Beiträge von Theodora

    Liebe Fairy,


    hier bin ich wieder, ich habe einfach ganz frech die Homepage von Ljuba Kazarnovskaja angeschrieben und nachgefragt, ob sie weitere Konzerte zum Viardot-Programm in Planung haben. Die Homepage-Leute haben mir sogar prompt geantwortet und gesagt, dass es tatsächlich weitere Konzerte in Deutschland in Planung sind, jedoch würden die Termine noch nicht feststehen. Sie haben sich auch für das Interesse für die Kunst von Ljuba Kazarnovskaja bei Taminos bedankt (ich habe nicht verschwiegen, dass es hier auf Tamino einige Menschen gibt, die LK toll finden und sich für das Konzertthema interessieren) und versprochen, sich zu melden, sobald sich etwas Neues termintechnisch ergibt. So lass uns die Hoffnung nicht verlieren!
    Alles Liebe,
    Deine


    Thea

    Liebe Taminos,


    na, wenn mein Name hier schon gefallen ist, so möchte ich dann auch mein Avatar vorstellen. Mein Avatar stammt von mir, das heisst, ist ein Fragment eines Bildes, das ich selbst gezeichnet habe. Um das ganze Bild reinzustellen, muss ich erstmal verstehen, wie das geht mit dem Bilder-Anhängen. Möchte mir da ein erfahreneres Mitglied der Community unter die Arme greifen?


    Ich bin Hobby-Malerin bzw. Grafikerin und zeichne am liebsten mit Tusche und
    Feder. Da ich nicht zufällig auf "Tamino" gelandet bin, sondern weil ich Klassik- und Opernfan bin, so mache ich Oper häufig zum Thema meiner Bilder, wie ihr zum Beispiel hier sehen könnt.


    @FairyQueen und Michael
    Danke ihr lieben! Ich bin froh dass es Euch gefällt!


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Fairy,


    ich habe auch eben über diese Veranstaltung von Ljubov Kazarnovskaya auf der Homepage der Sängerin gelesen; es sieht so aus, als wäre es nicht nur ein Konzert, sondern ein Teil eines Tournees! Ich versuche herauszufinden, wo die anderen Konzerte dieses Tournees stattfinden und ob es eine Aufnahme in Planung ist, und sage Dir natürlich Bescheid!


    Übriogens, Ljuba Kazarnovskaya ist auch ansonsten nicht uninteressant! Sie ist als Salome berühmt geworden, ihre erste Ausbildung war die einer Schauspielerin, deswegen ist ihr Schleiertanz wirklich sehr beeindruckend!
    Sie macht ansonsten ganz oft Musikabende, die der Geschichte der Oper gewidmet sind und singt ganz viele historische Lieder. In Unterschied zu vielen ihren russischen Opern-Kolleginnen scheut sie auch moderne Aufführungen nicht. Ich habe mich eben zufällig mit ihrer Kunst beschäftigt und fand das Ganze sehr spannend!


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Lieber Edwin, liebe Fairy,


    @Fairy
    Ja, Dostojewski ist auch in meiner ansicht eher etwas mit ewigen Themen und genauso ewigen Qualen, oft moralischer Natur. Puccini kommt eindeutig aus einem anderen Element.
    @Edwin
    ...aber Konsalik??? Das ist doch viel zu hart auf die Pauke gehauen, dorogoj Edwin! Wer Wagner mag, soll den Rest der Opernmusik noch immer nicht mit seichter Lektüre vergleichen! Übrigens, würde ich dann, *rachsüchtig lächel*, wenn wir hier mit so harten Bandagen kämpfen wollen, Wagner dann schon eher mit Tolkien vergleichen (wer den "Silmarillion" gelesen hat, wird mir recht geben) :baeh01: :baeh01:
    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Caesar und Edwin,


    ich zitiere peet

    Zitat

    Ich würde dieses Beispiel korrigieren: Ich würde La Boheme nicht mit einem Gedicht von Eichendorff, sondern eben mit einem spannenden und kurzweiligen Roman z.B. von Dostojewski vergleichen, und dann den Tristan - mit einem Roman von Joyce oder Proust.


    Ich fand es putzig. Natürlich bin ich weit davon entfernt, Dostoewsky uninteressant zu finden, aber kurzweilig??? :stumm:


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    peet
    Dostojewski kurzweilig??? Das ist ja putzig! Was denn zum Beispiel? "Verbrechen und Sühne"? Oder "Brüder Karamasow"? Ich würde da lieber Puccini und Wagner eher mit einem Gedicht von Heine (ein Liebesgedicht!) und einem Roman von Leo Tolstoi vergleichen, dann ist die Gewichtsklasse und das Genre wohl eher richtig verteilt! :D :D


    @alle
    Ich selbst komme zwar aus Russland und bin folglich schwerere Gewichte in der Oper gewöhnt, vor allem was Musik anbetrift, aber auch die Story. Und doch ist Puccini am Ende der Komponist, bei dem mein Herz doch besonders schnell aufgeht! Ich bin bei Puccini immer noch auf dem Weg und bewege mich von den Einsteiger-Sachen (Bohéme, Tosca) in die Richtung Fortgeschrittene (Turandot, Butterfly( ? ).


    Ich habe sogar zwei Aufnahmen von Bohéme: Freni/Gedda als Querschnitt und de los Angeles/del Monte als Komplettaufnahme. Tja, man kann ja nicht alles haben, ich meine, eine Aufnahme mit Gedda/de los Angeles gibt es meines Wissens gar nicht, sehr schade! Ich habe es ernsthaft vor, mir noch die Aufnahme mit Björling/de los Angeles unbedingt zuzulegen...Dazu muss ich noch sagen, diese beiden waren überhaupt eine der allerersten Opern-CD-Käufe in meinem gegenwärtigen Lebensabschnitt! Soviel zu meiner Liebe für Puccini!


    Tosca ist natürlich mit Callas/Gobbi unvergleichlich besetzt, aber ich fand auch die Aufnahme mit Gheorghiu/Alagna wunderbar, auch als DVD. Vor kurzem habe ich "Tosca" in Frankfurt gehört und fand das Werk auf der Bühne noch opulenter und bombastischer als auf CD! So muss Oper sein, zumindest italienische - nach dem Motto mehr ist mehr!


