Beiträge von Honoria Lucasta

    Ich bin eine große Verehrerin von Hugo Wolf und seinen Liedern und habe so für jede Stimmung ein passendes. Tränen habe ich aber selber schon geweint (und singenderweise bei Zuhörern hervorgerufen) mit Wolfs Vertonung des Eichendorff'schen Gedichts "Heimweh" - und hier besonders der letzte Vers:


    Der Morgen, das ist meine Freude, da steig ich in stiller Stund'
    auf den höchsten Berg in die Weite, grüß dich, Deutschland, aus Herzens Grund.


    Das an fernen Orten vor einem deutschsprachigen Publikum gibt immer eine in bestem Sinne sentimentale Stimmung, die mit Deutschtümelei oder Nationalismus nun wirklich nichts zu tun hat - Heimweh ist halt ein ganz eigenes Gefühl.


    Die erste Strophe lautet ja nicht umsonst so:


    Wer in die Fremde will wandern, der muß mit der Liebsten geh'n
    Es jubeln und lassen die andern den Fremden alleine steh'n...


    Grüße :hello: vom Balkan!


    Honoria

    Ich erinnere mich noch an Zeiten (die meisten Taminos sind dazu wahrscheinlich zu jung...), da wurden ganze Opern als Übertragungen live in ARD oder ZDF, also im Hauptprogramm des Öffentlich Rechtlichen Fernsehens, gesendet! Es gab da einen würdigen Herrn mit Namen Norbert Ely, der im kleinen Abendanzug hilfreiche Erläuterungen gab, aber mehr Garnitur hielt man nicht für nötig....


    Von da bis zur Kürung der besten Oper aller Zeiten am letzten Wochenende war es wahrhaftig ein weiter Weg :(.


    O tempora! O mores!


    Wehmütige Grüße


    Honoria

    Vielen Dank an Luis Keuco und Thomas Pape für die hilfreichen grundsätzlichen Ausführungen, denen ich mich anschließe.


    Man muß einen künstlerischen Vielzweckkünstler wie Barenboim, der mir persönlich wegen seiner nachdenklichen Art sehr sympathisch ist, sicher nicht rauschhaft überhöhen, wie man das bei Monomanen der Sorte Karajan gerne tat - Barenboim begreift sich m.E. selbst auch nicht als der beste Pianist, Dirigent, Impressario und Weltverbesserer, sondern als jemand, der aufgrund der ihm zu Gebote stehenden Talente -künstlerischer, finanzieller und organisatorischer Art- aus ethisch-humanitärer Überzeugung heraus etwas zum Wohle der Gesellschaft bewirken kann. Das ist mehr, als andere Künstler in vergleichbarer Position tun.


    Grüße!


    Honoria

    Eine Frauenstimme muß nicht schön in dem Sinne sein, daß sie nur durch den Wohlklang allein wirkt - bei Maria Callas, Gwyneth Jones und anderen werde ich oft mehr durch die Intelligenz oder Intensität (am besten beides!) der Gestaltung überzeugt als durch nur schönes Singen. Allzu häßlich darf's aber auch nicht werden. Manche Frauenstimmen gefallen mir beim ersten Hören überhaupt nicht (Cecilia Bartoli brauchte lange, bis ich ihre Stimme anhörbar fand, und so ganz sicher bin ich mir heute immer noch nicht, muß ich gestehen), von manchen bin ich vom ersten Ton an elektrisiert (kennt noch jemand Floria Cavalli? Die gehört zu der Gruppe!), ohne daß ich zur Begründung mehr in's Feld führen könnte als ein Bauchgefühl.


    Männerstimmen unterscheide ich stärker:
    - ein Tenor darf ruhig ein samtenes Timbre haben (Domingo, Alvarez, auch Jonas Kaufmann) -also durchaus keine gleißenden Töne wie aus Metall produzieren- aber bei gurgelnder Knödelei schalte ich innerlich ab (leider, leider -de mortuis in allen Ehren- fällt mir da der soeben verstorbene Walter Raffeiner als unrühmliches Beispiel in einem Bonner Tristan ein)
    - ein Bariton hingegen muß für mich schlank klingen, ideal in Stimmen wie Hermann Prey sie besaß
    - schließlich des Basses Grundgewalt: ich habe ein Problem mit schwer orgelnden Bässen à la russe; mein Ideal sind auch hier schlank geführte Stimmen des Typs Ezio Pinza, Cesare Siepi und Ruggero Raimondi.


    Oper im Radio übrigens finde ich schwierig. Sicher ist heutzutage die Qualität der Übertragung meist recht gut (keine atmosphärischen Knarzer und Pfeiftöne, nehme ich an), aber man bekommt ja auch alle Nebengeräusche mit ( Ochs läßt sich mit zweieinhalb Zentnern polternd in den Sessel fallen ...) - ich weiß nicht, ob man da noch so genau auf die Musik hören kann... Allein aufgrund einer Radio-Live-Übertragung würde ich eine Stimme also nicht beurteilen wollen.


    Soweit spontan und etwas ungeordnet...


    Grüße!


    Honoria


    Bestechend klares Blue-Ray-Bild, sehr guter Ton - schon rein optisch gibt es an dieser DVD nichts auszusetzen (wann hat man je so prächtige Kostüme gesehen?)


    Stimmlich ist die Aufnahme zwar nicht überwältigend, aber doch noch sehr gut:


    Fiorenza Cedolins ist eine stimmschöne, in den Höhen bisweilen aber nicht ganz freie Tosca, die optisch und schauspielerisch besser als viele andere ihrer Kolleginnen ist (vor allem weil ihr auch im 2. Akt Nuancen des Ausdrucks zu Gebote stehen, wo andere den Gesichtsausdruck nur von Wut zu Angst und wieder zurück ändern).


    Marcelo Alvarez als Cavaradossi schlägt sich ebenfalls sehr gut. Er ist nun wirklich kein Ausbund an Temperament, und ganz souverän beherrscht er die Rolle noch nicht (Aufnahme stammt von 2006), aber seine Leistung ist aller Ehren wert; stimmlich bleiben wenige Wünsche offen.


    Und wieder ein Scarpia von Ruggero Raimondi. Als ich die DVD gestern anschaute und Raimondi betrachtete, wie er -gleich dem Zuschauer in der Arena- Tosca bei "Vissid'arte" lauschte, fragte ich mich, ob er dabei nachgerechnet hat, bei der wievielten Tosca seiner Karriere er an dem Abend wohl Mordgelüste wachgerufen hat - es müssen Hunderte sein. Das Alter merkt man seinem Singen nicht wirklich an (auch hier gibt es unzählige viel jüngere Scarpias, die nicht halb so viel kriminelle Energie so glaubhaft verkörpern !), aber seine Haltung läßt dann doch schon ein wenig die Elastizität und die geschmeidige Bosheit früherer Tage vermissen. Trotzdem ist er beunruhigend präsent - man hofft unwillkürlich, ein so oft gespielter Charakter möge nicht abfärben...


    Orchester und Chor unter Daniel Oren spielen in der Arena von Verona an einem lauen Sommerabend inspiriert; da bleiben keine Wünsche offen.


    Grüße!


    Honoria


    Chenier: Franco Corelli 4,5 (Chenier ist wohl Corellis beste Rolle und er singt überragend, wo er das Pathos der Partie gestalten kann, aber ihm fehlt -absurd eigentlich, weil man ihm genau das Gegenteil für seine anderen Rollen vorwirft- es fehlt ihm ein Quentchen Gefühl, daher nur 4,5)
    Maddalena: Antonietta Stella 5 (eine überragende Gestaltung dieser sehr schweren Partie, klug angelegt und berückend schön gesungen)
    Gérard: Mario Sereni 5 (wunderbar, wie er die Wandlung vom hasserfüllten Klassenkämpfer zum beinahe rührenden Sterbehelfer für Maddalena darstellt und singt!)
    Bersi: Stefania Malagù 4 (Malagù singt immer verläßlich und sehr ordentlich)


    Chor und Orchester der Oper Rom: 3,5 (beide etwas uninspiriert, gerade die Chorszenen im Gericht entbehren des Glanzes)
    Dirigent Gabriele Santini: 4


    insgesamt: 26/6 = 4,5


    Grüße!


    Honoria

    Ich höre Opern gern in einem Stück, sofern sie nicht zu lang sind -mehr als 2 Stunden reine Musik bekomme ich selten ungestört hin. Am liebsten lese ich dabei den Klavierauszug mit, sofern vorhanden, weil ich es spannender finde, wenn ich weiß, was musikalisch und textlich gerade genau passiert. Dagegen finde ich es öde, nur das Libretto mitzulesen.
    Der Klavierauszug kommt gerade auch beim Abspielen einer DVD zum Einsatz, vor allem bei komplexeren Werken (letzthin die Walküre), weil ich finde, daß man dann einfach mehr mitbekommt.


    Oper live im Opernaus ist natürlich immer noch das Beste, aber für die meisten wahrscheinlich kaum machbar - wer hat schon ein Theater um die Ecke?


    Grüße!


    Honoria

    Vielen Dank an die geschätzten Kolleginnen und Kollegen für die Aufzählung so vieler atemberaubender Momente - einen will ich noch hinzufügen:


    wenn im 2. Akt von "Tosca" die Nachricht eintrifft, die Siegesmeldung sei falsch gewesen und Napoleon habe bei Marengo doch gesiegt, herrscht ein solches Durcheinander (auch ein bißchen Verwirrung bei Scarpia!), daß zumindest die theoretische Möglichkeit besteht, Tosca und Cavaradossi hätten sich einfach davonschleichen können, weil sowieso alles rennet, rettet, flüchtet -
    was macht Cavaradossi da? Kann einfach seinen Mund nicht halten und bricht in ein triumphierendes "Vittoria!" und eine Phrase aus, die wegen ihres mitreißenden Duktus geeignet ist, auch zögerliche Kandidaten zum Sturm auf die Bastionen der Reaktion zu bewegen.... Erst da ist sein Schicksal wirklich besiegelt.
    Mir stockt da jedesmal, auch nach gefühlten Hunderten von erlebten Tosca-Aufführungen, der Atem.


    Grüße!


    Honoria

    [Sorry, hier gelingt es mir nicht, das Cover einzusetzen, die DVD gibt es jedenfalls bei amazon, bei jpc habe ich sie nicht gefunden)
    Diesen Ballo von 1975 aus dem Covent Garden kann man ab und wann bei ebay günstig ersteigern, da eine brasilianische Firma die DVD in Lizenz billiger herausbringt. Es ist, glaube ich, eher was für Ballo-Fans, die alles andere schon haben.
    Gustavo: Placido Domingo 4 (klingt am Anfang leicht gequetscht, es wird dann aber besser, im Duett mit Amelia ist er großartig)
    Amelia: Katia Ricciarelli 4 (es war wohl ihre Glanzzeit in den 70ern, und sie hatr wunderschöne Piani, aber irgendwie möchte ich sie immer schütteln, um sie aufzuwecken - wirkt auch stimmlich manchmal etwas unbeteiligt)
    Renato: Piero Cappuccilli 5 (ja! So muß man Renato singen! Zu der überwältigenden Klangfülle kommt noch eine perfekte Textverständlichkeit - selbst als Schauspiel wäre es so noch sehr gut.)
    Oscar: Reri Grist 4 (So ist es mir ein bißchen zu federleicht, aber sie macht immerhin eine gute Figur)
    Ulrica: ??????? 4,5 (Es steht weder auf noch in meiner Grau-DVD und der Name der Sängerin wird auch im Abspann nicht genannt - sie ist aber sehr gut, eine großartige, metallische Höhe zusätzlich zu den schwierigen tiefen Noten dieser tiefsten Verdi-Frauenpartie)
    Orchester, Chor und Dirigat sind in Ordnung. Insgesamt: 4
    Grüße!


