Beiträge von Nachtgedanken

    Ich gebe zu, ich war skeptisch, als der scheidende Staatsintendant Dr. Ulrich Peters bei der Jahrespressekonferenz letztes Jahr diese Oper ankündigte. Ich konnte mir die Kombination einfach nicht vorstellen, Neue Musik und so ein heftiges, beladenes Thema.
    Aber es lohnt sich immer, mit einem offenen Geist in die Premiere zu gehen. Musik wie Libretto entwickeln einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Dazu kommt ein kluges Bühnenbild, Kostüme mit starker Farbwirkung, fabelhafte Regie, eine hervorragende Einstudierung von Solisten und Chor und ein Orchester, dass die schwierige Aufgabe mit Bravour löst.
    Kritiker und Publikum sind sich ausnahmsweise mal einig in ihren Begeisterungsstürmen. Selbst gestern in einer Sonntag Nachmittag Vorstellung wollte der Jubel fast kein Ende nehmen.
    Nicht nur für mich eines der Highlights der letzten 5 Jahre in München.

    Zitat

    Original von Joseph II.


    Ich fürchte, daß diese Fähigkeit von Generation zu Generation mehr abnimmt. Heutzutage (wohl auch schon vor einigen Jahren) können gerade junge Leute sich kaum Musik anhören, die länger als drei, vielleicht fünf Minuten dauert, zumal das die typische Song-Länge ist. Sich dann zwei oder gar vier Stunden ruhig in eine Oper zu setzen, ist für solche Leute ziemlich schwierig.


    Wenn es nur die jungen wären, wäre es vermutlich noch auszuhalten. Leider ist das eine grassierende Seuche durch alle Altersschichten.


    Bestes Beispiel: Eltern mit ihrer Tochter, die ungefähr in meinem Alter sein dürfte. Sitzen grundsätzlich auf den Mittelplätzen in der ersten Reihe und fallen jedesmal unangenehm auf durch ihre megalauten Kommentare, die sogar auf der Bühne zu hören sind, wenn ihnen irgendetwas nicht passt.

    Ja, ich meine schon, dass Störungen Audruck mangelnder Wertschätzung sind.


    Es sollte schon ausreichen, wenn man sich mal vor Augen führt, wieviel Arbeit in einer Opernaufführung steckt, um mal für 3 Stunden den Mund zu halten.
    Leider können viel Zuschauer nicht mehr unterscheiden zwischen einer Live-Vorstellung und dem heimischen Fernseher.
    Und früher ging man meiner Meinung nach in die Opernhäuser und Theater, um gesehen zu werden und nicht des Genusses wegen. Den holte man sich im kleinen Kreis.

    Gerade kam es in den Nachrichten:


    Zitat

    Münchner Stadtrat trennt sich von Generalmusikdirektor Thielemann
    München: Die Landeshauptstadt München und der Dirigent Christian Thielemann gehen ab 2011 getrennte Wege. Der Stadtrat hat soeben in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, den Vertrag mit Thielemann als Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker auslaufen zu lassen. Das bestätigte Kulturreferent Küppers dem Bayerischen Rundfunk. Nach Vertragsende könne Thielemann aber noch als Gastdirigent tätig sein. Die Mehrheit des Münchner Stadtrats hielt Thielemanns Bedingungen für inakzeptabel. Er hatte gefordert, auch über die Programme von Gastdirigenten weitgehend frei bestimmen zu können.

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt



    Ich glaube jedoch, daß solche Opern sich lediglich eignen live in der Oper gesehen zu werden - sie mögen beeindruckend sein. Ich könnte mir aber kaum vorstellen, daß sie auf CD das bieten - was ich mir persönlich von Oper erwarte: Musikalischen GENUSS....


    Genau diese Erfahrung habe ich gerade mit "Death in Venice" von Britten gemacht. Die CD, die ich mir zur Vorbereitung auf die Premiere gekauft hatte, landete nach 30 Minuten wieder im Regal, zu unerträglich war mir das (bitte alle Britten-Fans wegschauen) Gejaule. Erst mit den Bildern der Inszenierung zusammen fand ich Gefallen an der Musik. In einer ruhigen Stunde werde ich mir die CD dann nochmal anhören und dazu die Bilder im Kopf anschauen.


    Im Gärtner, Proszenium links, ich möchte mir Death in Venice nochmal aus der Nähe anschauen (und nebenbei in den Orchestergraben linsen *ggg*)


    :-) Eher nicht so groß, denke ich, deshalb habe ich ihn ja *gg* aber ich kann Dir genau sagen, wo ich morgen um 19.30 Uhr bin

    Am letzten Samstag hatte die in München selten gespielte Oper "Death in Venice" von Benjamin Britten am Gärtnerplatz Premiere. Gesungen wird auf Englisch, die deutschen Übertitel sind erfreulich gut zu lesen, nicht zu ausführlich und nicht zu knapp.


    Vom Beginn, wenn es sekundenlang stockfinster ist, bis der letzte Ton verklungen ist und mich wieder die gleiche Schwärze umfing, hielt ich den Atem an. Und mit mir das ganze Theater.


    Der Vorhang öffnet sich und man blickt auf die Zelle Aschenbachs, ein Stuhl, eine Lampe, grün bespannte Wände. Meine erste Assoziation war ein Fahrstuhl, im Verlauf des Stückes wurde sie auch mal dazu. Später fahren dann die Wände hoch und man sieht die Zelle vergrößert als Nordfriedhof, als Hotellobby, als Piazza. Das Bühnenbild verändert sich nur durch Hinzufügen einzelner Bestandteile wie Stühle oder Türen und später durch die Öffnung nach hinten und auf den Seiten. Aber genau wie die Solisten, die mehrere Rollen verkörpern, spielt das Bühnenbild mehrere Rollen in geringer Abwandlung und das sehr eindringlich und glaubhaft. Genial fand ich den Einfall, Koffer die Grabsteine symbolisieren zu lassen, die letzte Reise der Toten. Und jetzt erschließt sich mir, warum Venedig auberginefarben ist, wie der Bühnenbildner es in der Einführung erklärt hat. Es erinnert mich irgendwie an eine Video-Installation in der Tate Modern, bei der ein Teller Obst im Zeitraffer vergammelte. Die Kostüme sind durchweg passend und bestimmen im Grunde genommen als Einziges die Zeit, in der die Handlung spielt, wohl etwas später als die Entstehungszeit.


    Dieses Stück lebt davon, live gespielt zu werden. Was da aus dem Orchestergraben tönt, ist eine Höchstleistung und David Stahl zaubert sie hervor. Auch der Chor ist mal wieder unglaublich gut, ich habe so ziemlich jedes Wort verstanden, es wurde überhaupt sehr textverständlich gesungen. Die Sänger waren großartig, allen voran Hans-Jürgen Schöpflin, der die Wahnsinns-Rolle des Gustav von Aschenbach bis ins letzte Detail präzise singt und lebt. Gary Martin in der Siebenfach-Rolle des Todesboten steht ihm in nichts nach und der Counter-Tenor Yosemeh Adjei ist nicht nur eine Ohren-, sondern auch eine Augenweide. Die vielen kleinen Rollen sind mit Holger Ohlmann, Florian Simson, Sibylla Duffe, Robert Sellier, Frances Lucey, Daniel Fiolka und den Chor-Solisten sehr gut besetzt.


    Besonders hervorhebenswert ist die Choreografie von Fabian Posca. Tadzio und Jaschiu bewegen sich mit absolut natürlicher Grazie und die Tanzelemente haben selbst mir ausgewiesenem Ballett-Muffel sehr gut gefallen.


    Bereits zur Pause Bravo-Rufe, am Ende dann sehr, sehr langer Applaus, zumindest im dritten Rang Standing Ovation (und hier waren sie endlich mal mehr als berechtigt), diese Inszenierung hat das Publikum überzeugt. Schön war, dass das Publikum die Spannung gehalten hat, der Vorhang senkt sich am Schluss ganz langsam und man hat wirklich den letzten Ton ausklingen lassen.
    Und der Staatsintendant Herr Dr. Peters hat recht, wenn er empfiehlt, das Stück mehrmals aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, denn es gibt noch sehr viel zu entdecken.
    Begleitend dazu bietet das Staatstheater eine Literaturführung auf den Spuren Thomas Manns und der Novelle "Tod in Venedig", die noch einmal eine erweiternde Einführung darstellen. Ich habe diesen gestern mitgemacht und habe daraus viel mitgenommen.


    Premierenbesetzung:
    Gustav von Aschenbach, Schriftsteller: Hans-Jürgen Schöpflin
    Der Reisende: Gary Martin
    Stimme des Apollo: Yosemeh Adjei
    Hotelporter/Youth: Florian Simson
    Youth/Guide/Priest/Young English Clerk: Holger Ohlmann
    Youth/Boatman/Restaurant Waiter/Hotel Waiter: Daniel Fiolka
    Strawberry Seller/Newspaper Seller/Strolling Player: Sibylla Duffe
    Strolling Player/Youth/3. Gondolier/Glass Maker: Robert Sellier
    English Lady/Lace Seller/Strawberry Seller: Frances Lucey
    Youth/Gondolier: Adrian Sandu
    Youth: Thomas Hohenberger
    Youth/Hotel Guest: Christian Schwabe
    Steward: Stefan Rampf
    French Girl: Heidrun Blaser
    French Mother: Barbara Wozniak
    American 1. Tenor: Florian Wolf
    American 2. Tenor: Stefan Thomas
    German Mother/Hotel Guest: Ute Walther
    German Father/2. Gondolier: Markus Wandl
    Pole: David Spanhel
    Danish Lady/Hotel Guest: Antje Blaschke
    Russian Mother: Simone Stäger
    Russian Nanny/Beggar Woman: Renate Fichter
    Russian Father: Dirk Driesang
    Hotel Guest: Piotr Zawadzki
    Tadzio: Michael Langner
    Jaschiu: Onur Birsoy


    Musikalische Leitung David Stahl
    Regie Immo Karaman
    Bühnenbild Kaspar Zwimpfer
    Kostüme Nicola Reichert
    Choreographie Fabian Posca


    weitere Termine:
    23. Juni 2009
    1. Juli 2009
    7. Juli 2009
    19. Juli 2009
    24. Juli 2009
    27. Juli 2009
    30. Juli 2009
    21. Oktober 2009
    24. Oktober 2009
    31. Oktober 2009
    15. Dezember 2009
    7. Januar 2010


    weitere Termine Literaturführungen:


    26. Juni 2009
    17. Juli 2009
    19. Juli 2009

    Heute war die zweite Vorstellung mit der Alternativbesetzung. Alle auch sehr sehens- und hörenswert.


    Generalmajor Stanley: Gunter Sonneson
    Piratenkönig: Stefan Sevenich
    Samuel: Gregor Dalal
    Frederic: Tilmann Unger
    Sergeant der Polizei: Christian Hübner
    Mabel: Heike Susanne Daum
    Edith: Márta Kosztolányi
    Kate: Susanne Drexl
    Isabel: Ulrike Dostal
    Ruth: Susanne Heyng


    Heute bei der Vorstellung lagen Zettel auf, dass die Ausstrahlung bereits am 13.06.2009 ist.
    Die Premiere war übrigens ein echter Knaller - reinhören lohnt sich!

    Dies sind erste, ungeordnete Eindrücke der gestrigen Premiere.


    Der erste Akt spielt auf einem felsigen Küstenstück, im Hintergrund das Piratenschiff. Während der Ouvertüre öffnet sich der Vorhang und man sieht die Piraten bein typischen Vergnügungen der Upper Class des ausgehenden 19. Jahrhunderts, wie Croquet und das Einfangen von Schmetterlingen. Bereits hier wird klar, dass das Bühnenbild und die Kostüme das von Gilbert & Sullivan erdachte Szenario relativ genau abbilden, und das ist gut so. Eine Ansiedlung der Handlung in einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort kann nicht funktionieren.


    Der Vorhang schließt sich und als er wieder aufgeht, beginnt ein Feuerwerk an Pointen, Slapstick und rabenschwarzem Humor. Neben hervorragenden schauspielerischen und sängerischen Leistungen. Weil die Textverständlichkeit außerordentlich gut ist, fällt die sehr ansprechende Übersetzung des Librettos besonders auf. Selbst wenn einem die Verhältnisse im viktorianischen England nicht geläufig sind, kommt man aus dem Lachen kaum heraus.


    Auch die Choreographie der Ensemblestücke ist sehr beeindruckend. Ob nun die Töchter aufgeregt zwitschern oder die Polizisten sich Mut antanzen, es passt einfach alles hervorragend. Hier wird zum wiederholten Maße deutlich, wie gut sich dieser Chor bewegt und dabei auch auf höchstem Niveau singt.


