Mario Lanza ist mein absoluter Lieblingstenor, auch aus sentimentalen Gründen zugegebenerweise, denn er eröffnete mir, wie vielen anderen aus meiner Generation und danach (auch hier haben sich einige geoutet) den Zugang zur Opernmusik. Aber er hatte auch, für meine Ohren jedenfalls, eine wunderschöne, warme und aufregende Stimme, die ich immer sofort nach dem ersten Ton erkenne, und wegen seiner wunderbaren Interpretationen (zugegeben nicht durchwegs sehr glücklich), Phrasierung und eben Sangeskunst. Ich werde darüber noch etwas Längeres ausarbeiten, denn gerade bei meiner letzten Bemerkung wird sich sofort Widerspruch erheben.
Ich war nicht besonders angetan von einigen Urteilen hier. Nicht etwa, weil sie dem meinen widersprechen, sondern weil da vornehmlich vermutet und zusammengereimt wird. Daher will ich heute nur auf einige "äußerliche" Punkte eingehen, die ich ganz schnell richtig stellen kann. Auch der eingangs zitierte Auszug "Aus dem "großen Sängerlexikon" von Kutsch/Riemens:" weist einige Fehler bzw. Auslassungen auf, die das Bild verzerren.
Generell möchte ich noch darauf hinweisen, dass die RCA - Aufnahmen großenteils nicht von bester Qualität sind, es gibt inzwischen sehr viel mehr als die hier angeführten, z. B. Mitschnitte von einigen Konzerten Lanzas sowie etlicher Fernsehauftritte etc. Eine ausführliche Diskographie mit Empfehlungen muss ich noch erstellen. Dann noch ein Wort zu den Biographien: Einige wurden hier schon angeführt, wobei die Mannering-Bio ("Singing to the Gods") die beste ist. Leider auch nur auf Englisch ist jedoch die "ultimative" Lanza-Biographie 2004 erschienen, mit einem Vorwort von Placido Domingo, der bekanntlich auch ein Lanza-Verehrer ist. Es handelt sich um: Armando Cesari : An American Tragedy Cesari beruft sich immerhin auf 30 Jahre Recherche, es ist also ein gründliches Buch, das sich auch ausführlich mit Lanzas sängerischen Qualitäten befasst. Wie ich höre, soll demnächst eine nochmals erweiterte Neuauflage herauskommen. Ich kann es sehr empfehlen.
Nun zu den angekündigten Punkten:
Zitat
Antracis schrieb: Auf der Opernbühne hat er sich nie bewährt
Das ist falsch. Mario Lanza hatte sein Debut auf der Opernbühne 1942 als Fenton in "Die Lustigen Weiber von Windsor", in Tanglewood (dem Sommersitz des Boston Symphony) in einer Produktion, die von Boris Goldovsky und Leonard Bernstein erarbeitet wurde.. Lanza erntete begeisterte Kritiken, nicht von irgendwem, sondern auch von Noel Straus von der NY Times.
Kriegsereignisse unterbrachen die beginnende Karriere. Es kam dann 1948 zu den im Thread schon genannten beiden Auftritten als Pinkerton in "Madame Butterfly" in New Orleans, ebenfalls mit besten Kritiken.
Zitat
Milletre schrieb: Ich vermute einmal, dass Mario Lanzas Scheitern als ernsthafter Opernsänger darin liegen könnte, dass er sich wahrscheinlich die Galeerenarbeit eines Gesangsstudenten nicht antun wollte oder konnte.
Dies ist nur ein Zitat aus möglichen weiteren. Es wird der Eindruck geäußert, Lanza habe keine Gesangsausbildung erhalten oder gar eine solche verweigert. Das ist falsch. Lanza begann mit regelmäßigem Unterricht 1940, mit 19 Jahren. Zwei Jahre später sang er bei Sergej Koussevitzky vor, der ihm auf der Stelle ein Stipendium in Tanglewood gab.
Nach dem Krieg - genaue Zahlen habe ich im Moment nicht im Kopf - studierte Lanza in New York bei dem Besten: Enrico Rosati, dem alten Lehrer von Beniamino Gigli. Zahlreiche Lobeshymnen über Lanza in Wort und Schrift sind von ihm überliefert. Diese fruchtbare Zusammenarbeit ging etwa 1 1/2 Jahre. Als Beispiel für Lanzas damalige ernsthafte Einstellung sei genannt, dass Rosati ihm eine Mitwirkung in einer Toscanini-Aufführung von Verdis Requiem verschaffen wollte, Lanza sich aber noch nicht reif dafür fühlte. Unnötig zu sagen, dass damals sein erklärtes Ziel natürlich die Opernbühne war und er in allem darauf hinarbeitete.
Zitat
Mikko schrieb: schon 1 Jahr nach dem Caruso-Film stieg er aus dem Film "The Student Prince" aus (oder wurde ausgestiegen), weil er nicht mehr in die Kostueme passte.
Falsch. Das ist eine Legende. Beide amerikanischen Biographen Mannering und Cesari, haben nachgewiesen, dass Lanza in dieser Zeit kein Gewichtsproblem hatte. In der Tat war es so, dass es zwischen Lanza und dem musikalischen Leiter, Curtis Bernhardt, zu einer Unstimmigkeit über die Auffassung eines der Songs aus dem Film gekommen war und Lanza daraufhin erbost das Set verließ. MGM weigerte sich, Bernhardt auszuwechseln, woraufhin Lanza nicht mehr mitspielte.
Im übrigen hat dieser Vorfall eine schwere persönliche Krise für Lanza nach sich gezogen.