Beiträge von Robert Stuhr

    <<Original von Frank Georg Bechyna
    Ganz im Ernst muss ich darauf hinweisen , dass selbst die Haushaltsbücher ( und demselben Masse die Tagebücher und Briefwechsel - so erhalten - ) nicht ohne un - scharsinnige Analyse geblieben sind .>>


    Ich habe bisher - soweit ich die Diskussion verfolge - den Eindruck, daß es sich bei den " scharsinnigen Analysen" um mehr oder weniger freie Phantasien handelt, die nur am Rande etwas mit seriöser Quellenforschung zu tun haben.




    <<Es ist sogar immer noch von einer "Kntrolle Roberts über Clara" die Sprache !>>


    Ich bitte um eine scharfsinnige Analyse dieses Satzes.


    <<Ich habe i m m e r versucht darzustellen , dass es eine endgültige L ö s u n g der Probleme in der Schumann - Ehe sowenig geben kann und wird ( hoffentlich sogar ! ) wie in anderen Fragen des Lebens aller Beteiligten auch nicht .>>


    Ich bin ehrlich erleichtert, daß Du die Ehe- und Sexualprobleme der Schumanns keiner endgültigen Lösung zu führen willst! Vor allem, wo die beiden schon über 100 Jahre tot sind.


    Ich räume freimütig ein, daß mein Interesse an den sexuellen Problemen der Schumanns gleich Null ist, nicht mal ein Video würde mich reizen. Darf ich trotzdem ihre Musik geniessen?

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    Original von Loge
    Zwar würde ich Karajan nicht als "Haydn-Spezialisten" bezeichnen, aber es sind ja am Ende auch nur kunstferne Seminaristen, die meinen, eine überzeugende Haydn-Interpretation bedürfe statt einer überragenden Musikalität und dirigentischen Könnerschaft vor allem einmal viel historisches Hintergrundwissen und Darmsaiten. Wer insoweit lieb gewonnene Ansichten überprüfen möchte, der sollte sich z. B. mal Haydns Sinfonie Nr. 94 ('Paukenschlag') unter Karajan/Berliner Philharmoniker (DG) und Harnoncourt/Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam (Teldec) im direkten Vergleich anhören und überprüfen, wessen Spiel hier organisch und mit subtiler Agogik gestaltet ist und dabei non-legato und transparent klingt und wer dagegen ohne zwingenden Gesamtplan und bei starrem, auf "1" akzentuiertem Metronom mit weniger Transparenz und mehr Legato spielen lässt.


    Typische Loge-Argumentation: :faint:


    Erst wird gönnerhaft konzidiert, HvK sei kein "Haydn-Spezialist" (wer in aller Welt würde ernsthaft den Namen Karajan mit Haydn-Rezeption in Verbindung bringen?), damit zum Ausdruck bringend, seine Beiträge hätten aber doch erhebliches Gewicht.


    Dann folgt der mindestens seit 25 Jahren überholte Hinweis auf angeblich dröge HIP-Musikseminaristen, kombiniert mit der immer noch sehr beliebten, aber lächerlichen Gegenüberstellung von Musikalität und Könnerschaft einerseits (nur bei Karajan & Co.), Darmsaiten andererseits (die HIP-Fraktion).


    Dann werden Karajans Aufnahme und Harnoncourt/Concertgebouw gegenübergestellt, obwohl H. aus der HIP-Szene kommt, aber hier mit einem konventionellen Orchester spielt. Also gerade nicht repräsentativ für eine echte HIP-Aufnahme ist.


    So baut man einen Scheingegner auf, vor dessen Hintergrund sich HvKs Aufnahme ganz anders verteidigen läßt, als wenn man sie zB mit Hogwood, Pinnock oder Kuijken vergleichen würde.


    Der Beitrag verrät deshalb wenig über Haydn, aber umsomehr über den eingeschränkten musikalischen Horizont des Verfassers, dessen Wissenstand sich etwa seit 1985 nicht mehr wesentlich weiterentwickelt hat. :baeh01:



    Und was die Reihenfolge der Symphonien betrifft: Es ist jedem natürlich unbenommen, Rankings zu erstellen, immerhin haben sie einen gewissen, mE aber geringen Informations- und Unterhaltungswert. Ich vermag hingegen zwischen den Pariser Symphonien keine großen Unterschiede in der Qualität zu erkennen, für mich erübrigt sich ein Ranking daher.

