Beiträge von Antracis

    Ich habe ja schon in anderen Threads darauf hingewiesen, dass ich mich für den Gesang von Del Monaco wenig erwärmen kann.


    Weniger das Brüllen (als quasi unmusikalische, technisch unsaubere, überzogene Tonproduktion) zeichnet Ihn aus, sondern einfach der weitgehende Verzicht auf dynamische und klangliche Nuancierungen. Dies ermüdet mich nach kurzer Zeit des Zuhörens, selbst wenn die Stimme an sich gut in Form ist.
    Nehmen wir beispielsweise das "le minaccie i fieri accenti aus der berühmten Mitroupoulos-"Forza" aus Florenz 1953. Del Monaco produziert einen ungemein voluminösen, baritonalen Klang mit stark metallischem Charakter, nur wird dieser im Verlauf des Duetts praktisch nicht moduliert und auch die Phrasierung ist eintönig. Hier interpretiert ein Sänger nicht den Text mit Hilfe musikalischer Töne, sondern er nutzt die Partitur offenbar nur, um seine immensen stimmlichen Mittel zur Schau stellen zu dürfen. Der Bariton Protti steht ihm im Übrigen wenig nach, und holzt sich mit groben, aber eindrucksvollem Ton durch die Szene.


    Ähnlich verhält es sich auch mit Del Monacos Otello-Aufnahmen, wobei ich nicht alle 5 kenne (die Met-Aufführung 1958, hochgelobt, will ich unbedingt nochmal hören). Er hat zweifelsohne das stimmliche Format, aber nicht das sängerische Rüstzeug für eine hinreichende Rolleninterpretation. Bei Ramon Vinay oder Jon Vickers lässt sich beispielsweise studieren, wie man außergewöhnliche stimmliche Mittel einsetzen konnte, ohne die Feinheiten der Partitur zu übersingen - von Melchiors Einzelszenen ganz zu schweigen.


    Persönlich glaube ich, dass er einfach eine Art stimmliches Naturereignis war, dass man live erleben mußte, um überwältigt werden zu können. Denn nach dem, was man auf Platten hört und in zeitgenössischen Kritiken lesen kann, war es zweifelsohne eine der großen Stimmen des Jahrhunderts.
    Wenn man da dann also im Saal sitzt, das Orchester durch die Partitur fegt und dann diese gewaltigen Klangeruptionen im Saal vibrieren, kann ich mir gut vorstellen, dass man davon elektrisiert werden konnte. Zumal mir danach keine und davor nur wenige Stimmen einfallen, die in eine ähnliche Kategorie zu stecken wären.


    Daheim vor den Lautsprechern, und mit den Vergleichsaufnahmen in Griffweite, muß ich mich aber Prof. Jens Fischer anschließen, der so schön schrieb


    Zitat

    Niemals frieren wir genauer, fasziniert, aber erkältet bis ins Mark


    Gruß
    Sascha

    Lieber Christian,


    ich habe aktuell Volume 2 und 4 aus der Naxos-Reihe, Nr. 3 ist verborgt...und dann noch den "Prima Voce"-Sampler McCormack in Opera. Über die können wir uns gerne austauschen.
    Allerdings bin ich aktuell zeitlich etwas verknappt zwischen Staatsexamen und Berufseinstieg. Ich schaue aber mal, was geht. :yes:


    Gruß
    Sascha

    Du Glücklicher...ich habs terminlich verpassen müssen. Habe Pollini vor einigen Jahren in der Philharmonie gehört mit einem reinen Chopinabend und einem Mordsprogramm...u.a. f-moll Fantasie, Barcarole, einige Scherzi und alle 4 Balladen, war damals auch begeistert und hatte mir geschworen, Ihn nicht mehr zu verpassen...hat nicht geklappt.


    Gruß
    Sascha

    Zitat

    Original von Il Grande Inquisitore


    Es finden sich viele Belanglosigkeiten darunter, die dann (leider nicht alle) plötzlich unter McCormacks Behandlung zu sängerischen Höhepunkten werden, denn mit Kunstverstand eingesetzte Zierfiguren, die in ihrer Ausführung an Wunder grenzen, verdeutlichen das mögliche Nebeneinander von Händel und irischen Traditionals.


    Lieber Christian,


    ich hangle mich auch gerade durch die Naxos-Reihe, begünstigt durch den Umstand, dass meine Frau zunehmend zum McCormack-Fan wird, und mir somit Bugetfreiheit gewährt. :D


    Bezüglich der musikalischen Belanglosigkeiten geben ich Dir recht, vieles wird zu Gold, leider nicht alles.
    Ich gestehe eine Schwäche für die Aufnahme mit Kreisler der "Angels Serenade" ein. Finde es doch eindrucksvoll, wie so eine Schnulze zu berührender Musik mutieren kann - wobei da auch nicht wenig die Verschmelzung von Violine und Stimme beiträgt, die im Verlauf immer intensiver wird. Ansonsten ist es eigentlich abseits virtuoser Effekte einfach wieder dieser verblüffend natürliche Gesang...und natürlich ist der letzte Ton einfach vom Feinsten.


    Keine Chance hat jedoch das Bach/Gounodsche Ave Maria...das hat sich durch frühkindliche Traumatisierung seitens einer LP meiner Großmutter (Ich will gar nicht wissen, wers damals geschluchzt hat!)
    unweigerlich irgendwo in einen Teil des Gehirns eingebrannt, wo es selbst McCormack nicht mehr in ungequälte Teile meiner neurotischen Seele verschieben kann. :D


    Gruß aus Berlin nach Berlin.


