Beiträge von Klaus Schreiber

    Hallo,


    die Trovatore-Diskografie dominierten m.E. bisher zwei historische Studioproduktionen unter Renato Cellini (1952) und Herbert von Karajan (1956).


    Gespannt bin ich auf den Live-Mitschnitt aus der MET vom 27.12.1947, der am Dienstag, 25.03.2008, von Bayern4Klassik von 19:05-21:35 in folgender Besetzung gesendet wird:


    Leonora - Stella Roman
    Il Conte di Luna - Leonard Warren
    Azucena - Margaret Harshaw
    Manrico - Jussi Björling
    Ferrando - Giacomo Vaghi
    Ruiz - Lodovico Oliviero
    Ines - Inge Manski und andere
    Chor u. Orch. der MEt, Leitung: Emil Cooper


    Ich werde über meinen Eindruck der Aufführung berichten, die einen der besten Verdi-Tenöre mit dem suggestiven Luna-Darsteller zusammenführte. Bekanntlich haben sowohl Björling als auch Warren in Cellinis RCA-Produktion den vokalen Maßstab gesetzt, möglicherweise übertreffen sie als Live-Akteure noch ihre spätere Interpretation.
    Inwieweit die beiden Damen das phänomenale Männerduo ergänzen werden, interessiert mich im Besonderen.


    Beste Grüße
    Klaus

    Lieber Harald,


    da ich im Besitz des Video-Bandes bin, gelingt es mir vielleicht, ein wenig Licht ins Dunkel der Entstehungsgeschichte zu bringen:


    Otto Schenk inszenierte 1963 OTELLO an der Stuttgarter Staatsoper und im Jahre 1964 wurde diese Inszenierung als Co-Produktion von SDR und ORF im Studio aufgezeichnet. Nähere Angaben sind dem Filmabspann nicht zu entnehmen.


    Von Sena Jurinac weiß ich, dass Wolfgang Windgassen ihr überzeugendster Partner als OTELLO gewesen ist - sowohl aus stimmlicher als auch darstellerischer Sicht. Sie sagte es mir vor einigen Jahren anlässlich einer Mitgliederversammlung der Brüder-Busch-Gesellschaft e.V., deren Präsidentin sie von 1992 bis 2003 war.


    LG
    Klaus

    Am 23. Januar 1971 erlebte ich im Frankfurter Opernhaus eine Wiederaufnahme der Wieland Wagner-Inszenierung des WOZZEK, in der Christoph von Dohnanyi Alban Bergs Partitur zum Glühen brachte: Eine großartige Synthese von feinsten kammermusikalischen Effekten und lyrischen instrumentalen Details mit berstender Expressivität. Bei dem zweimaligen, ungeheuerlichen Orchester-Unisono nach dem Mord an Marie stockte einem schier der Atem!
    Anja Silja als Marie: welch einmalige Sängerdarstellerin! Eine Stimme voller Schönheit und Größe, geschmeidig federnd, das sparsame Vibrato wie das einer kultiviert geblasenen Oboe und auch gleichermaßen intonationsrein. Kein vollbusiger bäuerlicher Weibsteufel, aber ein Urbild an animalischer Pracht, wild und zärtlich, naiv und rührend, glaubhaft in der Bibel-Szene und im Umgang mit ihrem kleinen Buben.


    Für mich eine Aufführung mit bleibendem Erlebniswert!


    Klaus

    Heiner Horn war mir bei den Recherchen zur Biografie über Eberhard Katz ein wertvoller Informant, denn immerhin hatte er jahrzehntelang mit ihm zusammen auf der Kölner Opernbühne gewirkt.
    Immer wenn ich ihn besuchte, empfing er mich bereits an der Tür seines Hauses in Mielenforst mit Zsupans "Ja das Schreiben und das Lesen".... in Anspielung auf meinen Namen und hatte mit seinen weit über 80 Lenzen immer noch den Holländer-Monolog oder Dappertuttos Spiegelarie live in der Kehle!


