Beiträge von Loge

    Ich habe mich der Übung noch noch einmal unterzogen und die Takte diesmal an der Uhr gemessen. Folgendes Ergebnis:


    Einleitung/Überleitung zum Allegro:


    Das Allegro beginnt bei 3:15 = also 194 Sekunden für 77 Takte = rd. 2,52 Sekunden pro Takt. In je 10 Takt-Folgen ergibt sich durchschnittlich Folgendes:


    Karajan ist
    bei T. 10 nach 0:30, d.h. rd. 3,0 Sek. für jeden dieser Takte
    bei T. 20 nach 0:55, d.h. rd. 2,5 Sek. für jeden dieser Takte
    bei T. 30 nach 1:21, d.h. rd. 2,6 Sek. für jeden dieser Takte
    bei T. 40 nach 1:47, d.h. rd. 2,6 Sek. für jeden dieser Takte
    bei T. 50 nach 2:08, d.h. rd. 2,1 Sek. für jeden dieser Takte (!)
    bei T. 60 nach 2:37, d.h. rd. 2,9 Sek. für jeden dieser Takte (!)
    bei T. 70 nach 3:01, d.h. rd. 2,4 Sek. für jeden dieser Takte


    dann in der eigentlichen Überleitung
    T. 71, 72, 73 je 2,33 Sek.,
    T. 74, 75 je 2,0 Sek.,
    T. 76, 77 je 1,5 Sek.


    Interessant ist, dass es mitten in der Einleitung von T. 40 bis 50 ein vergleichsweise erhebliches Accelerando gibt und von T. 50 bis 60 ein ebenso starkes Ritardando. Verglichen damit ist die Zunahme der Geschwindigkeit ab T. 70 gering.


    Coda mit Horn-Thema (zwischen T. 640 bis 650):


    bei T. 570 nach 10:57
    bei T. 580 nach 11:05
    bei T. 590 nach 11:13
    bei T. 600 nach 11:21
    bei T. 610 nach 11:29
    bei T. 620 nach 11:37
    bei T. 630 nach 11:44
    bei T. 640 nach 11:53 (!)
    bei T. 650 nach 12:01 (!)
    bei T. 660 nach 12:09


    also konstant rd. 8 Sek. pro 10 Takte.


    (Alles natürlich vereinfacht, da in 10 Takt Schritten gemessen und nur in ganzen Sekunden.)


    Hat das Ganze jetzt noch was mit Musik zu tun? ?(


    Loge

    Zitat

    Original von Norbert
    Karajan benötigt bis zum Hauptthema des 1. Satzes ca. 3'15'' mit deutlichem Accelerando in den letzten Übergangstakten, Norrington benötigt ca. 2'41'' bei weniger deutlichem Accelerando.
    Gielen ist noch ein bißchen fixer mit ca. 2'38''.


    Lieber Norbert,


    ich zähle, wie oben ausgeführt, für die letzten beiden Takte der Einleitung statt 8 nur 7 bzw. wenn auf 2 dann statt 4 nur 3 und einen Halben. Was zählst Du denn an dieser Stelle?


    Außerdem ist für mich das Tempo bis zu den beiden fortissimo Schlusstakten der Einleitung konstant. Wo beginnt bei Dir das Accelerando?


    Auch ist das Accelerando für mich nur konzentriert zu merken. Ab wann nimmst Du es "deutlich" wahr?


    Vielleicht habe ich eine falsche Aufnahme? ?(


    Natürlich nehme ich am Ende der Einleitung eine starke Spannungszunahme wahr. Der Satz wird dichter und rhythmischer. Aber wenn ich mich ganz auf die Takte konzentriere, kann ich, abgesehen von dem Beschriebenen, kein deutliches Accelerando bemerken.


    Loge

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Was hätte Dich beinahe schlapp gelacht? Oder ist das ein (nicht ganz geglückter) Versuch, wieder einmal das Wort "ich" um jeden Preis, zwecks Anschein der Ex-Kathedra-Belehrung, zu vermeiden...! :hahahaha:


    OK, lieber Edwin, den Punkt hast Du, aus dem "es" komm' ich nicht mehr raus.


    Damit steht es in Sachen Karajan jetzt 590 (Loge) : 1 (E. B.) :hahahaha:


    Loge

    Zitat

    Zitat Theophilus
    Dazu muss man noch erwähnen, dass es eine Zeit gegeben hat, wo man in Wien fast neugieriger auf Symphoniker-Konzerte war als auf jene der Philharmoniker. Von Ende der 40er bis ca. Mitte der 50er hatten sie einen Chefdirigenten, der sie innerhalb weniger Jahre vom international nur sporadisch beachteten Orchester zu einem Spitzenensemble formte.


    Hatte ich ganz überlesen. Sehr richtig. Und in diese Zeit fällt auch der Showdown mit Furtwängler, der bei den Philharmonikern durchgesetzt hatte, dass sie nicht unter dem wesentlich jüngeren Karajan spielen dürften, wenn sie weiterhin unter Furtwängler spielen wollten. Da hat sich Karajan eben den Symphonikern angenommen und den Philharmonikern innerhalb kürzester Zeit mächtig Paroli geboten.


    Loge

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Wow, wußte gar nicht, dass Musikgeschichte so schneidig ist. :D
    Gibt es von damals Kritiken, die auch so Krieg-der-Sterne-mäßig daherkommen?


    Das gehört nicht zu den Ereignissen im Leben Karajans, von denen Du über oberflächliches Hörensagen ohne weiteres erfährst. Deshalb wundert es mich auch nicht, dass Du davon noch nicht gehört hast, obgleich Du ja Wiener bist. Es gab das aber wohl tatsächlich. Die Wiener Symphoniker sprechen auf ihrer offiziellen Internetseite vom "Titanenkampf" und es gab darüber selbstverständlich eine ganze Reihe von Rezensionen und Besprechungen, denn es war ja ein Ereignis, das die ganze Wiener Musikgemeinde in Atem hielt. Erst kürzlich habe ich auf SWR2 einige Auszüge aus den zeitgenössichen Rezensionen gehört.


    Zitat

    Geht's Dir eh gut?


    Danke der Nachfrage. Es geht wieder. Aber eben hätte es mich wirklich fast schlapp gelacht. Der Wulf kann manchmal so lustig sein.


    Loge

    Zitat

    Original von Wulf


    Ganz einfach, lieber Loge. Weil Rattle seit dem Weggang von Bournemouth und Birmingham und seinem Antritt bei den Berlinern massiv an seiner Selbstdarstellung auf Kosten der Qualität seiner Interpretationen gearbeitet hat.


    Was soll man dazu nur sagen?

    Zitat

    Daß er in diesem Stadium noch etwas von Karajan lernen kann,ist (in welcher Hinsicht auch immer :wacky: ) nicht verwunderlich.


    Verstehe ich nicht.


    Zitat

    Gegenfrage: Warum ist die Feststellung, daß die ein paar Mitglieder der Berliner nach dem Klangbild Karajan-Klang suchen (klingt in Asien sicherlich toll - die sind, wenn ich mich recht entsinne, ganz scharf auf die Erzeugnisse der guten alten BRD-Zeit gewesen: Neuschwanstein, Karajan etc. :hahahaha: ) ein Gegenbeleg zu KSMs These, das Klangbild könnte veraltet sein??


    Meines Wissens sind Neuschwanstein und Karajan in der ganzen Welt, u. a. auch in Japan gefragt. Kannst Du Dir vorstellen, warum das so ist? Vermutlich nicht, denn Du hältst Neuschwanstein ja sogar für ein Erzeugnis der BRD! :hahahaha: :hahahaha::hahahaha: Übrigens, wenn Du mal in Süddeutschland bist, so fahr doch mal zum Schloss und schau nach, ob es Menschen gibt, die sich dafür noch heute interessieren. Aber mach' Deine Augen auf, sonst könntest Du von einem der 1000 Busse, die da täglich ankommen, überfahren werden - bei Deiner sonstigen Wahrnehmung! :hahahaha: :hahahaha::hahahaha:


    Loge

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    genau deshalb haben sie den Ruf
    "Das beste Orchester der Welt" zu sein - etwas das den Berlinern Philharmonikern beispielsweise über Berlin hinaus nie gelang


    (An dieser Stelle sei festgehalten, daß meine Behauptung nicht darauf beruht, die Berliner seine gegenüber den Wienern "schlechter" sondern lediglich, daß die nicht den legedären Ruf erreicht haben - vielleicht weil sie im Rufe stehen "moderner" zu sein.


    Der Ruf der Berliner Philharmoniker unter Karajan ist weltweit (Europa, U.S.A., Japan, China, UdSSR) legendär gewesen und ist es in dieser Kombination noch heute. Vielen galten sie damals als das beste Orchester der Welt, jedenfalls gleichauf mit den Wienern. Nicht ohne Grund war der Andrang auf die Nachfolge Karajans so groß.


    Zitat

    Dieses Schicksal teilen sie übrigens mit ihren Kollegen in Wien, den Wiener SINFONIKERN, welche immmer als das "zweitbeste" Wiener Orchester gehandelt wurde (wahrscheinlich zu Unrecht) - wobei ihnen oft die Ungerechtigkeit widerfuhr mit den Wiener PHILHARMONIKERN verwechselt zu werden.......)


    Auch die Wiener Symphoniker hatten mal eine Zeit, in der sie den Wiener Philharmonikern mächtig Paroli geboten haben. Das war die Zeit zwischen 1948 - 1960, die sie selbst trotz des Engagements auch anderer Dirigenten als ihre "Karajan-Zeit" beschreiben. Legendär das als "Titanenkampf" in die Geschichte eingegangene Kräftemessen zwischen den Philharmonikern (unter dem damaligen "Gott" Furtwängler) und den Symphonikern (unter dem aufstrebenden Herausforderer Karajan) in Wien kurz nach dem Krieg. Dass ein solcher Showdown möglich war, ist allein dem überragenden Können des damals noch relativ jungen Karajan zuzuschreiben, der die Symphoniker auf ungeahnte Höhen entwickelte.


    Ein begnadeter Dirigent kann schon einen großen Einfluss auf die Reputation eines Orchesters haben.


    Loge

    Ich habe keine der Norrington Einspielung. Nach dem, was ich eben an kurzen Ausschnitten aller vier Sätze auf jpc aus seiner Stuttgarter Einspielung hören konnte, habe ich den Eindruck, dass seine Grundtempi in etwa denen Karajans (DG) entsprechen. Nur die Phrasierung ist vollkommen anders. Interessant finde ich, dass ich gestern abend beim Hören genau die Gedanken hatte, die Norbert von Norrington zitiert hat, nämlich dass die Musik schon in der Einleitung quasi marschiert und der Übergang ins Allegro fast unmerklich ist. So hatte ich es ja auch mitgeteilt.


    Loge

    Ein richtiger "Karajan vs. Celibidache" Thread muss zur richtigen Einstimmung natürlich mit der nachfolgenden Anekdote eröffnet werden :D.


    Die Spiegelausgabe Nr. 16/89 enthielt einen Artikel über den Dirigenten Sergiu Celibidache. Darin wurde auch eine Auswahl der berüchtigten Ausfälle Celibidaches gegen tote und lebende Kollegen zitiert:


    "Karajan – schrecklich. Entweder ist er ein guter Geschäftsmann, oder er kann nicht hören. Hans Knappertsbusch – ein Skandal. Unmusik bis dorthinaus. Arturo Toscanini – eine reine Notenfabrik. Karl Böhm – ein Kartoffelsack, dirigierte noch keinen einzigen Takt Musik in seinem Leben."


    Darauf verfasste der Dirigent Carlos Kleiber ein "himmlisches" Telex Toscaninis an Celibidache:


    ****


    Telex von Toscanini (Himmel) an Celibidache (München):


    Lieber Sergiu!


    Wir haben im »Spiegel« von Dir gelesen. Du nervst, aber wir vergeben Dir. Es bleibt uns nichts anderes übrig: Vergeben gehört hier zum guten Ton. Kartoffelsack-Karli erhob einige Einwände, aber als Kna und ich ihm gut zugeredet und ihm versichert haben, dass er musikalisch sei, hörte er auf zu lamentieren.


    Wilhelm behauptet jetzt plötzlich steif und fest, dass er Deinen Namen noch nie gehört hat. Papa Joseph, Wolfgang Amadeus, Ludwig, Johannes und Anton sagen, dass ihnen die zweiten Violinen auf der rechten Seite lieber und dass Deine Tempi alle falsch sind. Aber eigentlich kümmern sie sich einen Dreck drum. Hier oben darf man sich sowieso nicht um Dreck kümmern. Der Boss will es nicht.


    Ein alter Meister des Zen, der gleich nebenan wohnt, sagt, dass Du den Zen-Buddhismus total falsch verstanden hast. Bruno hat sich über Deine Bemerkungen halb krank gelacht. Ich habe den Verdacht, dass er Dein Urteil über mich und Karli insgeheim teilt. Vielleicht könntest Du zur Abwechslung mal auch was Gemeines über ihn sagen, er fühlt sich sonst so ausgeschlossen.


    Es tut mir leid, Dir das sagen zu müssen, aber hier oben sind alle ganz verrückt nach Herbert, ja die Dirigenten sind sogar ein klein bisschen eifersüchtig auf ihn. Wir können es kaum erwarten, ihn in etwa fünfzehn bis zwanzig Jahren hier herzlich willkommen zu heißen. Schade, dass Du dann nicht dabei sein kannst. Aber man sagt, dass dort, wo Du hinkommst, viel besser gekocht wird und dass die Orchester dort unten endlos proben. Sie machen sogar absichtlich kleine Fehler, damit Du sie bis in alle Ewigkeit korrigieren kannst.


    Ich bin sicher, dass Dir das gefallen wird, Sergiu. Hier oben lesen die Engel alles direkt von den Augen der Komponisten ab, wir Dirigenten brauchen nur zuzuhören: Nur Gott weiß, wie ich hierher gekommen bin.


    Viel Spaß wünscht Dir in aller Liebe


    Arturo


    ****


    Loge

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Ich glaube, da verwechselst Du etwas. Nicht, dass ... ist überholt, sondern der Klangstil...".


    Und warum erklären dann Mitglieder der Berliner Philharmoniker öffentlich (z. B. Trip to Asia), dass sie nach dem Karajan-Klang suchen?


    Und warum erklärt das kürzlich auch ihr aktueller Chefdirigent (z. B. FAZ)?


    Und warum erklärt Jan Diesselhorst (Cellist bei den Berliner Philharmonikern) bei Anhören der 5. Beethoven (EMI) kürzlich öffentlich (SWR2), dass diese Einspielung selbst heute noch Rattle u. a. im Hinblick auf Tempo und Klangbild Vorbild sein könne?


    Und warum erklären dann Mitglieder der Wiener Philharmoniker öffentlich (z. B. Filmstar Karajan) mit sichtbarer Freude im Gesicht, dass Karajans "Geist" heute noch im Orchester zu spüren sei?


    Loge

    Zitat

    Original von Norbert
    Oder Roger Norrington in seiner EMI-Aufnahme: "Wir finden Andante ("gehend") gekoppelt mit Alla breve ("in 2" nicht "in 4") und eine ganze Menge von Akzenten, die das charakteristische "Marschieren" des ganzen Werkes wunderbar einführen. Diese Tempovorschrift wird sogar noch erstaunlicher und origineller als die (nicht besonders langsame) Einleitung nahezu unmerklich in das (nicht besonders schnelle) Allegro übergeht."


    Damit beschreibt Norrington m. E. exakt, was Karajan schon in seiner Einspielung 1969 (DG) umgesetzt hat.


    Loge

    Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Das 4. Brandenburgischen Konzert, bei dem Goebel die Piccolovioline wahnsinnig schnell aber dennoch hinreissend spielt, ist auch nach fast 25 Jahren noch immer meine Lieblingsaufnahme des Werkes.


    Alle anderen Einspielungen, die ich seitdem hörte, missfallen mir durch einen
    unverkennbaren Hang zur Glättung, der sie sehr schnell beiläufig und unverbindlich erscheinen lässt, also eine Art "Karajanisierung" der Barockmusik.


    :hahahaha: Ich würde es eher eine"BigBerlinBearisierung" der Interpretationsgeschichte nennen. Das ist doch langsam unglaublich! Wofür soll der arme Mann denn noch alles verantwortlich sein. Karajans hat sich seinen Barockstil doch nicht ausgedacht. Das haben Furtwängler & Co. gar nicht anders gemacht (allenfalls noch etwas romantisch-schwerer). Karajans Aufnahmen der h-moll Messe oder der Matthäus-Passion stehen vollkommen in dieser deutsch-romantischen Tradition. Zum Zeitpunkt der 70er Matthäus-Passion war freilich schon Harnoncourts Lesart mit Macht aufgekommen. Auch war Karajan (wenn er auch immer mal einen Ausflug zu Bach unternommen hat) keinesfalls prägend in diesem Genre. Eher könnte man da zwischenzeitlich von einer "Richterisierung" der Barockmusik sprechen (auch das ist aber unmusikalisch). Es ist zudem auch nicht zutreffend, bei Karajans Barockstil von "Glätte" zu reden, nur weil er die Prinzipien der Klangrede nicht berücksichtigt. Es ist vielmehr im besten Sinne ein munteres, nach Schönheit suchendes, virtuoses "Drauflosmusizieren". Dies zu erkennen, erfordert allerdings mehr, als die Bücher Harnoncourts gelesen zu haben.


    Und dass in Sachen Brandenburgische Konzerte seit Goebel ein Streben nach "Glätte" Einzug gehalten habe (wobei ich unterstelle, dass BigBerlinBear ja doch einige Einspielungen gehört haben dürfte), kann ich bei all den engagierten und dünn besetzten HIP-Einspielungen, die seitdem erschienen sind, nicht nachvollziehen. Letztlich ist das aber eine Frage des Standpunkts. Wenn man nämlich eine extreme Lesart zum Maßstab erklärt, werden alle gemäßigten Nachfolger schnell zu "Glättern". Dann aber könnte "Glättung" auch angemessen sein.


    Loge

    Zitat

    Original von Zwielicht
    Hm, erstaunlich. Das müsste doch bedeuten, dass Karajan bereits in der Andante-Einleitung ein z.B. im Vergleich zu Furtwängler viel schnelleres Tempo anschlägt? Sonst käme er unmöglich ohne gravierende Beschleunigung auf ein "normales" Allegro-Tempo.


    Das ist auch so. Er beginnt deutlich schneller als Furtwängler.


    Zitat

    Hm, auch erstaunlich. Alle Aufnahmen, die ich kenne und die NICHT verlangsamen, sind neueren Datums.


    Da kannst Du mal sehen. Karajan war bis in die 70er Jahre hinein ein enorm moderner Dirigent. Ein Trendsetter.


    Zitat

    Doch, doch, das gibt's öfter. Macht sogar James Levine, auch wenn man's ihm nicht zutraut.


    Hat er sich abgeschaut. Levine ist ein typischer Karajan-Epigone.


    Zitat

    Das ist schon ziemlich ok so :D. Bezüglich der Andante-Einleitung geht doch die Story, dass erst Giulini in den 70ern vor einer Aufführung mit den Wiener Philharmonikern mal kurz im Archiv des Musikvereins das Autograph eingesehen und festgestellt hätte, dass die Einleitung alla breve notiert sei. Bis dato seien (fast) alle Dirigenten der übermächtigen Furtwängler-Tradition gefolgt, mit einem großangelegten Stringendo aus dem sehr langsam genommenen Andante in den Allegro-Hauptsatz überzuleiten. Das kann man natürlich bei Furtwängler selbst hören, auch bei Böhm und selbst bei einem als textreu geltendem Dirigenten wie Günter Wand. Heute nehmen die meisten Dirigenten das Andante recht zügig und kommen ohne Accelerando aus. Meine Vermutung geht ja dahin, dass Karajan hier der Toscanini-Tradition folgt (dessen Aufnahme ich auch nicht kenne) - und dass er sich bewusst der Furtwängler-Linie entzieht, dessen Aufnahme der "Großen" ja wie kaum eine andere seiner Einspielungen mit den Berlinern einen fast mythischen Ruf genoss.


    Deine Vermutung klingt plausibel. Die Giulini-Geschichte mag sein, mag auch nicht sein. Es gibt so viele Geschichten dieser Art. Maßgebend ist, wer es zuerst so auf Platte gepresst hat. :D


    Loge

    Zitat

    Original von Zwielicht
    Wie gestaltet Karajan im ersten Satz den Übergang von der Einleitung zum Hauptsatz? Mit oder ohne Accelerando?


    Das Allegro beginnt ab T. 78. Die Überleitung in das Allegro mit verschiedenen dynamischen und rhythmischen Spannungselementen beginnt ab T. 70. Bis T.75 ist das Tempo absolut konstant. Für die letzten zwei mit dem Dominatseptakkord eröffneten fortissimo Takte (T. 76 und 77) zähle ich statt 8 nur 7 Schläge. Ich habe den Eindruck, dass dieser eine Schlag mit 1/3 in T. 76 und mit 2/3 in T. 77 in einer kurzen, allerdings nur bei sehr konzentriertem Mitzählen bemerkbaren Beschleunigung verloren geht.


    Ich danke Dir, dass ich das für Dich mitzählen durfte, denn die Wirkung ist bei diesem hohen Grundtempo geradezu berauschend. Von dem sagenhaften crescendo Karajans ganz zu schweigen.


    :jubel:


    Zitat

    Verlangsamt er beim Schluss der Coda (also der triumphalen Apotheose des Hornthemas) das Tempo?


    Nein. Das Tempo wird absolut konstant durchgehalten. Ich habe es mehrfach wie ein Irrer mitgeschlagen. Da fällt mir nur noch ein Ausspruch Rattles zu ein: "It's like an unkickable drug, and I'm happy to be a junky till the end of my days."


    :jubel: :faint:


    Der Bewusstlosigkeit nahe bin ich allerdings tatsächlich, wenn dann kurz nach dieser Horn-Apotheose fortissimo die zweifach Pauken-Triolen einsetzen und (bei konstantem Tempo) dem Schlussakkord entgegenstürmen. Das kenne ich so von keiner anderen Aufnahme.


    :jubel: :jubel: :faint:


    Wie hättest Du es denn gerne gehabt?


    Loge

    Die Aufnahme der Großen C-Dur Schuberts unter Karajan (DG) ist kurz gesagt ein HAMMER! Etwa so wie die 8. Beethoven unter Scherchen (Westminster) sich kurz am besten als HAMMER! beschreiben lässt. Ich kann mir daher auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie JR jedenfalls vom Klangbild (harte, gestochen-scharfe Akzentuierungen, glasklare Transparenz) und Zugriff (hohes Tempo, teilweise brutaler Zugriff) her nicht gefallen sollte. Das ist eigentlich genau sein Ding. :D Ob sie seiner Vorstellung von einer adäquaten Interpretation des Werkes entspricht, weiß ich freilich nicht. Sicherlich ist sie nur eine - und zwar eine fesselnd ungewöhnliche - von mehreren möglichen Lesarten. Österreichisch-Wienerisch oder nach himmlischen Längen klingt sie nicht.


    Es ist ja bekannt, dass Karajan - er hat es selbst mehrfach geäußert - meinte, mit der Großen C-Dur Schuberts seine Probleme zu haben. Nachdem er sich 20 Jahre lang immer wieder an ihr versucht hatte, soll er dann Ende der 60er die Berliner kurzfristig zu Aufnahmeproben einbestellt haben. Man hat beim Hören in der Tat den Eindruck, als habe Karajan die Sinfonie wie von einer Idee beseelt mit dieser Aufnahme ein für allemal bezwingen wollen.


    Ich finde die Einspielung faszinierend, habe sie mir vor vielen Jahren einmal unter einem No-Name Label gekauft und höre sie seitdem neben meiner anderen - und ganz anders gearteten Lieblingseinspielung unter Furtwängler (DG) - immer wieder. Sie ist wesentlich entschiedener geraten als die Große C-Dur Karajans bei EMI.


    Sie als "hektisch" oder "grell" zu bezeichnen trifft es m. E. nicht. Der Klang ist metallisch, vergleichsweise hart und hell. Das Tempo ist durchweg zügig bis eilend. Manche Takt-Wiederholungen (davon gibt es ja nicht wenige) bekommen in dem hohen Tempo etwas Motorisches. Aufgrund des hohen Tempos hatte ich den Eindruck, dass sich eine Wiederholung der Exposition im Kopfsatz verbot. Ich erinnere mich außerdem an unvergleichlich zwingende Triolen der Pauke in der Coda des Kopfsatzes. Frühestens wohl hier würde man im Blindtest auf die Idee kommen, dass es sich um eine Aufnahme unter Karajan handeln könnte, denn die Art, wie der Kopfsatz in der Coda vehement auf seinen Schluss zurast, erinnert z. B. an Karajans grandiose Gestaltung des Kopfsatzschlusses in der 1. Sinfonie von Brahms. Weiter erinnere ich mich an einen hinreißend leichten und federnden 2. Satz. Der wohl größtmögliche Gegensatz zu Furtwänglers langsam schreitender, schwerblütiger Lesart. Aufgrund des auch im Finale hohen Tempos kommt keinerlei Eindruck sich ewig wiederholender Streicherfiguren auf. An mehr kann ich mich gerade nicht erinnern, muss mal wieder reinhören.


    Loge


    (Urania)


    Die hier im Thread schon mehrfach hervorgehobene Aufnahme des 3. Klavierkonzerts mit G. Gould und den Berliner Philharmonikern unter dem Dirigat Karajans war lange Zeit vergriffen und ist nun zum Jubiläum Karajans neu aufgelegt worden. Es handelt sich um eine mono Live-Aufnahme vom 26. Mai 1957 im Konzertsaal der Musikhochschule in Berlin. Karajan und G. Gould traten in den Jahren 1957 und 1958 drei Mal gemeinsam auf, dieser Mitschnitt hält das erste Aufeinandertreffen fest. Die Klangqualität der Aufnahme ist trotz des mono insgesamt gut, erstaunlich voll, brillant und von großer dynamischer Breite. Hier und da hört man mal ein störendes Husten im Publikum.


    Klavier und Orchester begegnen sich als gleichberechtigte Partner. Insgesamt ist das Spiel von Orchester und Klavier von großer Vitalität geprägt. Das Klangbild des Orchesters ist sehr transparent. Gould wiederum spielt über das gesamte Konzert hinweg bewundernswert klar und sehr akzentuiert, geradezu figürlich. Das Largo gestaltet Gould unübertrefflich. Ich habe es noch nicht so ausdrucksvoll gestaltet gehört. :jubel: In der Kadenz wartet Gould mit einem Gag auf, indem er im Presto-Teil in der linken Hand das Hauptthema anklingen lässt.


    Da es eine Live-Aufnahme ist, ging natürlich auch hier und da etwas schief: Zu Beginn der Durchführung kommen die Orchesterakkorde jeweils 1/10 Sekunde zu spät. Außerdem greift Gould in T. 323 des Kopfsatzes beim Sprung von g' auf f''' einmal voll daneben (kurz darauf hört man zweimal ein leises Quietschen, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass Gould darauf seine Sitzposition neu justiert). Auch beim Tutti-Schlussakkord des Largo kommt die Flöte einen Moment zu früh. Im Rondo konnte ich derlei Abstimmungsprobleme nicht mehr ausmachen.


    Insgesamt eine wunderbare Einspielung dieses Klavierkonzerts und angesichts der Besetzung eine echte Rarität. Laut E. Büning (FAZ) sollen seinerzeit sowohl J. Kaiser als auch H. H. Stuckenschmidt im Saal zugegen und anschließend ob des Gehörten überschwänglich gewesen sein.



    Im Erscheinen begriffen ist die Aufnahme auch bei SONY



    (SONY)


    Laut jpc waren für diese CD erstmals die Original-Tonbänder des SFB/RBB verfügbar, die für optimale Klangqualität aufwändig remastert wurden. Das Klangbild könnte also nochmals besser sein.