    Aber auch die Sänger glänzen durch glänzende Interpretationen der musikalisch anspruchsvollen Partien. Ob nun Rita Kapfhammer als Ruth versucht, Frederic für sich zu gewinnen oder Thérèse Wincent als Mabel gewillt ist, 63 Jahre auf ihren Frederic zu warten, es ist ein absoluter Genuss, ihnen zuzuhören und zuzusehen. Robert Sellier verkörpert den Frederic in seinem Dilemma zwischen Pflicht und Pflicht sehr überzeugend und Holger Ohlmann als Piratenkönig überzeugt sowohl darstellerisch als auch stimmlich. Die weiteren Rollen sind mit Frances Lucey, Florian Soyka, Sonja Leutwyler, Martin Hausberg, Ulrike Dostal und Gunter Sonneson typgerecht ausgezeichnet besetzt.


    Der Regisseur Holger Seitz versteht es außerordentlich gut, den Witz des Stückes herauszuarbeiten ohne ins Triviale abzugleiten. Auch das Orchester unter Anthony Bramall bringt genau diesen Touch "gehobene Augenbraue" mit, die das Stück braucht, sei es nun in den Walzerelementen oder in den choralgleichen Ensemblestücken.


    Am Ende nicht enden wollender Jubel für alle Beteiligten, berechtigt.


    Eine rundherum gelungene Premiere eines in München noch nie aufgeführten Stückes. Für Freunde des britischen Humors ein absolutes Muss und eine Empfehlung für alle Fans von Gilbert & Sullivan.


    Staatstheater am Gärtnerplatz


    Die Piraten von Penzance
    Freitag, 15. Mai 2009
    19.30 – 22.10 Uhr
    Die Piraten von Penzance



    Musikalische Leitung Anthony Bramall


    Regie Holger Seitz


    Bühnenbild Herbert Buckmiller


    Kostüme Götz Lanzelot Fischer


    Generalmajor Stanley: Gunter Sonneson
    Piratenkönig: Holger Ohlmann
    Samuel: Florian Soyka
    Frederic: Robert Sellier
    Sergeant der Polizei: Martin Hausberg
    Mabel: Thérèse Wincent
    Edith: Frances Lucey
    Kate: Sonja Leutwyler
    Isabel: Ulrike Dostal
    Ruth: Rita Kapfhammer


    Die Premiere wurde aufgezeichnet von Deutschlandradio Kultur und dort am 13. Juni 2009 ab 19.05 Uhr in der Konzertreihe Oper in Deutschen Ländern ausgestrahlt.

    1. Verdi 12 Punkte
    Hach, die Traviata, göttlich, aber auch I Masnadieri und Rigoletto


    2. Mozart 11 Punkte
    Zauberflöte und Nozze


    3. Bizet 10 Punkte
    Pecheurs de perles und Carmen


    4. Rossini 9 Punkte
    Viaggio, Barbiere und L'italiana


    5. Rimsky-Korsakow 8 Punkte
    Das Märchen vom Zaren Saltan


    6. Nicolai 7 Punkte
    Die lustigen Weiber


    7. Lortzing 6 Punkte
    Undine


    8. Wagner 5 Punkte
    Holländer


    9. Puccini 4 Punkte
    La Boheme


    10. E.T.A. Hoffmann 3 Punkte
    Liebe und Eifersucht


    11. Auber 2 Punkte
    Fra Diavolo


    12. Humperdinck 1 Punkte
    Hänsel und Gretel

    Hier habe ich für beide Tage eine Karte:


    Stadt: Bayreuth
    Opernhaus: Markgräfliches Opernhaus
    Titel der Oper: Liebe und Eifersucht
    Datum der Aufführung: 28. und 29. Mai 2009
    Warum: Das ist die Uraufführung-Inszenierung eines 200 Jahre alten Singspiels von E.T.A. Hoffmann, das man danach vermutlich erst mal nicht mehr zu Gesicht bekommt. Außerdem freue ich mich auf das Haus.

    Ich war gestern in der konzertanten Aufführung und es hat mir sehr gut gefallen. Es war keine "statische" Aufführung, sondern die Solisten, teile vom Chor und der Dirigent haben durchaus Bewegung ins Spiel gebracht. das ganze aber ohne Kostüme und Maske, was einen sehr interessanten Effekt hatte.

    Ich sitze gerne in der ersten Reihe und linse in den Graben, aber manchmal denke ich, die Musiker sollten sich schon auch bewusst sein, dass man sie sehen kann. Ein ausgiebig im Ohr pulender Paukist ist kein schöner Anblick.


