss man sich erstmal vorstellen!


    Ich habe im Internet recherchiert: Freddy hat inzwischen eine ganze Reihe CDs aufgenommen und gastiert erfolgreich in der ganzen Welt. Zu Russland und zur russischen Musik hat er ein ganz besonderes persönliches Verhältnis und hat auch einige CDs damit aufgenommen. ICh persönlich würde die Prokofiev-CD als besonders interessant sehen, weil dieser grossartiger russischer Komponist nicht unbedingt zu einem Repertoire gehört, welches jeder auf Anhieb im Regal stehen hat, oder, liebe Taminos, habe ich Unrecht?


    Ich hoffe, meine profanen Ausführungen tragen dazu bei, in Euch das berechtigte Interesse für diese junge Begabung zu wecken. Sollte jemand von Euch neuere Informationen über Freddy haben oder sogar Freddy live gehört haben, wäre ich sehr an einer entsprechend blumigen Darstellung brennend interessiert!


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    @Michael
    Na, dann tue ich Dir mit meinen frechen Fragen was Gutes! Ich fände es passend, wenn Du in diesem THread über Deine Eindrücke von der Aufnahme berichten würdest!


    Was Gruberova anbetrifft, so habe ich sie als Violetta zwar noch nie gehört, würde aber nicht auf Anhieb behaupten, ich kann sie mir optimal in dieser Rolle vorstellen und schon gar nicht als erste Referenz nennen, wenn man seine erste Traviata kaufen will. Damit will ich keineswegs behaupten, dieser Sängerin würde kein Respekt zustehen oder sie wäre keine Weltklasse. Doch die erste Referenz für Traviata wäre sie für mich trotz alles Respektes nicht. Es gibt ja außer der schon ausgiebig diskutierten Stratas und Cotrubas immer noch die Callas, die hier Maßstäbe setzte und eine Menge an schönen modernen Versionen, wenn man Netrebko nicht mag, dann wäre eine wunderschöne Version von Reneé Fleming.


    Alles Liebe,
    Eure


    Thea

    Liebe Taminos,


    @Harald
    Tja, so wird einem das Vergnügen verdorben :motz: auf der anderen Seite, wie viele Taminos können auf Anhieb behaupten, sie haben diese Aufnahme zu Hause im Regal stehen oder wie viele haben sie überhaupt gehört?
    Schymberg wirklich gestorben? Dann ist es ja höchste Zeit, sich mit ihrem Schaffen bekannt zu machen! Einen besseren Tribut kann es für einen Künstler nicht geben, imho.


    audiamus
    Blass verstehe ich gut. Aber wieso siehst Du den Zeffirelli-Film in den Farben der schwedischen Fahne? Björling ist doch da gar nicht dabei :D :D


    Alles :angel:
    Eure


    Theodora

    Liebe Peter und Walter,


    Hoho, meine Herren, ich habe eben mit ungläubigem Staunen festgestellt, in unserer Uni-Bibliothek gibt es die Aufnahme Björling-Schymberg! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: Seid ihr neidisch??


    Ich finde, gerade das ist es ja, was Traviata zu einem ganz besonderen musikalischen Werk macht: Jeder hat eine eigene Version der Ereignisse und natürlich die eigene Sicht der Protagonisten.


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Lieber Walter,


    jetzt bin ich gespannt! Mach ich unbedingt und erzähle dann von meinen Eindrücken!


    Weißt Du, genau das ist der Punkt, den ich bei einer richtigen Traviata auch für wichtig halte: Wenn nicht ein leichtes Mädchen, dann schon wenigstens eine Spur Lebensfreude sollte mindestens im ersten Akt dabei sein. Stratas ist mehr für "die Sklavin Isaura" geeignet, sie fängt zu früh an zu vergehen und ist von Anfang an zu tadellos und nett, um glaubwürdig zu sein. Was den Gesang betrifft, kann man natürlich nichts dagegen einwenden, musikalisch sehr schön. Allerdings finde ich, Domingo kann man, muss man aber nicht in jeder Rolle zu Hause haben.