    Sascha

    Hallo Milletre,


    Jon Vickers berichtete, nur auf die Stimme von Birgit Nilsson bezogen, dass die Qualität auf Schallplatte nicht annährend konserviert werden konnte. Er habe live oft mit Ihr gesungen, und die Tonkonserve gebe nur einen faden Abglanz wieder.
    Allerdings ist auch der umgekehrte Fall möglich: Das nämlich die Bühnenpräsenz des Sängers beachtliche Defizite hinsichtlich des Gesangs übersspielt - im übrigen ist dieser Umstand ein Segen und macht einem heutzutage leider oft erst den Opernbesuch live überhaupt erträglich.


    Wie auch immer, ich will die Differenzen bei Siepi zwischen uns gar nicht mehr weiter auswalzen, weil sie so groß gar nicht sind, und ich wie schon zugegeben recht gerne die 53erForza unter Mitropoulos einlege, und zwar nur wegen Siepis Padre Guardiano, wo die Stimme tatsächlich wie Olivenöl (J.M.Fischer spricht von "Honigseim") dahinfliesst (und das "Pace" von Tebaldi ist auch ein Knaller).


    Das man nasale Tonproduktion differenziert betrachten muß und dies auch landesspezifisch unterschiedlich empfunden wird, gerade auch bei Tenören, ist ja bekannt. Bei Siepi finde ich es nicht störend, weil in der Tat sehr dezent. Hotters Tonproduktion ist da schon deutlich anfechtbarer, Du wirst mich aber beispielsweise hier als Bewunderer des Sängers ausmachen können. Dennoch stehen beispielsweise Alexander Kipnis und Friedrich Schorr noch eine Etage höher, und dies nicht zuletzt aufgrund einer stetigeren Tonproduktion.


    Aber: Sieht man mal von Ghiaurov ab, wer hat nach Siepi ein ähnliches Kaliber erreicht ? Bei den Wotanen nach Hotter schaut es ähnlich düster aus.


    Also viel Spaß mit den vielen schönen Aufnahmen. :)


    lg
    Sascha


    Hallo Milletre,


    ich entnehme mal deinem Statement die Metabotschaft, dass ich als jemand, der Siepi nie live gehört hat, lieber mal den Mund halten sollte. Ich werds aber nicht tun, auch wenn ich einem "Opernstammbesucher" mit "unendlich" viel Erfahrung gegenüberschreibe. ;)
    Da Du Kritik an "Jahrhundertstimmen" schon von vornherein abzulehnen scheinst ( "Läusesuchen" ), habe ich auch nicht viel Hoffnungen, dass wir da beide einen Konsens herbeiführen können. Erfahrungsgemäß verläuft der Graben zwischen Läusezählern und Ihrem Widerpart ähnlich tief, wie bei den Themen Regietheater und Karajan, aber was solls. :D


    Nur nochmal zur Klarstellung: Ich höre da keine ausgesprochen metallische, sondern eine unmetallische weiche, extrem voluminöse Stimme, die hinsichtlich des Klangreichtums (der genauer besehen der Reichtum eines bestimmten Klanges ist!), und auch des Volumens sicher zu den großen Stimmen des Jahrhunderts zählt. Hotter sang sicher viel nasaler, ich höre bei Siepi aber auch einen solchen Beiklang, werte das aber gar nicht negativ.
    Aber gelegentlich tremoliert er und produziert seine Töne allgemein nicht ganz stetig, und bei aller Legatokultur wirkt sein Singen auf mich - dies das eigentliche Problem - monoton.


    Er produziert einen wunderbaren Stimmklang, aber es ist - in dynamischen Abstufungen - sehr oft der gleiche - oder zumindest ein sehr ähnlicher . Diese Tendenz teilt er mit dem - von mir sehr bewunderten - Ghiaurov, der in seinen späteren Aufnahmen leider auch zunehmend farbärmer wurde.


    Also sicher eine Jahrhundertstimme, aber halt kein Jahrhundertsänger. Kipnis, Pinza und auch Christoff stehen da beispielsweise bei ähnlich stimmlicher Qualität für mich in viel höheren Weihen, weil sie mehr Farben besaßen und "Ihr Instrument" noch virtuoser im Griff hatten, facettenreicher sangen.


    An der Bedeutung hinsichtlich seines 55er Figaros möchte ich aber damit gar nicht rütteln, in der 53er Forza ist er auch großartig, und der Phillip im Duett mit Hines live aus der Met ist eine meiner Lieblingsaufnahmen, obwohl (der damals ja noch sehr junge und gerade dort in der Rolle debütierende!) Sänger keineswegs eine einwandfreie Leistung abliefert. Aber es ist insgesamt einfach ein Erlebnis, dies zu hören.


    Nur betrübt mich halt manchmal doch eine gewisse Monotonie der Interpretation, bei aller Pracht, die da zur Schau gestellt wird.


    :hello:
    Sascha

    Zitat

    Original von Musikkristin


    ja aber an seiner Stimme wird wirklich viel herumgemäkelt. Er hat halt viel vereint, sehr gutes Aussehen, eine tolle Bühnenpräsenz und dann noch die Stimme. Das erzeugt auch Neid.


    Supi, wenn jetzt in diesem Forum zukünftig auch alle kritischen Wortmeldungen hinsichtlich eines Sängers mit dem Hinweis auf Neid abgekanzelt werden, bietet sich doch auch gleich - nach dem traditionellen Inszenierungsforum - ein eigenes Unterforum für "Große Sänger" an.
    Da darf man dann nach Herzenslust schwärmen, aber kritische Bemerkungen sind nicht erwünscht. Wenn sich Tamino schon zunehmend der Lächerlichkeit preisgibt, sollte man diesen Weg schon konsequent gehen. :D


    Gruß
    Sascha

    Recht interessant finde ich dann doch die schon mehrfach angestimmten Abgesänge auf Sir Simon hier in Berlin. Noch nicht ganz ein Jahr (oder doch schon länger ?) dürfte es her sein, dass Axel Brüggemann meinte, mehr zu wissen, als alle Beteiligten, und in der FAS Rattle quasi aus dem Amt schrieb, Barenboim und Thielemann in den Startlöchern wähnend.
    Diese Blase zerplatzte dann offenbar unter schnellen Dementi aller Beteiligten.


    Ende der letzten Woche wurden dann Gerüchte laut, der Vertrag von Rattle in Berlin würde keinesfalls verlängert. Kai Luehrs-Kaiser, die neue RBB-Kultur-Allzweckwaffe, erklärte dann auch des Morgens im Radio haarklein, warum es zwischen dem Orchester und Rattle nicht mehr weitergehen könne. Gestern wurde nun wohl die Verlängerung des Vertrages seitens des Orchesters bestätigt.


    Abseits künstlerischer Wertungen steht meinerseits fest, dass es doch recht einflussreiche Interessengruppen zu geben scheint, die Rattle nicht mehr gerne weiter an der Spitze des Orchesters sehen wollen. Ich frage mich nur schon seit längerem, ob diese im Orchester, im Berliner Senat, oder wo sonst sitzen...


    Gruß
    Sascha

    Der Lohengrin ist auch nicht so ganz ohne. Nachdem das Publikum den halben Akt lang auf die Folter gespannt wurde, wird unser Ritter gleich mehrstimmig als Wunder angekündigt, und muß, vielleicht noch seekrank vom Schwanengeschaukel, bar jedes orchestralen Schutzes einsetzen, und sollte dabei eher die feinere Klinge führen, und den stimmlichen Zweihänder erst beim Heilesgruß gen King Henry schwingen - dann aber umso strahlender.


    Gruß
    Anti

    Zitat

    Original von Fairy Queen


    Noch eine Frage: ist der Begriff "Staubi" hier inzwischen wieder stubenrein und salonfähig?
    Mir wurde er aufgrund einer anonymen Beschwerdemail gegen solche "unverschämte Respektlosigkeit und Beleidgung der älteren Generation" nämlich "zum Nichtgebrauch nahegelegt!"
    é strano.......... ?(



    Hm, ich lösche immer alles anonyme, was mir zugeht. :D Vielleicht sollte ich es doch mal lesen. Der entsprechende Anonymus hat aber offenbar die Etymologie des Begriffes "Staubi" nicht wirklich verstanden. Zum Glück ist aber Humorlosigkeit nicht an ein Alter gebunden . :)


    Gruß
    Sascha

    Zitat

    Original von Loge


    Dazu gibt es seine nette kleine Geschichte. J. Kaiser erzählte vorgestern auf SWR2, dass ihm der spitzbübische Karajan einmal unter vier Augen (und eigentlich mit der Auflage, es nicht weiter zu erzählen) gesagt habe, dass er sich vor der Aufführung einer Bruckner Sinfonie immer nochmal den Jochum anhöre, um sich zu vergewissern, wie es nicht zu machen sei.


    Loge


    Ich bin auch kein durchgängiger Jochumfan. Aber wie er die Coda des ersten Satzes der 9. Sinfonie von Bruckner dirigiert, lohnt durchaus mehrere Blicke.
    Vor allem die bei der DGG veröffentlichte, späte Aufnahme mit den Berlinern ist großartig.


    lg
    Sascha

    Angesichts dieser trefflichen Auswahl zur Heiligsprechung sollte man auch erwähnen, dass unser Bene ja neulich die mindestens gleichwertig gloriose Eingebung hatte, 3000 neue Exorzisten einzustellen.


    Ich denke, viele Taminos hätten gute Chancen im päpstlichen Assessmentcenter. Als Beilage zum Bewerbungsschreiben empfehlen sich entsprechende Beiträge aus den Karajanthreads, wo ja der Kampf gegen den museal-medialen Luzifer hin und her wogt. Falls Alfred diese Posts freigibt, klingelt bald die Kasse, und Lang-Lang muß nicht weiter Hohn und Spott ernten, sondern darf den einen oder anderem Weihwassersprenkel genießen.


    Gruß
    Sascha

    Man muß sich auch klar machen, dass naturgemäß Wikipedia und Brockhaus oft einen unterschiedlichen Konsens hinsichtlich des dargebrachten Wissens abbilden. Mir fällt das immer bei Themen auf, die ich aufgrund meines Bildungshintergrundes gut überblicke, vor allem also der Medizin.


