Beiträge von s.bummer

    Hallo allerseits,
    ich habe so ca. 250 Aufnahmen von Klemp im Zugriff und bin noch immer auf der Suche nach dem einen oder anderen Schätzchen (DS 9, zum Beispiel)
    Da ist es klar, dass es keine Lieblingsaufnahme gibt, das wechselt bei mir zu oft, aber tendenziell sind es die immer häufiger in guter Qualität aufgelegten Liveaufnahmen. Der alte Herr war eben ein Livekünstler. Nicht umsonst hat er seine Studioaufnahmen als Proben für die Liveaufnahmen verwendet, nicht umgekehrt.
    So sind Beethoven 9 aus Amsterdam oder Jupiter (Studio) von 1954 schon Highlights, wie auch Mahler 2 aus Bayern.
    Und 2-mal die Eroica. 1954 Februar aus Köln ("vom ersten Takt an die Pranke des Löwen") und 1970 aus Bonn ("An interpretation rising to a level of greatness no other interpreter can rival today"). Damit schließt sich übrigens ein Kreis. Sein erster Auftritt 1954 zum Beginn der Alterskarriere und sein letzter in Deutschland. Dazwischen liegen auch ca. 16 Minuten Zeitdifferenz :D in der Interpretation.


    Aber wenn ich dann so träumen darf, dann ist die schönste Aufnahme diejenige, die nie zustande gekommen ist und die dennoch existiert.
    Hier ist Sie

    Das war Klemps Don Giovann! i
    Legge lies ihn extra für ihn vorbereiten und Klemp musste absagen, weil er noch krank war. (Verbrennungen 3. Grades, weil er ja einen Brand im Bett ausgerechnet mit Kampferspiritus löschen musste)
    CmG sprang ein und wie wir wissen, war er ein ausgezeichneter Ersatz.
    Doch 1958 war Klemp noch in Bestform, weit entfernt von schweren Tempi, die er so ab 1965 bevorzugte.
    Ein Don Giovanni wie dieser hätte seinen Kölner von 1955 (George London als DG) sicher noch getoppt, zumal Legge nur das Beste vom Besten auffahren lies, was die Besetzung anbelangt.
    Shit happens.


    Ach, übrigens: Die Aussage, dass Legge Klemps Beethoven nicht mochte, kann nicht stimmen, schließlich schrieb er 1957 anlässlich der Aufführungen aller Sinfonien und Konzerte. "Klemperer goes from strength to strength. When we have completed the ninth, I shall have given you a Beethoven Cycle on record that will be prized as long as records are collected."


    Soviel dazu.
    Gruß S.

    Das 1. KK von LvB kam sonderbarer Weise am Samstag bei mir auf den CD Spieler.
    Ein Konzert, welches ich als frisch zupackend und auch frech, derb und unkonventionell für die damalige Zeit empfinde.


    Und damit begann die Suche nach der aktuell besten Aufnahme meiner Sammlung.
    Ich habe also bis grade eben gehört:


    Fleisher/Szell. Flott, zupackend, kann man immer wieder hören. Was die beiden geleistet haben, ist schon enorm. Ich kenne keine Lusche von denen, allerdings bei Beethoven finde ich nur 4 und 5 sensationell.


    Richter/Bakal (1956) mistiges Orchesterspiel zu langsam, total dumpfer Klang, aber Richter donnert unglaublich und produziert auch m.E. jede Menge falsche Noten.
    Es sollte Besseres mit Richter geben, auch wenn ich mich an ein Konzert beim SH Festival mit Eschenbach in NMS erinnere, das so grottig war, dass nur ein Liter HolstenPils hinterher den Schmerz lindern konnte.

    Solomon/Menges. Auch flottes Spiel, aber Solomon ist mir zu neutral und Menges geht nicht aus sich raus. Ich finde vom Solomon Zyklus die Dirigate mit Cluytens gelungener, weil sie schneller und zupackender sind.

    Rubinstein/Leinsdorf. Kommt mir vor, als sei es aus der "Hosentasche" gespielt, um die fünfe voll zu kriegen. Aber diese Routiners kriegen das auch gut hin.


