Beiträge von Gustav Theodor


    Mein Favorit: Die raue, auf der Stuhlkante musizierte Aufnahme mit Ivan Monighetti und der Akademie für Alte Musik, Berlin (Nr.4-7)


    Und wenn es etwas behaglicher, aber nicht weniger spannend zugehen soll: das 9. Konzert mit Jacqueline du Pré ist auch nicht zu verachten. Ich habe sie in der all-inclusive-Wohlfühlbox, vor letztes Jahr in England für 20 Pfund erstanden, und bislang leider höchstens zu einem Drittel durchgehört:

    Herzliche Weihnachtsgrüße,
    Gustav Theodor

    Ich sammle keine Arien-CDs, daher kann ich auch nicht dienen, die obige scheint aber auch die einzige greifbare zu sein. Meine beiden Borodina-Aufnahmen kann ich, obwohl inzwischen gestrichen, rückhaltlos empfehlen:


    Tschaikowsky: Romanzen
    Borodin, Mussorgsky, Cui, Balakirew, Rimsky-Korsakow: Lieder
    jeweils mit Larissa Gergieva am Klavier (ja, das ist die Schwester von Valeri) und erschienen bei Philips. Vielleicht noch irgendwo second-hand zu bekommen oder einer künftigen Wiederverwertung harrend?


    Stimmlich opulent, aber nicht schwerfällig, vielleicht - ausdrücklich für meinen Geschmack - ein wenig "zu schön" gesungen, aber keineswegs ausdruckslos. Beide CDs haben mir ausgesprochen gut gefallen, die zweite wegen des seltenen Repertoires erst recht.


    Herzlichen Gruß,
    Gustav Theodor

    Mit viel kann ich leider nicht dienen. Ich habe auf einer Schallplatte nur die Violinsonate Nr.3 h‑moll op.86 von 1930, ein Spätwerk also; diese Aufnahme bei Thorofon vielleicht noch lieferbar. Es spielen Horst Göbel, Klavier und Hans Maile, Violine; ich erinnere mich, dass mir das Stück gut gefallen hat und ich auch gern mehr von Juon hören würde.


    Zur Information über Juon eignet sich die sehr umfangreiche Webseite der Internationalen Juon Gesellschaft, http://www.juon.org, dort ist auch ein Werkverzeichnis und eine angeblich ständig aktualisierte Diskographie einzusehen.


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor

    Hallo Alfred,


    dieser Thread soll nicht sterben, auf so einen habe ich lange gewartet! Ich hoffe, dass es doch noch ein paar "Moderne" unter uns gibt, die sich mit dem, was so um uns herum vor sich geht, auseinandersetzen.


    Also: ich werfe gleich ein - nein, DAS - Streichquartett von John Cage in den Ring, ein viersätziges frühes Werk von 1949-1950, das den vier Jahreszeiten wunderbaren Ausdruck verleiht:


    1. Quietly flowing along (= Sommer in Frankreich)
    2. Slowly rocking (Herbst in Amerika)
    3. Nearly stationary (Winter)
    4. Quodlibet (Frühling)


    Diese für Cage ungewöhnlich romantischen Satzbezeichnungen haben entgegen den Erwartungen nichts mit Vivaldi, vielleicht aber eher mit Haydn zu tun: es geht um elementare Zustände wie Erhaltung, Zerstörung, Ruhe und Schöpfung, die Cage offenbar aus der orientalischen Philosophie abgeleitet hatte (letzteres natürlich nicht wie Haydn, ich meine nur die spirituelle Dimension).


    Das Spannende an der Musik - gleichzeitig bzw. etwas vorher gab es z.B. die Stücke für präpariertes Klavier - ist die von Cage so vorgeschriebene vibratolose Spielweise der Musiker, die etwas ungeheuer Meditatives ausstrahlt.


    Die klassische Aufnahme stammt vom unnachahmlichen LaSalle Quartett, 1976. Ich besitze es als LP und CD, letzteres in der Reihe ""20th Century Classics":


    Wer das Erlebnis dann noch toppen will, der lege sich das 2. Streichquartett von Morton Feldman von 1983 zu:
    exzessive Kargheit (man möge mir dieses etwas gesucht klingende Paradox verzeihen, aber es umschreibt es vielleicht ganz gut) in knapp 5 Stunden (!) Spielzeit. Ich habe das in einer sehr passenden Situation gehört: während eines total verregneten Urlaubs in den österreichischen Bergen, die Regenwolken zogen in Dachfirsthöhe über das Haus, es plätscherte Tag und Nacht durch, mehrere Tage lang, und die Almen und Berge, auf die ich mich so gefreut hatten, waren nicht mal ansatzweise zu sehen. Da lag ich nun auf dem Balkon unseres Gasthauses, in dicke Decken eingewickelt, Stöpsel in den Ohren und statt des Nebels und Regens war ich eingehüllt in Feldmans Klangmutationen. Ich brauche nur diese CD aufzulegen - ich glaube allerdings nicht, dass ich so schnell noch mal einen kompletten Durchgang schaffen werde - und sofort kommt dieses merkwürdige, etwas triste, aber einfach entspannte Gefühl wieder. Im Gegensatz zum Cage gibt es, glaube ich, nur eine einzige Aufnahme im Handel: mit Mitgliedern des Ives Ensembles, 4 CDs bei der Firma Hat Art.



    Ich freue mich auf weitere Lieblinge - wie wär's mit Ligeti, Dutilleux, Lutoslawski, Penderecki, Rihm, Berio, Kurtág etc.? Wenn ich so darüber nachdenke, müsste ich gleich weitermachen, aber mit zwei Nennungen habe ich ja schon die Forderung nach dem einen Lieblingsquartett übererfüllt!