    Vor allem aber hatte er massenweise Anekdoten auf Lager, denn er verstand es aufgrund seines Mutterwitzes und schier unerschöpflichen Humors nicht nur hinter der Bühne manchen Schabernack mit Kollegen zu treiben - in seinem unverwechselbaren Darmstädter Zungenschlag.
    Eben ein typischer Vertreter des Ensembletheaters, das es heute an unseren Bühnen so wohl nicht mehr gibt.


    Jedenfalls werde ich, wenn ich demnächst Heiner Horn mal wieder besuchen werde, viel Zeit einplanen müssen, denn auch seine Frau, eine ehemalige Harfenistin, ist keineswegs wortkarg...


    LG
    Klaus

    Danke, lieber Harald, für deine freundliche Reaktion auf meinen Hinweis.
    Ergänzen möchte ich noch, dass Günter Walter speziell zum Themenheft eine CD mit seltenen Aufnahmen Streichs aus den Bereichen Lied, Oper, Operette und Unterhaltung anbietet.


    Angeregt durch das Thema hier im Forum, habe ich mir gestern nach langer Zeit noch einmal "Das musikalische Selbstporträt", einen NDR-Rundfunkmitschnitt aus dem Jahre 1957, Länge: 105 Minuten) angehört, wo neben 16 Musikbeispielen (u.a. Schuberts "Forelle" in Begleitung mit Michael Raucheisen!) die Künstlerin in langen Passagen selbst zu Wort kommt und uneitel bar jeglichen Primadonnengehabes ihren Werdegang für den Hörer kurzweilig und plastisch Revue passieren lässt.


    Beste Grüße
    Klaus

    Der Rita Streich-Fangemeinde, zu der ich mich auch zähle, sei folgende Dokumentation wärmstens empfohlen:


    In der Reihe "Stimmen, die um die Welt gingen" hat Herausgeber Günter Walter mit Heft Nr. 80 im Juli 2007 eine umfangreiche, 302 Seiten umfassende Dokumentation über die Ausnahmesängerin publiziert.


    Das Autorenkollektiv Carl Meffert, Josef Schundelmaier, Joachim Vierrath und Günter Walter dokumentieren im ersten Teil der Schrift Leben und Wirken der Künstlerin durch biografische Insiderkenntnis, zahlreiche Fotos, Theater- und Konzertprogramme sowie Presserezensionen.
    Der zweite Teil des Buches - von einem Heft kann keine Rede sein - enthält die Discographie, ein Verzeichnis aller Aufnahmen der Sängerin, die für die Schallplattenindustrie und bei den Rundfunkanstalten (incl. Mitwirkung in Filmen und beim Fernsehen) entstanden sind.


    Ich habe das ansprechend edierte Werk, das nicht im Buchhandel, sondern nur beim Herausgeber Günter Walter, Sertürnerstr. 8c, D-48149 Münster - walter.gue@t-online.de - zu beziehen ist, regelrecht verschlungen.


    Viele Grüße
    Klaus

    Hallo Knuspi,


    deine profunde Kritik am Buch OPER IN KÖLN teile ich uneingeschränkt!


    Ich habe das offensichtlich mit 'heißer Nadel gestrickte Werk' komplett gelesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass man es mit Namen nicht so genau nimmt: Mal ist von Herbert, mal von Gerhard Gröschel die Rede, der immerhin von 1941 bis 1973 als erster seriöser Bass in Köln wirkte.


    Mehr als verwunderlich ist auch, dass langjährig engagierte Künstler mit ausgeprägtem Ensemblegeist und hoher künstlerischer Verantwortung - ohne deren ständige Präsenz ein Theater dicht machen müsste - wie z.B. Heiner Horn oder Eberhard Katz - so gut wie unerwähnt bleiben.