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Lieber Walter,


    Ach, man weiss ja nicht, ob das Schweigen immer zustimmung beduetet! 8)


    Betreffend Cotrubas habe ich einige Problemchen: im YouTube sind ihre Violetta-Aufnahmen zum größten Teil in einer völlig inakzeptablen Qualität vertreten und ich kaufe prinzipiell keine Aufnahmen, die ich vorher nie gehört habe, dafür bin ich zu arm. ;( Deswegen kann ich das ja gar nicht beurteilen, leider!
    Moffo gefällt mir in der Rolle sehr gut, sie hat dieses erotische Timbre, wie hat das ein Tamino so schön beschrieben - erinnert an Granatäpfel, bittere Schokolade und kräftigen Rotwein... Den Film mit Domingo und Stratas habe ich gesehen und fand ihn schön, aber für meinen Geschmack zu konventionell, wenn ich das so ausdrücken darf. Da bleibt in meinem Kopf nachher nichts hängen, verstehst Du was ich meine?
    Alles Liebe
    Deine


    Theodora

    Lieber Walter,


    oh Gott! Ich denke das mit del Monaco war ein typischer Freudscher Versprecher - man soll sagen A, denkt sich dabei aber B und schreibt versehentlich B :D :D Wenn wir ganz offen miteinander sind - dieser Vulkan vom Menschen hätte die intelligente Interpretation von DLA vielleicht schön unterstrichen?.. Ich mag zwar grundsätzlich keine Fortissimo-Brüll-Tenöre, aber der Mann ist doch wirklich eine Ausnahme... Meinst Du jetzt ihn oder doch del Monte, welcher von beiden hat denn nun einen steifen Alfredo abgeliefert? Vor kurzem habe ich über del Monaco gelesen, er hat sich im Kostüm Othellos beerdigen lassen... Bei so etwas verliere ich als eine ehrliche Tamina auch schon mal eine Träne...
    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Lieber Norbert,


    ja! ich stimme Dir zu - voll und ganz! Meine erste Traviata-Aufnahme ist die Callas/Kraus unter Ghioni, dann habe ich noch einen Querschnitt mit Tebaldi/Poggi/Protti, den muss ich mir erstmal genauer anhören und natürlich die von Dir beschriebene Aufnahme mit Victoria de los Angeles und Carlo del Monte. Abgesehen von der Callas, die sowieso eine Klasse für sich ist und die ich nicht ohne Bewunderung für ihre dramatische Gabe hören kann, ist de los Angeles meine absolute Lieblings-Violetta. :angel: :angel:


    Ich finde, gerade diese Rolle ist für jegliche Spirenzchen und dramatisches Gehabe sowie (grobe) Plakativität jeglicher Art ein (leider oft missachtetes! :motz:) Tabu! Violetta ist einerseits eine junge Frau, die lebensfroh ist und das Leben genießt (dafür sind Moffo und Netrebko ein schönes Beispiel, die favorisiere ich auch und habe sie auf meiner Gute-Feen-Liste :]), andererseits das Clue der gesamten Oper ist ja meiner Meinung nach dieser Wandel von purer Verschwendung des eigene Lebens und der Jugend zu einem echten Gefühl, welches die edle Seele der Gefallenen zum Vorschein bringt! Dieser Edelmut und diese Feinheit der emotionalen Schattierungen bringt Victoria de los Angeles wunderbar intelligent und subtil auf den Punkt. Wirklich zum Hinknien! :jubel:


    Ich habe mich ein bisschen gewundert, wieso auf der Aufnahme das hohe Ende der Sempre Libera fehlt, doch von Dir habe ich erfahren, dass dies gar nicht in der Partitur steht und von Dirigenten sogar verboten wird. Danke für den interessanten Hinweis!


    Del Monte ist gut, aber nicht wirklich zum Hinknien. Meiner Meinung nach fehlt ihm hier sowohl das brutale männliche Charme eines jungen Björling (Mensch, wieso hat er mit DLA nur die Boheme aufgenommen und der Welt eine herrliche Traviata-Aufnahme vom selben Rang vorenthalten ?( :faint:) als auch der delikate, etwas zögerliche und sehr kultivierte Vortrag eines Gedda (der als Alfredo auch mein vollstes Wohlgefallen genießt :] :]), der zur intelligenten Interpretation von DLA auch optimal passen würde. Tja, schade, vielleicht wird man ja in der fernen Zukunft alle Konserven miteinander beliebig mixen können und jedem Opernfan seine ultimalive Besetzung ermöglichen... Aber noch ist es lange nicht soweit :no:


    Der Vater Germont von Sereni gefällt mir persönlich wirklich sehr gut. Über das Dirigat kann ich nicht viel sagen, aber ich denke, Deine Beschreibung trifft zu.