    Herzliche Grüße,


    Gustav Theodor

    Ich habe eigentlich von Anfang an immer in beide Richtungen gesammelt - ob das maßvoll ist, da gibt es unterschiedliche Auffassungen in meiner Umgebung :stumm:
    Ich lasse mich immer wieder faszinieren von unbekannten Werken und Komponisten, aber im Lauf der Zeit haben sich natürlich klare "Nester" gebildet - bei ein paar Komponisten habe ich den Ehrgeiz, möglichst viele wenn nicht alle Werke zu besitzen - Beispiele sind u.a. Beethoven, Schumann, Mahler, Schönberg, Strawinsky.
    Andere vervollständige ich mit weniger Elan, beim Rest reichen mir einige bedeutende Werke. So ist in den letzten 30 Jahren ein ganz guter Überblick zusammengetragen worden, aber es gibt immer noch Lücken (welche, erzähle ich jetzt lieber nicht, um keine entsetzten Reaktionen hervorzurufen :pfeif:)


    Bei der ersten Kategorie - weil es natürlich meine liebsten sind - gehe ich mit einigen Werken auch in die Tiefe, so kommen Aufnahmen im zweistelligen Bereich bei Strawinskys Sacre, einigen Schumann-Stücken, oder Mahler-Sinfonien zusammen. Hier erschrecke ich aber immer wieder vor der angesammelten Menge und füge nur noch eine weitere hinzu, wenn es mir wirklich sinnvoll erscheint, z.B. nach enthusiastischen Tamino-Kritiken.
    Um nicht ausufernd zu werden (Stichwort: "maßvoll") konzentriere ich mich aber in letzter Zeit verstärkt auf ein paar engere Sammelgebiete wie französische Musik seit Ende des 19.Jh. oder 20.Jh. bis Zeitgenössisches, da gibt es noch so viel "Unerhörtes" zu entdecken. Hier kommt es allein durch die zeitliche Nähe relativ selten zu extrem häufig aufgenommenen Stücken, oft ist man froh, 2-3 Vergleichsaufnahmen zu bekommen.


    Ich finde, ausschließlich in die Breite zu gehen, birgt die Gefahr, die Einzel-/Spitzenwerke nicht genügend zu würdigen und die eine Interpretation, die man davon besitzt, als (meiner Auffassung nach ungenügende) Grundlage der Meinungsbildung zu nehmen, wenn man ausschließlich in die Tiefe geht, entgehen einem die Zusammenhänge, die ja auch die Komponisten und Nachfolger geprägt haben.


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor

    Hallo,


    Aufnahmen mit William Steinberg finde ich immer eine Überlegung wert - ich besitze als LPs

    - die schon genannten Holst-Planeten (eine der Spitzenaufnahmen auch aufnahmetechnisch erste Sahne, sehr knackig im Tempo, aber es wirkt überhaupt nicht gehetzt),
    - die große C-dur-Sinfonie von Schubert (müsste ich mal wieder hören, um etwas Vernünftiges darüber zu sagen, ich glaube, sie war gut, aber nicht herausragend), ebenfalls mit dem Boston Symphony
    - die Sechste von Bruckner
    - eine wieder absolut hervorragende Aufnahme der "Mathis"-Sinfonie und der Bostoner Sinfonie von Hindemith (in der Klasse der Holst-Aufnahme, ebenfalls bei DGG erschienen), die gibt es in einer anderen Aufmachung offenbar noch:



    - und die beiden Violinromanzen von Beethoven mit dem RCA Victor Symphony Orchester (auf CD in der Heifetz-Edition der RCA erschienen). Hier liegt der Akzent natürlich auf dem Geiger.


    Danke für den Thread, ich bin auf weitere Empfehlungen gespannt!


    Gustav Theodor

    Hallo,


    darf ich in Eurem Bund der vierte sein? - bei mir ist Kokkonen eher kammermusikalisch vertreten, mit dem ersten Streichquartett von 1959 und dem Klavierquintett von 1953.


    Das Streichquartett fand ich, wenn ich meine damaligen Notizen lese, ein wenig "trocken" und nicht so spannend, dafür das Klavierquintett aber sehr schön. Diese Bewertung kann ich aber beim anlässlich dieses Threads erfolgten Wiederhören nicht mehr so ganz nachvollziehen :no:, mit manchen Sachen muss man sich eben entweder direkt oder mit etwas Abstand noch einmal beschäftigen.


    Das Quartett ist wirklich sehr farbig und reizvoll komponiert, die freitonale Polyphonie finde ich ziemlich typisch für die Hindemith-Nachfolge in den 50er Jahren. Deutlich eingängiger klingt das noch früher entstandene Quintett, Kokkonen hat im Zusammenspiel mit dem Klavier sehr schöne und überraschende Klangeffekte gefunden, es passiert etwas mehr als im recht abstrakten Quartett (z.B. verschiedene kontrastierende Tempi im ersten Satz).


    Da ich eine japanische EMI-CD erwischt habe, kann ich inhaltlich leider nichts zu den Stücken beitragen, da ich den Text nicht lesen kann. Gespielt wird das Ganze recht gut und jedenfalls überaus engagiert vom Finlandia Quartett, dazu gesellt sich Ralf Gothoni, der ja als Pianist eine sichere Bank ist.


    Ich werde jedenfalls an weiteren Kokkonen-CDs nicht vorbeigehen!


    Gustav Theodor

    Gestern gekauft, und heute gegen alle Gewohnheit in einem Rutsch durchgehört:



    Airs chantés - Francis Poulenc, Reynaldo Hahn, Lionel Daunais
    mit Hélène Guilmette, Sopran, und Delphine Bardin, Klavier


    Guilmette, die ich zuvor nicht kannte, ist eine echte Entdeckung! Ein leichter, typische französisch timbrierter Sopran, frisch und ausdrucksvoll, dabei immer kontrolliert und einfach wundervoll.


    Die Lieder von Poulenc und Hahn sind sowieso toll, aber auch die des Kanadiers Daunais (1902-1982) ein Anhören wert.


