Beiträge von Johannes Roehl

    Es war m.E. ein Vorteil, dass in früheren Zeiten die antiken Stoffe die Schule dominierten. Bei Römern gegen Karthager, Griechen gegen Perser, Athen gegen Sparta, Octavian gegen Brutus usw. hat heute wirklich niemand mehr ein Pferd im Rennen. Da kann man wesentlich nüchterner etwas über Macht, Realpolitik, Propaganda etc. lernen als etwa bei den napoleonischen Kriegen, selbst wenn die schon gut 200 Jahre her sind (weil es eben die Nationen von damals noch gibt) oder gar bei den großen Konflikten des 20. Jhds.

    Ich habe in den 1980ern vermutlich in Latein (mein Griechischlehrer war zu schöngeistig, da gabs keine Politik) mehr Grundlegendes über solche Dinge gelernt als in Geschichte, obwohl ich auch eher zynisch-realpolitisch eingestellte Geschichtslehrer hatte.

    Bei vielen heutigen Kommentatoren und Politikern hat man den Eindruck, dass sie nicht nur nie Geschichte gelernt, sondern nichtmal so was wie "Risiko" oder "Civilization" auf dem Brett oder am Computer gespielt haben... ;)

    Unser Establishment hätte vermutlich kein Problem mit einer heutigen kurdischen (oder je nach Couleur vielleicht auch katalanischen, ukrainischen, tibetischen, etc.) Variante von "Leier und Schwert". Wenn man die Propaganda plausiblerweise als Unterstützung des Freheitskampfs einer unterdrückten Gruppe verstehen kann, kann es dafür sogar westliche Literaturpreise o.ä. Förderung geben.


    Da Deutschland im Verlauf des 19. Jhds. zu einer streitbaren Macht wurde, die ihrerseits Kriege angezettelt hat und dabei natürlich propagandistisch geschickt die Poesie der Befreiungskriege, oder andere lang zurückliegende Konflikte ("Prinz Eugen, der edle Ritter", "Fridericus Rex") nutzte, hat man heute anscheinend vergessen, dass viele Deutsche zu Körners Zeiten eben in einer ähnlichen Situation waren wie heute bspw. die Kurden. (Bitte die Analogien nicht überbewerten, es geht nur darum, auf der eher schwächeren Seite in einer kriegerischen Auseinandersetzung zu sein, oder keine autonome Selbstverwaltung, kein eigenes Land zu haben.)


    D.h. Kriege darf man verherrlichen, wenn es die "richtigen" sind, nämlich der Befreiung von Unterdrückten dienen (Befreien Sie alle Länder von den blauen Armeen!), während die falschen Freiheitskämpfer natürlich Terroristen sind. Dagegen ist auch wenig zu sagen, nur sollte man es halt offen zugeben, statt so zu tun, als ob man neutrale Fakten feststellt. Für Beispiele muss man nur die Zeitungen der letzten 15 Monate lesen. Oder die Kommentare zu anderen "gerechten Kriegen" der letzten gut 30 Jahre, zB im mittleren Osten.

    Schaue für Empfehlungen evtl. in Threads zu Haydn in anderen Unterforen oder in die Liste der Sinfonien.


    Wie gesagt, wäre für mich die preiswerte und vollständige Lösung Fischer (Brilliant).


    Alternativ ein paar Kern-Empfehlungen aus meinen fast 30 Jahren Haydn-Sinfonien sammeln. Die "Londoner" lasse ich absichtlich weg, da gibt es so viel, da kann man reinhören, was einem am besten gefällt


    92+91 Jacobs (Harmonia mundi)

    88-92 Rattle (EMI)

    82-87 "Pariser": Harnoncourt, Bernstein,... (vermutlich noch reichhaltigere Diskographie als etliche der "Londoner")


    80, 22, 63 Orpheus Chamber Orchestra (DG)

    73-75, 76-78 Goodman (Hyperion)

    60, 70, 90 Rattle (EMI)

    73, 69, 59, 53, 31, 30 Harnoncourt (Teldec, 2 einzelne CDs, weiß nicht mehr genau wie die Kombination war)


