Beiträge von Uwe Schoof


    Zurzeit lese ich, nach ungefähr 10 Jahren, Thomas Manns "Der Zauberberg" zum zweiten Mal. Wahrscheinlich ist es mein Lieblingsroman.


    Meine Freunde schauen mich schräg an, wenn ich von diesem Roman erzähle und schwärme. Aber ich liebe zum Einen die Atmosphäre dieser Krankenhausbeschreibung sehr, zum Anderen auch den "todernsten" Humor wie auch natürlich die äußerst elegante Sprache. Und, ehrlich gesagt: ich finde diesen Roman sehr spannend.


    Ich habe den starken Eindruck, dass ich mich in 10 Jahren wieder an dieses großartige Werk heranmache...


    Uwe

    (ich mag die 9-5er Silbenführung nun mal gerne, auch wenn der Rhythmus daran glauben muss)


    Es war mal ein Geiger aus Hessen,
    der hatte die Fiedel vergessen.
    S´Konzerthaus war voll,
    so dachte der Troll:
    "Dann gehe ich halt etwas essen".


    Da wurde der Maestro ganz sauer
    und sprach: "Was sind Sie für ein Bauer?
    Die Zeit, mein Bester,
    in dem Orchester
    ist sicher von ganz kurzer Dauer".


    Bald suchte er ´ne neue Stelle
    in einer anderen Kapelle,
    vom Fehler gelernt
    (sein Name war Bernd)
    spielt nun im Orchester von Celle.


    Moral:


    Beim Blackout keinesfalls verzagen,
    denk' dann nicht nur an Deinen Magen.

    Morgen Abend werde ich in die Philharmonie Essen fahren. Endlich in meiner Nähe wieder mal etwas so richtig nach meinem Geschmack:


    Arcanto Quartett
    Antje Weithaas, Violine
    Daniel Sepec, Violine
    Tabea Zimmermann, Viola
    Jean-Guihen Queyras, Violoncello
    Jörg Widmann, Klarinette


    Ludwig van Beethoven
    Streichquartett Nr. 15 a-Moll, op. 132
    Johannes Brahms
    Klarinettenquintett h-Moll, op. 115



    Uwe

    Selbstverständlich kann sich Frau Gilles nicht verteidigen bzw. Aussagen relativieren. Ich denke, dass hier keine Reaktionen gegen sie selber gerichtet sind. Die kritischen Bemerkungen (besonders die von Holger, die ziemlich genau auch meine Empfindungen ausdrücken) beziehen sich und können sich nur beziehen auf das wohl aus einem Zusammenhang gerissenen Zitat, das so, wie es da steht, wirklich übel ist. Aber so steht es nun mal da. Und dies noch verknüpft mit dem Aufruf, sich der Initiative anzuschließen.


    Die Reaktion war also quasi vorprogrammiert. Wenn keine kritischen Reaktionen erwünscht sind, ist ein solches Zitat in einem Meinungsforum möglicherweise fehl am Platz. Und wenn keine heftigen Reaktionen erwünscht sind, sollten vielleicht auch keine heftigen Aussagen zitiert werden. Und was natürlich neben den Inhalten zusätzlich provoziert, ist der Umstand, dass nicht nur ein Zitat wiedergegeben wird, mit man sich befassen kann, sondern dass vorher noch klargestellt wird, dass das Zitat von einer kompetenten, verdienstvollen u.s.w. Persönlichkeit stammt, was wohl suggerieren soll, dass die Meinung somit wahr und nicht anzuzweifeln ist, so als müsse man Musiker sein, um ein Recht auf Ohrenschmerzen zu haben.


    Vielleicht kommen wir alle weiter, wenn wir uns nicht selbstdefinierte Wahrheiten an den Kopf schmeißen, sondern eher Meinungen austauschen, wozu natürlich eine gewisse Offenheit notwendig ist.


    Uwe

    Gerade höre ich die schöne Einspielung von Debussys "La Damoiselle Elue" auf dieser CD, die 2 frühe kantable Orchesterwerke des Komponisten beinhaltet. Wie ich finde, ist die "Damoiselle" ein wirklich schönes Stück, das bestimmt vielen Taminos gut gefällt bzw. gefallen würde, sofern bekannt.



    Uwe

    Nach Jahren habe ich den letzten Beitrag noch einmal genau gelesen. Ja, da stimme ich zu. Wenngleich ich bombastische Orchester- und monströse Opernaufführungen besucht sowie die Musik genossen habe, gehörten die aufwühlendsten Musikerlebnisse eindeutig einigen Streichquartettkonzerten; ganz besonders erinnere ich mich an äußerst emotionale Aufführungen von Beethoven, Bartok und Schostakowitsch.