    Honoria

    Der Abschied Janet Bakers von der Opernbühne im Jahre 1982 wurde passenderweise mit Maria Stuarda zelebriert, und weil das ganze in der English National Opera stattfand, sang man auf Englisch. Das will zunächst etwas merkwürdig erscheinen, stört aber nach ein paar Minuten nicht mehr, weil die verwendete Textfassung sehr gut ist und weil es halt doch etwas anderes ist, wenn man in seiner Muttersprache singen kann (was mich ja auch zum glühenden Kämpfer für deutschsprachige Aufführungen an deutschen Bühnen macht, aber das ist nun wieder ein anderes Thema...)
    Das ist jedenfalls die Aufnahme dieses denkwürdigen Abends:


    Mary Stuart: Janet Baker 4 (ja, es war ein Abschied - von einer schönen Stimme. Baker schlägt sich mit der Mary ganz ordentlich, bleibt aber das dramatische Element weitestgehend schuldig. Bis auf die Begegnung mit Elisabeth (s.Überschrift) ist alles gleichbleibend leidend, wenn auch sehr schön, gesungen)
    Elizabeth I: Rosalind Plowright 4,5 (hat zu Beginn ein paar Unsicherheiten, aber dann keift sie, wie es die Rolle verlangt, recht heftig und eindrücklich, aber immer korrekt singend, los - wenn man die Elizabeth von einem Sopran singen läßt, muß man es wohl so machen)
    Leicester: David Rendall 4 (undankbare Partie -legatissimo ständig in halbgebückter Haltung bei der Königin, die in ihn verliebt ist, um Begnadigung und Freilassung ihrer Todfeindin bitten zu müssen ist schon ein rechter Schlauch, Rendall macht das aber stimmlich sehr schön, wenn auch ein bißchen eindimensional)
    Talbot: John Tomlinson 5 (purer Wohlklang. Eine Erholung)


    Chor und Orchester der English National Opera 4
    Dirigent Charles Mackerras 4


    Also insgesamt zwischen 4 und 4,5. Als Dokument der Kunst Janet Bakers ist mir die DVD lieb und wert, auch, weil ich gerade diese Oper sehr mag. An Sutherland, Tourangeau und Pavarotti kommt sie aber nicht heran.


    Grüße!


    Honoria

    Ich werde immer ganz wehmütig, wenn ich Antonietta Stella in der Partie der Maddalena höre, weil ich finde, daß danach nie wieder jemand diese Rolle so überragend gesungen hat - Stella hatte, wie Kesting richtig bemerkt, etwas Aristokratisches in der Stimme, das die Maddalena einfach braucht und das die Tomowa-Sintows, Benackova-Caps und wie sie alle heißen leider nicht haben (für mich übrigens auch nicht die Tebaldi gerade in dieser Rolle!). Bedauerlicherweise hat die Stella die Oper nicht mit Corelli, sondern mit del Monaco aufgenommen.


    Aber, wie an anderer Stelle im Rosvaenge-Thread bemerkt: man verachte nicht die ungemein dramatische Aufnahme (Auszüge) aus dem Jahre 1942 (Rosvaenge, Heidersbach, Domgraf-Fassbaender) unter Robert Heger - in deutscher Sprache, was hier (wie anderswo auch!) gar nicht stört.


    Als Charles Gérard sind mir Cappuccilli und Zancanaro persönlich in bester Erinnerung. Von Herlea habe ich nur eine Aufnahme der Arie, aber ich vermute auf Grundlage des Höreindrucks, daß er ebenfalls ein großer Sänger und Darsteller des Gérard war.


    Grüße!


    Honoria


    "Attila" war hier noch nicht vertreten, die Oper wird ja auch nicht wirk;lich oft gespielt, was außerordentlich schade ist - musikalisch ist sie nämlich äußerst lohnend, von der etwas zusammengestoppelten Handlung her allerdings nicht so sehr. Nun zur Kurzbewertung:


    Odabella - Cheryl Studer 5 (sie meistert die schwierige Partie mit Bravour, hat wunderschöne Piani, sichere Spitzentöne, gestaltet die Rolle sehr differenziert - diese 1991er Aufnahme entstand zu ihrer besten Zeit)
    Attila - Samuel Ramey 5 (vollkommen überzeugende Gestaltung, stimmlich auch er auf dem Höhepunkt seiner Karriere)
    Ezio - Giorgio Zancanaro 4 (sehr gut, aber nicht brilliant - es fehlt der stimmliche Glanz, er klingt trocken und manchmal etwas angestrengt, aber es ist immer noch eine überzeugende Rollengestaltung)
    Foresto - Kaludi Kaludov 4 (auch er sicher auf dem Höhepunkt seiner Stimmkunst - davon ist leider nicht sehr viel übergeblieben, wovon ich mich am letzten Samstag in einem Konzert selbst überzeugen konnte - schade, sehr schade: das wäre mal ein Tenor gewesen...)


    Chor und Orchester der Mailänder Scala: 4,5
    Riccardo Muti: 5 (was sonst?)


    Also insgesamt so um die 4,5 und damit wirklich sehr gut.


    Grüße!


    Honoria

    und zwar dieser


    Es muß vorausgeschickt werden, daß es sich hier um einen vom Opernhaus Parma zu Dokumentationszwecken gefertigten Mitschnitt handelt: das Bild ist meistens dunkel bis stockdunkel, es gibt keine Nahaufnahmen, es gibt auch diffuse Nebengeräusche. Aber die Sänger sind jeden Euro wert, den man in diese optische Katastrophe investiert:


    Rigoletto: Leo Nucci 5 ++++
    Duca: Alfredo Kraus 5 ++++
    Gilda: Luciana Serra 5++


    Alles andere ist eben Parma, ganz solide, aber nicht aufregend (Sparafucile und Maddalena könnten Wertungen sogar etwas herunterziehen). Die Protagonisten stehen so einzigartig da in ihrer Leistung, daß man wirklich alles andere verzeiht. Nucci ist eben der Rigoletto, Kraus der Herzog - gibt es jemanden, der in "Ella mi fù rapita" auch nur ansatzweise sein Niveau ereicht? Ich kenne niemanden.


    Grüße!


    Honoria

    Ich fand die Inszenierung nicht so schlimm, wie es die Ankündigung vermuten ließ - letztlich ist die Dekoration halt nur ein bißchen abgefahren, und diese Hubkarren scheinen bei bestimmten Regisseuren sehr beliebt zu sein, aber schlimm verhunzt hat man die Walküre dadurch nun wirklich nicht, auch nicht durch die verunstaltenden Kostüme - schlimmer als Fellumhänge und Hüte mit Hörnern à la "Alter Germane" war es jedenfalls nicht. Ab dem 2. Akt habe ich allerdings doch ab und zu eher in den Klavierauszug als auf's Bild geschaut...
    Musikalisch empfand ich diese Aufführung als Erholung: endlich einmal textverständlich singende Künstler. Seifert und Schnitzer waren großartig, Salminen sowieso - und alle anderen bis auf die eine oder andere etwas bräsig klingende Walküre waren sehr gut. Leichte Abstriche für die Brünnhilde, hier gefiel mir das Timbre manchmal nicht, weil zu hell, aber letztlich ist es nicht so wichtig: wer diese Mammutpartie durchstehen kann, ohne kraftlos entseelt zur Erde zu sinken, verdient schon allein deswegen Respekt. Und es war mehr als ordentlich gesungen.
    Ich werde mir jedenfalls wohl doch die DVD kaufen, schon allein um noch einmal Seifert zu genießen.


    Grüße!


    Honoria

    - Marilyn Horne - ihr Timbre ist unverwechselbar, und das kann sowohl Lust als auch Last bedeuten, denn ihre Art, alles gleich breit und bräsig zu singen, hat manchmal etwas wildwesthaftes. Trotzdem oder gerade deswegen: man erkennt sie blind.
    - als kultiviertes Gegenstück dazu: Teresa Berganza. Elegante Stimmführung und noble Zurückhaltung, so daß selbst Carmen noch etwas Damenhaftes bekommt.
    - Vesselina Kassarowa - eine charakteristische Stimmfärbung, ein dunkler, voller Ton, der mit großer Disziplin auch in Höhen erhalten bleibt, wobei die kluge Bulgarin stimmlichen Experimenten eher abhold zu sein scheint: hier zeigt sich die Meisterin in der klugen Beschränkung
    - davon hat Cecilia Bartoli auch etwas, jedenfalls, was die zeitliche Zuordnung ihres Repertoires angeht; die Stimme ist vielleicht auch nicht groß genug, um an Verdi überhaupt nur zu denken. Bei Rossini, Mozart und allem Barocken ist sie jedenfalls unverwechselbar.
    - Christa Ludwig, deren Stimmcharakter nicht jedem gefällt - ich selber habe manchmal damit Probleme, vor allem bei den Liedern (Mahler). Aber gerade die Färbung macht sie unverwechselbar.


    Eine sechste zu nennen, fällt mir im Moment schwer - vielleicht schiebe ich sie noch nach....


    Grüße!


    Honoria

    - Gottlob Frick (nicht nur wegen der Stimmfarbe, sondern ehrlicherweise auch wegen seines manchmal aufscheinenden schwäbischen Akzents, am deutlichsten in der "Verkauften Braut")
    - Ruggero Raimondi
    - Ezio Pinza
    - Kurt Moll
    - Nicolai Ghiaurov (leider erkenn' ich den nicht wegen der überragenden Qualitäten, sondern wegen der oft sehr ungenauen Fokussierung - aber vielleicht habe ich nicht seine besten Aufnahmen gehört)
    - Samuel Ramey


    Grüße!


    Honoria

    Ich habe zwar nicht sehr viel über für das sog. Regietheater, aber hier bin ich ausnahmsweise einmal undogmatisch: wenn einem begnadeten Regisseur wirklich ein großer interpretatorischer Wurf gelingt und die Sache stimmig ist, kann Oper auch als Regieoper ein großartiges Erlebnis sein.


    Leider ist nicht jeder ein Genie, der sich dafür hält, und bei modernen Opernregisseuren scheinen Fehlperzeptionen hinsichtlich der konzeptionellen Kompetenz Opern betreffend irgendwie endemisch aufzutreten - das Publikum, Kummer gewohnt, nimmt das leicht oder mittlerweile auch hörbar grummelnd hin, weil Opern ja auch im schlimmsten Fall noch durch Sänger gerettet werden können. Wenn allerdings der Event-Charakter zu vorherrschend wird, werden auch Spitzensänger nichts mehr retten können, und es scheint ja, daß das Publikum sich zunehmend weniger beeindrucken läßt von Produktionen, die mehr dem Regisseur als dem Werk huldigen, und kräftig buhen. Ich fände zwar, die bessere Option wäre eisiges Schweigen und sofortiges Verlassen des Theaters, aber diese Disziplin bringt ein Publikum am Ende eines langen frustrierenden Abends möglicherweise nicht mehr auf.


    Ich fürchte, viele heutige Regisseure haben für Oper eigentlich nicht sehr viel übrig. Sie inszenieren sie trotzdem, weil sie sich dort einmal ordentlich austoben können, im Gegensatz zum Sprechtheater, wo ein inszenatorischer Mißerfolg durch nichts wegzudiskutieren ist: in die Oper geht man vornehmlich wegen der Musik, s.o., und auch mißratene, unpopuläre Produktionen bleiben lange im Programm, weil die Kosten so ungeheuerlich sind, daß auch inszenatorische Katastrophen quasi zum Überleben verdammt sind.


    Ich wünsche mir, daß es irgendwann wieder Regisseure vom Schlage eines Otto Schenk oder Jean Pierre Ponnelle geben möge, die den Mut haben, erst einmal spielen zu lassen, was in der Partitur steht: bringt man die Geschichte, wie sie ist, auf die Bühne, ist das schon einmal mehr als die Hälfte der Miete und zeigt im übrigen den Respekt vor der Leistung des Komponisten, den viele moderne Regisseure in eitler Selbstüberschätzung schmerzlich vermissen lassen. Das schließt intelligente Personenführung, überraschende Einfälle und die eigene Handschrift des Inszenierenden beileibe nicht aus: es ist nur erheblich mehr Arbeit und Dienen am Werk, mehr, als wenn man Mozart, Verdi oder Wagner zur Illustration eigener Lebensanschauungen hernimmt. Regisseure, die Oper lieben (und es sollte doch möglich sein, solche zu finden !), wird dieser Respekt vor dem authentischen Werk nicht davon abhalten, uns unvergeßliche Abende zu bereiten.


    Dies hoffend grüßt


    Honoria

    Ich befinde mich gerade auf einem Alfredo-Kraus-Trip und suche zusammen, was ich noch erwerben könnte - bei dieser DVD schreckte mich immer Joan Sutherland, aber ich glaube, nach diesen warmen Empfehlungen werde ich sie des einzigartigen Tenors willen doch kaufen...


    Grüße!


    Honoria

    Meine Liste ist sicher wenig originell:


    Am leichtesten erkenne ich Maria Callas.


    Dann folgt Montserrat Caballé.


    Des weiteren, mit gehörigem Abstand:


    Birgit Nilsson
    Elisabeth Schwarzkopf
    Joan Sutherland (aus den Mengelberg'schen Gründen!)
    Jessye Norman (für mein Empfinden zu überbordend-orgelnd und vielleicht sind da meine Hörnerven besonders empfindlich und reaktionsschnell...)


    Grüße!


    Honoria

    wieviele CDs ich habe, weiß ich gar nicht, denn ich habe sie noch nie gezählt. Und ich habe sie derzeit auch -orrrrrrorrre!- gar nicht geordnet, denn sie wurden nach dem letzten Umzug (ich ziehe etwa alle 3 bis 4 Jahre um, also verhältnismäßig häufig...) irgendwie halbwegs wieder in einen Schrank geräumt, und dann fand ich nicht die Muße, erneut ein System da hinein zu bringen, vor allem werden es ja auch immer mehr, dank emsiger Unternehmen wie jpc, amazon und 2001 (vor allem die mit ihren Niedrigpreis-Verführungen)!


    Dafür hatte ich dann gestern das Aha-Erlebnis, als ich eine bestimmte Aufnahme von Strauss' Lied "Für 15 Pfennige" suchte, von der ich weiß, daß ich sie habe, aber wo, habe ich gestern trotz stundenlangen Absuchens der bunten Reihen von CD-Rücken nicht herausgefunden - da muß jetzt etwas geschehen!!!!!


    Ich werde also die "best practices" der Forianer studieren und schauen, was auf meine Verhältnisse paßt. Und dann gelobe ich mir selbst, die rechte Ordnung in das Chaos zu bringen.


    Zerknirscht


    Honoria

    Nachdem ich gestern den Pavarotti-Ernani aus der MET (1983) angesehen und mich wieder über die Elvira von Leona Mitchell geärgert habe (meine Güte, ist es denn so schwierig, da mal jemanden zu finden, der diese Partie wirklich s i n g e n kann und nicht jeden höheren Ton aus den Knien herausstemmt wie ein Gewichtheber????), hier meine Ernani-Wunschbesetzung:


    Ernani: Placido Domingo
    Elvira: Leontyne Price/Anita Cerquetti/Anna Kazakova/Leonie Rysanek
    Don Carlo: Renato Bruson/Sherill Milnes/Evgenii Polikanin
    Silva: es kann nur einen geben: Ruggero Raimondi


    Orchester der Mailänder Scala unter Riccardo Muti
    und der Chor des nämlichen Instituts, allerdings allein wegen der Gänsehaut und wohlige Schauer verursachenden Interpretation von "Si rideste il leon di Castilia"


    Grüße!


    Honoria

    P.P. kokettiert doch gerade damit, daß er kein richtiger Sänger ist -sprich, ohne Ausbildung, Auftrittspraxis etc.- und genau so muß man ihn einordnen, als das Phänomen eines nicht unbegabten Amateurs, der es unter anderen Umständen mglw. weiter gebracht hätte - oder eben auch nicht.


    Das von bisher niemandem erwähnte kreischende Geräusch in der Atmosphäre ist übrigens Beethoven, der im Grabe rotiert, wenn der Telekom-Spot mit P.P. gezeigt wird....


    Grüße!


    Honoria

    Wenngleich mich hohe Töne in der Oper auch faszinieren -vor allem aber natürlich, wenn sie mir singend gelingen; es gibt für Mezzos wahrscheinlich kein schöneres Gefühl als bei einem gelungenen hohen b- so jagen mir doch noch eher gelungene Phrasierungen Wonneschauer über den Rücken: z.B. wenn die erwähnte Caballé auf einem wunderbar sanften einzigen Atem "Io son l'umile ancella del genio creatore" (Adriana Lecouvreur) singt, das von den meisten anderen Sopranen nach "ancella" für eine oft auch notwendige Atempause genutzt wird.


    Grüße!


    Honoria

    Nachdem ich es gestern angekündigt hatte, möchte ich heute ein paar Eindrücke vom gestrigen Klavierabend mit Lovro Pogorelich, dem Bruder von Ivo, aufschreiben.


    Das Programm war konventionell -
    - Bach /Busoni : Chaconne
    - Beethoven: Sonate op.2 Nr. 1 f-moll
    - Schumann: Symphonische Etüden


    - diese Auswahl tat sicher niemandem weh. Der Meister schien allerdings nicht in bester Form zu sein, langsame, schleppende Schritte auf's Podium, starrer Blick, noch nicht einmal beim Schlußapplaus die Andeutung eines Lächelns.


    Dafür hat er sich dann aber noch ganz ordentlich geschlagen. Zu Pogorelichs Stärken gehört offensichtlich die Fähigkeit, lyrische Phrasen zu spielen - das Adagio der Beethoven-Sonate und die Andantes in den Etüden (welche Fassung das nun war, verschwieg uns das Programm allerdings) waren ganz außerordentlich schön, fast sanft und innig. Allerdings kann Pogorelich auch ganz heftig und präzise hämmern, das wurde insbesondere in den Etüden ja permanent abgefragt.


    Wir haben hier selten Gelegenheit, einen Pianisten von internationalem Renommée zu hören. Entsprechend voll das Haus der Armee, dessen Steinway-Flügel leider seine besten Tage auch schon hinter sich hat.


    Zuhause versuchte ich in meiner CD-Sammlung die Symphonischen Etüden zu finden, aber ich scheine sie gar nicht zu haben; gute Gelegenheit, den Tamino-Thread zu dem Thema zu konsultieren und sich dann für einen der ganz Großen zu entscheiden.


    Grüße!


    Honoria

    Ich nehme an, daß ein voller oder gar überfüllter Stehplatzbereich den Eindruck des Sensationellen vermitteln soll - es werden große Erwartungen geschürt, wenn so viele Menschen sich drängen, um eine Aufführung mitzuerleben, oder? Oper auf so einem Platz durchzustehen (im wahrsten Sinne des Wortes!) ist ja immer auch ein Opfer, das nicht jeder bringen will oder kann (mein Rücken würde sich bedanken...) - so mancher Intendant zählt sicher auf die solchermaßen Opferwilligen zur Demonstration der Beliebtheit seines Hauses; insofern ist das mehr eine Investition in die Werbung als das Schielen auf die sicher eher mageren Einnahmen.


    Grüße!


    Honoria

    Der letzte Sonntag vor dem 1. Advent ist nach evangelischem Kalender Totensonntag - nach katholischem Kalender ist dieser letzte Sonntag des Kirchenjahres das Christkönigsfest. Da kann man in der Messe noch mal etwas Pompöseres an Musik spielen und singen, bevor im Advent alles besinnlich wird.


    Auf den gestrigen Allerseelentag paßt im übrigen -bisher unerwähnt- das Lied "Allerseelen" von Richard Strauss, empfehlenswert in der Aufnahme mit Hermann Prey.


    Ansonsten empfehle ich, das Anhören von Requien in diesem Monat auf ein gesundes Maß zu beschränken - etwa 1 pro Woche, ansonsten bereitet man der vegetativen Dystonie und dem November-Blues den Boden...


    Grüße!


    Honoria