Beiträge von maticus

    Zum Kinofilm "Ring" hat Hans Zimmer die Musik geschrieben. Das Beste des Films ist für mich der Abspann ;) Der ist ziemlich lang und mit viel Musik hinterlegt. Ich habe zu der Musik eine Frage. (Ich rede hier nur vom 1. Teil des Films.)


    Schon fast am Ende des Abspanns (evtl. im Film selbst auch schon) taucht ein ziemlich getragenes "sinfonisches" Thema auf, ich glaube es beginnt in den tiefen Streichern. Da habe ich spontan gedacht, das habe ich schonmal gehört bei Schostakowitsch. Das ging mir auch ein späteres mal so. Ich war mir fast sicher. Allerdings habe ich das nie verifizieren können. Ich dachte an verschiedene Sinfonien, etwa der 12., aber ich habe das Thema nicht gefunden. Liege ich also komplett falsch? Oder ist es vielleicht eher bei Prokofjew oder anderen zu suchen?


    Jedenfalls hat mich nicht überrascht, als ich neulich mal ein Interview (im Spiegel 31/2003) mit Zimmer las, dass er sich gerne bei Schostakowitsch bedienen würde.


    maticus

    Es gibt einen relativ neuen (2006) Dokumentarfilm über Schostakowisch "A Journey of Dmitri Shostakovich". Der Link ist ein Interview mit einer der beiden Regiseurinnen


    "http://www.scribemedia.org/2006/11/07/shostakovich/"


    Das Interview an sich ist auch interessant, und es gibt ein paar Szenen aus dem Film. Ich glaube nicht, dass der Film auf DVD erhältlich ist. Vielleicht wird er das ja mal.


    Es gibt interessante Filme auf youtube, in denen Sch. vorkommt. Einige aus dem Jahr 1975, in denen Sch. bei der Probe zu seiner Oper "Die Nase" und in Interviews zu sehen ist. Als Suchwort "Shostakovich Nose" eingeben. In dem Umfeld findet man leicht weitere Filme, u.a. eine (zweiteilige "Documentary").


    maticus


    P.S. Vielen Dank Peter.

    An Johannes:


    Ein guter und interessanter Hinweis. Interessant insofern als 1974 Sch. in Deutschland sicherlich noch als regimetreuer Sowjetkomponist galt.


    An Thomas:


    Danke für den Hinweis. Ich war selbst vor langer Zeit schon einmal auf der Seite, habe sie zwischenzeitlich wieder komplett vergessen. Die Liste ist ja schon sehr ergiebig. Allerdings ist z.B. der Fassbinder-Film von 1974 nicht mit dabei.


    Viel schwieriger ist sicherlich eine Erstellung einer Liste von Dokumentarfilmen und dergleichen.


    maticus

    Hallo Amfortas,


    als "modern" von Schostakowitsch würde ich die 2. Sinfonie (erst dahinter die 3. und 4. Sinfonie), die Oper "Die Nase", evtl. die 14. Sinfonie (wenn auch auf ganz andere Art und Weise) und einige seiner Streichquartette ansehen. Ich glaube ich habe mal gelesen, dass das 13. Streichquartett als sein modernstes Stück angesehen wird.


    Das ist das, was mir gerade so spontan einfällt...


    maticus

    Ich bin etwas irritiert. Da fragt jemand nach neuer/zeitgenössischer Musik, und ich sehe z.T. Antworten wie Prokofjew, Schostakowitsch, Bartok etc. Aber nach meinem Verständnis handelt es sich dabei nicht um "neue" Musik. Oder sehe ich das falsch?


    Zitat

    Es handelt sich dabei wahrscheinlich nicht um ein zukunftsweisendes, die weitere musikalische Entwicklung maßgeblich beeinflussendes Schlüsselwerk, wobei dies natürlich ein generelles Problem von Schostakowitsch ist.


    Ich finde, das ist auch kein Qualitätskriterium. Eher interessant finde ich die Frage, wie lange die Musik überlebt und auch tatsächlich gespielt wird. Und da zählt Schostakowitsch (bisher) sicherlich zu den ganz großen nicht nur dieses Jahrhunderts. Ich kenne mich in der "neuen" Musik kaum aus, aber ich habe meine Zweifel, ob die heutige "neue" Musik jemals diesen Status erreichen wird.


    maticus

    Hallo Wolfgang,


    Zitat

    Schreibe hier was Dich über DSCH in Film und TV berührt.


    Egoistischerweise geht es mir aber eher darum, dass andere diesbzgl. ihr Wissen hier zur Verfügung stellen. Als Ideal würde ich eine möglichst vollständige Liste ansehen. (Ich weiss natürlich, dass das nicht möglich ist.)


    maticus

    Du meinst sicherlich die Sinfonie Nr. 1 in Es-Dur. Ich wollte sie vorhin nicht erwähnen, weil es mir insbesondere um die Meinung über die Rattle-Einspielung ging (und immer noch geht).


    Die 1. Sinfonie habe ich vor vielen Jahren mal auf einer Flugreise gehört, und sie hat mir immerhin so gut gefallen, dass ich sie mir danach gekauft habe (Ashkenazy, St. Peterburger PO, Decca). Allerdings habe ich sie jetzt schon lange nicht mehr gehört, weil mich dann das modernere Zeug mehr reizte.


    maticus

    Mir ist neulich eine Idee für einen neuen Thread gekommen, der eigentlich eher eine lange Liste sein sollte. Nämlich eine Auflistung von Kinofilmen, Fernsehfilmen, Dokumentarfilmen, Werbung, Radiosendungen, etc., in der Musik von Schostakowitsch gespielt wird. (Lässt sich natürlich auch auf andere Komponisten übertragen.) Ich meine dabei natürlich nicht Aufnahmen von Konzerten oder dergleichen, auch keine Dokumentarfilme über den Komponisten (das wäre mal ein anderes Thema), auch nicht die Filme, für die Sch. die Musik geschrieben hat, sondern Filme oder Radiosendungen, in denen Musik von Sch. zur Untermalung (oder evtl. sogar als Erkennungsmelodie) verwendet wird.


