Beiträge von diotima

    DIE MARQUISE VON O... (Heinrich von Kleist)


    (Nach einer wahren Begebenheit, deren Schauplatz vom Norden nach dem Süden verlegt worden)


    In M..., einer bedeutenden Stadt im oberen Italien, ließ die verwitwete Marquise von O..., eine Dame von vortrefflichem Ruf, Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern, durch die Zeitung bekannt machen: dass sie, ohne ihr Wissen, in andere Umstände gekommen sei, dass der Vater zu dem Kinde, dass sie gebären würde, sich melden solle; und dass sie, aus Familienrücksichten, entschlossen wäre, ihn zu heiraten. Die Dame, die einen so sonderbaren, den Spott der Welt reizenden Schritt, beim Drang unabänderlicher Umstände, mit solcher Sicherheit tat, war die Tochter des Herrn von G..., Kommandanten der Zitadelle bei M.... Sie hatte, vor ungefähr drei Jahren, ihren Gemahl, den Marquis von O..., dem sie auf das innigste und zärtlichste zugetan war, auf einer Reise verloren, die er, in Geschäften der Familie, nach Paris gemacht hatte. Auf Frau von G...s, ihrer würdigen Mutter, Wunsch, hatte sie, nach seinem Tode, den Landsitz verlassen, den sie bisher bei V... bewohnt hatte, und war, mit ihren beiden Kindern, in das Kommandantenhaus, zu ihren Vater, zurückgekehrt. Hier hatte sie die nächsten Jahre mit Kunst, Lektüre, mit Erziehung, und ihrer Eltern Pflege beschäftigt, in der größten Eingezogenheit zugebracht: bis der...Krieg plötzlich die Gegend umher mit den Truppen fast aller Mächte und auch mit russischen erfüllte. Der Obrist von G..., welcher den Platz zu verteidigen Order hatte, forderte seine Gemahlin und seine Tochter auf, sich auf das Landgut, entweder der letzteren, oder seines Sohnes, das bei V... lag, zurückzuziehen. Doch ehe sich die Abschätzung noch, hier der Bedrängnisse, denen man in der Festung, dort der Greuel, denen man auf dem platten Lande ausgesetzt sein konnte, auf der Waage der weiblichen Überlegung entschieden hatte: war die Zitadelle von den russischen Truppen schon berennt, und aufgefordert, sich zu ergeben. Der Obrist erklärte gegen seine Familie, dass er sich nunmehr verhalten würde, als ob sie nicht vorhanden wäre; und antwortete mit Kugeln und Granaten. Der Feind seinerseits bombardierte die Zitadelle. Er steckte die Magazine in Brand, eroberte ein Aussenwerk, und als der Kommandant, nach einer nochmaligen Aufforderung, mit der Übergabe zauderte, so ordnete er einen nächtlichen Überfall an, und eroberte die Festung im Sturm.


    Liebe Grüße Brigitte.

    Ein Winterabend



    Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
    Lang die Abendglocke läutet,
    Vielen ist der Tisch bereitet
    Und das Haus ist wohlbestellt.


    Mancher auf der Wanderschaft
    Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
    Golden blüht der Baum der Gnaden
    Aus der Erde kühlem Saft.


    Wanderer tritt still herein;
    Schmerz versteinerte die Schwelle.
    Da erglänzt in reiner Helle
    Auf dem Tische Brot und Wein.


    (Georg Trakl)

    Herbst



    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
    als welkten in dem Himmel ferne Gärten;
    sie fallen mit verneinender Gebärde.


    Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    aus allen Sternen in die Einsamkeit.


    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
    Und sieh dir andre an: es ist in allen.


    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
    unendlich sanft in seinen Händen hält.


    (Rainer Maria Rilke)

    Zitat

    Ändere doch Deinen Nick einfach in Chinaphil, dann hat die Einstufung schon statt gefunden. Zunge raus


    Lieber Paul,


    ich kann Deinen Einwand sehr gut verstehen, doch denke ich nicht daran meinen Nick zu ändern! :D
    Mögen mir derart negative Erlebnisse hoffentlich erspart bleiben, bezogen auf alle Musikarten. :yes:


    Mit lieben Grüßen aus Kassel,


    diotima.

    Schubert-Lieder, welch eine Freude, vor allem der Interpret, Siegfried Lorenz, der mir bis dato nicht bekannt war! :jubel:
    Dafür schäme ich mich schon ein bisschen. :O :O :O Doch das zeigt auch, wie wichtig und informativ "Tamino" ist! :yes:


    Mit lieben Grüßen,


    diotima.