    <<Mit gut meine ich nicht die Technik. Mit gut meine ich auch nicht die Instrumentierung. Mir ist es völlig egal, ob etwas auf Original Instrumenten oder auf modernen Instrumenten gespielt wird. Es muss mich einfach vom Stuhl reißen. Es muss mehr rüber kommen als Töne. Es muss Atmosphäre rüber kommen.>>


    Dann suchst Du also den persönlichen Kick, das gewisse Etwas. Mit CD-Tips werden wir Dir kaum helfen können. Ich kann mich zwar einfühlen, weil ich den gleichen "Kick" suche wie Du, und mir dabei letzten Endes auch gleichgültig ist, ob HIP oder nicht, aber die subjektive Einschätzung ist doch von Person zu Person viel zu verschieden, um garantierte Empfehlungen aussprechen zu können.


    Bei den Orchesterwerken bevorzuge ich moderne Einspielungen auf authentischen Instrumenten wie Cafe Zimmermann oder die Einspielungen von Amadine Beyer mit Gli Incogniti. Aber ich höre auch zB Zehetmair oder Hahn bei den VK.

    Bei den Kantaten bevorzuge ich die solitische Besetzung, vorzugsweise Rifkin, bei den großen Chorwerken auch Herreweghe, Koopman, gelegentlich Gardiner. Ab und an bin ich aber auch in der Stimmung für romantisierende Interpretationen, dann höre ich Richter oder auch Ristenpart.

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    Original von maticus


    Nun, Du hast doch versucht, die Argumentation des Regisseurs damit zu verteidigen, indem Chabrol und Psychothriller als etwas voneinander Gegenteiliges dargestellt wurde.


    Ich habe meine Beiträge noch einmal durchgelesen und sehe nicht, daß ich Chabrol und Psychothriller als etwas Gegenteiliges dargestellt habe.


    Möglicherweise reden wir da auch aneinander vorbei:


    Den von Dir beschriebenen Fehler im Film von Dercourt sehe ich auch (nach Deinem Hinweis, beim Sehen ist er mir nicht aufgefallen, mir wäre allerdings auch nicht im Traum eingefallen, nach dem Schnipsel Schosti einzuordnen). Ich meine allerdings, daß der Fehler im Gesamtkontext des Films belanglos ist und man ihn nicht so überbewerten sollte.


    Ich will Dercourt also nicht verteidigen. Aber ich finde den Film schlecht, weil er spannungsarm ist, er plätschert vor sich hin, die Charaktere sind oberflächlich (alles anders als bei Chabrol), und nicht wegen des hier eher belanglosen musikalischen Fehlers.


    Zum Begriff Genrefilm hier ein Einstieg:


    http://www.mediamanual.at/medi…mgeschichte/genrekino.php

    Zitat

    Original von maticus
    Hallo Robert,
    Und gegen welche Regel hätte er verstoßen, wenn er das Stück nicht verändert hätte? Hätte es dann auch nur einen Kinobesucher weniger gegeben? Wäre die Filmkritik schlechter gewesen? Ich behaupte: Nein! Welchen Mehrwert haben die zusätzlichen Noten? Ich behaupte: keinen.


    Schon möglich, aber sich über eine derartige Nebensächlichkeit in einem Psychothriller so zu ärgern, das will mir nicht in den Kopf. Das ist ungefähr so, als wenn sich jemand Vilsmaiers Stalingrad ansieht und bei der anschließenden Kritik in erster Linie darüber empört, daß relativ früh im Film zwei Schützenpanzer zu sehen waren, die es in dieser Ausführung erst ab 11.43 gegeben hat. Das geht doch völlig am Film vorbei.


    Bei einem Film wie "Tous les Matins du Monde", wo sich fast alles um die Musik, um Saint Colombe und Marais dreht, wäre Kritik an der Darstellung der Musik eher am Platze.



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    Nicht notwendig. Wenn er das Werk von Schostakowitsch kaum oder garnicht kennt...


    Wer achtet bei einem Psychothriller darauf, ob Schosti 100% korrekt wiedergegeben wird? 1 von 100.000? Und wer glaubt ernsthaft, er könne mit dem Soundschnipsel Schosti als Komponisten einordnen? 1 von 1.000.000?



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    Ich dachte, Chabrol hätte auch Psychothriller gemacht. Gerade er!


    Und was hat das mit dem Kern des Problems zu tun, nämlich sich über einen musikalischen Fehler aufzuregen, der in einem Genrefilm dieser Art vollkommen nebensächlich und ohne jede Bedeutung ist?



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    Der Film gibt die Regeln vor, nicht die Musik.


    Zu den Regeln gehört es jedenfalls, daß in einem gekonnten Psychothriller die Inszenierung spannend sein muß, die Handlung darf nicht allzuviele logische Löcher aufweisen und die Charaktere müssen glaubwürdig und überzeugend sein. Die Musik kann sehr zur Spannung bzw. Atmosphäre eines Films beitragen. Wenn er ihn zB mit bayerischer Blasmusik unterlegt hätte, dann wäre das kontraproduktiv gewesen, aber so?


    Ich finde zB die Figuren zu oberflächlich gezeichnet (zB. im Gegensatz zu Chabrol!), sie bleiben für mich blaß, der Film plätschert zu sehr vor sich hin, um wirklich zu überzeugen. Das sind in meinen Augen Fehler, über die man sich unterhalten sollte, nicht Schostis Musik.

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    Original von maticus
    Anderer Fehler, der gerne in Filmen (nicht in diesem) gemacht wird: Profischachspieler spielen an einem Brett, welches um 90 Grad verdeht ist. Das finde ich ähnlich ärgerlich, auch wenn es für manche kleinkariert scheinen mag.


    Geht mir auch gelegentlich so bei historischen Filmen, wenn Fahrzeuge und Bekleidung gezeigt werden, die es noch nicht, nicht mehr oder so überhaupt nicht gab, Dampflokomotiven in Filmen über den 2.WK mit der 1968 eingeführten Computernummer statt der korrekten Baureihenbezeichnung usw.. Aber letzlich geht das alles - jedenfalls solange der Film nicht ausdrücklich als historisch korrekt vermarktet wird - am Kern vorbei.


    Denn es handelt sich um einen Kinofilm, der ganz andere Ziele verfolgt.




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    Im "Making Of" sagt der Regisseur Denis Dercourt, dass er selbst professioneller Musiker in einem Sinfonieorchester war und seit 1993 Dozent am Konservatorium in Straßburg für Bratsche und Kammermusik! Da würde ich doch erst recht erwarten, dass ihm die Musik eine Herzensangelegenheit ist.


    Deshalb muß er sich trotzdem den Gesetzen des Films unterordnen, wenn er einen gelungenen Film drehen will. Sonst muß er einen Konzertfilm drehen oder eine Doku, aber keinen Psychothriller. Immerhin wird er auch Film studiert haben, da ist der ihm auch eine Herzensangelegenheit.



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    Nimm jetzt einen durchschnittlichen Tamino-Teilnehmer, der Schostakowitsch kaum kennt, diesen Film sieht, der wird denken, dass Schostakowitsch (dessen Name und dessen gespieltes Werk ausdrücklich in dem Film genannt werden) irgendein Kitschkomponist ist, und das finde ich ärgerlich.


    Dieser Tamino-Teilnehmer muß dann aber schon sehr naiv sein...


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    Muss ich das verstehen? Die "chabrolesken" Anteile, die der Film ja offenbar hat (und ich dachte, das wäre ein erstrebenswertes Ideal) wollte er eher meiden? Und "chabrolesk" bedeutet weniger Atmosphäre? Er will "abmildern"? Was denn? Ist der Film sonst zu spannend und nicht zu ertragen? Was ist mit "Genrefilm" gemeint? Diese für mich nicht nachvollziehbare Begründung und der musikalische Hintergrund des Regisseurs gießen m. E. nur noch mehr Öl ins Feuer.
    maticus


    Wo ist da das Problem? Er wollte einen Psychothriller drehen, also gerade keinen Auteur- sondern einen typischen Gernefilm, der lediglich aufgrund der beruflichen Herkunft des Regisseurs im Milieu der klassischen Musik spielt.