    Kempff/Leitner. Schönes Spiel, aber im letzten Satz ist Kempff viel zu bieder, geradezu schrecklich. Man sieht voll in die Spießigkeit der frühen 60iger. Und Leitners Dirigat ist auch eher betulich. Das hatte ich vor 30 Jahren noch ganz anders im Ohr.


    Aimard/Harnoncourt. Harnoncourt ist zu langsam und delikat, Airmard ist zu zögerlich. Ich fands nicht gut.


    Barenboim/Klemperer: Viel zu schwer und viel zu langsam. So geht das nicht. Auch wenn es gut gemacht ist. BBC sollte die ersten beiden Klavierkonzerte mit Arrau von 1957 veröffentlichen.


    Gilels/Masur. Schon eher mein Fall. Der Klang ist aber Mist und Masurs Begleitung nur Durchschnitt. Aber Emil spielt toll! und flott!


    Tja, ne Superaufnahme war bisher nicht dabei, einzig Fleisher wäre als Favorit geeignet.


    Doch dann habe ich noch Serkin/Cantelli gefunden. (Mal fürn 5er mit dem KKs 3, 4 und 5 und den Sinfonien 5 und 7 auf 3 CDS,- Must mal was von Cantelli haben-, gekauft.)


    Was für eine Aufnahme! :jubel:
    Trifft genau meinen Geschmack, zügig fast schon aggressiv vorwärts treibend, mit großem Pathos im Orchester aber nie weinerlich und einem Pianisten, der alles gibt.
    Ich habe diese Aufnahme gleich 3-mal nacheinander gehört, als hätte ich Angst, die CD würde sich nach Abhören löschen.


    Gruß S.

    Hallo,
    oben wurde von Novecento gefragt, was es von Klemp an Beethovens Neune so gäbe.


    Hier die Antwort mit Kommentaren meinerseits:


    Symphony No.9 in d op.125 'Choral'
    (1) ACO. cho. G.Brouwenstijn(S) A.Hermes(A) E.Haefliger(T) H.Wilbrink(Bs) 56.5.17L Concertgebouw, Amsterdam
    Bei Music and Arts publiziert. Klangqualität ist Mist, aber die Aufnahme an sich ist genial. Was für ein Drive!
    Das Adagio, mal in Klemps Tempo gehört, wirkt absolut richtig.
    Wer da noch Dr. Willem von 1942 (in meinen Augen eine eher psychopathische Aufnahme) bevorzugt?....
    Ich weiß nicht.


    (2) PO. cho. A.Nordmo-Lovberg(S) C.Ludwig(A) W.Kmentt(T) H.Hotter(Br) 57.10.30-31,11.21-23 Kingsway Hall, London (EMI) Stereo
    Die bekannte Standardaufnahme, die wegen der Studioatmosphäre recht langweilig geraten aber dennoch beliebt ist.


    (3) PO. cho. A.Nordmo-Lovberg(S) C.Ludwig(A) W.Kmentt(T) H.Hotter(Br) 57.11.15L Stereo
    Hier geht die Post ab. Liveaufnahme der Studioaufnahme und wer Klemp kennt, der weiss, dass er Live abging wie ein Berserker!
    Klingt VIEL besser als 1) ist aber nur fast so gut.


    (4) PO. Singverein cho. W.Lipp(S) U.Boese(A) F.Wunderlich(T) F.Crass(Bs) 60.6.7L Musikvereinssaal, Vienna Mono
    Da war er nach langer Krankheit wieder genesen, aber noch nicht in Höchstform. Zu starr.


    (5) PO. cho. A.Giebel(S) C.Ludwig(Ms) R.Lewis(T) W.Berry(Br) 61.11.27L Royal Festival Hall Mono
    Kenn ich nicht!


    (6) NPO. cho. A.Giebel(S) M.Hoffgen(A) E.Haefliger(T) G.Neidlinger(Br) 64.10.27 LD/VHS
    Die DVD Aufnahme. Recht nett, aber meilenweit vom Klemp 1956 in Amsterdam und 1957 Live in London entfernt.