    Im Literaturverzeichnis des Buches findet man vergeblich einen Hinweis auf die im Jahr 2003 erschienene Biografie:


    Klaus Schreiber: Eberhard Katz - Vom Krombacher Chorsänger zum gefeierten Heldentenor - Stationen eines Künstlerlebens
    ISBN-Nr. 3-925498-76-1


    Dieses reichlich illustrierte Buch - mit einem Vorwort von Michael Hampe versehen und einer CD ausgestattet, die größtenteils unveröffentlichte Aufnahmen des Sängers enthält, wurde kurz nach seinem Erscheinen in den Medien (Fachpresse und WDR) rezensiert und in diversen Opernshops (u.a. Köln, Dortmund, Bonn) verkauft.


    All dies ist an den Machern der OPER IN KÖLN vorüber gegangen. Vielleicht hat man es auch einfach ignoriert. Nach dem Motto: Was kümmert uns heute noch das Ensemble-Theater?


    LG
    Klaus

    Hallo,


    bin soeben aus meinem Urlaub im burgenländischen Seewinkel zurück,der mich nicht nur ornithologisch begeistert, sondern auch kulturell fasziniert hat:


    Klein, aber fein: Das waren die beiden Konzerte am 7. und 14. Juli in Schloss Halbturn allemal - wenige Kilometer entfernt von St. Margarethen und Mörbisch, die mit Nabocco und Wiener Blut "glänzten".
    Ich habe sie mir erspart (vermutlich auch keine Karten mehr bekommen), weil ich die Verdi-Oper mehrfach in passablen Inszenierungen erlebt habe und mich die Strauß-Operette kaum interessiert.


    Das Eröffnungskonzert am 7.7. (von Ö1 aufgezeichnet) bot schon Besonderes: Ildiko Raimondi sang neben Gängigem auch Lieder von Emilian Gottfried von Jacquin, Jacob Freystädtler und Franz Xaver Süßmayr; Herbert Zeman rezitierte Texte aus Mozart- und Schubert-Briefen, dazu Beethovens Heiligenstädter Testament. Pianist Robert Lehrbaumer rundete als 'spiritus rector' am Klavier das in sich sich stimmige Programm souverän ab.


    Der 14.4. hatte "Homor und Billanz" zum Thema:
    Neben Hindemiths 'Musikalischem Blumengärtlein' für Klarinette und Kontrabass , Faurés Fantasie op. 79 für Flöte und Klavier, Haydns 'Zigeuner-Trio' (dargeboten vom exzellenten Lin-Trio!) reichte das Programm über Dvoraks Sonatine G-dur op. 100 bis zum 'Karneval der Tiere' von Saint-Saens mit dem Text von Loriot und in der Bearbeitung für 9 Kammermusiker von R. Lehrbaumer, dessen pianistische Kompetenz mich mehr als überraschte.


    Fazit: Beglückende und auch preislich erschwingliche "Festivalerlebnisse" , dazu in einem ansprechenden, intimen Ambiente gibt es durchaus jenseits ausgetretener Pfade. Wer suchet, der findet...


    Klaus

    Hallo,


    hier einige Informationen, die vielleicht von Interesse sind:


    als Sena Jurinac das Glyndebourne von 1950 mit ihrem Cherubino und ihrer Fiordiligi(!) elektrisierte, hatte sie nicht nur erste Salzburger Erfolge errungen, sondern auch 1949 in der Glyndebourne-Produktion für Edinburgh schon eine vielbewunderte Dorabella gesungen. Diese rasche Entwicklung der sängerischen wie darstellerischen Fähigkeiten blieb ein wesentliches Merkmal der Kunst Sena Jurinacs, der die künstlerische Begegnung mit Glyndebourne und Fritz Busch den entscheidenden internationalen Durchbruch brachten. Im Glyndebourne-"Idomeneo" des Jahres 1951, dem Abschluss der Ära Busch/Ebert, sang sie die Ilia und kehrte bis 1956 alljährlich nach Glyndebourne zurück.


