Beiträge von kopiroska

    Es freut mich, dass hier auch die "nationalen Opern" der Ungarn erwähnt wurden! Vielen Dank für das Interesse!


    Der "Palotas" in "Hunyadi Laszlo" ist bis heute ein recht populäres Stück, große Bälle werden nicht selten mit diesem Tanz eröffnet. Für das ungarische Lokalkolorit ist das bestimmend wichtig.


    Aber diese Musik hat mit der ungarischen Volksmusik (Bauernmusik) nichts zu tun. Palotas wurde in adligen Kreisen getanzt, die Musik ist mit dem Liedschatz aus dem 18-19. Jahrhundert verbunden, die Quellen sind allerdings recht bunt: Volkslieder und Kunstlieder, Soldatenlieder (verbunkos = Werbung bedeutet auf Ungarisch Soldatenlieder) und Zigeunerlieder, letztere bildeten eine besondere Farbe auf der Palette.


    Seit Bartók und Kodaly wird vorsichtig, aber möglichst strikt zwischen Bauernmusik (=Volksmusik) und Zigeunermusik bzw. Kunstliedern nach dem Muster von Volks- und Zigeunerliedern unterschieden. Die "Musik-Muttersprache" der Ungarn wird eben von den Volksliedern und ihren Eigentümlichkeiten gebildet, die BArtók und Kodaly und die folgenden GEnerationen sozusagen in der 24. Stunde gesammelt haben. Heute könnte man sie nicht mehr hören. Aber sie sind hörbar auf den Schallplatten, die Mitte des 20. Jahrhunderts von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben und für die Öffentlichkeit auch erreichbar gemacht worden sind.


    :hello: :hello: :hello:

    Alte Interpreten und neue Generationen können gleich "Individualisten" sein


    Eine sehr interessante Sendung habe ich im Bartók-Radio gehört, wo Chopins Nocturne Op. 32 h-moll in verschiedenen Interpretationen vorgestellt wurde. Dabei wurden die Zuhörer darauf aufmerksam gemacht, dass Rubinstein den Schluss, der ursprünglich in h-moll verfasst wurde, in H-dur spielt. Die anderen Pianisten - Livia Rév, Gergely Bogányi und Maurizio Pollini - haben natürlich h-moll gespielt.


    Ob so etwas auch öfter vorkommt? Vorkommen darf??


    In dieser Sendung wurde das mit der Persönlichkeit von Rubinstein erklärt, der auch in hohem Alter noch ein helles Gemüt hatte. Für ihn war es wohl nicht möglich, einen dunklen und düsteren Schluss zu spielen.


    Vielleicht gehört dieses Thema nicht hierher - aber unter dem Motto "Individualisten am Klavier" könnte man darüber auch hier diskutieren.


    Gruss :hello:

    Ich bitte gleich am Anfang um Verzeihung - aber als ich Katsaris (leider nur im Rundfunk) Beethovens 6. Symphonie spielen hörte, fiel mir immer wieder dieses Gedicht ein - bestimmt lag das nur an der Sendung... Seid mir nicht böse. :O


    Ein gutes Tier
    Ist das Klavier,
    Still, friedlich und bescheiden,
    Und muß dabei
    Doch vielerlei
    Erdulden und erleiden.


    Der Virtuos
    Stürzt darauf los
    Mit hochgesträubter Mähne.
    Er öffnet ihm
    Voll Ungestüm
    Den Leib, gleich der Hyäne.


    Und rasend wild,
    Das Herz erfüllt
    Von mörderlicher Freude,
    Durchwühlt er dann,
    Soweit er kann,
    Des Opfers Eingeweide.


    Wie es da schrie,
    Das arme Vieh,
    Und unter Angstgewimmer
    Bald hoch, bald tief
    Um Hilfe rief
    Vergess' ich nie und nimmer


    (Wilhelm Busch)
    :untertauch: :untertauch:

    Bohumil Hrabal ist auch immer lesenswert


    Ich habe jetzt seinen Roman in die Hände genommen, der von J. Menzel mit dem Titel "Kurzgeschnitten" verfilmt wurde. Der ungarische Titel gefällt mir auch (obwohl er nicht so direkt auf die kurz geschnittenen Haare der schönen jungen Frau hinweist, wie der deutsche), er heißt "Capriccio in der Bierbrauerei" - damit mindestens etwas auch an mögliche Musikstücke erinnert. Die überraschenden Szenen stellen eine eigenartige Welt dar - halb wahr, wirklich und lebensnah, halb wie eine Fabel. Und lachen muss man dabei, obwohl das nicht "komisch" erzählt wird, gar nicht.


    :hello:

    Kreutzer-Sonate (noch einmal) und das Dämonische der Musik


    Tolstojs Novelle „Die Kreutzer-Sonate” stellt nicht zuletzt die Sehnsucht des alten Schriftstellers nach Harmonie von Körper und Seele und nach der vermissten Naturnähe des Menschen dar, genauso wie das auch im großen Roman Anna Karenina formuliert wird. In der Novelle wird die Institution der bürgerlichen Ehe = der Jahrmarkt der Gefühle recht stark kritisiert. Der Gedanke, dass die Musik den Leidenschaften und überhaupt den Gefühlen eine außergewöhnliche Kraft verleiht, erscheint in mehreren Werken der Zeit. Kierkegaard spricht geradezu vom Dämonischen der Musik (zum Beispiel hier: http://www.textlog.de/kierkegaard-musik-als-medium.html )


    Dass die Leidenschaft zwischen Mann und Frau durch die Musik auflodert, ist ein beliebtes Motiv. In der Novelle „Tristan“ von Thomas Mann spielt die lungenkranke junge Frau Klöterjahn im Musikzimmer des Sanatoriums für den Dichter Detlev Spinell („Tristan“) Klavier (Chopin, Nocturnes, Isoldas Liebestod!), sie wird durch die Musik in den Tod gerissen, während der begabungslose und selbstgefällige Dichter von dem erhabenen Liebestod faselt. Thomas Mann karikiert dabei nicht Wagner, sondern die Dichterlinge, die vor dem Leben Angst haben und „innerlich davonlaufen“. Aber die Wirkung der Musik auf die Gefühle (= auf unser Leben) wird auch hier hervorgehoben.

    Zwei Pole?
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    Es gibt offensichtlich mehrere Ebenen, wie die für ein Volk oder für einen Ort typische Musik in eine Oper – oder auch in ein sonstiges Werk – aufgenommen und eingebaut wird – und wie eine Melodie von dort aus als ein für ein Volk oder für einen Ort bestimmend wichtige Musik quasi um sich greift.


    Ein Extrem stellen bestimmt die zwei Singspiele von Kodály, Zoltán, dar. In János Háry gibt es notentreu übernommene Volkslieder und stilgerecht geschaffene Chöre/Szenen. Im lyrischen Spiel „Die Spinnstube” werden alte ungarische und transsylvanische Balladen und Volkslieder aufgearbeitet.


    Das andere Extrem könnte vielleicht das schöne Lied in Flotows Marta sein: „The last rose of summer”, von dem man gern denkt, dass das zum irischen Volksliedgut gehört – aber eigentlich stammt das von dem irischen Komponisten John Stevenson. Trotzdem ist dieses Lied für mich ein Stück von dem unbekannten Irland…


    Ich höre jetzt gerade diese Melodie, Joan Sutherland singt sie, sehr-sehr schön.

    Nur zwei Wege?
    Antwort vor allem an „Klimperer“ und „Sakow“


    Klimperer schreibt:
    „Selbst wenn Dus Dir wünschen würdest und die feste Überzeugung hast, dass sie etwas verpassen, die Ignoranten haben das Recht zu ignorieren! Und wir müssen das dann weise lächelnd aushalten.... Und mit gutem Beispiel vorangehen...“


    Ja, die Frage ist nur, was heißt genau „mit gutem Beispiel vorangehen“. Ich glaube, wir sind doch der gleichen Meinung, dass es nichts Passives bedeuten soll.


