Beiträge von Giovanni Bertati

    Es ist Zeit den Thread über Janacek fortzuführen denn Janacek ist nicht nur für mich einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
    Außerdem wurden einige für mich bedeutende Werke Janaceks bis jetzt noch nicht behandelt. Dazu zähle ich auch die Oper „Die Ausflüge des Herrn Broucek“ – „Výlety Pana Broucka“, ein im wahrsten Sinne des Wortes phantastisches Werk, das bisher noch kaum bekannt ist. Ich hatte das Vergnügen es im Jahr 2004 unter Sir Charles Mackerras und mit Jan Vacík in der Titelrolle in Brünn sehen zu können und auch die Produktion der Volksoper Wien mit Heinz Zednik unter Julia Jones war nicht schlecht. Besonders Zedniks Broucek war trotz der deutschen Sprache das reinste Vergnügen.


    Das Werk (Uraufführung am 23.4.1920 in Prag) handelt von zwei „Reisen“ des Prager Spießbürgers Brou
    ek und basiert auf zwei Novellen des tschechischen Schriftstellers Svatopulk ech: „Ausflug des Herrn Broucek auf den Mond“ und „Neuer epochaler Ausflug des Herrn Broucek, diesmal in das XV. Jahrhundert“. Janacek, er verfasste auch das Textbuch, lässt die Handlung in einem Prager Wirtshaus beginnen. Broucek ist betrunken auf dem Heimweg und beginnt, angeregt durch den Mond am Himmel, über das Leben auf dem Mond laut nachzudenken. Der Betrunkene fällt hin, schläft ein und „erwacht“ auf dem Mond. Die Menschen dort gleichen zwar seinen Freunden aber sie beschäftigen sich mit „erhabenen“ Dingen und da es außerdem auch keine Würstchen mit Sauerkraut gibt, gefällt es ihm dort nicht. Auf dem Pegasus fliegt er zurück zur Erden. Sein nächster Ausflug führt ihn in das Prag der Hussitenkriege. Hier geht es zunächst um theologische Probleme, was ihm nicht gefällt, aber als von ihm der Heldentod erwartet wird desertiert er, wird erwischt, in ein Fass gesteckt – er soll hingerichtet werden und erwacht wieder in seinem Prag.
    Es existieren leider meines Wissens nur zwei „wirkliche“ Gesamtaufnahmen dieses Werkes in Originalsprache - zu diesen kann ich nur sagen: beide sind von hoher Qualität



    Frantisek Jilek hat den Broucek 1980 in Prag aufgenommen. Er verfügt vor allem über zwei Trumpfkarten: erstens ein auch im Chor und Orchester rein tschechisches Ensemble und zweitens Vilém Pribyl in der Titelrolle, und auch die Tontechnik ist nicht schlecht. Jilek ist ein erfahrener Janacek-Dirigent der diese Aufnahme liebevoll realisiert.



    Jiri Belohlávek hat 2007 in London weder einen tschechischen Chor noch ein tschechisches Orchester zur Verfügung und auch Jan Vacík ist kein Pribyl aber trotzdem hier gilt die Summe der Teile ist besser als die Teile selbst: Die Aufnahme hat Stimmung und Schwung. Die Kräfte der BBC sind ganz ausgezeichnet und der Londoner Broucek, ich hatte ich schon in Brünn ganz hervorragend erlebt, bestätigt mit seiner Leistung meine positive Erinnerung.


    Hier hat der Kunde wirklich die Qual der Wahl. Ich konnte mich nicht entscheiden und besitze daher beide Aufnahmen.


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    Außerdem existiert noch ein Mitschnitt der deutschsprachigen Erstaufführung unter Keilberth aus München – für mich, trotz der ausgezeichneten Besetzung, nur ein interessantes Dokument.


    Wer Janacek Opernschaffen nur aus der Erfahrung einer „Jenufa“ oder „Katja Kabanova“ oder gar „Aus einem Totenhaus“ erleben konnte, wird erstaunt sein, wie die Klangsprache Janaceks auch in diesem phantastisch-heiteren Werk zur Geltung kommt.

    Lieber Tehophilus, danke für die Ergänzung,


    aber da ich mir diese Aufnahme bis heute noch nicht gekauft habe - ich kann sie bei dem oben erwähnten Freund immer hören - fehlt sie bei meiner Zusammenstellung.


    Ich glaube, dass es nun doch an der Zeit ist sie zu erstehen und dazu noch einen Querschnitt unter Alexander Smallens (Ursprünglich bei Decca erschienen), den ich bei meinen Recherchen für die entsprechende Bestellung entdeckt habe.



    Liebe Grüße

    Ich hatte das Glück, dass ich neben zwei konzertanten Aufführungen auch zweimal Porgy and Bess live auf der Bühne erleben konnte: einmal im Juli 2000 in Graz (Gastspiel des Centro Pro Arte Lirico, La Habana - eine ordentliche Aufführung - nicht mehr) und dann im Juli 2004 in Linz (Gastspiel der Harlem Opera New York - eine sehr gute Produktion mit der ausgezeichneten Bess von Marquita Lister), doch meine Begeisterung für dieses Werk wurde ursprünglich durch die Schallplatte ausgelöst.


    Seit ich bei einem Freund die Aufnahme unter Maazel 1976 gehört habe liebe ich diese Oper und das sieht man, wenn man in meinen CD/LP-Schrank hineinschaut: Ich habe mir alle für mich verfügbaren Aufnahmen so nach und nach besorgt:



    Natürlich zunächst die Aufnahme unter Maazel - mit einem ausgezeichneten Ensemble - eine Einspielung, die bis zu einem gewissen Grad darauf ausgelegt ist, dieses Werk international durchzusetzen - das bedeutet, dass die Aufnahme fast schon zu viel große Oper ist - vielleicht ein bisschen zu wenig Gershwin - aber dafür hört man jede komponierte Note (zumindest behauptet das die Textbeilage).


    Zumindest in Europa hat es die gleichzeitig auf den Markt gekommene, im Zuge einer Aufführungsserie in Housten produzierte Einspielung unter John DeMaine, schwer gehabt - kaum bekannte Sänger, kein bekannter Dirigent - nur pralle Musik - nahezu ein Liveerlebnis - nicht so subtil ausgehorcht wie bei Maazel dafür Opernleidenschaft pur.


    1988 wurde dann in die Glyndebourne-Produktion - wenn auch im Studio produziert - unter Rattle herausgebracht. Jaques Rideamus hat recht - an ihr führt kein Weg vorbei. Rattle verbindet die zwei Welten, die ich oben angesprochen habe - Studiopräzision und Bühnenluft - die DVD Produktion überzeugt mich nicht so - aber die CD ist erstklassig.


    Im Jahr 1951 kam, wie schon Harald Kral beschrieben hat, bei CBS (heute Sony) eine gekürzte Fassung unter Lehman Engel auf den Markt - das Spirituel stand Pate - zumindest hat man beim Anhören der Aufnahme diesen Eindruck - was nicht falsch sein muss - Doch trotzdem zum Teil Sänger der Uraufführung mitwirkten - es bleibt eine interessante aber keine große Einspielung, die es definitiv nicht geschafft hat, das Werk außerhalb der USA durchzusetzen.


    Das hat die Everymen Opera Company dann mit ihrer Europa Tournee geschafft - und von der Aufführung in Berlin im April 1952 liegt bei verschiedenen Anbietern ein klanglich durchaus akzeptabler Mitschnitt vor - und was für ein Mitschnitt: die blutjunge Leontyne Price als Bess mit William Warfield als Porgy und dem unvergleichlichen Cab Calloway als Sporting Life. Geleitet wird die Aufführung vom Dirigenten der Uraufführung, Alexander Smallens. Man kann vielleicht hinsichtlich der Aufnahmen unter DeMain, Maazel und Rattle streiten - welche denn von diesen die beste ist aber nicht wenn man dieses Tondokument kennt – obwohl leicht gekürzt – so kann, ja so muss Porgy and Bess klingen.


    Die 2006 in Nashville aufgenommene Fassung der Uraufführung erreicht nicht ganz die Klasse der besten Aufnahmen – trotzdem, eine ausgezeichnete Einspielung mit einem mehr als kompetenten Dirigenten und meist sehr guten Solisten. Für Tüftler: Unter Zusammenarbeit mit verschiedenen Musikwissenschaftlern hat Mauceri (der Dirigent) versucht, selbst die Notizen in der Partitur des Dirigenten der Uraufführung bzw. in den Orchesterstimmen anhand des erhaltenen Aufführungsmaterials wurden für die Rekonstruktion herangezogenen – soweit die Textbeilage.


    In meinem Besitz befinden sich aber noch einige Aus- bzw. Querschnitte, die die Entwicklung bzw. die Einstufung dieser Oper widerspiegeln:



    Bei Readers Digest erschien im Rahmen eines Sammelwerkes über Musicals und Operetten ein Querschnitt unter Lehman Engel, der Porgy hier ganz klar als Musical verstand und dementsprechend arrangierte, mit der Moffo als Clara, selbstverständlich der berühmte Querschnitt von 1963 mit der Price und Warfield unter Skitch Henderson,


    natürlich die LP mit der Filmmusik unter Andre Previn wieder mit dem unvergleichlichen Calloway als Sporting Life und schließlich Große Oper: der Querschnitt unter Leonard Slatkin mit Simon Estes als Porgy und Roberta Alexander in den Frauen-Partien, wie vor ihr schon die Price – die Aufnahme von 1984 stammt aus Berlin und für Jazzfans:


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    Porgy and Bess arrangiert von Gil Evans mit Miles Davis (p.1958 – hier stimme ich mit Achim überein – es ist ein epochales, allerdings eigenständiges Werk und hat mit der Porgy and Bess soviel zu tun wie etwa eine Klavierparaphrase von Liszt mit der verarbeiteten originalen Oper.

    Dadurch, dass „Der fliegende Holländer“ so ziemlich die einzige Oper war, die ich meinem Bruder zumuten durfte (die zweite war „Die Zauberflöte“) - hatte ich schon früh mehrere Aufnahmen:
    Als Einstieg, wie bei so manch anderen „Taminoanern" stand die Aufnahme mit Sawallisch; Crass, Silja, Greindl aus Bayreuth 1961 (damals gemeinsam mit Tannhäuser - Sawallisch 1962 und Parsifal-Knappertsbusch 1962 in einer preiswerten LP-Box von Philips) aber schon bald besaß ich mehrere andere:



    Fricsay; Metternich, Kupper, Greindl (DGG 1952), die Lieblingseinspielung meines Musiklehrers – Metternich, Greindl und Windgassen (Erik) sowie das Dirigat von Fricsay – da verzeiht man der Kupper den hysterischen Ausrutscher am Ende der Ballade



    Knappertsbusch; Uhde, Varnay, Weber (1955) – besonders das Dirigat gefiel mit besser als in der klassischen Bayreuther Einspielung mit der gleichen Besetzung unter Keilberth und



    Dorati; London, Rysanek, Tozzi (Decca 1961) – die Rysanek mit London in einem „internationalen“ Ensemble mit etwas übertriebenen Klangeffekten
    und später dann noch



    Sawallisch; London, Rysanek, Greindl (1959) – die Rysanek ist zwar nicht so unbekümmert wie die Silja bietet aber dafür ein gereifteres Rollenportrait und Greindl ist einfach besser als 1961),


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    Böhm; Stewart, Jones, Ridderbusch (DGG 1971) – die Jones und Ridderbusch, das war „die“ Besetzung dieser Partien meiner Jugendzeit und unter Böhm mit dem ausgezeichneten Stewart eine geschlossene und spannende Aufführung,



    Nelsson; Estes, Balslev, Salminen (Philips 1986) – für mich die beste „moderne“ Aufnahme mit einem dämonischen Holländer einer exaltierten, hysterischen Senta und einem gewaltigen Daland unter einem präzisen, spannenden Dirigat,



    Krauss; Hotter, Ursuleac, Hann (1944) – vielleicht nicht die beste Aufnahmetechnik aber dafür ein dämonischer Holländer unter einem individuellen Dirigenten, der leider die Senta mit seiner Frau besetzte,



    und für meinen Bruder auch noch


    Klemperer; Adam, Silja, Talvela (EMI 1968), die geschlossenste Einspielung – mit dem Holländer meiner Jugend, einer nun ausgewachsenen Senta und einem ausgezeichneten Daland – dazu der „Altmeister“ Klemperer am Pult – wuchtiger, etwas schwerer Wagner - Klemperer ist bis heute mein Tip für den, der nur eine!!! Einspielung kaufen will.



    Das bleibt auch so, obwohl seit heute habe ich eine zumindest „derzeitige“ Lieblingseinspielung, die ich bis gestern als überflüssige Doublette betrachtet habe: Das Livedokument (aus dem März 1968) unter Klemperer - die Besetzung ist zum Großteil ident mit der EMI - Einspielung aber was da live möglich war - das muss jeder Liebhaber dieser Oper erst einmal gehört haben: besonders im Holländermonolog, in der Ballade der Senta oder im Duett Senta/Holländer - pure Emotion - dass mir persönlich auch noch der Erik von James King besser gefällt als der von Kozub ist auch kein Nachteil und live ist der Altmeister auch noch eine Spur spannender – Das Dokument eines großer Abends.


    Ich will michschweren Herzens auf nur drei Aufnahmen aus dem Sinfonischen Bereich beschränken:


    Beethoven: Sinfonie Nr.9
    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele
    Schwarzkopf, Höngen, Hopf, Edelmann - Juli 1951



    Ein wirklicher Gegenpol zu Toscanini, Leibowitz, ...


    Schubert: Sinfonie C-Dur D 944
    Berliner Philharmoniker - Dezember 1951



    Schumann: Sinfonie Nr.4
    Berliner Philharmoniker - Mai 1953



    Vom Operdirigenten Furtwängler sind für mich die besten drei überlieferten Aufnahmen/Mitschnitte:


    Wagner: Tristan und Isolde
    Suthaus, Flagstad, Greindl, Fischer-Dieskau, Thebom, ...
    Philharmonia Orchestra, Royal Opera Chorus - Juni 1952



    Wagner: Die Walküre
    Mödl, Rysanek, Klose, Suthaus, Frantz, Frick, ...
    Wiener Philharmoniker - 1954



    Verdi: Otello
    Vinay, Martinis, Schöffler
    Wiener Philharmoniker, Wiener Staatsopernchor - August 1951



    Alle drei Interpretationen sind hochromantisch - und, im Fall Wagner, bis heute maßstabsetzend - beim Otello - ein Livemitschnitt aus Salzburg - wackeln manch Ensembles - aber Alles in Allem ein beeindruckendes Dokument

    Ohne lange Nachzudenken, denn bei Karl Böhm geht es mir wie bei Herbert von Karajan, es gibt einfach sehr viele ausgezeichnete Aufnahem, hier aus dem Bauch heraus meine TOP DREI aus der Welt der Oper des heutigen Abends:


    Strauss: Die Frau ohne Schatten (Decca 1955 - Wien): Hopf, Rysanek, Goltz, Schöffler, ...
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    Mozart: Cosi fan tutte (EMI 1962 - London): Schwarzkopf, Luwig, Steffek, Kraus, Taddei, Berry


    Wagner: Tristan und Isolde (Deutsche Grammophon 1966 - Bayreuth): Windgassen, Nilsson, Talvela, Wächter, Ludwig, ...



    und die TOP DREI aus dem Konzertsaal:



    Strauss: Vier letzte Lieder: Lisa della Casa , Wiener Philharmoniker (Decca 1953)


    Beethoven: Sinfonie Nr.6: Wiener Philharmoniker (Deutsche Grammophon 1970–71)


    Bruckner: Sinfonie Nr.4 Es-Dur: Wiener Philharmoniker (Decca 1973)

    Mit Nicolas Maw verliert die Musikwelt einen der zeitgenössischen Komponisten, die auch Publikumserfolge einheimsen konnten und dessen Werk nicht nur!! auf "Indipendent Labels" vorliegt.


    Ich erinner mich insgesamt zwar nur an zwei Werke, die ich live erleben konnte, die auch von Harlad bereits angesprochen wurden, aber beide beeidruckten mich stark:


    Im März 1999 führte Sir Simon Rattle im Konzerthaus mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra das Orchesterwerk "Odyssey" auf und


    2005 konnte man an der Wiener Volksoper "Sophie's Choice" in der beeindruckenden Regie von Markus Bothe unter dem Dirigat von Leopold Hager erleben - mit der zugkräftigen Bestezung der Titelpartie durch Angelika Kirchschlager - wobei gerade durch diese Bestezung die Produktion ein gewisses Maß an Präsenz in den Medien erreichte. Aber auch die weit weniger bekannte Daniela Sindram war eine ausgezeichnete Besetzung der Sophie.


