Ich bevorzuge "HIP" bis zur Wiener Klassik, dann eher moderne Instrumente. Ich könnte aber mit etlichen mir bekannten "Prä-HIP"-Aufnahmen mit modernen Instrumenten ziemlich gut leben, zB Leppards Bach-Konzerte und -suiten. (Manches geht aber sehr schlecht, zB moderne Flöte + ahistorischem Cembalo)
Und Bachs "Clavierwerke" bevorzuge ich meistens auf dem modernen Klavier, andere Barockmusik eher auf dem Cembalo; Clavichord klingt für mich auf Aufnahmen meistens furchtbar, sehr schön dagegen (manchmal) Virginal oder Lautenclavier.
Das "Hammerklavier" des späten 18. u. frühen 19. Jhds. ist m.E. ein problematisches Instrument, das eher für Solo- und Kammermusik geeignet ist. Ich habe Aufnahmen von Mozarts Klavierquartetten o.ä. gehört, wo man den Eindruck hat, der Pianist muss permanent "voll reinhauen", aber es kommt nicht mehr als mf und ganze drei Streicher drohen das Tasteninstrument (das hauptsächlich wegen des perkussiven und "scharfen" Klangs durchdringt) untergehen zu lassen. (Dagegen scheint mir eine Legende, dass bei Kammermusik der Klassik auf modernen Instrumenten das Klavier alles "erschlägt"; ich habe nicht genügend Konzerte mit alten Instrumenten gehört, aber mit modernen und das war nie der Fall.) Die eher kammermusikalischen Mozart-Konzerte gehen zur Not, aber die "groß" besetzten wie die Mollkonzerte, KV 467, 482, 503 eher nicht mehr.
(Auf CD habe ich dennoch alle Mozartkonzerte, die wesentliche Kammermusik mit Klavier von Mozart, Haydn, Beethoven, teils auch von Schubert u.a. Komponisten des frühen 19. Jhds. in Aufnahmen mit histor. Instrumenten, da ich den Zugang a) interessant finde und b) mir viele davon eher *trotz" als wegen des histor. Tasteninstruments sehr gut gefallen.
M.E. spricht auch die relativ zügige Entwicklung des Hammerklaviers zwischen ca. 1780 u. 1830 (wohingegen Cembali von 1650 problemlos für 100 Jahre spätere Musik einsetzbar sind) dafür, dass die Musiker eben gerade nicht mit den vorhandenen Instrumenten "vollauf zufrieden" waren. Und soweit ich sehe, ging diese Entwicklung praktisch immer in eine Richtung: lauter, tragfähiger und gleichmäßiger (dynamisch und klangfarblich) in den Registern, eben bis zum modernen Konzertflügel. Damit will ich natürlich nicht bestreiten, dass es manche klanglichen Möglichkeiten gab, die bei späteren Instrumenten so nicht mehr möglich waren (für Details kenne ich mich zu schlecht mit Klavierspielen und -technik aus), aber die historische Entwicklung zeigt eben, dass das letztlich den o.g. Vorzügen untergeordnet wurde.
Bei Streichern ist es mir ziemlich egal (außer bei so etwas wie Gamben-Consort, das es fast nur "HIP" gibt) bei (Holz)bläsern kommt es drauf an. Hier sind für mich die besonderen Klangfarben oft ein Bonus. Das Argument der historischen Weiterentwicklung gilt hier allerdings fast genauso. Ebenfalls waren den Musikern und Instrumentenbauern anscheinend Intonationssicherheit, chromatische Spielbarkeit, Gleichmäßigkeit etc. wichtiger als angeblich besondere Klangcharakteristika, die minimiert wurden oder verschwanden (wobei besonders Klarinette und Fagott, aber auch andere Bläser, auch in der heutigen Form noch klanglich distinkte "Register" besitzen). Mit der viel leichteren Spielbarkeit muss man sich als Hörer ja nicht rumschlagen...