Beiträge von kopiroska

    Live Aufnahmen aus den Jahren zwischen 1948 und 1950 sind im Bartók Radio immer wieder zu hören


    Klemperer war nämlich nach dem II. Weltkrieg einige Jahre lang Dirigent der ungarischen Staatsoper in Budapest, es gibt eine ganze Reihe von berühmten Live-Aufnahmen mit ihm. Damals war der heiß geliebte Heldentenor der Ungarn József Simándy noch ganz jung, mit ihm gibt es auch eine Aufnahme vom Lohengrin und es gibt auch eine CD mit verschiedenen Aufnahmen aus Klemperers Budapester Zeit, leider kenne ich das nur vom Hörensagen...


    :hello:

    Zeitliche Versetzung UND alles, was das moderne Theater bieten kann


    Vielleicht ist die zeitliche Versetzung nicht einmal das Wichtigste dabei, wie ein Stück (Theaterstück Oper usw.) neu gedacht und interpretiert wird.


    Eine Entführung aus dem Serail kann auch so inszeniert werden, dass man immer wieder die Gefahr erlebt und dass es einem gruselig wird - und auch so, dass man über den alten Osmin lacht. Die erste VAriante scheint den modernen Inszenierungen näher zu stehen, wenn man den Berichten und Kritiken glauben kann.


    Ich habe zwei Inszenierungen von Bartóks "Herzog Blaubarts Burg" gesehen, eine märchenhaft-historische und eine hochmoderne und die zweite war für mich wichtiger und tiefer. Die Philosophie des Stückes brauchte keine märchenhaften Kostüme - aber die Farbensymbolik und all das, was das Theater an Bildern zeigen konnte, haben den symbolischen Inhalt sehr gut hervorgehoben.


    Das moderne Theater kann so viel, warum sollte es das nicht auch an den Opern zeigen? Natürlich kann das recht schief gehen, wenn es nur um "Mode" und um die "Selbsverwirklichung" des Regisseurs usw. geht.


    :hello:

    Ich höre im YouTube das Van Cliburn Piano Competition, genauer gesagt einige wenige Augenblicke davon, vor allem, weil mich jemand auf einen jungen Pianisten aufmerksam machte, von dem wir eventuell noch hören werden. Er heißt Nobuyuki Tsujii und , so habe ich gehört, er spielt mit fantastischer Sicherheit und Frische - er ist blind. - Aber im Augenblick höre ich nicht ihn, sondern Edurad Kunz (ein junger Russe), der Scarlatti spielt, sehr romantisch!!! Mindestens so romantisch, wie damals Rudolf Barschai und sein Ensemble die Brandenburgischen Konzerte gespielt haben...
    :hello:

    Kritikermeinungen, Rezensionen, Amazon-Infos usw.


    Ich lese sie alle... Auch das Tamino-Forum war für mich beim ersten "Hineinschnüffeln" eine Schatzgrube von Infos und Meinungen. Wie könnte man sonst in der enormen Fülle von Produkten zurechtfinden? Oder genauer gesagt: ich selber könnte mich noch weniger zurechtfinden, und das wäre bei dem Kauf einer CD (oder beim Lesen eines Buchs) noch katastrophaler. (Das Geld ist knapp, Zeit ist Geld und noch knapper...)


    Natürlich ist das im Falle der großen Klassiker nicht nötig. Man kann, wenn man will, ein noch nicht gelesenes Buch von Hesse oder Grass oder usw. ohne Rezensionen und Klappentexte kaufen/lesen. Aber bei einem neuen Roman bin ich schon vorsichtiger... Für einen Sammler wäre es Unsinn, Kritiken zu lesen, wenn es ihm darum geht, vom geliebten Komponisten neue Interpretationen zu kaufen/hören. Aber wenn es um Komponisten geht, von denen man (ich) keine Ahnung habe, freue ich mich besonders, wenn mir jemand darüber erzählt. S. dazu auch: "FORUM für KLASSIK und ROMANTIK » SINFONIE - KONZERT - ORCHESTERMUSIK in KLASSIK und ROMANTIK » Unbekannte Klavierkonzerte aus dem 19. und 20. Jahrhundert - vielen Dank an Udo für die Beschreibung!!! :jubel:


    Gruß
    P.

    Opern zeitlich versetzen



    Ich habe vor vielen, vielen Jahren einmal Mozarts Don Giovanni in modernem Gewand gesehen. Ich kann mich noch ganz genau an die Szene erinnern, wo Donna Elvira erschien. Die Szene spielte vor einer Wurstbude, an einem Brückenkopf. Die Wurtsbude und die Brücke spielten auch später eine wichtige symbolische Rolle. Ich kann mich noch an die Überraschung erinnern, angesichts der ersten Szenen, und aber auch an die zweite Überraschung: dass die Inszenierung funktionierte!


    :hello:

    Hallo Entenfahrer,
    der „Trumpf” hat mir gut gefallen! (Obwohl kein Mozart…). Ich konnte zwar nicht die empfohlene CD oder Platte hören (ich kann von hier aus CD-s kaum bestellen, wir sind noch keine Eurozone, unerschwingliche Preise usw., und die Musikbibliothek der hiesigen Hochschule ist zwar eine sehr wichtige Schatzgrube für mich, aber mit Jazz sind sie recht schlecht versehen), aber es gibt die einmalige, riesige Weltmusikbühne YouTube und dort habe ich Vieles gefunden. Ich sage nicht, dass das Arts Ensemble of Chichago gleich zu meinen absoluten Lieblingen gehören wird – aber es ist gut, auch mal kräftigere Rhythmen zu hören!


    Als noch immer eine Anfängerin im Bereich Jazz darf ich vielleicht doch auch eine CD empfehlen, die ich bekommen habe und die mir gut gefällt:
    André Previn (Klavier), Mundell Lowe (Gitarre) und Ray Brown (Bass): Old Friends (Live)
    Bekannte Melodien, schöne klassische Improvisationen (auch wenn viel weniger lebendig als das Thelonious Monk-Trio oder das Bill Evans Trio…).
    (Vgl. auch: Das Klaviertrio im Jazz )
    Ich freue mich über jeden Hinweis!


    Alles Gute!
    P.

    Lieber „Musicophil“ und liebe „Alle“,


    der Gedanke der Universalität habe ich für wichtig gehalten, und Mozart gehört auch bei mir zu den (nicht wenigen …) „Allerersten“, deshalb diese meine Reaktion.


    Die Universalität von Mozart ist ein Gedanke, der auf recht viele Weise verstanden werden kann. Neben der Universalität der emotionellen und gedanklichen Aussage und der Universalität in Bezug auf all die angesprochenen Hörer und auf die vielen Gattungen könnte man u. a. auch über die Universalität der Formen nachdenken und das auch historisch untermauern.
    Zu den vielen möglichen Auslegungen habe ich hier einen Teil aus einem für mich wichtigen Buch übersetzt – vielleicht findet Ihr es interessant. Das Buch behandelt Beethovens Schaffen – umso interessanter ist, was man da über Mozart und seine Zeit lesen kann und vor was für einem Hintergrund der Pharos Beethoven erscheint, glaube ich.


    „Alle großen Kulturen von Sprache, Musik und Kunst bringen ein Inventar von Fertigteilen, Formeln und Wendungen = einen „Wortschatz“ mit sich, der in der gegebenen Zeit von allen verwendet werden kann … Ein solches System von Konventionen erschwert die Lage des Künstlers nicht, im Gegenteil: Er kann sich auf die fertigen Formeln verlassen, wie auf die konventionellen Zeichen einer Sprache, von denen man weiß, dass sie für alle das Gleiche bedeuten. Dadurch wird der Künstler von bestimmten „Aufgaben“ befreit: er muss nur auf die Unterbringung dieser Formen achten und seine schöpferische Kraft kann er zu anderen Zwecken verwenden. Der gemeinsame „Wortschatz“ kann in seinen Werken trotzdem einen besonderen Sinn erhalten, Sammartinis Melodien entwickeln sich ungemerkt zu Melodien von Haydn, die Sonaten-Thematik von Christian Bach wird an einem Tag zu einer typischen mozartschen Eigenart…Das 18. Jahrhundert glaubt fest daran, dass alle Elemente der musikalischen Sprache eine genaue und unersetzliche Bedeutung für unser Gefühlsleben haben. Ein D Dur feiert etwas, ein Es Dur ist majestätisch, aber warm, oft mystisch-religiös oder verliebt, ein c Moll ist immer finster traurig, ein g Moll ist schneidend tragisch, ein A Dur schwebend spielerisch und glücklich. … Die Kunst versetzt den Künstler in ein gemeinsames, geräumiges, vertrautes Zuhause. … Es ist nur natürlich, dass in diesem warmen Heim nicht das Werk, sondern der Typus bestimmend ist. In der Kunst der goldenen Zeitalter kommt dem Spielerischen besondere Wichtigkeit zu. Ein Spiel ist zugleich auch immer ein Ritual, das in bestimmten Rahmen immer wiederholt werden kann. Das Kunstwerk steht nicht allein, sondern in Gruppen. Nicht eine Sonate, sondern eine Gruppe von Sonaten entsteht, nicht ein Streichquartett, sondern eine Serie von Quartetten werden verfasst, sie sollen doch alle den Typus und die Gattung variieren, um das Idealbild der Sonate oder des Streichquartetts von jeweils anderen Seiten zu erreichen und aufzuzeigen. Dieser Reichtum ist nur vorstellbar, wenn der Schöpfungsprozess selbst verhältnismäßig leicht, reich und spielerisch ist. Der Künstler des 18. Jahrhunderts verfasst seine Werke wirklich so ähnlich: sie sprießen üppig und reich hervor und zeigen eine Vielfarbigkeit wie die Vegetation. … Stimmen und Instrumente führen vor, was ihnen ihre innere Natur vorschreibt, alles ertönt dort und in der Art und Weise, wo und wie sie aufs natürlichste und zugleich aufs vollkommenste ihre Rollen vortragen können. … Die Fähigkeit der westlichen Musik, große Formen in ihrer Vollständigkeit zu gestalten, steht wohl in dieser Zeit auf dem Höhepunkt; Gedanke und Klang werden zu Formen, aus der Materie entsteht der Geist. – Und da geschieht etwas: Nach 1790, parallel zu der französischen Revolution, wird das Bild etwas verschwommen und es verändert sich.


    (Auszüge aus: Szabolcsi, Bence: Beethoven)



    Alles Gute!
    P.

    „Mein” Schubert ist traurig, fast tragisch. Das Traurige ist schön, hinreißend schön. Nicht immer hatte ich diese „Meinung“ (dieses „Gefühl“ usw.). Das Impromptu Opus 90 No. 4 (As Dur) war für mich früher ein Ausdruck der immer nach oben strebenden Energien. Jetzt höre ich es wie den wiederholten Versuch, wieder neu anfangen zu wollen, wo man doch von vornherein weiß, dass all die Versuche nach etwas Unerreichbarem trachten. Früher haben mich die lieblichen Melodien eines Forellenquintetts u. ä. m. in ihren Bann gezogen – jetzt fällt mir immer wieder auf, dass neben der Lieblichkeit auch ein tiefer, trauriger Blick da ist, auch wenn nur für einen Moment, in einem plötzlich erschütternden Akkord. Im Falle der Variation als „Gattung“ versteht sich von selbst, dass Leichter-Heiteres und Melancholisch-Trauriges nacheinander folgen. Wenn aber zum Beispiel im Impromptu op. 142 No. 3 (im hell glänzenden B Dur) nach den Variationen von neuem das einfache, „liebliche“ Anfangsthema ertönt, erscheint ganz unerwartet ein einziger Akkord, tief, traurig, fast finster, um gleich danach wieder zum Thema zurückzukehren: wie ein Versuch, sich mit dem Schicksal doch versöhnen zu wollen, obwohl man weiß, dass es das Stärkere ist. Dies erlebe ich neulich in allen Schubert-Werken, die ich endlos hören könnte (vor allem Kammermusik bzw. Klavierwerke. Die Impromptus sind für mich erschütternd schön in der Interpretation von Clifford Curzon – 1952 – und Dinu Lipatti – 1950 – und natürlich auch in der Auffassung von Alfred Brendel und Andras Schiff, vgl. auch: Schubert, Franz: Impromptus )


    Alles Gute!
    P.

    Hallo lieber Reinhard,


    wenn Du auf der WEB-Seite des Bartók-Radios oben rechts auf das kleine Bild klickst, kannst Du das Porgramm lesen, das ist nämlich das Programmheft. In der linken Menüleiste soll man dann auf MR 3 klicken, dann erscheinen die Tage der Woche /des Monats, zum Schluss kann man auf den Tag klicken und schon kann man das Programm lesen. Lesen ist viel leichter als verstehen, mögen die Ansager sprechtechnisch noch so gut ausgebildet sein... aber leider eben in dieser etwas komplizierten finnischugrischen Sprache... Dagegen sind die Komponisten und meistens auch die Werke in allen Sprachen (fast) gleich!


    Grüße aus dem heißen und trockenen Debrecen.
    P.

    Hallo lieber a.b.,


    einfachheitshalber antworte ich doch hier und gleich. Ich gebe zu, der Typologisierungsgedanke war übereilt. Ich lasse mich immer hinreißen, wenn es darum geht, wie man junge Leute für die klassische Musik gewinnen könnte.


    Woran ich dachte, wäre vielleicht nur ein Versuch mit Fragebögen/Statistiken, zusammengestellt von Soziologen, Psychologen und Musikwissenschaftlern (ich bin keines von allen… und wie man weiß, dem Kiebitz kommt nichts zu teuer…), mit vorsichtigen Fragen darüber, ob Musik gehört wird, was gehört wird, und mit Hörbeispielen zum Wählen, welches besser gefällt.


    Zu der Vorbereitung müsste gehören, einen Überblick darüber zu gewinnen, wie die „Schon-Musikliebhaber“ selber ihre „Lieblingsmusiken“ zusammenstellen. Wenn das statistisch auswertbar wäre, dann müsste man vor allem die Hypothese bekräftigen (oder auch wegwerfen), dass es nicht ganz zufällig ist, welche Stücke oder welche Komponisten zusammen, zu zweit, zu dritt oder in ihrer Gesamtheit dem gleichen Zuhörer am nächsten liegen. Dies ist eine bestimmt nicht uninteressante Hypothese. Gängige Teilhypothesen sind zum Beispiel, dass Anhänger von bestimmten Jazz-Richtungen die Barockmusik mögen (und nicht etwa Weber oder Schubert) usw. Auch wenn das stimmt, so müssen wir dabei doch unbedingt auch mit vielen weiteren Faktoren rechnen, die auch nicht so ohne weiteres gleich überschaubar sind (zum Beispiel mit der Improvisationstechnik bzw. Improvisationsmöglichkeit, die Barock und Jazz verbinden mag, oder mit Modetrends usw. usf.)


    Erst wenn man zu auswertbaren Daten kommen könnte, könnte man darüber nachdenken, wie die „Noch-Nicht-Musikliebhaber“ befragt werden könnten, mit den gleichen Gefahren der Gesamterscheinung verbunden, nicht zuletzt auch mit der persönlichen Einstellung („Ich möchte das schon kennen“ versus „was kümmert’s mich“). Und nur wenn da auch überprüfbare Ergebnisse erhalten werden könnten, könnte man sich den Kopf zerbrechen, damit die passenden Methoden der Musik-Vermittlung gefunden werden.


    Laienhaft kann man da wohl nur seinen persönlichen Beobachtungen folgen, darf sie aber keineswegs verallgemeinern. Allerdings sollte man (so glaube ich) die persönlichen Beobachtungen, wenn auch nicht überschätzen, aber mindestens schätzen und immer wieder testen/überprüfen, wenn sich eine Möglichkeit anbietet.


    Ich bin einmal im Internet auf eine WEB-Seite gestoßen, wo man Lieblingskomponisten und Lieblingsinterpreten angeben konnte. Darauf hin erschien ein „Sternenhimmel“ mit Namen, wo man ablesen konnte, was die anderen, die die gleichen Namen angekreuzt haben, noch mögen, und zwar so, dass mitten auf dem Bildschirm man seine eigene Wahl sehen konnte und ringsum, näher oder ferner, die anderen Musikernamen, die von anderen x Surfern gewählt wurden. So konnte man ablesen, dass für diejenigen, die, sagen wir, Giulio Allevi mögen, auch Vivaldi und Yiruma wichtig waren, aber, sagen wir, Deep Purple nicht oder nur ganz am Rande des Bildschirms erschienen. Leider konnte ich dieses hübsche Computerspiel nicht noch einmal entdecken…


    Hoffentlich war diese Antwort keine zu große Enttäuschung…


    Gruß und einen schönen Tag morgen.
    P.

    Hallo liebes Klangbild,


    die Geschichte des Tympanons war sehr interessant! Ich bin keine Musikerin, spiele auch kein Instrument (mehr), lese aber begeistert über alles, was mit Musik zusammenhängt. In der Stadt, wo ich lebe, gibt es eine Musikhochschule, dort kann ich gern nachfragen, was die Noten anbelangt - allerdings wird das wohl einige Zeit dauern, zumal sie sich hier mit Zymbalmusik nicht beschäftigen.


    Es war schön, eine Nachricht aus der Schweiz zu bekommen!
    Alles Gute!
    Piroska

    Hallo ab,
    danke für Deine Reaktion - wie macht man das, wenn man jemandem antworten möchte, aber nicht in diesem Konversationsfaden? Ich kenne mich in den vielen Rubriken des Forums noch nicht ganz gut aus... In den vielen Fäden (=Threads) fühlt man sich leicht eingefädelt...
    Guten Morgen!
    P.

    Hallo lieber Reinhard,
    nein, die zweite Frage soll auch gar nicht gestellt werden - vielleicht habe ich mich nicht eindeutig genug ausgedrückt, das ist eine Frage, die in einem freundschaftlichen Forum für Nicht-Nur-Fachleute nicht diskutiert werden kann (oder nur in Form von leicht irreführenden subjektiven Anmerkungen und das ist vielleicht nicht so besonders gut). Aber gern würde ich von den Beweggründen der Liste lesen, es sei denn, der Verfasser nimmt mir den Wunsch nicht übel und hat Zeit und Lust zum Antworten. Wie er sich auch entscheidet - die Liste war sehr interessant, vielen Dank dafür.
    Guten Tag auch!
    P.

    Hallo lieber Udo,


    das ist aber eine ungewöhnliche Liste von Lieblingskonzerten! Ich muss gestehen, viele Namen habe ich jetzt das erste Mal in meinem Leben gelesen. Ich bin Dir echt dankbar. Neues zu entdecken ist immer schön.


    Andererseits frage ich mich auch unausweichlich, was der Status dieser Meister in der Musikgeschichte ist, bzw. sein sollte. Deine Sammlung entspringt wohl auch einem spezifischen Interesse (vielleicht dem Interesse eines Sammlers oder eines Forschers?).


    In einem Internetforum kann man die Frage, warum diese Meister so wenig bekannt sind, wohl nicht sinnvoll stellen (wenn ich annehmen darf, dass die anderen Leser des Konversationsfadens sie auch nicht notwendig kennen), es gibt viel zu viele historische, soziologische usw. Gründe dazu, die man überblicken bzw. mit einbeziehen müsste.


    Die andere, wirklich heikle Frage, ob diese Meister tatsächlich Wesentliches geleistet haben, und ob nur ihr persönliches Schicksal, ihr Wohnort, die damals herrschenden Trends usw. negativ auf ihren „Ruhm“ auswirkten, kann man ebenfalls nicht sinnvoll stellen, denn dazu müsste man auch das Kriterium angeben, nach dem man über den musikalischen Rang usw. ein Urteil fällen könnte, und das könnte wohl auch den Rahmen des Forums sprengen.


    Trotzdem kann ich nicht umhin, zu fragen, was Dich angeregt hat, diese Liste zusammenzustellen? Was ist für Dich subjektiv an diesen Stücken wichtig / hinreißend? Wenn die Fragen zu impertinent oder überflüssig sind (= man soll die Stücke selber hören und fertig…), dann bitte ich um Entschuldigung. Aber die Liste wirkt wie Zündstoff. Man hat so wenig Zeit im Leben. Es gibt so viele wunderbare Werke, die man nicht genug hören kann.


    Andererseits halte ich es natürlich für recht möglich und „schicksalhaft ungerecht“, dass einige Meister, ob im Leben oder später, zu Ruhm gelangen, während andere, die vielleicht Hervorragendes geleistet haben, von der Nachwelt trotzdem vergessen werden. Deshalb ist Deine Liste nun auch doppelt und dreifach interessant.


    Wenn es für Dich interessant wäre, könnte ich Deine Liste mit ungarischen Namen aus der gleichen Zeit ergänzen (aber damit will ich nicht sagen, dass ein Mihály Mosonyi, dessen Werke, u. a. das Klavierkonzert in e-Moll auch Franz Liszt hochgeschätzt hat, einem Schumann oder auch einem Saint-Saëns vorangestellt werden könnte, obwohl ich es auch mal anhöre, wenn ich mir dazu die Zeit nehme.)


    Alles Gute.
    Piroska

    Hallo liebe „Alle“,


    das ist auch ein recht lehrreicher und interessanter Konversationsfaden, auch wenn ich mich dabei ein bisschen verunsichert fühle, weil ich nicht genau weiß, wer „überzeugt“ werden soll (wie Ihr ja das auch selber in einigen Beiträgen formuliert/gefragt habt).


    Bestimmt ist das einerseits absolut personenabhängig, wer wie und wann (und ob überhaupt) zum Streichquartettfan wird, andererseits wäre das schon eine reizende Aufgabe, bestimmte Musikliebhaber-Typen festzustellen, damit man passende Mittel zur Überzeugung finden kann, besonders wenn man vom pädagogischen Eifer gedrängt so gern erreichen möchte, das all das, was ihm wichtig und schön ist, auch den anderen wichtig und schön gemacht wird.


    Bei der Generation der jetzigen Väter und Mütter hatte ich es noch leichter. Große Erfolge waren (zwar keine Streichquartette, aber gute Vorläufer für spätere Fans) Schuberts Sonate Arpeggione und Mozarts Klarinettenquintett, letzteres mit Benny Goodman, der Name war bei der damaligen jungen Generation ein besonderer „Lockruf“. Ich erinnere mich außerdem noch an eine Langspielplatte, bei der junge Leute anno dazumal gefragt haben: „Was ist das für eine wunderbare Musik?“ Das war eine ungarische Aufnahme (damals hatten wir ja praktisch nur Aufnahmen aus den Ostblockstaaten) von Mozarts Divertimento für Violin, Viola und Cello, KV 563, in Es Dur (mit Dénes Kovács, Géza Németh, Ede Banda). Das vierte Musikstück, das erwähnt werden könnte, ist Borodins zweites Streichquartett in D Dur (Nr. 55, an seine Frau gewidmet – das war für die Mädchen auch eine wichtige Information….)


    Bei der Generation der jetzigen Teenager bin ich ratlos. Nicht nur in dieser Hinsicht. Aber das liegt wohl auch – oder viel mehr – an mir.


    Alles Gute.
    P.

    Lieber Thomas „Entenfahrer“,


    Du hast beim anderen Konversationsfaden (den ich beim besten Willen nicht wieder finden kann…) geschrieben, dass Mozart bei Dir nicht zu den großen Favoriten gehört. Ich meine, Du hast Dein gutes Recht dazu. De gustibus non est disputandum. Auch hat dort jemand in seiner Antwort wichtige Gründe (soziologischer, medienpsychologischer usw. Natur, mit bes. Rücksicht auf das Mozart-Jahr usw.) genannt, warum viele Leute Mozart nicht absolut positiv beurteilen. Nur wollen wir, die anderen, doch so gern versuchen, unsere Meinung immer wieder zu betonen. Und Du bist auch diesem meinem pädagogischen Eifer zum Opfer gefallen…


    Als ich Dich hier, bei diesem Konversationsfaden entdeckt habe, ist mir eingefallen, dass die „Klavierriesen“ Keith Jarret und Chick Corea auch Mozart gespielt haben, K. J. einzeln und beide auch ein Doppelkonzert zusammen. Vielleicht findest Du das für interessant, wenn Du es noch nicht kennst. Alle Dateien kann man im Google finden. (Um ein bisschen zu prahlen: Chick Corea habe ich in Debrecen !, in diesem weltvergessenen Nest am Rande der Pussta gehört, u. a. hat er auch Mozart gespielt – Mozart-Jahr, glaube ich – und es ist ihm gelungen, das steife Publikum eines eleganten Konzertsaals zum Singen zu bringen. Das nur nebenbei…)


    Auch wollte ich zugleich fragen, was Du und die Anderen über die CD „Mozart meets Cuba“ denkt. Die CD soll ein Riesenerfolg sein. Mich, die ich mich für einen Mozart-Fan halte, macht sie nicht glücklich, weil die Motive, die aufgegriffen werden, viel zu bekannt sind und das neue Gewand viel zu kurz ist… Allerdings habe ich nur Teile davon gehört. Das Ensemble ist aber nach meinem Dafürhalten gut. (Allerdings nicht besser als die Kubaner in Wim Wenders - Film... im Gegenteil...)


    Alles Gute.
    Piroska
    (ebenfalls Neuling, vielleicht deshalb so beflissen)

    Liebe(s) Klangbild,


    der Hinweis auf die Transkription war sehr wichtig, auf Grund des Ausschnittes (YouTube) ist das wirklich ein reizender Klang. Ich dachte, ich füge als Ergänzung auch die Transkription der Goldberg-Variationen für zwei Zymbals hinzu. Seit der Tätigkeit von Aladár Rácz (ein Freund von Bartók und der erste Vertreter von Barockmusik am Zymbal) gibt es in Ungarn an der Musikakademie auch das Fach Zymbal. Moderne Autoren komponieren recht gern für dieses Instrument. (Unter den ersten Stranwinsky und Kodály, später Kurtág u. a. m.)


