Beiträge von Robert Stuhr

    Mein wohl letzter Beitrag:


    Im Verlag edition text+kritik ist als Nr. 143 der Reihe Musik-Konzepte im Januar 2009 ein Heft über Galina Ustwolskaja erschienen. Insgesamt 5 Aufsätze über ihr Werk allgemein, über die Symphonien 2-5, die Kammermusik usw..


    Heute in der Musikbliothek München entdeckt, aber noch nicht gelesen. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen, Literatur über U. ist spärlich.

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    Original von Schneewittchen
    Zolllabgaben (in Deutschland bis 22Euro) anfallen.


    Die Wertgrenze liegt jetzt bei Euro 120,00. Es fällt aber Einfuhrumsatzsteuer an (zZt. 19%), wobei im Regelfall kleine Päckchen durch den Zoll schlüpfen.


    Ansonsten ist auch auf den umfangreichen Gebrauchtmarkt bei zB Amazon Marketplace hinzuweisen.


    40,00 Euro für eine Opern-DVD würde ich niemals bezahlen. Mit etwas Geduld bekommt man sie für deutlich weniger.

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    Original von Manuel
    Habt ihr auch manchmal dieses Gefühl einfach etwas verpasst zu haben? Ist es überhaupt möglich ein komplettes Stück bei einmaligen hören zu erfassen?


    Ich würde mir an Deiner Stelle keine Sorgen machen. Es ist so gut wie unmöglich, ein Stück beim ersten Hören vollständig zu erfassen (eine Symphonie erst recht nicht). Von daher ist es unschädlich, wenn man mal eine Passage oder zwei verpaßt. Nach einem zweiten, dritten usw. Hören wird man allmählich mehr und mehr in das Stück eindringen.


    Wichtiger scheint mir, sich nicht durch zuviel Grübelei die Freude am Hören nehmen zu lassen. Da verpaßt du viel mehr von der Musik!

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    Original von ThomasBernhard
    aber seit heute gehört Ang Lee bei mir durchaus in die Liga wirklich guter Regisseure. Wegen seines geschmackvollen und netten Films Hochzeitsbankett. (eat drink man woman und tiger and dragon überzeugte mich noch nicht hundertprozentig)


    Beeindruckend ist für mich ua. Ang Lees Fähigkeit, die unterschiedlichsten Stoffe aus dem chinesischen und dem westlichen Kulturkreis gleichermassen gut inszenieren zu können. Ich denke da an "Eat,Drink, Man, Woman", "Lust,Caution" und "Crouching Tiger, Hidden Dragon" einerseits (die mir alle ausnehmend gut gefallen) und "Ride With the Devil" und "Sense and Sensibility" andererseits (die mir auch beide sehr gut gefallen). "Brokeback Mountain", "Hulk" und "Ice Storm" muß man ebenfalls dazu zählen, ihre Themen interessieren mich allerdings nicht und ich habe auch nur "Ice Storm" gesehen.


    Mit "The Wedding Banquet" und "Pushing Hands" hat er weiter zwei Filme gedreht, die sich auf höchstem Niveau mit dem Aufeinanderprallen beider Kulturkreise beschäftigen. Beide sollte man gesehen haben.

    Sicher sind die Marketplace-Gebühren nicht zu verachten. Ob der Unterschied zu Ebay aber wirklich ins Gewicht fällt? Mir jedenfalls sind die Vorteile wichtiger.


    Ich habe schon Artikel nach 20 oder 30 Minuten verkauft, bei anderen gelang es erst nach 2 Jahren. Ich will nicht wissen, was da inzwischen an Ebay-Gebühren angefallen wäre.


    Letztlich lebe ich nicht davon, ich sehe das ganz entspannt und will nicht reich werden. Erst kürzlich habe ich etliche Naxos-CDs und vergleichbare Angebote herausgenommen und an einen Freund verschenkt. Freude bereiten ist wichtiger als verkniffen verkaufen.

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    Original von MosesKR1
    Auf den PC übertragen möchte ich nicht.
    Verschenken will die auch nicht.
    Aulagern in den Keller oder in die Garage geht erst recht nicht.


    Dann bleibt ja nur noch entweder alles so lassen wie es ist, oder der Verkauf der ausrangierten CDs.