    "Sturm & Drang"-Sinfonien (ca. 17 stück mit bekannten wie 44, 45, 49... Pinnock (box DG Archiv)


    6-8, "Tageszeiten" Harnoncourt (Teldec), Freiburger Barockorchester (harmonia mundi)

    Bzgl. der Naxos-Haydn-Sinfonien hat Rheingold den wesentlichen Punkt gemacht; es ist halt überhaupt nicht aus einer Hand, sondern aus recht unterschiedlichen Quellen. Für eine günstige Box würde ich Fischer/Brilliant (ursprgl. Nimbus) empfehlen. Die ist auch nicht ganz einheitlich, da die älteren Aufnahmen (es zog sich auch über 15 Jahre hin) klanglich und interpretatorisch schwächer sind, aber wenn ich mal irgendwas vergleiche, bin ich gerade bei weniger bekannten Stücken von Fischer meistens positiv überrascht.

    Ansonsten kann man heute dank Streaming auch mehr "Mut zur Lücke" zeigen. Ich habe vor etwa 20 Jahren gerne den Fischer gekauft, als er komplett und günstig rauskam, nachdem ich vorher mehrere Jahre lang vermutlich mehr als die Hälfte der Werke "zusammengestoppelt" hatte, u.a. auch mit einigen Naxos-CDs.


    Eine größere Qual der Wahl hat man bei Haydn eigentlich nur bei den Pariser und Londoner Sinfonien, vielleicht noch wenigen Einzelwerken, die in vielen hochklassigen Einspielungen vorliegen.

    Bisher war das Frühjahr so nasskalt, dass sich meine Outdoor-Aktivität weitgehend auf Spaziergehen/Walken beschränkte...


    Weder diese Scheibe noch die Mozart-Quartette haben das Alban-Berg-Quartett mit Beethoven aus dem Feld schlagen können, aber bei Levine fällt mir diese hier ein, die ich neulich mal mitbestellt habe, weil jemand sie so gelobt hat, obwohl ich diese Suiten meistens etwas "zu kurz" (die gesamten Ballette aber zu lang :)) finde. Tschaikowsky mit den Wiener Philharmonikern, auch klanglich sehr gut:


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    Die erste Sinfonie ist anders, die entstand, als Weill Student bei Busoni war, lange vor den bekannten Bühnenwerken und hat im Ggs zur Nr. 2 mit dem Ton der Kleinen Dreigroschenmusik oder den 7 Todsünden nicht allzuviel zu tun. Auch das Konzert zeigt m.E., dass Weill unter anderen Umständen (weniger Erfolg mit der Theatermusik) einen ganz anderen Weg, nämlich als "ernsthafter" Komponist, vielleicht ähnlich wie Hartmann, hätte einschlagen können.

    Der dritte Teil beginnt mit den Worten "Aus Rosenwolken bricht, geweckt durch süßen Klang, der Morgen jung und schön." Er enthält bibelfremde Texte des Librettisten Lidley. Der Sündenfall wird ausgeklammert. Ein paradiesischer Zustand wird beschrieben. Eine optimistische Grundstimmung herrscht.


    Sind es die positiv gestimmte Konstruktion, die von Konflikten frei ist und eine Wohlfühlstimmung verbreitet und die zu einer negativen Einschätzung des Oratoriums führen? Ist zuviel Harmonie enthalten? Wird die Welt durch eine rosarote Brille gesehen?

    Es IST ja VOR dem Sündenfall, oder? :) Insofern wäre es völlig korrekt, eine paradiesische Stimmung einzufangen.

    Wohl eher eine Frage der Nuancen, ob man den Fall ausklammert, da jeder seinerzeitige Zuhörer mit der Geschichte vertraut war. (Das ist wohl ein Unterschied zu den "Predigten" bei Bach (oder in Jennens Messiah-libretto), in der immer Bögen über die gesamte Heilsgeschichte geschlagen werden müssen. Andererseits enden selbst die weltlicheren "Jahreszeiten" mit einem Ausblick auf den jüngsten Tag, also den "7. Tag und Sabbat" der Weltgeschichte.


