Beiträge von Michael M.
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Nichts zu pardonnieren. Ich fand schon selbst, dass ich mich mal am Abstrahieren (allerdings lieber in eine andere Richtung) beteiligen sollte, und warum nicht auch, selbst beim Schreiben schon, über sich selbst erschrecken?
Grüße,
Micha -
Freunde,
dieser thread hat inzwischen einen Grad an Abstraktion erreicht, den ich erschrecklich finde...
Diskutieren wir im Ernst darüber, ob Traumatisierte einem Beruf nachgehen sollten, und wenn ja, welchem? Darüber lässt sich im Allgemeinen doch nun wirklich nichts sagen, und im Speziellen, nämlich im Kölner Fall, wissen wir einfach nichts über die Traumatisierten und ob es überhaupt welche gibt. (Und wenn wir was wüssten, verböte es sich erst recht, ihre Krankengeschichte öffentlich zu debattieren.)
Thomas, ein Kunstwerk ist, was ein Autor zum Kunstwerk erklärt und somit in den Kunstdiskurs einspeist, also zur öffentlichen Debatte stellt. Dass du für dich bestimmst, was ein Kunstwerk ist und was nicht, bedeutet nur, dass du für dich entscheidest, an einem Diskurs teilzunehmen oder nicht. Indem du aber öffentlich sagst: Das ist doch gar keine Kunst!, beteiligst du dich natürlich bereits am Kunstdiskurs und hast den Kunstcharakter des Werkes abermals legitimiert, indem du bestätigst, dass es Teil eines Diskurses über Kunst ist... Nicht-Kunst ist nur, worüber niemand als Kunst redet, auch sein Autor nicht.
Grüße,
Micha -
Zitat
Original von pbrixius
Von (kulturkonservativen) Gewerkschaftern und Sozialdemokraten erwarte ich seither prinzipiell nichts Gutes mehr.Nee. Kulturpolitik von dieser Seite ist in den letzten Jahren meist mit Kunstverhinderung gleichzusetzen. Leider machen's die Grünen auch nicht besser, verschlimmern in entsprechenden Koalitionen auf lokaler Ebene mit ihrer Vorliebe für's "Soziokulturelle" die Situation eher noch.
Grüße,
Micha -
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Original von severina
Und wieso soll bitte auf der Opernbühne verpönt sein, was am Sprechtheater längst etabliert ist, nämlich dass eine Inszenierung das Ergebnis eines Arbeitsprozesses aller Beteiligter ist??Also, dass das Sprechtheater ein Paradies der Basisdemokratie sein soll, das ist mir neu. Es gibt so'ne und solche Regisseure, und eben auch solche, hier und da. Als Jungstudent habe ich mal bei Jürgen Kruse hospitiert, den ich immer noch für einen der ganz großen in den 80er/90er Jahren halte. Da ging es, was Beschimpfungen und Wutausbrüche betrifft, ähnlich zur Sache wie Azucena und Micha Schlechtriem es bei Knabe beschrieben. Aber jetzt mal ehrlich: da weiß man dann eben doch auch, dass es nach sechs Wochen vorbei ist, beißt die Zähne zusammen und schenkt sich zur Premiere gegenseitig T-Shirts mit der Aufschrift "I survived XY", und gut ist. Die Resultate Kruses waren in diesen Jahren großartig, und sie wären von einem anderen mit einer anderen Arbeitsweise nicht kopierbar gewesen. Und erstaunlicherweise waren bestimmte Schauspieler nie so gut wie in den Inszenierungen dieses äußerst unleidlichen Mannes.
ZitatOriginal vom Laller
In meinen (bescheidenen) persönlichen Erfahrungen haben despotische, absolutistische Regisseure wirklich gutes Theater immer verhindert.In meiner zwanzigjährigen Theatererfahrung haben nur starke, entschiedene, fordernde und autoritäre Regisseure gutes Theater möglich gemacht. Nur mit Freundlichkeit und Laissez-faire bringst du keinen Schauspieler dazu, an und gegebenenfalls über seine Grenzen zu gehen. Was meinst du mit "absolutistisch"? Der Regisseur ist der Chef im Ring, Punkt. Wenn er es nicht sein will, hat er den Beruf verfehlt.
Ganz davon abgesehen verstehe ich nicht, warum hier über die Umgangsweisen Knabes debattiert wird - von denen war im aktuellen Kölner Fall nämlich nie die Rede. Es hieß nicht, Chor und Darsteller hätten die Rollen abgegeben oder seien erkrankt, weil der schikanöse Stil des Regisseurs sie belaste. Es hieß, Choristen seien erkrankt, weil bestimmte Szenen seiner Inszenierung sie belasteten. Erst aus dem Interview mit Knabe (nicht etwa aus öffentlichen Stellungnahmen der Intendanz!) wurde klar, dass der Chor in diesen Szenen nicht einmal mitwirkte. Wenn also schon das bloße Betrachten bestimmter Szenen in der Inszenierung Knabes krank macht, können sich die niedergelassenen Ärzte in Köln und Umgebung ja schon mal die Hände reiben: scharenweise werden die Opernbesucher ihre Praxen aufsuchen müssen! (Die Fortsetzung dieses Themas dürfte ein Fall für Dr. Bechyna sein...)
Nein, es war doch von Anfang an klar, worum es in Köln geht: darum, dass ein Teil der Mitwirkenden versuchte, eine Inszenierung zu verhindern, die nicht ihrem Geschmack entspricht. Das finde ich unsäglich, und es erstaunt mich, dass das in dieser Art möglich ist und dass die Intendanz sich das bieten lässt.
Grüße,
Micha -
Lieber Jacques,
nach der Welitsch-Rondine hast du im "Puccini auf deutsch - Referenzaufnahmen"-thread schon mal gefragt, und ich habe dir darauf geantwortet:
Zitat
Sie ist aufnahmetechnisch (ich habe die Line-Ausgabe) tadellos. Klar ist es für Welitsch spät, aber noch nicht zu spät, und es ist ja auch "nur" die Rondine und nicht mehr die Salome - die Figur passt gut auf Welitschs Stimme zu dieser Zeit.
Im übrigen kann ich bei Welitsch nicht wirklich objektiv sein, weil ich ihre Stimme einfach zu gerne mag...
Kmentt und Dermota sind prima, auch Dorothea Siebert als Lisette, Zallinger dirigiert leider reichlich lahm. Die Übersetzung trifft den Konversationston des Originals ziemlich gut, das macht Spaß zu hören.Waldi hat sie auch schon mal ausführlich gelobt - warte, gleich hab ichs: hier.
Grüße,
Micha -
Das Interview stellt einiges klar, u.a. dass die skandalisierten Vergewaltigungs- und Erschießungsszenen gar nicht vom Chor gespielt werden, sondern von Statisten, und dass es im Vorfeld ausführliche Konzeptions- und Vorbereitungsgespräche auch mit dem Chor gegeben hat.
Danke für den Link, Thomas!Grüße,
Micha -
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Original von Michael Schlechtriem
Es sollte sich um einen Druckfehler handeln.Danke, ja, das hatte ich auch angenommen. Aber die vage Aussicht, diese wunderbare Oper quasi doppelt so ausführlich erleben zu können, ließ mir keine Ruhe...
Grüße,
Micha -
Haben Kloiber/Konold einfach nur einen Fehler gemacht, oder steckt da was anderes hinter? Im Artikel zu "Das schlaue Füchslein" im "Handbuch der Oper" steht als Spieldauer 2 3/4 Stunden angegeben. (Dieselbe Dauer, wahrscheinlich hieraus übernommen, nennt der Wikipedia-Artikel zum Werk.) Überall anders ist aber von ca. 95 Minuten die Rede. Gibt es möglicherweise zwei verschiedene Fassungen, oder hat man sich da bloß vertan?
Grüße,
Micha -
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Original von Christian Biskup
9. Guiseppe Sinopoli
"Giuseppe", Mensch! Wie soll man denn Gui-seppe aussprechen, klingt ja wie Gulli-Sepp!
Bist aber nicht der einzige, falls dich das tröstet. Die Suche nach "Guiseppe" bringt in diesem Forum immerhin 125 Treffer...
Grüße,
Micha -
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Original von Michael Schlechtriem
um 21:05 ist schon Schluss, bitte nicht lange applaudieren, ich möchte zurück nach Hause und den Restabend genießen.Der frühe Schluss kommt mir sehr entgegen; die Nachricht erhöht meine Vorfreude!
Grüße,
Micha -
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Original von Michael Schlechtriem
In einem solchen Falle bitte ich dann immer höflich darum, noch ein paar Erdnüsse zugeworfen zu bekommen, da ich mich nämlich dann wie im Zoo fühle.Alles klar, ich pack schon mal das Knabberzeug ein. Ich bin heute nämlich bei euch im "Schlauen Füchslein". Bisher nahm ich zwar an, dass der Zoo sich zumindest in dieser Oper auf der Bühne befindet, aber man lernt nie aus!
Grüße,
Micha -
Liebe Leute,
es ist mal wieder so wie eigentlich immer in diesen threads: es streiten sich die, um die es eigentlich gar nicht geht. Die, deren inflationäre Fünferbewertungen (auch mich) nerven, beteiligen sich nicht und werden, so gut kennen wir sie doch inzwischen, auch nicht mehr damit beginnen, über ihre eigenen Maßstäbe (oder Nicht-Maßstäbe) zu reflektieren.
Trotzdem fände ich es richtig, hier Ross und Reiter zu nennen, vor allem, wenn man eh schon über einzelne Bewertungen sich ausspricht. Mal kurz gepetzt: Peter Brixius meint, wenn er über eine Bewertung der Freischütz-Ackermann-Aufnahme mit Marjan Rus redet, die von oper337; das sei nachgetragen für alle jene, die es wie mich interessiert und die keine Lust haben, für diese Information den gesamten TMMO-Freischütz-thread nachzulesen.
Mir geht es wie Mengelberg: ich würde mich sehr freuen, wenn gerade die Taminos, die ich als kompetent im Opernbereich erlebe, sich ab und zu auch (wieder) am TMMO beteiligen würden - auch Severina (von der es ja TMMOs gibt) und Fairy.
Die konsequent unkritischen Bewertungen werde ich wie gewohnt für mich ausblenden. Ohnehin sind an den TMMO-threads m.E. die einzelnen Bewertungen das Interessante, und nicht die zusammengezählten Resultate, die ja ohnehin erst bei wenigen existieren.
Wir Reflektionswilligen haben uns in diesem thread bis hierhin gegenseitig ermutigt
a) die Notenspielräume nach unten mutiger auszunutzen
b) mehr und ausführlichere Kommentare unseren Bewertungen hinzuzufügen
c) die Wertungen anderer in den dafür vorgesehenen threads zu kommentieren.
Das finde ich gut. Das ist doch bis hierhin ein prima Ergebnis der Diskussion.Mir macht TMMO weiter Spaß. Ich handhabe es wie bisher: ich bewerte eine Aufnahme hier nach dem zweiten Hören (meist dem zweiten nach längerer Zeit) und nicht erst nach dem dritten. Und ich genieße den kleinen Zwang, genauer zu hören und mir genauer Rechenschaft abzulegen über meine Hörerlebnisse, der dadurch entsteht, dass ich sie öffentlich mache. Ich werde meine Kommentare in Zukunft öfter ausführlicher gestalten und ggf. in den Diskussionsthread kopieren - dass daraus ganz schnell wieder fruchtbare Diskussionen entstehen können, habe ich in den letzten Tagen erlebt.
Viele Grüße,
Micha -
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Original von Philhellene
Ob da nicht Waldi, Michael M. und Cassiodor auch eine Teilschuld tragen...
Tschä...
Quantitativ fällt das wohl nicht so ins Gewicht. Qualitativ allerdings schon, möchte ich von meiner Seite aus mal behaupten - auch wenn ich weder die Wáldiné noch die Kassziodórné bisher getroffen habe.Grüße,
MichaPS.: Ullis Interpretation von "Un giorno di regno" finde ich großartig. Ich wünsch mir von dir einen Italienisch-Sprachthread!
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Klavierkonzerte von William Sterndale Bennett, einem Briten, der mit Schumann und Mendelssohn befreundet war und einige Zeit in Leipzig verbrachte.
Schöne Musik, nicht überoriginell, aber durchaus zum öfter als nur einmal hören. Malcolm Binns, den ich ohnehin sehr schätze, spielt pointiert und klar, auch das LPO unter Nicholas Braithwaite ist tadellos.Grüße,
Micha -
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Original von Der-wonnige-Laller
weil ich weiß, daß es mehr als drei Tenöre gibt -
Mal eben eine hier begonnene Diskussion auslagern - dort fragte mich Mengelberg, nachdem ich mein Missfallen an Warrens Rigoletto geäußert hatte
Zitat von MengelbergGibt es eine Aufnahme, wo Warren Dir gut gefällt?
Oh ja, die gibt es! Ich müsste seinen Scarpia und seinen Macbeth noch mal nachhören, aber ich erinnere mich, dass sie mich sehr beeindruckt haben.Vor allem mag ich seinen Amonasro in der ohnehin nicht genug zu lobenden Studioaufnahme der Aida unter dem großartigen Perlea 1955 mit Milanov und Björling. Um dem mal ein bisschen auf die Spur zu kommen, was mir eigentlich an Warren mal ge- und mal missfällt, habe ich gerade Akt 2, Szene 2 und die Nilszene aus dem 3. Akt in dieser Aufnahme mal vergleichgehört mit ebenfalls Warren als Amonasro: live 1941 an der MET unter Panizza, mit Martinelli und Stella Roman.
Um es kurz zu machen: es kam mir vor, als hörte ich zwei völlig verschiedene Sänger. Der 1941er-Warren barmt und schmachtet, trumpft mit eigenartigen Akzenten auf einzelnen Silben auf, die die Gesangslinie zerstören, und atmet Töne so hörbar an, dass zusätzliche Silben entstehen ("Pensa che un popolo HÄ-vinto, straziato...") - ganz viel falscher veristischer Ausdruckswille, der die Musik zerstört und die Figur in einen Hysteriker verwandelt.
Warrens Studio-Amonasro von 1955 ist die beste Interpretation dieser Rolle, die ich kenne. Endlich ein König, der seine Tochter nicht anschreit, der nicht barbarisch augenrollend die Schrecknisse des Krieges ihr ausmalt, der nicht zwingt und bedrängt, sondern der einfach nur bitterernst ist, beinahe sachlich, und ihr so die Entscheidung, die er ihr abverlangt, als unverrückbares Schicksal auferlegen kann. Das "Non sei mia figlia" kommt von ihm nicht wütend-böse gebrüllt, sondern abgrundtief traurig - und um so wirksamer dadurch.
Es ist mir ein Rätsel, wie Warren mir so unterschiedlich erscheinen kann. Verläuft die Grenzlinie zwischen frühem und spätem Warren, oder zwischen Studio- und Liveaufnahmen? Das hab ich noch nicht raus. Vielleicht versuche ich's morgen mal mit dem "Otello" von 1959, spät und live; mal sehen, ob der das Problem klären hilft...
Grüße,
Micha -
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z.B. den Grieg mag ich sehr und Smetana zu teilen auch.
Recht so. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Grüße,
Micha -
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Original von Ulli
Zu Schoonderwoerd selbst haben wir die Diskussion ausgelagert:Oha. Der ist sehr ausführlich, und dort ist auch die Aufnahme der Dritte und "Sechsten" besprochen. Inzwischen weiß ich auch, warum ich ihn nicht gefunden habe. Ich hatte nach "Schoonewoerd" gesucht, und da gab es diesen thread, in dem sich Ulli einmal genauso verschrieben hatte...
Grüße,
Micha -
Das ist ja nu auch schon'n alter thread. Aber ich habe nun mal den Herrn Schoonderwoerd erst jetzt kennengelernt, und zwar nicht mit der oben von Ulli vorgestellten Aufnahme der 4&5, sondern mit dem hier:
Beethovens Drittes und dessen eigene Version des Violinkonzertes op. 61 für Klavier und Orchester. Die wird, für meinen Geschmack etwas zu marktschreierisch, als "6. Klavierkonzert" angepriesen.
Ich bin ja dem HIP beileibe nicht grundsätzlich abgeneigt, eher im Gegenteil. Aber was ich hier höre, kommt mir wie ein ganz unausgegorener Stilmix vor. Passagenweise höre ich, wegen der solistisch besetzten Streicher, Kammermusik, so was wie Klavierquintett, dann setzen wieder die Pauken und Trompeten ein mit einem Geprange, als gelte es mindestens eine Feuerwerksmusik aufzuführen. Der Paukist hat sich offenbar nicht für die HIP-typischen harten Schlegel entschieden; seine Instrumente dröhnen dumpf, als seien sie direkt aus einer Karajanschen Bruckner-Aufnahme herausgeschnitten. Schoonderwoed spielt natürlich ein historisches Instrument, aber nicht einen Erard (Beethovens Lieblingsinstrument und das avancierteste zu seiner Zeit), sondern ein Klavier nach Anton Walter um 1800, das sehr zirpig klingt, beinahe wie ein Cembalo - in vielen Passagen kommt es einem eher wie ein Continuo vor als wie ein Soloinstrument.
Die Entscheidung für das Instrument begründet Schoonderwoed immerhin im Beiheft, wenn auch nicht musikalisch, sondern historisch: das 3. Klavierkonzert sei auf diesem Instrument entstanden, der Erard erst geliefert worden, als es bereits vollendet war. Andere Entscheidungen, die mir sehr eigenartig vorkommen, bleiben unkommentiert: z.B. bleibe ich ratlos vor der Tatsache, dass Sch. im ersten Satz des 3. Konzertes anstatt einer Kadenz nur einige arpeggierte Akkorde spielt. Auch die insgesamt eher verhaltenen tempi finde ich seltsam. Nicht, dass ich auf Metronomzahldiskussionen beharre; nachdem diese aber gerade bei Beethoven und gerade bei der Frage nach historischer Treue immer eine Rolle spielten, erwarte ich von einer neuen HIP-Aufnahme schon, dass man dazu Stellung bezieht.
Extrem störend finde ich das ungemein hallige Klangbild - die CD ist in einer Kirche aufgenommen worden. Auch dazu gibt es keine Kommentare im Beiheft. Ich werden den bösen Verdacht nicht los, dass den Musikern die Sache klanglich selbst zu "dünn" vorkam und sie so versuchten, das Klangbild 'aufzupeppen'. Historisch ist die Aufführung in Sakralbauten wohl jedenfalls nicht zu begründen...Grüße,
Micha -
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Original von gruppetto
Ich selbst bin gerade dabei, meine gesamte CD-Sammlung auf Festplatte zu übertragen (Plextor-Laufwerk + EAC). Ich speichere die Daten im verlustfrei komprimierten FLAC-Format und berechne unmittelbar nach dem Rippen den MD5(Message-Digest Algorithm 5)-Hash-Wert über die Audiodaten. Metadaten (einschließlich des Hash-Wertes) können danach immer noch hinzugefügt oder verändert werden, ohne den MD5 Wert zu beeinflussen.
Meine FLAC-Dateien werden nach dem Rippen und Taggen auf mehrere Festplatten kopiert und nach jeder Kopie der MD5 Hash überprüft. Ich lege inzwischen auch keine CD mehr in den Player, sondern übertrage die Daten direkt von einem NAS über einen Sonos Zoneplayer via Lichtleiter in den DA-Wandler meiner Anlage.Faszinierend.
Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.
Grüße,
Micha -
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Original von Maldoror
Vor dem Essen rockt sich René Leibowitz durch die ersten zwei Symphonien von Ludwig van Beethoven:Ich schrieb letztens in einem anderen thread, dass Leibowitz' Beethoven "swingt" und wurde dafür getadelt: das sei doch kein Benny Goodman...
Ob's swingt oder rockt: er hatte jedenfalls den groove, der alte René. Am Großartigsten finde ich noch immer den Anfang der Zweiten!Viele Grüße,
Micha -
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Original von Herbert Henn
ich glaube, daß ein großes Hindernis der Bewertungen der enge Spielraum von 1 - 5 ist. Wäre der Spielraum z.B. von 1 - 10, könnte man meiner Meinung nach differenzierter bewerten; aber das läßt sich jetzt natürlich nicht mehr ändern.Ich will mal ein Beispiel nennen. Wenn ich dem Tannhäuser von R. Kollo
5 Punkte gebe, wieviel sollte dann L. Melchior bekommen?Lieber Herbert
dann gib halt dem Kollo keine 5 Punkte...
Im Ernst: ich fände es auch besser, wenn alle die Möglichkeit, 5 verschiedene Noten zu verteilen, etwas kreativer, das heißt innerhalb des gesamten Spektrums, nutzen würden. Mich verwundert es sehr, dass einige Leute offenbar von einer Rolle praktisch nur überragende Interpreten kennen; gerade von denen, die viel im TMMO posten, würde ich mir eine viel größere vergleichende Differenziertheit ihrer postings erwarten. Sonst kann man's doch auch lassen letztlich, oder?
Ich versuche jedenfalls immer, mir darüber im klaren zu sein, wer mir für eine Rolle (nach bisherigem Stand der Hörerfahrung, klar - aber hier postet eh keiner, der von einer Oper des Standardrepertoires nur drei Aufnahmen kennt!) maßstabsetzend erscheint. Der ist fünf. Alle anderen sind höchstens vier. Gelegentlich gibt es zwei Fünfer, weil zwei Interpreten wirklich Überragendes anbieten, dann ist aber Schluss.
Am Rande: können wir nicht mal das sture Verdoppeln verbieten? So ein bisschen sollen wir doch alle selber nachdenken, oder?
Grüße,
Micha -
Alkohol?
Mineralwasser?
Nein: um diese Zeit Thee!Und dazu einer, der auf dem Weg zum neuen Lieblingspianisten ist: Jean-Marc Luisada. Die CD gab's übrigens bei dreizweieinsmeins für'n Euro. Wollte sonst offenbar keiner.
Grüße,
Micha -
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Rigoletto: Lawrence Tibbett - 5
Herzog: Jan Kiepura - 1
Gilda: Lily Pons - 5
Andere : 4Leitung: Gennaro Papi, MET Orchestra, live 1939 - 5
Wertung: 4
Tonqualität: 2 (edles Rausche-Mono. Wer sich dadurch davon abhalten lässt, diese Aufnahme zur Kenntnis zu nehmen, ist selbst schuld.)
Lawrence Tibbett ist ein großartiger Rigoletto - für mich der beste neben Metternich. Er hat nicht nur eine der schönsten Baritonstimmen, die ich je gehört habe (nur noch mit Lisitsian und Bastianini zu vergleichen), er ist auch ein hochintelligenter Sänger-Darsteller ersten Ranges, dem es in jeder Phrase um die Wahrheit der Figur zu tun ist. Fantastisch!
Lily Pons gelingt es, in ihrem Gesang begreiflich zu machen, dass ihrer Figur im Laufe der Oper etwas geschieht. Am Anfang ist sie noch ganz das verängstigte Koloratur-Vögelchen, im Dritten Akt hat sie an Festigkeit gewonnen - ist erwachsener geworden. Ein beeindruckendes Rollenporträt einer in ihren charakterlichen Möglichkeiten oft unterschätzten Figur.
Jan Kiepura ist nahe am Totalausfall, das Klischeebild eines Tenors, der nichts versteht und in ungetrübter Eitelkeit gegen den Textsinn ansingt. Wie kann man im 3. Akt ausgerechnet auf "Presto! Vediamo!" das Tempo rausnehmen und einen hohen Ton aushalten?! Unglaublich. Noch dazu fehlen ihm die technischen Möglichkeiten, er drückt oft übel auf den Spitzentönen und falsettiert sie teilweise auch.
Papi dirigiert zügig-spritzig, im 3. Akt absolut mitreißend.
Grüße,
Micha -
Rigoletto: Leonard Warren - 3
Herzog: Jan Peerce - 3,5
Gilda: Erna Berger - 3
Andere : 4Leitung: Renato Cellini, RCA Orchestra - 3
Wertung: 3,5
Tonqualität: 3
Warren scheint hier ja manchen als der ultimative Rigoletto zu gelten. Mir nicht. Er gibt den Narren als Schmerzensmann; die auch dämonischen, bösartigen Töne dieser Figur (die es zum Beispiel beim Triumphgesang im 3. Akt (Egli è là! morto!) braucht) stehen ihm nicht zu Gebote. So macht er aus einer faszinierend vielschichtigen Rolle eine eintönig langweilige. Es ist ihm allerdings zugute zu halten, dass er auf das "veristische" Heulen und Greinen, das viele Baritone im 2. Akt einbringen, verzichtet.
Erna Berger bleibt blass und spannungslos, teilweise ziemlich unpräzise in Rhythmus und Intonation.
Jan Peerce ist hier besser, als ich ihn sonst kenne. Trotzdem fehlt ihm viel, vor allem das letzte Quentchen Leichtfüßigkeit.
Die "Anderen" sind Italo Tajo als Sparafucile und Nan Merriman als Maddalena; beide gefallen mir ziemlich gut. Tajo hat Probleme mit den ganz tiefen Tönen, aber die zynisch-sachliche Art des contract killers stellt er prima dar.
Cellini dirigiert gemächlich, spannungslos und ohne viel Interesse. Insgesamt ist das eine Aufnahme, die mich ganz schön kalt lässt, wozu bei dieser Oper einiges gehört.
Grüße,
Micha -
Zitat
Liegesang ist Kammermusik par excellence
Der Liege-Sang! Ein echter Freudscher...
Grüße,
Micha -
Nein, lieber audiamus - so nicht!
Du kolportierst hier völlig an den Haaren herbeigezogene Gerüchte, deren zweifelhafte Quelle feststeht - das britische "Fachblatt" "The Wunderkind" war es, das in einem längeren Tessler-Porträt die Argerich-Geschichte brachte, die aber von beiden Beteiligten längst dementiert wurde! Auch die Behauptung, die besagte Chopin-Etude in der Clerasil-Werbung sei von Tessler eingespielt worden, stammt aus dem "Wunderkind"-Artikel und ist durch nichts belegt! Wir erinnern uns, dass das gleiche Blatt vor einigen Jahren den bayrischen Knabensopran Florian Gansfogl als "German Blitzkrieg-boy" bezeichnete, nachdem dieser einige Erfolge mit der Rataplan-Arie aus Verdis "Forza del Destino" gefeiert hatte. Das ist so deren Niveau. Und wie es um die Sachkenntnis dieser Schreiberlinge bestellt ist, mag folgendes Zitat aus dem Tessler-Artikel belegen:
ZitatHe studied with swiss composer Alfried Brendell
Ein Satz, an dem kaum mehr als das Personalpronomen "He" stimmt.
Ich halte es da doch lieber mit Hanna Stomm, die in der vorletzten Ausgabe von "Loris" folgende wunderschöne Worte über Horatiu Tessler fand:
ZitatMan sehe ihn an, diesen Fratz! Als Einzelwesen hat er noch ein Ende zu wachsen, aber als Typus ist er ganz fertig, als Typus des Künstlers. Er hat in sich des Künstlers Hoheit und seine Würdelosigkeit, seine Scharlatanerie und seinen heiligen Funken, seine Verachtung und seinen heiligen Rausch.
So ist es, so habe auch ich Horatiu Tessler erleben dürfen.
Grüße,
Micha