    Gibt es hier so etwas schon? Wäre ein solcher Thread sinnvoll? Wo würde er hingehören?


    Ich kam auf den Gedanken, als ich neulich zufällig in dem Schwarzenegger-Film "Red Heat" eine von einer Trompete gespielte Melodie aus dem 8. Streichquartett zu hören glaubte. (Da ich den Film nicht auf Video oder DVD habe, konnte ich das nicht 100%ig verifizieren.) Aber das wäre etwa ein gutes Beispiel. Jedenfalls ist mir in dem Moment wieder bewusst geworden, wie oft Musik von Sch. in Film, Funk und Fernsehen vorkommt, wo man es nicht vermutet. Ich habe es schon so oft gehört, aber kann mich jetzt nur noch an einen winzigen Bruchteil davon erinnern.


    Weitere Beispiele, die mir so auf die Schnelle einfallen: Der Kaurismäki-Film "Ariel". Dort wird etwas aus der 9. Sinfonie gespielt (wenn auch nur sehr kurz und "unspezifisch"). Der "2. Walzer" lief mal in einem Bella Block Film. Vom Kubrick-Film "Eyes Wide Shut" mal ganz zu schweigen. Ich meine, in dem TV-Film "Ein Lied von Liebe und Tod" mit Joachim Kroel (Deutschland/Ungarn 1999) wurde etwas aus dem 10. (oder 9.) Streichquartett gespielt, aber ich könnte das auch verwechseln (habe den Film seinerzeit nur einmal im TV gesehen). Es gibt sicher viele weitere Filme. Dokumentationen mit untermalender Musik von Sch. gibt es massenweise, und Werbung sicherlich mehr als man denkt.


    Wie sieht es aus? Gibt es Interesse und auch genügend Stoff für einen solchen Thread? Oder geht es allen so wie mir: Viel gehört aber längst wieder vergessen.


    maticus

    Ich weiss nicht, ob es hierzu schon einen passenden Thread gibt. Wenn ja, kann es einer verschieben...


    Im Grunde hätte zwar jedes Werk einen einzelnen thread verdient, aber ich denke, daß sich die Beiträge nicht gerade extrem häufen werden, daher ist es sicher vernünftig, erstmal so anzufangen (diese Stücke hatte ich selbst schonmal für "Alle hören dasselbe Musikwerk" im Visier...)


    JR


    Ich möchte die Sinfonie in C, die Sinfonie in drei Sätzen und die Psalmensinfonie ansprechen. Die findet man ja häufig auf einer CD. Ich muss gleich sagen, dass diese Sinfonien nicht unbedingt zu meinen Lieblingsstücken zählen, ich höre sie nur gelegentlich gerne.


    Bisher hatte ich nur Solti mit dem CSO (links), und war eigentlich zufrieden. Um mal etwas neues zu probieren, kaufte ich die recht neue mit Rattle, BPO (rechts).



    Beim ersten Hören war ich von der Rattle Aufnahme enttäuscht. Denselben Eindruck hatte ich Wochen später bei einem zweiten Versuch. Die Aufnahme berührt mich nicht. Etwa im zweiten Satz der Psalmensinfonie, wo ich es erwarten würde. Ich finde insgesamt die ganzen Aufnahme als recht kraft- und spannungslos, der Funke springt bei mir nirgendwo über, es macht sich Langeweile breit. Gegen die von Solti kommt sie bei mir längst nicht an.


    Mich würden andere Meinungen hierzu interessieren.


    maticus


    P.S. Mir fällt gerade auf, dass die Psalmensinfonie natürlich keine reine Instrumentalaufnahme ist, aber ich denke, der Thread passt trotzdem hierhin.

    Hallo Christian,


    Opus 11 ja, bei mir heißt es "Sechs Duette für Klavier zu vier Händen". Ich habe hier nur eine alte Schallplatte "rumliegen", von 1977, Gerhard Meyer und Siegfried Schubert-Weber spielen auf einem Steinway Konzertflügel, so steht es dort. Gefiel mir jedenfalls auf Anhieb, insbesondere "3. Russisches Lied".


    Ich werde vielleicht mal auf Deinen Tipp zugehen. Hört sich gut an. Die drei Stücke (zusammen mit den zwei Suiten) gehören irgendwie zusammen, finde ich.


    Viele Grüße, maticus

    Zu Werken für 2. Klavier von Rachmaninoff:


    Letztes Jahr habe ich bei Decca eine günstige Doppel-CD gekauft, auf denen Ashkenazy und Previn einige Werke von Rachmaninoff für 4 Hände/2 Klaviere spielen, aber nicht alle. U.a. die 1. und 2. Suite, den Symphonischen Tänzen und noch zwei bis drei weiteren Werken.



