Beiträge von Johannes Roehl

    94 und 104 sehe ich gar nicht als so leicht und es sind, vielleicht zusammen mit 99, wohl die schnellsten & scherzoartigsten Menuette in Haydn-Sinfonien.

    Ebenso wie bei Beethoven muss man berücksichtigen, dass ein (Quasi)Scherzo etwa doppelt so schnell wie ein Menuett ist, daher die gleiche Anzahl an Takten/Seiten nur halb so lange dauert.

    Das Eroica-Scherzo kommt einem höchstens kurz vor, weil der Rest der Sinfonie so lang ist. ;)

    In Beethovens 1+2, die ja auch verglichen mit anderen etwa gleichzeitigen Werken eher "leicht" & vorsichtig innovativ sind, vermute ich, dass Beethoven es nicht gleich übertreiben wollte, da überhaupt ein Scherzo statt Menuett schon eine Neuerung war.

    In der Klavier- und Kammermusik hat es beim frühen Beethoven schon relativ lange Menuette/Scherzi, zB in der Klaviersonate op.7.

    Die längsten Menuette (ohne welche mit 2 oder mehr Trios) in bekannteren Werken der Klassik sind in Mozarts KV 387 und Haydns Sinfonie 101. Aber es wäre in der klassischen (und auch romantischen) Ästhetik verfehlt, wenn das Menuett/Scherzo die anderen Sätze in den Schatten stellen würde. Wenn so etwas der Fall ist, haben die anderen Sätze m.E. Schwächen ;)


    Ähnlich ging es mir mit den Rokokovariationen von Tschaikowski. Hier war mein Zugang jedoch ein anderer. Mein Vater war ein großer Fan von Tschaikowskis Musik. Ich erbte einige CDs von ihm, inklusive aller Sinfonien, Konzerte, Ballettmusik und einiges mehr. Ab und zu höre ich mir einer der Scheiben an, bestätige mein Urteil über Tschaikowski und lege die CD wieder ins Regal. Ein Stück das ich aber regelmäßig höre sind die Rokokovariationen für kleines Orchester und Cello. Ich finde dieses Werk extrem gelungen und es zeigt, dass man nicht unbedingt einen großen Orchesterapparat braucht um tolle Musik zu machen. Ein geniales Werk von einem Komponisten mit dem ich sonst nicht viel anfangen kann.

    Die Rokokovariationen sind das erste Stück, was mir für den umgekehrten Fall einfällt. Zwar mag ich auch einiges andere von Tschaikovsky nicht besonders, aber die Rokokovariationen sind ein Horror, den ich mir nicht freiwillig anhöre. Die Mozartiana-Suite fand ich mal charmant, aber inzwischen auch unerträglich.

    Mir fallen tatsächlich fast nur umgekehrte Fälle ein ;)


    Aber viellecht: Rachmaninoff: Paganini-Rhapsodie & Sinfonische Tänze.

    Ein anderes tolles Stück von einen Komponisten den ich sonst nicht so mag ist das Weihnachtskonzert von Corelli. Ich lernte das Werk in meiner Schulzeit kennen, als wir es im Schulorchester spielten. Es hat mir damals sofort gefallen und tut das jetzt auch noch. Vor einiger Zeit kaufte ich mir eine Doppel CD mit Corellis op 6 Konzerten, jedoch ausser dem Weihnachtskonzert, gefiel mir nichts davon. Auch andere Stücke von ihm ließen mich eher kalt.

    Zwar klingt das "Weihnachtskonzert" für mich stilistisch sehr ähnlich zu den anderen Concerti in op.6, aber das "fetzigste" Stück (viell. das einzig fetzige, vgl. mit zB Vivaldi ist Corelli eher "arkadisch ausgeglichen") sind die Folia-Variationen = Violinsonate op.5 Nr. 12, oft auch in Anthologien einzeln zu finden.