    Fritz Busch dürfte eine wichtige Begegnung in ihrem künstlerischen Leben gewesen sein; er war ihr Mentor.
    Wie sonst lässt es sich erklären, dass Sena Jurinac eine besondere Affinität zu Institutionen entwickelt hat, die das Erbe von Fritz Busch und seinen Brüdern in Ehren hielten und noch heute halten.
    In diesen Zusammenhang sei erwähnt, dass ich diese Ausnahmekünstlerin merhfach im Siegerland erlebt habe, wo die Busch-Brüder geboren sind:
    Anlässlich des 75. Geburtstages von Fritz Busch sang sie am 13.03.1965 in der Siegerlandhalle zu Siegen zusammen mit dem Dresdener Tenor Wilfried Krug Arien und Szenen aus "Tannhäuser" (WDR-Sinfonieorchester unter Ch.von Dohnanyi) und am 23.09.1967 trug sie die Vier letzten Lieder von Richard Strauss zusammen mit der Philharmonie Südwestfalen (ML Marek Janowski) im Gebrüder-Busch-Theater Hilchenbach vor.
    Seitdem nimmt dieses Werk mit Jurinac und den Stockholmer Philharmonikern unter Leitung von Fritz Busch (1951) einen besonderen Platz in meinem Archiv ein.


    Unvergesslich sind für mich auch zahlreiche persönliche Begegnungen mit der Jurinac anlässlich der Mitgliederversammlungen der Brüder-Busch-Gesellschaft, deren Präsidentin sie von 1992-2003 war.
    Sie konnte uns glänzend unterhalten - oft mit augenzwinkerndem Homor - und wusste mit manch taufrisch vorgetragener Anekdote aufzuwarten - nicht nur aus ihrer Zeit aus Wien, wo sie zum legendären Ensemble unter Josef Krips gehörte.


    Aus der "Provinz voller Leben"
    grüßt
    Klaus Schreiber

    Ilse Hollweg (1922-1990) war nicht die Schwester Werner Hollwegs, obwohl beide Künstler folgendes verband:
    Sie waren hervorragende Mozart-Sänger und stammten beide aus Solingen im Bergischen Land.
    In Solingen wurden weitere berühmte Sänger geboren:
    u.a. Max Roth, Carl Hartmann und Carl Kronenberg, nicht zu vergessen die Altistin Hetty Plümacher!


    Dies alles ist in einem liebevoll edierten, mit zahlreichen Fotos und sonstigen Dokumenten angereicherten Buch nachzulesen:


    Klaus Günther: Auf den Flügel des Gesangs - Wege und Stationen Solinger Gesangssolisten aus zwei Jahrhunderten -
    ISBN 3-925626-21-2


    Schöne Grüße
    Klaus Schreiber

    Gottlob Frick hat keineswegs nur das "gängige" Bassfach 'bedient' - er war z.B. auch Lothario in MIGNON von Ambroise Thomas.


    Dank sei dem Westdeutschen Rundfunk, der die Oper am 10.09.2006
    in seinem 3. Programm von 20:05-23:00 sendet.


    Die historische Einspielung in deutscher Sprache aus dem Gründungsjahr des Senders, 1956, vereint mit Solisten wie Hertha Töpper (Titelpartie), Rudolf Schock (Wilhelm Meister), Mimi Coertse (Philine) und Gottlob Frick die vielleicht besten deutschsprachigen Rolleninterpreten der Zeit. Chor und Sinfonieorchester des WDR musizieren unter der Leitung von Peter Maag.


    Freude beim Hören wünscht
    Klaus Schreiber

    Liebe Freunde der Barockmusik,


    einerseits ist die Auflösung der MAK mehr als zu bedauern, hat mir dieses weltweit einzigartige Ensemble Werke von Farina, Erlebach, Kerll oder auch Caldara und anderen heutzutage selten gespielten Komponisten erschlossen, zuletzt am 6. Mai im Rahmen des WDR- Musikfestes 2006 in der Nikolaikirche zu Siegen. Hier war einmal mehr zu erleben, dass Reinhard Goebel und seine Musiker alte Musik nicht als anbetungswürdige Klangikone präsentieren, sondern als virtuose Unterhaltung für ein neugieriges Publikum, so, wie es zu Zeiten der Komponisten wohl auch der Fall war. Kaum ein Konzert mit der MAK im Raum Siegen und Umgebung habe ich in den letzten 30 Jahren ausgelassen und war immer wieder fasziniert, wie der vibratoarme Geigenton Goebels und seiner Mitspieler so intensiv klingt.


