Beiträge von Roman

    Als ich mir in der Istiklâl Caddesi in Istanbul das Fenster eines kleinen netten CD-Ladens ansah, mit einem wirklich guten Assortiment aus Jazz Folk und Klassik, bemerkte ich eine Reihe von türkischen Komponisten und Musiker. Mir fielen sofort die CPO-Cover von Ahmed Andnan Saygun auf, die mir irgendwie bekannt vorkamen. Da die frühlingshafte Atmosphäre dieser wunderbaren Stadt meine Einkaufslaune beflügelte, legte ich mir gleich ohne Kenntnis dieses Komponisten diese 4 CD’s zu.





    Ahmed Andnan Saygun wurde am 7. September 1907 in Izmir geboren und starb am 6 Januar 1991 in Istanbul.


    Er war wohl der bedeutendste türkische Musiker, der sich der Komposition westlicher Klassik verschrieb. Dies ist kein Widerspruch: Er strebte eine kompositorische Synthese türkischer und westeuropäischer Musikformen und -praktiken an und entsprach damit genau den Zielsetzungen der Reformen Atatürks. So erhielt Saygun 1928 ein Stipendium der türkischen Regierung, um in Paris bei Vincent d'Indy studieren zu können. Andererseits bereiste er in den 1930er Jahren als Assistent von Béla Bartók Anatolien und betrieb Volksmusikforschungen. Er komponierte sein erstes Stück für Orchester „Divertimento“ im Jahre 1931 und gewann damit bei einem Wettbewerb in Paris den ersten Preis. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich denn auch seine hoch expressive Tonsprache.


    Saygun machte es sich zur Lebensaufgabe, eine Synthese türkischer und westeuropäischer Musikformen zu schaffen. Seine eigentliche Anregungen aber kamen aus der türkischen Volksmusik mit ihren Melodien, irregulären metrischen Mustern und Tanzformen. Seine einzigartige Musiksprache, im Ton emotional aber nicht sentimental, macht ihn zum bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten der Türkei.


    Er hinterließ ein umfangreiches Werkkatalog aus Orchester- und Kammermusik, (op. 1-75) u.a. 5 Symphonien, Cellokonzert, Violakonzert, Violinkonzert, Klaviersonaten, Lieder, Streichquartte, Bläserquintett, Opern, Trios und verschiedene Orchesterwerke.


    Zur Zeit arbeite ich mich an die beiden ersten Symphonien an, und werde später davon berichten.


    Kennt noch jemand Werke von Ahmed Andnan Saygun die er weiterempfehlen kann?


    Gruß
    roman

    Bonsoir,


    Bei Konzerten schweife ich am meisten ab, die Gefahr daß man abgelenkt wird ist im Konzert viel größer, auch bei einer "Sternstunde". Wenn ich hinten sitze werde ich von anderen Konzertbesuchern abgelenkt, die Husten, Rüffeln oder mal eben ein Bonbon auspacken :motz: :motz: :motz: :motz: :motz:. Oder das Konzert ist langweilig dann schweife ich mal schnell weg.


    Zuhause mit Kopfhöhrern bin ich fast 99% aufmerksam. Normalerweise dirigiere oder spiele ich ja dann auch mit und bin voll konzentriert.


    Wenn die Musik aus den Lautsprechern kommt, dann bin ich meistens mit was anderem beschäftigt (kochen, essen, spülen, putzen, Taminosurfen) und höre die Musik nebenbei.


    gruß
    roman

    Bonsoir,


    Meinen Lieblingsgeiger: Gidon Kremer
    Maxim Vengerov
    Vadim Repin
    Christian Ferras


    Meine Lieblingsviolonistin: Patricia Kopatchinskaja
    Hilary Hahn
    Victoria Mullova
    Julia Fischer


    gruß
    roman

    Hallo Tukan,


    Das op. 25 von Brahms ist z.Z. mein Lieblingsklavierquartett. Ich habe es leider nur zweimal live erlebt,
    einmal mit dem Zürcher Streichtrio und Walter Civitareale, und einmal mit Maisky, Bashmet, Berezovski, Kremer.
    Ich besitze selbsverständlich die 2 CD's mit dem Fauré Quartett (Mozart und Brahms).


    Gruß
    Roman

    Mittag,


    Da dieser Thread weitergeführt werden will, und dazu noch ein Bruckner-Thread ist (er kommt wahrlich nicht zu kurz)
    will ich mir das nicht entgehen lassen. Aber einfach wird das nicht.


    3 - Celibidache, Münchner Philharmoniker
    4 - Celibidache, Münchner Philharmoniker
    5 - Celibidache, Münchner Philharmoniker
    6 - Celibidache, Münchner Philharmoniker
    7 - Celibidache, Münchner Philharmoniker
    8 - Celibidache, Münchner Philharmoniker
    9 - Celibidache, Münchner Philharmoniker


    und wenn es diese Aufnahmen nicht geben würde, dann mit Sicherheit diese :untertauch:


    3 - Haitink, Wiener Philharmoniker
    4 - Karajan, Berliner Philharmoniker
    5 - Chailly, Concertgebouw
    6 - Wand, NDR-Orchester
    7 - Karajan, Wiener Philharmoniker
    8 - Giulini, Wiener Philharmoniker
    9 - Wand, NDR-Orchester


    mit freundlichen Grüßen
    roman :hello:

    Bonjour,


    Sucht??


    Dass ich jeden Morgen und Abend sicherheitshalber nochmal ins Forum schaue, um ja gar nix zu verpassen.


    Die Suche nach für mich unbekannte Komponisten wie zb. Hugo Alfvén, Serjey Ivanovich Taneyev, Ferdinand Ries, Heinrich Ignaz Biber oder unbekannte Werke von bekannten Komponisten wie zB die Streichquartette von Joseph Haydn, Cellosonaten von Rachmaninov den ganzen Kammermusikkram, das macht chon süchtig. Schuldig ist natürlich nicht die Gesellschaft, sondern das Tamino-Klassikforum.
    Ich habe einen guten Anwalt.


    gruß
    roman

    Liebe Fairy Queen,


    Was Du hier schilderts kann ich ganz gut nachempfinden. Die 8. ist wahrlich ja auch ein schwerer Brocken um Bruckner kennenzulernen.


    Als ich eine Sternstunde 1990 in Metz mit Bruckner's 8te unter Celibidache erlebte, waren wir eine Gruppe von 10 Freunden die da unterschiedliche Erlebnisse hatten. Eine Freundin empfand ungefähr das gleiche wie Du, sie empfand die Atmosphäre und das mithören als spannend, aber Bruckner errinnerte sie zuviel an Wagner. Ein anderer bewunderte nur die herrliche Akkustik das große Orchester und die Klangmassen, fanden aber keinen Draht zu Bruckner.
    Andere wiederum waren mit mir einer Meinung. Wir mußten uns nur ansehen und wußten was wir dort erlebten. Ich fühlte den Pulsschlag und das Atmen in der Sinfonie. Es ist sehr schwer das zu erklären.


    Vor 30 Jahren sollte ich den 'Stiller' von Max Frisch lesen. Jeder sagte mir, den mußt du lesen. Ich habe vielleicht 5-7 angefangen, kam nie durch, es störte mich irgend etwas. Bis auf einmal, da hatte ich den Durchblick, da verstand ich seine Sprache, seinen Stil. Ich war begeistert. Danach habe ich den ganzen Frisch am Stück gelesen. So ungefähr ging es mir auch bei Bruckner. Ich habe heute noch meine Probleme u.a. mit Thomas Bernhard und verschiedene Mahler- und Shostakovich-Sinfonien.


    gruß
    roman

    Liebe Tamin(as)os


    Was mich an Bruckner fasziniert ist:


    – daß man sich ein Leben lang mit einem Komponisten beschäftigen kann, der so “wenig” geschrieben hat


    – daß Konzerte zu Sternstunden werden können, die man sein Leben lang nicht vergisst


    – die Nachwirkungen eines Bruckner-Konzert, Glücksgefühle, Hoffnung, Emotionen, Freudetränen, wo man sich noch tagelang an dieser Musik nähren kann


    – daß man Bruckner so unterschiedlich Interpretieren kann, Sinfonie Nr 9: Furtwängler 58’45 - Celibidache 76’30 und trotzdem sind beide hoch interessant


    – wegen den Sinfonien 4, 5, 8 und den grandiosen Schlusschorale, was die Sinfonie zu einem Ganzem macht, wo einem der Atem stockt


    – wegen seinen himmlischen langsamen Sätzen, den spektakulären Klangmassen


    – weil er die Brucknerliebhaber spaltet


    Bruckner fasziniert: weil es Brucknerianer, Brucknerrythmus, Bruckner-Kult, Bruckner-Enthusiasmus, Bruckner-Verehrer, Brucknerklang, Brucknerphase, Bruckner-Tempo usw gibt.


    und jetzt wird gebrucknert


    gruß
    roman

    Hallo


    Die Nocturnes sind eine meiner Lieblingsperlen der Klavierliteratur.



    Kennengelernt durch die GA mit Ashkenazy, und lieben gelernt durch Claudio Arrau.
    Meine Lieblings-Nocturnes ist die Nr. 20 in cis-moll gespielt von...... Grigory Sokolov. Unbeschreiblich! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    a bientôt
    Roman :hello:

    Hallo,
    Dies sind meine "alten Aufnahmen" der Balladen



    1985 Vladimir Ashkenazy 9'47 - kaufte mir die Decca-Box. Durch ihn habe ich Chopin kennengelernt.
    1987 Helene Grimaud 8'19 - temperamentvoll mit Sturm und Drang, technisch brillant.
    1988 Krystian Zimerman 9'33 - Meine Nr. 1, hier ist die Musik im Vordergrund und nicht der Interpret.
    1999 Evgeny Kissin 9'52 - spielt gefühlvoll, für mich einen Tick zu "schön", zuviel Showeffekt.


    Ich würde mir gerne eine neuere perfekte Aufnahme zulegen. Wer schlägt Zimerman?


    gruß
    roman :hello:

    Chopin: 1. Ballade op.23 in g-moll


    Es dauerte vier Jahre (1831-1835), bis die erste Ballade (op.23) vollendet war - gleichzeitig mit Chopins Ankunft in Paris und seiner Aufnahme in die feine Gesellschaft.
    Die Ballade Nr. 1 nach dem Vorbild des Mickiewicz-Gedichts “Konrad Wallenrod”, ist Monsieur le Baron de Stockhausen gewidmet; in dem Gedicht schockiert der betrunkene Wallenrod seine polnischen Landsleute dadurch, daß er den Widerstand der Mauren gegen ihre spanischen Unterdrücker lobt und erklärt, auch er werde Pest und Tod über seine Feinde bringen. Dieses Thema, ein Kampf zwischen Licht und Finsternis, wird in Chopins Ballade durch die alternierende Tonarten g-moll und Es-Dur dargestellt.
    Diese Ballade ist das erste Instrumentalwerk in der Musikgeschichte mit diesem Titel. Dieses Werk hat nicht nur den Ton, die Stimmung und das Timbre einer Ballade - vor allem derjenien von Mickiewicz, von der Chopin seit seiner frühesten Jugend fasziniert war -, sondern auch einen Inhalt mit deutlicher Entwicklung, wie bei einer in sich geschlossenen Geschichte, die hier ohne jegliche verbale Artikulation nur mit der Musik "erzählt" wird.


    Erstes Thema
    Was die Ballade g-moll besonders auszeichnet, ist die ungewöhnliche Schönheit der melodischen Themen. Eine strenge und majestätische Einleitung (Largo), einige Takte lang, eröffnet die Ballade. Sie ist tragisch und verheißt nichts Gutes. Hieraus erwächst ein archaisch anmutendes und zugleich leidvoll vorgetragenes Rezitativ, das die Erzählung ankündigt. Das Leid wird noch durch ein Motiv aus drei Klängen unterstrichen, welches auf einem geheimnisvollen, ausgesprochen dissonanten arpeggierten Akkord innehält. Es setzt in neuem Tempo ("moderato") und in neuem Sechsvierteltakt (der bei Chopin nur selten vorkommt) eine jener wunderschönen, weitgeschwungenen Belcantolinien ein, wie sie nur großen Melodikern wie Chopin einfallen konnten.


    Zweites Thema
    Nach "agitato", "sempre piú mosso" und wieder "smorzando" ein paar zögernde Quinten und Quarten in der linken Hand, bis die rechte Hand weich und geschickt übernimmt und die nächste herrliche Melodie hinzaubert: Der Horizont hellt sich auf, durch die hohlen Quinten und Quarten wird eine neue Färbung eingeführt, und das zweite Thema (Es-Dur) erscheint, eine weiche und lyrische Melodie über äußerst subtilen, schnell wechselnden Harmonien. Durch die harmonische Mannigfaltigkeit und den spärlichen Satz wird der feine und sensible Ausdruck dieses schönen Themas noch verstärkt.
    Nachdem diese sich beruhigt und abgeschwächt haben (diminuendo, rallentando) beginnt ein neuer Akt der Erzählung. Das erste Thema kehrt wieder, doch in welch veränderter Gestalt! Nun in a-moll, mit stur gehämmertem e im Bass, woraus harte, dissonante Harmonien resultieren und somit ein beunruhigend düsterer, sogar etwas drohender Ausdruck entsteht. Statt der zweiten Phrase wiederholt der Komponist mehrmals - jeweils auf höherer Stufe - ein Motiv aus der Melodie, das durch einen mit Dissonanten bereicherten Akkord ergänzt wird. Auf diese Weise steigert er die Spannung, die sich dann mit der Einführung des zweiten - gleichfalls veränderten - Themas (ff) entlädt. Die sich immer weiter erstreckende, mit neuen Motiven und Progressionen ergänzte Melodie scheint geradezu in Ekstase versetzt zu werden, bis sich plötzlich wie durch einen Zauberstab mit einer harmonischen Wendung die Färbung um das ganze Bild verändern: Es erscheinen nun schillernde kleine Figuren in schneller Bewegung, als würden sie in einen wirbelnden Tanz mitgerissen. Durch eine Folge abrupter Modulationen beschleunigt die Musik ihren Atem.


    Die Spannung des Themas nimmt immer weiter zu und führt schließlich zur Explosion, die in eine breit angelegte Coda mündet (Presto con fuco). Diese erschöpft sich nicht etwa in brillanter Virtuosität, sondern präsentiert sich voller Ernst und Dramatik, mit unsteten Figuren und Motiven sowie mit einer reichen Harmonik. Hiermit hat die Ballade ihren Angelpunkt erreicht.
    Auffallend und bezeichnend für den dramatischen Vortragsstil sind die Pausen und leichten Verzögerungen. Manchmal steigert sich der Erzählfluss bis zu einem Aufschrei, gelegentlich fällt er ab zu einem leisen Flüstern.


    A bientôt
    roman

    Liebe Musikfreunde,


    Ihr habt bestimmt schon fantastische Konzerte erlebt. Manche gehen oft, andere besuchen weniger Konzerte. Bei mir hält sich das in Grenzen (so 10-20 pro Jahr), meine Frau und ich würden schon öfters gehen, aber unser Geldbeutel erlaubt das nicht immer und wenn das Konzert dann eher flau war, ärgert man sich später doch nur, man hätte sich gut mehrere CD’s dafür kaufen können.:motz:


    1. Welches war bis jetzt euer größtes Konzerterlebnis, das was Ihr am liebsten noch mal erleben würdet, (Konzert für die Insel sozusagen) sicher ihr Lieblingswerk gespielt oder dirigiert von Eurem Lieblingsinterpret? Wo, wann, und warum ist es Eure Top 1? Ich weiß das wird nicht einfach, ihr dürft aber nur eins nennen.


    2. Welches Konzert hat Euch am meisten enttäuscht? Also das Konzert wo Ihr große Erwartungen hattet, und wo ihr euch später geärgert habt, das Geld besser anders anlegen zu können.


    Mein Top-Konzert:
    1990 - Metz (France) Salle Arsenal) Münchener Philharmoniker - Sergiu Celibidache - Bruckner Sinfonie Nr. 8. Gute 100 Minuten brauchte er, um die vier Sätze in aller Breite ausschwingen zu lassen. Er zwang das Publikum zum hinhören, die Spannung und der intensivierende Gestaltungsatem ließen bei den extrem breiten Tempi in keinem Moment nach. Einmalig!:jubel::jubel::jubel::jubel:


    Mein Flop-Konzert:
    2004 - Luxemburg Konservatorium. Brahms Klavierquartett op. 25., das zweite Werk habe ich vor lauter Enttäuschung vergessen. Die Herren Gidon Kremer, Yuri Bashmet, Misha Maisky und Boris Berezowsky am Klavier (anstatt wie vorgesehen Martha Argerich). Na ja, wenn solche Weltklassemusiker so lustlos spielen, ist das sein Geld nicht wert. Das bunte Hemd von Maisky allerdings gefiel mir sehr gut. :motz::motz::motz:


    Bin auf eurer Top- und Flop-Konzert gespannt.


    gruß
    Roman :hello:

    Hallo pt_concours


    Zitat


    schön, dass Du Dich dieser Lücke annimmst, zumal es sich ja um echte "Leckerbissen" handelt. Fast erscheint mir aber Deine Einleitung etwas zu kurz, und ich habe überlegt, ob man nicht zu viert die einzelnen Werke noch etwas genauer vorstellen könnte? Jeder wählt sich eine Ballade und stellt sie etwas ausführlicher vor. Im Anschluss an jede Vorstellung wäre dann eine kleine Diskusion über Werk und Interpretationen schön. (Und so käme vielelicht endlich mal dazu Mickiewicz zu lesen).
    Sponatan würde ich anbieten, die vierte (oder zweite) Ballade hier vorzustellen.
    Es sollte für die Beiträge ein gewisser (d.h. großzügiger) Zeitraum abgesteckt werden.
    Gibt es weitere Interessenten?


    Du hast ja völlig recht, da gibt es viel mehr interessantes und Ausführlicheres pro Ballade zu berichten. Deine Idee finde ich gut. Ich würde mich sehr gerne der ersten Ballade widmen.
    Interessant finde ich die Vielfalt der Interpretationen. Ich habe die Balladen mit Zimerman, Kissin, Ashkenazy, Grimaud und Eva Kupiec.


    Bin gespannt ob und wie das hier fortgesetzt wird. Also ich nehme die Erste.


    A bientôt
    roman :hello:

    Liebe Chopin-Freunde,


    Ich finde daß Chopin hier im Forum etwas zu kurz kommt, und versuche das mit diesem Thread über seine Balladen zu ändern. Ich zähle auf die viele Chopin-Fans die hier im Forum! :yes:


    Chopins Sprache ist zwischenvölkisch. Der Vater Franzose, die Mutter Polin, er selbst in Polen aufgewachsen, von einem Deutschen in das musikalische Gestalten eingeführt, sein Leben in Paris im Kreise europäischer Geister. Begnadet war Chopin vor allem als Melodiker. Es sind wirklich zumeist Melodien, nicht Themen,die ihm zuströmen, und er weiß sie so zu glätten, so samten zu tönen und so singend zu gestalten, daß sie die unverkennbare Züge seiner Eigenart sind. Als Harmoniker liebt Chopin die Zwischenfarben, er weiss sie mit prächtiger Wirkung einzusetzen.


    “Chopins Klavierstil ist etwas Einmaliges. Dieser Stil wuchs ihm zu, ohne daß er eigentliche Vorgänger gehabt hätte; man könnte höchstens an die Nocturnes des Engländers Field denken. Aber die Ausdrucksweise Chopins ist auch nicht weitergebildet worden; Liszt hat es versucht, vermochte jedoch über Nachahmungen (im besten Sinne) nicht hinauszukommen. Grundlage seines Schaffens waren völkische Eigentümlichkeiten, die er von den Eltern ererbt hat: slavisches Feuer und französischer Formengeist. Chopin macht die Ausstrahlungen der Themen hörbar, bringt gewissermaßen die außen umgebende Luft, den feinen Duft der Melodien zum Klingen. Die kleinen Figuren und Ranken, die Zwischentriller und Vorschläge, die Auflösung in Akkordbrechungen und flüchtig dahinhuschende Tonketten, – all diese Spielwerke, mit dem er bei Wiederholungen seine Themen auflockert, bilden den hörbar gewordenen Luft- und Lebensraum dieser Themen. Zugleich ist diese Darstellungsart einzig und allein bezogen auf die besonderen Eigentümlichkeiten des Klavierklangs. Wirkliche Nachfolger hat diese Schaffensart allenfalls in den französischen Impressionisten (Debussy) gefunden.”
    (Schumanns Orchesterbuch”)




    Bei seinen Balladen handelt es sich nicht um formale Neuerungen, sondern um inhaltliche und stimmungsmäßige Eigentümlichkeiten. Sie werden heute gewöhnlich in einer Gruppe zusammengefaßt, wurden aber von ihm nicht als eine Art Zyklus konzipiert.


    Die Ballade Nr. 1 in g-moll op. 23 wurde im Frühjahr 1931 begonnen erschien aber erst 1836. In der Form kommt sie einem Fantasie-Sonatensatz nahe mit nicht ganz regelrechter Themenaufstellung, sehr freier Durchführung, Reprise und Coda.


    Die Ballade Nr. 2 in F-Dur op 38 erschien 1839. Das bemerkenswerteste Kennzeichen dieses Stücks ist das verblüffende Nebeneinander von unschuldiger Schlichtheit und gewaltsamer Leidenschaft.


    Sanfter und technisch weniger anspruchsvoll ist Chopins dritte Ballade op 47 in As-dur, viele Jahre lang der populärste seiner vier Beiträge zu diesem Genre. Ein schlicht-ruhiges Thema zu klanglichen Wirkungen zu steigern, die man beim ersten Auftreten nicht vermuten würde.


    Die vierte Ballade, op 52 in f-moll, war zunächst weniger beliebt, hat sich inzwischen aber als eine der größten Leistungen Chopins etabliert. Sie beginnt wie eine Reihe von Variationen über ein anfangs vorgestelltes Thema; der Höhepunkt wird jedoch durch die Verarbeitung eines ganz anderen Materials erreicht. Nur wenige Stücke dieses Genres verbinden so überzeugend den Eindruck zwingender Schlüssigkeit mit dem Gefühl scheinbarer Frische und Spontaneität.


    Meine Lieblingsaufnahme ist die von Krystian Zimerman, wird sich aber vielleicht in Zukunft ändern, wer weiß.




    Er spielt auf allerhöchstem Niveau, hier passt einfach alles, Chopin liegt ihm sehr. Ich besitze noch 4 andere Aufnahmen, die ich später vorstellen möchte.
    Welche Aufnahmen schätzt ihr und welche ist eure Lieblings-Chopin-Ballade? Meine war jahrelang op 23, bin jetzt eher unentschieden.


    An die Regale!


    A bientôt
    roman

    Bonjour,


    Allzuviele Aufnahmen besitze ich nicht, aber diese sind hervorragend.



    Zitat von Frank

    Martha Argerich im Konzert zu erleben ist fast wie ein Muss !


    Hätte nicht sein sollen. Ich sollte sie mit den Herren Kremer, Maisky, Bashmet erleben. Stellen sie sich vor, das op 25 von Brahms mit diesem Weltklassequartett! :jubel: :jubel: :jubel: Sie mußte natürlich - wie schon so oft - sehr kurzfristig absagen :motz: :motz: :motz: :motz: :kotz: :kotz: :kotz: :kotz: :kotz: und wurde von Boris Berezovsky ersetzt. Das Konzert war eine Riesenenttäuschung, nur das schöne Hemd von Maisky konnte sich sehen lassen. Trotzdem bewundere ich Martha, auch wegen ihres Engagement für junge Künstler.


    A bientôt
    roman

    Hallo Honigschlecker,


    Also ich höre doch schon öfters die 93'er Aufnahme aus dem Gasteig, ich weiß aber nicht wieso. An sich gefallen sie mir alle beide, keine ist besser oder schlechter, die Aufnahme aus Tokio wirkt vielleicht etwas "schwerer". Große Unterschiede sehe ich auf Anhieb nicht. Eher für die Sammlung. Die Klangqualität ist sehr gut.


    Aus welchem Jahr ist die von Karajan? Ich habe die vierte und die siebte (seine letzte Aufnahme) und finde sie ganz gut. Ich bin nicht so ein Karajan-Fan, aber bei Bruckner, hat er starkes geleistet. Ich habe noch die DVD mit der 8 und 9 Sinfonie. Sehr schönes Dokument.


    Von Bosch habe ich nur die Neunte, kann mich aber nicht so überzeugen, müßte ihr wohl noch eine Chance geben.


    Aber Eichhorn kenne ich nicht, steht aber jetzt auf meiner Wunschliste. Freue mich drauf! Danke für die Tips.


    gruß
    roman