    Im Staatstheater am Gärtnerplatz im München kann sich derzeit jeder als Musiker im Graben fühlen, dort wird das Schauspiel "Orchesterprobe Traviata 3. Akt" gespielt, bei dem der Zuschauer im Orchestergraben sitzt. Sehr witzig, ein Kultstück, das ständig ausverkauft ist.

    Zitat

    Original von Philhellene


    Ich kenne tatsächlich (natürlich eher klassik- und v. a. opernferne!) Leute, die sich unter einem "Rosenkavalier" wohl irgendetwas Operettenhaftes vorstellten und in der ersten Pause empört das Opernhaus verließen, weil da eine Frau einen Mann singt... was da dem Regisseur schon wieder eingefallen sei... :D


    :hello: Martin


    Wobei es die Hosenrolle in der Operette ja auch gibt, siehe Boccaccio.

    Am 20.02.2009 hatte das Musical in einer Inszenierung von Christian von Götz Premiere. Im Vorfeld gab es eine "Sweeney Lounge", ab 22.30 Uhr traf man sich im oberen Foyer, das mit allerlei Sofas und Stühlen aus dem Fundus bestückt war. Neben Probeneinblicken per Videoeinspielung sangen auch einige Mitglieder des Ensembles Stücke aus dem Werk und einer der musikalischen Leiter, Liviu Petcu, erläuterte am Klavier verschiedene musikalische Motive. Mir hat dieser Abend, sehr gut gefallen, er hat die Vorbereitungen für die Aufführungen eines Stückes transparenter gemacht und es war eine gute Gelegenheit, Gespräche mit den verschiedensten Personen zu führen. Natürlich gab es danach noch die "normale" Auftaktveranstaltung als Einführung in das Werk.


    Es wird auf Deutsch gesungen und mit Mikroports, obwohl das Ensemble durch die Bank aus Opernsängern besteht. Da allerdings oft sehr leise gesprochen wird und manche Passagen zusätzlich noch mit einem leisen Trommel unterlegt sind - beides zusammen hat einen sehr bedrohlichen Effekt - ist der Einsatz nötig. Es soll eine CD von dieser Produktion geben.


    In dieser Inszenierung wird sehr viel mit der Bühnentechnik gearbeitet, die Drehbühne dreht sich fast permanent, der Pie Shop kommt aus der Unterbühne und das Zimmer von Sweeney wird von oben herabgelassen. Man kommt mit wenigen prägnanten Elementen auf der Bühne aus, nach der Pause stehen gar nur ein Sofa, eine Leiter und der Rasierstuhl auf der sich oft drehenden Bühne. Aber es ist insgesamt stimmig und passt zum Stück.
    Mit der Übertragung ins Deutsche wurde sich viel Mühe gegeben, bis zur Pause sprüht der Witz genauso wie im Original. Nach der Pause flacht es etwas ab, aber im Ganzen ist es auf jeden Fall einen Besuch wert.
    Ich hatte mir im Vorfeld den schon besprochenen Film mit Johnny Depp angesehen und war von der Musik wirklich enttäuscht. Flach und ohne Ohrwurmcharakter, so kam es mir vor. Dies änderte sich jedoch bei der Premiere, besonders die Chorstücke geben dem Ganzen Struktur und Tiefe. Trotzdem hatte ich zuerst noch keine Melodien im Ohr, erst nach wiederholtem Ansehen habe ich mir die Stücke langsam erarbeitet. Es ist nicht ganz so "splattermäßig" wie im Film, man ist ja auch nicht ganz so nah dran, so dass auch etwas empfindlichere Zeitgenossen die wirklich wunderschöne Musik live erleben können.



    Musikalische Leitung Andreas Kowalewitz / Liviu Petcu


    Regie Christian von Götz


    Bühne und Kostüme Karin Fritz


    Choreographie Hans Henning Paar


    Anthony Hope: Julian Kumpusch / Florian Soyka
    Sweeney Todd: Gregor Dalal / Gary Martin
    Bettlerin: Susanne Heyng / Frances Lucey
    Johanna: Milica Jovanovic / Thérèse Wincent
    Mrs. Lovett: Marianne Larsen
    Richter Turpin: Martin Hausberg / Johannes Wiedecke / Jörg Simon
    Büttel Bamford: Dirk Lohr
    Tobias Ragg: Thomas Peters / Florian Simson
    Adolfo Pirelli: Mario Podrecnik
    Jonas Fogg: Florian Wolf


    Es gibt noch einige Termine bis Juli und auch in der nächsten Spielzeit ist das Stück auf dem Spielplan.



