Beiträge von Michael M.

    Vor einigen Wochen haben wir uns hier in einem etwas nostalgischen thread an das „Jazzbuch“ von Joachim E. Berendt erinnert, und an seine Einteilung der Jazzgeschichte in Epochen, die jeweils ca. zehn Jahre währten.


    Wenn ich mich recht erinnere (ich habe das Buch nicht hier), war das New Orleans (20er), Swing (30er) , Bebop (40er), Cool/Hard Bop (50er), Free (60er), Fusion (70er).


    Eine These und einen Vorschlag dazu möchte ich zur Diskussion stellen.


    Die These:
    Es scheint, in sehr großem Bogen, ähnliche Bewegungs- und Entwicklungsabläufe zu geben in der klassischen Musikgeschichte und der des Jazz – wobei, was hier ca. ein Jahrhundert währte, dort jeweils etwa ein Jahrzehnt galt. Ganz grob skizziert:


    Die Anfänge in geistlicher Vokalmusik (Gregorianik – Blues/Gospel) einerseits und Volks-/Tanzmusik andererseits.


    Barock/Swing: Tanzmusik, Gebrauchsmusik, Tafelmusik - den Benutzern dieser Musik ist Autorschaft unwichtig. Wer die Gavotte komponiert hatte, war den Tänzern am Hofe des Barockfürsten ebenso wurscht wie es die meisten Swingtänzern im Harlem der 20er nicht kümmerte, welche Big Band spielte. Hauptsache, die Musik war tanzbar.


    Klassik/Bebop: Musik befreit sich von ihrem Gebrauch, wird autonom, der Künstler als Autor tritt in den Vordergrund, Geniekult, Kult des Virtuosen (Beethoven/Charlie Parker).


    Romantik/Hard Bop: Erinnerung an die Wurzeln, Aneignung und Neugestaltung der eigenen Musikgeschichte und der Volksmusik (die Verwendung von Kirchentonarten und von Volksweisen bei Brahms etwa, im Jazz Art Blakey, Horace Silver einerseits, andererseits die Verwendung von modalen Tonleitern bei Miles Davis und anderen, die auch als ein Rückgriff auf Blues- und andere volksmusikalische Traditionen gedeutet werden kann)


    Free Jazz/Zweite Wiener Schule: Der Schritt in die Abstraktion, über die Tonalität hinaus. Und der Versuch, in der Freiheit neue Regeln zu finden (Zwölftonmusik; serielle Musik; Ornette Colemans „Harmolodics“; Anthony Braxton; Versuche, Kollektivimprovisation durch Dirigenten zu strukturieren (war das beim Willem Breuker Kollektief?))


    Kann man möglicherweise in der Geschichte der Rockmusik ähnliche Bewegungen feststellen?


    Der Vorschlag:
    Huesmann, der das Berendtsche „Jazzbuch“ weitergeführt hat, spricht davon, dass ein prägender Stil in den 80er und 90er Jahren nicht zu erkennen sei. Vielleicht gibt es aber eine den wesentlichen Strömungen gemeinsame Herangehensweise, einen zumindest für die 80er typischen Blick von Jazzmusikern auf ihre Musik, und vielleicht kann der Begriff „Postmoderne“ hilfreich sein, diese zu beschreiben. Wenn man „Postmoderne“ bloß als intellektuelle Umschreibung von Beliebigkeit versteht, hilft einem der Begriff allerdings nicht weiter. Wohl aber, wenn man die theoretischen Diskussionen einbezieht, die im Wesentlichen um den Verlust von Zentren, von Verbindlichkeiten und Übergeordnetem, von Einheitlichem, letztlich von Ideologie kreisen. Wo etwas verloren geht, geschieht andererseits Befreiung. So war es sicherlich die postmoderne Befreiung vom Authentizitätsanspruch, die die intensive Beschäftigung des afroamerikanischen Musikers Don Byron mit Klezmer-Musik in einem Jazz-Kontext möglich machte. Begriffe der postmodernen Kunsttheorie wie Dekonstruktion, Zitat, Briccolage, Sampling, das Vermischen von Codes undsoweiter mit Künstlern wie John Zorn, Uri Caine, Fred Frith in Zusammenhang zu bringen erscheint geradezu tautologisch. Und damit nimmt die schon ziemlich lange Eröffnung ein etwas schlappes Ende, und jetzt seid ihr dran...


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von Stefan.M
    Wenn mal was daneben geht, was solls!? Wer kennt nicht den schönen Spruch: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Im übrigen gibt´s genug Foren wo es einem einfach keinen Spass macht zu lesen oder zu schreiben. Warum? Weil kaum Niveau vorhanden ist!!


    Wusst ich's doch - in diesem thread kommt bald einer vorbei, der etwas schreibt, auf das ich nur zu antworten brauche: Schließe mich ganz und gar meinem Vorredner an!


    Herzlich willkommen, Stefan! Aber sag schnell: wo liegt doch gleich Byglandsfjord?


    Grüße,
    Micha


    Don Carlo: Jussi Björling - 5
    Philipp II: Cesare Siepi - 4
    Königin Elisabetta: Delia Rigal - 2
    Prinzessin Eboli: Fedora Barbieri - 3
    Rodrigo (Posa): Robert Merrill - 5
    Inquisitor: Jerome Hines - 4


    Orchester der Met unter Fritz Stiedry: 5


    Gesamtwertung: 28/7 = 4


    Mit den Frauen habe ich hier sehr große Schwierigkeiten, wie man sieht - Delia Rigal agiert für mein Empfinden nahe am Totalausfall. Björling und Merrill sind einsame Spitze, besser als jede andere Carlos-Posa-Paarung, die ich kenne.

    Zitat

    Original von Ulli
    Wer entscheidet denn bitte über die Preisvergabe? Werden da die Verkaufszahlen der Platten zugrundegelegt?


    GEEE - nau.


    Kuckstu hier : http://de.wikipedia.org/wiki/Echo_(Musikpreis)
    Zitiere: "Die Rangfolge der Sieger ergibt sich in den meisten Kategorien aus den aufaddierten Ergebnissen der Mediacontrol Verkaufscharts vom Februar eines Jahres, bis zum Januar des Folgejahres." Ist ein Komma zuviel, aber sonst wird's wohl stimmen.


    Ich habe nur ganz kurz reingeschaut, da hat gerade eine komisch mit dem Kopf wackelnde Moderatorin verkündet, dass José Carreras nie hohe Töne um ihrer selbst Willen ausgestellt habe. Das wusst' ich besser und hab umgeschaltet.


    Grüße,
    Micha

    Ich dachte beim threadtitel erst an Glenn Gould. Aber der hat zum Glück keine Opern gesungen.


    Dann fällt mir Renata Tebaldi ein, nicht gerade eine Verismo-Diva, die die wenigen Male, die sie es versucht hat, ganz ganz seltsam klang - als Tosca in einem Livemitschnitt klang ihr Schluchzen immer wie Lachen. Sehr verwirrend. Im Studio hat sie sich sehr zurückgehalten, um so irritierender war dieses.


    Meine Diven der außersanglichen Expression sind Magda Olivero und Martha Möld. Ich müsste aber noch mal kräftig nachhören, um einschlägige "Stellen" zu beschreiben.


    Grüße,
    Micha

    Auch das kannst du. Es gibt im www verschiedene freeware-Programme, mit denen du einen audiostream mitschneiden und auf deinem Computer speichern (und natürlich auch auf CD brennen) kannst. Ich benutze den "No23 Recorder", der zu kriegen ist auf "http://no23.de/no23web/". Man muss mit den Einstellungen erstmal ein bisschen rumexperimentieren, bei mir funktioniert er jetzt sehr gut.


    Grüße,
    Micha

    Hm. Fehenberger ist, glaube ich, immer fehlbesetzt, egal mit was... Aber manchmal muss man ihn halt in Kauf nehmen, denn Mödl als Ulrica muss ich hören!
    Und schwupps, wieder was auf dem Einkaufszettel.


    Peter, ist denn die Tonqualität erträglich?


    Grüße,
    Micha


    Filippo II.: Nicolai Ghiaurov - 4
    Don Carlo: Carlo Bergonzi - 4
    Eboli: Grace Bumbry - 4,5
    Elizabetta di Valois: Renata Tebaldi - 3,5
    Posa: Dietrich Fischer-Dieskau - 4
    Inquisitore: Martti Talvela - 5


    Covent Garden, Georg Solti - 4


    Gesamtwertung 29 / 7 = 4,1


    TQ 4,5 (Studio, 1965)



    Eine insgesamt solide Gesamtaufnahme ohne große "Ausreißer" nach oben oder unten.

    In die Reihe der klassischen Bearbeitungen bzw. Neuarrangements gehört Duke Ellingtons "Nutcracker Suite", die, wie ich gerade mit Entsetzen feststellte, nicht mehr zu kriegen ist (jedenfalls bei jpc und amazon nicht). Eine überaus charmante und witzige Platte, die mich als Tschaikowsky- und Ellington-Fan sehr begeistert.


    Grüße,
    Micha


    (gibt's in allen Preisklassen.... Meine sieht noch mal anders aus.)


    Filippo II.: Boris Christoff - 5
    Don Carlo: Mario Filippeschi - 4,5
    Posa: Tito Gobbi - 5
    Elizabetta di Valois: Antonietta Stella - 4
    Eboli: Elena Nicolai - 3
    Inquisitore: Giulio Neri - 5


    Gabriele Santini, Orchestra del Teatro dell'Opera,Roma - 4,5


    Gesamtwertung 4,4


    TQ 4 (Studioaufnahme von 1954)


    Christoff und Gobbi sind fantastisch und hätten noch eine höhere Note bekommen, wenn ich noch eine gehabt hätte...


    Filippo II.: Nicola Rossi-Lemeni - 4
    Don Carlo: Mirto Picchi - 4,5
    Elizabetta di Valois: Maria Caniglia - 5
    Eboli: Ebe Stignani - 4,5
    Posa: Paolo Silveri - 5
    Inquisitore: Giulio Neri - 5


    Fernando Previtali, Orchester der RAI Roma - 4


    Gesamtwertung: 4,6


    TQ: 4
    Radiokonzert, live 1951


    Eine hochinteressante Aufnahme mit zwei großen alten Damen: Maria Caniglia und Ebe Stignani, beide zum Zeitpunkt der Aufnahme Ende Vierzig, sehr gut bei Stimme und von höchster Intensität. Und zwei zu wenig bekannte Herren: der manchmal etwas zu robuste Mirto Picchi als Carlo und der wunderbare Bariton Paolo Silveri.


    Filippo II.: Nicolai Ghiaurov - 4
    Don Carlo: Franco Corelli - 4
    Elisabetta: Gundula Janowitz - 3
    Eboli: Shirley Verrett - 5
    Posa: Eberhard Waechter - 3
    Il Grande Inquisitore: Matti Talvela - 5


    Wiener Philharmoniker, Horst Stein - 3


    Gesamtwertung: 27 / 7 = 3,9


    TQ: 4 (live, 1970)


    Verrett ist hier überragend - noch besser, finde ich, als auf der Studioaufnahme mit Giulini im selben Jahr.


    (deutsch, fünfaktige Fassung)


    König Philipp: Josef Greindl - 5
    Don Carlo: Boris Greverus - 2
    Elisabeth: Irma Demuth - 3
    Eboli: Johanna Blatter - 2
    Posa: Dietrich Fischer-Dieskau - 4
    Großinquisitor: Josef Herrmann - 5


    Chor und Orchester der Städtischen Oper Berlin;
    Ferenc Fricsay - 4


    Gesamtwertung 25/7= 3,6


    TQ 3 (Rundfunkaufnahme von 1948 )


    Für die Szene zwischen dem König und dem Großinquisitor lohnt es sich, die paar Euro für die CDs auszugeben. Und für die fünf Bonus-Tracks: Josef Herrmann singt aus diversen Wagner-Opern und aus "Otello".

    Ich habe mir gerade noch mal den "Don Carlo" mit Bergonzi angehört. Es bleibt dabei - nicht einer meiner favorisierten Tenöre. Ich muss nicht immer Corellischen Machismo haben (Tuckerschen vielleicht aber doch), aber Bergonzi ist mir manchmal zu weich, zu wenig kernig. Abgesehen davon ist er, keine Frage, ein zuverlässiger und geschmackssicherer Tenor. Aber bisher hat er mich, in immerhin 12 Gesamtaufnahmen, nie sonderlich begeistert.
    Eines aber stört mich vor allem und erheblich bei ihm:

    Zitat

    Original von Christoph_Glaus
    Ein Markenzeichen ist auch das regionalbedingte sch statt s aus der Provinz wo er aufgewachsen ist.


    Ich habe das ehrlich gesagt bisher für einen Sprachfehler gehalten. Also jetzt mal wirklich, regional hin oder her, kann man sich sowas denn nicht abgewöhnen!? Ich höre mir doch auch keinen Wagner auf schwäbisch an! Martha Mödl zum Beispiel sprach in Interviews reinstes fränkisch, auf der Bühne aber war sie eine der am besten artikulierenden Sängerinnen überhaupt.


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von petemonova
    Das ist eine gute Wahl, denn vom 1. Violinkonzert habe ich schon drei Aufnahmen im Regal zu stehen.
    Vielleicht finde ich jetzt endlich den Schlüssel zum Werk, bis jetzt habe ich mich eher schwer getan damit.


    Das geht mir sehr ähnlich. Auch wenn es bei mir nur zwei Aufnahmen sind...


    Bin sehr gespannt, was sich daraus entwickelt! Jedenfalls ist schon mal klar, was ich morgen höre.


    Grüße,
    Micha

    Da habe ich mich übers Wochenende derart verrätselt, dass ich gar nicht mehr mitgekriegt habe, was hier so alles passiert ist. Und stehe staunend vor dem thread und denke: Boah, bist du groß geworden...


    Was ich noch dazu zu sagen hätte:
    Ich meinte meinen Rekurs auf AC/DC und Bruckner durchaus ernst, vielleicht (wenn auch nicht mit Bruckner) ähnlich wie maticus und, wenn ich richtig gelesen habe, auch einige andere.

    Zitat

    Original von maticus
    ich finde, dass Heavy Metal und Hard Rock in gewisser Hinsicht klassischer Musik nicht unähnlich ist. Ich hatte in meiner Jugend mal eine Heavy Metal Phase.


    Als ich Bruckner für mich entdeckte, spürte ich eine ähnliche Energie wie Jahre zuvor (eben in der "Heavy Metal Phase") bei AC/DC: so was wie eine auf der Stelle tretende Intensität - im Gegensatz zum nach vorne treibenden Groove, wie ich ihn bei John Coltrane oder Charlie Parker und in der Klassik vor allem bei Beethoven (insbesondere die Sinfonien 2 und 4, auch so einige Klaviersonaten) empfinde. (In einem anderen thread wurde in den letzten Tagen Beethovens Musik als "kriegerisch" apostrophiert - dass empfinde ich überhaupt gar nicht. Ich habe nicht mal eine Ahnung davon, was damit gemeint sein könnte...)


    Grüße,
    Micha

    La vita ... che importa? ...
    È il racconto d'un povero idiota;
    Vento e suono che nulla dinota!


    Das Leben ... was soll's? -
    Nichts als das Gelalle eines armen Irren:
    ein Furz, ein Geräusch, das niemand bemerkt.


    (Macbeth)

    Dann machen wir doch mal eben die Diskographie komplett; viel ist es nicht mehr:


    genannt wurden schon die beiden Salome-Aufnahmen (1949 und 1952),
    der "Ballo" von 1949 und die "Aida" von 1950, beide bei "Walhall" wiederveröffentlicht,
    und "La Rondine" (auch bei Cantus zu haben).


    Fehlt noch: zweimal als Donna Anna in "Don Giovanni":

    1951 unter Fritz Reiner, mit Paolo Silveri und Regina Resnik



    und der Furtwänglersche , 1950 live in Salzburg, mit Gobbi in der Titelrolle, Schwarzkopf als Elvira, Greindl als Commendatore, Dermota als Ottavio, Seefried als Zerlina.


    Bei Naxos gibt es offenbar doch wieder

    "Die Fledermaus" auf englisch in der herrlichen Übertragung von Howard Dietz und Garson Kanin, die stellenweise erheblich witziger ist als das Original. Die Studioaufnahme mit dem Metropolitan Opera Orchestra unter Ormandy wurde 1951 gemacht. Die Besetzung ist wunderbar und unerwartet: neben Welitsch als Rosalinde sind Lily Pons als Adele, Richard Tucker (gut, ich bin in diesem Forum der einzige der ihn mag, schon gemerkt...) als Alfred und der immer unterschätzte Charles Kullman(n) als Eisenstein zu hören.


    Unbedingt haben sollte man:

    "The Complete Columbia Recordings", u.a. mit einer Studio-Aufnahme der Schlussszene der Salome wieder unter Fritz Reiner, die klanglich natürlich erheblich besser ist als die Live-Aufnahmen, mit der Kirchen-Szene aus dem ersten Tosca-Akt (Tucker als Cavaradossi) und "Vissi d'Arte", und allerlei Liedern, u.a., wie ich finde unpassenderweise, die Rückert-Lieder von Mahler - denn "der Welt abhanden gekommen" war diese Sängerin wahrhaftig nicht...


    Und noch schnell die kleineren Rollen, ohne Bild:
    - Chrysosthemis in "Elektra" unter Thomas Beecham, 1947 live in London, mit Erna Schlüter und Elisabeth Höngen. Wiederveröffentlicht bei Cantus.
    - Marianne im Karajanschen Rosenkavalier von 1956.
    - Duchesse de Krackenthorp (Sprechrolle) in "La Fille du Regiment", live 1972 an der MET unter Bonynge (ratet die Marie...).
    - Bozena in der Verfilmung der "Gräfin Mariza" 1973.


    Das war's. (Oder, Harald?).


    Norbert Ernst Benkes schöner Welitsch-Biografie von 1994 liegt eine CD bei, die unter anderem Ausschnitte aus Radioübertragungen bringt, und zwar aus:
    Tosca, Wiener Staatsoper, 1949, mit Helge Rosvaenge, Dir: Josef Krips.
    Der Troubadour, Wiener Staatsoper 1951, mit Rosvaenge und unter Mario Rossi.
    Beide Aufnahmen befinden sich in Privatbesitz von Gottfried Cervenka, der, soviel Google mir Nicht-Wiener verrät, ein nicht ganz unwichtiges Tonträgergeschäft in der Operngasse führen soll. (Ihr lieben Wiener Taminos, könnt ihr nicht mal nachhorchen, ob er sie nicht in voller Länge rausrückt...?)


    Zum Schluss noch mein Lieblingszitat von der Welitsch:
    "Ich bin kein deutsches Bauernmädchen - ich bin eine sinnliche Bulgarin!"
    soll sie gesagt haben, als man ihr die Senta anbot...


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von Barbirolli
    Dieser gebremste Schaum aber, diese gewollte "sophistication" und Anbiederung an ein klunker-rasselndes Publikum


    Hm. Das ist aber ein etwas undifferenziertes Argument, dass man auf den gesamten "Cool Jazz", also auch auf die von Dir gelobten Gil-Evans-Arrangements, anwenden könnte, wenn man wollte (ich will nicht). Klingt ein bisschen nach "Wenn's nicht fetzt, ist es kein Jazz." Behrendt hat das als den ewigen Widerstreit zwischen "hip" und "cool", dionysisch und apollinisch im Jazz beschrieben, aber na ja...


    Grüße,
    Micha

    Achim hat schon Uri Caine erwähnt, der inzwischen rund ein Dutzend CDs veröffentlich hat, die sich klassischen Komponisten oder Werken widmen. Caine ist ein wunderbarer Pianist und ein äußerst versierter Arrangeur, und seine CDs snd immer wieder überraschend.


    Ich stelle mal nur drei vor, die ich kenne:

    "Wagner e Venezia" sind Arrangements von beliebten Instrumentalstücken (also die üblichen Ouvertüren, der Liebestod und der Walkürenritt) des großen Richie für Salonorchester mit Streichern, Akkordeon und Klavier. Allerdings nicht irgendein Salonorchester, sondern eines aus großartigen Jazzern, die hingebungsvoll und sehr ernsthaft spielen. Live aufgenommen in Venedig.


    Dann die Diabelli-Variationen:

    Caine hat die Diabelli-Variationen für Klavier und Orchester arrangiert und mit Improvisationen ergänzt und mit dem Concerto Köln eingespielt. Eine absolut ernstzunehmende Auseinandersetzung mit dem Werk.


    Das sind zwei Platten, die in einer Tradition des Arrangierens beliebter Werke stehen, die der klassischen Zeit selbst auch nicht fremd war...


    Ein bisschen wilder wird's hier:

    The Goldberg Variations: zwei CDs, vollgepackt mit Variationen auf die Variationen, in allen gestalten. An vielen ist Caine selbst beteiligt, zu einigen hat er befreundete Künstler angeregt. Jede Variation ist anders besetzt. Das "Kettwiger Bach Ensemble" ist ebenso vertreten wie "DJ Logic", es gibt Variationen für Altblockflöte, Laute und Violine und solche für klassisches Jazzquartett.


    Dann habe ich noch zwei Mahler-Platten von Caine:
    und


    Die müsste ich aber erst noch mal hören, um was dazu sagen zu können.


    Ich finde die Caine-Aufnahmen allesamt äußerst inspirierend und vielseitig. Respektlosigkeit könnte ihnen, glaube ich, auch ein hartnäckiger Purist nicht vorwerfen. Denn hier geht es um erheblich mehr als nur darum, beliebte Melodien zu benutzen. Wobei ich letzteres auch nicht verwerflich finde, vor allem, wenn es so geschieht wie bei den Interpreten, die bisher genannt wurden.


    Grüße,
    Micha



    P.S.: Ich hatte letztens erst überlegt, einen eigenen Caine-thread zu eröffnen. Nun passt es hier auch prima hin. Anderes von Caine muss ich mir bald mal besorgen: Die "Otello"-CD und die zur Dichterliebe, zum Beispiel. Lauter Lieblingswerke, auf die Caines Bearbeitungen einen noch mal ganz neuen Blick versprechen.

    Ich schließe mich euren Farbenspielen an...
    Noch bunter könnt' ich nur werden, wenn einer von euch noch einen unveröffentlichten Welitsch-Mitschnitt hätte. Da gab's Radioübertragungen von Tosca und Trovatore, so viel weiß ich.


    Viele Grüße,
    der Micha


    Das hab ich jetzt nicht verstanden: Norbert Bolz kommt, als Peter Herbolzheimer verkleidet, in einem Buch von Volker Kriegel vor?!

    Kennt ihr die?

    Lange nicht mehr gehört; ich erinnere mich an schlechte Tonqualität, ein äußerst knalliges Dirigat von Stokowski (dessen einzige Opernaufnahme dies wohl ist, außer einer 'Carmen' von 1946) und eine recht anrührende Liu von Anna Moffo. Corelli ist Corelli, und Nilson ist Nilson, auch auf dieser Aufnahme, dazu gibt's weiter nichts zu sagen (außer dass Calaf die Rolle ist, in der ich Corelli noch am Liebsten höre. In anderen find ich ihn erheblich problematischer).


    Grüße,
    Micha