    Alles Liebe,
    Eure immer unkonventionelle Traviatas bevorzugende


    Theodora

    Liebe Taminos,


    audiamus
    dass ist ja köstlich ohne Ende :hahahaha: :hahahaha:
    Es stimmt doch, was ich Dir gesagt habe: bei Salomé balanciert man immer zwischen Kitsch und Kunst :yes: :D


    @Fairy
    Ich stimme an diesem Punkt mit dir und mit dem lieben Herbert überein: Die Oper muss Oper bleiben, und meiner Meinung nach gehört da eine kleine Prise Altmodisches dazu, oder (Edwin, nicht auf den Kopf :untertauch:) zumindest ein gewisses Absetzen von dem Blockbuster-Mcdonalds-Mainstream. Also ich bin auch dafür, Slomé nackt als Maler abzubilden, auf der Bühne jedoch ist mir außer dem richtigen Gesang noch gelungene Choreographie wichtig.


    Alles Liebe,
    Eure
    Thea

    Lieber Alfred,


    sorry, ich habe Deine Antwort gar nicht gesehen bis Du mich darauf hingewiesen hast. Vielen Dank für das Vertrauen!


    Es würde mich durchaus inspirieren, die Größen der Musik für Tamino zu zeichnen! Bei jedem Bild lernt man vermutlich nicht weniger als wenn man ein Musikstück einstudiert. So habe ich zum Beispiel eine ganze Menge über Mravinsky erfahren als ich den Avatar für Michael gebastelt habe.


    Ich finde, das passt sehr gut zusammen: Tamino hat schon einen Karikaturisten, einen Maler und ich versuche, meine Wenigkeit als Graphiker dazu zu gesellen.


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Liebe Taminos,


    das ist ja köstlich, wie sich der etwas dröge Thread belebt hatte und sogar fast schon am Knistern und Knacken ist :D :D :D


    Jaaa, ich habe das mit Ewing ein bisschen provokativ formuliert, schön dass es gewirkt hat :baeh01:. Ich habe selbst im Video gesehen dass das mit der Entblössung von Ewing wirklich mehr Gerede war als Wirklichkeit.


    Und ja, liebe Fairy und Johannes:
    ich finde auch, dass Striptease bei weitem nicht die einzige Möglichkeit ist, die Sinnlichkeit und Schönheit der Salomé in Szene zu setzen. Deswegen fand ich ja Ljuba Kazarnovskaya in dieser Rolle so brillant! Sie hatte es meiner Meinung dezent, aber sehr wirkungsvoll umgesetzt, wirklich ein ästhetischer Genuss!


    Klawirr alias Medard
    Jetzt hast Du mich wirklich neugierig gemacht! YouTube-Geister, kommt!..


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    @Herbert
    das hast Du wirklich sehr gut verständlich machen können, über diese Sichtweise dieser Partie habe ich auch gelesen. Es gilt nicht umsonst als eine der schwierigsten Partien überhaupt, und zwar nicht nur von der technischen Seite, sondern eben gerade wegen der schauspielerischen, die Planke ist vom Autor ja wirklich sehr hoch gesetzt.


    Interessanterweise wird die Oper trotzdem regelmäßig aufgeführt, so wie ich das verstehe, obwohl die Hauptaprtie (aber auch andere, Männerpartien) so schwer umzusetzen ist. Mit den anderen, ähnlich schwierigen opern, wie etwa "L´Europa reconosciuta" von Salieri ist es ganz angers gekommen: In einem anderen THread habe ich gelesen, dass es überhaupt nur eine einzige moderne Konserve davon gibt, und die kann man nur iaus den USA bekommen. So eine Entwicklung ist doch interessant, wieso eine oper trotz aller Schwierigkeiten lebt und die andere vergessen wird...


    @Peter
    Das kann man vielleicht einfach mal versuchen mit dem Foto! Dann taucht vielleicht jemand auf, der Bescheid weiß was mit der Karriere dieser Sängerin geschehen ist, dann haben wir alle was davon *war nur n Scherz* :D


    @Harald
    Ist sie wirklich nackt oder ist es nur gefälscht? Ich habe gelesen, die Ewing war die Einzige, die sich richtig als Salome ausgezogen hat! Und kann man den Gesang von Patne hören?


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Ach, lieber Herbert,


    ist es denn überhaupt möglich, eine Divina zu übertreffen? Eine noch bessere Frage ist es - ist so etwas überhaupt nötig? Callas bleibt Callas, Cebotari Cebotari und fertig, es ist auch gut so. Es ist ja gerade das Tolle, dass man immer neu überrascht und fasziniert werden kann und wird! Ausserdem - würdest Du die Künstlerin selbst fragen, würde jede, glaube ich, niemals jemand anders sein wollen als nur sich selbst!


    Was mich an Deinem Beitrag wirklich sehr überrascht hat, ist die Tatsache, dass Du B. Nilsson und Ljubow Kazarnovskaya im selben Atemzug nennst - ihre Typen und Stimmen können unterschiedlicher nicht sein!


    Ich habe die Videos von den beiden als Salome gesehen und muss sagen, die grosse Birgit erschien mir nun wirklich überhaupt nicht für diese Rolle passend zu sein. So viel innere Stärke und Energie kann ich persönlich mit der Figur des verwöhnten und lustbetonten, gleichzeitig aber gefühlsunerfahrenen Mädchens nun wirklich gar nicht in Verbindung bringen!


    Erklär mir doch bitte mal, was Deine Vergleichsbasis ist! vielleicht kann ich das dann auch nachvollziehen?


    Alles Liebe,
    Deine gespannte


    Theodora

    Liebe Taminos,


    Der Wonnige Laller schrieb bezüglich Salome-Gesellschaft:


    Zitat

    In der Salome-Welt kommt Liebe aber praktisch überhaupt nicht mehr vor. Und so Unfähig alle Figuren zur Liebe sind, so unmöglich ist es ihnen, miteinander zu kommunizieren. In dem ganzen Stück wird permanent aneinander vorbei geredet. Schon der erste Dialog zwischen Narraboth und dem Pagen zeigt das sehr deutlich. Auch Herodes und Herodias haben sich inhaltlich eigentlich nichts zu sagen und führen einen ständigen Ehe- und Machtkampf, der dem Religionskrieg zwischen den Juden und den Nazarenern in nichts nachsteht. Ein Kind wie Salome, daß in eine solche Welt geboren wird, ohne Liebe, ohne Zuneigung, ohne Kommunikation, muss zwangsweise pervertieren und seelisch verkümmern.


    @Laller
    das hast Du wirklich wunderschön formuliert! So wie Wilde und (was ich besser kenne) Beardsley das in ihrem Wort/Bild andeuten, genauso wird es sein wie Du sagst. Außerdem wollte ich daran erinnern, dass die Zeit, in der die Vorlage erschien, ja die Zeit der aufkommenden Decadance war, also dieses Äußerliche, dieses Unehrliche, dieses Lieblose sollen meiner Vorstellung nach genau die Beweggründe gewesen sein, die ganze Story überhaupt aufs Tapet zu bringen. Bravo, war wirklich gut gesagt!


    @Alle
    Ich war wirklich erstaunt, liebe Taminos, dass bei Euren Lieblingsaufnahmen und Sängerinnen der Salome Ljuba Kazarnovskaya mit keinem Wort erwähnt wurde! Unglaublich! Meiner Ansicht nach ist sie DIE perfekte Salome unserer (bin noch nicht alt :baeh01:) Zeit! Ich habe sogar die Anekdote gelesen, dass der Enkel Strauss´, der bei ihrer Darbietung zugegen war, gesagt haben soll, sein Großvater muss diese Frau gemeint haben als er die Oper komponierte: schöne, leichte mädchenhafte Stimme, jedoch mit verführerischen Intonationen, schlankes salometaugliches Aussehen (keine Wagner-Kanone!) unglaublich souveränes Schauspiel und - natürlich! - ein Schleiertanz der Superlative! Dezent, genauso wie das in der Partitur stehen soll, nicht wie die wilden Zuckungen einer Ewing. Kazarnovskaya wurde von Karajan entdeckt und hatte Schauspiel studiert bevor sie Sängerin wurde, deswegen kann ihr in Punkto Ausdruck eine "normale" Sängerin natürlich nicht das Wasser reichen.


    Meine Herren, die Aufnahmen und Video mit Kazarnovskaya ist jedem Salome-Fan ans Herz zu legen! Ich meine, Vorkriegszeiten sind gut, aber!..


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora