Hallo Alfred,
ich schreibe mal ein paar unzusammenhängende Gedanken zu diesem interessanten Thema, auch um es voranzubringen. Ich fühle mich weder Willens noch in der Lage, eine Abhandlung dazu zu schreiben, daher nur einige Stichpunkte und weitere Fragen:
Mich würden mal (glaubhafte) Statistiken interessieren, wie groß (oder klein) der Anteil der Menschen (sagen wir in Europa oder im deutschsprachigen Raum) ist, die klassische Musik hören.
Da würde ich dann aber noch unterscheiden: Es gibt sicherlich eine große Anzahl von Leuten, die in ihrem CD-Regal auch zwei oder drei Klassik-CDs stehen haben, wobei es sich dann oft um irgendeine "Kuschel-Klassik" oder "Best of..." CD handeln wird. Vielleicht hören diese Leute auch ab und zu mal in diese CDs rein. Das sind so die Leute, die sich aus dem Dutzend der allseits aus der Werbung bekannten, einschlägigen Stücke (meist Oper) angezogen fühlen, aber nicht darüber hinausgehen werden.
Aber diesen Anteil finde ich eher uninteressant. Mich würde eher der Anteil der Personen interessieren, für die klassische Musik einen oder besser den wesentlichen Bestandteil ihres Musikhörens ausmacht. (Die Zahl dürfte eine zweistellige Prozentzahl bei weitem nicht erreichen.) Ferner würde mich auch der Anteil solcher Extremfälle (wie mich) interessieren, die ausschließlich (oder zu 95+%) klassische Musik hören, und sich auch für die Hintergründe interessieren. (Wird hier noch eine 1 vor dem Komma stehen?)
Wie ermittelt man den Anteil an Klassikhören? CD-Käufe sind heutzutage im MP3-Zeitalter sicherlich kein verlässliches Indiz mehr. Kaufen junge Menschen heutzutage überhaupt noch CDs? Ich vermute mal, dass ein Klassikhörer sich seine Musik für Zuhause immer noch fast ausschließlich über CDs beschafft, während das im Pop-Bereich (bei jungen Leuten) eher gegen Null tendieren dürfte, auch wenn ich das nicht verifizieren kann. Dazu kaufen auch "ernsthafte" Klassikhörer sehr unterschiedlich viele CDs. Der eine ist mit seine Sammlung von weniger als 50 CDs zufrieden, der andere hat von jedem Stück fünf verschiedene Einspielungen und die Sammlung geht in die tausende.
Dann gibt es auch noch eine Gruppe von Klassikhören, so glaube ich, die kaum CDs konsumieren, sondern mit ihrem Opern- und/oder Konzertabonnement zufrieden sind, und sich ansonsten kaum weiter mit klassicher Musik auseinandersetzen. Aber das ist nur eine Verutung von mir.
Ich denke auch, dass ein nicht geringer Teil der Bevölkerung mit Musik (welcher Richtung auch immer) überhaupt nichts am Hut haben.
Insofern würde ich zusammenfassend mutmaßen, dass klassische Musik in unserer Gesellschaft eine (prozentual gesehen) außerordentlich geringe Rolle spielt. Natürlich hat sie einen hohen Stellenwert, wenn es um "offizielle" Dinge geht, etwa ein Konzert zu dem und dem Anlass, bei dem der Bundespräsident anwesend ist oder dergleichen.
Glücklicherweise sind wir in Mitteleuropa mit einer riesigen Fülle von guten Orchestern Konzertsälen und Opernhäusern gesegnet. Die tiefe Tradition ist unverkennbar. NOCH.
maticus