Ich habe ja schon in anderen Threads darauf hingewiesen, dass ich mich für den Gesang von Del Monaco wenig erwärmen kann.
Weniger das Brüllen (als quasi unmusikalische, technisch unsaubere, überzogene Tonproduktion) zeichnet Ihn aus, sondern einfach der weitgehende Verzicht auf dynamische und klangliche Nuancierungen. Dies ermüdet mich nach kurzer Zeit des Zuhörens, selbst wenn die Stimme an sich gut in Form ist.
Nehmen wir beispielsweise das "le minaccie i fieri accenti aus der berühmten Mitroupoulos-"Forza" aus Florenz 1953. Del Monaco produziert einen ungemein voluminösen, baritonalen Klang mit stark metallischem Charakter, nur wird dieser im Verlauf des Duetts praktisch nicht moduliert und auch die Phrasierung ist eintönig. Hier interpretiert ein Sänger nicht den Text mit Hilfe musikalischer Töne, sondern er nutzt die Partitur offenbar nur, um seine immensen stimmlichen Mittel zur Schau stellen zu dürfen. Der Bariton Protti steht ihm im Übrigen wenig nach, und holzt sich mit groben, aber eindrucksvollem Ton durch die Szene.
Ähnlich verhält es sich auch mit Del Monacos Otello-Aufnahmen, wobei ich nicht alle 5 kenne (die Met-Aufführung 1958, hochgelobt, will ich unbedingt nochmal hören). Er hat zweifelsohne das stimmliche Format, aber nicht das sängerische Rüstzeug für eine hinreichende Rolleninterpretation. Bei Ramon Vinay oder Jon Vickers lässt sich beispielsweise studieren, wie man außergewöhnliche stimmliche Mittel einsetzen konnte, ohne die Feinheiten der Partitur zu übersingen - von Melchiors Einzelszenen ganz zu schweigen.
Persönlich glaube ich, dass er einfach eine Art stimmliches Naturereignis war, dass man live erleben mußte, um überwältigt werden zu können. Denn nach dem, was man auf Platten hört und in zeitgenössischen Kritiken lesen kann, war es zweifelsohne eine der großen Stimmen des Jahrhunderts.
Wenn man da dann also im Saal sitzt, das Orchester durch die Partitur fegt und dann diese gewaltigen Klangeruptionen im Saal vibrieren, kann ich mir gut vorstellen, dass man davon elektrisiert werden konnte. Zumal mir danach keine und davor nur wenige Stimmen einfallen, die in eine ähnliche Kategorie zu stecken wären.
Daheim vor den Lautsprechern, und mit den Vergleichsaufnahmen in Griffweite, muß ich mich aber Prof. Jens Fischer anschließen, der so schön schrieb
ZitatNiemals frieren wir genauer, fasziniert, aber erkältet bis ins Mark
Gruß
Sascha