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    audiamus,


    *erröt* Danke für die Blumen! Naja, sollten die Obertaminos einmal Bedarf nach selbst- (und unprofessionell, dafür mit Liebe!) gebastelten Avatars haben, liesse sich da von meiner Seite her natürlich Einiges machen! Wenn jemand meine Bildchen genauer sehen will, kann ich demjenigen einen Link über PN schicken. In der letzten Zeit habe ich relativ viel über Oper gemalt, warum wohl?.. :]


    @Fairy
    Nein, also wirklich! Malibran war doch tatsächlich eine Ausnahmekünstlerin gewesen, genauso wie Pauline! So eine Art Leonardo im Rock, oder? Wirklich beeindruckend! Weisst Du, wo man überhaupt solche Dinge wie Libretto-Übersetzungen bekommt? Bestimmt nicht im Buchladen um die Ecke! Und Du hast schon geschlafen? Bestimmt von einem Frühstück mit den beiden Zauberhaften Schwestern geträumt? :D


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Lieber Audiamus,


    Bonney...muss mir das einmal anhören... Der Name natürlich bekannt, aber noch nie eine Aufnahme gehört, danke für den Tipp! :D


    *verlegen erröt* Ja, mein Avatar stammt tatsächlich von mir, ich komme eigentlich aus einer anderen Hobby-Zunft als Musik. Hoffentlich sieht es auf Deinem Bildschirm nicht besonders grauenvoll aus... Bei der modernen Technik kann man ja nie wissen :D


    Gute Nacht!
    Deine


    Theodora

    Liebe Taminos,


    irgenwie ist es mir mit den Männern auch wesentlich leichter gefallen, aber wahrscheinlich aus anderen Gründen als bei Micha. :D Ich habe ganz lange überlegt, einmal einen Beitrag dazu geschrieben, gelöscht, jetzt nun der zweite Anlauf:


    1. Maria Callas - Sopran (oben bekanntlich etwas schrill, jedoch ohne Zweifel genial, da ist halt nix zu machen, so eine begnadete dramatische Gabe wird es nicht nochmal geben!)
    2. Irina Bogacheva - Mezzo (sie bringt es auf den Punkt wie keine andere, die Schönheit und die Kraft ihrer Stimme hauen mich jedesmal einfach um! Ihre Marfa! Ihre Gräfin! Wahnsinn!)
    3. Victoria de los Angeles - Sopran (ihre Stimme erinnert mich immer an den Klang des Wassers in einem Brunnen mitten im Innenhof eines Palastes bei starker Hitze, einfach kostbar)
    4. Giulietta Simionato - Mezzo (allein wegen ihrer Carmen verdient sie das! Ein wahres Feuerwerk von einer Künstlerin!)
    5. Anna Netrebko - Sopran (Klangvolle Stimme, edles Timbre, schön, jung, trotz aller Bosheiten ein Star vom Weltrang!)
    6. Olga Borodina - Mezzo (herrlich als Marina in "Boris Godunov", als Dalila erfüllte sie den Lebenstraum ihrer Lehrerin Irina Bogacheva, den diese selbst nicht leben durfte, und das als Weltklasse!)
    7. Diana Damrau - Sopran (ach, diese Königin der Nacht wird bestimmt als Koloratura-Königin in die Geschichte eingehen! Auf der Bühne sprüht sie Funken, ihre Diktion ist makellos! Außerdem hatte sie einige extrem schöne Opernarien entstaubt, dafür mein höchstes Respekt)
    8. Anna Moffo - Sopran (sie hatte zwar (zu) viel Glamour, singen konnte sie trotzdem!)
    9. Elina Garanca - Mezzo (jung, aber oho!)
    10. Natalie Dessay - Sopran (Viel Persönlichkeit ist immer gut!)
    11. Irina Akhipova - Mezzo (Vergessen wir die Meister nicht!)
    12. Angela Gheorghiu - Sopran (als Tosca hat sie Potential zu einem Idol, aber nicht als Violetta!)


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Hallo lieber Audiamus,


    huh, als ich gesehen habe, Du hast meinem Thread die Ehre erwiesen, dachte ich, ich werde entweder verschoben oder ganz suspendiert :hello: :D
    Jaaa, Bohe´me auf Deutsch dürfte wohl etwas befremdlich klingen... SChade ums Eiskalte Händchen, das ist ja der Hauptpfiff der deutschen Version! :D
    Tja, das mit den Windmühlen, das kann ich mir denken! :yes: :yes: Und wer wäre dann Deiner Meinung nach der absolute Polyglott-Beispiel?


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Ach, lieber Michael,


    leider bin ich selbst, wie Du ja an der Zahl meiner Beiträge sehen kannst, auch neu auf dem Forum :untertauch:, ich besitze nur genug Frechheit, gleich einen neuen Thread zu starten :pfeif: Aus diesem Grund kann ich Dir auch unmöglich sagen, wie das mit den Covers geht. Ich habe aber ein paar Connections zu den älteren und wissenderen Mitgliedern der Community aufgebaut und werde versuchen, es raus zu bekommen, und dann sage ich Dir natürlich Bescheid!


    Danke für Deine tollen Tipps und Recherchen! Die Aufnahme mit Lisitsian hole ich mir, auch wenn "Aida" vielleicht nicht so ganz mein Fall ist!!! :jubel: Eine Frage: Wieso sagst Du, die Aufnahme soll im kommenden Jahr billiger werden? Habe ich was verpasst bzw. gar nicht mitbekommen? ?(


    Wie mir bei der Besetzung auffällt, ist auch Simionato dabei, sie gehört absolut zu meinen Lieblingen!! Als ich sie als Carmen gehört habe, musste ich sofort die Aufnahme holen. Du kannst sie zusammen mit Del Monaco im YouTube sehen, die sind zusammen ein wahres Feuerwerk!


    Eine Carmen in Schwedisch?? Oh, Mann, das muss ja köstlich geklungen haben!!!! :D :D :D Schade, dass die Aufnahme wahrscheinlich gar nicht mehr aufzutreiben ist... Versuchen kann mann´s ja... Ach, weisst Du, lieber Michael, die Oper ist so ein bisschen wie eine Art Tornado - wenn es einen hineinzieht, dreht sich alles immer schneller, man kommt immer auf mehr Sachen, die man kennenlernen will oder die man spannend findet... Wenn Du verstehst was ich meine...


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Liebe Taminos,


    @Michael
    nein, auf gar keinen Fall bist Du off topic!! Diese Frage hat auf jeden Fall mit meinem Interesse an zwei Sprachen in einer Opernaufführung zu tun! Danke für den Tipp mit Lisitsian, kannst Du bitte den Cover dieser Aufnahme hochladen? Ich finde Deinen Beitrag wirklich inspirierend und richte nun die Frage an die Tamino-Gemeinschaft begeistert weiter:


    @Alle
    Was meint Ihr, welche von unseren Lieblingsstars stehen über allen Sprachschwierigkeiten, und welche verlieren sich sofort im fremden Idiom? Wer kann nicht mehr richtig sich selbst sein, wenn er/sie in der Fremdsprache singen soll und würde am liebsten immer in der Muttersprache singen? Bei wem gibt es Italienisch aus Deutschland und Französisch aus Italien? Ich bitte Euch dabei von den Darstellern aus ganz (aber wirklich ganz!) alten Zeiten abzusehen, da es früher doch oft der Fall war, dass man Opern in übersetzten Versionen aufführte. Zum Beispiel gibt es sogar "Che gelida manina" auf Russisch oder auf Deutsch (der Witz mit dem eiskalten Händchen dürfte wohl jedem bekannt sein? :baeh01:)


    Ich persönlich kann als ein erstaunlich gutes Beispiel Victoria de los Angeles anführen: Sie verfügte über eine erstaunlich gute (für meine Ohren) französische Aussprache, was man wiederum über Jonas Kaufmann von heute wohl kaum behaupten kann: In seiner Darbietung klingt Don Jose doch eher italienisch, vor allem das gar nicht dazugehörende "e" am Ende der Verben, wenn Ihr wisst, was ich meine...


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos, :hello:


    hier Theodora, und ich möchte mit Euch meine Eindrücke teilen - von der „Tosca“-Aufführung, die ich gestern ( 03.09.2008 ) bei Städtischen Bühnen Frankfurt (Neue Oper) erlebt habe. Dabei möchte ich nur nach bestem Gewissen meine Eindrücke schildern, und auf gar keinen Fall etwa einen Opernprofi oder gar – Opernkenner spielen, deswegen seid gnädig in der Beurteilung und verzeiht mir, dass ich nur sehr wenig zur Leistung des Orchesters und des Dirigats beitragen kann, außer dass die Klänge Puccinis wunderschön herauskamen und in keinem Fall die Stimmen überlagerten oder die Handlung störten. *verlegen lach* :untertauch:


    Der Saal war komplett voll, als die Lichter endlich ausgingen und der Orchester einsetzte. Es fiel mir sofort auf, dass die Akustik in diesem Haus sehr gut war, der Ton erklang mächtig und weich zugleich und kam gut auch bei meinem Platz in der hintersten Reihe an. Der Vorhang ging auf, und man sah ein sehr schön gestaltetes Bühnenbild – im Hintergrund eine vergrößerte Abbildung einer römischen Basilika, im Vordergrund eine Gerüst-Konstruktion aus drei übereinander liegenden Ebenen. Das Gemälde und die Farben Cavaradossis schwebten in der luftigen Höhe, eine kleine Madonna stand auf der mittleren Ebene, und unten sah man die düstere Unterwelt des Kirchenkellers - dies alles im Querschnitt.


    Als erstes erschien auf der Bühne der ganz in Weiß gekleidete Angelotti (Florian Plock), der sich erschöpft und verängstigt über die Bühne schleppte und sich als Erstes übergeben musste – da hatte man sofort den Eindruck von einer Person, die bis aufs Äußerste getrieben ist und Panik verspürt. Danach erschien der Mesner (Franz Mayer), der in eine Art Nachthemd gekleidet, sich schimpfend und ungeschickt durch die Szenerie bewegte, und das Publikum mit seinem Gemurre über die „Voltairianer“ und der angemehmen, geübten Stimme durchaus zu amüsieren vermochte, indem er in die schwere, drückende Atmosphäre des Bühnengeschehens etwas Komik und damit Entspannung einbrachte. Schließlich betrat der Maler Cavaradossi (Carlo Ventre) die Bünhe. Doch leider muss man zu seiner ersten Arie über die Schönheit und die Kunst sagen, seine Stimme klang etwas unbeweglich und brüchig und vermochte es nicht, den Saal richtig auszufüllen.


    Um so furioser und beeindruckender fiel der erste Auftritt von Tosca aus, die von Barbara Haveman verkörpert wurde: Ihre charmante, leichte Art, auf der Bühne zu agieren, die leicht selbstironische Interpretation der Rolle einer übermäßig eifersüchtigen Geliebten, aber vor allem ihre Stimme – mächtig den Saal ausfüllend, strahlend und schillernd in den Höhen, aber auch bei Piani deutlich hörbar und sehr melodisch, mit wunderbarem dunklen Timbre – Haveman zog das Publikum sofort in ihre Bann und füllte die Bühne für die Zeit ihres Auftritts souverän aus. Sofort entstand vor dem Zuschauer und Zuhörer die Gestalt einer Frau, die einerseits sehr stark und selbstbewußt, andererseits verletzlich, von Leidenschaften geplagt und auf die Liebe Cavaradossis bedingungslos angewiesen ist – eine Gestalt, die überzeugend und glaubhaft war und einen schnell für sich einnahm.


    Der andere Höhepunkt des Bühnengeschehens war sicherlich der Auftritt von Scarpia mit seinen Schergen, der von Peter Sidhom gemimt wurde. Die gepflegte Barintonstimme Sidhoms, sein überzeugendes Schauspiel und die Bühnenpräsenz zauberten im Nu einen herrlich gemeinen und lüsternen Scarpia auf die Bühne. Angenehm aufgefallen ist mir dabei die Kostümierung von Scarpia und seiner Spione – ohne lästige militärische Aufmachung oder sonstige schauerlich anmutende Attribute ihres Standes, schlicht und klassisch gekleidet, waren sie doch durch die Regie und die Art, sich zu bewegen, sofort als Bösewichte erkennbar. Scarpia selbst setzte in der Interpretation seiner Gestalt deutliche Akzente – er zeigte sich rücksichtslos und durchtrieben bei der Durchsuchung der Kirche, lüstern und sich selbst über Gott erhebend, indem er die Madonna demonstrativ auf den Mund küsste und ihren Kopf tätschelte. Ohne einen kleinen selbstironischen Wink kam auch Sidhom nicht aus – bei den Worten „Ach, Tosca, Du lässt mich Gott vergessen“, oben auf dem Gemälde-Gerüst ausgestreckt liegend, fasste er sich das Herz, als würde er vor Wollust gleich einem Herzinfarkt erliegen. :D


    Kurzum, verstanden es die beiden Protagonisten – Tosca und Scarpia, von sich sofort musikalisch zu überzeugen, die Regie erwies sich als ausdrucksstark, aber geschmackvoll, geistreich, aber nicht übertrieben, Kostüme und Bühnenbild fanden meinem Empfinden nach das fast unmögliche Gleichgewicht, das nötig ist, um gleichzeitig einen Fan der modernen Aufführungen zu erfreuen, ohne dabei einen „Staubi“ zu beleidigen – also ging man in die Pause mit einem sicheren Gefühl, man wird im Laufe des abends noch häufig auf seine Kosten kommen, und mit großer Vorfreude auf das Finale. Fazit: Genauso muss ein richtiger Opernabend beginnen!


    Nach der Pause fühlte man sich sofort in die dunklen Zimmern der Engelsburg versetzt, die mit zwei auf beiden Seiten der Bühne stehenden Regalen mit Büchern und Treppchen, mit Fenstern in der Mitte geschmackvoll, aber auch modern angedeutet waren, mit etwas kitschigem Hintergrund, welcher Wandmalereien im Stil Botticellis nachbildete und meiner Meinung nach eine Stilverbindung mit dem Hintergrund zum Bühnenbild des ersten Aktes herstellte, und gleichzeitig leicht ironisch das Pompöse und Bombastische der römischen Palazzi aufgriff. Ein besonders schöner Lichteffekt kam zum Vorschein, wenn man die Fenster öffnete – daraus strömte das helle warme Licht, welches eine vollkommene Illusion eines Sonnenscheines an einem schwülen römischen Abend auf die Bühne zauberte. Vor so einer Kulisse konnte die Handlung nun beginnen – ein wiederholtes Lob an Karl Kneidl (Bühnenbild) und Margit Koppendorfer (Kostüme)!


    Die Folterszene kam langsam, aber um so schöner in Fahrt: Tosca mit einem langen schwarzen Schleppenkleid, Scarpia mit bewußt gelockertem Outfit fingen ihren Kampf an – Tosca verängstigt, Scarpia gewalttätig, Stühle über die Bühne werfend, lachend, teuflisch böshaftig – überzeugender Gesang, schöne Aktion! Langsam steigerte sich die Handlung – Scarpia handgreiflich, höhnisch, grausam Folterbefehle für Cavaradossi erteilend, Tosca zunehmend verzweifelt, gebrochen. In dem Moment, wo sie begreift, dass der Maler nebenan gefoltert wird, stößt sie einen solchen Schrei aus, der nicht anders als markerschütternd beschrieben werden kann und bei mir wirklich einen kalten Schauer über den Rücken jagte – kurzum, spannungsgeladene, plastische Darstellung. Als Cavaradossi seine „Vittoria“ ankündigte, wurde auch er zunehmend präsenter, seine Stimme gewann an Kraft, er selbst an Ausstrahlung. Haveman gab anschließend ihre „Vissi d´arte“ so leidenschaftlich und technisch virtuos zum Besten, dass das gesamte Publikum mit einer Ovation reagierte. Die Szene, wo Tosca Scarpia ersticht, war sehr rasant dargeboten, Scarpia ist auch sehr schön, mit viel Qualen und Geschrei gestorben, doch war es ein bisschen schade, dass das Getue mit den Kerzen, der Suche nach dem Umhang bzw. Handschuhen und das Herausholen des Freibriefes aus der toten Hand durch Tosca ein bisschen zu schnell ausfiel bzw. aufgrund der modernen Aufführung ausbleiben musste – man hat ja (leider Gottes!) dabei natürlich die brillant gemimte fiebrig erregte, fast schlafwandlerische Tosca der großen Callas vor Augen, die in ihrer unruhigen Bewegung über die Bühne ein ganzes Psychogramm der Gefühle der schönen Mörderin zeichnet. Aber man muss ja wirklich auf dem Teppich bleiben und sagen, die Szene war gut gespielt, auch wenn ihr vielleicht ein klitzekleines bisschen Länge und somit Dramatisches fehlte. Oder ist man so blutrünstig Scarpia gegenüber, dass er einem nicht lange genug sterben kann? *lach*


    Die Grundlage für den dritten Akt wurde in Form einer nackten, grauen, schiefen Ebene durch die (wiederum diskret kostümierte) Soldaten auf die Bühne gerollt, nachdem der kleine blonde Junge (Solist des Frankfurter Opernchors) sein Trauerlied singend und die Blumen werfend auf der Bühne erschien. Seine helle, sehr junge Stimme, die so natürlich und herzerwärmend erklang, das Erhabene und Dramatische der Musik, das Strenge und Karge der Umgebung machten zusammen einen Eindruck der Hoffnungslosigkeit, einer grausamen Welt, Kälte, was durch die Musik mit dem Trauerglocken-Geläut vorgezeichnet wurde. Dadurch bekam die berühmte Arie Cavaradossis – „E lucevan le stelle“ einen sehr passenden Rahmen. Auch die Darbietung Carlo Ventres, der sich zum Ende der Vorstellung deutlich gesteigert hatte, enttäuschte nicht – sie hatte die nötige Dramatik und seine Stimme Höhe und Kraftzuwachs aufgewiesen, auch wenn Havemans Stimme im anschließenden Duett deutlich überragender war: Das Wichtigste in der Oper sollte doch sein, dass der Sänger sich selbst in die Darbietung voll einbringt und sein Bestes tut, und das hatte Carlo Ventre an dem Abschluss des Abends zweifelsohne geleistet und damit seine Portion Applaus wohlverdient. Die Finalszene mit der ohrenbetäubenden Erschießung, die alle zusammenfahren ließ und der Tosca, die neben ihrem toten Geliebten ebenfalls tot umfällt, wobei das gesamte Bühnenbild in sich zusammenstürzt – eine sehr beeindruckende Finalszene, Applaus, fünf Mal kamen die Darsteller vor den Vorhang, bravo! Im Ergebnis muss man sagen, die Frankfurter Oper hatte bei mir für einen vollen Operngenuss gesorgt. Man ging in die Skyline-Kulisse hinaus, vergnügt, beflügelt und mit Puccinis Klängen im Ohr – genauso wie es sein soll. :angel:


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Lieber Gregor,


    Oooh, danke für den unglaublichen Tipp! :jubel: :jubel: :jubel:
    Ich finde, bevor man in derselben Stadt fast genausoviel für eine naja, normale Aufführung bezahlt, kann man doch für das Geld live aus der Met dabei sein!!!! Bin begeistert!
    Deine


    Theodora

    Liebe Taminos,


    vielen Dank für die Tipps! Unglaublich, als Göttinger sitzt man förmlich auf einer schier unerschöpflichen Opernkiste und weiss nichts davon ohne Euren liebenswürdigen Hinweis!!! Vielen lieben Dank!!!


    Mit Begeisterung,
    Eure


    Theodora

    Liebe Bachiana,


    Na, das klingt ja nach einer so was von staubi-freien Vorstellung! :hahahaha: Die Bilder zumindest haben mir das Gefühl vermittelt, meine Hannoveraner Zauberflöte erblasst hart im Vergleich dazu! aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass sich das mit fest geschlossenen Augen doch geniessen lassen würde, denn die Musiker von der Semperoper sind sowieso vom bleibendem Wert! :jubel:
    Belustigt,
    Deine


    Theodora

    Liebe Taminos,


    Ulli und Zwielicht


    ich hatte Ullis Thread durchgelesen bevor ich diesen gestartet habe und im Vorwort dazu extra darauf hingewiesen, dass ich nicht nach den Opern-Kozepten mit mehreren Sprachen frage, sondern nach den eizelnen Aufführungen, wp mehrere Sprachen gesungen werden, obwohl der Originaltext es NICHT so vorsieht! Darin sehe ich ein besonderes Frust- bzw. Spasspotential, weil die Opern, wo unterschiedliche Sprachen vom Librettisten vorgesehen sind, dafür konzipiert sind. Das heisst, unterschiedliche Sprachen werden dort in irgendeiner Weise organisch ins Geschehen auf der Bühne eingebunden sein, zum Beispiel Chor deutsch, Rollen Italienisch, Ansagen in Landessprache. Doch wenn ein Bühnendialog oder gar ein Duett unvorgesehenerweise zweisprachig stattfinden, hat das einen ganz anderen Unterhaltungswert! Deswegen, meine lieben Kollegen, schön beim Thema bleiben, sonst kommt noch ein Obertamino vorbei und verschiebt hier das Ganze noch irgendwohin! :motz:


    walter
    Ist gut, lieber Walter! :hello: :hello:


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    Es freut mich sehr, dass das Thema so viele Meldungen findet! Vielen Dank für die Aufnahmen-Tipps und für Eure Eindrücke!


    Zitat

    Italienisch und Russisch stelle ich mir problematischer vor. Aber als Moskauer hätte ich Mario del Monaco damals sicher auch zugejubelt. Wann hatten diese armen Würschteln denn schon Gelegenheit, einen tenoralen Hurrikan italienischer Art live zu erleben!


    Lieber Walter, dem muss man natürlich einerseits zustimmen, weil die Opernstars aus dem "Westen" sicherlich nicht oft in der Sowjetunion auftreten durften, andererseits klingt das für mich ein kleines bisschen so, als hätte man in Bolschoi noch nie richtige Oper gehört. :boese2: Da bin ich natürlich vehement dagegen! Man muss auch dazu sagen, und da wird mir die "russische Fraktion" mit Edwin und Sune an der Spitze sicher zustimmen, dass viele sowjetischen Opernsänger vom Weltrang einfach nie das Land verlassen und die grossen Bühnen der Welt nie betreten durften, deswegen weiss die Welt von heute leider nichts mehr davon. Wer weiss, wieviele Sänger vom Rang eines Björling oder Pavarotti noch "von drüben" stammen würden, wäre die ganze politische Geschichte anders gelaufen!


    Liebe Taminos, bitte habt Verständnis dafür, dass ich mich erst durch die übrigen Beiträge durcharbeiten muss, bevor ich weiter kommentieren kann!


    Alles Liebe!
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    bachiana,
    Ich bin mit Dir voll und ganz einverstanden, was die Handlung der "Zauberflöte" anbetrifft, die ist wirklich nicht ohne Widersprüche. Doch man kann trotzdem nicht umhin, sie zu lieben! :angel:
    Ich sehe mir unbedingt Deine Darstellung vom ähnlichen Fall in der Semperoper und gebe dann meinen Senf dazu!


    Zauberton
    Stimmt, Papageno war wie aus einer naiv-märchenhaften Vorstellung herausgeschnitten, besonders die Szene, wo er mit bunt bekleideten Frauen umgeben wird, fand ich persönlich, weil ich mir (wie es Dir sicher schon aufgefallen ist :pfeif:) etwas Naives und Märchenhaftes gewünscht habe, irgendwie zu "hübsch" :D für den übrigen Rest der Vorstellung. Klar kann man bei karger oder bei gefüllter Szenerie Spass an der Oper haben, ich selbst schreibe ja auch davon. Doch diese Verfremdung, die da stattfand, mag ich nicht, und das lässt sich wohl nicht ändern, aber was soll´s? :beatnik: Über den Geschmack lässt sich streiten.