    Höre ich sehr gerne. Leider nicht drauf ist eine weitere, schöne Suite, die heißt aber nicht so, sondern "6 Stücke für 2 Klavier, op. ??" oder so ähnlich.


    maticus

    Ich weiss nicht so recht, welches das beste Unterforum ist, um die folgende Frage zum 8. Streichquartett zu stellen:


    Gerade beim Reinzappen in den Film "Read Heat" ( USA 1988 ) mit Arnold Schwarzenegger und James Belushi spielt bei einer Beerdigungsszene (in Russland) eine Trompete eine Melodie, die mir vorkommt wie aus dem 8. Streichquartett von Sch., 4. Satz, vor dem Thema aus der Lady Macbeth. (Ist das ein Zitat eines Revolutionsliedes?) Kann das jemand bestätigen? Vielleicht hat ja einer die DVD zum Film und kennt das 8. Streichquartett gut.


    maticus

    Wie schon erwähnt, habe ich gestern seit langer Zeit mal wieder Beethovens Sonate Nr. 31 gehört. Ich liebe sie, wie alle drei letzten Sonaten von Beethoven. Neben der ORF-Aufnahme mit Rudolf Serkin (DG) finde ich auch die von Arrau (Philips) sehr gut, letztere auch mit einer schönen Einspielung von "Der Sturm".


    Danach habe ich gestern mal wieder der 2. Klaviersonate von Schostakowitsch (Naxos) eine Chance gegeben. Habe sie bisher nur seltenst gehört, sie sprach mich nicht an. Nach weiterem zweimaligen Hören gestern finde ich sie aber schon besser. Ich entdecke vom Stil her viel Beethoven und Prokofjew.


    Gerade dem Klavierwerk meines Lieblingskomponisten stehe ich etwas distanziert gegenüber. Geht das anderen ähnlich? Ich glaube, die 2. Sonate von Sch. wurde hier bisher nicht genannt.


    maticus

    Hallo Wolfgang,


    es wird sicherlich noch etwas dauern, bis ich mehr zu der Kondrashin GA (Melodiya 2006) sagen kann. Momentan höre ich die Sinfonien von Sch. erstens seltener, zweites nicht so in der Breite, und drittens fehlt auch oft die Zeit, was dann schon oft zum Hören "nebenbei" führt. Wie ich schon sagte, das wenige, was ich bisher gehört habe, hat mir interpretatorisch sehr gut gefallen. Dabei war auch die 1. Sinfonie, die ich so nebenbei gehört habe. Auffällig gut waren auch die Stücke "Oktober" und "Die Hinrichtung des Stepan Razin", die man ja auch sonst nicht so oft hört. Die 13. Sinfonie war sicherlich sehr gut, aber es schien mir nicht so, dass ich die von Barschai (Brilliant) nun vergessen könnte. Auffällig gut fand ich den 2. Satz.


    Schade, dass ich das mit der Qualität des Remastering missverstanden hatte. Ich hatte schon von dem durchgängigen Lob der AULOS gelesen, aber teilweise auch, dass das neue Melodiya-Remastering da in etwa gleichwertig sei. Da war wohl eine Falschinformation. Ich denke, ich werde jetzt aber nicht in einen weiteren Zyklus inverstieren, auch wenn ich nun glaube, dass dessen Qualität signifikant besser ist. Vermutlich gibt es die AULOS nicht mehr, oder? Schon auf die Melodiya GA musste ich bei einem großen Internetanbieter mehrere Wochen warten, nach mehrfachen Vertröstungen.


    Die Sinfonie Nr. 9 mag ich schon, nur wie bei der Sinfonie Nr. 1 gibt es viele Sinfonien von Sch., die mich noch mehr interessieren. In der Tat konnte ich bei der Nr. 9 keinen Favoriten nennen. Ich glaube, mir gefiel mal Roshdestwenskij, selbst Bernstein. Es ist wohl so, dass meine Ansprüche bei dieser Sinfonie nicht so hoch sind.


    maticus

    Stoße gerade zufällig auf diesen Thread, und stelle dabei fest, dass ich bis auf wenige Ausnahmen schon viele Jahre so gut wie keine Klaviersonaten gehört habe, dabei habe ich sie früher sehr geliebt.


    Da ich in der Materie nicht mehr so ganz drin stecke, nenne ich meine Favoriten eher unpräzise:


    --------
    Beethoven Nr. 30-32. Besonders die Live-Aufnahmen (DG) von Rudolf Serkin. Die Fuge in Nr. 31 ist hinreißend. Werde sie heute mal auflegen...


    Beethoven Mondschein, Waldstein, Der Sturm, Appassionata, Pathetique, ...


    Chopin Nr. 2


    Rachmaninow Nr. 2


    Prokofieff Nr. 7 und 8


    Skriabin Nr. ? ...
    --------


    maticus

    Interessanter Thread. Auch ich habe ich lange Zeit nicht mit Kammermusik beschäftigt (wenn man von Klaviersonaten absieht, von denen ich schon früh viele heiß und innig geliebt habe. Nebenbei: Gelten Klaviersonaten eigentlich als Kammermusik? Scheint mir nicht so, aber vom Charakter ist es doch Kammermusik.) Ich bin weit davon entfernt, ein Kenner zu sein, auch jetzt noch ist der Kammermusikanteil bei mir sehr gering, aber wenn ich sie höre, dann mit großem Genuss. Und besonders beeindruckend war für mich der Besuch eines Kammermusikkonzerts, auch wenn Brahms nicht mehr so sehr zu meinen aktuellen Komponisten zählt.


    Als Schostakowitsch-Fan kommt man irgendwann nicht an seiner Kammermusik vorbei. Und siehe da, es tut sich eine ganze neue Welt auf. Ich empfehle mal sein 9. Streichquartett, letzter Satz, oder das Finale des 2. Kaviertrios. Da ist nichts langweilig, man wundert sich, wieviel man aus 3 oder 4 Instrumenten herausholen kann.


    In den leisen Passagen ist Kammermusik viel intimer als Orchestermusik, aber in den schnellen, lauten Passagen kann es genauso mitreißend sein wie Orchestermusik. Aber ich gebe zu, ich könnte Kammermusik nicht ausschließlich hören, nach einer Zeit brauche ich wieder den Klang anderer Instrumente im Ohr.


    maticus


    P.S. Erwarte gespannt die hier vielfach empfohlenen DSCH Quartette mit dem Borodin Quartett.