    Das sind die Daten der CD:


    Bach: Goldberg Variations, BWV 988 (arr. for 2 cimaloms)
    Artists: Szakaly, Agnes, cimbalom et Farkas, Rozsa, cimbalom
    Catalogue : HCD 31764
    Label : Hungaroton
    Prize : USD 9.99


    Alles Gute.
    Piroska

    Oh je -- das ist schlimm!! Dabei habe ich nur die Reihenfolge verwechselt, ich hätte schreiben wollen: So wie Ulli das durch seine Beispiele über Mozart für mich klar gelegt hat. Und die Reihenfolge ist bestimmend wichtig, es ist nicht egal, ob Desdemona Othello oder Othello Desdemona getötet hat... und auch nicht egal, ob ich do-re-mi oder do-mi-re singe... ... Aber singen tut man doch, ich geb es nicht auf...
    Alles Gute.
    P.

    Liebe "Alle"!


    Das war eine echt spannende Lektüre!


    Nicht zuletzt, weil so viele verschiedene, ineinander greifende Gegensatzpaare angeschnitten wurden. Ich versuche, die Wichtigsten auseinander zu halten, wie sie mir aufgefallen sind.


    Ein Gegensatzpaar war bestimmt die Frage, ob mit/vom Herzen oder mit/durch Vernunft. Dass wir unterschiedlich zuhören und das Gehörte unterschiedlich aufnehmen, ist von sehr vielen Faktoren abhängig, solche sind, sporadisch aufgezählt: das jeweilige Werk, die jeweilige Situation, der Zuhörer mit seiner ganzen Persönlichkeit, definiert auch durch sein ganzes Leben usw., Entschuldigung wegen der Binsenwahrheiten. Ich wollte nur da hinaus, dass diese beiden Polen des Musikhörens gleich „wertvoll“ sind, d. h. für den Hörer gleich tiefe Erlebnisse sichern können. So wie das Ulli durch seine Beispiele über Mozart für mich klar gelegt hat. Bestimmt mögen wir uns alle an wichtige Erlebnisse von beider Art Musikhörens erinnern, auch wenn bei einem oder anderem von uns eher die eine oder die andere Art dominieren kann (von der möglichen Mischung ganz zu schweigen…).


    Ein ganz anderes Gegensatzpaar stellt die Frage dar, ob naiv-unwissend oder mit mehr oder weniger tiefgründigen Kenntnissen bewaffnet. Da glaube ich, (und ich glaube, dabei stimme ich Johannes zu) dass die Annahme vom naiv-unwissenden Musikhören eher eine Fiktion ist. Denn wir alle verfügen unausweichlich über bestimmte Kenntnisse. Das Neue knüpft sich daran, was wir schon kennen. Wenn wir in ein Konzert gehen, wissen wir, was und von welchem Komponisten gespielt wird, das ist ja auch schon ein Wissen, und nicht nur ein lexikalisches, sondern auch ein musikalisches, angenommen, dass wir von dem Meister schon einiges gehört haben usw. Warum geben manche Komponisten ihren Werken oft einen auffallend visuell wirkenden Titel? Oder überhaupt einen Titel? Das ist auch eine Information, die wir beim Hören miterleben. Da fällt mir die Anekdote vom Vertreter einer für uns „exotischen“ Nation ein, der in Europa nach einem Konzert befragt wurde, was ihm am besten gefallen hat. Die Antwort: das, was die Musiker am Anfang gespielt haben, noch bevor der Dirigent erschienen ist… Offensichtlich waren ihm jene „Klänge“ am leichtesten daran anzuschließen, was er schon kannte. – Der „naiv-unwissende“ Musikhörer und der musikalisch „gefeilte“ Musikhörer sind keine Gegensätze, sondern nur Abstufungen, jedoch nicht, was ihre mögliche Freude und ihren Genuss anbelangt, denn das kann auch gleich sein, wenn auch nicht unbedingt beim gleichen Stück oder bei der gleichen Interpretation. In dieser Hinsicht können wir alle die Musik „einfach nur hören“ – allerdings ist dieses „einfach“ nicht ganz einfach zu definieren.


    Wo dieser Satz „ich beneide Sie, dass …“ nach meinem Erachten wirklich „zu Hause“ ist, das ist die Arbeitsgebundenheit der professionellen Musiker, diese „Arbeitsgebundenheit“ kann aber von den obigen zwei Aspekten (Art des Zuhörens, mitgebrachter Kenntnisstand in Bezug auf das jeweilige Stück und die jeweilige Situation) auch ohne Weiteres überlagert werden. Damit will ich sagen, dass der professionelle Musiker bestimmt nicht zu bemitleiden ist, im Gegenteil…. Andererseits können wir Laien genauso unsere Freude und unseren Genuss haben, in der Tiefe, die wir in der gegebenen Situation usw. erreichen können und wollen.


    Ein besonderes Thema wäre noch das Ersthören versus wiederholtes Hören – dies würde jedoch den Rahmen dieses schon viel zu langen Beitrags sprengen.


    Piroska

    Hallo Reinhard,


    getroffen!!!


    (Ich könnte mich höchstens darauf berufen, dass die Empfehlung an jemanden geschickt wurde, dem das, was mir so gut zu sein scheint, nicht unbedingt gefällt, s. unsere obigen Beiträge. Dies ist mir in meinem missionarischen Eifer allerdings auch erst recht auf- /eingefallen... :O)


    Aber für die Korrektion bin ich jederzeit dankbar!! P.

    Unser Bartók-Radio ist eine unerschöpfliche Quelle schöner Überraschungen. Im Augenblick wird die Oper des 14-jährigen Mendelssohn "Der Onkel aus Boston" gesendet, mit Helmuth Rilling, dem Orchester des Stuttgarter Bach-Kollegiums und der Gächinger Kantorei. Ein frische, liebenswürdige Musik.

    Hallo Ralf,


    ja, die Parallele ist interessant - jedoch sehe ich da große Unterschiede. Als ich noch jünger war, war Tolstois Krieg und Frieden für mich eine erschütternde Pirvatgeschichte zweier Familien, eine Geschichte von Liebe und Leid. Als ich jetzt, nach etwa dreißig Jahren, das Buch wieder angefangen habe zu lesen, war mir, als wenn ich ein ganz anderes Buch lesen würde - ob man das so intensiv auch im Fall von bekannten Musikstücken erleben kann? Ich glaube eher nicht.


    Grüße
    Piroska

    Hallo Bernd,


    vielen Dank für die Antwort - es freut mich, dass Du Antal Szerb kennst. Vielleicht darf ich noch zwei Bücher von ihm empfehlen, beide sind ins Deutsche übersetzt.


    Oliver VII: ein lustiges Buch über Kunst und Politik - soweit man über diese Themen etwas Lustiges schreiben / lesen kann


    Das Halsband der Königin: das ist eines meiner Lieblingsbücher über die Geschichte des 18. Jahrhunderts


    Wenn man nur so viel Zeit hätte, wieviel man nicht hat... (zum Lesen usw.)


    Gruß
    Piroska

    Zu dieser späten Stunde gibt es im ungarischen Bartók-Radio eine Serie unter dem Titel "Ars nova". Im Augenblick höre ich die dritte Klaviersonate von György ORBÁN (1947 - ) Die Sonate stammt aus dem Jahr 1988. Mir gefällt sie ganz gut.
    Piroska

    Vor einingen Monaten habe ich von Daniel Kehlmann "Die Vermessung der Welt" gelesen, das war ein seltenes Erlebnis. Ich habe das Buch (das es inzwischen auch in ungarischer Übersetzung gab) in zehn Exemplaren gekauft und alle lieben Leute um mich herum damit beschenkt. --- Jetzt ist ein neues Werk von Kehlmann erschienen, das habe ich noch nicht gelesen, habe aber schon per Fernleihe zum Lesen bestellt. Der Titel heißt "Ruhm". Das Buch ist eine Literaturparodie und "zielt zugliech mitten ins Herz der Gegenwart - indem er den Identitätszerfall zeitgenössischen Daseins thematisiert, welcher der ubiquitären Nutzung der Informationstechnologien entwächst" - diesen schönen Satz habe ich in einer Rezension gelesen. Für Computernarren und Chatliebhaber ist das ein vielversprechendes Buch... glaube ich...


    Habt morgen einen schönen Tag - es ist ja bald schon "morgen"
    Piroska