Beiträge von Michael M.

    Istenem! Und ich hatte befürchtet, dass wir hier ganz alleine bleiben. Schön, dass ihr alle da seid!


    Zitat

    Original von Walter Krause
    Meine Frau möchte immer, daß ich ihr die gröbsten Hungarismen abtrainiere.


    Meine eigentlich nicht. Sie ist da ziemlich stur und rechnet, glaube ich, eher damit, dass irgendwann einmal alle Deutschen ihre sprachlichen Eigenarten übernehmen, die sie für überaus logisch und einleuchtend hält. Zum Beispiel weigert sie sich konstant, reflexive Verben reflexiv zu benutzen: Wenn die Sonne scheint, freut sie, und wenn sie etwas nicht vergessen will, versucht sie es zu merken. Reflexiv ist redundant, braucht kein Mensch. Irgendwann steht's so im Duden...


    Ich habe ihr nur inzwischen verboten, auf deutsch mit den Kindern zu schimpfen, denn das geht immer nach hinten los. Auf ein scharfes "Geh sofort in deinem Zimmer!", reagiert der Große nur noch lässig mit "Wat denn - spazieren?", und schon ist es wieder aus mit der Autorität.


    Aber ich sollte langsam aufhören. Ich habe ihr nämlich den Link zu diesem thread gegeben; allzu sehr sollte ich also nicht aus der Schule plaudern...


    Grüße,
    Micha

    Das Mysterium der Socken, die paarweise in die Waschmaschine wandern und einsam einzeln wieder herauskommen, kennen wir alle. In Ungarn ist die Sache noch etwas komplizierter: dort findet man nach dem Waschgang halbe Socken vor.


    Im Wörterbuch scheint die Sache noch ganz harmlos zu sein: „zokni“ bedeutet Socke, „egy“ bedeutet „ein“, „egy zokni“ also eine Socke. Oder? Stimmt nicht: „egy zokni“ ist ein Sockenpaar, wie auch „egy kesztyü“ ein Paar Handschuhe ist und „egy cipö“ ein Paar Schuhe. Wenn meine Gattin vom Beutezug durchs Einkaufszentrum zurückkehrt, ruft sie mir, ihrer ungarischen Sprachlogik entsprechend, strahlend entgegen: „Ich habe mir eine neue Schuhe gekauft!“, worauf ich, meiner deutschen Sprachlogik entsprechend, antworte: „Dann wirst du auf einem Bein hüpfen müssen!“ (Falls sie allerdings sagt „Ich habe mir zwei neue Schuhe gekauft!“ gebe ich die deutsche Sprachlogik ganz schnell auf, denn ich weiß, dass sie zwei Paar meint und ergreife schleunigst Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Ausgabenkontrolle.)


    Wie aber bezeichnet der Ungar das Einzelne vom Paar? Ganz einfach: eine einzelne Socke ist eine halbe Socke – „egy fél zokni“. Genauso ergeht es den Schuhen und Handschuhen – und manchmal sogar paarweise auftretenden Körperteilen: ein Bein ist zwar auch im Ungarischen im Prinzip ein Bein und nicht ein halbes Bein, wenn man aber betonen will, dass man, wie meine Frau nach dem Schuhkauf, auf nur einem Bein hüpft, dann sagt man: „fél lábon ugrálok“ – ich hüpfe auf einem halben Bein.


    Den Ausdruck „fél zokni“ haben wir übrigens in unserer deutsch-ungarischen Familie zur deutschen „Fehlsocke“ verballhornt. Wobei eben nicht die in der Waschmaschine verschwundene, also fehlende Socke die „Fehlsocke“ ist, sondern die vereinsamte überlebende.


    Grüße,
    Micha

    Ihr Lieben,


    mit Waldi Krauses Standardgruß beginne ich diesen neuen thread, denn mit ihm habe ich mich auch dazu verabredet, diesen zu bestücken (aber, bitte, nicht exklusiv! Ihr seid alle eingeladen dazu!). Waldi und mich eint ein seltsames Schicksal: wir sind beide mit einer Ungarin verheiratet (wenn auch nicht mit der gleichen) und leben seitdem in einer eigenartigen Parallelwelt: der Zweisprachei.