    Nach dem Durchlesen des Threads habe ich die Chailly Doppel-CD bestellt. Bin gespannt. Mein bisheriger Favorit ist Jansons mit den Osloern, der wurde in dem ganzen Thread nur einmal am Rande erwähnt.


    Mir ist es leider nie gelungen, den Sacre mal live im Konzert zu erleben. Allerdings hat es meine Freundin geschafft, und sie war restlos begeistert. Übrigens auch unter Eschenbach, der ausgesprochen elegant dirigiert hätte.


    Strawinskys "Sacre" ist sicherlich eines der genialsten Stücke in der Musik des 20. Jahrhunderts. Andere Komponisten hatten danach sozusagen auch "ihren Sacre". Ich denke da an Prokofieff (Skythische Suite), Bartok (Der wunderbare Mandarin; obwohl ich nicht weiss, ob Bartok Strawinskis Sacre da schon kannte). Das mit "ihrem Sacre" meine ich nicht thematisch/inhaltlich, sondern hinsichtlich der Hemmungslosigkeit, Rhythmik und Brutalität (auch in Bezug auf Lautstärke) der musikalischen Sprache. In diesem weiteren Sinne könnte man etwa auch die 4. Sinfonie von Schostakowitsch als "seinen Sacre" ansehen.


    maticus

    Danke Matthias, ja das ist die CD. Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, sind die Romanzen nach Versen von Alexander Blok auch sehr empfehlenswert.


    Nochmal zur Entstehung des Werkes und Schostakowitschs Motivation. Ich denke, primär war Schostakowitsch beeinflusst durch den plötzlichen Tod seines engsten Freundes Iwan Sollertinski. Seinem Andenken ist das Werk auch gewidmet. Meinem Empfinden nach ist eine tiefe, hoffungslose Traurigkeit im ersten Satz zu spüren.


    Andrew Huth schreibt in seinem Text zu der von mir genannten CD:


    "Es [das 2. KT] entstand in der Zeit von 1943 [sic!] bis August 1944 [...] Er hatte gerade den ersten Satz vollendet [sic!], als ihn die Nachricht erreichte, dass Ivan Sollertinskij, einer seiner besten Freunde, im Alter von nur 41 Jahren gestorben war."


    Dies passt nicht zu dem 1. Satz, wie ich ihn interpretiere. Dazu siehe unten mehr.


    Die historische Einordnung des Werkes beschließt Huth mit dem Satz:


    "Was die öffentliche Stimmung anbelangt, so wurde die Entstehung des Werkes von der wachsenden Aufklärung über das wahre Ausmaß des Holocaust begleitet, und die Berichte über Juden, die tanzen mussten, bevor sie ermordet wurden, entsetzten Schostakowitsch besonders."


    Unbestritten ist, dass der 4. Satz (zum ersten mal) jüdische Themen enthält, und unbestritten ist auch der makabre Charakter des Tanzes. Dies passt also, allerdings ist das ein weiterer Beweggrund neben dem Tod des Freundes. Dazu passt auch der folgende Text:


    Brian Morton schreibt in seinem Buch "Shostakovich - His Life and Music (Haus Books, London 2006):


    "Sollertinsky, perhaps his greatest friend, died suddenly in February 1944. The hope that they might work happily together in Moscow evaporated in a moment. Shostakovich poured his sadness into the Piano Trio No 2 in E minor, Op 67, a work that begins in unbearable desolation and ends in a brutal danse macabre as Shostakovich and all Russians watched the unfolding horror of the Nazi death camps, progressively "liberated" as the German line rolled backwards. He may have wanted private space, but for Shostakovich history always pushed at the door."


    Krzysztof Meyer beschreibt in seiner Biographie "Schostakowitsch" (Gustav Lübbe, 1995), dass sich in der "jüngeren russischen Musikgeschichte" ein tradition entwickelt hat, im Andenken verstorbener Freunde ein Klaviertrio zu komponieren.


    "Auch Schostakowitsch erwies dem Gedenken an seinen Freund mit einem Klaviertrio seine Ehrerbietung. Seit langem wollte er ein solches Werk schreiben und hatte sogar im Dezember 1943 mit Sollertinski darüber gesprochen und einige Bruchstücke skizziert. Zehn Tage nach dem Tod seines Freundes nahme er diese Idee wieder auf, begann aber die Arbeit ganz von vorn -- die früheren Einfälle fanden sich nicht mehr in der neuen Partitur. [...] Im Frühjahr entstand nur der erste Satz. Die übrigen drei Sätze komponierte er im Sommer während eines Erholungsaufenthaltes im Hause des Komponistenverbandes in Iwanowo."


    Also ist es wohl doch so, dass der 1. Satz während der unmittelbar empfundenen Trauer entstanden ist, und der CD-Text von Huth an dieser Stelle zumindestens sehr missverständlich, wenn nicht falsch, ist. Zu dem jüdischen Gehalt des Werkes schreibt Meyer anscheinend nichts. Darauf, dass der lebhafte 2. Satz von Sollertisnkis Schwester als musikalische Porträt ihres Bruder gesehen wurde, möchte ich nicht weiter eingehen.


    Die Entstehungsdaten bei Meyer stimmen im wesentlichen mit denen bei Derek C. Hulme in seinem "Schostakowitsch-Katalog" überein:


    "Composed in 1944, at the Composer's House at Ivanovo. Begun on 15 February, four days after the death of his friend Ivan Sollertinsky; the second movement finished on 4 August and the whole work completed on 13 August."