    (*) Kölner Rso. cho. M.Stader(S) G.Hoffman(Ms) W.Kmentt(T) H.Hotter(Bs) 58.1.6L Mono<CDR>
    Steht auf meiner Beschaffungsliste ganz oben, weil der zeitliche Zusammenhang zu Amsterdam und London nur Gutes verheißen kann.
    Klemp war von 1954 bis Mitte 1958 in der Form seines Lebens.


    (*) NPO. cho. Zylis-Gara(S) J.Baker(A) G.Shirley(T) T.Adam(Bs) 70.6.30L Royal Festival Hall, London Mono <CDR>
    Kenn ich nicht, muss aber lt. Heyworth sehr beeindruckend gewesen sein, wenn auch lang :D


    Fazit: Klemps Liveaufnahmen sind etwas ganz anderes als die aus dem Studio, wo er viel zu starr und damit eindimensional wirkt.
    Wer die Aufnahmen aus Amsterdam 1956 bzw. London 1957 gehört hat, weiß, warum dieser alte Mann so verehrt wurde und warum ich ihn mit als paradigmatisch für zumindest die Jahre 1950 - 1965 halte.


    Gruß S.

    Guten abend,
    als Old Klemp noch nicht so old war, gab er ein Konzert am 29.6.1951 beim Festival of Britain, endend mit der Jupiter Sinfonie und eine Musikerin sagte nach dem Konzert zu Walter Legge,"I feel like a tart, taking money from you for making music with a man like that." (*)
    Diese(r) Jupiter muss alle Anwesenden von den Sitzen gerissen haben.
    Leider verschwand dann Klemp für 2 Jahre krankheits- und McCarthy bedingt in den USA und wir konnten seine erste Aufnahme der Jupiter Sinfonie erst im Herbst 1954 begrüssen.

    Ich hatte jahrelang ne LP davon, bis Testament so freundlich war, diese wunderbare MONO-Aufnahme als CD zu veröffentlichen.
    Sie zeigt noch einen anderen Klemp, schnell, (vor allem auch reaktionsschnell),der eine Sicht auf Mozart abliefert, die mich heute noch begeistert, wo der Zauber der Originalinstrumentalklimperer entlarvt ist.


    Gruß S.


    (*) Peter Heyworth: Klemperer, His Life and times Vol II p.324

    Hallo,
    bei solchen Listen bin ich immer unschlüssig.
    Doch ich weiß, was ich am häufigsten höre und das sollte dann korrelieren:
    1) Beethoven (Szeryng/Klemp oder Heifetz/Münchr)
    2) Barber :jubel: Ein riesenhaufen Schmalz im 2. Satz (Stern), aber sooo gut.
    3) Brahms (Oistrach/Klemp)
    4) Schostakowitsch 1 (Mullova oder Kogan)
    5) Bartok 2 (Mullova) Allein schon wegen der Erinnerung an East of Edens Mercator Projected, eine der besten LP der späten 60iger. Leider kaum bekannt.


    Gruß S

    Ach die Klavierkonzerte 1 und 2 von Brahms!
    Ich gebe gerne zu, dass ich meistens das 1. höre, es ist schon fast zur Dauerdudelei geworden, weil ich die verschiedenen Aufnahmen vergleiche.
    Meistens mit nem Eipott.


    Doch stimme ich Wolfgang aus Bonn völlig zu:
    Fleisher/Szell haben die paradigmatische Einspielung abgeliefert.
    Szell hat Brahms wie kaum ein anderer verinnerlicht, dabei unter Verwendung flüssiger Tempi immer die Gestalt der Werke im Vordergrund gehalten, beispielhaft; selbst nach mehr als 40 Jahren wirken die Aufnahmen absolut frisch.
    Da trifft übrigens auch auf die Sinfonien zu!


    Bei Durchsicht meiner eigenen Sammlung habe ich nun folgende Aufnahmen gefunden und mal fluchs knapp kommentiert. Einige sind es wert, dem Vergessenwerden zu entrinnen, andere nicht.


    Solomon (KK 1 mit Kubelik(1955) und 2. Dobrowen(1947)): Sehr schön, aber leider zu historisch, das erste gerät ihm prima, Dobrowens Begleitung im 2. ist zeitweise sensationell.
    Solomon war wohl ein Genie, dem die damalige Aufnahmetechnik heute diesen Status verwehrt.