    Mich wundert etwas, dass in der Rezeption das Finale als solch ein Stolperstein herausgestellt wird, während in der 5. Sinfonie ein ziemlich ähnliches Finale (sowohl vom Satztyp als auch im Rahmen einer "tragisch"/düster beginnenden Sinfonie) anscheinend weitgehend akzeptiert wird. Nun gibt es in der 5. zwar den Zusammenhang, das der im 2. Satz "gescheiterte" Choral im Finale, das sonst eher heiter-komödiantisch daherkommt, triumphal wiederkehrt. Aber der Umschlag von den tragischen Sätzen 1+2 zu extrem langem Scherzo, Adagietto und Finale ist nicht unmittelbar dramatisch-poetisch einleuchtend.


    Die 7. hat dagegen die vage Idee "Nacht", von der Sätze 1-4 unterschiedliche Aspekte beleuchten ;), und dann folgt quasi der Sonnenaufgang/Tag. Selbst ohne Nietzsches Zarathustra etc. zu bemühen, kommt mir das zumindest nicht weniger schlüssig als bei der 5. vor.


    Am Gesamtwerk könnte man freilich kritisieren, dass die Sinfonie der 5. zu ähnlich ist.

    5, 6, 7 scheinen enger zusammenzuhängen und während die 6. als Tragische ein deutliches und eigenständiges Narrativ hat, kann man die 7. entweder als positive Variante der 6. (dafür spricht vielleicht die teils parallele Entstehung) oder als "Neuauflage" der 5. sehen (von der Gesamtform vielleicht naheliegender, s.o.).

    In der DDR wurden mehrere geistliche & royalistische Werke Händels mit neuen Texten versehen, u.a. eine "Friedensode" (glaube die Geburtstagsode "Eternal source of light divine" mit dem berühmten Trompete + Alt Anfang, evtl. auch ein Pastiche mehrerer Werke?), aber ich weiß nicht genau, ob dieses Te Deum auch dabei war.

    Die Archiv-Aufnahme hat ein fast unschlagbares Cover und ist auch sonst sehr gut; ich habe, glaube ich noch eine weitere etwas neuere mit Fasolis/ARTS.

    Ich habe allerdings 100e CDs aus dicken Doppelboxen schon umgepackt, wenn das möglich ist. Geht schlecht bei zu dicken Booklets, aber oft schon, oder das Heft ist eh extra, oder ich packe auch mal 2 2er in eine 4erbox, die dann Platz für 2 Beihefte hat usw. Manchmal muss ich daher ein bißchen suchen, weil etwas anderso reingepackt wurde.

    Alte Musik vor Monteverdi 1 m

    Monteverdi bis Bach 3 m

    Bach 2,8 m

    Händel 2 m

    nach Händel bis Haydn 1,2 m

    Haydn 2,6 m

    Mozart 3 m

    weitere Klassik vor Beethoven 1 m

    Beethoven 3,5 m

    Frühromantik außer Schubert 1 m

    Schubert 1,5 m

    Mendelssohn, Schumann, Chopin u.a. Romantik bis Brahms 4 m

    Brahms 1,2 m

    Spätromantik bis Sibelius 4,5 m

    Klass. Moderne + Moderne 7 m

    Boxen (meist künstlerbezogen), die sich schlecht einordnen lassen 3-4 m

    Nichtklassik 1,4 m


    Natürlich teils fehlerbehaftet & beinflusst von der Verpackung. Haydn sieht wenig aus, aber vgl. mit zB Mozart oder Händel sind da weniger dicke Opernklötze und einige kompakte Boxen mit vielen CDs auf wenig Raum dabei.

    Op.33 ist ja gut 10 Jahre älter als op.71 und als "Neustart" fast 10 Jahre nach op.20 allein dadurch etwas besonders, was auf zB op.64 oder 71 so nicht zutrifft.

    Sie haben auch wirklich etliche besondere Eigenschaften, die Kürze, der weitgehend humorvolle, scheinbar "leichte" Charakter, dabei aber hohe motivische Dichte & Raffinesse in den Kopfsätzen. Einige Finalsätze sind im Rückblick vielleicht ein bißchen zu "leicht", aber Rondos & Variationen als Finale waren eine der Neuerungen (im Rahmen von Haydns Werk) dieser Sammlung.


    Das C-Dur-Quartett ist mein Favorit und ich halte es für eines der bedeutendsten Haydn-Quartette, den Kopfsatz für außerordentlich und einflussreich.


