Beiträge von Honoria Lucasta

    "Turlupin" habe ich entnervt zur Seite gelegt - jetzt plagen mich Zweifel....ich werde es mir noch einmal ansehen.


    In dem Zusammenhang noch eine Empfehlung: "L'allée du roi" von F. Chandernagor, erzählt die Geschichte von Mme de Maintenon und dem Großen König, zwar in Romanform, aber weitestgehend faktengetreu.



    Grüße!


    Honoria

    Cher collègue,


    manche Autoren mit einem selbstgefühlten Auftrag, wenig Kenntnis, magerem Fleiß und keinem Gewissen schrecken halt auch vor plumpster Geschichtsfälschung nicht zurück, und leider finden sie halt immer noch einen Verleger, der meint, damit ein paar Euro schneiden zu können - was verführte Sie denn dazu, diesem Machwerk trotz verheerender Kritiken überhaupt Zeit zu widmen?
    Zur Beruhigung der durch solcherlei Humbug strapazierten Nerven empfehle ich, falls noch nicht bekannt, "The Sun King" von Nancy Mitford. Detailgenaue Kenntnis der wirklichen Geschichte, die ja nun wirklich dramatisch genug ist, gepaart mit der anerkannten Mitford'schen Formulierungskunst, sollte geeignet sein, höchstIhre Nerven zu beruhigen.


    Je vous prie de croire, Monsieur, les assurances de ma considération très haute!


    Honoria

    Sehr fein bemerkt, Kopiroska: die Don-Kosaken singen mglw. ein bißchen russische Chorliteratur, aber sie sind von der Nationalität her eher Ukrainer und haben daher auch das bißchen Leichtigkeit, das den Russen meist völlig abgeht, zumindest in der Musik (über andere Bereiche müßte man lange schreiben, aber das gehört nicht hierher..)


    Die russischen, ukrainischen und sonstwie slawischen Chöre schulen sich, und das macht einen Teil der auffälligen Präzision aus, an der orthodoxen Liturgie, die in den Kirchen immer ohne Orgelunterstützung gesungen wird: polyphon und harmonisch sehr anspruchsvoll, und jeder, absolut jeder Fehler fällt sfort auf. Das diszipliniert ungemein.


    Ich habe in Moldau viel mit dem Chor des Innenministeriums gesungen, der wie einst die Don-Kosaken von einem Oberst -allerdings von einem weiblichen!- geleitet wurde (und jetzt noch wird) und fand das immer hoch spannend, weil die Bandbreite des russisch-ukrainisch-rumänisch-moldauischen Repertoire unglaublich groß ist, mehrere Jahrhunderte umspannt (modernes wird völlig selbstverständlich gesungen und auch vom Publikum geschätzt!) und für uns Westler weitestgehend unbekannt ist: da gibt es viel zu entdecken.


    Das erwähnte Mojisejev-Ensemble ist im übrigen auch in Rußland selbst hochangesehen, die Don-Kosaken liebt man tatsächlich eher im Ausland (einige Don-Kosaken lebten und sangen auch in der Emigration!) - für die heroische Chorliteratur hat man in Rußland immer noch die beeindruckenden Armee-Ensembles, professionelle Chorsänger in Soldatenuniform.


    Grüße!


    Honoria

    Le veau d'or est toujours debout!
    On encense sa puissance du bout du monde à l'autre bout


    (Ja das Gold regiert noch die Welt!
    Und sie senden Weihrauchspenden der Macht, die sie gefesselt hält.)


    Faust von Gounod- was sonst?


    (Ich hoffe, das hatten wir noch nicht...)

    Von Frank Sinatra gibt's eine Aufnahme aus den 40ern, wo er Tschaikowskis 5. (Thema aus dem 2. Satz) mit einem passenden Text verschmachtet, der mir leider im Moment entfallen ist (irgendwas Melancholisches). Das klingt nicht schlecht, vielleicht gab es damals in den USA eine ähnliche Masche wie bei uns in den 70ern mit Freddy Breck.


    Grüße!


    Honoria

    Ich bekam, als ich etwa 10 war, eine Schallplatte mit Liedaufnahmen von Hermann Prey geschenkt - Programm quer dorsch de Garde, von Schubert über Liszt bis Wolf war alles dabei. Seitdem hat mich das Lied nicht mehr losgelassen, es ist die Kunstform, in der auch ein Amateursänger wie ich es durchaus zu befriedigenden Ergebnissen bringen kann, wenngleich man natürlich vor den Großen in Ehrfurcht erstarrt. Meine Lieblingskomponisten sind -in genau dieser Reihenfolge:
    Wolf (Eichendorff-Lieder, aber auch sonst alles, außer dem italienischen und spanischen Liederbuch)
    Strauss (alles, von der Zueignung bis zu den Letzten Liedern)
    Schubert (am liebsten ist mir die Müllerin)
    Schumann (früher sang ich oft Frauenliebe und -leben, heute mehr den Liederkreis - jeder Zyklus hat seine Zeit)
    Tschaikowski (Nur, wer die Sehnsucht kennt, durchaus im Vergleich mit Vertonungen desselben Goethe'schen Textes von anderen Komponisten)
    Rachmaninoff (Siren)
    Ravel (5 chansons grècques)
    Debussy (Nuit d'étoiles)


    Prey zu hören ist immer noch ein Gewinn. DiFiDi bringt einem viel bei, manchmal auch, wie man es nicht machen soll. Elisabeth Schumann singt Schubert so, als ob sie ihn noch gekannt hätte. Régine Crespin liebe ich wegen ihrer Stimmkultur und ihrer hervorragenden Diktion der Lieder ihrer Landsmänner, und für die Russen gibt es von Antonina Nezhdanowa bis Olga Gur'akowa unzählige hochinteressante Stimmen.


    Hampson finde ich am besten bei Mahler. Und die rasanteste Phrasierung, die ich kenne, ist die von Hans Hotter in "Verborgenheit" von Wolf an der Stelle "durch die Schwere so mich drücket - wonniglich in meiner Brust" wo in diesem einzigen Atem eine ganze Welt aufscheint.


    Grüße!


    Honoria

    Ich zögere etwas, die nachfolgende DVD zu empfehlen, denn Hildegard Behrens war alles, nur stimmlich und gesangstechnisch keine ideale Tosca, aber die Wahrhaftigkeit ihrer Darstellung ist berührend und absolut plausibel - eine Tosca außer Konkurrenz.



    Grüße!


    Honoria

    Heute leider aus gegebenem Anlaß:

    Bei der Gelegenheit stellte ich fest, daß der Katalog nur eine Aufnahme des monumentalen Werks kennt - hat sich tatsächlich nur Rilling an diese Aufgabe begeben? Schade, denn diese monumentale Totenmesse läßt sich auch in der Deutung anderer Dirigenten vorstellen. Wobei der Pionierarbeit Rillings Respekt zu zollen ist.


    Grüße!


    Honoria

    musicophil:
    Domingo gehört sicher auch dazu, aber er hat vielleicht bessere Ressourcen - Familie, andere Interessen, die ihm die Kraft geben, sich jahrzehntelang so einzubringen und vielleicht hat er einfach mehr Talent zum Glücklichsein als andere Künstler.
    Auch ein unzeitiger Tod allein macht im übrigen noch keinen großen Künstler, wenngleich dies von einigen, deren Namen an anderer Stelle in diesem Forum besprochen wurde, behauptet wird - Ferrier, Wunderlich fallen mir an dieser Stelle ein, vielleicht auch noch Peter Anders. Daß ich sie in diesem Zusammenhang nenne, heißt aber nicht, um mir jetzt einmal virtuelle Prügel zu ersparen, daß ich diese Meinung teile, ich referiere hier nur. Auch ihnen unterstellt man immer wieder, sie seien eigentlich überschätzt...


    Grüße!


    Honoria

    Theophilus:
    Ich glaube, was den Ruhm der Callas nicht nur erklärt, sondern ihn sogar rechtfertigt, ist der Umstand, daß sie aufgrund ihrer überragenden intuitiven Durchdringung der Partie noch an Stellen, an denen sie aus welchen Gründen auch immer nicht klangschön oder eben nur korrekt singt, vom Hörer als wahrhaftig erlebt wird. Das ist nun wirklich etwas ganz Seltenes und Kostbares; eine solche radikale Selbstaufgabe hinein in den Gesang wird von den meisten anderen Künstlern kaum je geleistet - nicht umsonst erlosch auch die Callas reichlich vor der Zeit. Von manchen Zelebranten seelenlosen Gesangs (Belcanto oder Verismo macht da ausnahmsweise mal keinen Unterschied) kann man wohl auch nicht erwarten, daß sie -gleich ob durch den Intellekt oder das musikalische Empfinden- zum Wesenskern einer musikalischen Botschaft vorstoßen, weil es sie eben zuviel innere Beteiligung kosten würde. Bei Callas und wenigen anderen konnte man es immer erwarten, das macht uns diese Sänger wohl auch nach langer Zeit so teuer. Aber, um zum Anfang dieses kontroversen Threads zurückzukehren, manche Sängerinnen und Sänger lassen es so aussehen, als ob sie begriffen hätten, worum es geht, und als ob sie es auch vermitteln könnten - diese bisweilen zu Masche und Mätzchen verkommene Haltung hält dann, da bin ich sicher, der Prüfung durch die Zeitläufte nicht stand.