    Ich weiß nicht genau, wie man die Bilder einfügt, aber die höre ich auch gerade ;-)


    Ich freu mich auf die konzertante Aufführung in Köln am Dienstag!

    Am 8.11.2008 hatte die Inszenierung von Staatsintendant Dr. Ulrich Peters, eine Kooperation mit dem badischen Staatstheater Karlsruhe, in München Premiere.
    Das Stück beginnt schon vor der Ouvertüre, der sich öffnende Vorhang gibt den Blick frei auf ein Wohnzimmer im Stil der Fünfziger Jahre. Die ersten Lacher sind garantiert, wenn aus dem Radio die Stimme des Staatsintendanten das Wetter vorhersagt und die Ouvertüre unter dem Motto "Klassik von gestern für Leute von heute" angekündigt wird. Im Verlauf des Stückes wird durch Requisiten immer wieder auf diese Epoche Bezug genommen, die ja im Prinzip im krassen Gegenteil zu der von, ich meine es ist Leonetto, propagierten Auffassung, dass eine Frau erst frei für einen Liebhaber ist, wenn sie verheiratet ist. Trotz dieses etwas ungewöhnlichen Ansatzes ist die Inszenierung in sich stimmig. Die Kostüme und das Bühnenbild sind bunt, die Melodien gehen sofort ins Ohr und machen gute Laune. Das Libretto wurde behutsam modernisiert, so ist zum Beispiel "Immerzu undici, dodici, tredici" und das Lied von Lambertuccio im dritten Akt mit aktuellem Bezug, wobei hier natürlich die Gefahr besteht, dass es sich schnell überholt und man nächste Spielzeit nur noch müde darüber gähnt.
    Der Boccaccio ist hier als Hosenrolle besetzt, sehr gut alternierend von Ann Katrin Naidu und Sybille Specht dargeboten. Überhaupt sind sämtliche Besetzungen wirklich gelungen, hier zeigen sich Sänger, die man eher aus dem Opernpartien des Theaters kennt, von einer ausgesprochen komödiantischen Seite. Die vollständige Besetzung:
    Giovanni Boccaccio: Ann-Katrin Naidu / Sybille Specht
    Pietro, Prinz von Palermo: Mario Podrecnik
    Majordomus, des Herzogs von Toskana: Holger Ohlmann
    Scalza, Barbier: Gregor Dalal / Johannes Wiedecke
    Beatrice, sein Weib: Elaine Ortiz Arandes / Marianne Larsen
    Lotteringhi, Faßbinder: Florian Simson
    Isabella, sein Weib: Heike Susanne Daum / Sigrid Plundrich
    Lambertuccio, Gewürzkrämer: Dirk Lohr / Gunter Sonneson
    Peronella, sein Weib: Snejinka Avramova / Rita Kapfhammer
    Fiametta, beider Ziehtochter: Christina Gerstberger
    Leonetto, Student: Daniel Fiolka / Julian Kumpusch
    Ein Kolporteur: Martin Hausberg
    Checco, Bettler: Christian Hübner


    Dieses Stück wurde zu Silvester 2008 gespielt, das war wirklich eine sehr schöne Einstimmung auf das neue Jahr. Leider gibt es in dieser Spielzeit keine Vorstellungen mehr, aber ab 11.11.2009 ist die Operette wieder im Programm.
    Vorgesehen ist jedoch eine konzertante Aufführung in der Kölner Philharmonie am 14.04.09, das wird bestimmt eine ganz spannende Geschichte. Ich freu mich drauf!


    edit: Vergessen habe ich natürlich die Chorszenen, die der wirklich gut Chor des Theaters nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch exzellent darbietet.

    Zitat

    Original von xingwang
    "O Süßer Mond" soll man doch nicht vergessen!Lustige Weiber ist ein Zwischending zwischen Oper und Operette, oder?


    Wobei mir "Mücken, Wespen, Fliegenchor" noch besser gefällt.


    Aber mein absolutes Highlight ist "Di madride noi siam mattadori", wenn es szenisch gut umgesetzt ist.