ZitatOriginal von Frank Georg Bechyna
Aber es kan doch nicht hingenommen werden , dass "Rapper" & Co. den Kulturhintergrund in einem Land bestimmen , das einmal eine Mozart , Beethoven J S Bach , Schumann bis zu Berg , Stockhausen hervorgebracht hat .
Warum kann das nicht hingenommen werden? Wer redet denn von bestimmen? Diese Art junge, neuartige Jugendkultur "bestimmt" genauso die Kulturlandschaft wie seinerzeit die moderne Klassik, Jazzmusik, der Rock´n Roll, zu meiner Zeit die Neue deutsche Welle und Wavemusic. Und genauso wie diese andere Musik in anderen Kulturepochen als andersartig abgestempelt und teilweise auch verfolgt und verboten wurde, wird dies jetzt auch durch Euch getan? Nix dazu gelernt beim Thema Toleranz?
Trotzdem besinnen sich reifende junge Menschen auf das alte Kulturgut. Wie schnell sie reifen hat man nur wenig in der Hand. Ich finde es klasse, wie sich Jolanthe dabei einbringt und engagiert, aber wie sie selbst schreibt, ist es zu dem Zeitpunkt, da sie eingreifen kann, eigentlich schon zu spät die jungen Menschen für E-Musik zu öffnen.
Ich erinnere mich, dass wir in der ersten oder zweiten Klassen "Peter und der Wolf" von Sergeij Prokofjew kennenlernten, sicher auch die "Moldau", ich erinnere mich nur verschwommen. Smetanas "Moldau" wurde bei meiner fast 10-jährigen Tochter, die übrigens nicht bei mir lebt sondern in einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein, schon im Sachkundeunterricht der 3. Grundschulklasse, sowohl malerisch als auch musikalisch behandelt. Dort wird Flötenunterricht (ab 1. Klasse) mit Notenlehre, Schulchor und vieles mehr angeboten. Man interessiert sich sehr wohl, wenn man sich als Eltern denn auch interessiert und ggf. die nötigen finanziellen Mittel bereitstellen kann bzw. auch möchte! Für Papi ist nun mal die megageile Glotze und das Surroundsystem oder der Altersruhesitz bei Antalya wichtiger als die musikalische Weiterentwicklung des Juniors. Die Schwerpunkte sind in der Erziehung völlig aus der Balance. Durch die Medien werden, nicht nur bei unserem Nachwuchs, völlig verzerrte Wertevorstellungen suggeriert. Es läuft nur auf eines hinaus: Konsum = Kaptitalismus.
Wie war das hier noch gleich mit politischen Diskussionen? Ohne diese anzuschneiden kann man aber das Thema (musikalische) Kindeserziehung leider nicht angehen. Es ist leider NICHT so schwarz/weiss wie es gern dargestellt wird. Diese Erkenntnis frustriert, - nicht nur auf dem Gebiet, um das es in diesem Thread gehen soll. Ein Schuldiger ist hier schnell gefunden: für die Eltern ist die Schule Schuld, für die Schule sind die Eltern und die Vorschuleinrichtungen, also die Früherziehung Schuld.
Den Ansatz, die Musik fachübergreifend mit der Geschichte zu verbinden, finde ich gut! Was geschah wann? Welcher Komponist schrieb wann welches bahnbrechende Werk? Und weil wir gerade dabei sind, sollten wir auch noch die Naturwissenschaften gleich mit einbeziehen. Musikalische Leistung wird begreifbarer wenn man sich mal vorstellt, dass es damals keinen Strom gab, keine Tonträger und Instrumente aus synthetischen Kunststoffen, geschweige denn geeignete Technologien. Die Künstler lernten von anderen Künstlern über Abschriften von Partituren, in seltenen Fällen über Konzerte anderer Künstler. Sie schrieben ihre Ideen bei Kerzenlicht nieder. Konzertreisen "Tourneen" wurden mit der Kutsche gemacht und dabei musste dann auch noch das Notenmaterial und Instrumente mitgeführt werden. Krankheiten bedrohten das Leben und man darf nicht vergessen, viele Künstler mussten von dem Erschaffenen irgendwie überleben. Sich selbst versorgen, den Arzt bezahlen, die Logistik usw.
Ein anderer Ansatz wäre, die Kinder zum genauen Hinhören zu animieren. Es gibt einige Pop-Musikstücke, in denen klassiche Themen oder wenigstens Ähnliches verbaut sind.
Ich rede mich hier gerade in Rage, vielleicht weil meine beiden fast-"Schwiegereltern" auch Musiklehrer sind und meine Tochter mitbetroffen? Weil ich den Alltag eines Lehrers kenne? Weil ich weiss, dass es durchaus Förderung gibt? Man kann nun mal nicht alle erreichen, also sollte man die fördern, die man erreicht - aber nicht durch elitäre Schulsysteme, durch die Gleichstellung zunichte gemacht wird!
Steffen