Beiträge von kopiroska

    Heute Abend eine "Rarität" !


    Hallo Opernliebhaber!


    Heute Abend wird das Bartók-Radio die Oper von Leos Janacek „Vec Makropulos“, nach einer Komödie von Karel Capek, senden. (Die Oper hätte auch hier genannt werden können:
    Große Themen der Weltliteratur als Vorlage zu Opern des 20. Jahrhunderts )



    Beginn: 19.35
    Ende: etwa 20.45


    Aus dem Prager Nationaltheater, live Aufnahme vom 17 Januar dieses Jahres.


    Wer sich für weitere Informationen interessiert: hier sind Kritiken über die Aufführung in Zürich zu lesen:
    http://www.impresario.ch/review/revjanvec.htm#blick


    Das Bartók Radio ist hier zu hören:


    http://www.mr3-bartok.hu/


    auf die Leiste "élö adas" klicken.


    Wenn es nicht klappen würde, kann man auch so vorgehen:


    http://stream001.radio.hu/


    hier erscheint eine Auswahl. In der ersten Säule in der Mitte sieht man MR3-Bartók, darunter kann man zum Beispiel auf Windows Media Player klicken.


    :hello: :hello: :hello: KP

    Zitat von KSM:


    "Kannst Du mir Aufnahmen von Kulturgut fernostasiatischer Provenienz empfehlen? Ich fürchte da immer, aufgrund von Ahnungslosigkeit Unseriöses zu erwischen, weshalb ich diese Bildungslücke bislang noch ganz offen gelassen habe (obwohl ich die alte chinesische Kunst von der Shang-Zeit bis ins 18. Jahrhundert liebe)"
    Nein, nein – kann ich leider nicht, die Sache war umgekehrt gedacht! (Und ein bisschen auch als Spaß gemeint…Nun sitze ich in meiner Zwickmühle…- Mühlenspiel war allerdings ein schönes Spiel in meiner Kindheit, ich habe es leidenschaftlich gern gespielt.)


    Wenn Du mir aber so freundlich geantwortet hast, will ich mir noch einen Versuch mit der „Unverdaulichkeit“ leisten, eine kleine Kostprobe aus meiner musikalischen Muttersprache. Ich habe keine Ahnung, inwiefern diese Art Musik Liebhaber und Kenner mit einem westlichen Kulturgut als Hintergrund aufnehmen und verstehen können/wollen. Aber vielleicht ist das auch eine Probe wert.


    Es geht um die Bauernmusik. Ich habe ein paar Beispiele für Dich und vielleicht für andere Neugierige gesammelt, das passt nach meinem Dafürhalten ganz gut zum Thema „verdaulich-unverdaulich“ (weil voraussichtlich für Viele von Euch kaum verdaulich, noch weniger genießbar…)


    Und auch zum Thema unseres Wortwechsels passt das insofern, als die ungarischen Bauernlieder vom sog. alten Stil mit ihrer Pentatonik und mit dem Quintwechsel (vgl. B.C. Nagy: Typenprobleme in der ungarischen Volksmusik. Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae, T.2. (1962), 225-266, Infos: http://www.jstor.org/pss/901311 ) interessante und teils wissenschaftlich auswertbare, teils legendär-phantastische Verbindungen zwischen den Magyaren und den Chinesen (und anderen inner-asiatischen Völkern) untermauern helfen.


    Auf der ersten Aufnahme =
    http://www.youtube.com/watch?v…8F4F4910F2182525&index=74


    hörst Du ein solches pentatonisches Lied, ein sehr altes, in der authentischen Singweise vorgetragen. Solche Lieder hat auch Bartók aufgezeichnet. Die Begleitung ist typisch für die Gegend (West-Rumänien, nicht weit von der ung. Grenze), interessant ist, wie die Musiker mit ihren Instrumenten umgehen, besonders auffallend ist die Haltung der Bratsche. Im Ensemble sind zwei Violinen und zwei Bratschen. (Kein Zigeuner-Ensemble aus dem 19. Jahrhundert wie das im operettenhaften Bild über Ungarn bis heute verbreitet ist!!!!!!!!!!!).


    Auf der zweiten Aufnahme =
    http://www.youtube.com/watch?v=rY4vn_8yROk&feature=related


    ist zuerst ein Detail aus einem Archiv-Film zu sehen, der Männertanz mit den gleichen Instrumenten begleitet, und danach folgt noch kurz ein Einblick in die Art und Weise, wie zwei autodidaktische Zigeuner-Musiker die Melodie gelernt und weiter entwickelt haben, der Bratschist spielt auch hier – für einen Zigeunermusiker ganz ungewöhnlich, aber der ungarischen Tradition entsprechend – mit der eigenartigen Instrumentenhaltung und auf drei Saiten.


    Die dritte Aufnahme=
    http://www.youtube.com/watch?v=1M-hsVpbEvM&feature=related


    wurde von einem ungarischen Fernsehsender aufgezeichnet. Das schöne dabei ist der Einblick in ein Volksfest in den letzten Jahren – die gibt es bis heute - und die erfrischende Lebenslust der jungen Leute, die die Figuren und Motive der Tänze ihrer Urgroßeltern und Großeltern noch immer kennen und mitmachen. Ein Stück dabei führt zu der Biertheke, das ist glaube ich überall das gleiche, was hier gesungen wird, ist Zigeunerfolklore, im Hintergrund erscheint dem entsprechend auch eine Bassgeige, aber dann kommen wir zu den Tänzern zurück und in schwarz-weiß werden auch Archiv-Aufnahmen mit eingefügt, um zu zeigen, wie die Tradition weiter lebt. Ich habe diese Mitschnitte und die aufgezeigte Parallele jung-alt-jung für besonders rührend gehalten.


    Macht Ihr noch mit? Oder ist das schon lange viel zu unverdaulich geworden?


    Nur noch drei KURZE Aufnahmen! (Und weiter klicken kann man ja auch.)


