Beiträge von CRC

    Nach Olga Kern nun die nächste absolut überzeugende Klavier-CD auf Anregung aus diesem Forum:



    Ich muss wohl lange in meinen Regalen suchen, wenn ich eine annähernd superb klingende Klavieraufnahme finden will!


    Der originale Flügel von Rachmaninov in der Villa Senar bei Luzern ist dermaßen klar und betörend schön eingefangen, dass man nur staunen kann.
    Außerdem spielt Pletnev - beflügelt vom genius loci ? - einfach atemberaubend!
    Liebe Taminos! Ihr macht mich wirklich noch arm!

    Kennengelernt habe ich A.H. mit ihrer Debüt-CD bei der Grammophon. Die Aufnahme gehörte wohl als Bestandteil des Preises mit zum Gewinn des 1985er Bach-Wettbewerbs in Toronto.


    Mir gefällt diese Scheibe immer noch gut.
    A.H. spielt darauf die Englische Suite nr.6, 4 Duette BWV 802-805, das Italienische Konzert und die Toccata BWV 911.


    Vor allem die Toccata habe ich sehr häufig von ihr gehört. Allerdings fällt schon auf, dass Hewitt mit eher verhaltenem Einsatz und auch etwas distanziert spielt - fast so, als hätte sie Angst, sich voll in die Musik zu stürzen und darüber womöglich die Kontrolle (über sich?) zu verlieren.

    Eine schöne Dritte plus Alt-Rhapsodie plus Tragische Ouvertüre gibt es von Levine mit den Wienern:



    Eine Interpretation, die aus dem Vollen schöpft, mit vollem und rundem Orchesterklang.
    Allerdings nimmt Levine die lyrischen Passagen der Ouvertüre deutlich langsamer als die dramatischen Stellen, was ein wenig gewöhnungsbedürftig ist.

    Hallo Maik!


    Auch bei den Sibelius-Snfonien denke ich an manchen Stellen, dass da noch was fehlt. Es gibt immer wieder Passagen, die treten irgendwie auf der Stelle.
    Und dann geht plötzulich wieder die Post ab.
    Gerade der Schlussatz des VC ist doch eine Pracht!

    Bei mir geht es grad so weiter mit der vornehmen Zurückhaltung:



    Wo bleiben im "Messer in der Brust" die Klüfte, die Abgründe, die Verzweiflung?"
    Ist sicher alles sehr schön gesungen und gespielt. Aber es fehlt mir was.
    In den Liedern eines fahrenden Gesellen mit FiDi und Kubelik ging es da doch deutlich dramatischer zu.

    Hallo allerseits!


    Der dickliche Sound Perahias ist bei allen neueren Aufnahmen dieses Pianisten zu hören. Es scheint von ihm und der Tontechnik so gewollt zu sein.
    Man höre nur den Klavierklang seiner Aufnahme der Chopin-Etüden etwa im Vergleich zu Pollini.


    Bei den Bachkonzerten fällt diese Klangphilosophie besonders im Vergleich mit der Gavrilov-Einspielung auf.
    Beide werden von der Academy of St.M. (bei Gavrilov unter Marriner) begleitet.
    Der Orchesterklang könnte unterschiedlicher kaum sein. Auch wenn anderthalb Jahrzehnte dazwischen liegen, dürfte sich das Orchester kaum so stark verändert haben, wie es auf diesen beiden Aufnahmen zu hören ist.

    Habe mir aus dieser Box:



    die h-moll-Sonate von 1965 angehört. (es gibt auch einen Mitschnitt von 1949 auf derselben CD).


    Ergebnis: Ich kann nur in das allgemeine Lob auf Gilels mit einstimmen. Er spielt auf diesem Live-Mitschnitt (mono) mit ungeheurer Präsenz und Intensität. Die virtuosen Ausbrüche stellen sogar den von mir so hoch geschätzten Zimerman in den Schatten. Allerdings geht Gilels am Ende der Sonate mit seiner von wahrhaft "stählerner Pranke" gemeißelten Virtuosität fast ein wenig zu weit.


    Alles in allem eine Ehrfurcht gebietende Interpretation.


    Der Klang ist ein wenig skurril: Zum einen durch die automatische Aussteuerung, die - wenn es lange genug leise ist - den Pegel hochfährt und beim forte (gerade am Anfang) erschreckt zurückdreht.
    Außerdem zeichnet sich dieser Live-Mitschnitt durch die brutalsten und lautesten Huster aus, die ich je von Konserve gehört habe.
    Man wünscht sich, das Mikrofon hätte den FLügel ebenso klar eingefangen wie die wahrhaft eruptiven Huster des Publikums.

    Mendelssohn, Streichquartett Nr. 5 op 44.3
    Aurora Streichquartett (Naxos)


    Fröhlich zupackendes Quartettspiel.
    Auffällig der hohe Aufnahmepegel. Keine meiner anderen Streichquartett-CDs sind so laut aufgenommen wie die 3 Mendelssohn-CDs von Naxos.

    Hallo Ulli!
    Da wird es auch für einen ausgewiesenen Hifi-Freak wie mich schwierig mit der Ferndiagnose.
    Trotzdem riecht das für mich stark nach Wackelkontakt (-en).


    Vielleicht hast du ja beim Anschluss des neuen Geräts irgendwas gelockert.
    Vorschlag: Anlage komplett demontieren, alle Kabel ab, dann jedes Kabel überprüfen auf Bruch/wackelnde Stecker etc.
    Alles wieder zusammenbauen.


    Falls es dann immer noch nicht in Ordnung ist:


    Wenn du mit dem DVD-Gerät auch Filme guckst und den Filmton über die Boxen laufen lässt - vielleicht auch mal lauter - könnte es sein, dass deine betagten Boxen die ungewohnten Pegel nicht vertragen und einen Schaden abbekommen haben.


    Da wird dann guter Rat teuer oder du beschaffst dir statt noname-Tönern ein paar feine Kompaktboxen,die auch nicht die Welt kosten müssen (ich würde einen schwäbischen Direktversender empfehlen).


    Über den besseren Klang würde sich sicher auch WAM freuen.


    Gruß!

    Das VC-Konzert und das Violin-Konzert von Elgar liebe ich sehr.
    Vom VC-Konzert kenne ich drei Aufnahmen:
    Du Pré,
    Lloyd Webber
    und vor allem - und dies ist meine Lieblingsaufnahme:
    Heinrich Schiff mit der Staatskapelle Dresden unter Colin Davis.


    Schiff gestaltet den Cello-Part in sonorem, vollmundigem Ton, der von der Aufnahmetechnik prägnant eingefangen wurde. Auch die Orchesterleistung ist ohne Fehl und Tadel.
    Sir (war er das damals = 1983 schon?) Colin Davis scheut sich nicht, die Kontraste auch dynamisch voll auszuspielen.


    Da fällt ein kleiner produktionstechnischer Makel nicht sehr ins Gewicht:
    Beim ersten Streichereinsatz nach dem Solobeginn des Cellos hat irgendwer etwas falsch gemacht. Folge: für wenige Takte sind die Violinen stark verrauscht. Danach ist dann alles in Ordnung.

    Hallo Alfred! Hallo allerseits!


    Ich sehe das ganz pragmatisch und ohne jede Sorge:
    Jeder, der eines der genannten Gebiete - oder irgendein anderes - eröffnen will, kann das tun.
    Da muss nichts von oben gesteuert oder von wem auch immer vorgeschrieben werden.


    Die Beiträge im Forum spiegeln genau die Interessengemengelage der User wider.
    Es liegt bei jedem Einzelnen von uns, das Forum zu gestalten.
    Wenn ein Thema nicht berhandelt wird, heißt das schlicht und ergreifend, dass das Interesse (bisher) nicht da ist.
    Interesse oder Beiträge künstlich erzeugen zu wollen, halte ich für abwegig.


    Ich sehe keinerlei Handlungsbedarf. Tamino entwickelt sich von selber.

    Hallo Cosima!


    Ich meine wie gesagt den 3. Satz des 1. Quartetts (Kreutzersonate)


    Zu hören ist die liebende Frau, die vom scharfen Gebrüll des vor Eifersucht Tobenden immer wieder unterbrochen wird.


    Das Hagen-Qaurtett spielt diese Einwürfe mit äußerster schneidender Schroffheit. Klingt beinahe wie völlig atonales Gekratze.

    Eine meiner CDs für die sprichwörtliche einsame Insel ist diese hier:



    Die beiden spielen die Haydn-Variationen einfach göttlich - und das, obwohl es im Zusammenspiel bisweilen ein klein wenig rumpelt. Aber Vielleicht macht gerade das den Reiz dieser Aufnahme aus.


    Es gibt sicherlich virtuosere Aufnahmen. Aber dennoch steht diese für mich mit weitem Abstand an der Spitze!


    Eine 100prozentige Empfehlung!!!


    Hinzu kommt, dass der Klang einfach überwältigend gut ist!


    Ich liebe es einfach, wenn Klaviere über echte Bässe verfügen. Es gibt so viele anämische Klavieraufnahmen, dass ich mich manchmal frage, ob die Aufnahmeleute über Telefonhörer abhören.

    Habe mir Chailly noch einmal angehört:


    http://imageshack.us[/IMG]


    Eine fantastische Aufnahme!
    Prächtig, fröhlich und ein Klang zum Schwelgen - bis hin zur Zwerchfellmassage durch die Große Trommel (vorausgesetzt, die Lautsprecher kommen so tief runter)


    Gegen den Klang dieser Aufnahme kommen 95 meiner 100 SACDs nicht an! Das Orchester ist wunderbar in die Breite und Tiefe gestaffelt. man meint, den Saal förmlich abmessen zu können.

