Beiträge von Signor.abate

    Hat jemand schon Tolstois Kreutzersonate erwähnt?


    Ein erschreckend reaktionär konservariver Roman,
    die Kreutzersonate als Ausbund zügelloser Unmoral.
    Sexualität, wenn dann nur in der Ehe und auch dort ist Asexualität das höchste Ideal.
    Der arme Beethoven muss da für solche Ansichten herhalten

    Nicht nur, dass die Pastorale sehr schön ist, sie ist auch besonders interessant, wenn man sie als das sieht was sie ist, die Schwester der 5. und als exaktes Gegenstück zur Kompositionsidee der 5. komponiert. Hier permanente Entwicklung und Dramatik, dort insichruhend.


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    Und die 2. ist so voller Witz und genialer witziger Überraschungen, dass ich nicht verstehen kann warum man sie nicht mag - ich höre sie jedenfalls immer wieder mit ungeheurem Vergnügen - und Harry Goldschmidts Idee sie als Zauberflötensinfonie zu sehen ist zwar recht eigenwillig, hat aber durchaus auch einige schlüssige Argumente und klingt recht plausibel, sodass man sie als originelle Sichtweise durchaus stehen lassen kann.

    wie schon bei meiner Vorstellung geschrieben, natürlich - seit über 40 Jahren -Ludwig van Beethoven
    Es ist in vielen Stücken die ungeheure Kraft und Energie die darin steckt,
    in anderen der unglaubliche Humor und Witz
    und in wieder anderen
    die unglaubliche Zärtlichkeit und Verträumtheit.
    Es sind die Überraschungen, der Abwechslungsreichtum durch die durchbrochene Arbeit, das obligate Accompagnement die vielen Vortrags (Ausdrucks-)vorschriften Crescendi und Decrescendi, die spannende Rhythmik durch Sforzati und Staccato bereichert
    die Vielfalt und Verschiedenheit seiner Musik
    Egal ob früher oder später Beethoven die Musik spricht unmittelbar das Gefühl an und reizt zur intellektuellen Auseinandersetzung mit der Form.


    Stücke? Das ist schwer, es sind so viele
    - Appasionata
    - Variationen (WoO 65 Veni amore, WoO 80, opp. 34, 35, eigentlich alle, hier kommt die unglaubliche Phantasie Beethovens zum Tragen) auch die Variationssätze in der Kammermusik
    - 2. Sinfonie
    - Szene und Arie Ah perfido, auch das Opferlied
    - Streichquartette opp 130 135, die Hl Danksagung eines Genesenden
    - Erzherzogtrio


    usw.

    Gestern war der Ballettabend, ein gelungener sehr schöner Abend.
    Trotz großem Haus und Montag ca. 90% besetzt, auch viele junge Leute.



    3. Klavierkonzert
    Choreografie: Bridget Beimer
    Dirigent Michael Cook, Klavier Günther Albers
    Pause
    Cellosonate op. 69
    Choreografie: Robert Glumbek
    G. Albers und Fr. Döling
    Pause
    Sinfonie Nr. 5
    Choreografie: Kevin O`Day
    Dirigent G. Albers


    Das Publikum war begeistert
    Karges aber gelungenes Bühnenbild
    Musikalisch war es m.E. überzeugend, nur die letzten beiden Sätze der 5. Sinfonie fand ich recht schwach insbesondere der Übergang vom 3. zum 4. Satz war wenig überzeugend.
    Mit der Choreografie ging es mir ähnlich bei der 5. Sinfonie waren die letzten beiden Sätze weniger gelungen, nur die leisen Stellen überzeugten.
    Der Rest war aber sehr intensiver Tanz, der zumindest meinem Gefühl für Bewegung in Zusammenhang mit der Musik sehr entsprach, auch nie pathetisch sondern durchaus auch mit humorvollen Elementen.

    Der Laaber-Verlag hat vor ca 3 - 4 Monaten ein Beethoven-Lexikon mit Heinz von Loesch und Claus Raab als Herausgeber herausgegeben. Auf knapp 900 Seiten sehr kompetente Artikel von


    A wie Abendlied , Agogik oder Adorno
    über B wie Ballett und Ballettmusik
    und
    F wie Filmmusik
    G wie Generalbass oder Gassenhauertrio
    H wie Historische Aufführungspraxis
    M wie Motivisch-thematische Arbeit
    R wie Romain Rolland
    und
    S wie Sonatenform oder Sinfonien
    T wie Tagebücher
    V wie Violinsonaten
    bis Z wie Zmeskall und Zur Namensfeier
    von renommierten Autoren wie
    Albrecht Riethmüller
    Armin Raab
    Klaus Kropfinger
    Sieghard Brandenburg u.a.
    Preis ca 98 €

    Ich kann meinen letzten Vorrednern nur voll zu stimmen.
    Ich halte aber einen gesunden Patriotismus - wie er z.B. bei der Fußball WM zum Vorschein kam- (ein gewisser Stolz auf Deutschland bei gleichzeitiger hoher Gastfreundschaft und das alles mit viel Spass) für durchaus gut.
    Ich fühle mich als Deutscher, und als Europäer und lebe gern in Deutschland. Es ist falsch zu behaupten es gäbe kein Deutschland, Deutschland gibt es sehr wohl Europa ist da eher ein Konstrukt. Aber gerade wenn man gerne in Deutschland ist muss man sich entschieden und deutlich gegen jede Form von nationalsozialistischem Gedankengut und politischen Nationalismus wenden.
    Und noch einmal gesagt,
    eine entschiedene Stellungnahme gegen jede Form von nationalsozialistischem Gedankengut ist keine politische Frage es ist eine Frage von Menschlichkeit und Kultur.

    Hier geht es nicht um menschliche Schwächen oder irgendwelche politischen Ansichten. Hier geht es um die Frage von Menschlichkeit und Kultur überhaupt (eine ganz andere Dimension als bei allen anderen hier erwähnten Personen). Menschen wie die E N lassen grundsätzliche Zweifel an unserer Kultur überhaupt und der Entwicklung der Menschheit aufkommen.
    Ich bin überzeugt, Beethoven hätte sie von der Bühne gejagt wie Jesus die Pharisäer aus dem Tempel und ich hätte dazu Beifall geklatscht. Würde er das nicht tun, müsste ich grundsätzliche Zweifel an meinem Musikgeschmack bekommen.

    Nein, das geht auf keinen Fall, E N lässt sich nicht rein musikalisch betrachten. Da sei Gott davor.


    Hier geht es nicht nur um eine politische Meinung sondern um die Begeisterung für Unmenschlichkeit schlechthin.


    Für mich ist es immer wieder erschreckend zu sehen, wie es möglich ist, dass solch edle intelligente Musik von solchen Unmenschen geliebt werden kann.
    Deshalb, man soll die "Künstler" wie E N nicht totschweigen oder indizieren, aber niemals ohne ihren ideologischen Hintergrund hören.


    Die Vorstellung, dass sich KZ-Bestien abends Mozart und Beethoven Sonaten angehört haben lässt mich grausen und Menschen mit solchen Ansichten wie die E N sind von denen nicht weit entfernt.


    Künstler unabhängig von solchen Ansichten zu sehen zieht die Kunst in den Schmutz.


    Das ist nicht vergleichbar mit Karajan oder Furtwängler oder ähnlichen, das hat eine ganz andere Dimension.

    Wer auf der Suche ist nach noch nie gespielten Beethovenwerken (aus dem Hess oder Biamointi-Verzeichnis wird bei den Labels
    Raptus Records (aus Holland)
    und
    Monument-Records (aus USA)
    1. Raptus Records. Ein Label aus Holland. Leider findet man zwar Beethoven-Seiten mit Raptus (siehe Links), aber keine direkten Internetseiten zu dem Label. Ich habe für Interessenten eine e-Mail-Adresse zum Label. Hier findet man u.a. die Erstaufnahmen zu Beethovenschen Skizzenbüchern und die gerade erst erschienene Erstaufnahme des Trios op. 63 (das auch in der Gesamtaufnahme der Deutschen Grammophon nicht vertreten ist), sowie das Oboenkonzert Hess 12, die Klavierversion des Ritterballetts Hess 89, die Klavierversion von Wellingtons Sieg Hess 97 und andere, (einige können auch hier gekauft werden http://www.beethoven-france.org/ )


    2. Monument Records. Ein Label aus den USA (Virginia). Sie haben mit dem Pianisten Stephen Beck einige Erstaufnahmen (wie zum Beispiel Biamonti 52, 74 und 66, Hess 59, 67, 73 und andere sowie auch uncatalogisierte Stücke) sowie 2 sehr interessante Doppel CD's mit Skizzen zu Sinfonien und Konzerten und eine Neuauflage des Hess-Verzeichnisses in englisch, (hier erwerbar: http://www.discourses.co.uk/beethoven.php4) oder hier: http://www.monumentrecords.com


    Midi-Versionen sehr vieler noch nicht veröffentlichter Werke aus dem WoO, Hess und Biamonti-Verzeichnis finden sich auf der Internetseite


    unhearedBeethoven.org

    Ich habe es nicht geschafft alle Beiträge zu lesen und weiss deshalb nicht ob es schon jemand erwähnt hat.


    Es gibt eine Kuriosität zur Chorphantasie.
    Beethoven selbst hatte ja schon angeregt man könne die Chorphantasie auch mit anderen Texten versehen.
    Es gibt eine Aufnahme der Chorphantasie mit
    Klavier G. Krotz,
    Dir. F. Konwitschny und dem
    Gewandhausorchester sowie dem Rundfunkchor Leipzig
    (auch auf CD erhältlich)
    Das besondere sie hat einen Text von Johannes R Becher
    Seid gegrüsst ...
    aufgeführt zu einem Weltjugendtag oder ähnlichem (sonst wohl nie wieder)
    Die Aufnahmequalität ist allerdings nicht sehr gut.


    Näheres weiss ich im Moment aber nicht, da mir momentan nur die MP3-Fassung vorliegt Also CD und Cover momentan nicht griffbert

    Im Mannheimer Theater wird z.Z. ein Beethoven-Ballett-Abend aufgeführt (Musik zu 5. Sinfonie 3. Klavierkonzert und Cellosonate op 69)
    Näheres dazu weiss ich auch nicht, werde es mir aber Ende März anschauen und kann dann berichten
    Oder war schon jemand anderes dort?

    Es gibt auch noch ein Biamonti-Verzeichnis (näheres weiss ich dazu aber nicht).


    WoO und Opus -Verzeichnis finden sich fast vollständig in der zum 100. Geburtstag der DG erschienen Beethoven Gesamtausgabe,
    es gibt auch noch eine 2. Gesamtausgabe die für unter 100 Euro verschleudert wird ((85 CDs 80 Euro bei Amazon Brilliant classics), bei Sony/BMG soll es wohl auch eine geben. Was diese beiden genau beinhalten weiss ich nicht).
    Wenn jemand ausgefalle Stücke aus dem Biamonti oder Hess-Verzeichnis oder völlig uncatalogisierte Aufnahmen sucht.
    Es gibt in Holland das Label Raptus records und in USA Monument
    Records, die einiges aufgenommen haben. Auch im Shop des Beethovenhauses gibt es einiges dazu.
    Bei Monument Records wurde auch das Hess-Verzeichnis (aber in englisch) neu aufgelegt und dort gibt es 2 interessante CDs mit Analysen zu Skizzen der Sinfonien und Klavierkonzerte (in englisch)
    http://www.beethoven-france.org/
    http://www.discourses.co.uk/beethoven.php4) oder hier: http://www.monumentrecords.com
    Alle Verzeichnisse finden sich auch her:
    http://www.lvbeethoven.com/Oeuvres/ListOpus.html


    Ich habe die Variationen in einer Gesamtaufnahme mit R. Buchbinder (incl. der sehr schönen variierten Themen op 105 und 107) die mir sehr gut gefällt.