    Zweispracheien sind winzige, teilautonome Gebiete inmitten großer Sprachnationen – meist umfassen sie nur einen Hausstand. Sie sind kleine Horte fröhlicher sprachlicher Anarchie, in denen zweierlei grammatikalische Gesetzgebungen in friedlichem Streite mit- und durcheinander existieren und der Staats-, respektive Wortschatz aus zweierlei völlig unterschiedlichen Quellen sich speiset...


    Sprachthemen erfreuen sich hier ja großer Beliebtheit (ich erinnere an Fairys wundervollen „Aussterbende-Wörter“-thread), und so hoffe ich, dass Waldi und ich nicht alleine bleiben mit unseren deutsch-ungarischen Geschichten aus der Zweisprachei – die eine oder andere deutsch-französische, deutsch-norwegische, deutsch-russische oder deutsch-finnische Geschichte wird sich doch bestimmt auch hier einfinden! Ganz zu schweigen von all den Paarungen, von denen ich nichts weiß. Und Kommentare, Ergänzungen, Nachfragen und alles andere sind natürlich auch hier wie überall ausdrücklich erwünscht.


    Viel Spaß und viele Grüße,
    Micha

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    Original von Thomas Pape
    Hm, lieber Micha, da kann ich Dir in Ansermets offizieller Diskographie noch zwei weitere anbieten


    Ja, der ist ungefähr so häufig fremdgegangen wie der auf meinem Avatar...


    Zitat

    Original von Thomas Pape
    1992 hatte die DECCA eine Ansermet-Edition auf CD herausgebracht. Da waren der verfluchte Jäger und die "Eoliden" mit der Sinfonie in D und Berlioz' Ouvertüre zu Béatrice und Bénedict gekoppelt. Meinst Du diese CD?


    Die war's, in der Tat.

    Bei mir ebenfalls ein italienischer Pianist mit deutscher Klassik:



    ABM spielt Schubert, D 537. Nach viel Arrau und Pollini in den letzten Tagen musste ich mal wieder den herauskramen, der mein allererster Klaviergott war. Und ich bin aufs Neue fasziniert.


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von Liebestraum
    Wieso Konsequenzen?


    Weil es nach deiner Logik (gemäß dem, was du weiter oben gepostet hast) Verschleuderung von Steuergeldern ist, eine teure, aufwendige Produktion herzustellen, von der von vornherein klar ist, dass sie nur 5 bis 7 Aufführungen erleben wird, weil sich nicht mehr Menschen dafür interessieren.


    Jetzt wird's mir aber auch langsam zu blöd. Dir auch noch deine eigenen Argumente zu erläutern!


    M.

    Zum Thee eine alte DECCA-CD, deren Cover nirgends mehr aufzutreiben ist:
    Ernest Ansermet dirigiert das Orchestre de la Suisse Ronmande (welches wohl sonst); im Augenblick jagt César Francks "Chausseur maudit" durch die Wälder, es folgen "Les Eolides".


    Grüße
    Micha

    Zitat

    Original von Liebestraum
    Aufführungen vor halbleeren Häusern, egal ob Theater, Konzert oder Musiktheater ist nicht vertretbar. Schließlich sind es unsere Steuergelder die da vergeudet werden. Irgendwo und irgendwann hat eine Toleranz auch Grenzen. Will sagen: wenn es nicht gefällt - dann weg damit.


    Es wird Zeit, dass Regisseure, die so etwas verursachen, zur Kasse gebeten werden!


    Alle Veranstalter, ob Theater, Opernhäuser oder Konzerthäuser, die mit öffentlichen Geldern gefördert werden, müssen sehr genau über ihre Auslastungszahlen Rechenschaft ablegen. Mach Dir mal keine Sorgen darüber - diese Art von Kontrolle funktioniert, vielleicht sogar besser, als man sich manchmal wünschen würde. Ich finde es völlig verfehlt, in einem Kulturforum die Absetzung von Inszenierungen zu fordern, noch dazu mit dem Argument der Verschleuderung von Steuergeldern und indem man sich auf das gesunde Volksempfinden beruft!



    Zitat

    Original von Liebestraum
    Denn das Publikum bringt die gewaltigen Ausgaben für eine Inszenierung wieder rein oder eben nicht.


    Das tut es nicht! Niemals! Jedenfalls nicht in der Oper, in der Theater oder im Konzert. Die Finanzierung ausschließlich über die Eintrittsgelder funktioniert gerade mal bei Musicals, die über Jahre en suite gespielt werden, und bei Boulevardtheatern - bei letzteren mit einer Laufzeit von mindestens mehreren Monaten. Wenn du forderst, dass Musiktheater seine Ausgaben wieder einspielen soll, forderst du die Abschaffung des Musiktheaters.


    Grüße,
    Micha

    Den echten Brötz habe ich leider nie live erlebt. Brötz Filius (Meyers online-Lexikon bemerkt über ihn lapidar: "Als Sohn des Free Jazz-Saxophonisten Peter Brötzmann war Caspar Brötzmann schon als Kind intensiver Beschallung ausgesetzt.") habe ich mit seiner Band "Massaker" irgendwann Anfang der 90er in Moers gehört - vor dem Zelt sitzend. Ich bin sonst großen Lautstärken nicht abgeneigt, aber DAS war wirklich nur aus einiger Entfernung rezipierbar.


    Grüße,
    Micha

    Ihr Lieben,


    vier von den Zigeunerliedern hat übrigens Ljuba Welitsch aufgenommen, nämlich die Nummern 1, 2 4 und 7. Sie sind auf der "Complete Columbia Recordings"-Doppel-CD enthalten.



    Welitsch ist ja eigentlich nicht so die Liedersängerin, aber diese temperamentvollen Dinger liegen ihr ausgesprochen gut. Wenn sie mit ihrem weichkonsonantigen bulgarischen Akzent von der "Hochgetürmten Rimaflut" und ihrer Sehnsucht nach dem Geliebten singt, vergess ich alle osteuropäischen Unterschiede und nehm' ihr die ungarische Zigeunerin unbesehen ab...


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von GiselherHH


    Und schon heute ist der Ziegel angekommen. 70 CDs, 26 Gesamtaufnahmen, dazu einige Recitals, zum Gesamtpreis von 37 Euro (incl. Versand). Mal schauen, wie lange es dauert, bis La Divina mir zu den Ohren raushängt.


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von Walter Heggendorn
    Ich halte die Aufnahmen der Nielsen-Sinfonien und der Orchesterwerke von Hindemith mit dem San Francisco Orchester unter Blomstedt für referenzverdächtig:
    Mit Vehemenz (und sehr wohl angemessen leidenschaftlich) wird die Textur der sperrigen Musik offengelegt. Meines Erachtens stand das Frisco-Orchester unter dem bescheidenen Herbert (ohne „von“) vor 15 Jahren als an der Spitze des „Big Five“-Rankings.


    Ich stimme ebenfalls (angemessen leidenschaftlich) zu, zumindest was Nielsen betrifft - die Hindemith-Aufnahmen kenne ich nicht. Lobend erwähnen möchte ich außerdem Blomstedts Berwald-Aufnahmen, ebenfalls aus San Francisco. Ich habe Berwald durch diese Aufnahmen kennengelernt, und für den Erstkontakt mit einem Werk halte ich Blomstedt für den idealen Dirigenten (eigentlich, was das angeht, nur mit Szell zu vergleichen): wie Walter so schön geschrieben hat, macht er die Textur eines Werkes durchhörbar wie kaum ein anderer, ohne je ein bloßer Partiturenbuchstabierer zu sein. Blomstedt ist ein Dirigent, dem ich mich jederzeit bedenkenlos anvertrauen würde.


    Grüße,
    Micha

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    Original von operus
    Teure Inszenierungen, die nach wenigen Vorstellungen wegen anhaltender Publikumsproteste abgesetzt werden müssen, sind Verschleuderung von Steurgeldern und damit ein Skandal, für den Regisseur und der Verantwortliche des Opernhauses zur Rechenschaft gezogen werden müßten.


    Lieber operus,


    mit einer solchen pekuniären Argumentation gerät man ganz schnell auf ein Glatteis, auf dem man böse ins Rutschen kommen kann. Sie lässt sich beispielsweise ebenso gut gegen die Aufführung von Werken einwenden, die nicht zum vom Publikum mehrheitlich nachgefragten Standardrepertoire gehören. Und letztlich wissen wir alle: jede Opernaufführung ist nur als subventionierte möglich, jede Opernaufführung kostet mehr, als sie an der Abendkasse einbringen kann. Wenn wir anfangen, über "Verschleuderung von Steuergeldern" zu reden, spielen wir den Feinden der subventionierten Kultur in die Hände. Die werden in den letzten Jahren immer stärker. Im Musiktheater ist es noch nicht so sehr zu merken, aber im Museensektor beispielsweise ist die Situation teilweise schon jetzt prekär. Solche Argumente, finde ich, sollten wir uns lieber verkneifen, wenn uns die Kunst lieb ist.


    Inhaltlich stimme ich im übrigen ziemlich mit dir überein - auch ich setze die Grenze lieber zwischen intelligenten und dämlichen Inszenierungen, zwischen erhellend und langweilig, als zwischen "modern" und "konservativ". Nichts ist verstaubter und blöder als das sinnlose Nachahmen von Regietheater-Konventionen der letzten 30 oder 40 Jahre, nichts öder als der tausendste uninspirierte Abklatsch eines Anna-Viebrockschen Warteraumes oder Westwoodscher Punk-Rokoko-Kostüme, ohne dass ein eigener Gedanke dahintersteckt.


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von GiselherHH
    Ich stehe solchen Mammut-Boxen zwar ziemlich kritisch gegenüber (Wer will das denn alles hören?), aber alle Callas-Studioaufnahmen (Recitals und Operngesamtaufnahmen) auf 70 CDs für schlappe 30,00 Euro (!!!) ist auch für mich eine Versuchung, der ich nicht widerstehen kann.


    Da hast du aber sowas von Recht. Habe gleich bestellt; wie gut, dass gerade Monatsanfang ist... Danke für diesen Tipp!


    Grüße,
    Micha

    DR. ERIKA FUCHS! Jaaaa! Ein unerschöpflicher Quell von großartigen Zitaten.



    Oder auch:


    "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör."


    "Und lieg ich dereinst auf der Bahre
    so denkt an meine Guitarre
    und gebt sie mir mit in mein Grab."


    "Das beste Werkzeug ist ein Tand
    in eines tumben Toren Hand"


    Ich glaube, abgesehen von Loriot hat niemand den Zitatenschatz der deutschen Sprache im 20. Jh. so sehr bereichert wie sie.


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von audiamus
    Ein Credo, für das Dir ehrerbietig ein Sanctus gesungen sei!


    Gleich so viel Ehre! Nun ja:


    A questa tua preghiera
    »Amen« risponda la celeste schiera.


    Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von Christian B.
    Apropos: habe heute irgendwo gelesen, dass Brendel auf dem Festival noch einmal drei Konzerte geben soll?


    Lieber Christian,


    His Brendelness gibt zwei "Lectures" und einen "Workshop" in Mülheim, wobei der "Workshop" sicher nicht als Meisterkurs oder sowas zu verstehen ist. Konzertieren will er nicht mehr, selbst hier nicht... Danke für die Ermutigung betreffend Volodos und Barto; letztlich sind mir virtuose Blender ja doch lieber als virtuose Langweiler, also werde ich mir dafür wohl Karten besorgen.