    Zusammenfassend sehe ich das so, dass Sch. aus Anlaß des Todes seines Freundes das Werk begann (bzw. erneut begann) zu schreiben, und dass ihn später auch die Thematik der Judenvernichtung bewegte. Ob er dabei speziell den deutschen oder den sowjetischen Antisemitismus im Blick hatte, halte ich für ein unwesentliches Detail.


    maticus

    Ich schätze dieses Werk auch außerordentlich. Besonders ergreifend finde ich den ersten Satz, besonders die ersten Takte sind Ausdruck tiefster Trauer. Und wenn nach dem "Totentanz", der schaurig-schön daherkommt, ein Thema des ersten Satzes wieder aufgegriffen wird.


    Mir gefällt die Aufnahme mit dem Beaux Arts Trio.


    (Gibt es zwei Aufnahmen? Ich sehe weiter oben eine bei Philips erschienen. Die meine ich nicht. Meine enthält auch das 1. Klaviertrio und die Blok Verse, die Hülle ist fast völlig rot, habe sie jetzt nicht zur Hand. Mag aber sein, dass es sich beim 2. KT um dieselbe Aufnahme handelt.)


    Noch eine Anmerkung: Das jüdische Thema wird auch im 8. Streichquartett (2. Satz) zitiert.


    maticus

    So aus dem Bauch heraus (habe auch nicht immer alle Aufnahmen und eigene Präferenzen präsent):


    1. Haitink (Decca) ?
    2. Jansons (EMI) (höre ich seltenst)
    3. Ashkenazy (Decca)
    4. Bychkov (Avie) (aber auch: Jansons, Gergiev, Rattle; geringe Unterschiede)
    5. Barschai (Brilliant)
    6. Haitink/Barschai (Decca/Brilliant)
    7. Ashkenazy/Gergiev (Decca/Philips)
    8. Ashkenazy (Decca)
    9. ?? (momentan ist mir kein Favorit präsent)
    10. Levi (Telarc), auch Bychkov (Avie)
    11. Bychkov (Avie)
    12. Ashkenazy (Decca) ?
    13. Barschai (Brilliant)
    14. Haitink (Decca) (auch: Jansons (EMI), bis auf Sopran)
    15. Jansons (EMI) ?


    ? bedeutet, dass die Wahl nicht sonderlich fundiert ist, z. B. weil die Sinfonie/Aufnahme schon lange nicht mehr gehört wurde.


    Generell nicht berücksichtig habe ich Kondrashin, Roshdestwenskij (da ich nur wenige Aufnahmen kenne und/oder die Klangqualität m.E. eingeschränkt ist (die Aulos kenne ich nicht)), Swetlanow, dessen Aufnahmen ich nicht kenne, ihn nur einmal live erlebt habe, das gleiche gilt für Kurt Sanderling.


    maticus

    Hallo Michael,


    ich dachte, ich hätte mal gelesen, das klangliche Niveau von Aulos und Melodiya sei nahezu identisch. Aber das stimmt dann vielleicht nicht? Kennt jemand beide Aufnahmen?


    maticus

    Hallo Wolfgang,


    den Ashkenazy Zyklus finde ich soweit auch gut, obwohl ich ihn nicht vollständig habe. Z.B. habe ich die 4. noch in der Version mit dem RPO. Die hat einige gute Effekte. Andererseits fand ich im 3. Satz, wenn ich mich recht erinnere, das "Hochschaukeln" nach dem Trauermarsch für zu langsam, das weckte immer Ungeduld in mir. Die 7. und 11. mit den Petersburgern halte ich auch beide für sehr gut, sowohl interpretatorisch als auch klanglich. Beim Klang könnte ich allerdings einwänden, dass er einen eher "geschlossenen", leicht "wattierten" Charakter hat. Z.B. ist die Aufnahme der 8. mit dem RPO viel "offener". Vielleicht verstehst Du, was ich meine. Aber das soll keine wirkliche Abwertung sein. Die neue Nr. 4, und die Nr. 13 und 14 kenne ich nicht, wäre mal was für die Zukunft.


    Nebenbei: Die Nr. 11 empfinde ich nicht als die Propagandamusik, die ihr oftmals zugeschrieben wird. Interessant in dem Kontext ist auch die Ansicht Bychkovs darüber in dem Text zu seiner CD (Avie).


    Dass es klangtechnisch bei Kondrashin jetzt keine Probleme mehr gibt, halte ich für etwas übertrieben. Okay, soviel habe ich bisher noch nicht gehört. Ich habe schon seit langer Zeit als einzige Aufnahme von Kondrashin die der 4. Sozusagen als historisches Dokument, sie ist ja 1962 zeitnah zur Uraufführung entstanden. (Irgendwie glaubte ich immer, die Aufnahme sei Mono, aber ich fand das gestern nicht bestätigt.) In der Melodiya GA von 2006 steht dort als Aufnahmedatum 1966, aber das ist wohl ein Druckfehler. (Ich meine, ich hätte schon einmal eine Diskussion darüber gelesen.) Was ich gestern nur kurz verglichen habe, zeigt schon, dass das neue Remastering ein besseres Ergebnis liefert. Allerdings, mit modernen Aufnahmen ist das nicht zu vergleichen. Insbesondere das Runterpegeln ist auffällig. Aber was ich bis jetzt gehört habe ist interpretatorisch allererste Sahne.