    Es kann allerdings schon auch sein, dass Haydns Oratorium durchaus den seinerzeitigen eher deistischen, optimistischen rationalistischen Zeitgeist ansprach, der nicht an den Sündenfall glaubte, und an die diesseitige Verbesserung der Welt (die ja nicht verboten ist im Christentum). Wobei freilich ein irgendwie gearteter historisch-gesellschaftlicher "Sündenfall" auch in einer Rousseauschen Idee impliziert wird. Denn wenn der ursprüngliche edle Wilde frei und glücklich war, muss ja irgendeine Entwicklung zur repressiven Gesellschaft, die Unfreiheit erzeugt, geführt haben.

    Es stehen die CD-Inhalte drin mit einer Möglichkeit, Aufnahmeort und -datum zu finden ...Dann gibt es einen vierseitigen Artikel von Tully Potter (Vielleicht die Schwester von Harry? ;) ) zu Mozarts Streichquartetten in drei Sprachen. Es finden sich kleine Absätze zu Mozarts frühen Quartetten: "Natürlich heißt das nicht, dass Mozarts frühere Quartette unbedeutend sind. Sie enthalten viel liebliche, von seinen Italienreisen beeinflusste Musik ..."


    Tatsächlich spielen die Italiener diese Musik absolut überzeugend. Sie steht voll auf dem Niveau hervorragender Streichquartette der Zeit, soweit ich sie von Boccherini et. al. kenne. Das sind also Meisterwerke, wenn sie natürlich auch den Vergleich mit den Haydn-Quartetten Mozarts notwendigerweise nicht bestehen :)


    Ich hätte ein paar Informationen zu den Umständen der Aufnahme (die liegt ja mittlerweile > 50 Jahre zurück) und den Kritiken der damaligen Zeit erwartet....

    Ich glaube es gibt fast nichts zur damaligen Rezeption. Solches Schrifttum steckte selbst bei Beethovens frühen Werken um 1800 noch in den Kinderschuhen, bspw. zu Beethovens 1. Sinfonie sind zeitnahe Quellen sehr überschaubar.

    Das Beiheft meiner älteren Ausgabe ist aber deutlich ausführlicher, wenn auch nur zu den Werken. Drei unterschiedliche Texte (D, E, F) im Umfang von ca. 8 bis 18 zweispaltigen Seiten. Nichts außerordentliches, aber auch nicht unterdurchschnittlich.

    Ich mag das dritte Klavierkonzert lieber als das 6. SQ... Bartok hatte ja (auch) äußerliche Gründe (Auftrag für Boston beim CfO, Stück für die Frau im 3. KK) gegen Ende seines Lebens (und er wusste ja, dass er schwer krank war) etwas gefälliger zu komponieren. Unter anderen Umständen, also mit einem gesünderen, länger lebenden Bartok, wäre vielleicht auch ein wieder ganz anderes 4. Klavierkonzert herausgekommen. (Es gibt ja auch noch zwei frühe konzertante Klavierwerke, Rhapsodie und Scherzo.)


    Bei Beethoven fehlen späte Konzerte wohl auch wg. der Taubheit, vermutlich aber auch weil die Form irgendwie "erschöpft" war (denn Czerny oder Ries hätten die ja spielen können). Selbst wenn mich die Mystifizierung der letzten Klaviersonate stört (denn Beethoven schrieb danach für Klavier noch die Diabelli-Variationen und Bagatellen), kann ich doch gut verstehen, dass man sie als explizit "letztes Werk" auffasst. Beethoven selbst hat sich damals so in etwa geäußert, dass er nur noch "große" Werke (und da war für ihn anscheinend Streichquartett die Grenze nach "unten") schreiben wolle.

    Wenn es hier nur um Tschaikowski's Sinfonien geht... ich muss sagen, sie sind bisher nicht besonders in meine Aufmerksamkeit gerückt. Da ist bei mir eher Mozart und Beethoven verteten.

    Mit den letzten drei möchte ich mich demnächst noch einmal näher befassen.


    Aber ansonsten: Tschaikowski "ausser Mode"?