    Eine ausführlichere Bigraphie, auch mit seinen auf CD vorliegenden Werken, findet ihr unter [URL=http://www.fabermusic.com/serverside/composers/Details.asp?ID=Maw,%20Nicholas&View=biog&Section=composers]http://www.fabermusic.com/serv…ew=biog&Section=composers[/URL]

    Zitat

    ein bis 3 Tonaufzeichnungen dieses Dirigenten auszuwählen und vorzustellen - jene, die Euch besonders gefallen und Euch beeindruckt haben...... ung gegebenenfalls auch warum


    Ich war und bin kein bedingungsloser Bewunderer des "Generalmusikdirektors Europas" - aber mit der Aufgabe konfrontiert drei und nur drei Tondokumente auszuwählen war ich etwas überfordert. Ich beschränke mich daher auf die 3 Opernaufzeichnungen die mir besonders gefallen/die mich beeindruckt haben - und schon hier muss ich Einspielungen wie etwa Il Trovatore, Don Carlos, Otello, Falstaff, I Pagliacci/Cavalleria, Madama Butterfly, Tosca, Boris Godunow, Le nozze di Figaro, Cosi fan tutte, Ariadne auf Naxos, Der Rosenkavalier, Salome, Elektra - unberücksichtigt lassen.


    Hier also meine Top Drei (für heute):


    Wagner: Die Meistersinger von Nürneberg (1951 - Bayreuth):
    Schwarzkopf, Malaniuk, Hopf, Unger, Kunz, Edelmann, Pflanzl, ...


    Im Eröffnungsjahr der Bayreuther Festspiele nach dem Krieg standen Karajan erstklassige Sänger zur Verfügung - doch das gilt auch (bei besserer Klanqualität) für seine Dresdner Einspieleung von 1970 der selben Oper). Doch für mich bringt dieses Festspieldokument einen emotionalen Wert "herüber", der für mich in der Studioeinspielung fehlt - eine "deutsche" Oper, wie die Meistersinger nun einmal sind, ("Was deutsch und echt ...") ohne jede Deutschtümelei - sachlich, ohne Gefühlskälte, mit federnden Tempi ohne jede Klagverfettung, spannend und klar realisiert. Noch vor anderen ausgezeichneten Einspielungen wie etwa die unter Kempe, Knappertsbusch (Bayreuth 1960), Karajan (1970) und Sawallisch, für mich die Nummer eins.


    Donizetti: Lucia di Lammermoor (1955 - Berlin):
    Callas, di Stefano, Panerai, Zaccaria, ...


    Karajan mit den Kräften der Mailänder Scala, allen voran die Callas, in Berlin:
    Was di Stefano unter Karajan an Disziplin, an Stimm- und Stilkultur präsentiert (man vergleiche nur mit der Studioeinspielung unter Serafin) überrascht - dass die Callas 1955 live ein Ergeignis war überrascht weniger und dass Panerai zu Unrecht als Donizetti-Sänger (Belcanto!) bei der Studioeinspielung zu Gunsten von Gobbi "vergessen" wurde, beweist dieses Klangdokument - schade nur, dass die Klangqualität nicht ganz so gut ist wie die künstlerische. Für mich jedenfalls das geschlossenste Callas- Dokument der Lucia und noch vor den Aufnahmen mit Sutherland, Gruberova oder etwa Studer bzw. Dessay "die" Lucia!


    Puccini: La Boheme (1972 - Berlin): Freni, Harwood, Pavarotti, Panerai, Maffeo, Ghiaurov, ...


    Die Einspielung der Boheme ist das gelungenste Beispiel für den grandiosen "Vermarkter" Karajan: In Salzburg eine Premiere - die Gesamteinspielung hier bei Decca - es fehlt eigentlich nur noch die Videoproduktion.
    Mit der Freni steht Karajan eine nahezu ideale Interpretin der Mimi zur Verfügung, die gerade unter ihm immer zu Höchstleistungen fähig war - die ihn schätzte und bewunderte, die für und unter ihm selbst Partien wie die Elisabeth und die Aida übernahm - Als Rodolfo hören wir den idealen Partner für die Freni, den im Zenit seiner stimmlichen Fähigkeiten stehenden Pavarotti. Auch die "Nebenrollen" sind erstklassig besetzt (ein Leckerbissen: Die Mantelarie von Ghiaurov). Und nicht zu letzt erleben wir einen Karajan, der mit seinen Berlinern einen prachtvollen Klangteppich ausrollt, auf dem Musette prächtig verführen, Mimi und Rodolfo ergreifend lieben und leiden können - trotzdem, mit dem besten Opernorchester der Welt, den Wienern, wie live inn der Staatsoper oder in Salzburg, das wäre es erst! Trotzdem, für mich gemeinsam mit der Einspielung unter Beecham der klare Kauftipp.

    Hoppala, da ist mir eine Oper "verrutscht" Ghiaurov trat natürlich nicht in Le nozze auf sondern in Il barbiere in Siviglia.


    Aber natürlich sind mir noch einige Abende eingefallen- Staatsoper Wien: L'Italiana in Algeri unter Abbado (Baltsa, Raimondi) Vierter Tipp: CD Einspielung!! Salzburg: Penderecki: Die schwarze Maske (Regie: Harry Kupfer, Dirigent: Woldemar Nelsson) und an der Volksoper Wien eine Traviata mit der Loukianetz in einer maßgeschneiderten Regie von Gratzer.

    Mir geht es so wie dir, Mengelberg, ich habe schon viele, viele schöne Abende in der Oper erleben dürfen. Welche soll ich denn da auslassen? Hier einige dieser Sternstunden zunächst aus meinen frühen Jahren vom Stehplatz der Wiener Staatsoper:


    La Nilsson als Brünnhilde, Isolde, Elektra oder Turandot - aber auch später als Färberin, Carreras oder Domingo in Tosca, die Rysanek als Salome, Kaiserin (Die Frau ohne Schatten), Sieglinde oder später als Kundry, Ghiaurov als Boris, Philipp oder auch, ein besonderer Leckerbissen als Basilio in Le nozze di Figaro, einen Siepi als Figaro und Don Giovanni usw.
    Als Einzelabende erinnere mich an eine "grandiose" Walküre unter Stein mit einer überragenden Besetzung (Nilsson, Jones, Ludwig, King, Adam, Ridderbusch) oder an eine La Boheme unter Karajan (Freni, Carreras,...) und dann noch an große Abende mit dem "Raunzer" Karl Böhm: Elektra (Nilsson, Rysanek, Ludwig/Varnay), Salome (Rysanek/Jones, Wächter, Beirer - erster Tipp: Die CD Einspielung der Permiere "klingt" für sich) Cosi fan tutte (Janowitz, Fassbaender, Schreier, Weikl, Holm, Wächter) oder Die Frau ohne Schatten.
    Ein singuläres Erlebnis war auch die Chowantschina - aber nicht die unter Abbado sondern jene beim Gastspiel der Bulgarischen Staatsoper - was für eine Ansammlung an "schwarzen" Bässen!


    Aber auch in den letzten Jahren gab es einige solche "Sternstunden", jetzt allerdings meist im Theater an der Wien:
    2002: Monteverdis Il Ritorno d'Ulisse in Patria in der Regie von Adrian Noble unter William Christie mit der Mijanovic und Spicer (Zweiter Tipp: es gibt davon eine DVD – wenn auch aus Aix)
    2007: Janacecks Aus einem Totenhaus in der Regie von Patrice Chereau unter Pierre Boulez mit Ainsley, Bär, ... (DritterTipp: ebenfalls eine DVD am Markt)
    2007: Heggies Dead Man Walking in der Regie von Nikolaus Lehnhoff unter Sian Edwards mit der überragenden Sister Helen von Kristine Jepson
    2008: Poulencs Les Dialoges des Carmeltes in der Regie von Robert Carsen unter Bertrand de Billy mit Matthews, Lipovsek, Petibon, Brunner, ...
    2001: Brittens Billy Budd in der Regie von Willy Decker unter Donald Runnicles mit dem überragenden Neil Shicoff als Cpt. Vere und dem berührenden Skovhus als Billy
    2007: Strauss' Arabella in der Regie von Sven-Eric Bechtolf unter Franz Welser-Möste mit der
    köstlichen Pieczonka in der Titelpartie, mit Kühmeier, Hampson und Schade


    Unbedingt will ich noch drei Aufführungen ergänzen, wahre „Sternstunden“, die weder im Theater an der Wien noch an der Wiener Staatsoper stattfanden: Glass‘ Satyagraha 2001 unter Keuschnig in St.Pölten (Bühne Nitsch), Die Ausflüge des Herrn Broucek unter Mackerras in Brünn (Regie Nekvasil) und Porgy and Bess mit der Harlem-Opera im Sommer 2004 in Linz.


    Waren es früher Stimmen oder und Dirigenten die mich begeisterten so sind es heute – man sieht es auch daran, dass ich nun meist auch die Regie anführe – die Gesamtwirkung einer Aufführung! - eine Sängerleistung allein kann mich zwar noch immer begeistern z.B. Garanca als Sesto (Titus) oder Shicoff in seiner Glanzpartie des Eleazer (La Juive) , das gilt auch für die musikalische Seite gesamt (z.B. Meistersinger oder Tristan unter Thielemann) doch zu einem wirklich großen Abend gehört heute für mich das vor allem das Werk mit seiner musikalischen und szenischen Realisierung!


    Doch genug geschrieben - ich setze mich jetzt hin und genieße die CD Einspielung der Salome unter Böhm live aus der Wiener Staatsoper!

    Bei Gramola hat Charlotte Baumgartner 2006 eine wunderschöne Aufnahme von verschiedenen Tänzen auf einem Bösendorfer aufgenommen - Nach einem ,besonders im zweiten Teil, hervorragend gelungenem Konzert, ebenfalls auf einem Bösendorfer, im wunderschönen Ehrensaal der Militärpfarre Wien, mit einem ähnlichen Programm, konnte ich mich nicht zurückhalten - ich musste die CD kaufen.


    Der Kauf hat sie mehr als gelohnt - Die Ländler, Deutsche ua. Tänze klingen ungezwungen und ungekünstelt - so und nur so müssen diese Tänze gespielt werden!


    Gerade was die Opern betrifft gibt es bei Smetana wirklich noch einiges zu entdecken. Zwar habe ich live auch nur Dalibor und Die verkaufte Braut erleben können - aber in meiner CD/LP Sammlung finden sich noch einige andere Schätze:
    Der Kuss, Die Teufelwand, Zwei Witwen und besonders Libussa, die, wie in der einschlägigen Literatur zu lesen ist, so etwas wie eine tschechische Nationaloper darstellt.


    Hier nur in kürze zwei Empfehlungen zur Verkauften Braut:

    Mit der Benackova und dem jungen Dvorsky eine wirklich erfreuliche Aufnahme, die auch klangtechnisch ordentlich ausgefallen ist.


    Die Einspielung unter Kempe ist leider in deutscher Sprache aber dafür ist hier ein überragender Wunderlich zu erleben - und auch die Lorengar und Frick sind hervorragend:


    Zur Anfrage von Dir, Reinhard:
    Ich habe mir die Aufnahme gekauft - sie erreicht hinsichtlich der Interpretation nicht ganz die Einspielung unter Kubelik in Prag 1990 aber schon mit der aus Boston hält sie locker mit - Zur Aufnahmetechnik ist festzustellen: mehr als gut! Zum Kauf hat mich allerdings der Rest der Werke "überredet", die sich auf den beiden CDs befinden: diese Orchesterwerke zeigen, dass es eigentlich schade ist, dass man nur Mein Vaterland kennt - eine wirklich "preiswerte" Sammlung!!

    Wie immer bei einer solchen oder ähnlichen Frage hängt meine Antwort sehr von meinen letzten Hörerlebnissen, von Erinnerungen und erfahrenen Anregungen ab - außerdem gilt die Antwort nur für heute - Hier meine Lieblingsanfänge:


    Die "klassische" romantische Ouvertüre zu Webers Der Freischütz, die erschütternden "Schläge" der Don Giovanni Ouvertüre, die mich direkt in das drama giocosa hineinziehen, aber auch der Beginn von Verdis Otello, das sind, neben den Vorspielen zu Die Meistersinger von Nürnberg oder Die Walküre für heute und nur für heute meine "Lieblings-Anfänge" - Rossini (La scala di Seta), Beethoven (Leonore 3!!!), Mozart (Le nozze di Figaro) und wenn ich meine lyrischen Tage habe Verdi (Aida) bzw. Wagner (Lohengrin) usw. mögen mir verzeihen.

    Lieber Thomas,
    ich war gestern erst im CD-Shop und habe dort Gergiev - nur die Oriiginalfassung - äußerst preiswert entdeckt. Vielleicht hast du Glück und das Angebot gibt es nicht nur in Wien (19,90 Euro).


    Da du nun doch die Originalfassung kaufen wirst wollte ich nur darauf hinweisen, dass die für mich wirklich großen Einspielungen des Boris , besonders aus dem Bolshoi-Theater, nun einmal in der Rimsky-Fassung vorliegen (Melik-Paschajew und Golovanov jeweils mit zwei unterschiedlichen Boris-Sängern, wobei nur in der jeweils jüngeren die Szenen des Boris neu aufgenommen wurden - Reizen/Pirogov bzw. Petrow/London).
    Ich besitze jeweils beide Einspielungen und das zeigt, dass ich mich schwer für einen der jeweiligen Borisdarsteller entscheiden konnte.


    Jedenfalls wünsche ich dir so viele Eindrücke und Einblicke mit Boris Godunow und seinen verschiedenen Interpretationen wie ich sie immer wieder erleben darf bzw. durfte und wenn dir der Boris gefällt: Es gibt noch die Chowanschtschina - und die war für mich als Jugendlicher noch um beeindruckender als der Boris - das leidende russische Volk pur!


    Giovanni

    Hallo Edwin,


    Zitat

    Rimskij hat nur eine Abneigung gegen seiner Meinung nach extreme Klänge, die Mussorgskij aber als Klangsymbole verwendet (hohes Fagott) - und vor allem gegen die harmonische und rhythmische Instabilität des Originals, die er zwangsläufig mildert.


    wir liegen aus meiner Sicht gar nicht so weit auseinander. Ich habe es gestern nur zu verkürzt dargestellt.


    Durch die Vermeidung dieser "extremen Klängen" und die "verbesserte" Instrumentation sowie der Glättung der Harmonik und Rhythmik entsteht klanglich, zumindest für mich, ein "schönerer" Klang. Zusätzlich verwirklicht Karajan seine "Klangästhetik" und die kann man natürlich, besonders im Fall des Boris, auch ablehnen.

    Lieber Thomas,


    Boris ist eine russische Oper eines russischen Komponisten und Textdichters in der das russische Volk eine entscheidende Rolle spielt - darüber hinaus hat Mussorgsky den russischen Sprachrhythmus und die russische Sprachmelodie in seiner Oper berücksichtigt: also bitte wenn schon eine Boris-Aufnahme dann eine russisch gesungene.


    Was die verschiedenen Fassungen betrifft so hatte ich schon die Möglichkeit neben der Rimsky-Fassung auch die Original- und die Urfassung auf der Bühne zu erleben: Fast schon drei auch in ihrer theatralischen Wirkung unterschiedliche Werke. Ich kann die oft schroffe Ablehnung der Rimsky-Fassung trotzdem nicht nachvollziehen. Der Grund liegt vielleicht darin, dass ich den Boris in der Rimsky-Fassung kennen, schätzen und lieben gelernt habe.


    Wenn du ein Liebhaber der Ästhetik des "Schönklanges" sein solltest so kannst du getrost die Karajan-Aufnahme wählen - Karajan verzichtet aber zu Gunsten dieses Klangideals bis zu einem gewissen Grad auf die Wirkung der schroffen Gegensätze (was aber schon Rimsky tat). Dieses Konzept realisiert auch Ghiaurov in seiner Interpretation der Titelgestalt.


    Die derzeit vom Preis-Leistungs-Verhältnis her unübertroffene Einspielung liegt bei Brilliant vor: Dobrowen 1952 mit dem!!! Christoff - bis auf eine Einschränkung eine nahezu perfekte Aufnahme: Christoff singt neben dem Boris auch den Pimen und den Waarlam - alle ausgezeichnet aber bei aller Charakterisierungskunst dieses Re di Basso - es bleibt eine Stimme und für mich stört dies die Wirkung dieser Einspielung. Trotzdem der Monoklang ist gut, die Besetzung hervorragend und der Preis liegt um die 10 Euro! Für mich von den Rimsky-Fassungen derzeit die Empfehlung – vor allem auch deshalb, da meine Numero uno Melik-Paschajew 1963 mit London als Boris derzeit nicht leicht zu beschaffen ist.


    Leider gilt das auch für die Originalfassung: Mein Favorit wäre hier Fedossejew 1981 mit Wedernikow – aber diese Einspielung scheint derzeit vergriffen zu sein und daher bleibt für mich nur die Aufnahme unter Semkow 1977 mit Talvela, die allerdings unter einem leicht phlegmatisch wirkenden Dirigat leidet. Auch diese ist derzeit recht preiswert zu haben!


    Ein „Schmankerl“ am Rande: den Grigori singt 1952 und 1977 derselbe Tenor: Nicolai Gedda.


    Aber genug geschrieben- ich höre lieber etwas Musik:
    Vielleicht die symphonische Synthese nach Mussorgskys Boris Godunow von Stokowski unter Serebier (Naxos 2004)

    Eine Liste mit 10 Lieblingssinfonien kann, zumindest in meinem Falle, mit wenigen Ausnahmen, nur eine für die heutige Nacht gültige Auswahl darstellen - in meiner Datenbank der von mir live gehörten Sinfonien bzw. der auf Tonträger in meiner Sammlung vorliegenden Einspielungen habe ich immerhin fast 350 Einträge gefunden.


    01. Haydn: Sinfonie Nr.104 "Londoner"
    02. Mozart: Sinfonie Nr.41 "Jupiter"
    03. Beethoven: Sinfonie Nr.6 "Pastorale"
    04. Schubert: "Die Unvollendete"
    05. Schumann: Sinfonie Nr.1 "Frühlingssinfonie"
    06. Brahms: Sinfonie Nr.1
    07. Bruckner: Sinfonie Nr.8
    08. Mahler: Sinfonie Nr.4
    09. Schostakowitsch: Sinfonie Nr.14
    10. Barber: Sinfonie Nr.3


    Das wäre meine Auswahl für heute Nacht - trotzdem ich mit jedem einzelnen dieser Werke ein intensives Konzert- oder ein persönliches Erlebnis verbinde kann die Liste morgen Früh bereits ganz anders ausschauen: Vielleicht mit mehr slawischen oder skandinavischen Sinfonien.

    Einer meiner Lieblingszyklen ist bis jetzt noch nicht genannt worden:



    Ein Dirigent der "alten Schule" (nahezu Furtwängler) in zugegeben nicht optimaler Akustik aber doch in zeitgemäßer Aufnahmetechnik eingefangen.


    Und als zweiter Tipp vielleicht, für mich zumindest meist befriedigender als viele der schon genannten Zyklen:




    Keine Probleme mit Orchester, Chor und Solisten - eine konsequente Umsetzung eines nachvollziehbaren Interpretationsansatzes.

    Nicht nur Elisabeth kennt Metternich als Holländer seit ihrer Grundschulzeit - Mein Muisklehrer antwortete mir auf meine Begeisterung für den Holländer von Theo Adam - ich sollte mir einmal die Aufnahme mit Metternich anhören - was ich dann auch tat - und seit damals immer wieder und nicht nur wegen Metternich.



    Eine weitere meiner Lieblingsaufnahmen ist die Salome unter Moralt mit der Wegener in der Titelrolle - und wieder ist Metternich, hier als Jochanaan, großartig.



    Nicht zu vergessen ist die Aufnahme von Hänsel und Gretel unter Karajan



    und der Querschnitt der Arabella (hier als Mandryka neben der Schwarzkopf in einer seiner Prachpartien).


    Eine besonders eindrucksvolle Vertonung des "Vater unsers" hat der in England als Jocob Händl in Österreich als Jacobus Gallus bekannte Komponist tschechischer Abstammung komponiert.


    Eine besonders gelungen Einspielung liegt mit den Cambridge Singers unter John Rutter vor.


    Zitat

    rappy: Vielleicht finden wir so die ausschlaggebenden Unterschiede zwischen Mahlers Musik und etwa der der 2. Wiener Schule?


    Wozu soll das gut sein? Die 2. Wiener Schule verstehe ich nicht wirklich als zeitgenössisch! Sie ist für mich ein Teil der Musikgeschichte und befindet sich auf dem besten Weg zu einem ganz normalen, vielleicht nicht umfangreichen Teil des Konzert- und Operbetriebes zu werden. Die zeitgenössische Musik ist weitaus vielschichtiger und vielfältiger und dies kann man selbst in der Stadt Wien, trotz ihres oft behauptetem provinziellen Charakters, erleben.


    Ohne jede Wertung, einfach nur aufgezählt, was ich in den letzten Monaten an zeitgenössischer Musik im Konzert- oder Opernhaus erleben durfte, wobei ich ausdrücklich betonen will, dass ich nicht bewusst Nischenkonzerte mit zeitgenössischer Musik besuche. Eine Portion Neugier und etwas Aufgeschlossenheit bei der Auswahl der Konzerte reicht aus und man kann zeitgenössische Musik in allen Formen hören - zum Teil sogar kostenlos aber keinesfalls umsonst.


    Kammermusik:
    Peter Sculthorpe (1929- ): Requiem für Cello solo
    Ivan Eröd (1936 - ): Hommage à Beethoven
    György Kurtag (1926 - ): aus Jatekok
    Pierre Favre (1937 - ): Ember, Ember II
    Barry Guy (1947 - ): Celebration, Dakryon, Peace Piece


    Oper:
    Benedict Mason (1954 - ): Playing Away


    Konzert:
    Arvo Pärt (1935 - ): Summa


    Ich behaupte nicht, dass diese Werke besonders "moderne" sind, aber immerhin, die Komponisten sind eher zeitgenössisch als die der 2. Wiener Schule ihre Werke sind, wie ich selbst hören konnte, absolt anhörbar!


    Wenn man die Komponisten der 2. Wiener Schule als Zeitgenossen versteht dann muss man schobn ein etwas älteres Semester sein, denn Arnold Schönberg verstarb als letzter Vertreter immerhin 1951.


    Doch nun genug geschrieben – Hören wir lieber etwas Musik:
    Wie wäre es mit etwas wirklich Modernem, wie etwa der CD: Peter Sadlo spielt Minas Borboudakis (Cavalli Records) - und wieder gilt, auch für "klassische" Ohren durchaus anhörbar.


    Giovanni Bertati

    Lieber Edwin Baumgartner,


    was sie jetzt bereits ausgiebig ausgeführt haben: Für sie war der Ridderbusch der späten 70er Jahre enttäuschend und sie haben sicher ihre guten Gründe dafür. Außerdem: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.