    Zwischen Zwang/Besserwisserei einerseits und Aushalten/selber trotz alledem weitermachen andererseits sollte doch auch einen Zwischenweg geben, und zwar einen besonders wichtigen: nämlich unser „Weitermachen“ so zu gestalten, damit die anderen (das „Zielpublikum“) unbewusst/unbemerkt positiv reagiert. Es gibt eine berühmte Schrift von Brecht, wo er von der List schreibt, die man braucht, um andere anzusprechen (er sagt: Die Wahrheit zu verbreiten – da bin ich bei „Wahrheit“ vorsichtig… und eher für das ewige Fragen danach….). So gefährlich diese List in den Händen verschiedener Menschen/Mächte auch sein mag, sie kann im Dienste von guten Zielen eine große Kraft sein. Die ganze Pädagogik basiert doch letzten Endes darauf. Deshalb dürfte man keineswegs auf bewusste Methoden verzichten, anderen Menschen das beizubringen, wovon man glaubt und weiß, dass das für sie in vielerlei Hinsicht eine besondere Bereicherung bedeuten kann.


    Zu solcher Art „List“ rechne ich Kleinigkeiten des Alltags und große Werke der Kunst. Eine Kleinigkeit zu sein scheint, was ich in den siebziger Jahren in den Niederlanden erlebt habe, da durften wir aus dem Osten praktisch ohne Geldmittel, aber schon mit einem Reisepass und mit einem von Konserven gefüllten Rucksack durch Europa wandern und in Youth Hosteln übernachten. In mehreren Youth Hosteln in den Niederlanden gab es früh morgen immer klassische Musik beim Frühstück zu hören, meistens Barock, meistens Bach. Ein großes Werk ist das, was in Venezuela ermöglicht wurde. Der Dokumentarfilm davon wurde jetzt in Prag beim Fernsehfilm-Festival „Goldenes Prag“ mit dem Hauptpreis gekrönt.


    :hello:

    Wenn Belletristik und Musik – dann unbedingt auch Romain Rolland


    Romain Rollands großer Roman „Jean Christoph” (für den er auch seinen Nobel-Preis erhielt) ist die Geschichte eines Komponisten, der in Deutschland, am Rhein geboren wurde und sein Leben in Deutschland, in Frankreich und auch in der Schweiz führte. Der Roman ist für mich eine Huldigung vor der deutschen Musik und dem französischen Lebensgeist. Es ist ein ergreifendes Buch über Leben und Kunst. Allerdings ist es wegen der Länge sowie der Ausführlichkeit und Tiefe der Darstellung vielleicht nicht das Buch, das beim rasenden Tempo des jetzigen Alltags leicht gelesen werden kann. Aber wenn man sich einmal in die Geschichte hineinliest, ist das eine ergreifende Lektüre. Keine postmoderne, wo man immer aufpassen muss, weil man nicht immer weiß, um wen und um welchen Ort/welche Zeit es gerade geht bzw. worauf gerade angespielt wird, und auch keine Geschichte, in der man immer mit Angst weiterblättert, weil man nicht weiß, wann wieder eine Horrorszene folgt. Der Lebensweg des Protagonisten bietet aber eine Reihe von fesselnden Abenteuern und interessanten Begegnungen.


    Romain Rolland hat auch über das Leben und das Werk von berühten Musikern geschrieben. Ich mag sein Buch über Georg Friedrich Händel ganz besonders. Sein Buch über Goethe und Beethoven (mit ähnlichem Titel) habe ich nicht gelesen - vielleicht kennt es jemand? Vielleicht passt das zum Beethoven-Konversationsfaden?


    :hello:

    Schiff und die großen Pianistinnen Yudina, Reisenberg, Milkina, Grinberg

    Lieber Frank,
    Schiff spielt soweit ich es beurteilen kann wirklich etwas zurückhaltend-träumerisch, jedoch nicht ohne Spannung. Deswegen meine Fragerei, in bezug auf den folgenden Satz von "Zelenka" (Zitat aus dem Artikel unter der Kopfzeile "Die 90er):


    "Schiff (1993 ) zeichnet auf seinem Bösendorfer leider zu weich und ist einfach zu zurückhaltend, um nicht zu sagen, langweilig."

    Seine Schubert-Aufnahmen sind auf jeden Fall zu empfehlen.


    Die großen Pianistinnen muss ich mir noch entdecken. Leider kann man die Produkte der sowjetischen Plattenfirme "Melodia" nicht mehr so ohne Weiteres wiederfinden... Auch war jene Produktion etwas "zufällig" zusammengestellt... Über Yudina gibt es auch einen interessanten Konversationsfaden, den habe ich gerade entdeckt.


    :hello:

    Ein ermutigendes Beispiel, das alle begeistern könnte, für die es wichtig ist, dass die Musik weiter lebt und wirkt:


    Der Film "Das System", von dem Leben und der Arbeit von JOSE ANTONIO ABREU (Venezuela). Der Film zeigt das Wunder, wie ein Musiklehrer das Leben von Tausenden (!) in Armut lebenden Kindern rettet und verändert, mit Hilfe der Musik.


    Ich habe gelesen, dass dieser deutsche Dokumentarfilm in Prag beim Festival von Fernsehproduktionen den Hauptpreis gewonnen hat.


    :hello:

    Lieber Frank,


    es geht um die CD-, die hier von Theophilus auch schon abgebildet wurde. Die Angaben sind die folgenden:


    Schubert: Piano Sonatas D9.58, D.960, D.959, Impromptus D.899


    Label Decca
    All Time Sales Rank 64991
    CD Universe Part number 6649296
    Catalog number 475184
    Discs 1
    Release Date Sep 02, 2008
    Mono/Stereo Stereo


    im Youtube gibt es eine Aufnahme der Sonate mit Maria Yudina - tatsächlich sehr kurios! (Natürlich wirken auch die Aufnahmequalität plus die YouTube-Geräusche auch recht verfremdend). Aber wenn jemand neugierig ist, ist das wohl auch eine Möglichkeit...


    Grüsse :hello:
    Piroska

    Der Reichtum an Informationen ist überwältigend! Einerseits wirkt das deprimierend - wann wird man das alles nachholen können... Andererseits ist das auch ermunternd: es gibt noch so viel schönes, was man vielleicht einmal erleben wird...
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    Ich hätte nur zwei Fragen. Vielleicht hat jemand etwas da hinzuzufügen.


    Mir gefällt die Sonate in der Interpretation von Andras Schiff auch sehr gut. Wird das auch von anderen (wie von "Zelenka") für etwas langweilig gehalten? (Zwar ist von den leider nur drei Varianten, die ich (stolz!) besitze, mein "Liebling" auch nicht die Aufnahme mit Schiff, sondern die mit Radu Lupu. Er spielt für mich "geheimnisvoller" - schlimm, dass man als Laie immer nur nach Metaphern greifen muss/kann... )


    Die zweite Frage bezieht sich auf das "Wienerische" bei Schubert. Der Hinweis darauf, dass es hier um die Wiener Klassik (und nicht etwa um das "Gemütliche" usw. ...) gehen könnte, war für mich wichtig. Denn "Wienerisch" im Sinne, wie es mir von meinem ungarischen Geschichtsbewusstsein eingegeben wird (vielleicht ganz falsch...!) hat für mich nichts mit Schubert zu tun.


    An Frank:
    Vielen Dank für den Hinweis auf Anna Malikova - inzwischen ist es mir gelungen, eine CD mit ihr zu hören, hat mir sehr gut gefallen, eine Entdeckung, dank TAMINO und Frank. :jubel:


    Gruss
    Piroska

    Liebes Klangbild,


    ich konnte zwar die Zymbalkünstlerin erreichen - aber die Antwort ist etwas schmal: sie haben keine "Noten" herausgegeben, sondern die "Rollen" einfach untereinander aufgeteilt, sonst halten sie sich ganz fest an das Original. Sie haben die Variationen aber nicht nur auf zwei Zymbals sondern auch auf dreien aufgeführt - leider ohne CD-Aufnahme. Auch hat sie auf weitere Varianten mit Gitarre hingewiesen. Die Informationsflut herrscht also auch in dieser Hinsicht.. . Wenn es für Dich interessant ist, die Musikschule, wo die Künstlerinnen tätig sind, ist m Internet hier zu erreichen: tothaladar.hu/de/aboutus.html


    Ja, Debrecen klingt tatsächlich etwas kulniarisch, wegen der Debreziner Würstchen - aber die gibt es doch auch in Wien und in Frankfurt, von dem Prager Schinken ganz zu schweigen...


    Hab einen schönen Tag!
    :hello:

    Bestimmende musikalische Erlebnisse mit historischem Hintergrund oder subjektive Nostalgien?


    Dieser schöne Konversationsfaden könnte auch als Grundlage für eine historische Forschung dienen.


    Meine ersten musikalischen Erlebnisse sind mit dem gemeinsamen Singen und mit dem Klavierspiel meiner Mutter verbunden. Wir hatten Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre keinen Plattenspieler, kein Radio – aber durch ein Wunder hatten wir ein Klavier. Die Lieblingsstücke meiner Mutter waren unter anderem Chopins Fantasie impromptu und das Frühlingsrauschen von Christian Sinding. Als Kind habe ich diese Stücke sehr gemocht – selber aber nie gespielt, auch nachher nicht. Das waren eben ihre Stücke.


    Für die Generation, die 1956 noch jung war, bleibt Beethovens Egmont Ouverture für immer mit den Tagen der Oktoberrevolution verbunden. Dies wurde im Rundfunk immer wieder gespielt, solange es noch eine Sendung gab… Wenn ich dieses Werk höre, fallen mir bis heute sofort jene Tage ein.


    Meine erste Schallplatte habe ich in einem Quiz gewonnen: Bachs Klavierkonzert in d-moll mit Richter und das Violinkonzert in a-moll mit Libor Hlavácek und mit Vaclav Talich, herausgegeben von Supraphon, irgendwann Ende der fünfziger Jahre. Anschließend haben meine Eltern useren ersten Plattenspieler gekauft. Lange Zeit war die Bach-Platte die einzige, die wir hatten und die wir immer wieder hörten. Das d- moll Konzert ist für mich bis heute eines der wichtigsten und „rührendsten” Musikstücke…


    Gruss aus Ungarn
    :hello:

    Wenn Harnoncourt – dann auch seine Schriften


    Ich habe sie sehr gern.


    Seine Bücher Musik als Klangrede und Der musikalische Dialog sind auch ins Ungarische übersetzt worden. Auch Monika Mertls Biographie Vom Denken des Herzens ist schon auf Ungarisch erschienen. Vielleicht kommt auch sein drittes Buch (Was ist Wahrheit? – ein gefährlich vielversprechender Titel – kennt jemand von Euch diese zwei Vorlesungen?)


    Das Interessanteste an seinen Büchern war für mich die sympathische, überraschende, jedoch nicht kühle Sachlichkeit, mit der er zum Beispiel über Bachs Interesse an den für die Musik bestimmenden Worten (= dass Klang und Wort gleichrangig sind) oder über Bachs besondere Vorliebe für den Klang von neuen Instrumenten (zum Beispiel die „oboe da caccia” und ihr Leipziger Erfinder) geschrieben hat usw.


    Und natürlich der ebenfalls sympathische „Zwiespalt” zwischen seiner Bestrebung nach historischer Entdeckung/Treue und seiner Überzeugung über die doch und unausweichlich „heutige” Interpretation. Ist das so auch für seine musikalische Leistung charakteristisch?


    :hello:

    Gulda viermal – Backhaus ewig



    Da ich aus einer ganz anderen Welt komme, wo Schallplatten von ganz anderen Firmen und Interpreten erschwinglich waren (und sind…) und wo man sich vor allem auf das (sonst sehr niveauvolle) Radiosendungen und auf die wenigen feinen Musikbiblitotheken verlassen konnte (und kann…), sind meine diesbezüglichen Kenntnisse auch wesentlich schmäler als Eure. Deshalb freue ich mich, dass „mein” Beethoven genau mit denen übereinstimmt, die in diesem Konversationsfaden Gulda und Backhaus genannt haben.


    Backhaus kenne ich seit vielen Jahren, für mich ist er der Beethoven-Interpret par excellence.


    In Bezug auf Gulda habe ich eine Frage an Euch – vielleicht kann mich jemand aufhellen. In den siebziger Jahren hat die tschechoslowakische Schalplattenfirma OPUS die Lizenz von AMADEO gekauft und eine Serie der Sonaten, gespielt von Gulda, herausgebracht, die konnte ich mir damals ergattern. Diese Serie ist die vierte an der Reihe (1967), sie soll einen ganz anderen Beethoven und einen ganz anderen Gulda zeigen als die zweite komplette Aufführung für DECCA (etwa zehn oder noch mehr Jahre früher). Die DECCA-Aufnahme konnte ich noch nie hören. Es wäre so schön zu wissen, wie man den Unterschied – wenn überhaupt – formulieren könnte!! Vielleicht kann das jemand von Euch tun.


    In den vergangenen Jahren habe ich als Geschenk noch eine Aufnahme bekommen, aus den USA, die Aufnahme stammt von der Firma GM Recordings, Russell Sherman heißt der Pianist. „Seine” Beethoven-Sonaten sind für mich fast ganz ungenießbar, irgendwie hart und spröde, manchmal auch rhythmisch ganz überraschend anders. Vielleicht bin ich allzu verwöhnt? Oder wird man, wenn man immer die gleichen Aufnahmen hört, so sehr davon beeinflusst?


    Grüße aus Ungarn. P.

    Große Pianisten und ihre Transkriptionen einst und jetzt


    Da ich das Klavier für das fast allerschönste und allerwichtigste Musikquelle für mich halte, dachte ich, da muss ich mich auch kurz melden, mit einem Hinweis auf die Transkriptionen von FranzLiszt, unter anderem auf die Transkripte aus Wagners Opern. Anfang der 80-er Jahre erschien bei HUNGAROTON eine Schallplatte mit Zoltán Kocsis, wo er Liszts Wagner-Transkriptionen mit zwei eigenen ergänzt spielt: mit einer Einleitung zu Tristan und Isolde und mit einem Vorspiel zu den Meistersingern von Nürnberg. Damals war das eine riesige Diskussionsfrage in den Kreisen der Musikwissenschaftlern und der Laien - letztere, unter ihnen auch ich, waren begeistert.


    :hello:

    Hintergrundmusik ist etwas Schönes!!!


    Beim Bügeln und bei anderen Hausarbeiten, wenn man am Computer sitzt und korrigiert, wenn.. wenn usw.
    Bestimmt haben wir alle unsere dazu passenden Lieblingsstücke...


    Für die Laien, wie ich es bin, ist es außerdem auch von Belang, wie oft man ein Werk hört, bis man das so gut in Erinnerung hat, dass man bei einer anderen Interpretation auf Unterschiede aufmerksam wird. Für mich sind die drei Etappen des Musikhörens nach wie vor wichtig: das erste Hören (mit oder auch ohne Begeisterung...), die Phase, wo ich geneigt bin, das innerlich "mitzusingen" (die Phase der wichtigen Wiederholungen) und die Phase, wo ich das schon zu kennen wähne... Und ganz besonders schön ist es, wenn sich herausstellt, dass ich es doch noch nicht kenne, oder nicht SO kenne, wie ich es gerade höre. Aber um so weit zu kommen, brauche ich meinerseits das Werk mehrere Male zu hören. Und da die Zeit knapp ist, tu ich das gern auch neben anderen Tätigkeiten, immer wieder...


    :hello:

    Ein herrlicher Konversationsfaden war das!
    Er könnte auch als Grundlage zu einem passenden Buch dienen....
    Da könnte man wohl nur noch wiederholen, was andere gesagt haben.
    Deshalb zitiere ich noch einmal den vorletzten Chatter:


    "Um mal ganz auf die Ausgangsfrage zurück zukommen.
    Ich persönlich würde eine Oper dann zeitlich versetzten, wenn das machbar ist.
    Ich wäre wahrscheinlich weniger radikal, weil ich in den meisten Fällen, dem Libretto die gleiche Bedeutung zukommen lasse, wie der Musik.
    Aber das muss jeder selbst entscheiden, in wie weit er da was verändert" (Der Lullist)


    Ich füge doch noch eine Bemerkung hinzu.
    Da ich in meiner Heimat so ganz aufwirbelnde Inszenierungen noch nie gesehen habe und ähnliches nur im Fernsehen sehen konnte (sehr selten), da ich aber vom Thema Vieles in den Zeitungen und im Internet gelesen habe, hätte ich doch große Lust, auch so etwas zu sehen. Wahrscheinlich würden sie mir nicht gefallen - das, was ich von Neuenfels' Traviata in Berlin gelesen habe, wirkt beim Lesen nicht sehr erfreulich, aber der Grundgedanke, wie das aufgefasst und was da mitverstanden wurde, scheint doch greifbar und interessant zu sein. Möglicherweise geht es nicht um den Reichtum der Interpretationsmöglichkeiten, sondern um die Aggressivität des modernen Theaterwesens und und und...


    Ein schöner Gruss an alle Diskussionsteilnehmer! :jubel:


    Piroska :hello:

    Antwort vor allem an Melisma: :jubel:


    Ja, YouTube war auch für mich eine riesige Entdeckung. Ich hänge außerdem fast immer am Radio und habe viele Mitschnitte, die mir wichtig sind.


    Und beneiden tue ich alle, die die Gelegenheit haben, im Chor mitzusingen!
    Das ist auch eine Art Sammeln -- und vielleicht die schönste Art, sich zu bilden.
    :jubel:


    :hello:
    Piroska

    Alkohol und ...


    "Es ist wie so oft im Leben:
    Kann sein, muss aber nicht!"


    Das hat in diesem Konversationsfaden "Hammel" geschrieben (das Zitieren in der üblichen Form ist mir nicht gelungen... zu wenig Übung...) und das klingt gut und beruhigend.


    Aber wie steht es mit Musik machen? Zum Beispiel singen (und zusammen sein und auch mal ein wenig guten Wein trinken)? Wenn im Freundschaftskreis zusammen musiziert wird, das ist bestimmt ein Geschenk vom Leben. Und ich halte es auch für ein Geschenk, wenn man die Gelegenheit hat, mit anderen zusammen zu singen, zum Beispiel in einem Laienchor, wenn es zeitlich möglich ist, und wenn es überhaupt so etwas in erreichbarer Nähe gibt. Mein Großvater war Lehrer und Kantor in einem kleinen Dorf der Monarchie Österreich-Ungarn und hatte dort einen kleinen Männerchor. Wie mir damals meine Mutter erzählte, haben sie sechsstimmige Chorwerke gesungen. Gibt es irgendwo noch solches? Ich singe nur noch für und mit kleine(n) Kinder(n) um mich herum...
    :hello:


    Verzeihung - das war nur ein plötzlicher Exkurs im Konversationsfaden...

    Hut ab vor allen Musiklehrern! Sie haben es bestimmt nicht leicht.
    I
    ch fühle mich durch dieses Thema immer angesprochen. Einfach weil ich glaube, dass die Menschen Musik brauchen und dass es eine besonders schöne Freudenquelle sein kann, wenn jemand an den Werken der klassischen Musik Freude finden kann. Warum sollte man dann nicht versuchen, anderen dazu zu verhelfen – natürlich ohne Zwang und vielleicht auch ohne aktuellen Erfolg.


    Die Idee, den Musikunterricht mit Geschichte, Kunstgeschichte usw. zu verbinden, finde ich für sehr gut. Ich glaube, sie werden von vielen Musiklehrern auch praktiziert.


