Beiträge von Austria

    klingsor


    nun (gute) musik ist natürlich immer zuerst kunst und damit - ich sage es mal pathetisch - 'heilig'


    Seltsam eigentlich - sie wird doch von (unheiligen) Menschen für (ebenso unheilige) Menschen gemacht.


    Nachtrag:
    OK, die Musik oder die Kunst machen uns "gut und edel". Jetzt nur eine kurze Frage: ist Erotik böse und "unedel"? Also wenn ich mir z.B. Schiele's Frauenakte anschaue, habe ich keine heiligen Gefühle (abgesehen davon, daß sie mir nicht gefallen...).


    LG
    Austria

    klingsor


    Jedenfalls ist für mich interessant, daß doch für einige hier klassische Musik etwas sehr Erhabenes, Ernstes, Geistiges, gewissermaßen Unantastbares ist, das sich nicht mit "erdiger" Lebenslust vereinbaren läßt. Das ist jetzt nicht wertend gemeint, es ist nur eine Feststellung.


    LG
    Austria

    Der Unzeitgemäße


    Nehme mal an, der Verführer wird dort zugeknöpft präsentiert, weshalb sich bei mir der Gedanke an allzu Erotisches in Grenzen halten wird.


    Dafür hat Zerlina meist ein sehr verführerisches Decolleté. Aber ich fürchte wir schweifen ab ;-)


    Und zum schämen: wenn ich mich für alle Opern, die ich noch nicht gesehen habe, schämen müßte, na danke...


    LG
    Austria

    Theophilus


    Man könnte Musik in dieser Hinsicht in zwei Bereiche teilen: Musik, in die Erotik hineinkomponiert wurde, und Musik, die unbewusst erotisch wirkt.


    Danke, das ist ein guter Vorschlag, an den ich nicht gedacht habe.


    LG
    Austria

    Servus teleton,


    Ich bin der Meinung das Erotik da vorhanden ist, wo es vom Komponisten durch die Handlung oder Thematik vorgegeben ist.


    Das würde aber bedeuten, daß ich ohne Programm, Handlung und Thematik GAR NICHTS empfinden dürfte - keine Traurigkeit, kein Glücksgefühl, keine Fröhlichkeit. Nicht alle Komponisten haben ihren Werken eine "Gebrauchsanweisung" mitgegeben. Manche, wie Mahler z.B., haben taten es zu Beginn, sind später aber davon abgekommen.


    Da ich beim Hören klassischer Musik automatisch auf die Musik fixiert bin, könnte ich mich gar nicht so auf meine Freundin (in meinem Fall meine Frau) konzentrieren. Wen es also ein Musikabend werden soll käme dann alles in Frage, da man ja Musik hören will.


    Ich wollte meine Frage auch so verstanden wissen, daß sich eben im Laufe eines Musikabends eine erotische Stimmung, geboren aus der Musik, entwickeln kann.


    Andernfalls würde Ich gar keine klassische Musik nehmen, sondern eine athmosphärische Musik aus dem NewAge-Bereich (Megabyte, Tangerine Dream, Interface, Software, Ron Boots u.a...)


    Die sind mir leider nicht bekannt, geht das in die Richtung meditative Musik?


    - das ist Musik, die auch im Hintergrund laufen kann - Klassik ist bei mir keine Hintergrundmusik.


    Manchmal ist sie das zwangsläufig - oder hörst Du nie Musik während der Arbeit z.B.? Ich schon.


    LG
    Austria

    Guten Morgen Thomas,


    vielen Dank für Deine Antworten. In der Tat, Liszt hatte ich auch im Visier ;-)


    Was Bruckner betrifft, ja, manche mögen es nicht nachvollziehen können, da er ja sozusagen als Komponist Gottes gilt ;-) Ich glaube aber dennoch, daß so manche seiner Schöpfungen erotisch-sehnsüchtig gefärbt sind, von Beziehungen zu Frauen ist ja nicht viel bekannt (außer daß er um sehr viel jüngere Frauen bevorzugte). Ich werde Dir in den nächsten Tagen ein paar Stellen raussuchen.


    Guten Morgen Guercoeur,


    Vielen Dank auch Dir für die lange Liste, die Gurre-Lieder und auch Respighi sind mir bekannt. Aber ich werde mir bestimmt den einen oder anderern Deiner Vorschläge zu Gemüte führen bzw. die CD zulegen.


    LG
    Austria

    Servus Maik,


    Könntest du auch etwas zu deinen Erlebnissen sagen?


    SOO ins Detail wollte ich nun auch wieder nicht gehen...... :D


    Ich meinte, daß Du Dir z.B. mit einer Freundin zu Hause einen schönen Abend machst, mit Kerzenlicht, einem guten Wein - und Ihr klassische Musik hört, usw... Welche Musik käme da in Frage?


    LG
    Austria

    Hallo,


    Klassische Musik ist ja nicht nur zum Theoretisieren da ;-), sondern erweckt in uns auch Gefühle: Glück, Hoffnung, Sehnsucht, Trauer, Besinnlichkeit, sie putscht uns auf, sie wirkt beruhigend - ja, und sie kann auch erotisch sein.


    Auch wenn das jetzt vielleicht tief blicken läßt :D, hier sind meine favourites:
    - astor piazzola: tangos
    - hector berlioz: symphonie "harold en italie"
    - anton bruckner: symphonien 4 bis 9
    - camille saint-saens: symphonie 3 "orgelsymphonie"
    - aram khachaturian: walzer aus der masquerade suite
    - jean sibelius: valse triste
    - claude debussy: prelude a l'apres-midi d'un faune
    - Wagner: Tristan und Isolde, Tannhäuser, das Erda-Motiv ;-), Walküre
    - Ravel: Bolero
    - Francis Poulenc: Konzert für Orgel, Streicher und Pauken
    - Strauss: Salome


    Ich höre jetzt auf... also mehr oder weniger alles sich steigernde, drängende, kulminierende.


    Würdet Ihr das bestätigen und habt Ihr Beispiele?


    Austria

    Who's afraid of 20th century music?


    I'm not afraid, but:


    1. ich kann sie nur live hören und
    2. ich brauche ein Programm dazu - ich muß wissen, was sich der Komponist dabei vorgestellt hat, was er ausdrücken wollte, ich brauche "Guidelines" für diese Musik.


    Erst gestern abend anläßlich der Aufführung der Turangalîla-Symphonie von Messiaen im Wiener Musikverein (The Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst) so erlebt: die Sätze 1-6 habe ich völlig verständnislos über mich ergehen lassen (habe die mir bisher unbekannten Ondes Martenot fixiert), dann aber ins Programmheft geschaut - und siehe da: die Sätze 7-10 waren schon nimmer so schlimm, denn ich entdeckte da "Anleitungen" zu den einzelnen Sätzen.


    Bei Beethoven, Wagner, Bruckner, Mahler z.B. brauche ich aber keine Anleitungen - bei denen springt der Funke ganz von alleine über, sie aktivieren meine Phantasie, ohne daß ich erst irgendwo irgendwas nachlesen muß.


    Aber dennoch: spannend war's gestern schon ;-)


    Austria

    Danke Alfred - da habe ich doch auch gleich ein Thema ;-)


    Olivier Messiaen !!


    Hintergrund: wir waren gestern im Musikverein (Turangalîla Symphonie für Klavier und großes Orchester) - wie's halt manchmal so ist: zu spät Karten bestellt - also Parkett 2. Reihe.


    Das wäre an sich nicht sooo schlimm, aaaber - als wir in den Saal kamen, saßen dort mindestens 300 Musiker auf dem Podium (The Cleveland Orchestra) - genau vor uns 3 Lautsprecher! (aus denen auch ein- oder zweimal ein knatterndes Motorrad vorbeifuhr ) - dann ein Gerät namens "Ondes Martenot" (klingt wie eine quietschende Tür) - ein riesiger Steinway-Flügel, hinter dessen geöffnetem Deckel - für uns unsichtbar - wohl Franz Welser-Möst dirigierte(?) - und ein tobender Pianist :D.


    Das klingt jetzt vielleicht lustig, war's auch ;-) - aber ich habe zugegebenermaßen einen Fehler gemacht. Erst als ich, um mich von der Musik abzulenken, im Programmheft nachlas, fand ich eine Beschreibung der einzelnen Sätze und somit etwas, woran ich mich dann anhalten konnte. Und ab dem 7. von insgesamt 10 Sätzen ging's mir dann richtig gut........ :D


    Also: wer kann mir Messiaen näherbringen?