    Danach folgen 2 Werke, die ich früher nicht besonders mochte und die ein wenig zu leicht erschienen, meine Favoriten geworden, nämlich 5+6. Absolut brillante und witzige Kopfsätze, originelle langsame Sätze in Moll und in #6 ein faszinierendes Dur-Moll-Finale. Nur die Variationen in #5 sind ein bißchen zu leicht, zumal die in sonst spritzigen Interpretationen m.E. oft von Beginn an zu schnell gespielt werden.

    Die Musette will ich am liebsten mit Oboen hören. Hier und bei ähnlichen pastoralen Stücken passt es einfach perfekt.

    Selbst Corellis op.6, die man heute als Streicherkonzerte par excellence sieht wurde anscheinend mit vielfacher zusätzlicher Bläserdopplung aufgeführt, es gibt wohl auch eine Aufnahme davon.


    bzgl. op.3 habe ich eine klare Präferenz für Oboe (nicht Flöte) im 3. Konzert und für eine Rekonstruktion des 6. D-Dur-Konzerts statt der publizierten Kombination mit dem unpassenden Orgelkonzertsatz d-moll. Da ich Goodman's nicht kenne, sind meine Favoriten, die diese Bedingungen erfüllen, Lamon/Tafelmusik und Hogwood.

    Gleichzeitig Sommer, Urlaub, Olympische Spiele bieten vielleicht nicht die besten Voraussetzungen für einen eher speziellen Thread...

    Eine "ungestaltete", "schattenhafte" langsame Variante des späteren Themas wie in 90 oder 98 ist eine einfache, aber wirkungsvolle Gestaltung, die auch im 19. Jhd. aufgenommen wurde, zB Schumanns 4.

    Haydn könnte Mozarts Quintett gekannt haben, aber ihm wäre natürlich auch zuzutrauen, die Idee selber gehabt zu haben. Mag sogar sein, dass man bei Boccherini schon vorher ähnliches findet.

    Eine der ungewöhnlichsten Einleitung, die gar nicht dem "Tusch", der für Ruhe sorgt oder der geheimnisvollen Vorahnung entspricht, ist die der #94 mit einer fast schon romantischen lyrischen Melodik.

    Zunächst einen herzlichen Dank von mir an Alfred für die tolle Auswahl eines großartigen Musikstücks!

    Ich habe einen speziellen persönlichen Bezug zur Chorfantasie, den ich hier nicht weiter breittreten möchte. Auf jeden Fall spricht mich dieses vielleicht etwas merkwürdig erscheinende Amalgam aus Klaviersonate, Klavierkonzert und Kantate überaus an.

    So einen Teaser kannst Du nicht bringen. Breittreten muss ja nicht sein, aber mitgespielt, mitgesungen? wenigstens knapp sagen, wo der Bezug liegt.

    Zitat

    ChKöhn hat sehr treffend darauf hingewiesen, dass dieses Amalgam alles andere als formlos ist, sondern dass letztlich ein Variationensatz das zentrale konstitutive Element dieser "Fantasie" bildet.


    [...]


    Eine Frage, die mich interessiert, ist die von Dr. Holger Kaletha angesprochene subjektive Wahrnehmung einer gewissen relativen Formlosigkeit im Vergleich z. B. zu Beethovens Klaviersonaten. M. E. liegt dies (i) an der ungewöhnlichen Großform des Stücks (Klavier solo - Klavier mit Orchester - Kantate mit Klavier und Orchester) sowie (ii) am improvisatorischen Charakter der Klavier-Einleitung. Dem steht jedoch die etablierte und gut identifzierbare Form des Variationensatzes entgegen.

    Da das Stück sui generis ist, gab es keine naheliegende Bezeichnung und Fantasie finde ich wegen des Beginns und der ingesamt freieren Form nicht abwegig. Fantasie deckte sehr viel ab, von Stücken, die schwer in ein Schema passen wie Beethovens op.77 oder Mozarts c-moll-Fantasie zu Schuberts Wandererfantasie, die im Grunde eine 4sätzige Sonate ohne Pausen ist. Und die Ähnlichkeiten zu den Finalsätzen der 3. und 9. Sinfonie sind auch kaum zu verkennen, wobei hier eben eine relativ lange "Einleitung" und das konzertante Element dazu kommen. Vor dem Wiederhören hatte ich das Werk tatsächlich als stärker "zusammengeschustert" im Hinterkopf, aber die Kontraste und Steigerungen der Variationen scheinen mir ziemlich planvoll. Dass das immer noch eher locker verglichen mit der 5. Sinfonie oder Appassionata o.ä., ist klar. Für ein Stück seiner Art ist es klar organisiert, aber es ist eben kein Stück einer allzu streng organisierten Art.


    Die Melodie ist übrigens ein penetranter Ohrwurm, den ich seit zwei Tagen habe; dass man die nicht klar als solche wahrnimmt, finde ich kaum zu glauben.

    Mich wundert tatsächlich, dass es relativ viele Einspielungen gibt, weil es durch den Chorpart ein weit aufwendigeres Stück ist als ein Klavierkonzert, obwohl sonst kürzer und die Chorpartie kurz und wohl nicht schwierig.

    Ich besitze nicht viele Einspielungen des Stücks und sie waren alle typischerweise irgendwo mit dabei. Die o.g. in der grünen Beethovenbox muss ich mal raussuchen, die habe ich vermutlich noch nie gehört. Dann Aimard/Harnoncourt (Füller für op.56), Serkin/Bernstein, Katchen/Gamba.


    Auf die Melodie kann man übrigend, wenn man bei Elysiuhum etwas schummelt, sonst die Freudenode ziemlich gut singen...


    Ja, der Becher-Text ist besser, aber die Hürde ist nicht besonders hoch... :D Weiß jemand, was für ein russischer Text in der Richter-Aufnahme gesungen wird?

    Naja, diese "Hörprotokolle" sind zwar mal ganz interessant, aber diesmal war die Kombination von überheblichem Qualitätsurteil, inklusive Schulnote, und offensichtlichem Nichtwahrnehmen der einfachsten Merkmale des Stücks (Variationen über das Liedthema) so frappierend, dass es bei jemandem über 14 nicht mehr nur lustig ist.

    Wenn man ein Stück, das weitgehend auf einer der einfachsten Formen (Variationen) überhaupt basiert, dazu über ein sangliches, sehr einprägsames Thema, die dazu noch als einfachste Umspielungen/Instrumentierungswechsel (Beethoven's guide to the orchestra?) fast schon didaktisch beginnen, als "Chaos wie üblich bei Beethoven und in der 12tonmusik" charakterisiert, hat man entweder nicht zugehört oder man hört so schlecht zu, dass außer unfreiwilliger Komik wenig aus dem Hörprotokoll herauskommen kann. Oder man will provozieren.



    Man kann übrigens mit etwas Mühe bei "Elysiuhum" Schillers Freudenode sonst ganz gut auf die "Schmeichelnd hold"-Melodie singen.

    Auch wenn man heute kaum versteht, warum einem Programm aus der 5. und 6. Sinfonie, dem 4. Klavierkonzert und 3? Stücken aus der C-Dur-Messe noch ein Abschlussstück von knapp 20 min hinzugefügt werden sollte, war das die Intention des Stück, ein krönender Abschluss mit allen beteiligten Kräften jener "Akademie" im Dezember 1808, vielleicht dem berühmtesten Konzert der Musikgeschichte... Natürlich ist es ein Kuriosum, aber ich weiß nicht, ob es damals, zur Zeit bunt gemischter Konzerte, die fast immer Sinfonien, Konzerte, Arien oder andere Vokalstücke, Improvisation oder wie hier sogar Chorwerke, enthielten, als solches aufgefallen ist.


    Das Stück ist natürlich überhaupt nicht chaotisch, sondern planvoll abwechslungreich (in vergleichsweise leicht erfassbare Weise).

    Nach der einleitenden Klavier-Fantasie, die Beethoven damals improvisiert hat (übrigens durchaus ähnlich wie entsprechende Abschnitte barocker Fantasien/Toccaten), gibt es zuerst noch einen weiteren einleitenden Abschnitt, schneller und marschartig, immer noch c-moll, wonach Bläser signalartig den Beginn des späteren Themas ankündigen.

    Dann wird das eigentliche Thema des Stücks, also die Melodie, worauf später der Chor singt, vom Klavier vorgestellt und sofort zunächst eher einfachen Variationen unterworfen, die unterschiedliche Instrumente hervortreten lassen: Soloflöte, dann 2 Oboen, dann Klar+Fag. dann ein Solostreichquartett, dann das volle Orchester.

    Alles nahe Umspielungen der volkstümlichen Melodie, sehr gut nachvollziehbar. Die danach mehrfache wiederholte Schlussphrase (Triller & punktiertes Motiv im Klavier mit "Antwort" vom Orchester) spielt später beim Chorteil nochmal eine Rolle.


    Diesem Abschnitt folgt die erste stark kontrastierende Variation, nun wieder im c-moll des Anfang, schnelleres Tempo & fast ein bißchen ungarischer? Tonfall, auch freierer & ausführlichere Verarbeitung als bei den einfachen ersten paar Variationen.

    Dann wieder Takt/Tempo/Tonartwechsel nach A-Dur, Adagio, 6/8, also deutlich langsamer, beinahe feierlich in Klar.+Fag, dazu Klavierfigurationen im hohen Register (wie sie im 4. Klavierkonzert. s.o. auch häufig auftreten). Schließlich wieder eine schnelle marschartige Variation, in der das Thema wieder leichter zu erkennen ist. (F-Dur, Variationen in wechselnden Tonarten sind eher selten, aber Beethoven hatte das in op.34 (F-ru über eine eigenes Thema) schonmal auf die Spitze getrieben) Der martialisch-triumphalen Ausbruch verklingt im ppp, als ob sich die Truppe entfernen würde, ein beinahe nachdenklicher Abschnitt des Klavier führt zum c-moll des Anfangs und auch zu dem einleitenden Marschmotiv zurück, wie eine Reprise, um nun den letzten Abschnitt (C-Dur) mit Gesang vorzubereiten, zuerst mit Solostimmen und Klavier, dann die 2. Strophe mit Chor und Orchester und dann folgt wieder die o.g. Schlussphrase, wobei nun der Chor dem Klavier antwortet. Codacharakter, Tempobeschleunigung (erinnert mich hier etwas an die Beschleunigung im Rondo der Waldsteinsonate) führt zu der von Ulli erwähnten Stelle mit der harmonischen Besonderheit auf "und Kraft" ähnlich zu "vor Gott" in der 9.) Diese Coda ähnelt entsprechenden Stellen der 9., dem Fidelio-Schlusschor, oder auch dem Schluss der Zauberflöte, 1. Akt.

    Vgl. auch den Text "Wenn sich Lieb und Kraft vermählen, lohnt dem Menschen Göttergunst" mit Zauberflöte, Schlusschor 1. Akt:

    "Wenn Tugend und Gerechtigkeit

    der Großen Pfad mit Rum bestreut,

    dann ist die Erd ein Himmelreich

    und Sterbliche den Göttern gleich"


    Die 9. Sinfonie war ja noch in weiter Ferne. Aber Parallelen sehe ich zum Eroica-Finale. Auch dort gibt es zuerst einige einfache umspielende Variationen (allerdings mit dem Bassthema), dann immer freiere, stark kontrastierende Abschnitte. Ebenso wie dort ist auch hier außerordentlich, was Beethoven aus einem schlicht-volkstümlichen Thema an Poesie (zB der Adagio A-Dur-Abschnitt) und Kontrasten herausholen kann und mit welcher Kunst die Übergänge gestaltet sind. Beethoven ist einfach ein sehr guter Komponist ^^, auch in scheinbaren Gelegenheitswerken.

    Es ist ein kurioses, aber auch ein brillantes und faszinierendes Stück, das ich lange nicht und selten mit der gebührenden Aufmerksamkeit gehört habe.