    Ich möchte gern wissen, wo die so genannte Kodály-Methode (die relative Solmisation, didaktisiert mit Hilfe von einem Liederschatz, in Ungarn knüpft sich das an den Namen von JenQ Ádám) außer den ungarischen Musikschulen noch verwendet wird. Diese Methode ist mit dem Singen verbunden.


    Da muss ich mich auch fragen, ob die Kinder heute (und die Teenager erst recht) überhaupt noch singen können / wollen. Bei einem Klassenausflug hat man in meiner Jugend im Bus die ganze Zeit unsere schönen Pentaton-Volkslieder gesungen. Heute hört man das nach meinen Informationen gar nicht mehr, weil die Musik, die die Jugend mag, weder vom Text, noch von der Melodie her in dieser Art (mit)gesungen werden kann. Nichts gegen diese Musik – aber warum nur diese?


    Ein noch nicht ganz gut ausgenützter Bereich des Musikunterrichts ist auch der Computer. Es gibt bei uns eine CD-Serie mit interaktiven Spielen für Kinder, ich kenne sie durch die Kinder in meinem Freundeskreis. Am besten gefällt mir die CD „Manó Muzsika“ (Musik von Zwergen). Man (nicht nur das Kind!!!!) kann stundenlang damit herumspielen. Es ist schon gleich am Anfang nicht ganz einfach, in das „Land der Instrumente“ hinein zu gelangen, und dann muss man verschiedene Aufgaben lösen, wenn man die entsprechenden Punktzahlen usw. sammeln und gewinnen will. Man kann Instrumente nach dem Hören unterscheiden lernen und Komponisten ihre Werke zuordnen und alles wird in gut aufgebauten Schritten vermittelt und dann geübt und kontrolliert. So was sollten die Informatiker und die Musikkundigen in verschiedenen Formen und mit verschiedenen Aufgaben usw. zusammenstellen!!!!!


    „Ulrica“ schreibt in einem Konversationsfaden (ich kann nicht mehr rekonstruieren, wo :O …), dass die Leute auch Anderes mögen würden, wenn ihnen auch mal was Anderes angeboten würde, nicht nur immer dieselbe Musik usw. Ich glaube, sie hat recht. Wenn gute Computerspiele mal durch „klassische“ Musik begleitet würden, könnten die Kinder diese Musik genauso lieb gewinnen, wie zum Beispiel die Millionen, die seit den achtziger Jahren mit großer Begeisterung Nobuo Uematsus Musik zum Final Fantasy hören und spielen.


    Gute Nacht - und einen schönen neuen Tag :hello:
    Piroska

    Eine Frage zu der Märchengeschichte


    Ich habe vor kurzem eine für ein kleines Theater sehr gut gemachte Inszenierung von Turandot in meiner Heimatstadt gesehen. Die Stimmen waren auch gut - lauter sehr begabte junge Leute. Früher ist mir nie so krass aufgefallen, wie instabil diese GEschichte dramaturgisch ist. Alles, was nach dem Tode von Liu geschehen ist, war irgendwie unbegründet, die Höhepunkt war mit Lius Tod vorbei. Die aufflammende Liebe von Turandot und das positive Ende konnten zwar durch die Inszenierung, unterstützt durch schöne symbolische Bilder und Farben glaubhaft oder mindestens nicht unglaubhaft gemacht - aber das ist doch eine Oper mit einem Bruch in der Mitte, und das nicht nur infolge der Historie der Entstehung.


    Trotzdem ist das natürlich ein großes Werk


    :hello:

    Tamino ist eine Quelle von immer neueren Entdeckungen!!!


    Ich gestehe, ich habe von diesem Komponisten noch nichts gehört :O :O :O - außer einer Flötenkonzert, die in der hiesigen Musikhochschule einmal vorgeführt wurde. Das hat mir damals sehr gut gefallen.
    Warum wird ein Donizetti oder ein Bellini so berühmt und so oft gespielt und warum wird ein Mercadante vergessen? Ich weiß, es ist eine typische Gretchenfrage.... Aber es wäre so gut, mindestens etwas davon zu verstehen ...


    :hello: