Gestern war es wieder soweit:
Die Frau verschwindet ne gefühlte Stunde im Badezimmer und ich muss mir die schwarzen Budapester anziehen und "National Health" Hören einstellen.
Es geht ins Konzert: Beethoven Marathon in Kiel. Alle 5 Klavierkonzerte an einem Abend.
Mit dem Kieler Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Georg Fritsch und Gerhard Oppitz an der Tastatur.
Gespielt wurde in der Reihenfolge 2, 1 dann Pause. 3, 4, Pause und dann 5.
Ein denkwürdiger Abend, der mit 5 Minuten Standing Ovations für die beteilgten Ausführenden schloss.
Aber der Reihe nach.
Oppitz war an seinem 59. Geburtstag in Hochform und das Orchester, wie immer glänzend geführt von Georg Fritsch, begleitete ihn hervorragend. Die Idee haben die beiden angeblich bei einer Flasche Rotwein gehabt.
Und so anstrengend sei es auch nicht. Ein Soloklavierabend benötigt mehr Noten und Lohengrin dauert auch länger. So der Chef in einer Einführung.
Aber die Stimmung von 19 Jahren Entwicklung in der Musik Beethovens einzufangen, das war die Herausforderung.
Dabei wurden historische Instrumente mit eingebunden; erst wunderte ich mich über den "dünnen" Geigenklang und die seltsamen Hörner. Aber es waren wohl "auf Alt" gemachte Instrumente. Interessante Klangfarben kamen so zustande.
Dem 2. fehlt bekanntlich die Pauke, deshalb wird Teleton
es wohl nie so richtig mögen, es war aber ein sehr guter Start. Das Eis war gebrochen und es wurde ein "Heimspiel". Das Orchester steigerte sich wie man es sonst vom THW Kiel kennt.
Im 1. zeigte Oppitz, das er, wenn er gelöst ist, und das war er freilich gestern, unglaublich den beethovenschen Witz hervorbringen kann.
Das war im 3. nach der 1. Pause fast noch besser. Wer die humorfreie Interpretation Kempff/Leitner des 3. im Ohr hat, fragt sich, wieso Oppitz nun als Schüler von Kempff gelten mag. Doch gemach..
Im 4. gibt es diesen schönen Anfang. Der Pianist gibt das Thema vor und darf dann mehrere Minuten zuhören (und darüber nachdenken, was er gerade für einen Mist gespielt hat, so ein berühmter Pianist einmal in einem Bonmot). Das 4. gelang meines Erachtens wunderbar, es war nach dem 1. der 2. Höhepunkt des abends.
Aber es kam noch mehr:
Das 5. ging ab, wie ich es in Erinnerung hatte. (Kempff/Leitner).
Wären da nicht einige Stellen im letzten Satz gewesen, wo ich mehr Druck vom Orchester erwartet hätte, es wäre fantastisch gewesen.
Aber für ein kleines Orchester im Norden mit einem (noch nicht) bedeutenden Dirigenten und einem bereits bedeutenden Pianisten, war es ein wunderbarer Abend.
In den Pausen hatte Frau König mit CD Verkauf gut zu tun, überall hingen historische Kostüme herum oder wurde von jungen Menschen getragen und zudem wurden alte mit neuen Instrumenten verglichen.
Gab es was zu bemäkeln?
Der 2. Satz des 3. war mir zu langsam, wie auch die Tendenz, grundsätzlich die jeweils 2. Sätze zu intensiv auf lyrische Stellen zu befummeln. Aber das ist mein Geschmack.
Und das Parkhaus! Aber das hat mit Musik nix zu tun.
Gruß aus Kiel