    Ich kann unbedingt Amazon Marketplace empfehlen. Nicht nur, daß bei Ebay immer nur die CDs der anderen Anbieter hohe Preise erzielen, auch der Verwaltungsaufwand ist viel höher. Bei Amazon ist die ganze Abwicklung von der Einstellung bis zum Zahlungseingang automatisiert. Du mußt Dich um viel weniger kümmern, mit wenigen Klicks ist die CD eingestellt. Und vor allem allem fallen Gebühren nur an, wenn der Artikel tatsächlich verkauft wird.


    Ich verkaufe seit nahezu drei Jahren auf Amazon und bin sehr zufrieden. Ins Geld gehen können noch die Kosten für gefütterte Briefumschläge. Es lohnt sich da, bei Amazon oder einschlägigen Händlern gleich 100 Stück auf einmal zu kaufen, dann handelt es sich pro Umschlag nur noch um Pfennigbeträge.


    Bem Aussortieren selbst kann Dir eh keiner helfen.
    Ich habe das Problem nicht, da ich die gesamte Sammlung auf Festplatte gespeichert habe. Zwar verschlanke ich auch hin und wieder durch Löschen von Dateien, aber der Platzbedarf spielt da keine Rolle. Es geht mehr um die Übersicht. So habe ich zB. bei meinen vielen Klavierrecitals früherer Tastenheroen fast alle der damals üblichen Salonstückchen gelöscht, die ich sowieso nie höre. Auch die damals so weit verbreiteten Bearbeitungen von Bachschen Werken für Orchester sind (fast) alle weg.


    Diese selektive Löschen setzt natürlich eine andere Sortierung der Sammlung voraus, wie ich sie auf der Festplatte leicht verwirklichen kann. Dir dürfte es eher schwer fallen, ein Sänger- oder Pianistenrecital so zu durchforsten, weil Du ja die CD als solche behalten willst, und sie nicht verkaufen kannst, nur weil ein Salonstückchen enthalten ist.

    Über das Wochenende gesehen:





    und die letzten Episoden von





    Ich mag beide sehr, Jeff Bridges und Holly Hunter. Auch die Basinger gefällt mir in der Rolle sehr gut. Überhaupt ein ruhiger Film, vor dem Hintergrund einer familiären Katastrophe. Sehr zu empfehlen!



    Saving Grace ist ein bißchen verrückt, mit einem Engel, der die Hunter aus ihrem verkorksten Leben zu Gott führen soll, funktioniert aber ausgezeichnet. Ein paar Kriminalfälle gibt's nebenbei auch noch zu lösen. Eine der zahlreichen tollen US-Serien, die mir so gut gefallen. Auch sehr zu empfehlen!

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    Original von pfuetz
    Ich denke, ich werde mal alte Videocassetten (und DVDs) aus dem Schrank ziehen, und mit Ute ("pfuetzin") das Clint Eastwood Fan "Werden" untermauern. Mir fallen da spontan die Dollar-Filme ein, auch Pale Rider darf nicht fehlen...


    Eastwood ist mE einer der besten Regisseure derzeit in den USA, mit einer sehr persönlichen Handschrift, die mir ausgesprochen gut gefällt.


    In meiner Sammmlung finden sich: The Unforgiven, Mystic River, Play Misty for Me, The Outlaw Josey Wales, Bird, Midnight in the Garden of Good and Evil, A Perfect World, The Bridges of Madison County und Letters from Iwo Jima.


    Obwohl sich auch schwächere Filme in seinem Werk befinden (zB Absolute Power, Heartbreak Ridge), hält er meist sein hohes Niveau.


    Gran Torino werde ich mir im Kino nicht anschauen, da ohnehin die DVD ins Haus kommt.

    Hallo Santoluiquido,


    Deine Freude kann ich gut nachempfinden :hello: Ich bin auf Deinen Bericht gespannt.


    Die Koeckert-Aufnahmen interessieren mich. Du hast mir da den Mund wässerig gemacht. Bisher habe ich lediglich deren Einspielung von Schuberts Tod&Mädchen, konnte sie aber noch nicht hören.


    Bei Beethoven durfte ich zumindest op18,4 und op74 mit dem RoseQ aus 1927 und op18,5 und op74 mit dem CapetQ aus 1928 hinzufügen, sowie op59,2 mit dem ProArteQ aus 1936 (abgesehen von den Aufnahmen mit dem BuschQ).


    Eine weitere Serie von Aufnahmen der StrQ Beethovens (nur auf LP zum Download) gibt es mit dem PascalQ.