    Ich weiss nicht, ob man das jemals wird behaupten können. Das b-Moll Klavierkonzert - ein absolutes Meisterwerk. Die bis heute konkurrenzlose Aufnahme - sag ich mal ganz provokativ - von van Cliburn wurde über 1 Million mal verkauft, und dieses Klavierkonzert ist das bis heute am meisten aufgenommene.

    Tschaikowsky ist ein Fall von "winner takes it all" INNERHALB des Oeuvres eines Komponisten. So etwas wie die Dominanz des 1. Klavierkonzerts ggü dem zweiten (und den beiden kürzeren/fragmentarischen Werken) gibt es sonst fast nur noch bei Bruchs Violinkonzerten (ja es sind drei, nicht eins und noch weitere konzertante Stücke).

    Das mag man bedauern, aber es besagt halt nicht nur, dass bspw. die dritte Sinfonie oder das 2. Klavierkonzert stark im Schatten stehen, sondern auch, dass das b-moll-Konzert oder die 5. u. 6. Sinfonie zu den bekanntesten Klassikwerken überhaupt gehören.

    Auf Empfehlung des Taminos Johannes Roehl . Dieses Emsemble fehlte mir noch ;)



    Allerdings "Collector's Edition" und das Booklet enthält eigentlich nichts... Man hätte ja ein bisschen zum Quartetto Italiona schreiben können und ein wenig Kontext um die Aufnahmen herum ... Was soll's, am Ende zählt die Musik!

    Hätteste halt wie ich für unter 10 gebraucht eine ältere Ausgabe (1998) kaufen sollen, die hat ein recht solides Booklet (wobei von den ersten 13 aber nicht alle besprochen werden). Wobei Gebrauchtkauf bei diesen Papphüllen auch nicht immer ideal ist; bei meinem Exemplar spielten zwar alle CDs, aber sie hatten Spuren, was ich auf diese Hüllen schiebe. Beethoven mit dem Alban-Berg-Quartett in einer ähnlichen Ausgabe war dagegen makellos. Es gibt aus der Beckschen Reihe ein (allerdings recht formales und trockenes) Büchlein von Marius Flothuis zu den Streichquartetten.


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    Die weiße Philips (Decca) box ist die "frühere" (also erste komplette) Aufnahme Brendels (vorher hatte er nur einzelne Konzerte bei unterschiedlichen Labels eingespielt), die spätere ist mit Mackerras.

    Marriner finde ich halt etwas "neutral" (habe sie allerdings nicht komplett, 9 oder 10 der bekanntesten Konzerte auf zwei Duos). Nie schlecht, aber eben nicht vergleichbar mit Szell, Schneider, Vegh oder auch Barenboim.


    Das English Chamber Orchestra der Barenboim-Aufnahmen um 1970 klingt nicht klein. Mich würde nicht wundern, wenn das oft etwa gleich viele Musiker wie bei der späteren Berliner Aufnahme gewesen wären.

    Von der Handlung ausgehend ist Max als "halbe Portion" vielleicht gar nicht so schlecht getroffen... :)


    Den Film habe ich vor Jahren mal auf DVD gesehen. Naja. Die junge Schweizerin als Ännchen ist herausragend und passt perfekt sowohl darstellerisch als auch stimmlich. Den Rest habe ich eher als durchwachsen in Erinnerung.

    Mozart, "Dissonanzen"-Quartett KV 465, Quartetto Italiano, davor Haydn, op.76/4 (Eder Q.), davor KV 464.


    Danach bin ich mit der Mozart-Quartettbox durch. Immer noch eine starke Empfehlung für alle Quartette, da das ABQ ja nur die "späten" 10 aufgenommen hat. Alternativ die Box mit dem Hagen-Quartett/DG, modernere Aufnahmen (und ein paar Füller: Divertimenti, Fugen, Nachtmusik), aber vielleicht nicht ganz der Klassikerstatus des QI (in m.E. gutem Analogsound, aufg. 1966-73). Zwar kenne ich vom Amadeus-Q. nur einige Stücke, aber das QI ist m.E. vorzuziehen, ausgeglichener, besserer Klang.

    Ich hatte die LaSalle-Aufnahme u.a. auf dem Zettel, weil jemand behauptet hat, die CDs der DG-Aufnahme der Brahms-Quartette seien, besonders im B-Dur-Quartett zu bassschwach (angeblich im Ggs. zur LP) und diese SWR-Aufnahme sei diesbezüglich besser. Ist mir zwar so nie aufgefallen und ich habe sie auch nicht direkt verglichen, aber schaden kann es nichts. Und der Haydn ist eh eine Rarität. Leider wurden im Studio mit dem LaSalle Qt. ja nur die späten Beethoven-Quartette (und op.14, IIRC) umgesetzt, nichts von Haydn und Mozart, und von Schubert nur das Quintett, und die zwei Mendelssohn-Quartette habe ich noch nie auf CD gesehen.

    Haydn, Sinfonie #104, aus der Rosbauf/SWR box; die spätere Aufnahme von 1962. Eine 10 Jahre ältere ist auch noch drin, die DG-Aufnahme dürfte zeitlich dazwischen liegen, die älteste habe ich noch nicht gehört, aber die Unterschiede zu der altbekannten DG scheinen mir gering. Aber der Nutzen der Rosbaud-Box liegt natürlich in den zahlreichen vorher nicht erhältlichen Stücken.

    Beethoven: Streichquartette, Alban Berg Quartett (EMI, 1978-83)


    Als ich vor etwa 35 Jahren als Teenager begann, Klassik zu hören, war dieses Ensemble vielleicht das berühmteste Quartett der Welt. Zu meinem 18. Geburtstag 1990 wollte ich mir eine Gesamtaufnahme der Beethovenquartette zulegen. Besagte Aufnahme hätte etwa 300 DM gekostet, praktisch kaum günstiger asl 9-10 einzeln gekaufte CDs. Glücklicherweise gab es die etwas neuere DG-Einspielung des Melos-Quartetts zum 25jährigen Bestehen des Ensembles quasi zum halben Preis, 150 DM. Da fiel die Entscheidung sehr leicht. Ich weiß noch, wie die Verkäuferin in dem kleinen Geschäft durchaus überrascht war, dass ein Jungspund so etwas kauft, sie fragte mich tatsächlich, ob ich selber Quartett spielen würde, was ich leider verneinen musste.

    Jedenfalls hat u.a. der damals hohe Preis über 30 Jahre lang verhindert, dass ich die ABQ Beethoven-Aufnahmen gehört habe (ihr Schubert-Quintett mit Schiff und die Mozart- und Brahms-Aufnahmen aus den 1970ern waren allerdings meine ersten CDs dieser Musik).


    Nun wollte ich eigentlich nur eine einzelne CD mit op.127 kaufen, sah dann aber die Box (nun auf 7 CDs kompakter verpackt) "gebraucht wie neu" für einen Zehner und konnte nicht widerstehen.

    Das hat sich wirklich gelohnt; es sind größtenteils hervorragende Aufnahmen. Die Einschränkung (außer ein paar fehlenden Wdh.) ist m.E. nur, dass der "Hochdruck"-Zugang des ABQ am besten zu den "mittleren" Quartetten passt. Starke Kontraste, eher "kräftiger Pinselstrich", schnelle Sätze schnell bis sehr schnell (die Kopfsätze von op.59/1 und 95 gehören zu den schnellsten, die ich gehört habe), langsame Sätze eher etwas langsamer (sehr schön bsp. in 59,1+2, dem Harfenquartett und op.127); es sind eher keine "intimen" Lesarten.

    Das gefällt mir bei den frühen meistens auch sehr gut, aber manche fänden es vielleicht etwas zu schwergewichtig und dramatisch. Bei späten treffen sie m.E. die Seltsamkeit und Fremdartigkeit mancher Sätze nicht so gut. Am besten scheinen mir hier die dramatischen und leidenschaftlichen Sätze, bspw. Ecksätze des a-moll, Finale des cis-moll, getroffen, wohingegen der "Dankgesang" etwas "diesseitig" gerät.


    Insgesamt aber ein Set, das den Status als "Klassiker" der letzten Jahrzehnte in jedem Falle verdient. Da es seit Jahren in diversen günstigen Boxen erhältlich ist, eine starke Empfehlung, egal ob als erste oder zehnte Einspielung der Werke.

    Ich dachte, die LaSalle seien Mitschnitte aus Schwetzingen wie die CDs des Melos (die hatte ich vor Jahren schonmal gekauft) und Tokyo Quartetts (die hatte ich kurz erwogen, aber dagegen entschieden) aus der Reihe; das stimmt aber nicht, es sind Studio-Aufnahmen des SWF/SWR.

    Ich hatte diese Schubert-Doppel-CD im Warenkorb, habe mich dann aber dagegen entschieden. Ich habe schon eine Handvoll Schubert-Sinfonien-CDs auf dem Stapel der evtl. auszusortierenden, da kann ich nicht noch mehr nachlegen. (Zumal meine allgemeine Anschaffungsreduktion seit einiger Zeit schwächelt und ich nicht genug Platz habe...)

    Meine Bestellung ist heute schon angekommen; es waren zwei, die ich schon länger auf dem Zettel hatte, Rosbauds Haydn und Rundfunkaufnahmen des LaSalle Qt.


    jpc hat einiges aus dem SWR Archiv günstig, sowohl einzelne Mitschnitte der Schwetzinger Festspiele u.ä. live (Quartett, Klavier, Vokalrecitals) als auch aus der Hans Rosbaud gewidmeten Boxenreihe. Bei letzterer allerdings nicht alle und zu unterschiedlichen Preisen (teils regulär, scheint mir). Einfach unterhalb der CD auf "SWR Aktion" klicken.


    Beethoven: Streichquartette, Alban Berg Quartett (EMI, 1978-83)


    Als ich vor etwa 35 Jahren als Teenager begann, Klassik zu hören, war dieses Ensemble vielleicht das berühmteste Quartett der Welt. Zu meinem 18. Geburtstag 1990 wollte ich mir eine Gesamtaufnahme der Beethovenquartette zulegen. Besagte Aufnahme hätte etwa 300 DM gekostet, praktisch kaum günstiger asl 9-10 einzeln gekaufte CDs. Glücklicherweise gab es die etwas neuere DG-Einspielung des Melos-Quartetts zum 25jährigen Bestehen des Ensembles quasi zum halben Preis, 150 DM. Da fiel die Entscheidung sehr leicht. Ich weiß noch, wie die Verkäuferin in dem kleinen Geschäft durchaus überrascht war, dass ein Jungspund so etwas kauft, sie fragte mich tatsächlich, ob ich selber Quartett spielen würde, was ich leider verneinen musste.

    Jedenfalls hat u.a. der damals hohe Preis über 30 Jahre lang verhindert, dass ich die ABQ Beethoven-Aufnahmen gehört habe (ihr Schubert-Quintett mit Schiff und die Mozart- und Brahms-Aufnahmen aus den 1970ern waren allerdings meine ersten CDs dieser Musik).


    Nun wollte ich eigentlich nur eine einzelne CD mit op.127 kaufen, sah dann aber die Box (nun auf 7 CDs kompakter verpackt) "gebraucht wie neu" für einen Zehner und konnte nicht widerstehen.

    Das hat sich wirklich gelohnt; es sind größtenteils hervorragende Aufnahmen (habe alles gehört bis auch op.130/133). Die Einschränkung (außer ein paar fehlenden Wdh.) ist m.E. nur, dass der "Hochdruck"-Zugang des ABQ am besten zu den "mittleren" Quartetten passt. Starke Kontraste, eher "kräftiger Pinselstrich", schnelle Sätze schnell bis sehr schnell (die Kopfsätze von op.59/1 und 95 gehören zu den schnellsten, die ich gehört habe), langsame Sätze eher etwas langsamer (sehr schön bsp. in 59,1+2, dem Harfenquartett und op.127); es sind eher keine "intimen" Lesarten.

    Das gefällt mir bei den frühen meistens auch sehr gut, aber manche fänden es vielleicht etwas zu schwergewichtig und dramatisch. Bei späten treffen sie m.E. die Seltsamkeit und Fremdartigkeit mancher Sätze nicht so gut. Am besten scheinen mir hier die dramatischen und leidenschaftlichen Sätze, bspw. Ecksätze des a-moll, Finale des cis-moll, getroffen, wohingegen der "Dankgesang" etwas "diesseitig" gerät.


    Insgesamt aber ein Set, das den Status als "Klassiker" der letzten Jahrzehnte in jedem Falle verdient. Da es seit Jahren in diversen günstigen Boxen erhältlich ist, eine starke Empfehlung, egal ob als erste oder zehnte Einspielung der Werke.

    Die 8. ist quasi ein gigantischer "Witz", zugleich noch eine klassische, aber beinahe schon eine neoklassizistische Sinfonie. Zwar finden sich in Beethovens Klavier- und Kammermusikwerk auch ein paar Stücke, die beinahe auf jedes Pathos verzichten, aber die 8. ist ein Extremfall, sie treibt alles auf die Spitze (was dann doch wieder "typisch Beethoven" ist).

    Kein langsamer Satz, dafür ein Menuett, das zwischen rhythmischer Verwirrung und Parodie auf ein "altmodisches" Menuett oszilliert. Ein angesichts der Gesamtlänge übergewichtiges Finale, in der der polternde Humor mitunter in den tobenden Wahnwitz zu rutschen scheint (und solche Passagen gibt es auch in der Durchführung des Kopfsatzes).

    Es ist auf seine Art ein extremes Werk, das sicher schon damals Erwartungen enttäuscht hat.

    Die 4. besitzt immerhin den normalen Umfang einer Sinfonie und einen gewichtigen langsamen Satz; klar, sie steht etwas im Schatten der Nachbarn, aber sie passt gut zu anderen eher lyrischen Werken aus derselben Zeit (Violinkonzert, 4. Klavierkonzert etc.).

    Den 3. Satz der 4. mag ich auch nicht besonders. Ich finde die Idee aber brillant, einen positiven scherzo-marsch-satz dorthin zu setzen und dann das tragische Finale folgen zu lassen. Es ist halt nur ein so starker Kontrast, dass der Satz für mich fast aus dem Rahmen der Sinfonie rausfällt bzw. wie ein Fremdkörper wirkt.

    Auch in der 3. mag ich den 3. Satz, vielleicht den berühmtesten orchestralen Brahms-Satz (u.a. wg. des Films "Aimez-vous Brahms?") nicht besonders, weil er dieses melancholisch-herbstliche Klischee fast schon übertrieben erfüllt. Das Finale ist aber ein großer Favorit und das gesamte Werk jedenfalls sehr "rund".

    Vermutlich würde ich, anders als oben, 2 eher hinter 3 setzen, ich glaube, ich höre 2 am seltensten. Da schätze ich aber auch alle Sätze ungefähr gleich. Obwohl ich die beiden letzten Sätze sehr mag, finde ich den stark klassizistischen Abschluss nach den beiden ersten Sätzen etwas mau.


    Die erste war, s.o., die erste, die ich kennenlernte und ich finde sie auch immer noch mitreißend. Sie hat allerdings das dramaturgische Problem, dass das Drama des Kopfsatzes eigentlich dort schon am Ende aufgelöst wird, dann die zwei eher leichten Mittelsätze folgen, und, um einen dramatischen Umschwung und Triumph im Finale zu haben, muss dann zuerst wieder die Einleitung die düstere Atmosphäre des Kopfsatzes heraufbeschwören, was eigentlich keinen Sinn ergibt, wenn man die Sinfonie insgesamt als eine "dramatische Geschichte" versteht.

    Schade dass Svjatoslav Richter zu früh gestorben ist, um sich im Tamino-Klassikforum über die richtigen Tempi bei Schubert zu informieren. Er hätte dann zweifellos auf seine falschen verzichtet.

    Ich glaube nicht, dass irgendein Dirigent bspw. die Große C-Dur Sinfonie auch nur annähernd so langsam dirigiert hat, wie Richter u.a. in seiner Nachfolge einige Sonatensätze spielen. Das hat schon auch was mit den konkreten Stücken zu tun. Die Sonatensätze, die ultralangsam gespielt werden, hauptsächlich die jeweils ersten von D 894 und 960 sind ja auch ziemlich anders als der Kopfsatz der Sinfonie.