    Jeder Genrefilm hat ein Eigenleben, wie er ganz richtig feststellt. Das hat er berücksichtigt und Kompromisse bei der Musik gemacht. Eine für mich klare Begründung. Hätte er eine Doku über die Musikausbildung gemacht, wäre der Film ganz anders inszeniert worden. Der Film gibt die Regeln vor, nicht die Musik.

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    Original von Frank Pronath
    Abgesehen von den musikalischen Einwänden, die nach meiner Meinung eher Geschmackssache sind, halte ich den Film für sehr empfehlenswert. Nachdem ich die DVD ursprünglich in der Videothek geliehen hatte, steht jetzt die Anschaffung auf meiner Wunschliste.


    Viele Grüße
    Frank


    Ich hatte mir die UK-DVD (franz. O-Ton mit engl. UT) gekauft, die es vor einiger Zeit günstig gab und sie inzwischen wieder verkauft.


    Den "musikalischen" Einwand kann ich nicht nachvollziehen. Wenn man ein Trio von Schosti hören und sehen will, dann kauft man sich eine Konzert-DVD, aber keinen Spielfilm.


    Insgesamt habe ich den Film als konventionell iSv. langweilig im Gedächtnis. Ich überlege mir schon aus Platzgründen genau, welche DVD ich wirklich in der Sammlung behalte. Fast immer sind es Filme, die ich mehrmals sehen möchte. Dieser gehörte nicht dazu.

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    Original von Gurnemanz
    Heute traf mit der Post ein, durch mehrfaches Tamino-Lob verführt bestellt, vom Königreich Bayern in Windeseile über den Amazonas an die Bergstraße:
    Warum ich's erwähne? Der Absender kam mir irgendwie bekannt vor, und tasächlich: Die Tamino-Welt ist klein!


    Jaaaaa, die Königliche Post. 8)


    Etwas muß doch in diesem unserem Lande noch funktionieren.... :D



    Diese CD scheint in den üblichen berüchtigen Barockerkreisen rundum zu gehen. Ich habe Sie nämlich heute auch bekommen. :D


    Die Aufnahme ist aber auch zu und zu schön! Bei BWV 1041 heftiger Kontrast zu Hilary Hahn (deren Aufnahme ich auch besitze). Zehetmaier werde ich auch weiterhin schätzen. Mal sehen, wie Manze abschneidet, den höre ich heute abend noch.


    Busch und Huberman sollte man fairerweise nicht damit vergleichen.

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    Original von Manuel García


    Nein, so ist es nicht, nur wird zur Beschreibung der Leistungen eine spezielle "Zeugnissprache" und Grammatik verwandt.


    Nein, so ist es nicht. Der Zwang zur positiven Formulierung hat seine Grundlage nicht in einem Code, sondern in der Rechtsprechung der Arbeitsgerichte, die die Ursache für die Entwicklung der speziellen Zeugnissprache ist (Er versprach, mt zunehmender Betriebszugehörigkeit ein älterer Arbeitnehmer zu werden = Er kann absolut nichts; geselliger Miitarbeiter, bei den Kollegen beliebt = oft stockbesoffen, Kollegen machen auf seine Kosten Scherze)



    Bei den Kritiken ist für mich noch vor der Kritik selbst wichtig, wer sie verfaßt hat. Schätze ich das Urteil der Person, gefällt mir sein Stil, sein Musikgeschmack, welches Repertoire hört er usw.. Nur so gewinnt die Kritik überhaupt irgendeine Bedeutung.

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    Original von miguel54
    Über diese CD wüsste ich gern mehr - Heisser ist einer meiner Lieblingspianisten!


    Hast eine PN!



    Es läuft derzeit Mullova, Beethoven VK op 61, und Mendelssohn VK op 64, mit dem ORR unter Gardiner.


    Ein Schnäppchen bei Amazon (Euro 8,97), während jpc die CD für Euro 19,99 listet...

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    Original von Chorknabe
    Frage: mit welchen philosophischen Abhandlungen sollte man sich außerdem auseinandersetzen, wenn man sich mit dem Thema, Geschmack, Gemschacksbildung etc beschäftigen möchte?