    Der Brockhaus ist hier weitestgehend kongruent mit den Aussagen, die sich auch in den gängigen Standardwerken der wissenschaftlichen Literatur finden, entspricht also dem mehrheitlich wissenschaftlichen Konsens.


    Wikipedia ist deutlich mehr von wissenschaftlichen (und oft auch rein soziopolitisch motivierten) Minderheitsmeinungen beeinflusst. D.h., Meinungen, die zwar durchaus auch in der Standardliteratur diskutiert werden, jedoch klar minderheitsgetragene Randerscheinungen darstellen, nehmen einen deutlich größeren Einfluss auf die Konsensbildung bei Wikipedia. Nicht überraschend ist dies vor allem bei Themen der Fall, die in der Öffentlichkeit ausführlich und mitunter sehr emotional diskutiert werden. Beispiele wären sicher Organspende, psychiatrische Themen, Impfungen, Komplementärmedizin, ect.


    Ich denke, das trifft auch auf viele andere Bereiche zu und dessen sollte man sich bewußt sein. Insofern dürften sich also auch die Artikel zu H.v. Karajan, Anna Netrebko, Regietheater und "moderne Musik" in den beiden Medien hinsichtlich des Konsens deutlich unterscheiden.
    Das ist ja nicht unbedingt ein Nachteil, man muß es nur bei der Lektüre im Hinterkopf haben.


    Gruß
    Sascha


    argh...Konsens mit z...man sollte nicht direkt nach Nachtdiensten schreiben :rolleyes:

    Wirklich großartig ist er auch als Padre Guardiano in einer deutsch gesungenen Rundfunkproduktion der Forza:



    und natürlich als König Heinrich im Lohengrin unter Kempe. Letztere Rolle dürfte allerdings auch auf dem EMI-Sampler drauf sein.


    Gibt es von Frick eigentlich auch beachtenswerte Kunstliedaufnahmen ?


    Gruß
    Sascha

    Inspiriert von der Feenkönigin läuft jetzt meine absolute Lieblingsaufnahme der Neunten. :)




    Die Aufnahmequalität ist trotz des Alters deutlich besser als der JPC-Scan, etwas höhenlastig. Fricsay zaubert mit dem BPO und hat gute Solisten (Seefried, Forrester, Haefliger, Fischer-Dieskau) zur Verfügung.
    Die Aufnahme war leider über 20 Jahre nicht greifbar, was für ein Verlust.


    Gruß
    Sascha


    Diese Logik - und noch weniger die Polemik - erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht wirklich. Das Hotter "nuschelte", worunter die Wortdeutlichkeit litt und auch auf vielen Aufnahmen vor allem in seiner Spätphase von einem mehr oder minder ausgeprägten Wobble geplagt wurde, ist schlicht eine Tatsache, die sich vollkommen geschmacksunabhängig feststellen lässt, und wenig mit dem musikalischen Hörvermögen zu tun hat.
    Einer unterstellt ungerechten Fixierung auf die Fehler des Sängers eine polemische Bagatellisierung entgegen zu stellen, dürfte in der Sache wenig Überzeugungsarbeit leisten.


    Was ich dabei persönlich immer nicht verstehe: Jeder kann doch gerne zu sich sagen: Alles Scheiße und mich interessierts auch nicht - hauptsache, es gefällt mir. Nur, warum postet man dann in einem Diskussionsforum ?


    Gruß
    Sascha

    Also ich verliere oft gute Worte über Ihn. ;)


    Zitat

    Original von Felipe II.


    Kommt es am Ende also doch auch auf den eigenen Geschmack an?


    :hello:


    Ja, aber nicht nur oder auch: so einfach ist es nicht. :D



    Hotters Leistung im Solti-Ring ist in der Tat anfechtbar. Allerdings muß man feststellen, dass wir es mit einem gealterten Sänger zu tun haben, der zudem an einer schweren Asthmaerkrankung litt. Diese Aufnahme ist also nicht repräsentativ für seine Paraderolle und in der Tat nur bedingt geeignet, seinen Ruhm zu begreifen.


    Eine seiner herausragenden Fähigkeiten, nämlich den feinen Nuancen der wagnerischen Texte solche des Klanges passend zuzuführen, hört man auch dort.
    Die Aufnahme dokumentiert aber auch zwei seiner größten Schwächen, nämlich einerseits eine unstetige Tonproduktion, die sich bis zum schmerzhaften Wobble steigern konnte. Und andererseits Defizite in der Artikulation. Sie beruhen bei Hotter allerdings nicht auf Textindifferenz des Interpreten, sondern sind aus meiner Sicht ein Produkt aus mehreren anderen Faktoren: Einerseits ist da der für einen Heldenbariton untypisch wattig-weiche Stimmklang bei einer ungemein voluminösen Stimme. Hinzu kommt die nasale Tonproduktion, wohl immer schon angelegt, aber im Zuge der späteren Krankheit wohl noch weiter gesteigert. Dazu ein Singen, dass auch immer dem Wohklang verpflichtet war. Alle dies ergab eine Interpretation, die Wagners Textverständlichkeit nicht immer gerecht wurde, was ein nicht zu leugnender Makel ist, wenn man bedenkt, wie hoch der Meister die Maßstäbe hier legte.