    Andererseits habe ich hohen Respekt vor Goebels Entscheidung, zu einem Zeitpunkt aufzuhören, wenn es geboten ist und nicht erst dann - viele "Künstler" lassen da aus welchen Gründen auch immer grüßen - wenn der Zenit längst überschritten ist.
    Bleibt zu hoffen, dass Goebel seiner Geburts- und Heimatstadt Siegen erhalten bleibt - sei es gelegentlich als Dirigent oder in einer anderen Form seiner vielfältigen musikalischen Begabung.


    Gruß
    Klaus Schreiber

    Hallo Forianer,


    dank der eröffneten Diskussion über Rudolf Schock habe ich mich mit diesem Tenor, der über eine Kantabilität verfügte, die man selten unter deutschen Tenören findet, nach vielen Jahren wieder einmal beschäftigt, was mir viel Vergnügen, aber auch manch Ärgernis bereitet hat.
    Vorweg sei gesagt, dass ich Schock leider nie in einem Theater erlebt habe. Mir ist aber aus etlichen Gesprächen mit Zeitzeugen - auch Opernsängern und Kollegen von Schock- bekannt, dass seine Stimme wenig trug, so z.B. als Hoffmann in Köln, auch als Walther in Bayreuth, in das er nach 1959 nicht wieder eingeladen wurde.
    Die Stimme war jedoch sehr phonogen, was zu einer fast unübersehbaren discografischen Hinterlassenschaft führte.
    Schöner als in den späten 1940er Jahren hat seine Stimme nie geklungen. Hier einige Beispiele, die ich mir vorhin noch einmal angehört habe:
    - Duett Ernesto/Norina aus DON PASQUALE mit Irma Beilke, wo er wegen seiner kurzen Höhe - technisch gekonnt - ins Falsett wechselt
    - Duett Rudolf/Mimi aus LA BOHEME (Finale 1. Akt) mit Sigrid Ekkehard: In dieser Rundfunkaufnahme vom 13.10 1947 ist eine unvergleichliche Ausdrucksverve und -wärme zu bewundern. Kantabler und fließender haben auch die besten italienischen Puccini-Tenöre diese Musik nicht gesungen!
    - Blumenarie aus CARMEN: diese passionierte und zugleich poetische Darstellung (13.10.1947) ist ihm später nie wieder gelungen. Man vergleiche die CARMEN-Gesamtaufnahme mit ihm unter Horst Stein aus dem Jahr 1960 und man erlebt einen völlig veränderten Schock: billige Effekte werden bemüht, die eher an einen stimmlich abgehalfterten Danilo aus der LUSTIGEN WITWE erinnern...
    - Arie des Lenski aus EUGEN ONEGIN(2. März 1949): Hier gibt es bewegende Momente, schmerzlich gefärbte Passagen, die ich von keinem anderen Tenor je vernommen habe!
    - Kirschenduett aus AMIGO FRITZ mit Joan Hammond (London, 1950): Unvergleichlich nuanciert und wunderbar lyrisch ausgesungen!


    Ich könnte die Liste fortsetzen mit dem Hindulied aus SADKO (ML Leopold Ludwig), der Arie des Vasco aus DIE AFRIKANERIN (1947).... alles Sternstunden des Tenorgesangs!