    Ich würde die philosophischen Abhandlungen über Bord werfen und mich diesem Geschmack zuwenden:





    Für das wahre Leben viel wichtiger als fast alle Philosophie.
    Aber ich ahne schon, DEN Geschmack meintest Du wohl nicht :D

    Ich besitze ebenfalls einige CDs der Serie, wobei mir vor dem Kauf bereits klar war, daß die Werke teilweise nicht vollständig auf der CD enthalten sind.


    Als preiswertes Angebot meiner Meinung nach eine hervorragende Gelegenheit, zeitgenössische Musik kennenzulernen und sich dann vom jeweiligen Komponisten vollständige Werke zu holen. Leider ist diese Musik idR nur auf Hochpreis-CDs zu haben.

    In den USA für den 23.09.08 angekündigt:


    "Ken Russell at the BBC"





    Die Box mit 3 DVDs enthält:


    1. Isadora Duncan, the Biggest Dancer in the World (1966) (TV)
    2. Monitor: The Debussy Film (1965) (TV)
    3. "Omnibus" (3 Episoden, 1967-1970)
    - Dance of the Seven Veils (1970) TV über Richard Strauss
    - Song of Summer (1968 ) TV über Delius
    - Dante's Inferno (1967) TV


    4. Monitor: Always on Sunday (1965) (TV) über Henri Rousseau



    Erstaunlicherweise habe ich die Box nicht auf Amazon.co.uk gefunden. Für den Klassikfreund also drei Filme, auf die er sich freuen kann. Wobei auch die anderen sicher interessant sind. Ich habe noch keinen gesehen und freue mich besonders auf Oliver Reed im Debussy-Film.

    Zitat

    Original von Rosenkavalier
    Diese Woche gesehen und nicht wirklich begeistert gewesen.... um ehrlich zu sein: LANGWEILIG




    So verschieden sind die Geschmäcker: Ich fand ihn überhaupt nicht langweilig. Nur das Ende hat mir nicht besonders gefallen. Es handelt sich zwar um eine durchaus schon oft filmisch umgesetzte Serienkiller-Geschichte. Aber ich finde, die Sets, die historischen Zusammenhänge und nicht zuletzt das Parfüm als Aufhänger heben den Film aus der üblichen Kost dieses Genres heraus.

    Zitat

    Original von Klawirr


    Ein IMO unglaublich verstörender Film, weil die Gewalthaftigkeit der Gewalt in ihrer ganzen Vehemenz und Konsequenz gänzlich ungeschönt ins Bild gerückt wird; weil Gewalt und Verletzung unvermittelt und unverstellt in die Szenerie hineinbricht und das vordergründig beschauliche Leben des Protagonisten in seiner scheinheilen Welt permanent und nachhaltig unterminiert.
    Der Schluß ist dann tatsächlich ein bissel amerikanisch-versöhnlich. Aber der gute Cronenberg ist schon ein ganz ein GROSSER...


    Es ist meiner Meinung nach in beiden Thrillern der entscheidende Faktor für die Wirkung des Films, daß die Gewalt wirklich ganz unvermittelt in eine für den normalen Zuschauer vertraute Welt hereinbricht.


    In beiden Filmen verwendet Cronenberg einige Szenen auf die Schilderung der Alltagswelt, in der die "guten" Protagonisten leben, bis dann das Lauernde, Gewalttätige, Grausame diese Welt zerstört. In AHOV wird Mortensen von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt, in EP ist es eine Parallelwelt, in die Naomi Watts hineingerät.


    Ich finde allerdings das Ende von EP kommerzieller als das von AHOV, wo es nur konsequent ist, wenn sich Mortensen seiner gewalttätigen Vergangenheit stellt.


    Ganz persönlich hätte ich in beiden Filmen ein tragisches Ende vorgezogen, während Cronenberg letztlich bei einer Form des Happy End bleibt. Deshalb ragen die beiden Filme wohl deutlich aus der Masse einschlägiger kommerzieller US-Produktionen hervor, wirklich "aufmischen" können sie das Genre aber nicht. Da haben die Japaner und HK-Chinesen die Nase vorn...


    Ernsthaft verstörend war die Frisur von Mortensen in EP... 8)