    Andererseits, dies mein Argument pro Hotter, hat er sein Singen immer vom Text her aufgebaut und an Subtilität wie Intensität alle zeitgenössischen Kollegen übertroffen. An stimmlichen Dimensionen übertrifft er aus meiner Sicht alle Interpreten bis auf Schorr und London. Und als Interpret sehe ich eigentlich nur Schorr und Thomas Steward auf einem ähnlich hohen Niveau.


    Aber: Wie Herbert schon schreibt, hat er in seiner besten Zeit eigentlich keine Aufnahmen wegen des Krieges machen können. Da hätten ansonsten vermutlich mabstabsetzende Aufnahmen von Holländer, Sachs und Wotan entstehen können.


    "Geschmack" mag vor allem Hotters stimmliche Signatur haben: Das etwas (alt)väterlich wirkende Timbre ist so manchens Sache nicht, der den Wotan gerne mit einem eher dunklem Metall hören möchte, wie es in nahezu idealer Form George London bot.


    :hello:
    Sascha

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich bin nicht der Meinung, daß "moderne Musik" für jugendliche Klassik-HÖRER etwas Selbstverständlichers ist. Die Akzeptanz dürfte sich in Grenzen halten - die Begeisterung umso mehr.


    Selbstverständlich sicher nicht. Jedoch sind die Grenzen aus meiner Sicht nicht so klar, sondern können dennoch auch anders verlaufen. ;)


    Die Berliner Philharmoniker arbeiten seit einigen Jahren im Rahmen von Education-Projekten mit Kindern und Jugendlichen, wobei diese aktiv an Aufführungen teilnehmen, die vorher mit Orchestermitgliedern, und anderen Beteiligten erarbeitet wurden.
    Als Material dient bisher schwerpunktmäßig Musik der Moderne, u.a. von Strawinski, Turnage, Ravel, Kurtag, Goebbels, Debussy, Berg und Takemitsu.
    Die Musik wird von den jungen Teilnehmern durchaus gut angenommen und nicht selten habe ich Kommentare von Beteiligten gelesen, dass diese mit der Musik sogar mehr anfangen konnten, als mit Mozart und Beethoven. Sie war Ihnen zugänglicher. Selbstverständlich gibt es auch den umgekehrten Fall. Und - leider - auch diejenigen Fälle, wo sämtliche Art - anspruchsvoller - Musik keine Verbindung aufbauen konnte.



    Gruß
    Sascha

    Zitat

    Original von Wulf
    Ist das eine dieser CDs, die man des goldenen Covers wegen..... :untertauch::D


    :hello:
    Wulf


    Nöö, zumindest die Phrasierung der ersten Cello-Kantilene der Moldau ist schlichtweg genial gelungen, schon alleine wegen dieser 3 Sekunden lohnt die Anschaffung. :D


    Und nebenbei finde ich auch die Neunte Dvorak gar nicht mal schlecht...wobei jetzt viele schreien werden, das Fricsay und Bernstein das ja viel besser machen ...und da gebe ich Ihnen sogar recht. Aber diese Herby-Platte höre ich dennoch gerne. Vielleicht auch nur Nostalgie...war meine 4te CD oder so. ;)


    Gruß
    Sascha

    Zitat

    Original von Eponine


    Er klingt nun groesser, ja. Dunkler, ja. Mir aber persoenlich leicht gaumig und zu weit hinten.



    Frappierend wirken auf mich die Unterschiede zwischen der Fidelioaufnahme 2004 und der Carmen 2006, die auf Youtube zu sehen & zu hören sind.


    Beim Fidelio sitzt die Stimme gut - jedenfalls nicht auffallend weit hinten und die Tonproduktion ist auch nicht gaumig - und insgesamt finde ich auch die Gestaltung der großen Szene sehr gelungen, sie beeindruckt mit beispielsweise deutlich mehr, als die von James King. Die Carmen dann aber hat eine gänzlich andere Basis: Die Stimme sitzt deutlich weiter hinten, bösartig verdeutlich hat er mindestens ein kleines Stück Kartoffel im Mund. Außerdem wirkt die Stimme in der Mittellage irgendwie plärrig, vielleicht durch zu offene Tonproduktion.
    Vielleicht auch durch die Youtubebedingte Tonqualität ?
    Positiv sind die feinen Abschattierungen in der Dynamik, an denen sich der Sänger immer wieder versucht.


    Wie gesagt, viel zu wenig Stichprobe für ein Urteil, aber gerade hinsichtlich des Stimmsitzes ging mir da auffallend ähnliches durch den Kopf, wie Eponine.



    Ansonsten glaube ich schon prinzipiell zu verstehen, was Herbert meint: Auch bei den Jahrhundertsängern finden sich regelmäßig Limitationen, den perfekten Sänger hat es nie gegeben, insofern ist es immer leicht, jemanden anhand seiner Fehler zu verreißen. Jedoch gab es Sänger, die in einzelnen Punkten derart überdurchschnittliche Gaben und Leistungen zur Schau stellten, die sie in der Geschichte deutlich herausheben. Und da ist es dann so, dass ich Wunderlich für einen solchen halte und Kaufmann nicht. Was aber nicht ausschließt, dass er ein guter Tenor ist.


    Gruß
    Sascha

    Zitat

    Original von Herbert Henn


    Man sollte hinzufügen, daß jeder mittelmäßige Bariton, gerne ein Tenor wäre.


    :hello:Herbert.


    Naja, abgesehen davon, dass Terfel das sicher nicht ganz ernst meinte, sagte er das zu einem Zeitpunkt, wo er sicher nicht als mittelmäßig zu bezeichnen war. Bzw. wäre dann Kaufmann durchaus auch nur ein mittelmäßiger Tenor. :D


    Gruß
    Sascha


    Liebe Elisabeth,


    ich hörte neulich im Radio die Aufnahme eines Schubertliedes, gesungen von einem Bariton. Aufgrund der Aufnahmequalität ordnete ich es in die Schellackära ein und ging im Geiste die infrage kommenden großen Fachvertreter durch und musste dann doch sehr grinsen, als ich erfuhr, dass es der (mir vom Stimmklang eigentlich sehr vertraute) Richard Tauber war. :O :D



    @groteske Bariton vs Tenor-Diskussion:


    Die Unterscheidung der beiden Stimmlagen ist gerade am Anfang der Ausbildung durchaus auch für Experten schwierig. Man denke nur an Carlo Bergonzi, der sich quasi selbst diagnostizieren musste, um eine große Karriere zu starten. Domingo, Vinay und Melchior beispielsweise haben Ihre Karriere ebenfalls als Bariton begonnen und auch meist wieder als solcher beendet, Domingo experimentiert ja gerade mit diesem Karriereende.


    Dennoch haben alle baritonalen Tenöre eines gemeinsam: Ihre Karriere kam erst dann in Schwung, als sie ins Tenorfach wechselten. Es ist hier also ganz evident, dass es sich nicht um Sänger handelt, die eine Wahl haben zwischen Bariton und Tenor, sondern die besten Ergebnisse Ihrer natürlichen Veranlagungen eindeutig als Tenor einbringen und folglich auch eindeutig Tenöre sind.


    Im Gegensatz zu nicht baritonalen Tenören weisen diese Stimmen allerdings oft einige Besonderheiten auf, die auch Auswirkungen auf die Karriere haben. So sind diese Stimmen in der Regel in der Vollhöhe begrenzt. Dies mag auch in der Art begründet liegen, wie die Höhe gebildet wird. In der Regel werden diese Stimmen ja dann auf Volumen und Betonung der dunklen Farben getrimmt, um eben die natürlichen Anlagen bestmöglichst zu nutzen. Wenn man dann auf die Baritonlage noch das A, H und C drauf setzt, werden diese Töne meist gedeckt gebildet und erreichen nie wirklich das Squillo, also die strahlende, metallische Durchschlagskraft eines tenoralen Tenors und es dürfte auch wenig baritonale Tenöre geben, die mal locker ein D schmettern können. Dies bleibt anderen Stimmtypen vorbehalten, die aber auch meist deutlich schlanker und heller timbriert daherkommen. Man kann halt nicht alles haben. Die Ausnahme von der Regel war Lauritz Melchior, der eigentlich bis zum A eine klare Baritonlage hatte und dann locker an Volumen und metallischem "ping" einzigartige Spitzentöne draufgesetzt hat, wobei obendrein alle Register total ausgeglichen und harmonisch verbunden waren.


    Ein Problem kann das fehlende Squillo dann werden, wenn in der Höhe zu viel Kraft aufgewendet werden muss, um sich gegen die Klangmassen des Orchesters durchzusetzen, das resultiert dann oft in einer sehr kurzen Karriere.


    Kaufmann ist jedenfalls ein Tenor, Sherrill Milnes war keiner, auch wenn er als Bariton ein B singen konnte.


    Gruß
    Sascha


    PS: Etwas anderes ist es, das jeder Bariton gerne ein Tenor wäre, wie Bryn Terfel man in einem Interview erzählte. Er selbst krächtze jeden Morgen vor dem Spiegel "Nessun Dorma", aber das eigne sich nicht zur Aufnahme. :D

    Ich erlaube mir nochmal, etwas zu posten, dass - mit gutem Willen und bei wenig Licht betrachtet ;) - das Thema Kaufmann immerhin etwas streift.
    So fand ich gerade bei youtube.com anlässlich der dortigen "Kaufmann-Diskussion" folgende, ungemein spannende Debatte, die in Sachen Vergleich, und vor allem hinsichtlich der plastischen Stimmcharakterisierung, keinen Wunsch offen lässt. Über Kaufmann heisst es da also:







    Wobei Experte E ein wirklicher zu sein scheint, denn der Harley-Vergleich ist einfach köstlich...und richtig! :D

    Ich hatte die letzten Tage auch Gelegenheit, in die CD reinzuhören (Man kommt auch nicht wirklich an Ihr vorbei :D). Genug für einen ersten Eindruck, deutlich zu wenig für ein abschließendes Urteil.


    Anlässlich der Rezension von Frau Lemke-Matwey möchte ich da sagen:


    Ein meckerndes Vibrato ist mir nicht negativ in Erinnerung geblieben. Und wie man sich durch "aufgeblähte mezza voce... um fast jedes Piano herummogelt", ist mir technisch nicht ganz klar und lässt gewisse Zweifel an der terminologischen Sicherheit der Rezensentin aufkommen. Jedoch zieht sich der Vorwurf der übertrieben dunklen Einfärbung der Vokale und des Knödelns als roter Faden durch die negativen Kritiken, manche Rezensenten sprechen auch von zu gaumiger oder kehliger Stimmbildung.


    Nun, in der Tat wirkt für mich die Stimme irgendwie mulmig, vor allem in der Mittellage, als wenn viele Vokale zu weit hinten plaziert werden und auch mir drängte sich der Verdacht auf, dass hier vor allem Volumen abgetrotzt werden soll.


    Aber dies wie gesagt nur ein erster Eindruck. Die Stimme spricht mich nicht unmittelbar an, und das ist naturgemäß eine Einladung zur Fehlersuche, während eine unmittelbare Begeisterung beim erster Hören eher dazu verführt, die Vorteile aus dem noch warmen Kuchen zu pflücken.
    Positiv hat mich jedoch gestimmt, dass Kaufmann sehr oft die gesamte Palette der dynamischen Grade ausnutzt, und nicht nur auf große, voluminöse Töne abstellt, sondern auch viel subtile Abschattierungen riskiert.


    Gruß
    Sascha


    Die Akustik der Staatsoper ist einfach leider sehr trocken, die Nachhallzeit scheint praktisch nicht vorhanden. Bisweilen kann man sich deshalb an der Transparenz erfeuen, aber gerade bei großen und lauten Orchestersätzen nervt das doch kollossal, während ich es bei kleineren Orchestern oder gar Barockbestzungen gut erträglich finde.


    Ich sitze generell gerne weiter weg, weil die Akustik auch im dritten Rang noch gut trägt und dann der Klang etwas runder und homogener ist. Parkett ist O.K, ich bevorzuge allerdings dort den mittleren Bereich.
    Ganz vorne und ganz hinten ist akustisch sehr suboptimal. Ich habe mal einen Lohengrin und Aida aus der 2. Reihe erlebt und mir ging das trockene Trompetengeschepper dermaßen auf den Senkel, dass es kein Genuß mehr war. Weiterhin scheinen sich ganz hinten - man hat dann direkt nahe über sich die Decke vom 1. Rang, hinter sich die Rückwand - ungünstige Reflektionen und interferenzen aufzutreten, die den Klang doch beeinträchtigen.


    Gruß
    Sascha

    Ich habe Beczala wie berichtet vor einigen Wochen im Maskenball hier in Berlin gehört und war äußerst angetan. Erstmals hörte ich Ihn vor ca. 5 Jahren in einer Missa Solemnis unter Harnoncourt, da machte die Stimme schon aufhorchen.


    Nach dem Maskenball würde ich Ihm nun nicht gerade als Dämon der Darstellung bezeichnen, aber er gab sich durchaus "spielfreudig", also keinesfalls ein träger Rampensteher.


    Vergleiche hinken natürlich immer. Da für sängerische Qualitäten aber keine absolut zu fassenden Normen existieren, ist es wohl in gewisser Weise ganz natürlich, dass man so oft versucht ist, Parallelen mit maßstabsetzenden Sängern zu ziehen.
    Und der Vergleich zwischen Wunderlich und Beczala hinkt sicherlich etwas weniger, als der von Wunderlich und Kaufmann. Dennoch, an Wunderlichs größte Tugenden, nämlich die absolut natürlich produzierte Tenorstimme und eine im positiven Sinne "naive" Musikalität (Kein Müllersbusche hat je dieses Niveau erreicht) kommt Beczala nicht heran, lediglich der helle, obertonreiche Stimmklang erinnert halt an Wunderlich. "Stilistisch" erinnert er mich dann eher an Jussi Björling, indem er nämlich die Musik sehr von der musikalischen Linienbildung her entwickelt und auch durchaus ein sehr schallkräftiges Organ besitzt, ohne forcieren zu müssen. Insgesamt aber eher ein Sänger im besten Sinne, dessen Stärke nicht unbedingt in Emphase und tiefer Charakterzeichnung liegt. Dafür aber mit einer heute seltenen, wundervoll stetig produzierten Stimme, die auch über alle Register homogen gebildet und in der Höhe korrekt verschlankt wird, nur dort leider wegen nicht idealer Konzentration etwas an Schallkraft einbüßt.


    Leider nutzt er nur selten die dynamischen Extreme und zeigte sich dann dabei auch nicht restlos sicher. Weiterhin genügt die Attacke nicht allerhöchsten Ansprüchen, wie man sehr gut bei der Ausführung von "Di´tu se fedele" hören konnte. Die Staccato-Achtel im Mittelteil konnte er nicht so exakt ausführen, wie man es beispielsweise bei Caruso oder Björling hört, weil die Stimme zu langsam anspricht. Dadurch gerät das Ganze etwas Verwaschen, und die Stelle büßt leider entscheidend an rhythmischer Finesse ein.


    Dennoch, eine großartige Stimme und viele Tugenden. Mich beeindruckt er offen gestanden deutlich mehr als Villazon oder Kaufmann, was aber auch vor allem darin begründet sein mag, dass er sowohl vom Stimmcharakter als auch von seiner Technik und Stil eher an einige mir genehme alte Knüller anknüpft, als dass die anderen beiden jungen Knüller tun. ;)


    Gruß
    Sascha



    An Legenden ist bekanntlich bei aller Verklärung immer etwas wahres dran. Das gilt aber halt durchaus auch für die Seltenheit so eines künstlerischen Ausnahmeereignisses, nicht nur für unsere Tage, sondern auch für viele andere Tage, leider. ;)


    Heifetz hat viele Experten derart nachhaltig beeindruckt, dass sie die geigerische Zeitrechnung in eine Ära vor Heifetz und eine danach eingeteilt haben. Dennoch hat er aus meiner Sicht beispielsweise mit Perlman durchaus noch technisch ebenbürtige Nachfolger gefunden.