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    Original von santoliquido
    Die Stoßrichtung meines "Pamphlets" ging woanders hin - es gibt in den diversen Schallplatten- und Rundfunkarchiven so viele Schätze , die leider meist der Vergessenheit anheimfallen ( siehe auch Schmidt-Isserstedt).
    Hier wäre sicher ein großer Nachholbedarf ( wo sind z.B. die Zyklen mit Kubelik , Kempe , van Kempen , um nur einige zu nennen ,abgeblieben ?)


    Ja, da hast Du allerdings völlig recht. Die Veröffentlichungspolitik der Konzerne ist schwer nachzuvollziehen. Wenigstens gibt es mittlerweile sehr viele copyright-freie Aufnahmen zum Download. Da findet sich so mancher Schatz.


    Hat eigentlich Golovanov mal eine Beethoven-Symphonie aufgenommen? Konnte bisher keinen Hinweis finden...

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    Original von santoliquido
    Hallo,
    jetzt muß ich mal etwas giftig werden - mein Appell an die Produzenten : es fehlen noch so bedeutende Einspielungen wie die mit James Last , Max Greger oder Hugo Strasser.Als Solistenquartett in der Neunten hätte ich gerne Nena,Nina Hagen (die ist sogar gelernte Opernsägerin),Karel Gott und Udo Lindenberg begleitet von den Fischer-Chören.Also bitte beeilt euch ein bißchen - der Rekordumsatz ist euch sicher.
    Hinterfotzige Grüsse
    Santoliquido



    Wenn die Plattenfirma Schmidt-Isserstedts Zyklus veröffentlicht, oder eine andere Firma einen x-beliebigen anderen Zyklus, sogar den von James Last, dann ist deren Sache.


    Wenn Schmidt-Isserstedt oder jeder andere Dirigent *seine* Einspieluing vorlegen möchte, bitteschön, das ist sein gutes Recht!


    Oder willst Du einen Ausschuß (womöglich noch nach Parteienproporz und unter Einschluß aller gesellschaftlich relevanten Gruppen), der jede Aufnahme vor einer Veröffentlichung prüft, ob sie gesellschaftlich/ musikalisch/repertoiremäßig/politisch/klimatologisch/religiös sinnvoll ist?


    Wozu also der Eifer? Du mußt die Aufnahme ja nicht kaufen.

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    Original von keith63
    [quote]Original von Robert Stuhr
    aus Deiner umfangreichen Gegenempörung befremdet mich diese Äußerung.
    Ich lehne E. Ney oder R. Goodall oder Winifred Wagner besonders wegen ihrer Haltung nach 1945 ab...


    Befremden ist überflüssig. Wer aus den Erfahrungen 1933-45 nichts gelernt hat und danach unverdrossen weitermacht, hat sich erst recht als Person erledigt. Genau wie diejenigen, die 33-45 fleißig mitgemacht haben, hinterher aber behaupten, sie seien eigentlich Widerstandskämpfer und nur in der Partei gewesen, um Schlimmeres zu verhüten, und dann auch noch den großen Demokraten spielen. Oder wie diejenigen, die 1945-89 im SED-Regime mitgemacht haben und immer noch am Sozialismus werkeln.


    Nur: Was hat das mit einem Forum für klassische Musik zu tun? Wenn man alle Künstler, die sich nicht politisch korrekt oder moralisch einwandfrei verhalten haben, im Forum nicht mehr erwähnen darf, dann bleibt nicht mehr sehr viel übrig. Dafür gibt es andere Plattformen. Hier sollte es mE ausreichen, in sachlicher Form auf einschlägiges Verhalten hinzuweisen, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann.



    @peter:
    <<Es geht darum, welche Worte man miteinander austauscht, lieber Robert. Damit rücke ich allerdings das Ganze in eine andere Sphäre.
    Eben dieses hast Du durch den Austausch von "nationalsozialistisch" und "jüdisch" gemacht.


    Da spielt nun die Geschichte der Wörter nicht mit: "Jude" und "jüdisch" wurde von der nationalsozialistischen Ideologie für die Zugehörigkeit zu einer Rasse gebraucht. Das vorausgesetzt, wären beide Adjektive wieder nicht äquivalent. Wenn man sie aber austauschbar macht, kommt man in eine andere Sphäre, und die ist eine grausige, ist sie doch die Geschichte eines Ausrottungsunternehmens. Dadurch wird aus "nationalsozialistisch" "deutsch", als Deutscher kann man kein Jude sein, wie als Jude kein Deutscher, so die Rassengesetze des Dritten Reiches - und die Falle, auf die Dich Edwin aufmerksam machte ist zugeschnappt.


    Der Austausch beider Wörter (bzw. deren Ableitungen in Deinem Text) setzt die nationalsozialistische Gleichsetzung von deutsch und NS, von jüdisch und "jüdischer Rasse" voraus - und eben diese Gleichsetzung hat unzählige Opfer einer verbrecherischen, einer atheistischen Politik gefordert. Deshalb geht Dein Beispiel nicht auf, es evoziert das Gegenteil von dem, was Du wahrscheinlich schreiben wolltest.>>


    Einverstanden, so gesehen ist Dein Einwand berechtigt. Allerdings wollte ich auf etwas anderes hinaus, nämlich eine Kritik seiner Methode.


    Edwin hat in bester Absicht und aus seiner Sicht konsequent geäußert, man müsse nicht unbedingt auch noch Threads über künstlerisch unbedeutende Sänger haben, die einen wesentlichen Teil ihrer Karriere in der Hauptsache der Anbiederung an das NS-Regime zu verdanken haben. Er will also mE darauf hinaus, daß über diese Leute nicht mehr diskutiert werden sollte, Threads unerwünscht sein sollen.


    Das hat mich - gerade bei ihm, wo er doch so viel Wert auf eine freie Diskussion ohne thematische Einschränkung legt - sehr gewundert.


    Ich halte ein solches Diskutierverbot für völlig unanehmbar und habe hier schon dargelegt, wie ich mir eine thematische Auseinandersetzung mit derartigen Verstrickungen von Künstlern vorstelle. Um darzustellen, worauf Edwins Forderung letzten Endes hinausläuft, habe ich zu dem krassen Beispiel gegriffen.


    Aus meiner Sicht schlägt jemand völlig unverdächtiges eine Methode vor, die wir aus der Geschichte zur Genüge kennen. Zu anderen Zeiten sollte über andere Menschen nicht gesprochen werden dürfen.


    Ich sehe das auch in Zusammenhang mit meiner Meinung, daß wir uns stets unserer Fehlerhaftigkeit bewußt sein sollten. Auch aus den besten Absichten und Motiven heraus kann jemand zu einem inakzeptablen Mittel greifen, das andere in wesentllich schlimmeren Zeiten zu ganz anderen Zwecken benutzt haben.


    Wenn ich "nationalsozialistisch" durch "demokratisch" oder "kommunistisch" ersetzt hätte, so meine Überlegung, wäre das Erschrecken über das geforderte Diskutierverbot nicht klar geworden. Alle sind auf die Verwendung des Wortes "jüdisch" angesprungen und keiner sieht offenbar den von mir beabsichtigenden Zweck.

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    Original von pbrixius
    Zunächst einmal bleibt unbestritten, dass jeder seinen Thread eröffnen, seinen Beitrag schreiben kann, zu was es ihm gelüstet.


    Ich sehe eine causa Rode als Historiker ziemlich kühl, erst müssen die Fakten gesichert, die Quellen benannt werden. Persönlich interessiert mich die conditio humana: Wie verhält man sich als Künstler unter solchen Umständen.


    Da ist mE auch die richtige Vorgehensweise: Fakten sammeln, Quellen benennen, nichts unter den Teppich kehren, und sich nicht in eine heile Welt flüchten. Gegen ein persönliches Werturteil über das Verhalten diverser Künstler (ob NS-Zeit, UdSSR, heute, spielt keine Rolle) wird schwerlich etwas einzuwenden sein.


    Aber es könnte nicht schaden, dabei etwas selbstkritischer zu sein. Mit Edwin bin ich in diesem Punkt schon mal aneinandergerasselt (ich glaube, es war im Egk-Thread).


    Ich finde es erstaunlich, wie überzeugt manche offenbar sind, sie hätten in gleicher Lage moralisch einwandfrei gehandelt, obwohl sie noch nie in einer derartigen Lage waren. Wer könnte sagen, wie er sich unter ähnlichen Bedingungen verhalten hätte?


    Darin liegt weder eine moralische Indifferenz noch etwa eine positive Einstellung zur damaligen Zeit, sondern erstens die Einsicht, daß der Mensch unvolkommen und fehlehrhaft ist, und zweitens die Befürchtung, daß im Zweifel wir alle, ohne jede Ausnahme, zu den schrecklichsten Dingen fähig sein können, wenn nur die Umstände danach sind.


    Deshalb bleibe ich lieber zurückhaltend und werfe nicht mit dem ersten Stein. Sondern begnüge mich mit der Aufzählung der Fakten (die im Fall Rode oder Ney für sich sprechen)


    Zitat

    Original von pbrixius
    Zur Musik gehört auch das Umfeld, die Bedingungen musikalischer Produktion, es geht - so denke ich - nicht nur um die Künstler, es geht auch um den Theaterbetrieb und sein Umfeld im weitesten Sinne. Ästhetische Diskussionen auf Biografismen zu beschränken entspricht wenigstens nicht meiner wissenschaftlichen Auffassung.


    Das habe ich ja schon im ersten Beitrag gesagt, nichts unter den Teppich kehren.


    Nichts unter den Teppich kehren und letztlich zu fordern, man solle eigentlich Threads über moralisch anrüchige Künstler unterbinden, sind aber zwei verschieden Paar Schuhe.



    Bei Laaber ist mal eine Buchreihe erschienen "Musikstädte der Welt". Ich lese gerade Hamburg, es gibt aber mindestens noch München, Stuttgart und Berlin. Weiß jemand noch von weiteren Städten, die im Rahmen der Reihe behandelt worden sind?

    Die Diskussion um Künstler mit NS- oder sonstiger Vergangenheit nimmt immer skurrilere Züge an.


    Die berechtigte Forderung zu erheben, daß im Forum auch das politische Umfeld eines Künstlers diskutiert werden darf, ist eine Sache. Schließlich lebt er nicht im luftleeren Raum. Dann folgt die übliche lodernde Empörung über das Verhalten bestimmter Künstler in der NS-Zeit. Und jetzt wird schon gefragt, ob wirklich ein Thread über einen „bedeutungslosen“ Sänger mit NS-Vergangenheit nötig sei...


    Ich warte jetzt darauf, daß Alfred die Dienststelle des „Beauftragten des Forumsführers für weltanschauliche Fragen“ schafft, der alle neuen Threads daraufhin überprüft, ob sich die Künstler poltisch korrekt verhalten haben, verneinendenfalls den Thread löscht, und den Initiator verwarnt. Nach drei Warnungen fliegt er raus und wird dem Verfassungsschutz gemeldet...


    Meine Güte! Habt Ihr denn nichts gelernt?


    Die Leute sind alle tot, keiner ist unser Nachbar oder Arbeitskollege. Wir begegnen ihnen nicht in der U-Bahn, niemand soll Rode oder Ney heiraten oder muß sie zum Freund haben, keiner ist gezwungen, ihre Hand zu schütteln oder Lobeshymnen zu schreiben. Sie werden nur als Künstler in einem Forum vorgestellt, das sich mit klassischer Musik beschäftigt.


    Die massiven charakterlichen Mängel von Leuten wie Rode oder Ney sind nun mal leider menschlich, solche Leute gibt es überall und zu allen Zeiten. Heutzutage schleimen sie sich bei dem neuen GMD oder bei der Presse ein, liebedienern, um einen kommunalen Musikpreis oder einen Posten als Professor zu bekommen, mobben Kollegen und Konkurrenten. Andere schreiben Hymnen auf Putin oder Ahmedinedingsbums. Nichts Neues unter der Sonne.


    Wer Ney wegen ihres Verhaltens in der NS-Zeit nicht mehr hören mag, trifft eine pesönliche Entscheidung, die respektiert, aber nicht geteilt werden muß. Konsequenterweise dürften sie dann auch keine Autobahn benutzen und keinen Mercedes fahren. Und keinen Chrennikow hören. Und keinen Richter/Gilels etcpp. Wo ist da die Grenze?


    Als bloße Kehrseite der Medaille und mindestens ebenso verächtlich finde ich allerdings die flammende Empörung, die hier so wohlfeil geäußert wird. Natürlich ausschließlich von Personen, die nie unter einer Diktatur gelebt haben, die nie aus politischen Gründen um ihren Job bangen mußten, die ihrem Tagwerk von einem Schreibtisch aus und in einem bequemen Ledersessel nachgehen, und die vor allem felsenfest und von jedem Zweifel ungetrübt der Überzeugung sind, daß sie selbst niemals einmal nicht so etwas machen würden....