    Zu Roshdestwenskij möchte ich noch die Aufnahme des Balletts "Das goldene Zeitalter" nennen. Eines der Werke aus der unbeschwerten Zeit von Sch., in dem es von Ideen, Witz und kraftvoller, "leichter" Musik nur so wimmelt, so dass es einem fast schon zu viel werden kann. Und auch interessant: Bei youtube findet man einige Filmaufnahmen mit ihm aus dem Jahre 1974/75 von Proben von "Die Nase", in Anwesenheit des Komponisten selbst. Sollte man sich als "Fan" nicht entgehen lassen.


    Ein weiteres Meisterwerk, fast ein Schwesternwerk der 14. Sinfonie, ist die Michelangelo-Suite. Sch. soll laut Maxim Sch. mal geäußert haben, er betrachte dies als seine 16. Sinfonie. Ich kann hier nur Jurowski (Capriccio) nennen. (Eine deutsch gesungene Fassung, ich glaube unter T. Sanderling, empfinde ich musikalisch als viel zu zerdehnt.) Empfehlungen würden mich interessieren. Gibt es eigentlich auch die (Original-) Fassung für Klavier und Bass?


    maticus

    Liebe Taminoianer,


    ich versuche den interessanten Thread hier mal wieder zu beleben.


    Schostakowitsch ist mein eindeutiger Lieblingskomponist, und ich entdecke immer wieder überraschend neues.


    Zu Schostakowitsch kam ich Mitte der 90er Jahre. Nach vielen Jahren Tschaikowsky, Beethoven, Brahms, Mozart, Rachmaninoff, ... hatte ich musikhörerisch eine kleine Krise, in der ich etwas Neues brauchte. Ich kam irgendwie auf Prokofieff, dessen Klavierkonzerte und -sonaten mich ansprachen. Seine Sinfonien sind seltsam, aber insbesondere seine 6. gefiel mir. Zu der Zeit kaufte ich als erste CD von Schostakowitsch seine 8. Sinfonie, Ashkenazy (Decca) (wie auch die 6. von Prokofieff). Bis heute ist die 8. Sinfonie einer meiner Favoriten, und auch diese Aufnahme finde ich bisher immer noch ungeschlagen. Die "katastrophale" Steigerung im ausgedehnten Satz hat eine unglaubliche Wirkungskraft, das anschließende Englischhornsolo als anklagende menschliche Stimme ist erschütternd. Der maschinenhafte 3. Satz ist einer der besten überhaupt, mit den unter die Haut gehenden Schreie der Es-Klarinette und Oboe.


    Sehr bald lernte ich die Musik auch im Konzertsaal kennen. Ich glaube, mein erstes Schostakowitsch Konzert war das 1. Violinkonzert mit Maxim Vengerov und Swetlanow. (Später hörte ich das Konzert mal mit Vengerov und Rattle bei den Proms in der Royal Albert Hall.) Die erste Sinfonie live war die 11. Sinfonie, NDR unter Semyon Bychkov. Das sicherlich beeindruckenste Konzerterlebnis bis dahin. Auch bei meiner Freundin war der Funke schnell übergesprungen, und sie hat meine Begeisterung geteilt.


    Ich stoppe hier mal meine Vorgeschichte, die auch quasi als Vorstellung hier im Forum dienen soll.


    Im folgenden stichwortartig ein paar persönliche Anmerkungen/Gedanken, die mir gerade so in den Sinn kommen und daher auch keinen endgültigen Charakter haben.


    Unmelodiös. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man (die Musik von) Schostakowitsch als unmelodiös bezeichnen kann. Sicherlich ist etwa Rachmaninoff melodiöser. Aber ich empfinde Schostakowitsch, auch gerade in den Sinfonien, als ausgesprochen melodiös, gespickt mit Dissonanzen.


    CDs vs. live. Man sollte die Musik unbedingt so oft wie möglich im Konzertsaal erleben. Wucht und Dynamik sind unübertroffen. Es ist oft unglaublich, wieviel Sch. mit kleinsten Mitteln aus dem Orchester herausholt. Das führt umgekehrt zu Problemen bei CD-Aufnahmen, wenn die Technick an ihre Grenzen stößt. Bei älteren Aufnahmen hört man oft, wie an den lauten Stellen runtergepegelt wurde, und man muss sich dann vorstellen, wie es im Konzertsaal wäre. Andererseits hat die Aufnahmetechnik in den letzten Jahren doch ernorm zugelegt. Andererseits, will man es sich mit den Nachbarn nicht verscherzen, muss man oft selbst runterpegeln :rolleyes: Zweischneidig ist dann aber auch, ältere oder historische Aufnahmen in minderer Klangqualität mit modernen in sehr guter Klangqualität zu vergleichen. Mir persönlich ist gute Klangqualität sehr wichtig.


    Sinfonien. Meine Favoriten: 4, 8, 10, 13, 14, auch 5, 6, 11. Die für m.E. schwächste ist sicherlich Nr. 12. Nr. 2 und 3 würde ich nicht als Propagandamusik sehen. Abgesehen von den Schlußchören bieten sie viel interessante Musik und gehören zu den experientierfreudigsten und avantgardistischen Werken von Sch. überhaupt.


    Nr. 1. Höre ich selten. Ich habe sie mal live erlebt, da war alles viel fesselnder. Finde hier die Jansons-Aufnahme mit den Berlinern auch enttäuschend. Insbesondere mag ich nicht, wenn die kleine (Militär-) Trommel wie hier windelweich klingt. Haitink finde ich hier viel besser.


    Nr. 4. Für mich ist das soetwas wie Schostakowitschs "Sacre". Rattle (Emi) ist guter Standard, in ähnlicher Liga spielen Gergiev (Philips) und Jansons mit dem BSO (Emi). Mindestens so gut wie alle anderen ist wohl auch Bychkov mit den Kölnern (Avie). Kondrashin (Melodiya 2006) ist leider klangtechnisch auf ganz anderem Niveau. Neulich ist mir die Version für zwei Klaviere in die Hände gefallen. Ist schon interessant, dass man dabei die Klangfarben des Orchesters alle "hört".