    Loge

    Edwin hat das Thema der Urteile von Musikern über Musiker aufgebracht. Dazu ein paar Anmerkungen:


    Die Musik ist wie die Malerei eine Kunstform, die von den sie in verschiedenen Funktionen Ausübenden in aller Regel ein erhebliches Maß an Technik verlangt, die oft jahrelang erlernt werden muss. Diese Seite der Musikausübung dürfte der objektiven Beurteilung durch Dritte weitestgehend zugänglich sein. Daneben gibt es in der Musik, wie in allen anderen Kunstformen auch, eine nicht-technische, ästhetische, künstlerische Seite, bei der es darum geht, durch die Musikausübung Emotionen im Hörer hervorzurufen, seine „inneren Saiten zum klingen zu bringen“, ihn also in irgendeiner Weise zu berühren, nachdenklich zu machen. Diese Facette der Musikausübung ist zwar zu einem gewissen Grade auch der konsensfähigen Beurteilung zugänglich, allerdings weitaus weniger als die technische Seite. Jeder Mensch wird ja durch die Musik in unterschiedlicher Weise angesprochen. Und wir können letztlich nur im Wege der empirischen Betrachtung zur Kenntnis nehmen und abschätzen, ob und wie sehr ein Künstler mit seiner Kunst andere anzusprechen vermag. Ist die Resonanz auf seine Kunst, hier die Musikausübung, groß, anhaltend oder vielleicht auch heftig umstritten, so können wir schließen, dass seine Kunst, indem sie viele heftig anspricht, andere hingegen nicht, jedenfalls nicht belanglos ist. In Anlehnung an Edwins oben geäußerten Gedanken wird man in der Tat sagen können (ohne das hier ein unbedingt notwendiger Zusammenhang bestehen muss), dass das Gewicht, die Bedeutung, die Vehemenz der künstlerischen Aussage eines Künstlers umso größer ist, je heftiger die Konflikte sind, die er unter den Rezipienten auslöst. Denn es kann ja in der Kunst (ins Extrem gewendet) nicht darauf ankommen, mit einer künstlerischen Aussage auch wirklich JEDEN Menschen gleichermaßen glücklich zu machen. Darin läge eine ungeheuere Anmaßung, ja eigentlich eine Unmöglichkeit (das schafft selbst Mozart mit seiner gleichermaßen hinreißenden wie vergleichsweise unaufdringlichen Kunst nicht). So gesehen ist die unvergleichliche und nun schon jahrzehntelang lange über den Tod Herbert von Karajans hinaus um die ästhetische Bedeutung seines künstlerischen Schaffens mit großer Vehemenz geführte Diskussion (für sich schon ein beeindruckender Umstand für einen Dirigenten) jedenfalls ein deutliches Anzeichen dafür, dass seine künstlerischen Aussagen von hoher Individualität und Entschiedenheit geprägt sind. Die lassen sehr, sehr viele Menschen nicht unberührt (in der Verehrung, wie in der Verdammung, wobei ersteres weltweit unter den Interessierten weitaus überwiegt). Parallelen unter nachschaffenden Musikern zu finden, fällt schwer. Vielleicht ist zunächst an G. Gould zu denken. Unter Komponisten (für sie gilt im wesentlichen das Gleiche) lassen sich R. Wagner oder K. Stockhausen anführen, deren Kunst jeweils ähnlich polarisierend wirkt. Soviel zur Beurteilung der ästhetischen Seite.


    Die technische Seite der Musikausübung steht – wie gesagt – grundsätzlich der konsensfähigen Beurteilung offen. Hier ist nun sehr sorgfältig zwischen zwei Ebenen zu unterscheiden: In objektiver Hinsicht geht es um die Frage, ob und inwieweit der Beurteilende überhaupt die Voraussetzungen mitbringt, die konkret in Rede stehende technische Seite der Musikausübung zu beurteilen, d. i. die Frage nach dem Sachverstand. In extremis: Bäte ich einen Friseurmeister um die Beurteilung der Schlagtechnik Karajans, so müsste ich (was auch immer seine Antwort wäre) an der Aussagekraft seines Urteils vernünftigerweise zweifeln. Sie wäre wenig bis nichts wert. In subjektiver Hinsicht geht es um die Frage, ob und inwieweit der Beurteilende (sein Sachverstand sei bezeugt) die konkret in Rede stehende technische Seite der Musikausübung frei von persönlichen Voreingenommenheiten oder sachfremden Motiven beurteilt, d. i. die Frage nach der Befangenheit. Die für mich relevanten Kriterien bei der Beurteilung eines Urteils eines Musikers über einen anderen Musiker sind also Sachverstand und Maß der Befangenheit. In extremis: Der neben Karajan stehende und sich Hoffnung auf einen Auftritt bei den kommenden Salzburger Festspielen machende renommierte Dirigent X wird von einem instinktlosen Journalisten zum Orchesterklang Karajans gefragt. X ist als renommierter Dirigent in der Lage zu beurteilen, welche Schwierigkeiten die Erzeugung eines bestimmten Klanges mit sich bringt, er hat also den Sachverstand. Zweifel bestehen gleichwohl an seiner Unbefangenheit, denn er steht direkt neben dem mithörenden Karajan und hat ein Interesse daran, sich mit diesem gut zu stellen. Wenn er sich also überschwänglich über die grandiosen Fähigkeiten Karajans bei der Klangerzeugung äußert, dürfen hier Zweifel an der Aussagekraft dieser Äußerung angemeldet werden. Entgegen Edwins Ausführungen kann es mich vor diesem Hintergrund aber nicht überzeugen, die Aussagen von Kollegen generell als unsachlich oder befangen abzutun. Und ich meine auch nicht, dass die Aussagen umso verlässlicher werden, je „berufsferner“ der sich Äußernde zur Profession des Beurteilten steht. In unserer Gesellschaft wird seit Jahrhunderten eigentlich das Gegensteil praktiziert. Immer sind die befragten Sachverständigen vom Fach, regelmäßig sogar renommierte Berufskollegen. Und wer wäre eher in der Lage unmittelbar und umfänglich z. B. das „Genie“ eines Garry Kasparov zu ermessen, als sein direkter und nur geringfügig unterlegene Konkurrent um die Schachkrone. Die von derlei Spielen berichtenden Sachverständigen (auch alles geübte bis große Schachspieler) vollziehen dagegen auf minderer Erkenntnisebene schon nur noch nach. Das geht dann so runter bis zum Laien, der es gar nicht mehr ermessen kann und an das „Genie“ nur noch glauben kann. Natürlich gibt es bei der Beurteilung des sehr vielschichtigen Tuns eines Dirigenten auch technische Fragen, die besser von Orchestermusikern, Solisten oder Sängern beurteilt werden als von dirigierenden Kollegen. Aber das hat dann nur etwas damit zu tun, dass diese dann den für die konkrete Frage größeren Sachverstand haben. Wenn es z. B. darum geht, ob Karajan ein grandioser Solisten- oder Sängerbegleiter war, so haben die Aussagen von C. Ludwig und J. Norman, wonach Karajan hier schier singuläre Fähigkeiten besaß, indem er wie kein anderer in der Lage gewesen sei, Sänger atmen und pianissimo singen zu lassen, auf der Ebene des Sachverstands erheblich mehr Gewicht als die entsprechende Aussage eines Dirigenten, der das überwiegend nur von den Sängern selbst erfahren haben kann.


    Auf der Befangenheitsebene spielen nun viele Umstände eine Rolle. Sehr wesentlich kann sein, ob ein von Kollegen oder sonstigen Musikern zu beurteilender Dirigent noch lebt oder schon viele Jahre tot ist. Lebt er noch und hat er „Macht“, so dürften die Aussagen innerhalb seiner Einflusssphäre tendenziell positiv ausfallen. Steht der sich Äußernde in einem ästhetisch „gegnerischen“ Lager, so sind aus verständlichen Gründen ebenfalls Zweifel erlaubt. Relevant kann auch sein, ob ein Solist oder Orchestermusiker von dem betreffenden Dirigenten gefördert oder zurückgesetzt wurde. Ist der Dirigent schon Jahrzehnte tot und hat sich seine Einflusssphäre verflüchtigt, so ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sich die Menschen unbefangener äußern werden. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Urteile insgesamt ausgewogener, angemessener werden. In aller Regel werden ja nach Jahrzehnten kaum noch Urteil über einen nachschaffenden Künstler gefällt, weil sie in Vergessenheit geraten sind. Ist dies nicht der Fall, so spricht allein dies Bände von der Bedeutung eines Künstlers.

    Würdigen wir nach diesem kurzen Vorspann nun noch einmal die diversen AKTUELLEN Äußerungen renommierter Kollegen über Karajan (denn deren Urteilen sei nach Edwins Auffassung ja am wenigsten zu trauen) und fragen uns (jeder für sich, gerne aber auch hier im Thread mit sachlicher Begründung), was im Hinblick auf die Ebene der Befangenheit von ihnen zu halten ist (Anm.: Ich meine, dass wir hier nicht beginnen sollten, den Sachverstand Barenboims, Rattles, Gielens, Jansons etc. in Fragen der Orchestererziehung, Klangerzeugung etc., also der technischen Seite des Dirigierens zu diskutieren. Und auch die überschwenglichen ästhetischen Wertungen der Kollegen sollten wir einmal außen vor lassen und uns an der Tatsache erfreuen, dass hier hochsensible und kultivierte Musiker in den höchsten Tönen von ihrer Resonanz auf die Ästhetik Karajans sprechen, womit das Märchen widerlegt ist, dass Karajan Sounds für den unbedarften Feierabendhörer kreiert hätte):


    Jeder, der sich Karajans Aufnahmen speziell von Strauss, Bruckner oder Wagner anhört oder aber die italienischen Opern oder Debussy (unvergesslich: die "Pelleas"-Aufnahme!) - der wird merken, dass Karajan einer der größten Dirigenten aller Zeiten war. (Sir Simon Rattle)


    Und er hatte seine besondere Art, wie er den Klang "ernährt" hat. Der Klang lebt weiter bei Karajan. Das ist etwas, wonach wir anderen immer noch alle suchen. (Sir Simon Rattle)


    Ich muss ihnen ganz ehrlich sagen, dass ich Angst habe, wir könnten heute in Gefahr sein, unsere großen Meister zu vergessen. Niemals dürfen wir vergessen, wer Karajan war! Er war einer der besten Dirigenten in der gesamten Dirigentengeschichte. (Mariss Jansons)


    Karajan war in meiner Erinnerung immer wie ein Vogel, der höher fliegt als alle anderen....Er sieht Dinge, die wir nicht sehen können... Und er konnte sie [seine Ideen] verwirklichen, weil er ein Genie war. (Mariss Jansons)


    Sonst weiß ich außer C. Kleiber niemanden, der über dieses Genie verfügt. (Micheal Gielen in Bezug auf den Klangmagier Karajan)


    Als Karajan nachkam, da verwandelte er gleich in der ersten Probe den Klang auf magische Weise in den "Karajansound": eine Art Wunder....So etwas nenne ich einen genialen Kapellmeister. (Michael Gielen)


    Es hat auch niemand von uns nach ihm wieder solche Klänge hervorzaubern können. (Micheal Gielen)


    ...Das ist Karajan zu danken, der Puccini in den höchsten Rang erhoben hat. (Michael Gielen)


    Gelernt habe ich von Karajan aber viel in Bezug auf Bruckner, viel mehr als von den sogenannten Bruckneraposteln. (Nikolaus Harnoncourt)


    Er war der letzte große Meister....Wer einmal die Streicher so hat singen hören, der wird das niemals vergessen....Und was heißt überhaupt "glatt"? Wenn eine Musik glatt klingt, weil dem Dirigenten nichts einfällt zu dem Stück, dann wäre das etwas anderes. Aber Karajan hat genau gewusst, was er tat. Schönheit entsteht nicht von allein. Es ist furchtbar schwer, ein Orchester so schön klingen zu lassen, wie es Karajan gelang... (Christian Thielemann)


    Von historischer Bedeutung für das Musizieren waren nur sehr wenige, nämlich: Furtwängler, Toscanini, Szell, Karajan, und Boulez....Die historische Aufführungspraxis heute ist eine Reaktion auf den Karajanklang. Nur richtet sich das meiner Meinung nach weniger gegen Karajan selbst, sondern gegen die Karajanepigonen, die Wischiwaschi in seinem Kielwasser schwammen....Karajan ohne Persönlichkeit, ohne Genie, das ist langweilig! (Daniel Barenboim)


    Es gibt eine Filmaufnahme über seine Probe von der Vierten Schumanns mit den Wiener Symphonikern. Phänomenal! Davon können alle Dirigentenschüler eine Menge lernen: Wie man zu einem Orchester spricht, mit der richtigen Mischung aus Höflichkeit, Sachlichkeit, Autorität und Respekt. (Daniel Barenboim)


    Wenn diese Stellungnahme auch nur das Ergebnis der Beurteilung enthalten und die einzelnen gedanklichen Schritte der Kollegen für uns nicht nachvollziehbar sind, so sind die Aussagen für mich jedenfalls in dieser Breite eindeutig und aussagekräftig (denn es sind sowohl Schüler als auch Konkurrenten und "Gegner" befragt worden) - und jetzt muss ich vor Rührung schon wieder weinen ;(.


    Loge

    Lieber Edwin,


    es war nie meine Absicht, Deinem beruflichen Renomée zu schaden oder Dir sonst in irgendeiner Weise einen persönlichen Nachteil zuzufügen. Im Gegenteil, ich schätze den Austausch mit Dir viel zu sehr.


    Ich bin daher froh, dass wir eine Verständigung darüber gefunden haben, den Konflikt beizulegen und uns wieder den inhaltlichen Fragen dieses Threads zuzuwenden.


    Ganz besonders danke ich Alfred für seine sehr engagierte und verständnisvolle Vermittlung in der Sache.


    Loge


    Das ganze wird immer kurioser. Ich zögere, hierauf überhaupt einzugehen. Aber was Du, Edwin Baumgartner, hier schreibst, ist vollständig an den Haaren herbeigezogen und einfach nur noch empörend. Du steigerst Dich in etwas hinein! Wie kommst Du denn darauf, dass ein "Kesseltreiben" gegen Dich veranstaltet wird? Willst Du andeuten, es gäbe ein abgestimmtes Verhalten zwischen Flotan, sonstwem (der Dir in der Diskussion um Karajan Paroli bietet) und mir? Du überziehst maßlos, das will ich Dir mal sagen. Soll doch die Moderation diesen Thread einmal von oben nach unten lesen, gerne inklusive meiner Bemerkung gegen Dich, Du hättest einen Gedanken von mir nicht "begriffen" (Wahrlich, eine unerhörte Beleidigung unter Disputanten), meiner Entschuldigung dafür, die Du haben wolltest, Deiner vielfachen Spötteleien gegen Mitglieder, die eine positive Haltung gegenüber Karajan einnehmen oder ihn als großen Dirigenten verehren. Du merkst ja gar nicht mehr, dass keiner derjenigen, die sich hier für Karajan aussprechen, je behauptet hätten, ein anderer anerkanntermaßen bedeutender Dirigent (inkl. Boulez) sei ein "mittelmässiger Kapellmeister", mache "Badezimmermusik", "glatte Musik" oder was Dir sonst immer noch so einfällt. Das tut keiner! Wir arbeiten hier daran, deutlich zu machen, dass Karajan in die Riege der großen Dirigenten des Jahrhunderts gehört (eigentlich eine Selbstverständlichkeit, könnte man meinen). Dabei setzen wir aber die anderen nicht herab. Du dagegen setzt hier permanent den in Rede stehenden Dirigenten UND die Mitglieder, die sich für ihn einsetzen, herab. Denn Du suggerierst in beinahe jedem Deiner Postings, dass jemand, der sich dezidiert für Karajan ausspricht, ein verblendeter Karajan-Apologet sei, der ohnehin nicht vorurteilsfrei werten könne. Niemand zeiht Dich in diesem Thread in dieser Weise einen Boulez- oder sonstwas-Apologeten. Man nimmt Dich ernst und bietet Dir gerade deshalb Paroli! Meine Entschuldigung bringst Du mit Erklärungen "Jörg Haiders" in Verbindung. Eine solche Frechheit müsste ich mir mal erlaubt haben. Wenn Du die rhetorische Floskel "Ruhig, Brauner" als Anrede an Dich als Unterstellung einer rechtsradikalen Gesinnung o. ä. (so sagte es mir Alfred Schmidt) verstanden hattest, so unterlagst Du damit gleich zweifach einem Irrtum. Es ist eine Floskel aus Jugend-Western-Romanen (kannst Du auch googlen!) und bedeutet die beruhigende Anrede an das EIGENE Pferd (hier: auf dem ich als erregter Diskutant sitze). In dem betreffenden Beitrag geht es sodann - ruhig und gefasst - weiter: "Also, lieber Edwin Baumgarter,...". Da erst beginnt also die Ansprache an Dich. Lies es doch nach. Es steht noch da. Alfred hat es Dir auch so erklärt. Du aber willst es offenbar immer weiter missverstehen. - Bitte doch Alfred Schmidt, er möge jeden rausschmeissen, der Dir in Deiner Paranoia (ich kann es bei all diesen bodenlosen Unterstellungen nicht mehr anders nennen) missliebig wird. Dann verliert das Forum aber vollkommen unnötig engagierte Mitglieder. Besser wäre es, Du würdest langsam mal wieder herunterkommen von Deinem Ego-Trip.


    Loge

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    die technische Seite des Dirigierens hat Karajan zweifellos beherrscht - ihm das abzusprechen, wäre kompletter Unfug.


    Richtig.

    Zitat

    Immerhin hat er seinen Job von der Pike auf gelernt.


    Richtig. Und im Gegensatz zu Boulez, Harnoncourt und den meisten der heutigen jüngeren Dirigenten (abgesehen z. B. von Thielemann) hat Karajan jahrelang korrepetiert, was für einen Operndirigenten sehr wichtig ist.


    Zitat

    Und er ist für mich ein sehr gutes Beispiel dafür, wo man das Handwerk wirklich lernt,


    Das ist er eigentlich für alle Menschen, die sich dafür interessieren.


    Zitat

    wenn man nicht eben ein Schlagtechnik-Genie wie Mrawinskij oder Bernstein ist:


    Falsch. Karajan verfügte über eine grandiose Schlagtechnik. Jens Malte Fischer etwa sieht ihn da für die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer Extraklasse mit C. Kleiber. Es ist nur so, dass Karajan in der Aufführung oftmals nicht geschlagen hat, sondern geformt. Das ging, weil die Berliner auf Extraklasse waren und zudem intensiv geprobt worden war. Hier und da kann man im Forum auch mal das Märchen hören, Karajan habe beim Dirigieren nicht über eine Unabhängigkeit der Arme bzw. Hände verfügt. Möglicherweise gelangen diese Leute zu dieser Annahme, weil sie mal eine Bildaufzeichnung mit Karajan gesehen haben und er darin in seiner typischen Manier beidarmig "gerudert" hat. Man muss sich aber z. B. nur einmal die Videoaufzeichnung der 8. Bruckner von 1988 ansehen und kann erleben, dass er das natürlich konnte, wenn er meinte, dass es notwendig war. Karajan war ein Dirigent, der in der Aufführung sehr sparsam mit präzisen Zeichnen umging, um die Virtuosität seiner Spitzenorchester nicht unnötig zu beschränken. So muss es übrigens auch sein. Viele Dirigenten neigen zum "Überdirigieren" oder "Zerhacken" des Flusses.


    Zitat

    Nämlich im Orchestergraben der Opernhäuser.


    Entscheidend ist das Korrepetieren, das bei vielen heutigen Dirigenten ausgefallen ist, weil sie zu schnell selbst im Orchestergraben standen und ein anderer die Sänger einstudiert hat.


    Zitat

    (Übrigens: Boulez' Anfänge waren ähnlich: Er dirigierte Schauspielmusik und, ganz "learning by doing", mußte sich mit den Musikern auf eine klar verständliche Zeichengebung einigen, wobei ihm Roger Désormières mitunter hilfreich zur Seite stand.)


    Das hatte er auch bitter nötig. Wäre Boulez nicht ein so überragender Musiker, wäre das mit der technischen Seite seines Dirigierens, die zwischenzeitlich ganz passabel ist, kaum etwas geworden. Boulez ist ein typischen Beispiel für einen sehr charismatischen Dirigenten, auf dessen Vorstellungen sich ein Orchester gerne einlässt und ihm dann entgegenspielt. Er ist auf gute Orchester angewiesen. Man muss wohl davon ausgehen, dass Boulez kaum in der Lage wäre, ein mittelmäßiges Orchester zu einem herausragenden heranzubilden. Die Zeichengebung Boulez' ist ein ganz besonderes Thema. Auch hier ist viel suggestive Kraft im Spiel, so dass auf die Einzelheiten seiner kaum definierbaren "Fingerspiele" letztlich gar nicht so sehr ankommt.


    Zitat


    Ich leugne auch nicht, daß Karajan eine ästhetische Idee hatte.


    Schön, sind wir uns alle einig.


    Zitat


    Sie war auf den Genuß ausgerichtet,


    Falsch. Auf Schönheit. Und Schönheit ist seit Platon untrennbar mit Wahrheit verknüpft.


    Zitat

    also darauf, was Loge so eloquent mit dem Bauch bezeichnet.


    Da habe ich mich wohl wieder mal missverständlich ausgedrückt. :D Der "Bauch" sollte nur zum Zwecke der vereinfachten Darstellung den Gegensatz einer ausgesprochen intellektuellen, also "hirnigen" Ausdrucksweise bezeichnen. Dirigenten wie Furtwängler oder Bernstein waren als Dionysiker in gewisser Weise noch "bauchiger" als Karajan.


    Zitat


    Bis hierher kann ich problemlos folgen - bloß jetzt kommt mir meine eigene Ansicht, meine Persönlichkeit, meine Überzeugung, nenn es, wie Du willst, in die Quere. Um beim Bauch zu bleiben: Mir verursachen Karajans üppige Klangsoßen, unter deren nivellierender Bedeckung Rindfleisch, Karfiol, Kartoffel und Fisch identisch schmecken, keinen kulinarischen Reiz sondern nur Sodbrennen und Koliken.


    Scheint mir wenig mit Musik zu tun zu haben. Da ist eine andere Fakultät gefordert.


    Zitat

    Oder anders gesagt: Da ich der Meinung bin, es soll alles geben dürfen, was es gibt, meine ich auch, daß Karajans Reduktion auf das durchästhetisierte Schönheitsideal seine Berechtigung hat, zumal viele Menschen, die Musik als Entspannung und Genuß begreifen, dabei Freude empfinden können. Es ist aber nicht mein Verständnis von Musik.


    Bei Karajan geht es um Schönheit, das ist die maßgebliche ästhetische Kategorie. Genuss ist vielleicht eine Wirkung der Schönheit im Hörer. Dann ist zu beachten, dass der "Genuss" an der Kunst nichts Oberflächliches bedeuten muss. Die Frage ist doch, was der Genuss wiederum in uns bewirkt. Wenn er erhebend wirkt, dann könnte mit dem Erhabenen ein Zweck der Kunst in uns erfüllt sein. Es gibt dabei aber nicht den "einen Zweck" der Kunst. Dein anderes Verständnis oder Wollen (z. B. Erkenntniserweiterung) sei Dir also unbenommen. Über die Bewertung von Karajans Ästethik sagt das wenig und Holgers Beitrag tangiert es schon gar nicht.


    Loge

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Also ist die Kuttenstelle nun gut dirigiert oder nicht? Ich bitte um eine leicht faßliche Erklärung für einen Menschen, der Deiner Defintion nach Deine Sätze nicht begreift.


    Die "Kuttenstelle" ist eigentlich keine Stelle, sondern ein Motiv, das sich durch den gesamten Satz bewegt. Bei den ersten zwei Motivwiederholungen gleich nach der Einleitung empfinde ich das Legato als zu stark, danach finden sich die Streicher. Insgesamt finde ich den Satz sehr gut dirigiert, schöner Klang, viel Transparenz, Spannungsbögen, sensationelles crescendo.


    Zitat


    P.S.: Die Sache mit der verweigerten Entschuldigung dafür, daß Du mich als Trottel hinstellst wohl wissend, daß ich zum Unterschied von Dir mit meinem realen Namen hier aufscheine (was auch prompt dazu geführt hat, daß mich ein mitlesender Arbeitskollege heute angerufen und mich gefragt hat, wie lange ich mir derartige Frechheiten hier noch bieten lasse) - diese Sache also übergebe ich zur Entscheidung an Alfred. Ich akzeptiere, was er entscheidet, aber es geht nicht mehr an, daß ich derartige Beleidigungen schlucke, bis sie, dank einer Verzögerungstaktik, verjähren.


    Damit wir das hier abschließen, erkläre ich gerne, dass ich weit davon entfernt bin, Dich für einen Trottel zu halten. Ich habe doch schon einmal öffentlich bekundet, dass ich Dich für sehr geistreich und schlagfertig halte, von Deinen Kenntnissen in der Musik mal ganz zu schweigen. Das Lesen Deiner Beiträge ist für mich oftmals ein Gewinn (kommt auf das Thema an ;)). Warum muss ich das eigentlich alle sechs Monate wiederholen? Ich finde nur auch, dass Du in mancher Hinsicht (z. B. Karajan) Deine Laune oder persönlichen Präferenzen über die Wahrheit stellst und außerdem außerordentlich polemisch und spöttisch austeilen kannst. Mich triffst Du damit nicht, ich habe sogar Spaß daran. Ich wundere mich aber immer (gestern abend war ich sogar wirklich erschüttert) wie Du doch plötzlich vollständig aus dem Häuschen geraten kannst, nur weil jemand behauptet/vermutet, Du hättest irgendetwas nicht "begriffen". Ich empfinde das im Rahmen eines hitzigen Wortgefechts als Lapalie. Ersetze den Begriff "begreifen" durch "verstehen", was ist daran so schlimm. Außerdem hattest Du mich durch Dein von mir als absichtlich empfundenes Missverstehen provoziert.


    Wegen des Umstandes, dass Du hier unter Realnamen postest, kannst Du aus meiner Sicht keine übermässige Rücksichtnahme in der Diskussion in Anspruch nehmen. Man muss natürlich aufpassen, was man da (auch morgen noch in Sydney einsehbar) so vom Stapel lässt. Dafür kannst Du Dich aber auch gut fühlen, wenn Du mal wieder einen tollen Beitrag verfasst hast und jeder diesen zuordnen kann. Dann klopft Dir Dein Bekannter vielleicht auch anerkennend auf die Schulter. No risk, no fun!


    Vielleicht liegt das Problem darin, dass Du Dich mir - aus welchen Gründen auch immer - in musikalischen Fragen, zu denen ich mich äußere (ich äußere mich nicht zu allem) überlegen wähnst. Das wäre dann für mich eine Erklärung für Deine Überreaktion. Nach dem Motto: Was erlaubt sich der Loge, ich bin hier der Meister! Dann müsstest Du dieses Problem mit Dir selbst lösen.


    Davon abgesehen will ich aber nicht, dass jemand sich in der Diskussion tatsächlich persönlich beleidigt oder verletzt fühlt. Denn mir geht es hier um die Sache, für die ich mitunter hart eintrete. Wenn Du Dich gestern abend also von mir persönlich beleidigt oder herabgesetzt gefühlt hast, dann bitte ich Dich hiermit dafür um Verzeihung.


    Und jetzt schlage ich vor, wir machen es wie Lenny Bernstein es sich gewünscht hätte und lassen zu Hause parallel für "Herbert" das Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie aufspielen. Meinetwegen in der schönen Einspielung unter Bernstein. Dann kehrt der Friede wie von selbst wieder ein. Lenny hat den Herbert doch auch sehr verehrt.


    :hello:


    Loge

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    [Ich freue mich allerdings, daß auch Du die Karajan-Deutung von der Mönchsprozession bei Beethoven für durch und durch mißlungen hältst. Das war aus Deinem ersten Statement nicht herauszulesen.


    Da bin ich beruhigt. Ich würde nämlich auch von einer ausgeprägten Lese- und Verständnisschwäche desjenigen ausgehen, der das da herauslesen wollte, denn es steht definitiv nicht da.


    Loge

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    :D
    Schon richtig, aber die Jüngeren unter uns haben doch kaum so eine verhängnisvolle Geste zu sehen bekommen, oder?


    Doch hier:



    Sogar wesentlich strammer! :hahahaha:


    Können wir dann jetzt bitte diese kindischen Bildassoziationen wieder sein lassen?


    Loge

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Das ist ja lustigerweise das Gegenargument zu dem von Dir und Loge prognostizierten neuen K-Boom der Gegenwart und Zukunft.


    Bei der von mir ergriffen gefühlten Karajan-Renaissance meinte ich weniger Verkaufszahlen, als den Beginn einer nachhaltigen und fundierten MUSIKALISCHEN Auseinandersetzung mit diesem Dirigenten, die in mehreren entsprechenden, schon erschienenen oder angekündigten Publikationen zum Ausdruck kommt. Das gibt es so über keinen anderen Dirigenten, nicht einmal über Furtwängler.


    Loge