    Uwe

    Die Summe des Preisgeldes ist wahrlich hoch, die Qualität seiner Musik nach meiner Meinung aber auch. Neben den Sinfonien und den Streichquartetten (Nr. 1-6 vom Kontra Quartett - die Quartette 7-9 vom Kroger Quartett werde ich mir noch besorgen) besitze und kenne ich auch noch die Oper "Gilgamesh", die ich, zumindest zum großen Teil, immer wieder gerne höre und als echte (Klang-)Bereicherung empfinde. Norgard scheint mir, ähnlich wie Schostakowitsch, zu denen zu gehören, die sowohl mit den großen orchestralen Klängen wie auch den Feinheiten der Streichquartettbesetzungen starke emotionale Musik schreiben konnten.



    Uwe

    Es geht um die Unterwanderung und Vernichtung unserer Werte. Hier wird eine Veränderung der Gesellschaft Tür und Tor geöffnet und ist sie erst einmal eingetreten, kann sie nicht mehr revidiert werden...


    Oha, da sagt die Sängerin aber etwas Erschreckendes. Ich würde es begrüßen, zu erfahren, welche unserer Werte vernichtet zu werden drohen. Bestimmt hat sie dies gut erläutert; ist aber im Zitat nicht ersichtlich.


    Uwe

    Mir scheint das Quartett für den durchschnittlichen "Einsteiger in die Kammermusik" ziemlich geeignet zu sein. Thomas sagt natürlich zu Recht, dass es hinsichtlich der Farbe nicht mit den Orchesterwerken des Komponisten mithalten kann, aber für die Besetzung von lediglich 4 Streichinstrumenten klingt es für mich jedoch ziemlich farbig und lebendig. Debussy schreibt das Stück so, dass ich beim Hören eine ähnliche Empfindung habe wie beim Anschauen vieler Bilder von Ronoir oder Monet. Ob das Quartett impressionistische Musik ist, wie einige Kammermusikführer dies erklären, weiß ich nicht. Die beim Hören auftretenden Emotionen von Licht, Schatten, Farbe, Bewegung und Lebendigkeit kann ich jedoch nicht verhindern, empfinde sie eher als ziemlich stark.


    Angesprochen wurde weiter oben die Frage, warum dieses Quartett wohl weit nach oben, aber nicht unbedingt in die allererste Reihe empfunden wird. Mir geht es auch so. Es ist ein tolles Werk, bei dem mir nichts Nachteiliges auffällt, aber in einem Atemzug mit den Quartetten von Beethoven, Bartok oder Schönberg möchte auch ich es nicht nennen. Ich denke, dass dies daran liegen könnte, dass es eher naturbeschreibenden und -empfindenen Charakter trägt, nicht ganz so in die Tiefe geht und eher fröhlich-locker wirkt, alles jedoch im besten Sinn. Ich finde, dass es vom Ausdruck her ein sehr homogenes Werk ist und trotz der Leichtigkeit in sich geschlossen wirkt.


    Ähnlich wie Thomas kann auch ich dieses Quartett somit nicht unbedingt dreimal nacheinander anhören, was in der Folge des Gesagten daran liegt, dass es nicht so sehr in sich ruht. Vielmehr lockert es mich beim Hören auf, was mir zur zwischenzeitlichen Entspannung nach drei oder vier Quartetten der gerade genannten Komponistenkollegen ganz gut tut. In meiner Jugend habe ich sehr häufig gehört und bin beim Höhepunkt des langsamen Satzes regelmäßig dahingeschmolzen. Wenn ich ehrlich bin, ist das auch heute noch der Fall.



    Uwe

    fast widerlegt ihr meine Aussage, dass hauptsächlich Opernhits mitgesungen werden. Ihr gebt als Eure Mitsing-Favoriten "Parsifal" und den "Ring" an. Ihr seid beide wissende Opernkenner und damit sicherlich eine elitäre Ausnahme. Die Masse der Opernliebhaber singt die "Auf in den Kampf" und ähnlich Populäres.


    Nun, lieber operus, ich weiß nicht, ob das so ist. Die von mir erwähnte Parsifal-Weckrufstelle ist nicht unbedingt elitärer als die Kampfansage, besteht sie doch zuerst einmal nur aus einem simplen Dreiklang, und fast so einfach bleibt es auch. Dürfte von jedem Vorschulblöckflötenschüler in den ersten Stunden zu machen sein. Außerdem singen wir ja nicht die Streichertremolos und die Bläserakkorde mit :) Deine Aussage ist somit also nicht widerlegt.


    Uwe

    Auf Arriaga bin ich vor mehreren Jahren durch die drei Streichquartette, die einzigen zu seinen Lebzeiten gedruckten Werke, in der abgebildeten Aufnahme gestoßen.



    Ich muss aufpassen, dass ich nicht übertreibe; sicher, die Quartette hat er erst im Alter von 16 Jahren geschrieben, aber welch eine kraftvolle Sprache, welch eine Sicherheit im Umgang mit Form und Inhalt und den Sinn für das Ganze, welch wunderbare Ideen. Welche Tiefe im Ausdruck.


    Ja, ich möchte mir gar nicht vorstellen, was die Quartettliteratur noch qualitativ hätte gewinnen können, wenn...Naja, das ist natürlich müßige Spekulation und vergebliches Bedauern. Also besser genießen, was da ist: Schöne Quartettmusik.

    Alfred schrieb bereits, wem das Quartett gewidmet wurde. Zum besseren Hintergrundverständnis möchte ich noch hinzufügen, dass Schostakowitsch damit der 20jährigen Freundschaft mit Schebalin gedachte. Schebalin war ihm auch nach seiner Anstellung am Konservatorium noch häufig behilflich. Der ironische oder sarkastische Hinterton, den wir besonders in seinen sinfonischen Werken so häufig nicht überhören können, hallt auch auch in seinem Widmungsbrief wider, bei dem er sich auf das Freunschaftsjubiläum, wohl wissend, dass dies auch von staatlichen Beauftragten mitgelesen wurde, folgendermaßen bezog: "Ich mag diese (Jubiläums)Zahlen nicht sehr: Sie erinnern einen daran, wie schnell die Zeit vergeht. Man beginnt darüber nachzudenken, wie man einen solchen Zeitabschnitt verbracht hat und kommt zu dem Schluss, dass man ihn besser hätte verbringen sollen, um dem Vaterland mehr Nutzen zu bringen".


    Es ist kaum zu überhören, dass DSCH wieder um die Verarbeitung von Tod und Trauer rang, aber auch um die Gedenken an Verstorbene. Insofern kann das 2. Quartett durchaus auch im Zusammenhang mit den kurz vorher komponierten Sinfonien, nämlich der Siebten und der Achten, die ja sehr stark von den grausamen Folgen der Kriegsgeschehen geprägt sind, quasi als Musik des Leidens gesehen werden.


    Warum auch das 2. Quartett? Einerseits entsteht beim Lesen seiner Vita der Eindruck, dass DSCH zeitlebens keineswegs grundlos Angst davor hatte, ihm liebgewonnen Menschen durch Tod (politisch motiviertem Mord) zu verlieren, was vielleicht erklärt, wie wenig selbstverständlich und dadurch wertvoll ihm diese 20 Jahre anhaltende und stets am seidenen Tuch hängende Freundschaft war, was ihm als Widmungsanlass für dieses trautige Werk wert war. Andererseits begann DSCH diese Komposition sofort nach Beendigung des Klaviertrios op. 67, welches er als direkte Folge des Todes seines Freundes und Kunsthistorikers Iwan Sollertinskis im Zustand tiefer Trauer und Depression schrieb. Unüberhörbar geht die depressive Sphäre des Trios somit auch auf die Stimmung des Quartetts über.


    Beide Werke wurden auf Wunsch von SCH an einem Konzertabend, wie Alfred bereits erwähnte u.a. vom Beethoven Quartett, nacheinander uraufgeführt, und zwar an dem Ort, an dem Sollertinski vormals künstlerischer Leiter war, dem großen Saal der Leningrader Sinfonie.


    Besonders stark hat mich in meiner Jugend die emotionale, fast als schreiend empfundene Violine im zweiten Satz ergriffen, warum ich diesen Satz häufig nacheinander aufgelegt habe. In der Jugendzeit ist man für solch starke Emotionen, die einem das Rüstzeug gegen die Auflehnung gegen Eltern, Schule und Konventionen übertragen, wohl sehr empfänglich.



    Uwe


    Ja, Schostakowitsch schrieb bereits fünf Sinfonien, bevor er sich an das erste Streichquartett machte. Es entstand, wie auch seine 5. Sinfonie, aus einem immensen, ja lebensbedrohlich politischen Druck heraus, der ihn zur kompositorischen „Mäßigung“ zwang. Die Hintergründe wurden in diversen DSCH-Threads ja bereits angerissen.