    Leider ist es mir bisher nie gelungen, die 4. mal live zu erleben. Es muss bombastisch sein. Zweimal hab ich erlebt, da wurde sie kurz vorher durch ein anderes Stück ersetzt. Ich vermute, dass die Größe des Orchesters problematisch ist. Die Aufführungen in Köln unter Bychkov dieses Frühjahr habe ich irgendwie "verschlafen".


    Nr. 5. Bernstein mit dem schnellen Finale gefällt mir nicht. M.E. geht die Musik dabei völlig verloren. Die beeindruckendste Stelle für mich in der ganzen Sinfonie ist im 4. Satz, wenn sich in den Holzbläsern im piano der Schluss aufbaut. Dies hat nur langsam gespielt eine Wirkung (etwa wie bei Barschai (Brilliant) oder Kondrashin). Bei Bernstein nehme ich diese Stelle garnicht war und wundere mich, dass sie schon vorbei ist.


    Nr. 8. Wie gesagt, am besten gefällt mir immer noch die von Ashkenazy.


    Nr. 10. Ich mag besonders die Aufnahme unter Levi mit dem Atlanta Sinf. Orchester (Telarc). Auch Roshdestwenskij (Melodia) ist sehr gut, aber klangtechnisch nicht auf höchstem Niveau (die Streicher klingen wie in einer Sporthalle aufgenommen). Bychkov mit den Kölnern (Avie) hat mich beim ersten Hören enttäuscht, ich weiss nicht mehr warum, aber inzwischen halte ich die Aufnahme für gut.


    Nr. 13. Mein eindeutiger Favorit: Barschai mit den Kölnern. Der Bass Aleksashkin ist absolute Spitze, aber auch der Orchesterklang. Die beeindruckendste Stelle der gesamten Sinfonie ist für mich, wenn im 1. Satz nach dem orchestralen Höhepunkt und der Überleitung des Männerchors der Bass wieder einsetzt, da kriege ich nur bei dieser Aufnahme eine absolute Gänsehaut. Zudem wird diese Stelle nicht zu leise vom Orchester unterstützt und die (tiefen) Bläser eine fantastische Klangfarbe erzeugen. Im Prinzip ist auch Jansons mit dem BSO und dem selben Bass gut, aber leider doch in vielen Details deutlich schlechter als bei Barschai. Auch Kondrashin (habe seit gestern die Melodiya 2006 Gesamtaufnahme) hält da nicht mit. Bei Kondrashin gefällt mir aber sehr der 2. Satz "Humor". Früher hatten für mich sowohl Haitink (gut hörbare hohe Holzbläser beim katastrophalen Höhepunkt im ersten Satz) als auch Järvi (Götenburg, DG; sehr schnelle, mechanisch klingende Orchestereinsätze) ihre Reize.


    Nr. 14. Haitink finde ich hier eine sehr gute Wahl. Zum Beispiel finde ich Rilkes "Tod des Dichters" hier unübertroffen. Das mag auch daran liegen, dass der Text hier in deutsch gesungen wird (was von Sch. autorisiert, sogar musikalisch angepasst worden ist). Leider finde ich hier die Aufnahme von Barschai nicht so überzeugend. Guter Bass, aber das Orchester agiert sehr zurückhaltend. Ich schreibe "leider", da Barschai ja die Uraufführung geleitet hat. Sowohl Bass und insbesondere Orchester gefallen mir bei Jansons mit dem BSO sehr gut, aber ich ich kann mich nicht mit der Sopranistin anfreunden. Zu Rattle mit dem BPO habe ich keine rechte Meinung, die Aufnahme reisst mich jedenfalls nicht vom Hocker.


    Konzerte. Hier fällt auf, dass die beiden Klavierkonzerte auf einem ganz anderen Niveau (humoristisch/"leichte" Musik) sind als die entsprechenden Paare für Violine bzw. Cello, die viel ernster und tiefer sind. Die Klavierkonzerte höre ich sehr selten. Das 1. Violinkonzert halte ich für eines der besten Violinkonzerte überhaupt, und sicherlich eines der intimsten Orchesterwerke von Sch. Ich war immer mit Vengerov/Rostropowitsch zufrieden. Allerdings war ich angenehm überrascht von Sarah Chang/Rattle BPO (EMI), und höre sie momentan lieber. Bei youtube habe ich mal Hillary Hahn mit dem 1. Violinkonzert gesehen (habe Dirigent und Orchester vergessen), ich empfand das aber als ziemlich emotionslos dargeboten. Bei den Cellokonzerten bin ich sowohl mit Maisky als auch mit Mork zufrieden.


    Kammermusik. Ein völlig andere Welt gegenüber den Sinfonien und Orchesterwerken. Das 2. Klaviertrio ist fantastisch. Für mich eines der intimsten und erschütterndsten Stücke von Dsch. Mir gefällt sehr gut die Aufnahme mit dem Beaux Arts Trio, auf der mir auch die Romanzen von Alexander Blok sehr gefallen, auch wenn ich darüber schon mehrmals negative Kritiken gelesen habe. Streichquartette mag ich besonders das 8., 9., 10. und das 13. Allerdings kenne ich nicht alle. Ich bin mit den Aufnahmen mit dem Eder Quartett (Naxos) zufrieden.


    Bei der Klaviermusik ist bei mir der Funke noch nicht so recht übergesprungen. Mir gefallen einige Stücke der 24 Präludien und Fugen sehr. Die 2. Klaviersonate hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Woran liegt das?


    Opern. Seit ich die DVD der Amsterdamer Inszenierung habe, bin ich von der Lady Macbeth begeistert. Beeindruckend ist auch "Die Nase", das vermutlich avantgardistischte Werk von Sch. Die Roshdestvenskij-Aufnahme (CD) ist absolut zu empfehlen. Mir gefällt auch dessen Aufnahme von dem Operfragment "Die Spieler". Es gibt zudem eine sehr schöne CD (Petrenko/Liverpool; Avie) mit "Die Spieler" und der Oper "Rothschilds Geige"von Schostakowitsch' Schüler Benjamin Fleischmann. Beeindruckend ist, wie unterschiedlich die drei Opern "Die Nase", "Lady Macbeth" und "Die Spieler" sind.


    Filmmusiken. Ballette. ... vielleicht ein anderes mal ...


    Dirigenten. Für sehr gute Schostakowitsch-Dirigenten (nach Mavrinski und Kondrashin) halte ich Roshdestwenskij, Barschai, Bychkov, und vermutlich auch Gergiev. Bei Roshdestwenskij sind die Einspielungen der Sinfonien leider tontechnisch nicht auf höchstem Niveau. Aber auch einige Aufnahmen von Ashkenazy, der ja von Haus aus Pianist ist, gefallen mir sehr. Die Gesamteinspieleungen von Haitink, Roshdestwenskij, Barschai und Ashkenazy sind mit Sicherheit zu empfehlen. Aufnahmen von Kurt Sanderling habe ich leider nicht. Eine Liveaufführung der 6. Sinfonie von Prokofieff lassen mich aber glauben, dass es sich lohnen würde. Von Rostropovich, der ja von Haus aus Cellist ist, kenne ich dirigiert nur die 11. (die fand ich früher gut), und seine Lady Macbeth, bei der ich viel gutes und schlechtes sehe. Und Gergiev? Gelungen finde ich bei ihm die 4. Auch die 7., je nach Laune. Seine 5. und 9. auf einer CD habe ich jetzt nicht so präsent. Sicherlich nicht herausragend. (Hier habe ich jetzt bestimmt den einen oder anderen Dirigenten vergessen aufzuzählen.)


    Jansons. Sehr gemischt. Es gibt für mich bei den Sinfonien einige Enttäuschungen. Etwa Nr. 1, 8, 10. Die 7. gehört wohl schon zu den besseren. Zu seinen besseren zählen m.E. aber die 15. mit dem LSO und insbesondere die mit den Bayern gemachten Aufnahmen, die 2., 13. und 14. (Übrigens finde ich seinen Le Sacre du Printemps von Strawinski unschlagbar gut.) Seine absolute Glanzleistung ist für mich aber die DVD-Aufnahme der Lady Macbeth mit dem Concertgebouw-Orch. Klar ist, dass er ein glühender Verehrer Schostakowitschs ist. Daher ist die hohe Anzahl der eher mittelmäßigen Aufnahmen für mich recht unverständlich. (Übrigens finde ich auch seine Aufnahmen der Rachmaninoff-Sinfonien nicht gerade mitreißend.) Schade.


    Bychkov. Es gibt ja schon einige Aufnahmen (ich habe Nr. 4, 10 und 11, allesamt zu empfehlen), man darf auf weitere Neuaufnahmen gespannt sein. Im WDR-Fernsehen habe ich vielversprechende Aufzeichnungen mit ihm der Sinfonien Nr. 5 (schon viele Jahre her) und Nr. 6 gesehen. Ich glaube, ich habe mal gelesen, die Avie-CDs soll es später mal als DVD geben? Kann das jemand bestätigen?


    Es ist jetzt doch länger geworden, als ich das geplant hatte. Und doch völlig lückenhaft, und außerdem spiegelt einiges nur meine momentane Stimmung wider...


    maticus


    P.S. Habe ja seit gestern die Kondrashin GA. Schön sind die "Zugaben", die man ansonsten nur selten bekommt. Ich hatte zwar schon die Stücke "Oktober" (Ashkenazy) und "Hinrichtung des S. Razin" (Jurowski) in meiner Sammlung. Aber diese beiden Stücke gefallen mir hier von Kondrashin sehr gut. Schade nur, dass bei "Oktober" zwischendurch völlig runtergepegelt wird. Es wäre sonst eine fantastische Aufnahme...

    Ich finde die DVD von der Amsterdamer Inszenierung der Lady Macbeth so ziemlich perfekt. Sowohl, was Musik (Orchesterleistung und Gesang) betrifft, wie auch die sehr ausdrucksvollen schauspielerischen Leistungen, sowie die Kameraführung. Zudem ist die DVD gut ausgestattet.


    Ich habe seit vielen Jahren die Rostropovich-CD. Ich muss sagen, dass ich von ihr nicht sehr angetan war, so dass ich sie selten hörte und sie bei mir in Vergessenheit geriet. Erst durch die DVD (die auch schon auf Arte lief) wurde mir die Kraft der Musik richtig deutlich. Ich finde die Musik von Jansons viel transparenter und deutlicher, bei der Musik von Rostropovich sind mir an manchen Stellen die Tempi zu schnell. Zudem ist es natürlich hilfreich und vergnüglicher zu der Musik auch die Bilder zu haben. Die Aufnahmequalität von 1978 hält natürlich auch nicht ganz mit.


    Ich kann aber sagen, seitdem ich die Musik durch Jansons' Interpretation erst "verstanden" habe, kann ich jetzt auch die Musik bei Rostropovich deutlich mehr genießen und sehe nun auch die Stärken der Aufnahme.


    Nebenbei: diese Amsterdamer Inszenierung wird es im Januar 2009 in Paris geben.