    Auf der nächsten Aufnahme =
    http://www.youtube.com/watch?v=CDi4j7pBO9w


    erscheint als Abwechslung ein Blasinstrument, das Lied ist in mehreren Gegenden in Ungarn bekannt, der Text ist von einem Hirten und seiner traurigen Geschichte. Vielleicht gefällt es Euch.


    Auf der vorletzten Aufnahme=
    http://www.youtube.com/watch?v=yJ3casEC9vw&feature=related


    können Klassikliebhaber eine bekannte Melodie entdecken, der Begleittext ist auf Englisch, also lesbar.


    Auf der letzten Aufnahme aus dem Jahr 2006 =
    http://www.youtube.com/watch?v=OfTI9Z5gDoU&feature=related


    spielt ein hervorragender Zigeunermusiker, mit einer Bratsche begleitet, eine Melodie vom neuen Stil, mit typischen Verzierungen, die einen Brahms oder einen Liszt WOHL auch angesprochen hätten. Ihr könnt bestimmt wahrnehmen, welch andere Musik das ist als die vom älteren Stil. Das klingt vielleicht nicht mehr so unverdaulich – oder doch, aber aus anderen Gründen???


    Vielen Dank für die Geduld!


    Für diejenigen, die sich dafür sogar – jetzt oder eventuell später einmal – interessieren würden, hier noch ein Hinweis auf eine CD:
    http://www.amazon.de/Bartok-Album-Muzsikas/dp/B00005LO1G



    :hello: KP

    Der Profi, der Kenner und der Liebhaber (ein bisschen off topic)


    Die Unterscheidungskriterien für „Profi versus Kenner” von KSM sind gut überlegt, auch wenn man sie etwa ergänzen oder spezifizieren/verfeinern könnte/möchte. Dies ist nämlich immer möglich. Und der Übergang zwischen Profi und Kenner auf Grund von einer Reihe von Fähigkeiten bleibt notwendigerweise fließend.


    Wenn man von den allgemeinen Begriffen „Profi” und „Kenner” ausgeht, könnte man den Unterschied nicht in den Fähigkeiten selbst erfassen, sondern in der Funktion dieser Fähigkeiten. Man ist ein Profi, wenn man die erworbenen Fähigkeiten/Kenntnisse auf einem hohen Niveau verwenden kann/will. Und man ist ein Kenner, wenn sein Ziel das „Wissen” ist, nicht der Gebrauch. Der Profi muss natürlich über einen von der Gesellschaft stillschweigend angenommenen Kenntnisstand/Fähigkeitenrepertoire verfügen, um sein Können wirklich zielgerecht anzuwenden. Die gesellschaftliche Erwartung gegenüber diesem Kenntnisstand ist dabei nicht konstant, sie ändert sich, entwickelt sich.


    Während der Unterschied zwischen Profi und Kenner ein funktioneller ist, scheint mir der Unterschied zwischen Kenner und Liebhaber ein quantitativer und qualitativer zu sein.


    Der Liebhaber weiß bestimmend weniger als der Kenner. Der engagierte Liebhaber möchte aber ein Kenner werden. Und wenn sein Kenntnisstand entsprechend angewachsen ist, kann er damit rechnen, dass dieser quantitative Unterschied in eine qualitative umschlägt: dass er aus einem Liebhaber nun endlich zu einem Kenner geworden ist. Hier können die von KSM aufgezählten Erwartungen gute Dienste leisten.



    Der Musikliebhaber (nicht mehr off topic)


    Der Musikliebhaber ist am Anfang ein enthusiastischer Hörer. Wenn er ein Stück hört, ist er hingerissen von dessen Schönheit. Wenn er dann dasselbe Stück in einer anderen Interpretation hört, findet er das genauso schön. Und in der dritten Interpretation ebenfalls. Das wird ihm dann etwas unangenehm, denn er will ja mit der Zeit zu einem Kenner werden und Kenner müssen doch wissen, welche Interpretation gut und welche schlecht ist. Bei der vierten Variante merkt er plötzlich, dass ihm diese Variante doch weniger lieb ist. Aber da stellt sich meistens heraus, dass genau diese Variante von einem ganz besonders berühmten und hoch gepriesenen Interpreten stammt, und dann wird er noch mehr verwirrt, denn einen so berühmten Interpreten kann man doch nicht für weniger gut finden, wohin würde das denn führen…. Dieses unangenehme Gefühl zwingt ihn dazu, sich in die Musikliteratur hineinzulesen. Er erfährt zahlreiche wichtige Informationen, zum Beispiel darüber, wann Mozart in die Wiener Freimaurerloge eingetreten ist, welcher Komponist infolge einer Blutvergiftung gestorben ist und wie viel Sinfonien Haydn komponiert hat. Mit der Zeit lernt er auch zwischen den Vögeln und der Flöte zu unterschieden und kann zehn unbekannte Komponisten aus dem Stegreif herzählen. Diese und ähnliche Kenntnisse scheinen ihm jedoch weniger zur Kennerschaft zu verhelfen, zumal der Kenner sich ja auch in der Welt der Noten, Kadenzen, Tuttis und Synkopen, aber vor allem in der Welt des Kontrapunktes auskennen soll. Bald sieht er ein, dass er dazu mindestens ein Klavier und womöglich auch einige Erinnerungen an den Musikunterricht im Kindesalter nötig hätte. Das ist nun eine richtige Wasserscheide. Jung genug, kann er sich noch entschließen, einiges auch in diesem Bereich nachzuholen. Wenn er aber schon nicht mehr so jung ist, und wenn das alte Klavier seit vielen Jahren bei den Patenkindern gelandet ist (es hätte wegen der angewachsenen Zahl anderer wichtiger Dinge sowieso keinen Platz mehr in der Wohnung), dann lasst er es lieber sein… Aber innerlich gibt er es nie auf, einmal ein „Kenner“ zu werden.


    Mit besten Grüßen:
    Ein(e) Musikliebhaber(in)

    Hallo lieber KSM,


    zu diesem Zitat:


    "Ich wüßte jetzt nicht, was ich unverdaulich fände, vielleicht sollte ich mal "volkstümliche Musik" hören. "

    eine Frage: Wie wäre es mit einer chinesischen Oper? :D


    :hello: KP


    (Irgendwo habe ich im Forum schon über die Musik/Opern im fernen Osten gelesen, einer der Forianer hat über seine Erlebnisse erzählt, das war sehr interessant - wiederfinden konnte ich das leider nicht... Zu ungeschickt...)

    Hallo! :jubel:


    Für Morgen und die nächsten Tage wünsche ich viel Spaß am Publikum, gute Beobachtungen und neue Ideen, sarkastische und erhabene.


    Zu dem Text will ich in den nächsten Tagen auch gern Einiges schreiben.


    Alles Gute!
    :hello: KP

    Das Klavierkonzert in C-Dur KV 467 ist nach meiner Quelle (Fritz Hennenberg: Wolfgang Amadeus Mozart) im Jahr 1785 entstanden, nach dem Eintritt Mozarts in die Wiener Freimaurerloge "Zur Wohltätigkeit", in einer Zeit voll von Konzertverpflichtungen. Im gleichen Jahr entstehen auch die Joseph Haydn gewidmeten sechs Streichquartette.


    Der Kopfsatz fängt an wie eine Sinfonie, das Klavier ertönt nach einer schönen langen Einführung, quasi vorsichtig und im Gegensatz zu der Orchester-Einleitung ist es weniger feierlich und weniger rational, eher lyrisch. Später wird es dann anders. Ich höre jetzt diesen ersten Satz mit Dinu Lipatti, der, soviel ich weiß, die Kadenzen selber verfasst hat.


    Das ist wirklich ein sehr schönes Konzert. In den sechziger Jahren war der zweite Satz allgemein bekannt und populär, weil das die Musik zum Film von Bo Widerberg "Elvira Madigan" (1967) war. Der Film über die große und tragische Liebe der Seiltänzerin Elvira Madigan war damals ein absoluter Erfolg. Mozarts Konzert wurde in den Geschäften als "Madigan-Konzert" verkauft. Ein Wunder, dass dieser Name am Konzert nicht haften geblieben ist...


    Ich möchte nun die mittlere Ziffer der KV-Nummer umkehren und ein Werk zitieren, das mir sehr lieb ist:


    KV 497


    :hello: KP

    Jan Sibelius


    Der finnische Komponist ist auch vor allem durch seine sinfonischen Werke berühmt. Aber seine Klaviersonate in F-Dur op. 12 ist auch bekannt. Zu viel Klaviersonaten hat er wohl kaum verfasst, ich kenne nur diese. (Ein schönes, lyrisches Stück.) Wikipedia hebt noch die "drei Klavierstücke" op. 96 hervor und fasst alles andere unter dem Titel "Lieder und Klavierstücke" zusammen.


    :hello: KP

    Früher hatten wir eine Art Rituale: bei einem feierlichen Essen haben wir "Tafelmusik" gehört, aus dem 18. Jahrhundert etwa. Aber neulich bin ich recht froh, wenn beim Essen und nach dem Essen so richtig geplaudert wird... Ohne Musik...


    Eine absolut fixe Gewohnheit will ich aber weiterhin aufbewahren. Von einer schon verstorbenen Freundin aus Brünn habe ich vor vielen-vielen Jahren die Ceská Mse Vánocni, (Hej Mistre!) von Jakub Jan Ryba geschenkt bekommen. Diese herrliche böhmische Hirtenmesse höre ich immer wieder in der Weihnachtszeit.


    S. dazu auch diese Konversationsfäden - Tamino kennt alles...
    Weihnachtskantaten und Oratorien mal nicht von Bach
    und
    http://tamino-klassikforum.at/thread.php?threadid=10842


    :hello: KP

    Grauenhaft Laienhaftes (aber gern Geschriebenes) zum Thema Haydns Sinfonie


    Die Sinfonie Es-Dur Nr. 103 (Paukenwirbel) kenne ich seit sehr vielen Jahren, von einer Aufnahme mit dem Ungarischen Staatsorchester, Dirigent: Miklós Erdélyi. (Hungaroton SLPX 11923, aus dem Jahr 1978). In letzter Zeit habe ich sie allerdings kaum gehört. Das „neue“ Hören und dazu die Beschreibungen zu lesen = ein zwar etwas zeitaufwendiges, doch sehr schönes Wochenendprogramm. Danke Tamino!


    Die Diskussion über den Paukenwirbel war anregend. Auf meiner Platte ist der Paukenwirbel etwas sehr Dumpfes und Geheimnisvolles, es fängt ein bisschen lauter an, wird aber auch gleich leise und immer leiser und quasi aus diesem nebligen Wirbel entsteht dann (quasi unmittelbar) eine tiefe Melodie, noch immer leise und dunkel, bis dann das Ganze immer heller und glänzender wird. Als dann im letzten Teil der Paukenwirbel und die ersten Takte der Einführung wiederkehren, klingen sie ganz anders: das Thema wirkt bestimmter (auch ein bisschen lauter oder „eindeutiger“ gespielt), die Konturen sind schärfer, wie wenn aus dem Nebel eine überwältigende Form entstanden ist.


    Ich habe in YouTube eine andere Einspielung gefunden, wo der Paukenwirbel ganz anders ist: gut durchstrukturiert, aus einzelnen Schlägen bestehend imitiert er eine pompöse Marschstimmung. Das war für mich unverständlich bis fürchterlich. (Hier: http://www.youtube.com/watch?v…618127&index=0&playnext=1 )


    Es hat mich auch beeindruckt, wie das erste Thema und das Seitenthema zuerst einander etwas fremd folgen und dann einander immer näher kommen. Darunter verstehe ich, dass sie immer mehr ineinander geflochten werden, bei einem wiederholten Dur-Moll-Wechsel. Aber vielleicht spielt beim Hörerlebnis auch das Faktum eine Rolle, dass man inzwischen das tänzerisch-anlockende, volkstümliche Seitenthema „gelernt“ hat. Als es das erste Mal erscheint, ist der Kontrast prägnanter. (Johannes Roehl bemerkt, dass Haydn zum Schluss „sich daran zu erinnern scheint“, dass er auch ein Nebenthema hat – ich musste schmunzeln, überhaupt habe ich an der ganzen Beschreibung, an Inhalt und Stil, an der mathematischen Genauigkeit und am Witz Freude gehabt. Danke!) Der gelehrte Dirigent (er hat auch ein schönes Buch über Schubert geschrieben – ein plausibler Schluss: dirigiert er auch Haydn etwa geleitet durch seine Liebe zu Schuberts Musik??? …) schreibt über den ersten Satz, dass er (und die ganze Sinfonie) „eine wunderbare Verprägung der volksnahen, allgemein verständlichen Intonation und der überlegen gelehrten, komplizierten Formgestaltung“ darstellt.


    Ich schreibe kurz noch vom zweiten Satz. Miklós Erdelyi macht einen ernst zu nehmenden Unterschied zwischen dem Moll-Thema und dem Dur-Thema. Der Satz wirkt daher als eine Art Frage-Antwort-Spiel. Das erste Thema in c-Moll ist nachdenklich, fragend, problembeladen. Als krasser Gegensatz erscheint das zweite Thema in C-Dur, das nach dem Moll-Thema eine Art einfältigen Optimismus zu strahlen scheint, untermauert durch eine betonte vereinfachend-militärischen Rhythmik (wobei die – ich will das riskieren: ein bisschen verspottete – Erhabenheit/Selbstgefälligkeit durch die hübsche kurze Zwischenfragerei der Streicher gestört wird). Die erste Variante des ersten Themas erscheint wieder in Moll, aber als wenn hinter der fragenden, nachdenklichen Stimme hier etwas mehr Vertrauen erschiene, obwohl die Klagen noch zu hören sind. Die Dur-Variante versucht jetzt eine andere Art Antwort zu geben: durch den tapferen Optimismus einer einzigen Geige! Und die hat auch mehr Erfolg als das erste, majestätische Erscheinen des Themas. Jetzt fängt aber die Moll-Variante an, etwas majestätischer aufzutreten, hier scheinen sich aber die beiden Themen immer mehr ineinander zu flechten. Als nächste Variante, erscheinen die Bläser in C-Dur, mit schön hineingefügten Streichern, hie und da zwischen Moll und Dur wechselnd, bis nach einer großen Moll-Welle eine zuversichtlich positive, leise Antwort und ein strahlender Schluss folgen. Das Frage-Antwort-Spiel führt vom Traurig-Nachdenklichen über das Zaghaft-Zuversichtliche bis zum vorsichtigen Optimismus (vgl. die immer erscheinenden zaghaften Fragen der Geigen usw.)


    In der Aufnahme im YouTube (leider ohne Angabe von Orchester und Dirigent) sind die Variationen im Vergleich zu meiner Platte „klassischer“. Darunter verstehe ich, dass ein bei Miklós Erdelyi doch vertretbares Frage-Antwort-Spiel (Nahdenklich-Klagendes und Einfältig-Selbstgefälliges, Vorsichtig-Fragendes und Zaghaft-Optimistisches usw.) nicht betont wird, dagegen wirkt der Satz als klassisches Variationsspiel mit verschiedenen musikalischen Ideen.


    Von den weiteren Sätzen schreibe ich nicht mehr – ich habe schon viel zu viel geschrieben, möglicherweise auch viel zu viel hineingedichtet… Ob man das darf???


    :rolleyes: :hello: KP

    Haydn-Sinfonien – ein überwältigender Plan


    Ich bin ziemlich spät auf diesen herrlichen Plan gestoßen. Die erste Frage war: welche Sinfonien sind denn schon behandelt worden? Wahrscheinlich habe ich nicht richtig gesucht, denn es war für mich eine zeitraubende und langwierige Arbeit, bis ich die schon geposteten Berichte aus der Masse mit Mühe und Not herausgepickt habe. Ich habe die folgenden gefunden (Nr. der Sinfonie):


    1 2 3 4 5 6 7 8 14 28 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 46 49 58 59 60 61 62 63 65 66 67 68 69 70 71 72 73 76 93 94 96 99 100 103 104


    Vielleicht wäre es günstig und verbraucherfreundlich, wenn diese Liste (und die weiteren, noch zu schreibenden „Grundberichte“) irgendwie hervorgehoben und an den Anfang des Themas "Haydn-Projekt" gestellt werden könnte(n). Nicht als Extra-Thema, aber doch irgendwie abgesondert, mit einem Zeichen versehen usw. Vielleicht gibt es auch andere, die auf Grund dieser Liste den ganzen grandiosen Plan besser überschauen könnten. Sie könnten von dieser Liste ihre Lieblinge auswählen oder auch solche, die sie noch nicht so richtig kennen, aber die sie in ihrer Sammlung in der hintersten Reihe doch vorfinden können usw. So gäbe es vielleicht mehr Neulinge, die Lust bekämen und über ihre Eindrücke berichten würden.


    Allerdings ist es möglich, dass ich den richtigen „Suchweg“ nicht gefunden habe… Dann bitte ich um Verzeihung.


    :rolleyes: :hello: KP

    @ "HASENBEIN"


    Ich wusste schon immer, dass es im Intermezzo um etwas Sarkastisch-lustiges geht, überhaupt ist das Concerto eines meiner Lieblingswerke, aber das mit der Schostakowitsch-Parodie wusste ich noch nicht. Es ist recht interessant das zu wissen. Gibt es dazu vielleicht noch Informationen? Vielen Dank! :jubel: KP

    Wenn ich beim Stöbern richtig aufgepasst habe, wurde der Name von Lili Boulanger (1893-1918 ) in diesem Themenkreis noch nicht erwähnt. Sie hat einige erschütternd schöne Stücke komponiert, zum Beispiel das auch vielfach "transkirbierte" Pie Jesu. Informationen über sie sind u. a. hier zu finden:


    http://portraits.klassik.com/people/template.cfm?KID=1560


    Ihre Schwester Nadja Boulanger war auch eine bestimmende Persönlichkeit des Musiklebens im 20. Jahrhundert.


    :hello: KP

    Hallo "TIMMIJU",


    die "Ausreißer" habe ich erst kennen gelernt, seitdem ich mich in dieses Forum "hineingelesen" habe. Und sie waren für mich auch eine fast unglaubliche Erscheinung, auch verbunden mit dem Gefühl (Zitat von Dir):


    "wenn Werke so völlig unbekannt sind, hat das oft auch einen Grund, auch wenn sich manches erst spät durchgesetzt hat."


    Inzwischen habe ich aber einige Stücke/Verfasser recht liebgewonnen. Eine für mich absolut überraschende und durch ihre Neuigkeit verblüffende/fesselnde Liste hat in diesem Thread Udo geschrieben. Leider konnte ich die Stücke noch nicht alle ergattern... Von hier aus geht alles etwas (ETWAS...) komplizierter... Vieles habe ich in YouTube gefunden.


    :hello:KP

    Ich habe noch eine Idee:


    Versuche es mit dieser WEBSeite:


    http://stream001.radio.hu/


    Dann erscheint eine Auswahl. In der ersten Säule in der Mitte siehst Du MR3-Bartók, darunter kannst Du auf Windows Media Player klicken. Vielleicht geht das.... Bei mir geht das auch. Leider läuft im Augenblick keine Musiksendung, sondern eine literarische. Dafür kopiere ich Dir doch noch das Programm für heute Abend (gekürzt):


    19.35
    Rundfunkorchester Ungarn unter Kobaiaschi Kenitschiro: Berlioz: Fantastische Sinfonie 2. Berlioz: Lélio, oder Rückkehr ins Leben - Lyrisches Monodrama (Musikakademie, 5. April 2005)
    21.30 Abendkonzert
    1. Beethoven: cis-moll Streichquartett Op. 131. (Julliard Kvartett: Robert Mann, Earl Caryss - Violine, Samuel Rhodes - Viola, Joel Krosnick - Cello, 1983), 2. Schumann: Lieder (Barbara Bonney, Vladimir Askenazi, 1996), 3. Csajkovszkij: Francesca da Rimini (Russisches Nationalorchester, Mihail Pletnev, 1997)


    :) :hello: KP

    Aje aje.... Tut mir echt leid!!!!


    Bei mir funktioniert das mit diesem Programm-File (unter Firefox):


    Winamp playlist file


    Ich bin leider nur eine "Benutzerin" des Computers mit seinen Programmen, kann keine weiteren Ratschläge geben.


    Vielleicht schreibst Du mir später mal, ob das doch noch gelingt, wenn nicht, dann werde ich in Zukunft auf die Empfehlung der "Leckerbissen" eher verzichten...


    :rolleyes: :hello: KP

    Liebe Forianer,


    falls es jemanden interessiert:


    heute wird im Bartók Radio Beethovens 9. Sinfonie in der Transkription von Fanz Liszt gespielt, aufgearbeitet für 4 Hände. Die Interpreten sind das Ehepaar Dezsö RANKI und Edit KLUKON, die in letzter Zeit mehrere ähnliche Produktionen vorbereitet bzw. angeboten haben. Ich habe sie mehrmals live hören können, als begeisterter Laie habe ich diese Konzerte immer mit Freude gehört, auch wenn mir ähnliche Transkriptionen nicht so sehr am Herzen liegen.


    Hier ist das ganze Programm:
    12.05 Mittagskonzert
    1. a) Buxtehude: d-moll canzona No. 32., b) Johann Gottfried Walther: c-moll partita (Harry Grodberg - Orgel - Matthias Kirche, 1988), 2. Mozart: D-dur (Haffner) Sinfonie K. 385. (Hallé Orchester, John Barbirolli - London Royal Albert Hall, 1967), 3. Beethoven - Liszt: IX. Sinfonie (Klukon Edit, Ránki Dezsö - Klavier, Nagykovácsi Katholische Kirche, 2002)


    :hello: KP


    Ich habe vergessen, die Erreichbarkeit anzugeben. Hier:
    http://www.mr3-bartok.hu/
    auf die Leiste "élö adas" klicken. ganz einfach.

    Voting – die „zweite Reihe”

    - wobei „zweite Reihe” kein Werturteil ist.


    Da ich bei „Wettbewerben” meistens (immer…) für die Verlierer bin und wenn ich selber Partei ergreife, dann auch gleich Zweifel und Gewissensbisse gegenüber denen habe, die ich nicht „gewählt” habe, mache ich die Votings meistens gar nicht mit. Das ist jetzt eine Ausnahme, der Klaviermusik zuliebe – unter dem Motto: die Liebe wird nicht weniger, wenn man sie teilt.


    Ich habe meine Wahl auf Werke eingeschränkt, die ich erst in letzter Zeit kennen gelernt habe. Die „zweite Reihe” bezieht sich nur auf dieses Faktum. Dass ich so viele neue „Lieblinge” entdecken konnte, bedeutet keineswegs, dass ich die alten „Lieblinge” von Bach bis Mozart und Beethoven und von Mendelssohn und Schumann bis Bartók nicht mit der gleichen Innigkeit höre und liebe, im Gegenteil.


    Die Liste enthält einerseits Werke von Komponisten, die ich schon immer mochte, aber das genannte Konzert noch nicht kannte (Prokofjew, Saint Saëns, J. Ch. Bach, Hummel), dann auch Werke von Komponisten, von denen ich hie und da ein Werk schon kannte, aber das genannte Klavierkonzert erst jetzt entdeckt habe (Poulenc, Sauer, Flotow) und zuletzt auch solche Werke, deren Verfasser ich noch gar nicht kannte (Ries!, Merikanto, Bache, Kalkbrenner). In mehreren Fällen habe ich die Entdeckung „Tamino” zu verdanken! (Wie schön, wenn man zu ahnen beginnt, wie viel Schönes man noch entdecken sollte…. )


    Meine Liste:
    12 Punkte = Sergei Sergejewitsch Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur op. 26
    Die früheren Werke von Prokofjew habe ich erst in letzter Zeit kennen gelernt und liebgewonnen. Das zweite Klavierkonzert ist vielleicht virtuoser, aber dieses dritte ist durch seine Lyrik ergreifend. Ich höre/fühle darin die Stimmung der russischen Volkslieder, die ich in der Schule im Russischunterricht gesungen habe.
    11 Punkte = Camille Saint Saëns: Klavierkonzert Nr. 5 F-Dur op. 103 „Ägyptisches Konzert“
    Früher kannte ich nur das zweite Klavierkonzert, das war eher „klassisch“, dieses ist geheimnisvoller.
    10 Punkte und 9 Punkte = Ferdinand Ries:
    Klavierkonzert A-Dur op. 132 „Farewell to England”
    Klavierkonzert As-Dur op. 151 „Gruß an den Rhein”
    Ries ist die ganz große Entdeckung für mich! Danke Tamino.
    Der Lieblingsschüler von Beethoven - Ferdinand Ries und seine Klaviersonaten
    Ferdinand RIES - Aus dem Schatten Beethovens - Die Streichquartette

    8 Punkte = Johann Christian Bach: Klavierkonzert Nr. 6 Es-Dur op. 13
    Es ist ergreifend, wie man dabei mal den „alten” Bach, mal den „jungen” Mozart zu hören wähnt.
    7 Punkte = Johann Nepomuk Hummel: Klavierkonzert As-Dur op 113
    Ein schönes, auch schon romantisch anmutendes Stück.
    6 Punkte = Francis Edward Bache: Klavierkonzert E-Dur op. 18
    Durch Zufall und Stöbern entdeckt – sollte eigentlich mehr Punkte bekommen!!
    5 Punkte = Emil von Sauer: Klavierkonzert Nr. 1. e-Moll
    Zuerst ließ ich mich vom dritten Satz (Cavatina heißt er) hinreißen und dann wirkte auch der letzte Satz ganz ergreifend, hie und da ein bisschen „ungarisch”.
    4 Punkte = Aarre Merikanto: Klavierkonzert Nr. 3
    Beeindruckend. Danke Tamino! Voting: Die Lieblingsklavierkonzerte der Taminos/Paminas 2009
    3 Punkte = Francis Poulenc: Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-Moll
    Dieses Konzertstück kenne ich schon seit einiger Zeit, aber erst jetzt habe ich es richtig lieb gewonnen, vielleicht als Gegenstück zu den romantischen Konzerten. Obwohl mich auch hier der eher melodische zweite Satz angelockt hat…
    2 Punkte = Friedrich Kalkbrenner: Klavierkonzert Nr. 4 As-Dur op. 127
    Sollte auch mehr Punkte bekommen, ein schönes romantisches Konzert, etwa vor Chopin.
    1 Punkt = Friedrich von Flotow: Klavierkonzert Nr. 2 a-Moll
    Von ihm kannte ich bis jetzt nur die sehr bekannte Oper Martha, die Klavierkonzerte waren eine Überraschung.


    :) :hello: KP

    Lieber KSM,


    vielen Dank für den Hinweis - ja, es ging um eine Tonaufzeichnung von Vögelstimmen mit Orchesterbegleitung und die Kitschgefahr ist wohl nicht zu vermeiden, zumal im ganzen eine etwas süssliche Stimmung herrschte. Aber vielleicht habe ich doch nicht ganz richtig zugehört.


    Respighis Suite "Vögel" ist ein für mich nicht ganz ohne Humor verfasstes, jedoch auch etwas antiquiert-pompöses Stück, mit Hinweisen auf frühere Komponisten wie Rameau. Passt auch zum Thread "Crossover" (ein bisschen, je nachdem...)


    Was aber mich noch aufhorchen ließ, das war die Assoziation auf die Forschungen eines Etologen, namens Péter SzQke, der den Ursprung der Musik auf die Vögelstimmen zurückführen will. Schnell habe ich im Google nachgeschlagen, ob da was auf Nicht-Ungarisch zu erreichen ist und das habe ich gefunden:
    http://www.janreichow.de/sdg_swr_messiaen_200707.htm
    (Vielleicht darf man das hier angeben, sonst bitte streichen)
    Die Theorie ist ETWAS obskur... Aber deshalb wohl auch verlockend..


    :hello:KP

    Ich habe gerade (als Hintergrundmusik.... ) ein ganz phantastisches Orchesterstück im Bartók Radio gehört. Gleich muss ich sagen, das Stück hat eine Wirkung! Ich musste aufhorchen - und nicht wegen der Vögel, oder nicht nur.


    Das Stück heißt:
    Einojuhani Rautavaara: Cantus Arcticus, Op. 61., für Vögel und Orchester!!


    Kennt das jemand? Was denkt ihr davon?


    Ich würde das gern noch einmal hören.


    :hello: KP

    Vielleicht könnte dieser Konversationsfaden dem früheren angefügt werden?


    Ich habe kurz überflogen, was dort geschrieben wurde und möchte gleich noch drei Beispiele hinzufügen.


    Bartók, der ernsthafte und stille Bartók, der so gut zuhören konnte, hat in seinen Burlesken seinen feinen musikalischen Humor aufleuchten lassen. Hörenswert sind die Stücke "Etwas angeheitert" und "Bärentanz"!


    In dem Singspiel "Johannes Hary" von Zoltan Kodaly gibt es mehrere recht humorvolle Szenen. Am auffallendsten ist vielleicht die Schlachtszene, wo die kecken Husaren die plumpen Feinde und ihre Kanonen überwinden. Die feine Ironie und die starke Komik erscheinen zugleich und machen die Zuhörer lachen, sowohl über Hary und die Husaren, als auch über die Feinde...


    Als drittes Beispiel will ich das Werk von Leos Janacek "Schluck und Jau erwähnen. Ein herrliches Werk.


    :yes: :hello:KP

    Man sagt, was Hänschen nicht gelernt hat, lernt Hans nimmer mehr. Und was Hänschen gelernt hat, wird ihn das ganze Leben hindurch begleiten…


    Dieser Spruch passt insofern zum Thema, als man bei der Vorstellung von Mozart als Mensch nicht vergessen sollte, wie seine Kindheit verlief. Wenn ich mir vorstelle, wie das Kind stundenlang in der Kutsche sitzt und von Ort zu Ort fährt, wie er jeden Abend lange aufbleiben muss, wie er von unbekannten Damen gehätschelt wird und wie er krank und fiebrig in einem fremden Zimmer liegt, fühle ich Empörung gegen die Eltern und Mitleid mit ihm. Er war mehrmals krank, wurde schon als Kind vom Rheumatismus gequält, hatte die Pocken und andere schwere Krankheiten. Wenn unsere Kinder auch nur ein Bruchteil davon erleben müssten, wären wir verzweifelt. Er wurde von vielen hochgestellten Personen lauthals gelobt, was dem Kind bestimmt schmeichelte, aber die Erwachsenen, die seine „Künste” so ahndachtvoll bewunderten, hat er innerlich wahrscheinlich für echt doof gehalten, ausgelacht und wohl auch verabscheut. „Der Lullist” hat recht, wenn er meint, wir (und so auch Mozart) haben die Wahl und können über unser Leben entscheiden – aber diese Wahl wird durch unsere Lebensumstände doch eingeschränkt. Wenn wir uns den erwachsenen Mozart vorstellen möchten, müssten wir immer auch an diese Umstände denken, die nicht er geschafft hat – die aber seine Persönlichkeit mit bestimmen mochten.


    :hello:KP

    Frage in der Frage – eine kleine Ablenkung vom Thema…


    In dieser Frage steckt eine andere, die ich für besonders diskussionswürdig halte (vielleicht auch deshalb, weil die Oper für mich vor allem Theater ist), und das ist das Problem der Entsprechung (oder eventuell der Widerspruch) zwischen der Stimme des Sängers/der Sängerin und dem Charakter der Protagonisten.


    Um darauf anzuspielen, was in einem parallel laufenden Konversationsfaden gerade diskutiert wird hier: Die Königin der Nacht: Scheusal oder Betrogene? ):


    wenn Erika Miklósa die Königin der Nacht verkörpert (sie hat es auch in der Metropolitan Oper getan), wirkt sie wirklich nicht böse, sondern eher geheimnisvoll, daher Furcht einflößend. Wenn aber Karola Ágai sie gespielt/gesungen hat (das war vor vielen-vielen Jahren…), wirkte sie eher als beleidigte, rachesüchtige und zu guter Letzt kleinlich und fehlerhaft konspirierende Frau. Das kommt zum Teil bestimmt durch die Auffassung des Regisseurs zustande – aber es ist doch zu fragen, ob das Persönliche an/in der Stimme nicht auch und unausweichlich zu der einen oder zu der anderen Wirkung/Interpretation beiträgt? Und wenn ja – merkt man das im Casting in den großen Opernhäusern der Welt?


    :hello: KP

    Kammermusik – ein Begriff mit persönlicher Note


    Da in meiner Kindheit die einzige Musikquelle zuerst nur das Klavier meiner Mutter war und auch später haben wir zu Hause praktisch nur „klassische Musik” im Rundfunk gehört, habe ich die Musik, die wir hörten, nicht als ”Kammermusik” oder „Orchestermusik” usw. eingestuft (ausgenommen die Opernsendungen, die eine besondere Kategorie bedeuteten). Wir waren froh, dass wir Musik hören konnten, das war die Möglichkeit, die „Außenwelt” aus unserer kleinen Welt auszuschließen. Trotzdem muss ich bis heute, wenn ich den Ausdruck „Kammermusik” höre, immer wieder an ein lustiges (damals eher trauriges) Erlebnis denken, vielleicht findet Ihr das auch lustig.


    Als fleißiges Mädchen habe ich auch Klavier spielen gelernt und in der Musikschule haben wir auch bald mit den anderen Instrumenten zusammen kleinere Stücke gespielt. Das war gut. Aber ich war immer furchtbar scheu und ängstlich und die obligatorischen Prüfungskonzerte waren eine ewige Plage für mich. Was aber noch viel schlimmer war, das waren die offiziellen Auftritte vor einem noch größeren Publikum. Sobald mein Klassenlehrer in der Schule erfahren hatte, dass jemand ein Instrument spielen lernt, war das unumgänglich, dies für die verschiedensten Schulfeste auszubeuten. So kam es zu einem gemeinsamen Auftritt mit einer Violinistin, einem Mädchen aus der Parallelklasse, mit der wir früher kaum üben konnten. Wir beide waren offensichtlich so aufgeregt, dass wir nicht hörten, was wir selber gespielt haben, von der anderen ganz zu schweigen. Ich habe nur feststellen müssen, dass ich das Stück schon beendet habe, während meine Partnerin noch immer fiedelte… Allerdings war das Publikum im Turnsaal, wo das Fest veranstaltet wurde und wo die Kinder schwatzten (die Lehrkräfte nicht weniger…) und der Straßenlärm zu hören war, nicht besonders empört, möglicherweise haben manche sogar gedacht, dass das so ganz in Ordnung war. Aber für mich war und ist das eine Kammer-Katastrophe geblieben…


    Was jedoch nichts daran geändert hat, dass Kammermusik – Sonaten, Trios, Quartette und und und… bis hin zu dem Spiel der variablen kleinen Kammerorchester -- für mich bis heute wichtiger und bestimmender ist als alle anderen musikalischen Erlebnisse.