    Ein Komplett-Abo gibt es nicht. Die ganze Veranstaltung zieht sich über siebzig Tage und gefühlte ebensoviele Städte hin. Wenn Du aber zu dem einen oder anderen Konzert anreisen möchtest, ist dir ein Schlafplatz bei mir sicher!


    Viele Grüße,
    Micha

    Zitat

    Original von Gurnemanz
    Interessieren würde mich beispielsweise dieses:



    Handelt es sich dabei um diese Box:


    ?
    Wenn ja, würdest Du sie empfehlen?


    Ähm - wenn ich sie kennte, empfähle ich sie bestimmt. Wenn Du sie zu diesem Preis (hast du mal auf Deinen Link geklickt?) kaufst, möchte ich gerne 'ne Kopie davon...


    Leider sind eben nicht mehr alle diese Testament-Wiederveröffentlichungen im Katalog. Aber doch noch einige, zum Beispiel:



    Große Klasse.




    Das g-moll Klavierquintett op. 75 vom Schosta. Trotz der großen Konkurrenz von Richter und dem Borodin-Quartett eine beachtliche Aufnahme.




    Das Erste Tschaikowsky-Quartett habe ich nie so großartig gehört!



    Und die hier ist überhaupt der Hammer:



    Dass man Schönberg SO spielen kann...


    Das sind die, die ich kenne. Keine davon kann ich nicht empfehlen.


    Grüße, Micha

    Es ist natürlich misslich, auf eine so fundierte Rezension zu antworten, ohne die Inszenierung selbst gesehen zu haben, trotzdem dreierlei:
    Erstens: danke!
    Zweitens: Eine Freundin, die in der Premiere war, berichtete mir gestern abend so ziemlich das Gleiche wie du hier: eine kitschige und uninteressante Regie, eine verpasste Chance. Schade bei so einem Werk.
    Drittens: Die WAZ bringt heute eine Rezension, die mal wieder - nichts, aber auch gar nichts aussagt. Der vor einem Jahr verstorbene WAZ-Opernrezensent Michael Stenger, dessen Stelle nicht wieder besetzt wurde, fehlt an allen Ecken und Enden. Die Rezensionen werden seitdem von den lokalen Kulturjournalisten geschrieben, von denen die wenigsten auch nur ansatzweise etwas von Musiktheater verstehen. Ich finde das skandalös. Umso wichtiger, dass es Premierenberichterstattungen im Tamino gibt.


    Grüße,
    Micha


    Das Hollywood String Quartet wurde 1939 von dem Geiger Felix Slatkin und seiner Frau, der Cellistin Eleanor Aller, gegründet. Die beiden (übrigens die Eltern des späteren Dirigenten Leonard Slatkin) verdienten ihr Geld als Studiomusiker in Hollywood, Aller als Erste Cellistin des Warner Bros. Studio Orchestra, Slatkin als Konzertmeister der Twentieth Century Fox Studios. In der Besetzung mit Paul C. Shure (2. Violine) und Alvin Dinkin (Viola) wurde das Quartett in seiner Glanzzeit zwischen 1955 und 1961 bekannt.


    Das Hollywood String Quartet wurde als erstes amerikanisches Quartett zum Edinburgh Festival eingeladen, wo es für seine Interpretation der späten Beethoven-Quartette gefeiert wurde. 1957 nahm es mit Frank Sinatra das Album „Close to you“ auf, 1958 erhielt es einen Grammy für die Aufnahme des Streichquartettes op. 130 von Beethoven. Offensichtlich funktionierte der Spagat zwischen Klassik und Pop.