    Dabei braucht man bloß ein paar Worte auszutauschen: Wenn wir statt 2009 das Jahr 1938 schreiben und statt


    „Wenn ein Künstler aber praktisch bedeutungslos ist und es nur durch seine NS-Nähe zu einer kleinen, wenngleich wenig liebenswürdigen Privatkarriere brachte: Wieso wird er dann durch einen Thread geehrt? Oder anders gesagt: Wieviel braune Krepüle verträgt dieses Forum noch? „


    so formulieren:


    „Wenn ein Künstler aber praktisch bedeutungslos ist und es nur durch sein Judentum zu einer kleinen, wenngleich wenig liebenswürdigen Privatkarriere brachte: Wieso wird er dann durch einen Thread geehrt? Oder anders gesagt: Wieviel jüdische Krepüle verträgt dieses Forum noch? „


    Ist da keiner erschrocken? Sieht das nicht so aus, als ob wir uns in die Richtung bewegen, wo wir schon mal waren....


    (Das Beispiel ist allein wegen seiner prägnanten Formulierung aus Edwins Beitrag entnommen)


    Also einfach mal ein paar Gänge zurückschalten und die Kirche im Dorf lassen...

    Zitat

    Original von Herbert Henn
    Ich höre sehr gerne die Madrigale von Carlo Gesualdo.


    Darf ich das, obwohl er ein dreifacher Mörder war?


    :hello:Herbert.



    Ja, denn Gesualdo hat seine Madrigale auf umweltgerechtem Papier geschrieben und CO2-neutrale Leuchtmittel genutzt.


    Solange seine Öko-Bilanz stimmt, darf er ruhig ein paar Menschen ermorden! ;)

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    Original von Wulf
    Ich halte auch einen Satz wie



    für nicht ungefährlich. Er legt nahe, daß es sich bei KZ-Aufsehern, bei dem ganzen braunen "Gesindel", nicht um Menschen, sondern um degenerierte Wesen handelt, die weit von uns und unserem Denken und Handeln entfernt sind - ein Irrtum, wie ich denke.


    Die erste wirklich kluge Bemerkung in diesem Thread...


    Von ein paar echten Sadisten abgesehen (von denen pikanterweise nicht wenige durch SS-Gerichte wegen Mißhandlung von Häftlingen verurteilt, degradiert und aus der SS ausgestoßen worden sind!), sind die "KZ-Bestien" normale Verwaltungsbeamte, Familienväter, Ehemänner, Briefmarkensammler, Fußballer, Chorsänger, Fahrradsportler und Heimwerker gewesen. Die überwältigende Mehrheit wäre unter heutigen Verhältnissen ein ganz normaler Durchschnittsgermane.


    Von denjenigen, die heute im gepflegten Ledersessel sitzend die moralische Keule über ihre Vorfahren schwingen, wären umgekehrt die meisten mindestens Mitläufer gewesen. Ich bin der festen Meinung, daß der Anteil an SA- oder SS-Leuten, an Parteimitgliedern usw., an der Gesamtbevölkerung heute nicht geringer wäre als früher.


    Wenn es eine Erkenntnis aus Diktatur und 2.Weltkrieg gibt, dann sicher nicht die, daß man nach Auschwitz keine Gedichte mehr schreiben dürfe, oder die Nazis/Kommunisten irgendwie als Verbrecher vom Himmel aus über die Völker gekommen sind.


    Die keinesfalls überraschende, sondern aus der Geschichte für jeden klar zu Tage tretende Erkenntnis ist, daß jeder einzelne von uns, in welchem politischen System er auch leben möge, zu ungeheuerlichen Verbrechen imstande ist, wenn er überzeugt ist, im Sinne des Volkes, der Demokratie, der Weltrevolution usw.usf. richtig zu handeln.


    Es gibt also jede Menge "böse" Menschen mit Liedern, "böse" Menschen sind Kunstmäze, Komponisten, Musiker, Sänger, Musikschriftsteller und- kritiker, kurz, überall und in jeden Tätigkeitsfeld der Kunst zu finden.


    Menschen, die immer nur böse oder immer nur gut sind, findet man hauptsächlich in amerikanischen Western und ähnlichen Filmen, aber nicht im richtigen Leben.


    severina: Denkfehler! Gott ist weder Sozialarbeiter noch Buchhalter in Sachen Sünden. Es liegt am Menschen, wenn er von dem ihm von Gott gegebenen freien Willen so schlechten Gebrauch macht...