    „So, so - du bist also dieser Taubstumme mit dem besonderen Gespür für Holz,“ sprach Friedhelm Sproß ihn an, als sie unten waren. „Man lobt deine Arbeit und dein Verständnis als höchst vollkommen. - Verstehst du, was ich sage?“


    Seit das Gehör ihn verlassen hatte, pflegte Leander bei allen Menschen, die er traf, das Spiel ihrer Lippen, die Bewegungen des Kiefers und den Tanz der Zunge hinter den Zähnen zu studieren. Er hätte ganze Traktate schreiben können über Form und Vielfalt dieser außergewöhnlichen Körperöffnung, über ihre Krankheiten und Defekte, über Zahnleiden und Gerüche und was sie über den Menschen erzählen, und wie der Mund im Zusammenspiel Dutzender Gesichtsmuskeln eine sichtbare Sprache hervorbrachte, die den meisten Menschen verborgen blieb, weil sie sich mit dem Gehörten zufrieden gaben. Leander verstand die Menschen wohl, wenn er sie ansehen konnte. Also nickte er und wartete, was der Theatermaschinist von ihm wollte.


    „Du sollst auch im Feinen recht fingerfertig sein, wie mir zu Ohren kam - nicht nur im Groben. Stimmt das?“
    Wieder nickte Leander.
    „Fürderhin wird gesagt, du würdest Noten zeichnen, ganze Melodien sogar. Warst wohl nicht immer stumm und taub.... Richtig?“
    Argwöhnisch zögerte Leander, bevor er erneut zustimmte. War es ein Fehler gewesen, der Versuchung nicht zu widerstehen und beflügelt vom Geist des Ortes immer neue Fugenanfänge, Kadenzen und harmonische Spielereien in Balken und Baugerüste zu ritzen?
    „Du wirst mir im alten Schlosstheater helfen - als Technicus bei den Effektmaschinen.“


    Diesmal war Leander sich nicht sicher, ob er die Worte, die er wohl sah, richtig verstanden hatte. Was waren Effektmaschinen? Er kannte das Wort nicht, obwohl er eine Ahnung hatte, die ihn neugierig machte. Fragend zuckte er mit den Schultern und öffnete die Handflächen als Zeichen seines Zweifels. Friedhelm Sproß zögerte einen Moment und meinte dann mehr zu sich selber:
    „Na ja - woher sollst du das auch kennen.... Ach, komm einfach mit!“
    Kurzentschlossen machte der Theatermaschinist auf dem Absatz kehrt und lief in Richtung Schloss. Nach ein paar Schritten drehte er sich um und winkte Leander zu sich heran: „Nun komm schon! Bist doch sonst nicht so langwierig!“ Da ging Leander mit ihm.


    Im Schlosstheater probte Vinzenz van Eisenmann gerade eine Arie mit der Sopranistin und versuchte zum wiederholten Male die Dame davon abzubringen, nach dem Vorspiel des Orchesters einen halben Takt zu früh einzusetzen:
    „Auf der Drei, meine Liebe - nicht schon auf der Eins! Ich kann verstehen, dass sie ihre wohlklingende Stimme dem geneigten Publikum so früh wie möglich zu Gehör bringen möchte, aber diesen halben Takt kann sie vielleicht noch warten - zumal es dann sehr viel richtiger klingt. Bei der Wiederkehr des Themas in Takt 24 ist die Eins durchaus recht. Aber dort ist es ja auch eine ganze und nicht eine halbe Note so wie hier. Zu Beginn also bitte auf der Drei einsetzen! - Und jetzt bitte noch einmal!...... Oh nein!.... Aber doch bitte jetzt nicht stören, Kollege Sproß! Jetzt doch nicht!“


    Entnervt ließ der Hofcompositeur die Arme sinken und brach den Einsatz für das Orchester ab. Friedhelm Sproß winkte ihm kurz und eilte zur Bühne.
    „Es hat alles seine Richtigkeit, mein lieber Eisenmann. Ich bitte ihn lediglich um eine kleine Unterbrechung! Dieser Bursche hier wird uns bei der Effektentechnik unterstützen. Wir müssen nur einmal für einen kurzen Moment auf den Oberboden hinauf. Danach mag Er weiter probieren.“


    Verblüfft sah der Kapellmeister zu, wie Friedhelm Sproß und Leander zwischen den Kulissen auf das Dach über der Bühne kletterten und auf dem Schnürboden verschwanden. Dann, nach ein paar Sekunden der Ruhe, rumpelte es so heftig im Donnerschacht, dass die Musiker im Orchestergraben vor Schreck zusammenzuckten und die Sopranistin auf der Bühne quiekte. Kapellmeister Vinzenz van Eisenmann schaute konsterniert zum Schnürboden hinauf.


    Dort oben stand der fremde junge Mann, umfasste mit beiden Händen die Bretterröhre des Donnerschachts, als wollte er sie umarmen, und lächelte mit geschlossenen Augen. Mit jeder Faser seines Körpers spürte Leander Lautenschläger dem verhallenden Donner der hinabstürzenden Kugeln nach und war glücklich.


    (Aus meinem Roman „Leanders Passion“, Heyne 2004)