    Grüße!


    Honoria

    Über Pavarotti sollten wir sine ira et studio vielleicht an anderer Stelle und weniger hitzköpfig noch einmal diskutieren.


    Was ich in diesem Zusammenhang aber doch noch erwähnen möchte -und ohne Namen zu nennen und, das mag man mir nun glauben oder nicht, ohne einen konkreten Namen im Sinn zu haben und damit für den einen oder anderen geschätzten Forianer einen Säulenheiligen stürzen zu wollen- ist folgender Umstand:
    es gibt Sänger, die in manchen Zeitabschnitten rein durch ihre Omnipräsenz als stilbildend empfunden wurden. Das Fernsehen trug dazu seit Beginn der Übertragungen von Opernaufführungen und Konzerten entscheidend bei, da manche optischen Eindrücke und gesanglichen Besonderheiten erst so ihren Weg überhaupt in eine breitere Öffentlichkeit gefunden haben. Die dadurch entstandene teilweise sehr wenig fachlich begründete Popularität hat manchen Sängern eine Karriere ermöglicht, die sie sonst nur schwer gehabt hätten, da sich der Eindruck, den das Publikum, das mglw. nicht viel von konkreten Gesangsleistungen versteht, hat, gewissermaßen verselbständigt und in etwas verwandelt, das eben nach dem Abflauen dieser vordergründigen Popularität wegen zu geringer Fundierung keinen Bestand hat (nichts ist so schief wie ein Vergleich, aber gefahrlos läßt sich wohl der zu gewissen literarischen Sensationen der Vergangenheit ziehen, von denen heute kein Mensch mehr spricht, weil sie eben nicht für die Ewigkeit gemacht sind). Davon losgelöst sehe ich die unbestrittene Leistung anderer Sänger, die auf solch einen Zug aus welchen Gründen auch immer nicht aufspringen konnten oder wollten und die trotzdem von den sich ernsthaft damit Beschäftigenden aus wohl erwogenen Gründen, die fachlich oder rein sentimental sein können, höchst geschätzt werden. Dieses Forum ist im übrigen voll von sehr fundierten Äußerungen gerade zu Sängern, die sich nicht gegenüber ihrem sachfremd generierten Bild in der Öffentlichkeit beweisen müssen oder mußten, weil sie gar nicht in die Verlegenheit kamen.
    Gerade deswegen hatte ich ja -augenzwinkernd- gemeint, man solle auch mich in 10 bis 20 Jahren noch einmal befragen - gewisse Urteile harren in jedem Falle einer Revision, und in manchen notorischen Fällen wäre ich nur zu froh, wenn sich das Meinungsblatt irgendwann doch noch einmal wenden würde.


    Grüße!


    Honoria

    O je, bin ich Ihnen auf die Füße getreten?
    Ich werfe niemandem vor, daß er altert - diesen Prozeß beobachte ich als unvermeidlich und unabänderlich schließlich an mir selbst jeden Tag. Wir diskutierten hier aber nun einmal gerade das Phänomen der maßlosen Überschätzung, und da bleibe ich dabei, daß die von mir Genannten ein Beispiel dafür sind. Zu diesem Überschätztwerden haben sie selber vielleicht am wenigsten beigetragen, denn das Prinzip des immer mehr immer schneller erreichen Wollens wird wohl von einer gierigen Presse und einem ebenso gierigen Publikum bewirkt:es bleibt aber doch, was es ist.
    Und da ich es mit Winston Churchill halte (no sports!) will ich ganz bestimmt keine Hochleistungssportler auf der Bühne oder im Tonstudio sehen, aber umso lieber solche, die den Versuchungen des Ausuferns in jeder Hinsicht, vor allem aber im Repertoire, noch am besten wiederstehen können.


    Und, bei allem Respekt vor Ihrer Meinung: Gehässigkeit mag ich mir nicht unterstellen lassen.
    Es ist eben diese Schnelletikettierung von Beiträgen anderer Diskutanten, die ich an anderer Stelle beklagt habe...


    Grüße!


    Honoria