    Ich selbst habe Ridderbusch jedenfalls nicht in solch schlechter Erinnerung, im Gegenteil, obwohl ich ihn vor 1977 regelmäßig erleben konnt. Ich habe ihn als im positiven Sinn polternden Daland in "Der fliegenden Holländer", als mächtigen Hunding in "Die Walküre" und, vor allem unter der Regie von Otto Schenk, als zumindest in der Premierenserie idealen Handwerker Sachs ("Die Meistersinger von Nürnberg"), mit leichten, für einen Bass typischen, Höhenproblemen erlebt. Nur mit seinem Ochs "Der Rosenkavalier" hatte ich meine Probleme - da mir der sicher nicht stimmlich ideale Manfred Jungwirth hier als Rollenportrait einfach besser gefiel.


    Der Schallplattensänger Ridderbusch wurde in seinen Wagner-Partien bereits gewürdigt bzw. verrissen: Ich möchte besonders auf seine Leistung als La Roche in "Capriccio" unter Karl Böhm hinweisen-nicht nur für mich eine großartige Leistung.



    Weniger ideale Schalplattendokumente, die bisher nicht erwähnt wurden:
    Verdi: Messa da Requiem unter Büchel aus Bielefeld (eine im Ganzen zu deutsche Angelegenheit) und Mozart: Requiem unter Böhm (keine Glanzleiustung obwohl er rein stimmlich keine Probleme hat, sein Mozartgesang ist keinesfalls ideal).




    Doch nun genug geschrieben – Hören wir lieber etwas Musik:
    Vielleicht Ridderbusch als Rocco in der alten Einspielung aus 1976 von Beethovens Leonore unter Blomstedt


    Giovanni Bertati

    Zitat

    Zitat: Original von Alfred_Schmidt

    Es ist natürlich stets eine Frage: mit welchem Repertoire ? Bei Mozart würde ich die Frage eindeutig bejahen. mit freundlichen Grüßen aus Wien Alfred


    Und ergänzend: Er war ein wirklich großer Interpret!!! nicht nur aber auch der Lieder Schuberts!


    Doch nun genug geschrieben – Hören wir lieber etwas Musik:
    Dem Anlass folgend folgend vielleicht wieder etwas außer der Norm:
    Verdi-Requiem unter Fricsay 1951


    Giovanni Bertati

    Zitat

    Joschi Krakhofer: Ich versuchte lange Zeit meine Sammlung zu planen und mache das auch immer noch, obwohl ich weiß, dass es mir nicht gelingen wird mich an meine Pläne zu halten.



    Die erste und wichtigste Quelle meiner CD/LP Sammlung ist das Hören von Musik!


    Meine „CD/LP Sammelwut“ begann kurz nach der Infektion mit dem „Virus“ Oper im reifen Alter von 16 Jahren: Zunächst versuchte ich nur meine Lieblingsopern, die ich am Stehplatz der Wiener Staatsoper erleben konnte, komplett zu bekommen. Von CDs war damals allerdings nicht die Rede. Unser Medium war die LP (Ich war und bin, ich gestehe es, ein treuer Liebhaber der guten alten Schallplatte).


    Doch zum Sammeln selbst: Ich höre ein Werk im Konzertsaal oder im Opernhaus und bin begeistert dann wird es sofort auf Tonträger erstanden bzw. das Werk oder der Komponist gefällt mir oder es oder er interessiert mich und schon steht eine neue Aufnahme für meine Sammlung auf der Wunschliste.

    Die zweite Quelle ist die Neugier:


    Da mich Musik nun einmal interessiert, lese ich auch über sie. Ich lese über Musik an sich, über Komponisten, Interpreten, Konzerte und Einspielungen. Darüber hinaus bin ich auch regelmäßiger Kunde in CD-Läden und einschlägigen Abteilungen. Regelmäßiger Konzert- bzw. Opernbesuch von Jugend an führt zu einem Bekannten- und Freundeskreis mit zum Teil ähnlichen Interessen - Gespräche bzw. Diskussionen mit „Musiknarren“ sind das Ergebnis. All diese Informationen machen neugierig, neugierig, wie diese Musik, diese Interpretation klingen könnte.
    Die Folge: Eine oder mehrere neue Aufnahmen für meine Sammlung.

    Die dritte Quelle:


    Ganz so chaotisch wie das bis jetzt klingt ist meine „Sammelwut“ nun doch nicht. Etwas System hat meine Sammlung schon vor der Matura (Abitur) bekommen (Ich maturierte in Musik.): Mein Musiklehrer gab mir Spezialgebiete vor, die zum Teil weit entfernt von meinem damaligen Musikgeschmack lagen. Ich begann die vorgegebenen Themen gezielt im Konzert bzw. in der Oper zu hören und auf Schallplatte zu sammeln. (Noch heute danke ich meinem Musiklehrer für diese erzwungene Öffnung.) Ein musikgeschichtlich bzw. musiktheoretisch roter Faden zieht sich so durch meine Sammlung.


    Ein vom realen Musikerleben im Konzert- bzw. Opernhaus geprägter Hörer empfindet die Musikkonserve allerdings nur als Ersatz für die Vielfalt des realen Musikerlebnisses. Meine Sammlung spiegelt diese Einstellung wider. Nur so ist es zu erklären, warum meine Lieblingswerke in vielen Einspielungen im Regal stehen, ohne dabei jemals einen Vollständigkeitsanspruch erheben zu wollen. Es ist die Lust auf unterschiedliche Interpretationsansätze die mich dabei treibt – wieder die Vielfalt – die gerade durch die Beschränkung auf die sogenannte ideale Musikkonserve fehlt.


    Doch nun genug geplant bzw. geschrieben – Hören wir lieber etwas Musik: Wie wäre es mit einer „Standardaufnahme“ wie etwa „Tosca“ unter de Sabata (emi oder Naxos) oder einem Experiment wie etwa der CD „DAKRYON“ mit Homburger, Guy und Favre (Maya Recordings)?


    Viel Spaß beim Hören


    Giuseppe Bertati