    Curzon/Szell (KK 1). Das Orchester ist super, aber ich finde Curzon einfach zu maniriert (oder mariniert?? :D Wie eingelegt.), politisch korrekt heißt das heute "delikat".


    Serkin/Szell (kk1 und 2). Einfach super der 1. Satz des 1. KK, Ulrich Schreiber schrieb dazu mal was von "Alterswildheit", dabei war Serkin damals so um die 60. und hatte noch viele Jährchen vor sich, aber der Gesamteindruck spricht dann für mich eher für Fleisher/Szell. Das liegt vielleicht auch daran, dass im letzten Satz KK1 die Fingerchen des guten Rudolf doch nicht so donnern wollten.


    Zimermann/Rattle (KK 1) Ich finde diese Aufnahme langweilig, weil sie so steril ist! Was Rattle in den ersten Minuten trödelig und spannungslos abliefert, verstehe ich nicht. Auch die unendliche Langsamkeit des 2. Satzes gerät dauernd zum Stillstand. Wie ein ICE bei Streckensperrung!
    Dass Zimermann schopängt, dürfte klar sein. Auch ihn finde ich etwas zu "delikat", bei Lennie, soll er robuster gewesen sein. Die Aufnahmen kenne ich aber aber nicht.


    Backhaus/Schuricht (KK 2) Nicht schlecht, eher sogar gut, hey, sogar sehr gut! Aber es klingt wie durch Telefon!


    Richter/Leinsdorf (KK 2) Auch nicht schlecht, muss sogar sehr gut sein, denn Richter hielt es für totalen Mist. Doch, da ich nur ne LP habe, staubt es im Regal ein.


    Rubinstein/Krips/Leinsdorf (kk1 und 2). Der Rubinstein konnte alles und mit Leinsdorf sogar Richter locker besiegen. Ich finde, das der Gesamteindruck des Werkes mit Rubinstein perfekt herauskommt, auch wenn immer, wenns langsam wird, es arg schopängt.


    Klemperer/Anda (KK2) Fulminant: Eines der ersten Konzerte, die Klemperer nach seiner endgültigen Rückkehr 1954 nach Europa gab.
    Anda und Klemp bringen einen Drive rüber, der schier unglaublich ist. Und es klingt keinesfalls mistig.


    Klemperer/Ashkenazi (KK2): 10 Minuten langsamer als vorige Aufnahme. Ganz anders, verinnerlicht, teilweise starr und dennoch beeindruckend, aber eigentlich nicht konkurrenzfähig.


    Gilels/Jochum (Kk1 und 2). Warum habe ich mir die nur gekauft? Und dann auch noch als Doppel-LP und jüngst noch als Doppel-CD?
    Ach ja, ich hatte geglaubt, dass die CD Überspielung bei besserer Klangqualität, die Musik boosten würde.
    Oder war es meine Verehrung von Gilels?
    Ergebnis: Tiefst-Schnarch! Das liegt vor allem an der "biedermeierlichen" Begleitung, die ja auch schon Beethovens Violinkonzert mit Schneiderhan versaut hat (Ja, ich weiß, es soll Leute geben, die das gut finden).
    Ich werde nach obiger Empfehlung mal nach der Aufnahme Giles/Reiner Ausschau halten.


    Gould/Bernstein (KK1) Luschtig die Rede am Anfang. Was solls? But who is the Boss? Und so schockierend ist die Aufnahme keineswegs.


    Brendel/Schmidt Isserstedt (KK 1) Historisch auf Tonband vom NDR III mitgeschnitten. Es war die erste Aufnahme, die ich zu hören bekam. Und manchmal lege ich sie noch auf.


    Freire/Chailly. (KK1 und 2) eine schöne, vor allem auch klangschöne Einspielung, mir fehlt das "auf der Kante sitzen" der Serkin und Fleisher Versionen.
    Habe ich was vergessen? Sicherlich, genau:


    Buchbinder/Harnoncourt. Die kenne ich nicht gut genug. Liegt im CD Schrank und wurde 1-mal abgehört.


    Und Horowitz/SCHWIEGERVATER. Auch Telefonsound, sonst einfach nur super!


    So, das soll genügen.
    Gruß S.