    Hallo Matthias,
    vielen Dank für Deinen sehr aufschlußreichen Beitrag zum Thema China in der Architektur und auch in der Musik! :jubel: :jubel: :jubel:
    Was mich bezüglich der chinesischen Musik betrifft, so bin ich nicht erst seit Olympia davon begeistert. Denn gerade diese Musik übt auf mich eine ungeheuere Faszination aus, dass ich nicht einmal genau sagen kann, wieso.
    Mag es das wehklagende, schluchzende Klingen der Saiteninstrumente sein, eine besondere Zartheit der Melodie, die so andersartigen Gesänge, oder.... jedenfalls sehr, sehr schön!


    Mit lieben Grüßen aus Kassel,


    diotima. :hello: :hello:


    musicophil
    Warum sollte das Land des Lächelns hier nicht genannt werden? :rolleyes:

    Herbsttag



    HERR: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
    und auf den Fluren laß die Winde los.


    Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
    gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
    dränge sie zur Vollendung hin und jage
    die letzte Süße in den schweren Wein.


    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr,
    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
    und wird in den Alleen hin und her
    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.



    Rainer Maria Rilke 1875 - 1926

    Einkehr



    Bei einem Wirte, wundermild,
    Da war ich jüngst zu Gaste;
    Ein goldner Apfel war sein Schild
    An einem langen Aste.


    Es war der gute Apfelbaum,
    Bei dem ich eingekehret;
    Mit süßer Kost und frischem Schaum
    Hat er mich wohl genähret.


    Es kamen in sein grünes Haus
    Viel leichtbeschwingte Gäste;
    Sie sprangen frei und hielten Schmaus
    Und sangen auf das Beste.


    Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
    Auf weichen, grünen Matten;
    Der Wirt, er deckte selbst mich zu
    Mit seinem kühlen Schatten.


    Nun fragt ich nach der Schuldigkeit,
    Da schüttelt' er den Wipfel.
    Gesegnet sei er allezeit
    von der Wurzel bis zum Gipfel!


    Ludwig Uhland 1787 - 1862

    Teue Liebe kann zwischen Menschen
    von sehr verschiedenen, dauernde
    Freundschaft nur zwischen Menschen
    von gleichem Werte bestehen. Aus
    diesem Grunde ist die zweite viel seltener
    als die erste.


    Marie von Ebner-Eschenbach 1830 - 1916

    Das Ständchen



    Was wecken aus dem Schlummer mich
    Für süße Klänge doch?
    O Mutter, sieh; wer mag das sein
    In später Stunde noch?


    Ich höre nichts, ich sehe nichts,
    O schlumm're fort so lind!
    Man bringt dir keine Ständchen jetzt,
    Du armes, krankes Kind!


    Es ist nicht irdische Musik,
    Was mich so freudig macht:
    Mich rufen Engel mit Gesang -
    O Mutter, gute Nacht!


    Ludwig Uhland ( 1787 - 1862 )

    Lieber Johannes Roehl,


    ich habe das Buch von Walther Siegmund-Schultze, "Georg Friedrich Händel, vom VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig 1980.


    Die Nachbemerkung im o. g. Buch dürfte für Dich von Interesse sein! :yes:


    Eine erste Fassung dieses Buches entstand vor drei Jahrzehnten unter dem unmittelbaren Eindruck des Beginns der hallischen Händelfestspiele im Jahre 1952. Seitdem hat es mehrere, stark umgearbeitete Auflagen erlebt; auch die vorliegende Auflage bringt Korrekturen und Erweiterungen, läßt aber die alte Grundsubstanz noch erkennen.
    Soviel zu Deiner Frage nach der Überarbeitung.


    Mit lieben Grüßen aus Kassel,


    diotima. :hello:

    Die rororor Bildmonographien gefallen mir recht gut, weil ich so einen ersten informativen Einblick über das Leben und Wirken de(r)s jeweiligen Künstler(in)s bekomme! :yes:


    Allerdings gebietet das Händel-Jahr 2009, dass ich mich noch intensiver wie bislang mit Händels Werken auseinandersetzten werde, zumal ich Händels Musik sehr gerne höre. :jubel: :jubel: :jubel:



    Liebe Grüße aus Kassel,


    diotima. :hello: :hello: :hello: