Eine absolute Referenz mit diesem Orchester ist für mich die Aufnahme des Brahms-Requiems unter Furtwängler von 1948:
Nun kann man - gewiß etwas despektierlich, aber sicher nicht ganz falsch - in diesem Falle davon sprechen, dass hier das Orchester ein einer absoluten Sternstunde der Interpretationsgeschichte des Requiems quasi eher bloß teilnehmen durfte; der Hauptakteur war es sicher nicht. Aber doch ein würdiger Ausführender, der handwerklich umzusetzen in der Lage war, was ein großer Musiker hier beabsichtigte.
Wie dem auch sei - man muß ungemein dankbar sein für dieses Dokument.
Was hier etwa musikalisch im dritten Teil passiert, wenn die bange Frage "Oh Herr, wes soll ich mich trösten" aufgeworfen wird, ist einfach nur unfassbar. Furtwängler führt die Musik erst in einen verzweifelt-wütenden, schmerzhaften Ausbruch, um die Frage dann nicht minder schmerzhaft, aber ungemein zurückhaltend, zaghaft-verloren zu wiederholen. Die Musik löst sich hierbei buchstäblich auf, zerfällt, entschwindet. Und die Pause, die dann folgt, ist bei Furtwängler nicht einfach nur Pause, sondern ein tiefes, schwarzes, verstörendes Nichts, das viel weiter geht als die bloße Abwesenheit von Klang dies normalerweise vermag, ein Nichts, wie ich das sonst nirgends in der Musik kenne. Erst, wenn man in diesen Abgrund geblick hat, erhebt sich aus der Antwort "Ich hoffe auf dich" die Musik quasi völlig von Neuem, ensteht völlig neu.
Dies ist für mich mit das Berührendste, was ich musikalisch kenne.
Nicht im eigentlichen Sinne eine Referenz für dieses Orchester, sondern eine interpretatorische Referenz an sich.