    Dennoch lässt sich, zumindest für mich, aus der Musik heraushören, dass es auf ihn in dieser Situation der Angst auch befreiend gewirkt haben muss, ein solch lockeres und fröhliches Stück zurück zu traditionellen Konventionen an sich heran zu lassen und sich damit zu beschäftigen. Bestimmt wird es ihm sehr gut getan und möglicherweise zu neuer Kraft verholfen haben, „Kindheitsbilder“, wie er es selbst beschrieb, in „etwas naiven, freundlichen, frühlingshaften Stimmungen“ wiederzugeben.


    Möglicherweise steckt auch etwas Trotz in der Konzeption. Wenn ich die monströsen bisher geschriebenen Orchesterwerke und das kleine erste Streichquartett gegenüberstelle, so kommt mir die Phantasie, dass es DSCH den grausamen Machthabern irgendwie zeigen und mit der Knappheit der Themenverarbeitung indirekt und versteckt sagen wollte: „Da habt ihr euren Fraß: einfache Musik für einfache Menschen“. Natürlich steht das Stück im „einfachen“ C-Dur. Dies sind jedoch lediglich meine Phantasien; die Inhalte der von Alfred erwähnten Briefe sind mir nicht bekannt, und vermutlich liege ich nicht ganz richtig. Näheres zu seiner Motivation würde mich aber schon interessieren.


    Aber er wäre nicht Schostakowitsch, wenn seine Musik auch in diesem Quartett, ganz besonders die ersten beiden Sätze, trotz aller Lockerheit nicht Eleganz, Humor und den typisch ernsten ihm eigenen melancholischen Unterton ausstrahlen würde. Ich finde, es ist ein netter Anfang einer groß angelegten Reise mit dem Ziel, einen Zyklus von wohl ursprünglich geplanten 24 Streichquartetten zu schaffen; letztendlich wurden aber "nur" 15 daraus. In meiner Jugend habe ich dieses Quartett ziemlich häufig gehört, während ich mich jetzt eher den längeren und schwereren Quartetten Schostakowitschs hingezogen fühle.


    Uwe


    Ja, warum denn?


    Man könnte auch Mahlers Achte auf dem Schifferklavier mit Schlagzeug und Blockflöte zelebrieren.


    Genau. 2 Männer spielen Tennis. 2 Frauen verkaufen Kinotickets. Ein Liebespaar schaut sich den Mond an. Zwei Musiker zelebrieren Mahlers Achte auf dem Schifferklavier mit Schlagzeug und Blockflöte. Wenn etwas davon zu den Problemen des Lebens gehört, leben wir in einer wirklich schönen Welt.


    Uwe

    Am 02.03.16 wird das Arcanto Quartett in der Kölner Philharmonie ein Konzert geben. Sie machen sich mit Franz Schuberts Streichquartettfragment D 703 warm und interpretieren Beethovens op. 59/3 sowie schließlich dessen wunderbares op. 132.


    Ich habe bisher, so glaube ich, das Arcanto Quartett noch nie einen späten Beethoven spielen gehört und bin mal sehr gespannt.


    Uwe

    Ja, aber nur ein wenig. Im Begleitheft der Regerbox ist zu lesen, dass das Drolc Quartett im Jahr 1950 von Eduard Drolc und anderen Mitgliedern der Berliner Philharmoniker gegründet wurde. Das Ensemble hatte wohl in den 50er Jahren einen hervorragenden Ruf. 1963 holte Drolc 3 Musiker, die nicht zu den Berliner Philharmonikern gehörten, zu sich und machte einen Neuanfang. Anscheinend wurde der Stil dadurch wärmer und romantischer.


    1965 begann das Quartett mit regelmäßigen Aufnahmen für die DG und spielte u.a. Stücke von Schumann, Debussy, Ravel, Tschailowsky und Borodin ein. Die Reger-Aufnahmen von 1969 bis 1972, die in der von lutgra abgebildeten CD-Box enthalten sind, galten wohl als Höhepunkt der Einspielungen des Ensembles. Zum Klarinettenquintett kam kein geringerer als Karl Leister hinzu, um gemeinsam eine ausgezeichnete Interpretation hinzulegen.


    Ich finde die Einspielungen der Regerwerke sehr gut, kenne bisher allerdings keine Aufnahmen des Quartetts von Stücken anderer Komponisten.



    Uwe

    Das ist nett: Felix Meritis war nach dem ersten Hören bereits völlig erschlagen ob der immensen Dichte des Werkes. Daraus ersehe ich, dass er beim ersten Hören bereits mehr erfasst hat als ich. Mir ging es so, dass ich erst einmal nur irritiert war; das Erschlagensein war erst mein zweiter Schritt, und zwar nachdem ich erst nach dem zweiten oder dritten Hören erkennen musste, dass da auf engem Raum sehr viel passiert.


    In der Zwischenzeit habe ich nun die von lutgra erwähnte Einspielung des Drolc Quartetts erworben. Das Quartett op. 74 wurde im März 1971 eingespielt. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass dies eine sehr schöne Interpretation ist. Wohltuend ist dabei, dass auch die emotionalen Themen, wie das süßliche des ersten Satzes, nicht so schwelgerisch vorgetragen werden. Insgesamt ist dies eine lebendige, saubere und unspektakuläre (im besten Sinne) Interpretation.




    Uwe

    Die letzten Tipps von JR halte ich auch für gut. Einem Streichquartetteinsteiger, dem Dvoraks 96 erheblich besser gefällt als die erwähnten Beethoven- und Borodinquartette, würde ich am ehesten das Debussy-Quartett nahelegen. Es wirkt farbig, lebendig und irgendwie positiv, dennoch nie naiv. Wer es dann ein wenig ernster, aber dennoch gut durchschaubar mag, könnte sich ja dann auch ruhig an Beethovens op. 127 wagen, was auch lebendige, aber doch reifere Musik ist.


    Uwe

    Wotan will Erda wecken, um von ihr Rat zu erhalten. Doch sie weist ihn noch müde mit der Bemerkung ab, dass er nicht (mehr) der Gott sei, der er zu sein glaubt. Das ist, nach dem einleitenden Orchesterspiel, eine eindringliche Szene.


    Mein Schlaf ist Träumen.
    mein Träumen Sinnen,
    mein Sinnen Walten des Wissens.
    Doch wenn ich schlafe,
    wachen Nornen:
    sie weben das Seil
    und spinnen fromm, was ich weiß.
    Was frägst du nicht die Nornen?


    Uwe

    Liebe Musikfreunde,


    es lag mir eigentlich nah, den Titel zu erweitern und mit "Der musikalische Übergang - notwendiges Übel oder Spielfeld der feinen Kunst" zu benennen, aber es scheinen mir so viele Nuancen und Intentionen denkbar, dass ich auf die Gegenüberstellung gegensätzlicher Pole, zumindest im Titel, verzichten möchte.


    Mir scheint, wir befinden uns beim Thema "musikalische Übergänge" auf einem weiten Feld. Den Bereich der Opern möchte ich absichtlich ausnehmen, da die Übergänge z.B. zwischen Arien im Rahmen des textlichen Geschehens spezifische Bedeutung haben können und möglicherweise einen eigenen Thread wert sind.


    Aber nun zu den Übergängen in der Instrumentalmusik aus musikalischen Gründen: Ich finde das Thema faszinierend, besonders im Hinblick darauf, dass allein die Notwendigkeit des Komponisten, Übergänge finden zu müssen, einerseits als kompositorischer Mangel angesehen werden könnte, da eigentlich jede Note wichtig sein sollte, andererseits äußerst elegante Übergänge existieren, die den Hörer in ihren Bann ziehen und die Idee mit sich bringen, dass gekonnte Übergänge einen Wert an sich darstellen.


    Belassen wir es also beim erweiterten Thema; vielleicht fallen uns ja einige besonders schöne Übergänge ein oder auch ebenso interessante Methoden, auf diese verzichten zu können.


    Gemeint sind hier übrigens sowohl Übergänge zwischen Sätzen, Themen oder sonstigen musikalischen Einheiten, die einer Verbindung bedürfen.


    Schöne Grüße,


    Uwe

    Für mich ist in der Musik nichts trauriger als Mendelssohns Streichquartett op. 80, und zwar vom Anfang bis zum Schluss. Ganz besonders ergreifend sind dabei der langsame Satz sowie die allerletzten Takte, die ich als letzten Aufschrei empfinde.


    Uwe

    Ja, was bleibt? Es bleibt die Möglichkeit, gute Musik zu hören.


    Henze hat ja in vielen Bereichen ergreifende Musik geschrieben. Ich selber habe in den Sparten der Orchesterwerke, Streichquartette und der Oper dieses Komponisten sehr intensive Konzerterlebnisse gehabt. Aktuell habe ich wieder begonnen, die Sinfonien durchzuhören. Schon die ersten Beiden zeigen Henzes Hang zum allmählichen Aufbau sphärischer Klangstrukturen. Besonders gut hat mir gerade die 4. Sinfonie gefallen, wogegen mich die 5. etwas unruhig werden lässt.


    Uwe