Beiträge von Klimperer

    du kannst natürlich jede Meinung haben, die Du magst...


    aber "hätte, wenn und würde" ist keine gute Argumentationsbasis...


    Selbst wenn Dus Dir wünschen würdest und die feste Überzeugung hast, dass sie etwas verpassen, die Ignoranten haben das Recht zu ignorieren! Und wir müssen das dann weise lächelnd aushalten.... Und mit gutem Beispiel vorangehen...


    Es hilft nichts, denn die Alternative wäre Besserwisserei und Tyrannei!


    Schau mal in die Geschichte: Jede Form von Zwangsbeglückung hat zu den grössten Katastrophen geführt.


    Nochmal, es hilft nichts, wir müssen das eben aushalten. KÖnnen nur durch gutes Beispiel, Engagement und ausgestrahlter Freude Interesse wecken, nicht durch moralin-saure Besserwisserei! Du komponierst doch! Vermittel die Schönheit der Musik, strahle Freude und Begeisterung aus!


    Ich denke, nur so rum gehts.


    LG der Klimperer


    P.S. Wie hats denn Lennie Bernstein gemacht?

    Ich bin zwar schon länger nicht mehr Schüler, kann mich aber gut erinnern.... Ein bischen Senf möchte ich zur Diskussion dazugeben!


    1. und Grundsätzlich: Deutschland ist ein freies Land, jeder darf die Musik hören und gut finden, die er will. Das war hier nämlich schon einmal anders! Allerdings sollte man schon versuchen, jedem Wertmassstäbe anzubieten, um gute von schlechter Musik zu unterscheiden. Das macht die Schule! Angebote gibt es (das war zu hier in der Diskussion zu sehen). Jeder hat aber das Recht, diese Angebote auch abzulehnen. Denen entgeht halt was.... Menschen sind sogar so frei, Fehler zu machen und an Chancen vorbeizugehen!


    2. Wie wird in der Schule Wissen vermittelt (jegliches!)? Durch stupides Abarbeiten des Lehrplans oder dadaurch, dass der Lehrer FREUDE am Gegenstand zeigt?? Das befeuert nämlich jeden Schüler! Dann springt der Funke über und z.B. ein Schulorchester funktioniert (egal ob hier, oder in Venezuela). Ich selber hatte mal einen Musiklehrer, der aus eigenem Antrieb Klassenfahrten nach München in die Oper organisiert hat. Da war der Bus plötzlich voll und das Gehörte noch Tage später Thema!!! Einfach so... Warum? Seiner Begeisterung konnte sich keiner entziehen. Irgendwie wollten alle wissen, was da nun wirklich dran ist.


    3. Es gibt Gruppendruck in der Schule! Wenn man also als Schüler kein Ausseneiter sein will, muss ma halt mitmachen, oder so gut sein, dass ma die Klasse beeindruckt oder irgendwo einen Ausgleich finden, dass sie einen trotzdem tolerieren. Eigene Erfahrung: Nicht einschüchtern lassen! Irgendwann kapierens doch einige und meistens mehr, als ma selber geglaubt hat!


    4. Mehr kulturelles Angebot als in Deutschland (Österreich/Schweiz) gibts ja nun nirgends auf der Welt! Nicht überall ist zwar die Oper derart staatstragend wie in Wien ( :D), aber das Angebot würde es nicht geben, wenn die Menschen nicht hingingen! 2000 Plätze in der Oper in München für einen Ballungsraum von ca. 2,5 Millionen mag nicht viel sein, aber immerhin ist sie fast immer voll! Allerdings möchte ich doch grad in Deutschland ein Nord-Süd Gefällle nicht verschweigen. Warum? tja...


    5. Lassts den jungen Menschen Zeit! Gerade der Zugang zu klassischer Musik setzt m.E. ein gewisses Mass an persönlicher Reife voraus, um mehr als die schöne Oberfläche wahrzunehmen. Mich hat als Kind auch einfach der "Sound" des klassisch-romantischen Orchesters überzeugt, später erst habe ich hinter die Oberfläche geschaut. Persönliche Erfahrung: Hänsel und Gretel: 1500 aufgeregte, plappernde Kinder in der Oper ( Nach spätestens 3 Minuten immer irgendwo die ungeduldige laute Frage: Mamma, wann kommt den die Hexeee?). Nach weiteren 10 Minuten: atemlose Stille, 3000 glänzende Kinderaugen schauen mucksmäuschenstill und gebannt auf dei Bühne.... Die werden das NIE vergessen!


    6. Oiso? Musiklehrer: Vermittelt Begeisterung und Schönheit der Musik! Noten und Technik ist Mittel zum Zweck, das ist noch keine Musik!
    Eltern: Nehmts Eure Kinder einfach mit in ein Konzert! Spielt klassische Musik zu Hause! Bietet es den Kindern einfach an!
    Alle: Habt Vertrauen in die Kinder! Und gebt Ihnen Zeit zu Reifen! Beobachtet dies mit Freude und begleitet Sie auf ihrem Weg. Und habt Geduld, dann könnt Ihr Euch in 20 Jahren über sie freuen!!!


    Langfristig investieren und nicht auf kurzfristigen Erfolg setzen. Das ist ( auch hier) die Strategie, die aufgeht.


    Habts Mut, ich sehs ned sooo schwarz!


    Grüsse
    Der Klimperer

    Hallo!


    Leider habe ich Dudamel bisher nicht live gehört.... Aber was ich gesehen habe an Videos hat mich fasziniert! Den Vergleich mit Kleiber jun. finde ich schon treffend, der tanzte auch immer vor dem Orchester! Und wie er den Haufen Jungs und Mädels, die ja nicht wirklich die europäische Klassik mit der Muttermilch eingesogen haben, motiviert, ist schon herausragend. Freude und Spass an der Musik zu haben und zu vermitteln ist doch nichts schädliches! Im Gegenteil!!!


    Was ich weiss, ist er auch profund ausgebildet und hat Freunde und Föderer (dann auch sicher Kritiker) unter etablierten Musikern. Nur so ein Clown wird er dann nicht sein. Ich hatte vor kurzem kurz mit einem Solo-Cellisten der BPhil über ihn gesprochen. Fazit: Der ist irgendwie ganz nah dran an der Musik!


    Allerdings hatters natürlich schwer gegen fast hundert Jahre Schallplatenngeschichte anzudirigieren. Da werden wir immer wen finden, ders besser gemacht hat! Und warum sollte sich die DG so ein immenses Talent nicht sichern? Spricht doch eher für die DG, ihn auch fördern. Warten wirs doch ab, was in 10-20 jahren rauskommt, Dirigenten brauchen Zeit zum reifen! Dass das nicht allen gelingt, haben die Vorredner schon dargelegt. Musik ist ein Prozeß und Musikmachen ein Ergebnis lebenslangen Hörens, Lernens und Machens. Warten wirs ab, freuen uns an seinen bisherigen Ergebnissen und lassen uns ein wenig von seinem Charme einfangen!


    Ach, übrigens: Muss nicht ein junger W.A.M. damals auch so ählich auf seine Zuhörer gewirkt haben?


    LG
    Martin

    Auch hier will ich mich mal kurz einmischen:


    Ob ein Dirigent eine politische Einstellung hat und welche, ist zuallererst seine Privatsache. Und welche menschlichen Qualitäten er hat oder nicht, dreimal. Solange er damit nicht hausieren geht oder seine musikalische Popularität missbraucht, um eine politische Meinung zu verkaufen. Ob man selbst diese politische Meinung teilt oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt.


    Ich würde auch DRINGEND musikalische und sonstige persönliche Qualität zu trennen empfehlen!!!!! Sonst hätten wir nicht nur ein Problem mit Herrn Pfitzner, sonder auch mit Herrn Klemperer (nach dem Schlaganfall), Hern Wagner (!!!!!), Herrn Beethoven, Herrn Bruckner..... Das waren alles Menschen, die im persönlichen Umgang nicht gerade, nunja, als einfach oder warmherzig bekannt waren.....


    Oscar Wilde: Dass einer Wechsel fälscht, besagt nichts über sein Geigenspiel!!


    Versöhnende Grüsse


    Martin

    Hallo Ihr,


    Ich war vor Jahren in fast jedem Celi-Konzert. zuerst eher neutral abwartend, mit der Zeit immer begeisterter! Insbesondere seine Bruckners haben mich (auch im Vergleich mit Günter Wand) völlig in den Bann gezogen, aber nicht nur die. Auch Brahms 2 und 4, seine Wagners, Mozart Requiem, Faure Requiem, Tschaikovskys letzte Symphonien... Was bin ich da oft über Stunden völlig verstört rausgegangen und konnte mich gar nicht lösen von dem Erlebten. Und, ja es stimmt: Die Zeit verschwand völlig. 3 Stunden? 1 Stunde? Egal, das einzige was da war, war die Musik. Mal schneller, mal langsamer, immer intensiv, aber nicht nach Uhrzeit messbar.


    Was aber GAR NICHT ging, war Beethoven 5. Wenn man da den vorwärtsstürmenden Drive herausnimmt und die Sinfonie akustisch "seziert" - auch in dem Bemühen Details und Zusammenhänge zu zeigen- fällt sie auseinander. Dieses Werk lebt ja gerade zu vom "werden" und stürmt vorwärts! Warum gings nicht? M.E. stand da Celi seine Philosophie im Weg. Genau das, was die Bruckners so grossartig gemacht hat, hat Beethoven vernichtet.


    Im Grunde finde ich seinen phänomenologischen Anatz auch richtig: Tempo ist von dem abhängig, was rauskommt. Und in der eher problematischen (matschigen, Streicher zudeckenden) Akustik des Gasteigs musste er halt dann langsamer werden, um Bruckners grossflächige Musik transparent zu halten. Übrigens empfand ich G. Wand eigentlich auch nicht schneller... Ich glaube auch nicht, dass er ein grosser Selbstdarsteller und Vermarkter war. Er wollte gutes Geld, sicherlich, aber dafür hat er auch geprobt wie kaum einer! Sowie zeitlich wie intensiv (@ Ulrica: ich glaube, Du stimmst mir zu!). Ich kenne mindestens 2 Solisten aus dem damaligen Orchester, die übereinstimmend berichteten: Nie haben wir so viel gelernt, Nie haben wir so "Musiziert", das kommt nie wieder. Folgerichtig sind sie dann auch gegangen....


    Und sich dem Trend einer weltweiten, schnell austauschbaren Einheitsinterpretation entgegenzustemmn, halte ich für die damalige Zeit (80er, der CD-Boom begann!!) sehr mutig! Er war einfach konsequent, abzusagen, wenn er seine Vorstellungen nicht verwirklichen konnte. In München konnte er. Kleines Beispiel, was ich mit Einheitsinterpretation meine (wörtlich berichtet von einem o.a. ex-Solisten der MPhil, der wie alle auch mal woanders aushilft) über eine Mahler 2te mit einem Ex-GMD der bayerischen Staatsoper: "Ihr spielt einfach wie immer und ich häng mich dran...". Soweit also zur "Interpretation" einzelner Dirigenten. Was rauskommt, ist nach 3 Proben also nicht mehr als Zufall, erarbeitet ist da nichts. Seit dieser Erfahrung meide ich "Gastdirigenten".


    Die CD spiegeln in der Tat und leider nicht das wieder, was in einer Aufführung zu hören und zu erleben war. Da wirkt in der Tat dann vieles zerdehnt und überpointiert, oft will sich der rechte Fluß nicht einstellen. (Furtwängler nach Celi: Was haben Sie gemacht!?!? Sie haben gedreht!!! Alles viel zu langsam!!!!!). Auch hier muss ich Celi leider bestätigen: Aufnahmen sind Konserve, nicht Musik; Genauso wie ein Bild nicht die Landschaft ist. Kann auch schön sein, ist aber nicht das gleiche und eigentliche!


    Dennoch bin ich in der Rückschau froh und dankbar, dies alles gehört haben zu dürfen. Es hat mein Ohr für vieles geschärft, mein Denken etwas umgeworfen und mich ermutigt, weiter zu denken. Die CDs höre ich gern als Erinnerung, als Gedächtnisauffrischung. Vieles von dem, was er wollte und tat, kommt dennoch rüber!


    Grüsse


    MArtin

    Hallo!


    War zwar schon 2008 und nicht auf CD, darf ichs als Neuling trotzdem reinschreiben?


    Beethoven, Anne-Sophie Mutter, BPO, Seiji Ozawa


    live bei den Salzburger Osterfestspielen März 2008.


    Ich tue Frau Mutter hiermit öffentlich Abbitte, dass ich sie fälschlicherweise (i. e. dummerweise) jahrelang für ein Produkt des Karajanschen Medienrummels gehalten habe! Nie habe ich jemand so hinter der Musik verschwinden sehn und so unpretentiös, ohne "Show" und gleichzeitig selbstverständlich und unangestrengt spielen hören. Ganz grosse Kunst!! Nun bin ich wieder mal versaut und andere Interpreten gefallen mir gar nimmer...

    da muss ich doch auch mal meinen Senf dazugeben, Noten sind vorhanden *gg*
    Reihenfolge ist beliebig, ändert sich täglich...


    Scriabin Valse Op. 38
    Scriabin Sonate Nr. 2 Op. 19, 1. Satz Andante
    Scriabin Sonate Nr. 3
    Scriabin Prelude Op. 11, Nr. 11
    Chopin Barcarole Fis-Dur, op. 60
    Chopin Nocturne c-moll, OP. 48, Nr.1
    Chopin Polonaise As-Dur, op. 53
    Rachmaninov Prelude Op. 23, Nr. 2, 4, 6, 10
    Bortkiewicz Prelude op.33, Nr. 8
    Bortkiewicz Etüde op.15, Nr.8


    LG
    Martin

    Hallo Ihrs!


    Erst seit gestern dabei, drum leicht verspätet....


    Ich war in Straubing, anders hats nicht in meinen Kalender gepasst.


    Ich war doch positiv überrascht! Ich mein: das SO-bayrische Städtetheater und son Schinken, aber: HUT AB! Im Detail:


    Inszenierung: Nun ja, transportabel muss das Bühnebild sein, teuer darfs nicht sein. Egal. Ich fand die Idee, die verschiedenen Ebenen des (wahnhaften, pathologischen) Erlebens Pauls und die daraus folgenden Perspektivwechsel mittels Blitzlicht/Verdunkelung zu lösen, genial! Die Komödiantenszene fand ich etwas flach, der dramaturgische Sinn dieses Intermezzos dunkel.


    Orchester: Auch ohne 12-er Besetzung im kleinen Theater eine Riesen-Lautstärke! Durch hochdramatisches Dauer-Espressivo vielleicht begründbar, aber liegt nicht im Wechsel zwischen dramatischen Stellen und lyrischer, intimer Zurückgezogenheit der Reiz? Im Kontrast? Dennoch (ich kenne nur den Klavierauszug, aber wenn ich da extrapoliere..) hohes Lob für das Orchester, das ja derartig nicht einfache Musik nicht dauernd auf der Speisekarte hat! Und den Dirigenten, der das ganze mehr als ordentlich zusammenhält!


    Sänger: Eine 1 mit Stern für Sally du Rhandt! Ihr Stimme würde ich als lyrisch-dramatisch charakterisieren, in der Höhe mit enormer Durchschlags- und Projektionsfähgkeit (und das lag nicht nur am kleinen Haus!). Sichere Intonation, textverständlich und auch darstellerisch ein stimmiges Paket. Sie hat die Intelligenz und Kraft, diese weitauschwingende Rolle und Ihre Kraft klug zu disponieren und auch die lyrischen Anteile (Der Erste, der Lieb mich gelehrt..) liedhaft anzugehen, wenn sie nicht das Orchester unnötigerweise zu grösserer Lautstärke zwingen würde (Celi: mit der Intensität aufmachen, nicht mit äusserer Lautstärke..). Allerpositivste Überraschung des Abends! Dan Chamandy ist ein durchaus achtbarer Tenor mit einer brillanten Stimme und tenoraler Durchschlagskraft, allerdings in der Höhe nicht immer sicher geführt und nicht nur optimaler Intonation. Darstellerisch zeigt er einem enormen Einsatz, ich hätte mir hier aber mehr stimmliche Charakterisierung der Rolle gewünscht. Insgesamt stimmlich nicht sehr wandlungsfähig, aber in der Monsterrolle achtbar geschlagen!
    Kyung Chun Kim als Frank und Fritz war eine weitere positive Überraschung. Der junge Bariton überzeugt mit einer nicht sehr riesigen, aber klug geführten und warmen Stimme.


    Vielleicht gibts ja mehr Theater, die sich trauen, diesen psychologisch/psychiatrischen Stoff auf die Bühne zu bringen. Natürlich wirds schwer sein, den Realitätsverlust, ja die -verweigerung Pauls, nachvollziehbar über die Rampe zu bringen. Aber die tolle Musik, die Schlager "Glück, das mir verblieb" und "Mein Sehnen, mein Wähnen" (glaubt man Herrn Prawy, warns zu Zeiten der Uraufführung wirklich Schlager!) rechtfertigen das allemal. Auch für Sänger eine lohnende Aufgabe. Und man kann an der Geschichte und einem verfemten, von den Nazis mundtot gemachten Komponisten etwas guttun!


    LG Martin

    Hallo!


    ein neuer..;-)


    ich habe eine Video-Aufnahme von ABM mit Celi und dem Ravel-Konzert. Die find ich einfach megamässig genial!


    Wie er im zweiten Satz die linke Hand streng rythmisch hält und rechts mit kleinsten Tempo-Rückungen die Melodie singt :jubel:
    Er sitzt da und "tut" wenig, wirkt fast unbeteiligt und nach 3 Akkorden entfaltet sich ein Zauber sondergleichen! Obwohl er eigentlich eher teutonisch gradlinig als "romantisch" spielt. Um Celi zu zitieren: "SO ist es."


    Übrigens find ich auch die Brahms-Balladen grossartig! Wie er sie schlicht gespielt und trotzdem grossartig zum klingen bringt! eine meiner Lieblings-CDs und dem Klimperer ein immer unerreichbares Vorbild....


    Drum musste das 10er-Pack für unter 10€ einfach in meinen Besitz wechseln, ich hörs mal grad diagonal.


    Grüsse


    Martin