Das der Kantate zugrunde liegende Kirchenlied trägt den Untertitel: „Von der Freudigkeit des Glaubens“. Dies beschreibt nicht nur das Lied, sondern auch den Grundcharakter der Kantate recht gut. Ihr theologisches Kernthema ist die Freundschaft zwischen Gott und den Menschen.
Der erste Satz wirkt denn auch ausgesprochen fröhlich und entspannt. Wer Gott „zum Freunde kriegt“ hat Grund zur Freude.
Der zweite Satz beginnt erneut mit der Grundaussage der Kantate: „Gott ist mein Freund“. Der Kontrast zwischen dem Toben des Feindes und der getrosten Ruhe des Gläubigen wird deutlich.
Mit dem dritten Satz soll offenbar der Bezug zum Sonntagsevangelium hergestellt werden. Durch Anspielung auf die „Fangfrage“ der Pharisäer wird die Arglist der Welt geschildert, der Jesus sich aber gewachsen zeigt und vor der er deshalb auch die Gläubigen schützen kann. Mir kommt dieser Bezug recht konstruiert vor, als wenn man um jeden Preis noch die „Kurve“ zum Predigttext bekommen wollte (oder musste?)
Sehr viel ansprechender finde ich den vierten Satz mit seinen starken Kontrasten und sprechenden musikalischen Mitteln. Dürr/Petzoldt gliedern ihn folgendermaßen:
a) punktierter Rhythmus: Das schlagende Unglück
b) Dreiklangsmelodik: Die helfende Hand
c) Fließendes Cantabile: Das Licht des Trostes
Die „helfende Hand“ ist hier das biblische Symbol für Gottes schützende Macht und Stärke.
Auch das von den Streichern begleitete Sopran-Rezitativ in Satz 5 stellt noch einmal den Bezug zum Predigttext her: „Ich gebe Gott, was Gottes ist“. Will heißen: Gott will (oder braucht) nicht unser Geld sondern unsere Liebe.
Der Schlusschoral, Satz sechs, wird von Petzoldt folgendermaßen zusammengefasst: „Die Freundschaft Gottes befreit von jeder letztgültigen Belastung durch die Welt.“ Das in der ersten Zeile erwähnte „Höllen Heer“ hat keine biblischen Wurzeln, das Bild der „himmlischen Heerscharen“ wurde hier offenbar einfach auf die Hölle übertragen.
Ich besitze BWV 139 in dieser Gardiner-Aufnahme
bin mit ihr aber nicht so recht glücklich. Vor allem wegen Derek Lee Ragin, auch wenn sein Einsatz gerade mal 35 Sekunden dauert (Satz 3). Der verschollene Part der zweiten Solovioline in Satz 2 wurde eigens für diese Aufnahme von Robert Levin rekonstruiert.
Mit Gruß von Carola