    LG
    Austria


    PS1: hab' den Faun als Buße zu 5 Tristans verdonnert...


    PS2: und im CD-Shop haben wir Verdi's Requiem mit den Philharmonikern und Harnoncourt erstanden - und 6 Musikverein-Weinglas-Untersetzer....

    @Christian


    Ihr Lieben,
    ist es denn wahr, dass ich der erste bin der ihn nicht nur an erster Stelle, sondern überhaupt nennt: Mein erster Platz gebührt Anton Bruckner!
    Seine Symphonien sind für mich das Größte. Nur einer macht ihm in Sachen Symphonik den Rang in letzter Zeit immer mehr streitig. Den nenne ich demnächst als zweiten.
    Gruß
    Christian


    Ich war auch völlig platt.......


    meine no. 1 ist BRUCKNER


    Austria

    Hallo,


    Vielen Dank für Eure Kommentare. Es ist ja nicht nur die Stimme, sondern auch dieser qualvolle Übergang vom forte ins piano z.B. (aber auch umgekehrt - dann brüllt er nämlich). Man hört, wie er sich ganz vorsichtig an den Ton heran"haucht", und wenn er ihn dann endlich erwischt hat, ist der immer noch nicht rein. Leider fehlt mir das Vokabular, mich fachlich korrekt auszudrücken, aber ich hoffe, man versteht, was ich meine.... Es ist einfach unsauber gesungen und ich komme mir für blöd verkauft vor.


    Aber Erna wird wohl recht haben, vielleicht müssen wir ihm sogar dankbar sein, daß ein Tannhäuser und ein Siegfried heutzutage überhaupt an der Oper gespielt werden können..... 2006 singt Gott sei Dank Christian Franz im Wiener Ring,


    LG
    Austria

    Servus Theophilus,


    Mir gefällt einfach seine Stimme nicht, das Timbre, die Klangfarbe - und ich fürchte, da ist es wohl egal, WAS er singt.


    Aber in bin ja leicht beeinflußbar;-) - vielleicht gibt es ja hier den einen oder anderen Fan, der mir seinen Herodes schmackhaft macht.


    LG
    Austria

    Hallo,


    im November werden wir uns die Salome an der Wiener Staatsoper anhören - und zu meinem blanken Entsetzen lese ich, daß Wolfgang Schmidt den Herodes geben wird. Ich habe immer noch seinen schrecklichen Tannhäuser (vor Jahren) und einen, mir die ganze Oper verleidenden, Siegfried im Ohr ............


    Ich frage mich, wie kommt ein Opernchef auf die Idee, diesen Mann zu engagieren???? Die Stimme ist NICHT schön, die Höhe schrill, die Interpretation runtergenudelt, nicht mal darstellerisch konnte ich ihm etwas abgewinnen.


    Austria
    die hofft, niemandem zu nahe getreten zu sein

    Guten Morgen Johannes,


    Ja, danke für die Ergänzung. Laut Programmheft lebte Styron 1948 in Brooklyn, im selben Haus wie eine Polin, die Auschwitz überlebt hatte. Sophie's persönliche Geschichte dürfte Fiktion sein - was aber nicht heißt, daß es nicht genau so hätte passieren können bzw. sehr oft genau so passiert ist.


    LG
    Austria

    Gestern: Sophie's choice von Nicholas Maw (mein erster Besuch in der Wiener Volksoper - angenehme Fauteuils im Gegensatz zu Staatsoper, Musikverein, Konzerthaus, Kammeroper, ...)


    Ich fürcht' mich ja immer vor allem, was nach Schönberg kommt, war aber angenehm überrascht. Die Musik melodiös, ohne kreischende Dissonanzen, ein bissl an Britten erinnernd, großes Orchester.


    Und völlig der Handlung unterordnet - die ja nun an Dramatik nicht zu überbieten ist. Was für ein Leben, auf das Sophie da zurückblickt. Da kann man eigentlich wirklich nur mehr Zyankali nehmen....


    Ob es aber ein Opernstoff ist? Vielleicht liegt es auch daran, daß ich so ziemlich alles, was es an Büchern, Biographien, Dokumentationen über Hitler, die Nazizeit, den Holocaust, den 2. Weltkrieg gelesen habe - irgendwie scheint mir eine musikalische Aufarbeitung dieses Themas obszön.


    Angelika Kirchschlager hat sowohl gesanglich als auch darstellerisch eine beeindruckende Leistung geboten.


    Austria


    PS: Vielleicht noch als Nachtrag die Inhaltsangabe (aus: "der Merker", Manuela MIEBACH):
    "Sophie's Choice" erzählt die Geschichte der Polin Sophie, die sich im KZ Auschwitz entscheiden muß, welches ihrer beiden Kinder sie opfert, um ihre Ausreise in die USA zu gewährt zu bekommen. Diese so rührende Geschichte wurde bereits in den 1980er Jahren mit Meryl Streep in der Titelrolle verfilmt. Die nichtjüdische Polin Sophie, die wegen Fleischschmuggel in Warschau festgenommen wurde, erinnert sich an ihr Leben in Auschwitz, wo sie als Schreibkraft von Rudolf Höss sozusagen zur Komplizin wird. Sie, die verfolgt ist von traumatischen Erlebnissen, versucht in New York ein neues Leben zu beginnen. Wo sie dem jungen Stingo, einem Südstaatler, der als Romanschriftsteller sein Leben fristet, ihre Vergangenheit anvertraut und über die Schrecken des nationalsozialistischen Terrorsystems erzählt, in das sie involviert war. In Nathan, ihrer großen Liebe, findet sie einen Mann, der nicht aufhört, sie in brutalster Weise mit ihrem Versagen zu konfrontieren. In ihrer Verzweiflung flieht sie mit Stingo, der mit ihr ein gemeinsames Leben auf der Farm seines Vaters verbringen möchte. Doch ihre Liebe zu Nathan ist stärker, und so beschließt sie zu Nathan zurückzukehren, um auch mit ihm am Ende gemeinsam zu sterben.

    Bei Männern finde ich auf jeden Fall Anzug und Krawatte passend. Gaaanz junge dürfen von mir aus ;-) auch in Jeans und Turnschuhen kommen - Hauptsache, sie kommen überhaupt.


    Bei Frauen fände ich es schön, wenn sie sich ihrem Alter gemäß kleideten. Man beobachte nur das weibliche Premierenpublikum - je älter, desto nacktere Schultern und großzügigere Decolletés......


    Austria

    Ich ärgere mich jedesmal grün und blau, wenn mitten in die Musik applaudiert wird..... oder nach einzelnen Sätzen im Konzert (was aber selten vorkommt). In der Oper ist es aber (außer bei Wagner) gang und gäbe - und maßlos störend. Auch dieses sofortige, brutale Losklatschen, sobald das Werk zu Ende ist. Und ich schätze jene Dirigenten, die das verhindern, indem sie, wie schon beschrieben, wie Statuen verharren und erst nach einigen Sekunden das Signal zur Entladung ;-) geben.


    Austria

    Servus Ulli


    Warum beschäftigt Ihr Euch mit Werken, die Euch nicht auf Anhieb "gefallen"?


    Was z.B. Wagner anlangt, möchte ich mich dem Beispiel ThomasBernhards anschließen. Ich habe von einem Freund die Empfehlung bekommen, "mir mal was anderes als nur Beethoven" ;-) anzuhören. Und es war gut.


    Ist es
    a) ein natürlicher Reiz, etwas Neues erfahren zu dürfen?
    b) eine Art "Sado-Maso"-Beschäftigungstherapie?
    c) eine Art "Zwang", zu den "Eingeweihten" dazugehören zu müssen/wollen?


    Ein bißchen a).
    b) und c) fallen weg,


    vor allem aber d)
    Faun's und meine musikalischen Vorlieben überschneiden sich großteils, aber es gibt eben Bereiche, z.B. Renaissance und das meiste, was nach Schönberg kommt ;-), wo ich nicht a priori in Begeisterung verfalle. Es ist mir aber ein Bedürfnis, auch das zu hören, mit ihm auch in solche Konzerte zu gehen, weil es mich interessiert, was und warum ihm das gefällt, wir tauschen uns dann über unsere Eindrücke und Empfindungen aus. Im übrigen habe ich dadurch schon einige großartige Stücke kennengelernt, die ich mir selbst niemals angehört oder als CD gekauft hätte.


    LG
    Austria