    Übrigens, ich habe ein Video von der "Lucia" der neuen Saison gesehen, und das gefiel mir sogar sehr gut, was die Hannoveraner da an Konzept anbieten, ein bisschen Staub ist dabei :D :D


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Liebe Brangäne,


    hier nun mein Senf zu Deinen Kategorien: Ich fand sie wirklich grossartig! Ich denke, jeder Opernfan wird die Opernwelt ungefähr genauso für sich aufteilen. Warum, weiss man nicht, und das Lustige bei mir persönlich ist, dass sich diese Kategorien in (seltenen, gebe ich zu) Fällen verschieben können. Das passierte bei mir kürzlich, als ich Villazón als Nemorino gehört und gesehen habe. O Wunder, er hat aufgehört, mich zu nerven! Ich habe begriffen, dass ich ihn bis dato einfach in falschen Partien erlebt habe und gebe ihm nun in meiner Hierarchie einen ganz neuen Platz. Andererseits, Mario del Monaco, der meinem Lieblingstyp des intelligenten Piano-Tenors nun wirklich überhaupt gar nicht im geringsten entspricht, kann ich einfach nicht hören oder sehen, ohne dabei eine Träne der Rührung zu vergiessen, weil so einen Vulkan vom Menschen wird es wohl nie nochmal geben. Na gut, genug gequasselt! Hier meine Kategorien:


    1. Lieblinge querbeet: de los Angeles, Gedda, del Monaco, Simionato, Olga Borodina und noch mehr ihre Lehrerin Irene Bogacheva, Iwan Koslowsky, Diana Damrau, natürlich auch Kaufmann!
    2. Nur mit Intelligenz zu begreifen: Angela Gheorghiu samt Gatten, aber auch Gruberova und Monserrat
    3. Nerven: bitte nicht auf den Kopf hauen, aber vor allem momentan der gute Domingo. Der Mann ist zweifelsohne ein Star vom Weltrang, aber kann es sein, dass er es in seiner Karriere ein wenig übertrieben hatte? Mensch, er hat doch wirklich so gut wie ohne Ausnahme seine Spur überall hinterlassen. Ich finde es einfach zuviel, zuviel des Guten ist auch schlecht. Von Frauen hat Sutherland den absoluten Vorrang. Wieso? Weiss man nicht, aber wenn es eine Referenzaufnahme einer meiner Lieblingsoper nur mit ihr gibt, dann hole ich mir lieber eine Nichtrefernz-Aufnahme!


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    hier Theodora, ich habe jetzt lustigerweise als Russin eine Art Neuentdeckung der russischen Oper gestartet. Meine Eltern liebten Oper und wir hatten viele LPs zu Hause, die ich als Kind oft gehört haben muss, weil wenn ich nun als Erwachsene dieselben Stücke höre, tauchen oft Musikstellen aus meiner Erinnerung auf, die ich wohl noch aus der Kindheit kenne. Das ist ein bisschen lustig, ein bisschen gruselig, wie aus einem Hollywwod-Streifen etwa. :D


    Jetzt habe ich jede Woche eine neue Phase, sprich, begeistere mich für eine andere russische Oper, je nachdem welche Aufnahme ich gerade aufgetrieben habe. Diese Woche ist es "Boris Godunow". Ich fand die Oper wirklich sehr stark :jubel:, obwohl die Handlung keine allgemein übliche geschlossene Story darstellt, sondern mehr wie eine Chronik Ereignisse aneinander reiht. Ich habe die Aufnahme unter Dirigat von Golovanow von 1949 mit Koslowsky als Jurodiwy und Nelepp als Godunov nun schon etliche Male durchgehört und finde die Oper immer schöner.


    Zar Boris ist eine sehr russische Figur, finde ich, die einerseits hohe moralische Ansprüche an sich selbst stellt und andererseits sich im klaren ist, dass sie den Zwängen der bestehenden Ordnung nichts entgegenzusetzen hat und daran zugrunde geht. Die Arie, wo Boris den wahnhaften Phantasien über den ermordeten Knaben verfällt, gefällt mir am besten.


    Meine zweite absolute Lieblingsstelle ist (naja, ich bin eben eine Frau Jungs :baeh01:) natürlich die Szene am Brunnen mit dem Falschen Zarewitsch Dimitri und Marina Mnischek. In keiner anderen Oper habe ich in einem einzigen 10-minütigen Duett solche unglabliche Komplexität einer Beziehung so genau auf den Punkt gebracht gehört: Liebe, Verzweiflung, Machtambitionen, Lügen, falscher Stolz, Verrat, Angst und wieder Liebe - und das alles mit sehr melodischen, sogar volkslied-anmutenden Klängen dazu - einfach betörend!


    Natürlich ist Marina die Parade-Rolle für so ziemlich alle russischen Primadonnen, die ja bekanntlich mit Ausnahme von Vishnevskaya alle im Mezzo-Fach singen. Aus der jungen Generation ist natürlich Olga Borodina unvergleichlich. Ihre klangvolle Stimme mit wunderschönem Timbre, perfekte Diktion plus die richtige schausielerische Gabe machen sie zu einer perfekten Marina!


    Was den Falschen Dimitri angeht, so muss ich hier, obwohl es ganz viele russischen Interpreten dieser Rolle gibt, die wirklich wunderbar ihre Sache machen, für Nicolai Gedda die Lanze brechen. Gedda hatte dieses Lyrische und etwas Naive von Dimitri mit seinem verletzten Stolz und Ambitionen, ein Zar zu werden, perfekt vereint. Musikalisch unübertroffen, hatte er auch noch diese plötzlichen Gemütsschwankungen von Dimitri sehr inspirierend und emotional wiedergegeben. Es gibt wohl mehrere Aufnahmen mit Gedda in verschiedener Besetzung, die bekannteste scheint jedoch die mit Christoff als Boris und Zareska (tatsächlich eine echte Polin?) als Marina zu sein.


    "Boris Gogunow" ist bei JPC auch als eine DVD aud Bolschoi Theater zu bekommen, eine klassische Inszenierung, vermutlich bombastisch wie es sich gehört inklusive :jubel:


    Beim nächsten Mal, wenn es Euch interessiert, kann ich mich genauso ausführlich über "Pique Dame" auslassen, die hatte ich als vorige Phase :D Ich sage nur soviel dazu, dass ich es dem guten Tchaikowsky so etwas Gruselig-Grimmiges gar nicht zugetraut habe :D :D


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Taminos,


    hier Theodora, ich bin noch relativ neu hier, deswegen erstmal ein allgemeines :hello:


    Nun möchte ich einen neuen Thread starten, und zwar zum Thema unterschiedliche Sprachen in derselben Opernaufführung. Einen Thread über unterschiedliche Sprachen im Originaltext einer Oper gab es schon, doch ich möchte einen anderen Aspekt desselben Themas ansprechen: Wer von Euch hatte schon eine Oper erlebt, wo Darsteller in unterschiedlichen Sprachen singen und wie war Euer Eindruck davon? Verrückt oder völlig normal? Kennt jemand vielleicht sogar eine Aufnahme, wo unterschiedliche Idiome gesungen werden?


    Ich selbst habe zufällig eine Aufnahme von 1959 im Internet gesehen, wo Mario del Monaco im Bolschoi Theater in Moskau an der Seite Irina Arkhipovas in "Carmen" auftritt, und zwar singt er auf Italienisch, während der Rest der Truppe inklusive der Primadonna auf Russisch singen. Nach dem ersten Anfall der Heiterkeit war ich doch davon beeindruckt, dass so etwas Ungewöhnliches das Publikum offensichtlich nicht im geringsten störte - del Monaco erhielt jedenfalls unglaubliche Standing Ovations. Ist die Musik also doch eine Universalsprache?


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Liebe Bachiana,


    ich habe eigentlich nur über das Bühnenbild und Kostüme zu dieser Vorstellung der Zauberflöte meine Meinung gesagt, ich wollte nicht das Gesamtkonzept und schon gar nicht die Logik der Handlung dieser Oper diksutieren. Ich war mit den Kostümen und mit dem Bühnenbild unglücklich, das ist nur eine private Meinung, man kann ihr zustimmen oder nicht.


    Die Kostüme der Hauptfiguren bis auf die Königin der Nacht haben für mich keinen Aufschluss über die Verbindung zum auf der Homepage des Opernhauses beschriebenen Gesamtkonzept ergeben, die Knaben haben mich dabei besonders verwirrt. Taminos zuerst eine schlafanzug-ähnliche Bekleidung, derer er durch viele rot bekleideten Frauen entledigt wird, dann sein Hosenanzug hatten auf mich keine sonderlich symbolträchtige Wirkung ausgeübt. Paminas Kleid war so unansehnlich, dass man bei aller Mühe keinerlei Wirkung, welche damit beabsichtigt werden könnte, erkennen konnte.


    Das Bühnenbld mit der roten Schaukel mag vielleicht Ideen des Regisseurs widerspiegeln, doch die Verbindung zur Zauberflöte ist hierbei ohne eine ausführliche Konzept-Anleitung ist für mich persönlich nur schwer auszumachen.


    Ich bin generell kein Feind der modernen Aufführungen, zum Beispiel die Salzburger Traviata oder die Zürcher Carmen haben mich sehr beeindruckt. Doch da war die Oper selbst nicht entfremdet, auch wenn eine zum Teil sehr moderne Interpretation stattfand. Ich finde, man kann als Opernbesucher wirklich erwarten, dass man zumindest hinter die Handlung kommt und die handelnden Personen auch ohne das Programmheft identifizieren kann.


    Wenn man zum Beispiel die Züricher Carmen mit Hannoveraner Zauberflöte vergleicht, um meinen Gedanken dazu zu verdeutlichen, so kann man den Unterschied dahingehend ausmachen, dass man in einem Fall die Fülle der Bühnengegenstände auf einen Baum mit dem Mond reduziert, doch dabei Carmen Carmen und Spanien Spanien sein lässt, im anderen Fall verwandelt man die Zauberwelt in einen rot gestrichenen Spielplatz, und das ist nicht einfach nur eine Reduktion, sondern hier geschieht meiner Meinung nach ein Eingriff in die Materie der Oper selbst. Es kann sein, dass ich einfach etwas dagegen habe, wenn das Bühnenkonzept die Musik entfremdet erscheinen läßt, sprich, wenn das Bühnenbild einen anderen Inhalt hat als die Oper selbst. Deswegen stört mich eine leere Bühne mit einem roten Sofa wesentlich weniger als der rote Spielplatz. Wenn Du verstehst was ich meine.


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Lieber Zauberton,


    Ach, ist das herrlich, mit jemandem diskutieren zu können, der ebenso bei der Vorstellung dabei gewesen ist! :hello: :hello:


    Ich kann mit Deiner Darstellung insofern übereinstimmen, dass hier die Kostüme und das Bühnenbild nur ein Teil des Ganzen sind, welches ja, wie ich sehe, Dich auch nicht gerade vom Hocker gehauen hatte. :D :D


    Die Knaben? Ehrlich gesagt, habe ich überhaupt verstanden, dass dies Knaben sein sollten, erst nachdem ich nochmals gründlich das Libretto durchgelesen habe: Ich hatte vor der Vorstellung die Musik recht gut im Kopf gehabt, da eine Querschnitts-CD häufig genossen, doch die Details der Handlung kannte ich dagegen nicht so genau aus dem Kopf. Ich hatte bei Clown, Indianer und Ritter mehr an Puppen gedacht und war etwas verwirrt, weil ich nicht ersehen konnte, wie sie zu Tamino kommen und auf wessen Befehl sie handeln, weil sie ja offensichtlich mitr den beiden "Konfliktparteien" - der Königin und den Eingeweihten - nichts zu tun hatten und andererseits verbindet man mit Puppen oder Marionetten nicht unbedingt den freien Entscheidungswillen. :wacky: Und die Frauen in Rot haben mich auch verwirrt, ich meine die, die Du als pubertäre Phantasien Taminos oder Ähnliches auffasst. Ich hatte gedacht, es wären Feuerzungen und die würden von der Königin als deren Macht ausgehen, ich sancta simplicia :hahahaha:


    Ich bin der Meinung, um etwas Bildnerisches genießbar zu gestalten, muss man gewisse Gesetze des Bildnerischen beachten, und die besagen für mich fest und eisern, dass man ein Kunstwerk auch ohne brockhausdicke Begleitzettel verstehen können muss, oder wenigstens mit den Annahmen über dessen Bedeutung nicht so ganz radikal falsch liegen muss! Und Deine Darstellung dessen, wie Du das Konzept aufgefasst hast, ist doch ziemlich komplex, ja fast sozialpsychologisch angehaucht und wäre für jemanden, der kein grosses Vorwissen hat oder einfach ein Kind ist, unerreichbar. Für mich dagegen war die Vorstellung eine lange Kette wenig miteinander zusammenhängender, teilweise verwirrender und für sich genommen nicht unbedingt sehr zu Mozarts Musik passender (imho) Bilder, die partout keinen roten Faden aufweisen wollten.


    Aber an einem weiteren Punkt stimme ich Dir natürlich zu - jeder zieht bei Kunst und Kitsch eigene Maßstäbe heran. Übrigens, wie fandest Du die Finalszene mit Seifenblasen und Zauberkerzen?