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor

    Da ich in erster Linie auch eher auf interessante Musiktücke aus bin als auf die neueste Platte eines bestimmten Interpreten, habe ich schon seit Ur- (d.h. Schallplatten-)zeiten eine absolute Preisgrenze für damals 15 DM für eine Schallplatte eingehalten und diese dann auf 8 Euro für eine CD umgerechnet. Das ist eine Art psychologischer Selbstschutz für den damals als Schüler/Student notorisch engen Geldbeutel und funktioniert auch heute noch als Überlastungsschutz der Regalböden. Trotzdem vergeht keine Woche, in der ich nicht durchschnittlich etwa 2 CDs kaufe, eben maximal für diesen Preis (so haben sich inzwischen auch schon etwa 3000 dieser Dinger angesammelt). Aber auch die vollen 8 Euro sind nur für die absoluten Wunsch-CDs, in meinem Kopf hat jede Aufnahme so ihren imaginären Preis, der natürlich den jeweiligen auch wechselnden Interessen angepasst, ist. Und wenn ich hier im Forum die tollen Anregungen und Empfehlungen lese, steigt natürlich auch der innere Preis...

    Da es mir auch etwas um das "Jagdfieber" und das Gefühl der endlich "erlegten Beute" geht, wenn ich mal eine schon x-mal für interessant, aber zu teuer befundene Scheibe für meinen Preis bekommen kann, sind meine Quellen nicht die Versandhändler (das thrillt irgendwie nicht genug), sondern Second-Hand-Läden, die 2**1-Filialen, und alle möglichen Händler mit Grabbelkisten. Entsprechend gezielt und eher selten kaufe ich dann auch CDs, die sowieso schon billig sind, wie Naxos oder die Restverwurstungsreihen der EMi, hamonia mundi etc.


    Mich würde interessieren: Gibt's Taminos, die sich ähnliche Schranken auferlegen, und welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?


    Gustav Theodor

    Am letzten Wochenende passender Weise anlässlich des Besuchs der großen Alphonse Mucha-Ausstellung in der Hypo-Kunsthalle in München gekauft:



    Chausson - Roussel - Magnard Streichquartette mit dem Via Nova Quartett (Doppel-CD).
    Und gleich mein Versprechen aus dem Frühsommer eingelöst und einen Beitrag im Magnard-Thread darüber geschrieben!! Bei Gelegenheit auch über die anderen beiden Stücke. Sehr empfehlenswerte Platte, um es gleich zu sagen. Und das Quartett von Albéric Magnard hat Weltklasse, so unbekannt es ist.


    Erstanden hab ich das unter dem Dach beim Rathauseck. Der Laden ist seit einiger seit total schick gemacht worden, aber was ich schmerzlich vermisse: der Kasten mit den reduzierten Sonderangeboten, jetzt ist vor lauter Chichi kein Ort mehr dafür da. Das reduziert meinen zuvor unbezwingbaren Drang eines Besuchs dort, sobald ich mal in München bin, erheblich. Ist schlicht langweilig, wenn das Jagdfieber nicht befriedigt wird...


    Gruß,


    Gustav Theodor

    Nachdem (oder besser gesagt: trotzdem) mir die Mitdiskutanten zwischenzeitlich abhanden gekommen sind, will ich doch als gewissenhafter Mensch mein Versprechen halten, die Aufnahme des Ysaye-Quartetts mit der des Via Nova-Quartetts zu vergleichen, die seit dem Wochenende endlich in meinem Besitz ist. Vielleicht fühlt sich ja wieder jemand angesprochen und wir können hier weitermachen?


    Ganz allgemein: Die Tempi beim Via-Nova-Quartett sind insgesamt etwas langsamer, haben aber immer noch den nötigen Drive, zum Beispiel in der rasanten Sérénade, dem zweiten Satz. Wie schon von damals von Gurnemanz aus den Hör-Schnipseln herausgehört, hat das Via-Nova-Quartett ein runderes, satteres Klangideal, während die Ysayes eher schlanker und, wenn man negativ ausdrücken will, schärfer klingen. Wohlwollender könnte man sagen: heller, transparenter.


    Beim Via Nova-Quartett klingt das Quartett daher "romantischer", schwärmerischer als in der Vergleichsaufnahme, die dafür in der rhythmischen Präzision punktet: der Trauermarschrhythmus im dritten Satz wird von den Ysayes deutlicher herausgearbeitet ebenso die scharf punktierte Eröffnung des ersten Satzes. Dafür sind die von den wundervollen Harmonien tragen.


    Allerdings - und da täuschte mich schon damals das Hör-Schnipselchen nicht - ist in dieser Aufnahme das Via-Nova-Quartett nicht so hundertprozentig intonationssicher. Man vergleiche die Passagen in den höchsten Geigen kurz vor dem Schluss des dritten Satzes - eine absolut halluzinatorische Stelle - und muss feststellen, dass sich die irgendwie passabel durchmogeln, während die Ysayes souverän durch die ätherischen Höhen schreiten, immer klar und eindeutig definiert. Leichte Trübungen, vor allem bei unisono-Stellen, sind beim Via-Nova-Quartett immer mal wieder hörbar, gehen beim Hören aber als "feurig" durch und trüben zumindest meinen Hörgenuss nur unwesentlich. Andere werden es vielleicht gar nicht wahrnehmen.


    Welche Platte soll ich also empfehlen? Meine Wahl ist leider nicht eindeutig, mit leichter Tendenz zur aktuellen Neuanschaffung. Die Aufnahme vom Via Nova-Quartett ist eingängiger, schwärmerischer, weniger schroff. Die vom Ysaye Quartett analytischer, rhythmisch etwas präziser, dafür weniger sinnlich. Aufnahmetechnisch entsprechen sich Interpretation und Klang: bei den Ysayes minimal trockener und transparenter, bei den Via Novas etwas mehr Raum, Bass und Fülle. Für den Fauré auf der Ysaye-Platte ist mein Urteil deutlicher: eher als interessante, aber nicht unbedingt notwendige, da nicht 100 Prozenz überzeugende Alternative zum Beispiel für die hervorragende Aufnahme des Miami String Quartet. Für den Magnard: man sollte beide haben (und wohl noch weitere, so man sie denn bekommt...), denn dieses Stück ist ein absolutes Juwel, das auch nach mehrmaligem Hören nichts von seiner Faszination verliert.


    Viele Grüße,


    Gustav Theodor

    Genau!! Das ist es, ich verdopple die Wertung des Lullisten mit leicht geänderter Reihenfolge (aber da wäre ich verhandlungsbereit)!


    1. Mozart (seine Opern: v.a. Figaro, Così, Don Giovanni)
    2. Händel (dito, v.a. Alcina, Ariodante, Giulio Cesare)
    3. Rameau (dito, ohne deutliche Präferenz, sind ja auch nicht so viele)


    Viele Grüße,
    Gustav Theodor

    Hallo,


    von Michael Rische gibt es jetzt auch von Mozart das d-moll-Konzert KV 466, ebenfalls mit zahlreichen Kadenzen von Busoni, Brahms, Beethoven, Hummel, Clara Schumann, Franz Xaver Mozart und vom Pianisten selbst. Die Interpretation des Konzerts gehört eher zu den entspannteren als den dramatischen, ob das gerade bei diesem Konzert angemessen ist, bezweifle ich, sie ist aber dennoch nicht langweilig. Wahrscheinlich kauft man sie sich sowieso eher wegen der Kadenzen.



    Alles höchst interessant, die Kadenzen kann man sich - soweit man's schafft und die Technik mitspielt - im CD-Player einprogrammieren oder nacheinander studieren. Dass Brahms Kadenzen zu einem Klavierkonzert von Mozart geschrieben hat, wusste ich nicht und hätte ich auch nicht für möglich gehalten, dabei sind es die längsten von allen. Besonders interessant ist die Entdeckung der Kadenzen von Mozarts Sohn Franz Xaver, der wenigstens Familienersatz dafür bietet, dass Mozarts eigene Kadenzen verloren gingen. Ob er wohl noch eine Ahnung davon hatte, wie die seines Vaters geklungen haben? Eher nicht, er wurde sechs Jahre nach der Entstehung des Konzerts geboren.


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor


    Labellbild von Moderation geändert - getzt kann in die einzelnen Kadenzen hineingehört werden... MOD 001 Alfred

    Die Meldung über die Flöte auf welt-online ist mit einer Musik-Datei garniert, die ohne weiteren Kommentar suggeriert, das sei der Ton dieser Flöte: http://www.welt.de/wissenschaf…-Floete-ausgegraben.html.


    Das ist ziemlich unwahrscheinlich und wäre auch gegen jede verantwortliche archäologische Praxis. Historische Blasinstrumente gehören ausschließlich mit Handschuhen angefasst und sollten niemals in Kontakt mit Speichel, Hautfett etc. kommen - wenn das jemand mit seinem eigenen Teil macht, in Ordnung und als Musikhörer ist man dankbar für den Klang von echten Originalinstrumenten, aber für Museumsstücke sollte das wirklich mit wenigen begründeten Ausnahmen tabu sein.


    Mir scheint, es handelt sich bei der Musikprobe also um einen ziemlichen derben Verstoß gegen die journalistische Sorgfalt (wenigstens gehört die Quelle genannt und würde das Ganze dann wohl sofort entlarven). Am schlimmsten ist, dass dann irgendwelche Tonfolgen zu hören sind, die so tun, als ob das Steinzeitmusik sei.


    Mit herzlichem Gruß an alle Höhlenmusikernachfahren,
    Gustav Theodor

    Ich bin erst jetzt auf den Thread gestoßen, und nach dem Durchklicken bitte ich sehr um die Aufnahme von Alban Bergs unvollendetem Meisterwerk "Lulu", hier allerdings in der ergänzten Fassung von Friedrich Cerha:



    ...und da ich gerade bei Unvollendeten bin, natürlich auch Schönberg - Moses und Aaron - biblisch gar nicht so weit von Noah entfernt:



    immer noch eine der besten Aufnahmen, alternativ könnte ich zu Gielen greifen.


    Eigentlich müsste ich jetzt als unvollendete Trias noch einen Turandot nachlegen, aber da fällt mir gerade keine archenwerte Aufnahme ein... vielleicht macht das ein anderer Taminer?


    Gruß,
    Gustav Theodor

    Zitat

    Sollten wir nicht einfach und demütig (ich weiß,ein schwierig zu akzeptierender Begriff) einräumen , dass jegliche Kritik, Rezension oder auch Hörbericht ausschließlich subjektiv zu sehen und zu bewerten ist.


    Gerade aus der sehr richtigen Erkenntnis heraus, dass es keine wirklich objektive Rezension geben kann, möchte ich doch eine Lanze für eine möglichst objektivierende Kritik brechen. Dazu gehört: Vergleichsaufnahmen hören, mehrfaches Hören, vielleicht sogar zu Mehreren, und nicht zuletzt: Noten mitlesen!


    Natürlich ist das ein Ideal, das sich aus Zeit- (und auch Lustgründen) nicht oft verwirklichen lässt, aber wenn ich Rezensionen lese, dann halte ich schon die für am glaubwürdigsten, bei denen man merkt, dass der Rezensent nicht nur aus dem Bauch heraus urteilt. Wie oft habe ich mich schon getäuscht, wenn ich an Aufnahmen dachte, die ich eine Weile nicht mehr gehört hatte!


    Gerade der mitlesende Blick in die Partitur erschließt mir vieles, das ich vielleicht beim Hören nicht so präzise erfassen kann. Tempo, Phrasierung, Dynamik etc. kann ich mir im Vergleich viel besser merken, wenn ich sie vorher oder während des Hörens "gelesen" habe, und man kann auch viel besser erkennen, was die Interpreten mit dem Stück machen.


    Herzlichen Gruß,
    Gustav Theodor

    So, ich war also gestern in der letzten Vorstellung des Janacek in der Staatsoper Hannover und gebe gern meine Eindrücke wieder:


    Auch ich haderte vor allem in der Ouvertüre mit der Orchesterleistung - eher annäherungsweise als präzise intoniert, wirkte stellenweise ein bisschen "durchgepfuscht", auch in den Streichern. Muss mal bei Gelegenheit einen ausübenden Musiker (vielleicht ist ja auch einer unter uns, der das schon mal gespielt hat) fragen, ob die Einleitung vielleicht besonders sauschwer ist oder ob es so eine Art Gewöhnungseffekt im Orchestergraben ist, der erst nach einer Weile eintritt (ich habe mich fairerweise gefragt, ob dieser Effekt vielleicht auch bei mir eingetreten sein könnte, glaube das aber nicht).


    Das Stück kannte ich vorher noch nicht, hatte aber neben den einschlägigen Orchesterwerken, der Kammermusik und der Messe schon mal "Das schlaue Füchslein" und "Die Sache Makropoulos" gehört. "Aus dem Totenhaus" wirkte durch das völlige Fehlen einer Handlung fast wie ein Oratorium auf mich, was ja auch durch die Inszenierung mit ständig anwesenden vollen Besetzung unterstrichen wurde.


    Ob die Besetzung des Aljeja mit einer Männerstimme wirklich eine gute Idee ist, habe ich mich gefragt. Es wird ja offenbar öfters so praktiziert, mir hätte aber die Zerbrechlichkeit und Andersartigkeit dieser Figur ganz gut als Hosenrolle gefallen. Aber ich kann verstehen, dass Regisseur Kosky die Idee der völligen Entindividualisierung im Straflager wichtiger war und sich für eine Männerstimme entschlossen hat. Das machte es aber für den Zuschauer nicht leichter, Empathie zu entwickeln, weil er viel damit beschäftigt war, die einzelnen Personen auf der Bühne auseinander zu halten. Empathie benötigt halt konkrete Individuen.


    Deshalb war ich besonders von der anrührenden Inszenierung des "Adlers" ergriffen: eigentlich das Symbol der Freiheit, der Hoffnung für die Gefangenen, wird er von diesen blutig geschunden - aber mit wieviel Würde in seiner ganzen nackten Kläglichkeit steht er am Ende da! Den dritten Akt fand ich insgesamt am intensivsten, die Erzählung des Siskov (schauspielerisch und sängerisch großartig: Brian Davis) ging wirklich fast unerträglich unter die Haut.


    Insgesamt: schade, dass auch am letzten Abend das Opernhaus bestenfalls halb voll war, aber begeisterter Applaus für das hervorragende Ensemble. Kein leichter Abend für alle auf und vor der Bühne, aber: es hat sich gelohnt! (dies als Aufforderung für mutlose Opernindendanten, auch das Schwierige mal zuzumuten).

    So, ich war also gestern in der letzten Vorstellung des Janacek in der Staatsoper Hannover und gebe gern meine Eindrücke wieder:


    Auch ich haderte vor allem in der Ouvertüre mit der Orchesterleistung - eher annäherungsweise als präzise intoniert, wirkte stellenweise ein bisschen "durchgepfuscht", auch in den Streichern. Muss mal bei Gelegenheit einen ausübenden Musiker (vielleicht ist ja auch einer unter uns, der das schon mal gespielt hat) fragen, ob die Einleitung vielleicht besonders sauschwer ist oder ob es so eine Art Gewöhnungseffekt im Orchestergraben ist, der erst nach einer Weile eintritt (ich habe mich fairerweise gefragt, ob dieser Effekt vielleicht auch bei mir eingetreten sein könnte, glaube das aber nicht).


    Das Stück kannte ich vorher noch nicht, hatte aber neben den einschlägigen Orchesterwerken, der Kammermusik und der Messe schon mal "Das schlaue Füchslein" und "Die Sache Makropoulos" gehört. "Aus dem Totenhaus" wirkte durch das völlige Fehlen einer Handlung fast wie ein Oratorium auf mich, was ja auch durch die Inszenierung mit ständig anwesenden vollen Besetzung unterstrichen wurde.


    Ob die Besetzung des Aljeja mit einer Männerstimme wirklich eine gute Idee ist, habe ich mich gefragt. Es wird ja offenbar öfters so praktiziert, mir hätte aber die Zerbrechlichkeit und Andersartigkeit dieser Figur ganz gut als Hosenrolle gefallen. Aber ich kann verstehen, dass Regisseur Kosky die Idee der völligen Entindividualisierung im Straflager wichtiger war und sich für eine Männerstimme entschlossen hat. Das machte es aber für den Zuschauer nicht leichter, Empathie zu entwickeln, weil er viel damit beschäftigt war, die einzelnen Personen auf der Bühne auseinander zu halten. Empathie benötigt halt konkrete Individuen.


    Deshalb war ich besonders von der anrührenden Inszenierung des "Adlers" ergriffen: eigentlich das Symbol der Freiheit, der Hoffnung für die Gefangenen, wird er von diesen blutig geschunden - aber mit wieviel Würde in seiner ganzen nackten Kläglichkeit steht er am Ende da! Den dritten Akt fand ich insgesamt am intensivsten, die Erzählung des Siskov (schauspielerisch und sängerisch großartig: Brian Davis) ging wirklich fast unerträglich unter die Haut.


    Insgesamt: schade, dass auch am letzten Abend das Opernhaus bestenfalls halb voll war, aber begeisterter Applaus für das hervorragende Ensemble. Kein leichter Abend für alle auf und vor der Bühne, aber: es hat sich gelohnt! (dies als Aufforderung für mutlose Opernindendanten, auch das Schwierige mal zuzumuten).

    Ich bin sehr gespannt, ich werde die allerletzte Vorstellung am 16. Mai besuchen und hoffe, dass bis dahin die geschilderten Zwistigkeiten im Orchestergraben ausgefochten sind...
    Grundsätzlich ist es mal wieder traurig, dass selbst Janacek schon nicht mehr publikumskompatibel zu sein scheint. Die Oper hat natürlich kein sonderlich erquickliches Thema, aber wo leben wir? Die letzten Vorstellungen im Mai in der Staatsoper werden zum Schleuderpreis von 17 Euro auf allen Plätzen verscherbelt, weil man offenbar sonst das Haus nicht mal mehr halb gefüllt bekommt - und in der nächsten Spielzeit erfolgt keine Wiederaufnahme.
    Herzlichen Gruß und danke für den Bericht,
    Gustav Theodor

    Einen ganzen Blumenstrauß bietet Benjamin Britten in seinen 5 Flower Songs op.47 von 1950, eigentlich Chorlieder, hier die solistisch besetzte Version in meiner Sammlung:



    1. To Daffodils (Herrick)
    2. The Succession of the Four Sweet Months (Herrick)
    3. Marsh Flowers (Crabbe)
    4. The Evening Primrose (Clare)
    5. Ballad of Green Bloom (Anonym)


    Wunderschöne Stücke, leider in Konzerten viel zu selten zu hören. Danke für den Frühlings-Thread!


    Grüße,
    Gustav Theodor

    Um gleich mit schwerem Kaliber zu kontern (jetzt ist mir Kontrapunkt mit der Nennung zuvorgekommen):



    mit der phantastischen Isabelle van Keulen, einer meiner Lieblingsgeigerinnen, hier auf der Bratsche,


    oder auch die klassische russische Version mit Bashmet und Richter



    Die Sonaten sind wirklich herzzerreißend, gehen durch Mark und Bein. Sehr beeindruckend!


    Grüße,
    Gustav Theodor

    Zitat

    Übrigens könnte der Eindruck der Modernität auch an der Interpretation des Quatuor Ysaye liegen: Das Fauré-Streichquartett scheinen sie ebenfalls eher schroff, aufgerauht und nervös aufzufassen, das kenne ich auch anders: harmonischer, elegischer


    Lieber Gurnemanz,


    ich habe gerade den Fauré in Aufnahmen mit dem Quatuar Ysaye und dem Miami String Quartet verglichen und muss Dir Recht geben: die Ysayes nehmen den Fauré viel nervöser und dramatischer, was dem Stück etwas von seiner Melancholie und Zärtlichkeit nimmt. Allerdings ist bei den Ysayes zu spüren, wie Fauré mit dem Stück gekämpft hat, was ja aus den Briefen des ertaubten und kranken Komponisten hervorgeht. Ich will das jetzt nicht länger ausführen, sonst geraten wir off-topic. Aber ich würde jetzt die Ysayes tatsächlich eher als Zweitaufnahme enmpfehlen, als interessante Ergänzung, denn diese unendliche Zärtlichkeit des Abschieds finde ich die wichtigere Komponente an diesem letzten Werk Faurés.


    Was jetzt das Magnard-Quartett anbelangt, so danke ich Dir für den Hinweis auf die wieder erhältliche Erato-Einspielung durch das Quatuor Via Nova - ich habe auch gleich in die Schnipselchen hineingehört und mir fiel gleich auf, dass die den Beginn des ersten Satzes erheblich langsamer nehmen als die Ysayes, was aber gar nicht so schlecht klingt. Allerdings meine ich auch ein paar Intonationsprobleme gehört zu haben. Aber wie ich mich kenne, werde ich mir die Aufnahme demnächst mal zulegen, immerhin ist es seltenes Repertoire, das ich höchstens einmal sonst noch habe, und günstig zu bekommen. Falls es bis dahin nicht schon jemand anderes gemacht hat, werde ich berichten!


    Gruß,
    Gustav Theodor

    Lieber Gurnemanz,


    im Prinzip ist ja an einer Interpretation, die (ohne größere Manipulation, versteht sich) die "modernen" Seiten eines Stücks hervorhebt, nichts einzuwenden. Damit ergeben sich ja interessante Perspektiven, die vorher vielleicht noch nicht gehört wurden.


    Ich habe leider keine Vergleichsaufnahmen (es gibt offenbar nur welche vom Artis Quartett und dem Via Nova Quartett, beide nicht so ohne Weiteres mehr erhältlich, scheint mir), und daher kann ich über Alternativen wenig sagen. Grundsätzlich gebe ich Dir aber recht, die Ysayes spielen eher "auf der Stuhlkante sitzend", und vielleicht kommt der Gesamteindruck auch daher, dass das Klangbild sehr direkt und eher hell ist. Wobei es nicht nur an der Aufnahme zu liegen scheint, die hervorragend ist, sondern am intendierten Klangbild insgesamt.


    Zur Schönberg-Assoziation (Zemlinsky ist übrigens auch nicht schlecht, gute Idee): Es gibt leider keinen "auf die Schulter-klopf"-Smilie, sonst wäre er hier am Platz: In musicweb international schreibt Hubert Culot, dass Harry Halbreich in seiner Magnard-Biographie (erschienen bei Fayard, 2001) das Magnard-Streichquartett auch mit Schönbergs Erstem vergleiche, Magnard und Schönberg hätten das Streichquartett wieder da aufgenommen, wo Beethoven es bei op.131 liegen gelassen habe. Wir beide spontan auf einer Linie mit dem großen Harry Halbreich, wow.


    Also: Ihr Streichquartette dieser Welt, macht Euch an die Arbeit und stürzt Euch auf Magnard! Wir brauchen Vergleiche!


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor

    Hallo,
    ich habe gerade zum 2. Mal das e-moll-Streichquartett op.16 von Magnard gehört:



    Beim ersten Hören vor ein paar Wochen muss ich gestehen, hat es mich etwas ratlos aber neugierig hinterlassen, weil es auf den ersten Eindruck hin recht sperrig klingt (liegt nicht an der engagierten Interpretation durch das Ysaye-Quartett). Ich habe es mir noch mal zum Wiederhören hingelegt und bin nun restlos begeistert. Es hat sich also gelohnt.


    Komponiert 1903 (also im selben Jahr wie Ravels Streichquartett, das aber viel eingängiger ist), hat es vier Sätze, die mit Titeln überschrieben sind:
    1. Sonate
    2. Sérénade
    3. Chant funèbre
    4. Danses


    Im ersten Satz wird man gleich ins brodelnde Getümmel geschmissen, bekommt eigentlich keine Zeit, zu verstehen, worum es thematisch geht, dann folgt eine wunderschöne, lyrische Gruppe, ich konnte das Einlösen des Titels "Sonate" allerdings wirklich erst beim 2. Hören einigermaßen folgen.
    Der zweite Satz widerspricht total der Erwartung seines Titels, keine sanfte Abendstimmung, mehr ein Scherzo mit wilden Läufen und einem in französischer Musik eher seltenen Fugato als Trio.
    Der dritte Satz mit Trauermarschanklängen und wundervollen ätherischen Stellen, fast zum Abheben, und der vierte wieder mit springenden Rhythmen, blieb recht chaotisch auch beim zweiten Hören.


    Also ich kann nur sagen: Das ist eine Entdeckung, so als wenn der frühe Schönberg in Paris aufgewachsen wäre.


    Ich kenne die Sinfonien von Magnard in der Sanderling-Aufnahme (wurde ja oben schon besprochen) und mir gefiel die Dritte (wegen dieser irren Verwendung des Choralthemas) und die Vierte besonders gut.


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor

    Lieber DiO,


    herzlichen Dank für die ausführlichen Tipps, ich werde sie beherzigen und beim nächsten Mal zuschlagen, umso ärgerlicher wegen den unschlagbaren zwei Euro.

    Ich habe durch die ganze bisherige Diskussion den Eindruck gewonnen, als ob das Hören von Glass doch vielen Leuten Schwierigkeiten macht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das an der Komposition liegt oder an der Art, diese Musik zu hören.


    Wir sind als "Klassik"-Hörer darauf konditioniert, bestimmte Erwartungen an rational feststellbare Entwicklungen der musikalischen Gestalt erfüllt zu bekommen, und wenn das nicht stattfindet, sind wir enttäuscht und sagen, die Musik sei nicht gut. Beim Hören von Glass-Stücken (ich meine, um nicht missverstanden zu werden, vor allem die frühen, denen ich eine größere Qualität zuspreche) und von Minimal music im Allgemeinen wird aber diese Erwartungshaltung enttäuscht, weil als Prinzip eben nicht die mitteleuropäische Musiktradition dahinter steckt, sondern eine asiatische, hier konkret die indische. Glass und auch Reich beziehen sich ja explizit auf ihre Studien bei indischen Musikern.

    Vielleicht sollten wir es nicht als negativ bewerten, wenn wir beim Hören "abgleiten", die Eintönigkeit als Möglichkeit sehen, in den "Flow" zu kommen. Naja, ist nur so ein Gedanke, gelingt mir auch nicht immer, und das ganze ist natürlich auch irgendwie ein Totschlagargument. Mir ist es nur bei einigem Hören so ergangen, dass die Musik auch bei hoher Lautstärke überhaupt nicht mehr nervt, wenn man sich damit abfindet, dass es nix zu erkennen gibt... aber die Leute, die aus der Entfernung zuhörten (zuhören mussten), baten mich inständig, doch bitte schnell wieder meine andere moderne Quietschemusik aufzulegen, das sei längst nicht so schlimm.


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor

    Hallo,


    ich bekenne mich als fast ausschließlichen Sonderangebots-Käufer - und ich habe nicht das Gefühl, dass ich nicht trotzdem das bekäme, was ich suche! Ich bin recht viel unterwegs und habe in vielen Städten die "Jagdgründe", die ich auch versuche aufzusuchen. Das sind natürlich die Vierzahlen-Filialen, aber auch Second-Hand-Läden und "normale" Schallplattenläden mit Grabbelkisten. Im Versandhandel kaufe ich nicht, weil für mich der "Jagdinstinkt" dazugehört.


    Meine Kriterien sind:
    Preis bis 8,- Euro (schon 8,50 sind Ausschlusskriterium, was es auch sei! Das ist eine Art Selbstschutz zur Schonung der Geldbörse).
    Dabei hat jede CD ihren Preis - engere Sammelgebiete wie Zeitgenössisches (und daher eher Seltenes) kaufe ich fast ohne Hemmung, wenn es interessant ist, wenn ich schon sehr gute Interpretationen davon habe, senkt das den Preis für weitere Erwerbungen. Das hängt aber wiederum davon ab, wieviel Erkenntnisgewinn ich mir von der neuen Anschaffung verspreche. Da durch meine Kaufmethode immer sofortige und oft nicht mehr revidierbare Entscheidungen anfallen (beim nächsten Besuch sind die Angebote weg), muss ich meine Sammlung ganz gut im Kopf haben. Für einige Aufnahmen würde ich vielleicht nur 3-4 Euro ausgeben, aber in dem Bereich fängt auch das Platzargument an zu wirken: brauche ich das wirklich?? oder steht das nur im Regal rum? Gerade bei experimentellerer Musik, die ich total spannend finde, wenn sie gut ist, wird das oft zum Lottospiel. Hinzu kommt, dass es auch bei zeitgenössischer Musik immer neue Komponisten gibt, die man noch nicht kennt.


    Gruß,
    Gustav Theodor

    Hallo,


    um mal anzufangen, ich besitze schon seit LP-Zeiten diese hier und habe seitdem wenig Besseres gehört:



    Wie man sieht, gibt's die als DGG-Trio zum guten Preis, hier würde ich auch heute noch zugreifen. Ich bin ein großer Fan von Pinnocks Aufnahmen (auch wenn er nicht selbst die Orgel spielt, sondern St. Preston): sehr lebendig, transparent, farbenfroh.


    Muss aber zugeben, dass ich in der Vergangenheit nicht sooo brennend nach Alternativ-Aufnahmen Ausschau gehalten habe, weil mir diese eine erstmal als Gesamtaufnahme gereicht hat. Sonst habe ich noch eine nicht-HIP-pe Aufnahme der 6 Konzerte op.4 mit Edgar Krapp und dem RSO Stuttgart - die habe ich leider im Moment nicht greifbar, aber aus der Erinnerung würde ich Preston/Pinnock allemal vorziehen. Ich bin aber gespannt (und fast sicher), dass Eure weiteren Empfehlungen meine bisherige Gesamtaufnahmen-Monogamie in Frage stellen werden...


    Grüße,
    Gustav Theodor

    Zitat

    Wenn ich etwas von Glass gerne höre, sind es die sehr frühen Werke bzw. seine Filmmusiken, allen voran die Musik zu Mishima, einem Film von Paul Schrader.


    Lieber Wulf,


    hmm, wenn Du seine Filmmusik so hoch einschätzt, dann habe ich wohl vor längerer Zeit einen Fehler gemacht, die Mishima-CD zum günstigen Preis stehen zu lassen, und vor ein paar Wochen für ganze 3 Euro die Filmmusik zu "Notes on a scandal" (2006, Regisseur Richard Eyre mit Judi Dench und Cate Blanchett, habe ich aber im Kino nicht gesehen) - da habe ich an trotz des Preises an meine ausufernden Regalmeter gedacht und daran, dass für mich bei Glass "je jünger desto schlechter" gilt. Kennst Du - oder jemand anderes diese letzte CD?


    Grüße,
    Gustav Theodor

    Noch ein bekannteres Werk:
    Kurt Weill, Vom Tod im Wald (1927) für Bass und 10 Bläser op.23 nach einem Gedicht von Brecht, und wo wir schon dabei sind, auch von Weill: Zu Potsdam unter den Eichen für Männerchor (1929), ursprünglich ein Teil des Berliner Requiems.
    Gruß,
    Gustav Theodor

    Zitat

    Schön wäre eine Bestandsliste im Rechner, die man auf das iPhone synchronisieren kann, um im Plattenladen immer nachschauen zu können, was man hat und was noch fehlt...


    Ja, das wäre auch mein Traum... ist aber, glaube ich, mit dem von mir verwendeten Bento auch noch nicht möglich. Da das aber eine Apple-nahe-Schöpfung ist, kann ich mir schon vorstellen, dass es auch mal einen iPhone-Export oder eine iPhone-Variante geben wird. Innerhalb kürzester Zeit haben die schon ein nochmal verbessertes Bento2 herausgebracht, scheint einigen Erfolg zu haben, also vielleicht gibt's Hoffnung.


    Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass einige Taminojaner ihre durchaus beachtliche Sammlung glauben im Kopf zu haben, entweder sind das Superhirne (was für eine Ehre, dabei sein zu dürfen) oder sie sind einfach genügsam, was die Nutzbarkeit der Sammlung angeht - natürlich kriege auch ich noch einigermaßen zusammen, was ich an Hauptwerken besitze, aber schon bei den öfter erwähnten Egmont-Ouvertüren oder ähnlichen Füllern und erst recht bei den Minutenstückchen in der Mittelalter- und Renaissancemusik muss ich restlos kapitulieren. Und gerade bei einer großen Sammlung ist es doch das Wunderbare, sofort ans Vergleichen gehen zu können. Wenn ich dann auf Zufallsfunde angewiesen bin, und stundenlang sinnierend vor dem Regal stehe (http://www.tamino-klassikforum…ages/smilies/confused.gif" da war doch letztlich noch so eine Aufnahme...."), dann nervt das nur. Auch wenn ich dabei die Chance habe, den einen oder anderen Zufallsfund zu machen, der mich dann wieder in ganz andere Gefilde entführt.


    Meine Stücke habe ich nach den Schlagwörtern


    Komponist -
    Ttel -
    Entstehungszeit -
    Interpreten -
    Zuordnung (also unter welchem Komponisten im Regal einsortiert) -
    Medium (LP/CD/DVD) -
    Bewertung (da kann ich mich mal später zu äußern) -
    Noten ja/nein (habe ich das in Partitur oder Noten?) -
    Stichworte (frei, z.B. Gedanken, Aufnahmedatum etc.)


    gelistet. Da ich aber außer präzise in den einzelnen Schlagwörtern auch völlig frei suchen kann, bin ich nicht eingeschränkt. Ich könnte auch später noch bei Bedarf weitere Schlagwörter wie Plattenfirma etc. einfügen, das macht das Programm problemlos mit.


    Mit dem Open-Office-Base habe vorher eine Weile herumprobiert, weil es so schön kostenlos ist, bin aber immer auf Probleme gestoßen, die mich dann doch das Bento haben kaufen lassen.


    Ich hoffe, das klingt jetzt nicht so, als hätte ich irgendwelche Verbindungen zu den Herstellern - das ist nicht so!! Aber ich bin halt sehr erleichtert, dass sich mein Datenbank-Problem nach dem Festplattencrash so relativ einfach hat lösen lassen.


    Gruß,
    Gustav Theodor