    Hier gerade noch entdeckt ein witziges Video zum 1. Satz der 5.
    (ein Ehepaar-Streit)
    "http://www.youtube.com/watch?v=EEhF-7suDsM"

    Letzten Endes ist es vielleicht einfach eine Frage der Gewohnheit ob man Kammermusik mag oder nicht.
    Solange eine einzelne Geige oder Oboe als Gefiepe oder Gequietsche empfunden wird, wird man für Kammermusik nichts empfinden können.
    Mich fasziniert der Klang einer Geige, ich höre sie viel lieber als eine ganze Horde von Geigen.
    Ob das letzten Endes durch Gewohnheit gelernt werden kann oder doch in irgendwelchen "Geschmacksnerven" fest verankert ist, mag ich nicht zu beurteilen. Aber vielleicht pobieren einzelne Gegner von Kammermusik das mal aus, sie müssten sich dafür Kammermusik suchen die ihrem eigenen Musikgeschmack so nah wie möglich kommt und nach einer längeren Zeit des Versuchs hier mal berichten.
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    Wieder mal taucht hier die Frage auf warum sind unsere Musikgeschmäcker eigentlich so verschieden? Gibt es Faktoren mit denen man Musikvorlieben erklären kann (z.B. psychologisch)?
    Vielleicht wäre ja eine Diskussion dazu ein eigenes Thema hier wert

    Auch mir geht es ähnlich wie JR.
    Gerade die letzten Quartette opp. 130, 135 aber auch die anderen begeistern mich von jeher weit mehr als die Quartette op. 18.
    Nur warum JR op 130 sperrig findet ist mir unklar ich finde es wieder sehr eingängig, dagegen finde ich den 1. Satz von op. 131 sehr schwierig
    Als einzelner Satz steht für mich die "hl. Danksagung eines Genesenden an die Gottheit" weit über allem. Es ist unvergleichlich wie intensiv im Zwischensatz das Gefühl rüber kommt wenn man nach langer Krankheit zum ersten Mal die Fensterläden öffnet und strahlender Sonnenschein und frische Luft das Zimmer durchströmen.
    Ich werde auch noch versuchen die Quartette in eine persönliche Reihenfolge zu bringen, finde es aber teilweise sehr schwierig da sie teilweise auch gleichrangig sind.
    Die Reihenfolge:


    op. 130
    135
    127
    132
    131
    95
    74
    59,3
    59,1
    59,2
    18,1
    18,6
    18,2
    18,3
    18,5
    18,4
    14

    Aber die op. 18 Reihenfolge ist vorläufig, da ich mich mit ihnen noch nicht intensiv beschäftigt habe.


    Mich faszinieren bei Beethoven allgemein mit am meisten seine Variationswerke (egal ob als eigenständiges Werk oder als Satz innerhalb eines grösseren Werkes).
    Besonders erwähnt sei noch der 2. Satz von op 132, zwar finde ich das "Scherzo" etwas lang geraten, aber die (Dudelsack ähnlichen) Klänge des "Trios" faszinieren mich immer wieder. Solche ungewöhnlichen faszinierenden Klänge sind es u.a. die ich bei Beethoven so liebe und die sich bei ihm immer wieder finden. Weshalb auch Beethoven für mich nicht nur der Komponisten raffinierter musikal. Formen und Entwicklungen ist und viel weniger der heroische Komponist sondern ganz besonders der Komponist mit viel Lust an eigenwilligen besonderen Klängen.
    Weshalb ich auch die Pizzikato in op. 74 und auch anderen Werken keineswegs albern sondern gerade besonders schön finde.
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    Solche unterschiedlichen Sichten auf und Erlebnisse von Musik finde ich besonders spannend. kennt jemand vielleicht Bücher - etwa aus der Psychologie - die hierfür Erklärungsmuster oder psych. Konstanten oder ähnliches zu finden versuchen?


    Gruss Ulrich