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Liebe Taminos,


    Jacques Rideamus
    es ist ja schön, dass ich nun über die Copyright-Modalitäten aufgeklärt worden bin. Vielen Dank. :hello:


    @alle
    Was die besagte Hannoversche "Zauberflöte" anbetrifft, so habe ich über das Gesamtkonzept nichts gesagt, obwohl, wenn ich danach gefragt werde, der Meinung bin, die Handlung einer Oper mag zwar interpretiert werden dürfen oder sogar müssen, doch darf dabei der Inhalt nicht derartig entfremdet werden, dass von dem klassischen Werk nichts mehr übrig bleibt. Ich habe selbst gehört, ein kleines Mädchen hatte in der Pause ihre Mutter gefragt, ob Pamina und Tamino denn nun Bruder und Schwester seien!! Man will sich gar nicht vorstellen, was sich in ihrem Kopf sonst noch alles abgespielt haben mag! Das ist doch schon überflüssig, finde ich. Wenn jemand gern eigene Kreativität in Szene setzen möchte, so soll dieser doch einfach eine eigene Oper schreiben bzw. produzieren. :untertauch:


    Was ich beschrieben habe, betraf vor allem das Bühnenbild und die Kostüme der Darsteller. Ich selbst bin Hobbymalerin und ein langjähriger Fan der bildenden Kunst, doch hier war mein Geschmack schon arg beleidigt. Ich habe enge und öde Gebilde gesehen, zuerst einen trostlosen Spielplatz, dann etwas Ähnliches wie ein Atombunker von innen, die die Musik von Mozart, mag sie als klassisch, als einfach elegant oder sogar als ein bisschen naiv ebenso wie genial empfunden werden, als eine Karikatur haben aussehen lassen. Ich liebe Mozart (fast) über alles, und ich habe mich bei dieser Zusammensetzung schon sehr unwohl gefühlt. Am Ende habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht auch eine Karikatur meiner Selbst bin und merke es gar nicht? Und das nach dem schönsten Opernwerk auf der Welt! :faint:

    Wie ein Hammer pocht in meinen Ohren der Vorwurf
    Mir ist übel, und alles dreht sich...
    Und Knaben voller Blut stehen vor meinen Augen...
    Ich würde weglaufen, doch man kann es nicht... Oh, schrecklich!
    Ja, zum Erbarmen ist jemand, dessen Gewissen unrein ist.


    Alles Liebe,
    Eure
    Theodora

    Liebe Taminos,


    ich bin froh, dass ich Euch ein wenig mit meiner Zauberflöte aus Hannover erheitern konnte. Aber wenn ihr nur noch das köstliche Bühnenbild mit dem rot gestrichenen spielplatz gesehen hättet!! Leider kann man dieses auf den Fotos nicht erkennen :motz: und die besagten Seifenblasen und Wunderkerzen haben es so was von abgerundet :hahahaha: Ich habe mir noch das Video von der "Carmen"-Iszenierung angesehen, besonders auwaia-technisch ist dort das Kostüm des Toreador zu empfehlen: Es hatte mich ein wenig an die SM-Szene und gleichzeitig an den alten guten Hollywood-Schinken "Police Academy" erinnert. Unglaublich, die Kreativität der Kostüm-Gestalter! :no:
    Alles Liebe,
    Eure
    Theodora


    P.S. Theophilus: Es lag mir überhaupt nichts daran, geschützte Bilder virtuell zu klauen. Ich wollte lediglich, dass man sie als Illustration zu meinem Beitrag sehen kann. Das mit dem Link verstehe ich auch nicht, aber vor kurzem hatte ich auch Ärger mit meinen Beiträgen zum Opernführer, musste auch umschreiben :stumm:

    Liebe Taminos,


    diesen Thread hier fand ich wirklich köstlich und möchte ihn nun unbedingt mit meinem eigenen Senf etwas aufwärmen!


    Ich muss einfach meinen Eindruck von "Der Zauberflöte" in der Staatsoper Hannover loswerden, sonst platze ich noch! :stumm: Ausserdem, hat diese Oper doch wohl gerade auf diesem Forum eine besondere, wenn nicht symbolträchtige Bedeutung! Hier ist der Link, wo man die Bilder sehen kann, es wäre freundlich, wenn jemand mir zeigen könnte, wie man Bilder in den Text einfügt.


    (Link auf die Website der Staatsoper Hannover aus Copyrightgründen gelöscht) J.R.II


    Und jetzt die Quiz-Frage: hätte jemand ohne meine Vorankündigung erkannt, um welche Oper genau es sich hierbei handelt?


    Ich, die aus einer ziemlich russisch-konservativen Opernauffassung meine ersten Opernerfahrungen gemacht habe, war ziemlich schockiert, als erstes nachdem der Vorhang aufging, eine ziemlich häßliche rote Nachbildung einer Schaukel und eines Sandkastens zu sehen, um welche herum einige Personen mit einem Kinderwagen herumliefen. :faint:


    Weiter kam es kostümtechnisch noch dicker: Tamino wurde erst in einem schlafanzugähnlichem Gewand gesichtet, Pamina kam in einem Kleid auf die Bühne, welches wirklich so aussah, als hätte man es einmal kurz der Putzfrau ausgeliehen. Die Wunderknaben könnt ihr auf dem Bild auch sehen, ein tiefer Seufzer... Ich dachte zuerst, bin ich vielleicht doch in der falschen Vorstellung?! Dann die Augen zugemacht und mich allmählich beruhigt :rolleyes:


    Doch die letzte Szene, wo die beiden Liebenden, von Seifenblasen und Wunderkerzen durch den Chor dekoriert, triumphierend durch den Bogen der roten Schauckel marschierten, wurde mir doch schon wieder mulmig:



    Also, wenn das nicht krass ist, was dann?! Der siebenfache Sonnenkreis lag übrigens vorn auf der Bühne in Form eines vergoldeten Etwas, was Pamina kurz vorhin desinteressiert liegen ließ.


    Zu Hause angekommen, rief ich als Erstes das Libretto des guten Schickaneder auf und las es nochmal durch, um mir überhaupt klar zu machen, was man mir hier vorgesetzt hat. :boese2: Nicht wirklich alles ist bis heute klar geworden.


    Alles Liebe,


    Eure


    Theodora