Beiträge von BigBerlinBear

    Merkwürdig, schon vor ein paar Monaten machte das Gerücht die Runde, daß Carlos Kleiber gestorben sei.
    Dieses mal scheint es wohl leider zu stimmen, die Bestätigung durch die Medien erfolgte überall..,
    Deshalb hier noch einmal meine Lieblings-Beethoven-Sinfonie in meiner Lieblingsaufnahme:


    Von Rene Jacobs habe ich viele Aufnahmen, aber nur welche, auf denen sicher gestellt ist, daß er NICHT selbst singt :rolleyes:
    Mittlerweile hat er das Singen ja zum Glück aufgegeben und dirigiert nur noch, womit er ganz sicher sehr gut beraten ist. Sein rasiermesserartiges Organ sorgte dafür, daß ich in den frühen 80gern während einer Aufführung des Buxtehudeschen "Jubilate domino" fluchtartig die Kirche verliess, in der diese akustische Zumutung zelebriert wurde: Für die Partituren barocker Meisterwerke (bekannter wie unbejkannter) hat er jedoch ein glückliches Händchen und stellvertetretend für etliche andere nenne ich diese Aufnahmen:







    Antracis schrieb


    [Zitat]ich schätze Boulez als Dirigent durchaus. Vor allem bei Strawinsky, Bartok und Webern, aber auch bei Debussy und Ravel.][/Zitat]


    Dem pflichte ich uneingeschränkt bei: Bei Mahler gibt es einzelnes, was mich aufhorchen ließ (6.)
    Ich kenne keinen Dirigenten, der "alle meine Träume"
    reifen lässt und deshalb bin ich auch niemandes uneingeschränker "Fan". Achja, Schoenberg Hat Boulez auch dirigiert und das garnicht so übel !

    jpsa Schrieb:


    Zitat

    paßt die 'Italienische' irgendwie nicht ins Bild und erweckt in mir den Eindruck, sie sei nur geschrieben worden, um zeitgemäß zu wirken, heute würde man sagen um des «Erfolges» wegen.


    Kannst du mir einen Komponisten nennen, der NICHT um des Erfolges willen schriebe ? Es gibt mit Sicherheit niemanden, der nur für die Schublade gearbeitet hat, denn das würde bei einem Medium (Musik), das nur aus der Wechselwirkung Komponist-Interpret-Publikum lebt überhaupt keinen Sinn machen. Denk dir das ähnlich, wenn du dich in deinem Beruf um eine neue Stelle mit der Prämisse bewirbst: "ich möchte gern bei Ihnen arbeiten, um erfolglos zu sein" ? Glaubst du ernsthaft, du würdest den Job bekommen, es sein denn, du bist Politiker ? Für Mendelssohn war es ein Bedürfnis, nach seiner Italien-Reise diese Sinfonie zu schreiben
    und man kann jedem einzelnen Takt anmerken, daß er das sehr gerne getan hat. Hör sie doch mal in einer
    Aufnahme, in der NICHT (wie im Falle Bernsteins) der Dirigent sich zur Zentralfigur des Geschehens macht, sondern wo die Musik selber im Zentrum steht. Die Aufnahmen von Szell, Klemperer und Gardiner kann man diesbezüglich uneingeschränkt empfehlen.

    Uwe schrieb:


    Zitat

    Szell ist jemand, der Mendelssohn (gebührend) ernst nimmt, und nicht nur dahinplätschern lässt. Neben der schon erwähnten Klemperer meine liebste Aufnahme.



    Mit einer Aufnahme von Szell kann man wohl nie etwas "falsch" machen ! Jede Aufnahme, die ich von ihm kenne, war auf ihre Weise in sich stimmig. Soviel gleichbleibende gute Qualität ist mir noch bei keinem anderen Dirigenten begegnet !!

    Alfred schrieb


    [Zitat]In meinen Augen (Ohren) ist keine der mir zur Verfügung stehenden 5 Aufnahmen ideal, aber darüber schreibe ich, wenn der Thread sich erst mal eingespielt hat.[/Zitat]


    Hallo Alfred, Gibt es sie denn überhaupt, die ideale, unantastbare Aufnahme eines Werkes oder ist es nicht viel eher so, daß sich jede Zeit "Ihre" Musik wieder neu und aufs neue erfinden muss ? Ich stelle deshalb hier 3 Aufnahmen der "Italienischen" vor, in verschiedenen Abschnitten des 20. Jh. entstanden, von der jede für sich Referenzcharakter hat.Keine von ihnen möchte ich missen !


    Bei Klemperer gefällt mir der unsentimentale "Zugriff" auf das Werk, der es schlagartig wegrückt
    von aufkommenden Biedermeier und pressblümchenblasser Frühromantik. Hier wird deutlich gemacht, daß Mendelssohn kein "romantischer"
    Komponist war, sondern der musikalische Hauptverteter des Klassizismus, den in der Architektur sein Zeitgenosse Karl Friedrich Schinkel so überzeugend verkörpert:



    Die Aufnahme von Colin Davis aus den spätern 80gern besticht durch ihren wunderbaren Fluss; die Sinfonie ist ein atmender Organismus aber auch die unbedingt notwenige "Leichtigkeit", die nur allzu gerne mit Banalität verwechselt wird, kommt hier nicht zu kurz.



    In Gardiners Aufnahme werden die Akzente schroffer
    gesetzt, ausserdem bringt diese als bislang erste Aufzeichnung die revidierte Fassung aus dem Jahr
    1834 zu Gehör: Gardiner spürt eher den "verschatteten" Klängen des Sinfonikers Mendelssohn nach, eine Lesart, die durchaus legitim ist.


    Alfred schrieb:


    [Zitat]Ich meide vorwiegend Musik Musik der Moderne. Atonales und "Experimente" sind mir zuwider.[/Zitat]



    Hallo Alfred: aber nun stellt sich die Frage: wo fängt "modernes" an, wo hört Musik auf,"alt" zu sein! Die bestürzenden Klänge in Gesualdos 6. Madrigalbuch(um 1600) sind gewiss "moderner" als das Terzengedudel mancher Minimalisten und die "Harmonik" der meisten U-Musik, die cih einfach nur langweilig finde. Wie gehst du mit solchen Komponisten wie Alfred Schnittke um, der gerne Mozart und auch Schubert in seinen Werken zitiert ?
    Ich denke es ist ganz anders: wenn es Musik gelingt, zu bewegen, ist es völlig gleichgültig, WELCHER Mittel sie sich dazu bedient; dann steht mir eben der "atonale" Alban Berg näher als der "tonale"
    Adalbert Gyrowetz, der eben im Vergleich zu seinen
    "großen" Zeitgenossen (Haydn, Mozart,Beethoven) doch nur ein Sternchen 2. Klasse ist. Aber ich würde niemals wagen zu behaupten, das dieses aus dem Grunde keine Existenzberechtigung hat. Endlich einmal sommerliche Grüsse aus Preussens alter Hauptstadt 8)

    Holger schrieb:


    [Zitat]Bei Bartok möchte ich mich anschliessen, kann aber gleichzeitig in einem Atemzug noch Schönberg und Werbern nennen.


    Desweiteren habe ich Probleme bei allen Komponisten
    der sogenannten " moderne " ( Holliger, Henze etc. )
    Für mich : GRAUENVOLL !!


    Hier fehlt mir, außer das es sich um Töne handelt, der richtige Bezug um es MUSIK zu nennen[/Zitat]



    Mit den "richtigen Bezügen" ist das so eine Sache. Tatsache ist jedoch, daß die musikalische Prägung immer noch vom deutlich angestaubten
    Musikempfinden des mittleren 19. Jahrhunderts geprägt ist. Ich käm z.b. nie auf die "Idee" jemanden wie Schonberg das Etikett "moderner Komponist" umzuhängen, denn das war er selbst vor 50 Jahren schon nicht mehr. Natürlich mag auch ich nicht alles, was ich hören kann, selbst vieles von dem was ich "verstehe" bleibt mir fremd,aber eine pauschale Aburteilung hat lediglich den intellektuellen Höhenflug jener Kritiker, die sagen, so wie Picasso malt, kann das meine 3 jährige Tochter auch. Was mir hier vorzuliegen scheint, ist eher ein allegemeines Bildungs-Defizit, das sich heutzutage nicht nur beim "Nicht-Verstehen" von Musik bemerkbar macht sondern offenbar alle kulturellen Ebenen erreicht hat. Ih mag auch vieles von Beethoven nicht, käme aber aufgrund dessen niemals zu der fatalen Schlussfolgerung, daß er aus diesem Grunde minderwertig sei und seine Musik trash ist.

    Jan schrieb:


    [Zitat]Ich habe eben die Frühlingssinfonie unter Barenboim gehört. Erster Eindruck: inkonsequent.[/Zitat]


    Ergänzend dazu noch: schade um die hervorragende Aufnahmequalität !
    Das ganze aber ein typisches Barenboim-Produkt: auf den ersten Blick Edelmetall, das sich sich beim genaueren Betrachten als Talmi entpuppt !

    Neben den bereits erwähnten Gardiner-Aufnahmen verdient diese ältere hier Referenzcharakter:



    Die Zinman-Aufnahmen fand ich nach selektivem Hören erstmal brauchbar, nach genauerem Studium jedoch nicht mehr (zu oberflächlich).
    Auf andere Weise setzt Barenboim auf Äusserlichkeiten, hier sind jedoch Orchesterleistung, Klang und zugegebene Professionalität des Dirigenten auf der Haben-Seite zu verbuchen, aber überzeugen können sie trotzdem nicht. Sawallisch und Gardiner bleiben derzeit "the best" in Sachen Schumann.

    Och du nun wieder: Wen ich irgend etwas hasse, dann das "Beschreiben" von Musik, die ein anderer noch nie gehört hat, aber ich wills zumindest versuchen. Also: im Hintergrund sind da eindeutig Bartok und Prokowjew zu vernehmen, aber auch Hindemiths Werke wird er während seiner Berliner Studienzeit kennengelernt haben.
    Meine ganz persönlichen Favoriten sind seine , meistens kleinen Klavierstücke, wie er sie z. b. in den Tänze aus Siljustøl
    verwirklicht hat, quartgängige Harmonik, originelle Farben zeichnen diese Stücke aus.
    Ich empfinde ihn als weniger "folkloristisch" wie Tveitt, was aber kein Werturteil beinhaltet.
    Einen deutschsprachigen Artikel findest du hier:


    www.klassik-heute.de/texte/saeverud_347.html


    mehr noch, wenn du ein wenig "googlest"

    Nach Grieg die unumstrittene Nr. 2 in Norwegen - Harald Saeverud (1897-1992)


    Ja, es liegt wohl Gewaltsames in meiner Musik ? einmal hat ein Polizist meine Hände begutachtet und behauptet, daß Mord in ihnen läge? Ich hoffe nur, daß dann die Zuckerfabrikanten die Leidtragenden sind."


    Die 1942 komponierte ostinato e crescendo-Obsession "Kjempeviseslåtten" (Canto rivoltoso) wurde zum Symbolstück des musikalischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Internationale Anerkennung fanden die einsätzigen Sinfonien Nr. 6 (Sinfonia dolorosa) und 7 (Salme) sowie seine neue, antiromantische Schauspielmusik zu Ibsens "Peer Gynt". Doch die späteren Werke, die eigentlichen Höhepunkte seines Schaffens, darunter die viersätzigen Sinfonien Nr. 8 und 9 und die grandios eigensinnigen drei Streichquartette, fanden in einer Welt mit anderen musikalischen Idealen nicht mehr die ihnen gebührende Würdigung. Bis zuletzt schöpferisch agil, starb Harald Sæverud am 27. März 1992, kurz vor seinem 95. Geburtstag, in Bergen.
    Meine liebsten Einspielungen sind:




    Pendercki hat in allen Phasen seines Schaffens überzeugende Werke vorgelegt. Das "Stabat Mater" aus der Johannes-Passion, das ich als neunjähriger im Chor mitsang, war eines meiner Schlüsselerlebnisse bei der Aneignung von Gegenwartsmusik. Ich halte dieses Werk immer noch für einen der ganz großen Würfe der Geistlichen Musik überhaupt.
    Von seinen jüngeren Werken bewegten mich besonders die "Seven Gates of Yerusalem", die leider erst in einer einzigen Einspielung vefügbar sind.


    Hallo Antracis, also mir geht es mit Nr. 8 genauso.
    Ich höre alle anderen Mahlersinfonien mehr oder weniger regelmässig, die 8. jedoch vielleicht 1, 2 mal im Jahr und vor meinem 1. Livekonzertmit diesem Werk im Jahr 1999 auf der BUGA in Magdeburg (keinesfalls eine ideale Aufführung) garnicht.
    Die Solti-Aufnahme ist vor allem deshalb Referenz, weil sie als einzige der hier erwähnten dieses Live-Fludidum vermitteln kann, obwohl sie eine Studioproduktion ist.

    Ja, das mach ich doch gerne: Zum einen liegt es daran, daß mit dn Solisten Conell, Denize, Versalle
    Protagonisten aufgeboten wurden, die keinensfalls mit den einfach um Welten besseren Wiens,Lott,Schmidt, Hynninen, Sotin mithalten können. Dies geschieht sicher auch anderswo, wenn z.b. vertragliche Dinge eine Rolle spielen. Der für eine akustische wie auch geistige Durchdringung erforderliche Grad der "Verschmelzung" des Solistenensembles quasi "ineinander" findet nicht statt. Wie so etwas im günstigsten Fall klingen kann, ist in der von mir ebenfalls erwähnten Abbado-Aufnahme nachzuhören.
    Eine Kritik der Tennstedt-Aufnahme, der ich allerdings nur in Teilen zustimmen würde, findest du hier: http://ccins.camosun.bc.ca/~dbarker/gm/Eighth.html
    Grüsse aus dem frühwinterlichen Berlin

    Die Aufnahme Tennstedts besticht durch einen schönen, warmen Ton, aber die Solisten, die einen wesentlichen Teil für die Wirkung des Ganzen beizutragen haben, sind denkbar ungeeignet, das zu leisten, wofür Dirigent und Orchester sich kompetent einsetzen. Das sage ich mit aller gebotenen Nachsicht. Über diese Kluft hilft auch kein
    schöner Einsatz der Orgel beim "Veni creator spiritus" hinweg. Sosehr ich Klaus Tennstedt sonst als Mahler-Interpreten schätze, seine 8. ist in dem Falle NICHT 1. Wahl. Die Aufnahme Gielens dagegen beginnt eher etwas "schlaff", steigert sich aber vor allem im 2. Teil. Demnächst werde ich mir noch die 8. unter Kubelik anhören und bin schon jetzt auf das Ergebnis gespannt.

    Ich muss mich sicher an dieser Stelle NICHT als Mahler-Fan outen, der ich nun mal bin. Aber mit dieser Sinfonie tu ich mich immer noch schwer. Mahler selbst bezeichnete sie, wohl ein wenig voreilig, als die Krone seines Schaffens.
    Mich stören allerdings die operhaften Einschübe gewaltig; andrerseits gehört der Hymnus "Veni creator spiritus" ganz sicher zu Mahlers großartigsten Eingebungen.Die erwähnte Aufnahme von Solti ist immer noch Referenz ! Positiv bewerte ich jedoch auch die Aufzeichnungen Michael Gielens und Claudio Abbados,; an Intensität jedoch kann es keiner mit Solti aufnehmen. Gielen sorgt für eine bestmögliche Durchhörbarkeit des gewaltigen Klangapparats, Abbado entwickelt abgerundete Orchesterkultur, die den "leiseren" Stellen der Sinfonie sehr guttut, BEIDE können jedoch mit Solti nicht konkurrieren, der sämtliche Ausbrüche, die
    dem Werk innewohnen, bis an den Rand der Raserei genüsslich auskostet ! Ganz wichtig: die 8. MUSS man live gehört haben, sie entzieht sich von allen Mahler-Sinfonien am widerborstigsten der Aufbereitung als Konserve.


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    Zumindest die Chormusik MacMillans klingt so, wie ich sie mir nicht traute zu komponieren, weil ich sehr lange der Auffassung war, NACH 2. Wiener Schule,
    NACH Darmstadt, könne man nicht so schreiben !
    Heute seh ich das zum Glück nichtmehr so verbissen
    und ich kann diese "gemäßigt moderate" "moderne" Musik frohen Herzens geniessen, ohne im Anschluss auf meinem Hausaltar Blumen für Berg, Schönberg und Webern als Abbitte niederlegen zu müssen :dizzy:


    Eine weitere, wunderschöne Chor-CD ist diese hier:


    TobeyWilson schrieb:


    Zitat

    Die Londoner Kaplan Aufnahme ist sicherlich ein Highlight für Hififreaks. Es fehlt aber das "Gefühl" oder die nötige Melancholie, die naja typische für Lenny in seiner Interpretation nicht zu kurz kommt.


    Der Aufnhame Kaplan 2 fehlen weder Gefühlsintensität noch Melancholie sondern nur angemessene Solisten und ein konsequenter Choirmaster ! Melancholie als reines Mittel zum Zweck einer fragwürdigen Selbstdarstellung ala Bernstein hat weder in der 2. Mahler noch anderswo etwas zu suchen !

    Die Aufforderung "wild herausfahrend" erfüllen bei den mir bekannten Aufnahmen niemand besser als
    Klemperer (Legacy) Kubelik(1 DGG) und Kaplan (2)... Ginge es allein um den vokalen Bereich, (hier wiederum speziell das "Urlicht"; gebührten Ozawa und der unvergleichlichen Marylin Horne die Palme! Klemperer kommt jedenfalls mit seiner Aufnahme dank Janet Baker meiner Vision von der möglichen Vollkommenheit einer Einspielung sehr nahe, aber ich muss gestehen, es gibt sie nicht oder vielleicht auch "noch nicht"...

    Ich hoffe nur, daß wir jetzt nicht noch einen Thread bekommen, welcher Diigent z.b. den Stalinschen Schnauzbart in der 10. von Schostakowitsch am gekonntesten auf Volumen bürstet...
    Mit derartigem Zeuchs im Kopp, verginge es mir doch glatt, Musik zu hören...
    Ich z. b.mag, ich kann schon sagen, liebe Friedrich Nietzsche, aber im Leben nicht käm ich auf die Idee, mit dem "Zarathustra" in der Hand den Klängen von Mahlers 3. zu lauschen...
    Mir sind Entstehungs und Werkgeschichte der 4. durchaus geläufig. Eine Aufnahme, die mich nicht animiert, den Finalsatz zu canclen ist jene Michael Gielens. Dank Christine Whittelsey, die das so unprätentiös singt, wie nur irgend möglich...

    Ich höre grundsätzlich nur Musik, die ich nicht "verstehe" , alles andre wäre reine Zeitverschwendung. Was sich mir als fertige "Konserve" nach dem Motto, "Friss Vogel, oder stirb" präsentiert, hat für mich keinerlei Stellenwert. Ich kenne sowohl Mengelbergs wie auch Bernsteins Einspielung, zumindest die aus dem 1.Mahler-Zyklus der 60ger; beide haben miteinander eher wenig zu tun, da die Ansätze grundverschieden sind, wobei im Falle Bernsteins noch der übertriebene Wille, die Selbstdarstellung VOR die Musik zu setzen
    kommt, die den 1. Zyklus z.T. schon problematisch macht und mir den 2. völlig vergällt.
    Ich bin weder naiv noch volksfromm im Stile der Oberammergauer Passionsspiele, glaube an keinen Zuckerbrot-Himmel mit Putten und Amouretten und deshalb misfallen mir Text, Geste und Ausdruck des Finalsatzes, was wiederum nichts über seinen künstlerischen Wert sondern lediglich etwas über meine Befindlichkeit aussagt.Es soll auch Leute geben, die VOR dem Finale von Beethovens 9. den Konzertsaal verlassen, was deren gutes Recht ist, solange sie sie dadurch niemand stören und mit ihrer Meinung als der Weisheit letztem Schluss keinem auf den Keks gehen.
    Schönen Sonntach noch 8)

    DorcyDuck schrieb


    [Zitat]Jaja, der langsame Satz ist ja wirklich schön, auch wenn ich die Pauken nach dem Höhepunkt nur lächerlich finde.. aber wie kannst du Lucia Popp aushalten?[/zitat]



    Dorcy, du hast recht :rolleyes:
    ich halte Lucia Popp NICHT aus, sondern verkneif mir den Finalsatz...
    Allerdings kenne ich auch keine andere Aufnahme davon, die ihn mich ertragen liesse, weil mir von der tendenz her schon DIESE Art Volkston, gekoppelt
    mit thumber katholischer Volxx-Frömmigkeit derart auf den Keks geht, daß selbst die singene Menge der Himmlischen Heerscharen mich nicht milder gesinnt machten....:beatnik:

    Also ich habs mir echt schwer gemacht und mich für DIESE Aufnahmen entschieden. Sie kamen meiner eigenen, platonischen Idee, die ich von den Werken habe, am nächsten. Die Sinfonie Nr. 8 ist allerdings lediglich der Vollständigkeit halber dabei. Ich schätze sie weniger als die anderen und höre sie selten. Bei Nr. 1 ist mir die kammermusikalische Durchhörbarkeit besonders wichtig gewesen: Niemand hat das besser verstanden als Boulez. Nr. 2 ist wg.
    Klemperer, der in "Hochform" ist und der wunderbaren Janet Baker Referenz, VOR Kaplan, der die Partitur wohl am besten verinnerlicht hat. Nr. 3 in Chaillys brandneuer Aufnahme (SACD) besticht durch hervorragenen Klang und eine superbe Orchesterkultur. Nr. 4 hat im langsamen Satz seine überzeugendste Lesart unter Tennstedt gefunden; schöner kann man das gewiss nicht machen, nur anders. Bei der 5. schwankte ich zwischen Boulez und
    Kubelik und entschied mich dann zugunsten der überzeugenderen Aufnahmetechnik. Die 6. unter Jansons war eine echte Offenbarung für mich, nichts mehr von dem, was ich an diesem Werk früher als "sperrig" empfunden hatte, blieb übrig. Die 7.in der Abbado-Aufnahme mit den Chicagoern würde ich mit dem Etikett "Die Perfekte" auszeichnen, sie kann nicht mit der Berliner Einspielung konkurrieren. Wenn schon die 8., dann eben Solti wegen der Live-Atmosphäre. Bei der 9. musste ich eine Auswahl treffen: Ancerl, Kubelik, Karajan,Abbado,Gielen,Boulez:
    alle diese haben ihre Meriten, aber ich hab Otto genommen. Übrigens wird sich jede Zeit, jede Epoche ihren Mahler "neu" erfinden, sowohl vom geistigen wie auch vom interpretatorischen Ansatz her.
    Eine Aufnahme, in der, bzw. mit der "alles gesagt" ist, kann es nicht geben. Vielleicht sieht in 2 Jahren meine Liste "ganz anders" aus.