    Die Callas ist praktisch im letzten Jahrhundert eine einzigartige Erscheinung gewesen, auch in den deutlich güldeneren Zeiten des Gesanges, dieses außerordentliche Gesamtpaket findet sich sonst schlicht nicht.


    Und wo ist der Wunderlich früherer Tage ? Konstatiert man als größte Tugenden neben dem Glanz der Stimme noch die Natürlichkeit der Tonproduktion und die im besten Sinne unbeschwerte Musikalität des Sängers, wird man auch lange suchen dürfen und fündig - innerhalb gewisser Parallelen - bei Björling und McCormack. Und dann hat man 3 absolute Ausnahmesänger des 20.Jahrhunderts herausgegriffen, deren Karriere sich auf 60 Jahre des letzten Jahrhunderts verteilt.


    Und Karajan ist schlicht nicht mehr zeitgemäß. Die Marktverhältnisse und auch die Orchester dulden keine solchen Titanen mehr. Einerseits scheinen mir die unseligen Marktmechanismen die raren absoluten Ausnahmekünstler zu noch selteneren Ereignissen zu machen, andererseits ist vieles heute leider schlicht nicht mehr gefragt. Es braucht gar nicht den überragenden Heifetz, es reicht ein mittelmäßiger Geiger mit gutem Aussehen. Ebenso bei den Pianisten. Ein Arrau wäre heutzutage nicht mehr zu vermarkten und darauf kommt es halt an. Die Klassik ist weiter als je zuvor an den gesellschaftlichen Rand gedrängt worden, es gibt immer weniger, die sich aktiv dafür interessieren und somit auch immer weniger Talente. Das lässt sich im Mittelmaß noch gut auffangen, zeigt sich aber bitter in einer Ausdünnung an der Spitze. Und dann halt der Markt, der letztlich das Ergebnis bestimmt:


    Man darf nicht vergessen, dass die Callas beispielsweise bereits 5 Jahre auf der Bühne verbracht hatte, bevor sie in den Focus der Weltpresse gelangte und zum "Star" gemacht wurde. Und in diesem Zeitraum hat sie schon viele Leistungen abgeliefert, welche die Legende begründeten. Heute werden in der überwiegenden Zahl der Fälle die Stars halt aus der Mittelmäßigkeit gemacht und mit Glamour zum Olymp geführt. Und wenn es plötzlich nur noch lebende Legenden gibt, läuft sich das Thema irgendwann tot.


    Gruß
    Sascha

    Beim Lesen der (Print)-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung stieß ich auf diesen Link, der vielleicht einige interessieren dürfte:


    http://www.retrobibliothek.de/retrobib/index.html


    Dort findet sich eine wahre Fundgrube ältester lexikalischer Werke, u.a. Meyers Konversationslexikon von 1888 oder aber auch der Brockhaus von 1894-1896, liegen im Volltext vor und die einzelnen Seiten sind auch direkt als Faksimile einzusehen.


    Eine Liste aller digitalisierten Werke findet sich hier:


    http://www.retrobibliothek.de/retrobib/stoebern.html



    Ich stöbere jetzt mal im "Handbuch der Drogistenpraxis" von 1893. :D


    Gruß
    Sascha

    Hallo zusammen,


    ich habe mir jetzt mal, als Einstieg in die geplante Anschaffung der nach und nach erscheinenden Naxos-Aufnahmen, den Balladen-Sänger McCormack vorgenommen.
    Dafür bietet sich Volume 4. "..with its focus on Irish songs and Victorian ballads" an. Einige Arien sind auch vorhanden, vor allem aber einige der berühmten Einspielungen, die er zusammen mit Fritz Kreisler gemacht hat.



    Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1913-14 und sind nach damaligen Maßstäben technisch ordentlich gelungen und gut erhalten.


    McCormack punktet wie immer mit einer großen technischen Souveränität, die absolute Natürlichkeit des Singens vermittelt. An den vielen kleinen Inflektionen und den schier zahllosen perfekt gestützten Mezza Voce-Passagen, mit denen er so viele Stücke ins Morendo beendet, kann man sich gar nicht genug satthören.
    Ein lehrreicher Vergleich führt von diesen sängerischen Finessen im vermeintlich trivialen Repertoire zu dem groben Fortissimo-Geholze auf der "3-Tenöre-WM-CD". Wenn also immer wieder angeführt wird, dass "früher" die ganz großen Sänger auch populäre Reißer aufgenommen haben, wird man hinzufügen müssen, dass es eben mit sehr großer künstlerischer Sorgfalt geschah.


    Freilich ist auch McCormack keine Maschine. Ein wenig geglücktes "En fermant les yeux", in dem vor allem das Legato sehr nachlässig behandelt wird, wird sogar im Booklet bemängelt. Und die eine oder andere Schärfe in der Vollhöhe fällt auf, tut dies aber auch vor allem deshalb, weil halt die Mittellage so exemplarisch gebildet wird.


    Ingesamt eine CD, für die man neben Muße eigentlich nur noch einen guten Single Malt und einen Kamin braucht, um McCormacks Version von "Molly Brannigan" zu lauschen.


    Gruß
    Sascha