    Ich mag das ungeheuer homogene Zusammenspiel dieses Quartettes, den üppigen, aber nie kitschigen Klang und die immer perfekte Intonation. Tatsächlich bilde ich mir ein, Aufnahmen dieses Quartettes schon am ersten Akkord heraushören zu können – die vier haben wirklich einen einzigartigen Sound geschaffen. Herbert Henn brachte es in einem anderen thread mal so auf den Punkt:


    Zitat

    „Hervorragendes Zusammenspiel,ideale Balance und wunderbarer Klang,der noch nicht duch übermäßige Manipulation verfremdet ist.Da hört man das Holz der Instrumente noch ohne "metallik".“


    In der Tat frage ich mich manchmal, ob meine Begeisterung für dieses Ensemble nicht auch der Aufnahmetechnik geschuldet ist. Ich empfinde jedenfalls die historischen Monoaufnahmen als geradezu angenehm im Vergleich mit modernen Streichquartettaufnahmen, bei denen der Stereoeffekt die Instrumente so weit auseinanderzerrt, dass ich kaum noch ein „Ensemble“ wahrnehme, und zusätzlich übermäßiger Hall die Kammermusik in Richtung Orchesterklang aufpeppt.


    Die Einspielungen des Hollywood-Quartetts sind auch unter Repertoireaspekten hochinteressant – die Amerikaner spielten eben nicht nur Beethoven und Schubert, sondern auch Prokofiev, Hindemith, Kodaly oder Dohnanyi. Die meisten ihrer Aufnahmen sind dankenswerterweise durch CD-Wiederveröffentlichungen auf dem Label „Testament“ erhältlich. Im Einzelnen sind das:


    TESTAMENT SBT 1031
    Schoenberg: Verklärte Nacht for string sextet, Op. 4
    Schubert: Quintet for 2 violins, viola & 2 cellos in C major, D. 956 (Op. posth. 163)


    TESTAMENT SBT 1052
    Prokofiev: String quartet No.2 in F major, Op.92 "Kabardinian"
    Hindemith: String Quartet No.2 in C major, Op.16
    Walton: String Quartet No. 2 in A minor


    TESTAMENT SBT 1053
    Ravel: Introduction and Allegro
    Debussy: Danse Sacree et Danse Profane
    Turina: La Oracion Del Torero
    Villa-Lobos: String Quartet No. 6
    Creston: String Quartet
    (with Ann Mason Stockton, harp; Arthur Gleghorn, flute: Mitchell Lurie, clarinet)


    TESTAMENT SBT 1061
    Tchaikovsky: String Quartet No. 1
    Borodin: String Quartet No. 2
    Glazunov: Five Novellettes for String Quartet


    TESTAMENT SBT 1072
    Kodaly: String Quartet, No 2, Op 10
    Smetana: String quartet, No 1 In E minor "From My Life"
    Dvorak: String Quartet No. 12 in F major ("American"), Op. 96


    TESTAMENT SBT 1077
    Shostakovich: Quintet for piano & strings in G Minor, Op 57
    Franck: Piano Quintet in F minor, M7
    (mit Victor Aller, Eleanors Bruder, am Klavier)


    TESTAMENT SBT 1081
    Wolf: Italian Serenade for string quartet in G major
    Von Dohnanyi: String Quartet No 3 in A minor, Op 33
    Schubert: String Quartet No. 14 in D minor ("Death and the Maiden"), D. 810


    TESTAMENT SBT 1085
    "The Legendary London Live Recordings"
    Haydn: Quartet for 2 violins, viola & cello No. 61 in D minor "Fifths"/"The Bell'/"The Donkey" Op. 76/2, H. 3/76
    Mozart: String Quartet No. 17 in B flat major ("Hunt"), K. 458
    Hummel: String Quartet, No 2 in G, Op 30/2


    TESTAMENT SBT 3063 (3 CD SET)
    Brahms: Piano Quintet No. 1, No. 2, No. 3
    Brahms: String Quartet No. 2
    Brahms: Piano Quintet
    (with Victor Aller, piano)


    TESTAMENT SBT 3082 (3 CD SET)
    Die späten Beethoven-Quartett, incl. Große Fuge


    Grüße,
    Micha