    Kästner hat doch nur 3 oder 4 Erwachsenenbücher geschrieben, oder? Fabian, Die verschwundene Miniatur, Der kleine Grenzverkehr (zu den Salzburger Festspielen), Drei Männer im Schnee (Filmdrehbuch). Evtlt. noch ein paar Drehbücher. Das erste Buch, das ich als Kind gelesen habe, war "Emil & die Detektive", mein Lieblingsbuch als Kind war dann "Das fliegende Klassenzimmer". Tatsächlich habe ich Die verschwundene Miniatur auch schon mit 11 oder so gelesen, weil die in der Leihbücherei bei den Jugendbüchern sortiert war.

    4 ist mein Favorit, wegen der Variationen und weil ich das Finale überzeugender finde als die Fugen.


    2 beinahe gleichauf mit der genialen Verknüpfung der Mittelsätze und dem "strahlenden" Kopfsatz (jemand meinte mal, allein wegen dessen Anfang sei der Beiname (der natürlich von dem Titelblatt kommt) gerechtfertigt.


    3 ist mir inzwischen ein bißchen zu unruhig; ein Werk, das ich mehr schätze als liebe


    Der Rest ist ungefähr gleichauf, mit leichtem Vorteil für das 5 f-moll, vielleicht das konventionellste, das ich jedoch wegen der Einheitlichkeit schätze. Außerdem finde ich, dass die "archaische Fuge" hier am besten passt, während ich ich mir für das A-Dur (dessen Kopfsatz ich sehr mag) ein "leichteres" Finale besser vorstellen könnte. Das Es-Dur hat einen sehr besonderen langsamen Satz und auch sonst schöne Details (ein ähnlich gewichtiges Menuett wie #5), die Ecksätze wiederum noch recht nahe am "Standard" von op.9/17. Wobei das witzige Finale wieder ein "moderner" Satz ist (aber das trifft auch schon auf etliche in op.9/17 zu).

    Wenn die Chance nur 50-50 wäre, wäre der Elfmeter eine eher milde Sanktion. Daher gibt es ja bei den heftigen Sachen zusätzlich noch rot (wie Notbremse vor beinahe sicherem Tor), sonst wären Notbremsen viel zu verlockend.

    Der Titel "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" ist nämlich auch bizarr. Der Tormann kann beim Elfmeter nur gewinnen, weil normalerweise der Schütze das Tor erzielt, d.h. dem Tormann nie ein Vorwurf gemacht werden wird, wenn er NICHT hält, aber er ein "Held" wird, wenn er hält.

    Ich danke dem geschätzten Kollegen hasiewicz für die schöne Auswahl. Ich kenne das Werk schon lange und war eigentlich, wie Johannes weiter oben, davon ausgegangen, dass es nach den späten Quartetten, dem Forellenquintett und den Klaviertrios das populärste Kammermusikwerk Schuberts wäre. Vielleicht ist das gar nicht so... Jedenfalls gibt es viele Einspielungen.

    [...]

    Beim Menuett bekomme ich am ehesten den Eindruck von Länge. Ein Satz der zur symmetrischen Anlage des Werkes gehört, der mir aber am wenigsten gefällt. Vielleicht zu behäbig.

    Das Menuett ist eben kein Quasi-Scherzo, sondern bietet einen weiteren Typ Satz und kontrastierende Klanglichkeit, zB eine der nicht so häufigen Solostellen für das Fagott. Ich mag das Stück sehr. Mir schien das Menuett ein Vorbild für den entsprechenden Satz in Brahms' 1. Serenade, aber da das Oktett zuerst gar nicht komplett veröffentlicht wurde, weiß ich nicht, ob Brahms das Menuett überhaupt kennen konnte.

    Der Name kam ja später. Mich würde mal interessieren, ob nicht im 19. und frühen 20. Jhd. die 39 und 40 nicht sogar beliebter waren, auch weil sie "romantischer" sind. Zwar muss man bei Aufnahmen bis Mitte d. 20. Jhd. immer aufpassen, da es viele Gründe geben kann, warum ein Werk (nicht) eingespielt wurde, aber zB Furtwängler und E. Kleiber gibt es 39 und 40, aber keine 41.


    Für mich ist die 41 ein bißchen wie das Konzert K 467: Völlig zu Recht sehr beliebt und technisch ein Meisterwerk, aber mir persönlich etwas zu "unpersönlich" bzw. finde ich Nachbarstücke attraktiver.

    Die Pointe einer "düsteren" langsamen Einleitung kann auch gerade/"einfach nur" der Kontrast zum Folgenden sein, z.B. Beethovens 4. Sinfonie. Der schnelle wird von manchen Interpreten eher rustikal, von anderen beinahe "hysterisch" gespielt. Auch hier gäbe es ein "aufgeladenes" Vorbild bei Beethoven, nämlich das "Malinconia"-Finale des Quartetts op.18/6.

    Sehe ich fast ähnlich. Es ist kein Stück, das ich regelmäßig höre, selbst als Einsteiger bevorzugte ich g-moll und "Prager", wobei ich von der MC mit 40+41 vermutlich meistens doch beide Seiten gehört habe. ;)

    Reifer Mozart ist natürlich dennoch überragende Musik, aber ich finde Sätze 1+3 nicht so besonders wie vieles andere von Mozart und mich überzeugt der kontrapunktisch ähnlich komplexe, aber weniger demonstrative Finalsatz des Klavierkonzerts Nr. 19 K 459 mehr als das berühmte Jupiterfinale, das bei allem Respekt durchweg mit kontrapunktischen Standardfloskeln arbeitet, die für das, wofür sie zugeschnitten sind, natürlich brillant funktionieren.

    Dass Beethoven als Bub häufig Tanzmusik auf der Geige gemacht haben soll, halte ich für ein Gerücht.

    Der Teenager Beethoven hat auch Bratsche im Hoforchester gespielt, aber hauptsächlich hat schon der 8-12jährige Beethoven "ernste Musik" auf dem Klavier gespielt.

    Am Septett ist nichts unreif, auch keine Tanzmusik, selbst wenn es natürlich im Gesamtwerk Beethovens ein relativ frühes (und aus heutiger Sicht eher kein zentrales), das Oktett bei Schubert ein fast schon spätes (und jedenfalls ein sehr wichtiges) Werk ist, das (wie 25 Jahre später auch wenig verwunderlich) einiges mehr an klanglichen und harmonischen Möglichkeiten nutzt.

    Nichtsdestoweniger reizte das Septett die Möglichkeiten der Gattung so gut aus, dass es zig Nachahmerwerke bis in die 1830er gab, und es noch 20 Jahre nach Beethovens Tod eines seiner beliebtesten Stücke gewesen ist.

    Habe das neulich eher zufällig gesehen und das Werk auch nicht gehört, aber Hindemith hat ein "Partnerwerk" in derselben Besetzung komponiert.


    Septett, Oktett etc. von Stravinsky sind bläserlastiger aber das frühe 20. Jhd. ist jedenfalls nochmal eine große Zeit für großbesetzte gemischte Ensembles: zB auch Schönberg Kammersinfonie, Berg: Kammerkonzert, Janacek "Mladi" und Concertino, Enescu: Dixtuor...

    Naja, der Ritter war ziemlich lange weg...

    Das Konzertstück f-moll ist vielleicht das bedeutendste reine Instrumentalwerk Webers. Es war (zusammen mit der Wandererfantasie) ein Prototyp für die freieren romantischen Konzert(stück)e, die Elemente der üblichen 3-4 Sätze in einem Werk kombinieren.

    Es scheint, dass das Konzertstück, ebenso wie die Aufforderung zum Tanz bis Mitte des 20. Jhds. ziemlich häufig gespielte Stücke waren, die seither eher in die Nische geraten sind.

    Ich persönlich schätze Harnoncourts Einspielung der 6. sehr. Poschners geht mir ebenso ins Ohr.

    Letztendlich empfinde ich sie dann aber doch als langweilig. Man möge es mir bitte nicht übel nehmen.

    Harnoncourt mit Bruckners 6.? Das ist keine kommerzielle oder irgendwie anders leicht findbare Aufnahmen. Ich finde keinen Hinweis auf die Existenz eines Mittschnitts. Evtl. eine Verwechslung?