    :yes: :hello: KP

    Ich finde es großartig, dass ich in die geistige Werkstatt eines Künstlers hineinblicken kann. Vielen Dank für die Möglichkeit – und viel Erfolg zu all Deinen Plänen!!


    Das Konzept finde ich, die ich kaum solche „performances” erleben konnte, interessant und einmalig. Wenn ich nicht so alt wäre und wenn …. wenn… usw., würde ich am liebsten hinfahren und selber schauen, wie das funktioniert.


    Ich dachte, ich darf vielleicht einige zaghafte Fragen stellen – Du brauchst nicht zu antworten, erst recht nicht, wenn meine Fragen vom (traurigen) Missverständnis Deiner Konzeption zeugen. Sie sind doch nur Fragen einer interessierten Naiv-Unwissenden aus der Generation der Großmütter, die im Sommer etwas mehr Zeit haben...


    Gleich eine Frage bezüglich der Information des Publikums über die Zusammenhänge von Musik und Spektakel: Kann vom Publikum erwartet werden, dass sie die Feinheiten bei der Anpassung der Musikstücke an die Etappen der Ausstellung bzw. an die visuellen Eindrücke von sich selbst wahrnehmen? Denn der Inhalt der Opern als Fürstenspiegel oder die zeitlichen Entsprechungen von Musik und Kostüm/Bild sind bestimmend wichtig. Wie wird das Publikum darauf aufmerksam gemacht? Wird ihnen gesagt, was sie gerade hören und warum? Geschieht das durch irgendwelche „Erklärung” (Beiheft, Katalog, Tafel, PowerPoint, was weiß ich) oder wird das durch die Zusammenstellung/Aufbereitung der Stoffe und Motive irgendwie „eingegeben”? Stellt eine solche informative Krücke auch einen Teil der Performance dar? (Oder sind solche Krücken bei dem Publikum der Ausstellung auch nicht nötig? Wenn das der Fall ist, dann alle Achtung !…. )


    Eine zweite Frage bezieht sich auf den Grundgedanken (glaube ich), nämlich auf den folgenden:
    Zitat von Dir:
    „Der Titel der Arbeit bezieht sich auf diese spezielle Macht die nur Fürsten und Künstler besitzen: sich ihre eigene Welt zu schaffen.“


    Der Gedanke fesselt mich – umso mehr als ich hier einen Widerspruch sehe. Oder vielleicht ist das kein Widerspruch, sondern gerade der (sarkastische) Grundbass der Ausstellung/Performance. Dafür könnte man ja auch ohne weiteres argumentieren.


    Der Widerspruch steckt einerseits im „Schaffen“, andererseits in der „eigenen Welt“.


    Es wird wohl angenommen, dass nur dem Fürsten und dem Künstler die „Macht“ zum Schaffen gegeben ist – aber diese Macht hat abweichende Quellen, die einen Vergleich (und eine Parallele erst recht) vereiteln könnten. Denn der Fürst „schafft“ durch seine gesellschaftlich gesicherte Macht (die durch sein „Schaffen“ noch verfestigt und verstärkt wird, in revolutionären Zeiten wird sein „Welt-Schaffen“ sogar zu einer zwingenden Notwendigkeit für ihn, um seine Macht zu zeigen) – während der Künstler durch sein Talent zum Schaffen berufen ist. Somit ist die Macht des Fürsten letzten Endes von der Gesellschaft abhängig (s. z. B. die französische Revolution), das Talent des Künstlers macht ihn jedoch in einem gewissen Sinne unabhängig. Das Sarkastische (im Spiegel) ist eben, dass dieses Verhältnis von außen (im Spiegel) anders aussieht: es ist der Fürst, der durch seine Macht (die nicht von ihm ist) den Künstler zum Mit-Schaffen anregt (zwingt?), dessen Macht jedoch von ihm selbst ist. (…. Hoffentlich war das nicht zu "unklar erklärt"…)


    Jetzt wird es noch problematischer. Da der Künstler sein Schaffen/seine Macht seinem Talent verdankt, dürfen wir fragen, wer alles denn über dieses Talent verfügt? Wo ist die Grenze zwischen Künstler und Nicht-Künstler? Dürfen wir dem Menschen (allen Menschen, die Künstler ausgenommen) das Talent (ein Fünkchen, eine Brosame von Talent) strickt absprechen? Dürfen wir denn sagen, dass nur der Künstler die Macht hat, seine eigene Welt zu schaffen? Geht es nicht eher um skalare Unterschiede von den einfachen Menschen (die sich ihres Fünkchen Talents nicht bewusst sind) bis zu den Künstlern, denen mehr Macht gegeben wurde? Usw.


    Noch problematischer ist „die eigene Welt“ – gibt es sie? Können wir uns von der uns umgebenden Welt herausreißen? Ist es nicht genau so wie mit der Sprache, aus der wir auch nicht heraustreten können? Wenn ich sage: Verstehe jetzt diesen Satz nicht! – so wirst Du den Satz nicht nicht-verstehen können. So mag das auch mit der "eigenen" Welt sein, die doch Teil der "Welt" ist und bleibt….


    Sehr interessant und besonders anregend fand ich die Parallele von Fürst und Künstler, die beide Gegenstand der Kunst geworden sind. Bestimmt enthält der gedankliche Stoff noch weitere Argumentationen. Die Grundidee ist sehr vielfarbig, man möchte sagen, üppig (das wird doch auch vom Barock gesagt, oder?). Ein hinreißender Plan.


    Verzeihung wegen der Fragerei. Sie wollten nicht gegen die dargestellte Konzeption argumentieren – im Gegenteil: sie können vielleicht einen Beweis darstellen, dass die Konzeption gleich zum Mitdenken anspornen kann. Die Performance wird das erst recht tun können.


    Ich wünsche Dir alles Gute dazu!
    Mit Dank dafür, dass ich Anregungen bekommen konnte.


    KP