Zitat
Original von keith63
[quote]Original von Robert Stuhr
aus Deiner umfangreichen Gegenempörung befremdet mich diese Äußerung.
Ich lehne E. Ney oder R. Goodall oder Winifred Wagner besonders wegen ihrer Haltung nach 1945 ab...
Befremden ist überflüssig. Wer aus den Erfahrungen 1933-45 nichts gelernt hat und danach unverdrossen weitermacht, hat sich erst recht als Person erledigt. Genau wie diejenigen, die 33-45 fleißig mitgemacht haben, hinterher aber behaupten, sie seien eigentlich Widerstandskämpfer und nur in der Partei gewesen, um Schlimmeres zu verhüten, und dann auch noch den großen Demokraten spielen. Oder wie diejenigen, die 1945-89 im SED-Regime mitgemacht haben und immer noch am Sozialismus werkeln.
Nur: Was hat das mit einem Forum für klassische Musik zu tun? Wenn man alle Künstler, die sich nicht politisch korrekt oder moralisch einwandfrei verhalten haben, im Forum nicht mehr erwähnen darf, dann bleibt nicht mehr sehr viel übrig. Dafür gibt es andere Plattformen. Hier sollte es mE ausreichen, in sachlicher Form auf einschlägiges Verhalten hinzuweisen, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann.
@peter:
<<Es geht darum, welche Worte man miteinander austauscht, lieber Robert. Damit rücke ich allerdings das Ganze in eine andere Sphäre.
Eben dieses hast Du durch den Austausch von "nationalsozialistisch" und "jüdisch" gemacht.
Da spielt nun die Geschichte der Wörter nicht mit: "Jude" und "jüdisch" wurde von der nationalsozialistischen Ideologie für die Zugehörigkeit zu einer Rasse gebraucht. Das vorausgesetzt, wären beide Adjektive wieder nicht äquivalent. Wenn man sie aber austauschbar macht, kommt man in eine andere Sphäre, und die ist eine grausige, ist sie doch die Geschichte eines Ausrottungsunternehmens. Dadurch wird aus "nationalsozialistisch" "deutsch", als Deutscher kann man kein Jude sein, wie als Jude kein Deutscher, so die Rassengesetze des Dritten Reiches - und die Falle, auf die Dich Edwin aufmerksam machte ist zugeschnappt.
Der Austausch beider Wörter (bzw. deren Ableitungen in Deinem Text) setzt die nationalsozialistische Gleichsetzung von deutsch und NS, von jüdisch und "jüdischer Rasse" voraus - und eben diese Gleichsetzung hat unzählige Opfer einer verbrecherischen, einer atheistischen Politik gefordert. Deshalb geht Dein Beispiel nicht auf, es evoziert das Gegenteil von dem, was Du wahrscheinlich schreiben wolltest.>>
Einverstanden, so gesehen ist Dein Einwand berechtigt. Allerdings wollte ich auf etwas anderes hinaus, nämlich eine Kritik seiner Methode.
Edwin hat in bester Absicht und aus seiner Sicht konsequent geäußert, man müsse nicht unbedingt auch noch Threads über künstlerisch unbedeutende Sänger haben, die einen wesentlichen Teil ihrer Karriere in der Hauptsache der Anbiederung an das NS-Regime zu verdanken haben. Er will also mE darauf hinaus, daß über diese Leute nicht mehr diskutiert werden sollte, Threads unerwünscht sein sollen.
Das hat mich - gerade bei ihm, wo er doch so viel Wert auf eine freie Diskussion ohne thematische Einschränkung legt - sehr gewundert.
Ich halte ein solches Diskutierverbot für völlig unanehmbar und habe hier schon dargelegt, wie ich mir eine thematische Auseinandersetzung mit derartigen Verstrickungen von Künstlern vorstelle. Um darzustellen, worauf Edwins Forderung letzten Endes hinausläuft, habe ich zu dem krassen Beispiel gegriffen.
Aus meiner Sicht schlägt jemand völlig unverdächtiges eine Methode vor, die wir aus der Geschichte zur Genüge kennen. Zu anderen Zeiten sollte über andere Menschen nicht gesprochen werden dürfen.
Ich sehe das auch in Zusammenhang mit meiner Meinung, daß wir uns stets unserer Fehlerhaftigkeit bewußt sein sollten. Auch aus den besten Absichten und Motiven heraus kann jemand zu einem inakzeptablen Mittel greifen, das andere in wesentllich schlimmeren Zeiten zu ganz anderen Zwecken benutzt haben.
Wenn ich "nationalsozialistisch" durch "demokratisch" oder "kommunistisch" ersetzt hätte, so meine Überlegung, wäre das Erschrecken über das geforderte Diskutierverbot nicht klar geworden. Alle sind auf die Verwendung des Wortes "jüdisch" angesprungen und keiner sieht offenbar den von mir beabsichtigenden Zweck.