    Jedoch: Schock hat auch Partien auf Platte gesungen, die jenseits seiner stimmlichen Möglichkeiten lagen, so z.B. das Duett Otello/Jago mit Josef Metternich oder auch Lohengin, mit dem er sich unüberhörbar durch Forcieren übernommen hat.
    Dies dürften Versuche der Plattenfirmen gewesen sein, das Image des "Alleskönners" aufzubauen.
    Hinzu kommt, dass Schock nach dem Tode von Peter Anders und vor dem Aufstieg von Fritz Wunderlich zum Idol eines Massenpublikums wurde.
    In seinen Memoiren hat er berichtet, dass der Titelsong "Du bist die Welt für mich" so viel an Lizenzen einbrachte, dass er sich davon ein Haus kaufen konnte.
    Popularität wurde in zunehmendem Maße für ihn wichtiger als die Opernfeste.
    Er wurde zu einem der beliebtesten Unterhaltungskünstler des Deutschen Fernsehens in fragwürdigen Shows, oft mit drittklassigen musikalischen Darbietungen und dazu im Playback-Verfahren, da Schock seine Stimme längst eingebüßt hatte.


    Müßig, darüber jetzt zu rechten oder zu richten.


    Freuen wir uns heute an seiner Stimme mit dem unverwechselbaren Timbre, wie sie uns in einer seiner besten Partien, dem Max im FREISCHÜTZ erhalten ist, jedoch in der Aufnahme aus dem Jahre 1958 unter Joseph Keilberth und nicht in der späteren Einspielung (1967) unter Lovro von Matacic, wo die Spuren der stimmlichen Abnutzung dem Hören Schmerzen bereiten.


    Freundliche Grüße
    Klaus Schreiber

    Liebe ForianerInnen,


    sagt euch der spanische Heldentenor ISIDORO FAGOAGA (1895-1976) etwas?


    Er wurde bald nach seinem ersten Auftreten als Siegfried 1921 in Neapel der erste Wagner-Tenor in Italien und galt als Nachfolger des großen Giuseppe Borgatti. Rund 10 Jahre sang ar an der Scala und anderen Bühnen nahezu alle großen Wagner-Partien. Beim Ausbrechen des spanischen Bürgerkriegs 1936 weigerte er sich als Antifaschist in Italien weiter aufzutreten.


    Da mir über FAGOAGA lediglich einige wenige Information aus der Literatur vorliegen und ich unbedingt seine Stimme kennen lernen möchte, frage ich euch: Wem sind Columbia-Aufnahmen aus der Zeit um 1930 dieser angeblich großen, heldischen Stimme bekannt und welche Bezugsquellen gibt es?


    Herzliche Grüße
    Klaus

    Lieber Gino,


    vielen Dank für dein fabelhaftes Gruber-Foto, das bereits einen Ehrenplatz in meinem Archiv eingenommen hat.


    Tja, mit Max Lorenz ist das so eine Sache.
    Er muss ein faszinierender Sängerdarsteller gewesen sein, den ich leider auf der Bühne nicht erlebt habe.
    Einige Aufnahmen habe ich mir gestern noch einmal angehört und muss leider sagen, dass er mich auf Platte zwar beeindruckt wegen seines energisch-kraftvollen Vortrags, aber sein wenig kantables Singen mag ich überhaupt nicht. Bei Walthers Probelied machen sich zudem hoher Atemdruck und unreine Intonation negativ bermerkbar, außerdem in "NOTHUNG, NOTHUNG.." eine Überbetonung der sprachlichen Artikulation und ein ständiges Aufreißen hoher Töne.
    In der Romerzählung von 1942 erfahre ich einen demaklatorischen Sprechgesang, der mit Klang angereichert wird, anstatt die Worte in Klang zu betten. Zudem ist die harte, spröde Tongebung für mein Empfinden so strak ausgeprägt wie kaum bei einem anderen Sängerkollegen. Da bevorzuge ich schon deutlicher etliche andere, so z.B. auch Eberhard Katz, der zwar nicht über das Lorenz'sche Metall verfügte, dafür aber die weitaus angenehmere Kantabitität und auch die bessere Wortverständlichkeit besaß.
    Schluss der Beckmesserei und folgende Frage:
    Kennst du den spanischen Heldentenor ISIDORO FAGOAGA (1895-1976), der von 1926-1934 an der Scala Siegmund, Siegfried und Parsifal, an anderen Bühnen auch Tannhäuser und Tristan gesungen hat.
    Es soll Columbia-Aufnahmen aus der Zeit um 1930 geben...
    Für sachdienliche Hinweise wäre ich dir sehr dankbar.


    Herzliche Grüße
    Klaus

    Hallo Gino,


    zunächst vielen Dank dafür, dass du die Diskussion über (fast) vergessene Wagnersänger mit Erfolg angestoßen hast.


    ERNST GRUBER: Welch ein 'Tannhäuser', der Ambivalenz und Zerissenheit der Partie nicht überzeugender hätte darstellen können und mit einer Stimme aufzuwarten wusste, die nicht nur heutzutage "Mangelware" ist: MELCHIOR ist gut, aber GRUBER ist besser!


    Immerhin hast du mit deinem Beitrag erreicht, dass ich mir mein Archiv mal wieder intensiver zu Gemüte geführt habe und da bin ich auf einen TANNHÄUSER vom November 1953 aus Leipzig gestoßen:


    Neben GRUBER die fabelhafte Brünnhild FRIEDLAND: Hier wird Wagner gesungen, zarte Nuancen klingen wirklich, das Duett des 2. Aktes einzigartig.


    Kein Wunder, dass der gesamte musikalische Eindruck mehr als überzeugt: War doch der ML Gerhard Pflüger Schüler von Fritz Busch!


    Vergessen eine Reihe der 'kleinen' Großen, die kaum jemand wirklich wahrgenommen hat?


    Einer davon ist Eberhard Katz, mit dem mich eine jahrzehntelange Freundschaft verband und dem ich nach seinem plötzlichen Tod vor drei Jahren eine Biografie mit einer CD von unveröffentlichten Live-Aufnahmen gewidmet habe.


    Aber bevor man mich im Forum wegen möglicher Eigenwerbung sperrt, besteht ja auch die Möglichkeit nachzufragen, wenn man wissen will, wie ein Tannhäuser Mitte der 60er in Köln geklungen hat


    Herzliche Grüße aus der Fritz Busch-Stadt Siegen
    Klaus

    Hallo GiselherHH,


    es freut mich, dass dir die Stimme von Eberhard KATZ gefällt, ein eher unterschätzter Tenor der 60er und 70er Jahre, obwohl europaweit vor allem als SIEGMUND und HERRMANN ("Pique Dame") sehr gefragt.
    Aber er hat auch u.a. als MAX, FLORESTAN, LOHENGRIN, TRISTAN, BACCHUS, HERODES... nicht nur in Köln, seinem Stammhaus, sondern auch während der legendären Ära Wilhelm Schüchters in Dortmund Maßstäbe gesetzt, die heutzutage vielen sog. Heldentenören zur Ehre gereichen könnten.


    Nach KATZ' plötzlichem Tod im Mai 2002 hat mir seine Witwe Lilli sein gesamtes künstlerische Vermächtnis zwecks Archivierung übergeben; daraus ist eine reich illustrierte Biografie (viele Fotos, Kritiken, Besetzungszettel...) mit einem Vorwort von Michael Hampe, dem langjährigen Kölner Opernintendanten und international gefragten Regisseur, geworden.
    Außerdem enthält das Buch eine CD mit unveröffentlichten Live-Aufnahmen des Sängers, u.a. Arien u. Szenen aus FREISCHÜTZ, FIDELIO, WALKÜRE, TANNHÄUSER, MACBETH, TROUBADOUR, VERDI-REQUIEM, PIQUE DAME, DIE FLEDERMAUS...


    Beste Grüße aus Siegen, der Geburtsstadt von Fritz und Adolf Busch,
    Klaus