Lieber Harald,
die deutschsprachige Polydor-Aufnahme von "My Fair Lady" kenne ich. Bei der Erstveröffentlichung wurde sie als "deutsche Idealbesetzung" präsentiert. Die Rückseite des Originalcovers enthält u.a. ein Bild von Herta Talmar und Sándor Kónya während der Aufnahme. Mir gefällt diese Platte, obwohl ich weiss, dass darüber verschiedenartig gedacht wird. Ich stutzte allerdings, als ich Deine Behauptung las, Franz Marszalek hätte das Ganze produziert. Mich würde schon sehr interessieren, woher Du diese Information hast. Meines Wissens schwärmte Marszalek nicht gerade für das Musical (seine Rundfunkproduktion von "No, no, Nanette" im Jahre 1949 ist die vielbesagte Ausnahme von der Regel). Frau Talmar hat mir einmal mitgeteilt, dass Marszalek nicht gerade erbaut war, als er erfuhr, dass Herta Talmar in "My Fair Lady" singen würde. "Müssen Sie sowas machen?" war seine vorwurfsvolle Frage. Schon deshalb kann ich kaum glauben, dass gerade Franz Marszalek diese Produktion auf die Beine gestellt hat.
Auch hege ich Zweifel, ob das Orchester Kurt Edelhagen eine Zusammenlegung der WDR Big Band und des Rundfunkorchesters ist. Kurt Edelhagen war beim WDR ja in erster Linie verantwortlich für Jazzmusik und diese Richtung ist nicht gerade eine Domäne des Rundfunkorchesters. Es stimmt schon, dass bei bestimmten Produktionen Mitglieder der WDR-Klangkörper ausgetauscht wurden. So wurden z.B. einige Edelhagen-Musiker bei der Polydor-Einspielung des Querschnitts aus "Viktoria und ihr Husar" (Abraham) herangezogen, weil diese Musik stellenweise jazzbetont ist.
In diesem Zusammenhang: ein hervorragendes Buch (Du wirst es gewiss kennen) über die Unterhaltungsmusik in Nordrhein-Westfalen und damit auch über die U-Musik im WDR - einschliesslich der Operette - ist vor sechs Jahren unter dem Titel "Von Trizonesien zur Starlight-Ära" im "agenda Verlag" in Münster erschienen (ISBN 3-89688-172-8).
Beste Grüsse
Henk Blankenstein