Beiträge von La Gioconda

    Derzeit scheint es der Mode zu entsprechen, daß "Damen" gern ihr Einkommen aufzubessern versuchen, indem sie behaupten, sie wären von einer berühmten gutverdienenden und berühmten Person sexuell belästig worden, die die Fälle schiessen ja wie Pilze aus dem Boden.
    Jahrelang haben sie dieses Geheimnis für sich bewahrt, nun da sie alt und schäbig sind, rücken sie plötzlich damit heraus, überwinden ihre (angebliche) Scham für Jahrzehnte - welch ein Kraftakt - und rücken dann plötzlich so unverschämt mit Geldforderunden und Anschuldigungen heraus, daß man sich fragen muß, was diese Frauen eigentlich zu überwinden hatten. Scham war es scheinbar nicht.


    Heute gilt der "Klaps auf den Po eine "schönen Frau"bereits als "sexuelle Belästigung"
    Das war früher anders , galt eher als Auszeichnung. Besonders eiflrig in der Verfolgung dieser Unsitte haben sich Frauen hervorgetan , bei denen die Gefahr, daß sie in den "Genuss" eines solchen Übergriffs je kämen, absolut nicht gegeben scheint.:hahahaha:


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Dieser Kommentar ist eine Frechheit, eine Verhöhnung von Missbrauchsopfern weiblich wie männlich und an Respektlosigkeit kaum zu überbieten. Eine Frau soll sich über einen Klaps auf den Hintern von einem schmierigen, übergewichtigen, reichen Grapscher noch freuen und das als Auszeichnung empfinden? na danke. da wird mir übel. Hätten Sie sich als Jugendlicher geehrt gefühlt wenn Ihnen am Stehplatz bei Schummerlichtein alter Lustmolch in den Schritt gegriffen hätte, weil Sie ihm gefallen...?



    Political correctness hin oder her. "Sexuelle Belästigung" ist ein dehnbarer Begriff und noch schwieriger wird es mit der persönlichen Einschätzung weil jeder darunter etwas anderes versteht und empfindet. Das macht den Umgang mit dem Thema so schwierig. Aber bei einer derart respektlosen und mittelalterlichen Weltanschauung diesem Thema gegenüber überwältigt mich Fremdscham.


    FAKT IST: Jeder der in Amerika bzw im Raum New York und weit auch darüber hinaus im Orchester / Instrumental Business zu tun hatte wusste von diesem Thema bzgl Levine. Die Met hat laut Insider Aussagen jahrelang Schweigegeld an Zeitungen und Opfer gezahlt um keine Sponsoren zu vergraulen. Das war mehr als nur ein offenes Geheimnis. Nicht dass Levine auf Männer steht ist das Problem, dass sie nicht volljährig waren ist es, und dass er aufgrund seiner Machtposition das über Jahrzehnte hindurch ziemlich ungehindert ausüben konnte.

    Stimmlich am besten hat mir der Bote gefallen: Bror Magnus Tødenes aus Norwegen. Er hat Schmelz in der Stimme. Von ihm wird noch zu hören sein. Darauf wette ich. Deshalb soll er hier auch mal gezeigt werden. Er würde auch in Carusos Neue-Stimmen-Thread passen.


    Ansonsten stimme ich weitestgehend mit KF überein.


    Frau Netrebko sang die Aida schon gut. Die Stimme hat perfekten Sitz. Da wackelte nichts. Beim Aufstieg in die Hohen wurde sie allerdings mitunter etwas grell. Sie blieb aber im Ungewissen, hatte der Figur nichts zu geben. Schön allein reicht mir nicht. Sie blieb statisch, wirkte unbeteiligt. Diese Haltung kam aber wohl aus der wie erstarrten Inszenierung in ästhetisch ansprechenden Bildern, die aber auch zu anderen Stücken gepasst hätten oder in einer großen Bank hängen könnten. Ich fühlte mich irgendwie an Gerhard Richters sehr allgemeine Bildsprache erinnert. Darin auch noch das akute Flüchtlingsproblem zu verpacken, muss heutzutage wohl sein. Sonst fehlte was. Es ist schon wie ein Automatismus. Diese Inszenierung war so gewollt. Im großen Raum des neuen Festspielhauses mag es anders gewirkt haben, nicht so wie im Brennspiegel des Fernsehers. Mir ist wieder einmal deutlich geworden, dass Oper nichts für den Bildschirm ist. Ekaterina Semenchuk als Amneris - meine liebste Figur in dieser Oper - blieb auch hinter meinen Erwartungen zurück. Die Gerichtsszene, eine der ganz große Erfindungen der Opernliteratur, in der sie in ihrer Verzweiflung zu Bruch gehen muss, war viel zu zahm und zu unbeteiligt angelegt.


    Der Bote war ein Lichtblick, auch Roberto Tagliavini als König war gut besetzt.
    Meli vollkommen überfordert hat zumindest versucht auf Linie zu singen. - Da fehlt für diese Rolle alles. Die volle, robuste Mittellage, die Tiefe schon überhaupt, eine leichte, schallende Höhe und eindringliche Gestaltungskraft. Stimmlich geht dieser Radames total unter. Der Ramfis und Luca Salsi finde ich als Sänger generell eine Zumutung. Da liest man im Bezug auf ihn in Kritien "nobel" und "belcanto Bariton" - wo haben denn die Leute ihre Ohren. Dasselbe als Gerard im Chénier in München. Undifferenziert, kehlig, rauh und unkultiviert; eine junge Stimme, die steif und alt klingt. Netrebko hat alle Hände voll zu tun ihre wahnsinnig in die Breite getriebene und einigermaßen schwerfällige und behäbige Stimme durch die tessitura zu manövrieren und in die Gänge zu bekommen. Vieles wird da auch ungenau mit Intonationsschwächen. "Ritorna vincitor" war das beste Beispiel. Vor allem wenn sie die Stimme aus der tieferen Lage in die höhere Mittellage führen muss kann man direkt SEHEN wie sie schaltet und fast für jede Note einen anderen Sitz sucht. Von perfektem Sitz kann da keine Rede sein. Das klingt definitiv nicht nach einem jungen, blühenden Mädchen.
    Mutis Dirigat war vielleicht kein Geniestreich, aber eine so kenntnisreiche, farbenreiche und strukturierte Vorstellung aus dem Orchester habe ich - nicht nur was Aida betrifft - schon sehr lange nicht gehört.


    Ja so schaut´s leider aus. Dann dürfte man aber Kaufmann aber auch nicht an Domingo messen, sondern an Cura oder Antonenko. Und Lucic oder Tezier an Nucci oder Hvorostrovsky oder gar ... Domingo!? Oder Harteros, Opolais und Peretyatko an Fleming oder Netrebko? Was kommt da heraus?


    Da ist MIR nicht wohl dabei...


    Tja wie hoch "darf" man das Niveau ansetzen?

    Ich finde, Kaufmann ist ein großartiger Otello.
    Wer anderer Meinung ist, sollte diese begründen und Alternativen nennen.


    :hello: Herbert


    Ich finde es immer wieder befremdlich, wie Leute, die es wagen Einwände und Kritik anzubringen vehement angegriffen werden. Hier gleich schon provisorisch und im voraus.



    Interessant ist, dass meist die "negative" Kritik wesentlich delaillierter, pointierter analysiert und anschaulicher formuliert ist als die immer gleichen und generalisierten Lobhudeleien ohne konkrete Beispiele. "Kantilenen im 2. und 3. Akt", "strömendes Legato", "morbidezza", "italianità", "große Bögen", "baritonales Timbre", "strahlend schön" "volle Höhe", "ein ganz Großer" - das hat alles wenig konkrete Aussagekraft, wischi-waschi Formulierungen, Generalisierungen und Pauschalierungen.
    Kann es sein, dass Leute die kritischer hinhören vielleicht auch mehr hören? - Hören WOLLEN? Selbständig und emanzipiert hinhören und nicht nur nachplappern, was ihnen die Medien vorgaukeln - pardon. UND VOR ALLEM. Ich messe einen Otello nicht ausschließlich an den Sängern, die ich selbst gehört habe - hört die Opernwelt denn (in meinem Fall) in den frühen 1980er Jahren auf...?? - Oder wie bei vielen in den 1950er Jahren. Was wäre mir da alles an beeindruckenden und augenöffnenden Aufnahmen entgangen!


    Und bloß weil es heute so wenige überzeugende Otellos gibt (die waren zwar zu allen Zeiten eine eher seltene Rasse, aber wenn man sich die Vielfalt bis in die späten 1930er Jahre anschaut - wirft das auf die heutige Situation ein anderes Bild) heisst das noch lange nicht dass Kaufmann die Rolle völlig ausfüllt und ihr gerecht wird. Wem es genügt, dass der Einäugige unter den Blinden König ist - der werde damit glücklich.


    Im Fall des Otello habe ich die Übertragung im Kino gesehen. Wenn ich über diese Produktion Kritiken lese, die Marco Vratogna als SÄNGER "positiv" oder gar lobend erwähnen (präsenter und überzeugender Schauspieler, grässlicher Sänger) brauche ich gar nicht weiterlesen. Diesem Rezensenten muss ich jegliches Urteilsbewusstsein absprechen...


    Kaufmann hat für die Rolle die Stimmfarbe, aber nicht das Stamina, die natürliche power und auch nicht eine natürliche schneidende Höhe, mit der er leicht über das Orchester kommt. Das ist für ihn eine Grenzpartie und keine, die ihm liegt.
    Er hat sie sich ehrlich erarbeitet und sich vor keiner Schwierigkeit gedrückt, Pappano war da bei der Vorbereitung wohl ein Segen, aber wenn man sich nur die Tonspur anhört klingt das ganze schon viel ernüchternder als der aufgedrehte Voll-Sound im Kino.

    José van Dam hat da mal eine nette Geschichte bezüglich Domingos Alter erzählt. Müsste nachschauen ob ich den genauen Wortlaut noch finde. Domingo soll unheimlich stolz gewesen sein, dass er mit 36 so jung Grossvater geworden ist (wieder ein Rekord?) - van Dam war zu damals gerade 31. - Heute ist Domingo ein Jahr jünger als er.

    Nur der Vollständigkeit halber - die MET hat nun auch O soave fanciulla aus La boheme online gestellt. Dazu die Frage: Ist das eigentlich 'come scritto' wenn der Tenor am Ende des Duetts das hohe C singt? Wir kennen das natürlich auch nach unten transponiert. Calleja singt hier im Duett mit Yoncheva das hohe C.
    Wie ist das nun wirklich in der Originalpartitur von Puccini? Weiß das jemand?

    Soweit ich weiss, singt der Tenor ursprünglich runter.
    Calleja ist hier übrigens in ausgesprochen guter stimmlicher Verfassung. Hoffe das bleibt so. Hatte in den letzen 2 Jahren, was ich so von ihm gesungen gehört habe, Befürchtungen.

    "Ich habe mir die Partitur angesehen. Ehrlich - ich konnte mir die Oper nicht mal zu Ende anhören. Ich bin ehrlich mit Ihnen. Das ist so uninteressant für mich. Ich mag die Musik nicht. Ich mag die Figur nicht. Ich habe es versucht, wirklich, weil dieses Projekt so wichtig war. Aber am Ende sagte ich, 'Ich kann nicht, mein Herz ist da nicht dabei'. Und wenn es nicht dabei ist, kann ich auch nichts Besonderes daraus machen, und das ist der Hauptgrund warum ich ausgestiegen bin."


    Wie unglaublich unprofessionell. Will sie einem tatsächlich sagen, dass sie von der Oper NORMA vorher noch kaum etwas gehört oder gekannt hat...??
    Kein Thema - manche Partien liegen einem vom Charakter, von der Musik, der Tessitura her nicht. Aber man sagt zu obwohl man sich mit der Partie nicht einmal annähernd beschäftigt hat, wartet bis der Kartenverkauf angelaufen ist und lässt das Haus dann so kurz vor Probenbeginn hängen? Wann hat sie sich zum ersten Mal ernsthaft mit der Partie beschäftigt - lernt man eine Partie wie Norma in 1-2 Monaten....??
    Wie unglaublich unseriös und unprofessionell - das disqualifiziert sich von selbst.

    Ich hab sie ein paar Mal live erlebt - keine aufregende packende Interpretin, aber sine sehr sehr gute Sängerin - ehrlich, diszipliniert, handwerklich sehr erfahren im besten Sinn. Gut ausgeglichene Register ohne Brüche, Flexibilität und Elastizität hat sie sich gut erhalten.


    Eine Licht im heuteigen grauen Sängeralltag obwohl mittlerweile im Herbst ihrer KArriere.

    Eine begabte Dilettantin. Grosses Talent - nicht zu leugnen, aber diese puppenhafte Optik, diese theatralische Gestik gepaart mit falscher Bescheidenheit - unerträglich. Als Sängerin ist sie schlechteres Mittelmass aufgepeppt mit hübschem Timbre. Im Haus jedes Mal, wo ich sie gehört habe, eine Enttäuschung. Eher ein Trällern als echter Gesang mit richtiger "Körperverbindung". - Das macht die Stimme auch kaum belastbar. Sobald sie "aufdrehen" will verliert sie den Fokus. - Davor hütet sie sich meistens, dafür klingt alles so eindimensional und breiig. Keine einzige Phrase, die irgendwie als einzigartig und unverwechselbar in Erinnerung bleibt. Man höre sich die Norma an - weiss sie überhaupt was sie da singt? Da zwitschert und trällert ein Püppchen, das mit Norma nicht im geringsten irgendwas zu tun hat. Ein Gurren und Girren zum Selbstzweck - eine zur Schau-Stellung der der eigenen Stimme und nicht ein seine-Mittel-indie-Dienste-des Komponisten-stellen. AUch musikalisch nicht besonders diszipliniert - sie neigt zum Schleppen, badet allzu gerne im eigenen Klang.


    Tut mir leid, wenn ich da vielleicht sehr streng bin - aber wer genau hinhört (hinhören will), kann da sicher Einiges davon nachvollziehen; dieses aufgesetzte Getue, wenn gesanglich und musikalisch kaum etwas dahinter ist, finde ich unerträglich.
    Die Dame hat mit kaum einer Karriere - die Auftritte bis 2015/16 sind auf operabase gut nachvollziehbar - bereits vor 2 Jahren einen DECCA Exklusivvertrag bekommen..... Steht in keiner Relation.

    Eben das stimmt nicht. Der Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme gelingt nicht immer gut. Bei den vielen
    TV-Sendungenhabe ich das Liebesduett aus Otello noch nie mit soviel Kopfstimme gehört, trotzdem hat es mir
    gefallen. Aber in der Sendung aus Baden Baden hat mir Terfel am besten gefallen, vor allem sein Humor.
    Im französischen Fach hat mir der heute noch lebende Gedda weitaus besser gefallen als Kaufmann.


    LG, Bernward


    Das Konzert hab ich mir auch angehört - zumindest ab der Terfel-Mefistofele Arie. Ich war abgesehen von dem "Fiddler" über seine stimmliche Verfassung beinahe entsetzt.



    War auf Kaufmanns Otello gespannt. Ich hätte mir aber schon erwartet, dass er sich dem ehrlicher stellt. Zwischen kehligem und mühevoll klingendem Hochstemmen und Falsett-Winselei (Verzeihung, aber so klingt es tatsächlich) gibt es an Nuancen so gut wie nichts. Und da war tatsächlich viel Falsett dabei (ein echtes Piano ist das Keines). Entweder da macht jemand aus der Not eine Tugend oder es ist derzeit noch ein "work in progress" und eher ein vorsichtiger Eiertanz als eine souveräne Interpretation.

    Ihr solltet Euch keine Live-Konzerte mehr anhören, sondern nur noch steril produzierte Konserven, dann habt ihr diese Probleme nicht mehr.


    Übrigens: Mir hats gefallen. :hello:

    nein nein - im Gegenteil. Ich liebe live in jeder Form, so lange keine Mikrofone und Verstärker im Spiel sind. Mir geht es weder um Perfektion, noch um Makellosigkeit - aber mir geht es sehr wohl um ein Maß an gesanglichem Können, das auch dem Status dieser großen Namen entspricht und an dem sie sich auch messen lassen müssen.

    Ja - ein sogenannter "Sänger-Dirigent" - die Sänger lieben ihn, weil er so auf sie eingeht. In Wien bei der Manon Lescaut ist er so auf Anna Netrebkos tempi eingegangen, dass er auf sie (die grässlich geschleppt hat) gewartet hat und sie wiederum auf ihn, so dass das ganze sich gezogen hat wie ein endloser Strudelteig. Behäbig, schwerfällig, undifferenziert.
    Die Gala selbst habe ich nur ab Terfels Mefistofele im Fernsehen verfolgt und war vor allem über den Zustand von Terfels Stimme entsetzt (außer der Anatevka Zugabe, wo er als Entertainer schon gut war) - Rauhbein schön und gut, das war er immer, aber er spricht ja schon mehr als er singt....... Der Mezzo war grässlich, in der Höhe gescheppert zum Gottserbarmen, unten weitgehend heiße Luft wenn sie nicht draufdrückt. Harteros ist dort gut, wo sie immer gut war: die schön gefluteten piani Höhen, aber überall dort, wo sie in der Höhe Kraft braucht und Farbe bekennen muss, schleicht sich auch schon ein leichtes Scheppern (Aida, Forza & Co lassen grüßen) und eine leichte Schärfe ein. Kaufmann kelhiger und gaumiger als je zuvor. Kräfteraubende Tonproduktion, im Otello Duett macht er auf lyrisch und falsettiert, das sind doch keine piani...und das ist auch kein Otello... Harteros kann ich mir als Desdemona gut vorstellen.

    Bei Granforte gilt wirklich: nomen est omen.
    Wobei - er ist nicht immer und überall der Plärrer als den man ihn im Ohr hat (und auch nicht sehr viel weniger differenziert als andere großstimmige Sänger - oder solche, die es vorgeben zu sein). Wenn ich mich da an Terfel (oder das, was von seiner Stimme übrig ist) neulich in Wien erinnere, wie der outriert und übertrieben und geröhrt hat, eintönig, monoton und große Geste - wenig stimmliches Gewicht; dagegen ist Granforte dagegen ein Grandseigneur und Feingeist......
    Ich habe neulich die komplette Tosca mit ihm als Scarpia durchgehört. Respekt: der kompletteste und fesselndste Scarpia, den ich gehört habe. Da ist alles da. Eine plastische Figur, dieser Scarpia ist zwar schon ein Rauhbein, aber eines, das auch weiß, "was sich gehört". Einer der differenzieren und schattieren kann, der trieft vor Zynismus, der sowohl die feine Klinge als auch die Keule schwingen kann.


    Wer sich mit akustischen Aufnahmen befasst hat, der wird auch wissen, welche Bedingungen erfüllt werden mussten, daß man eine einigermaßen brauchbare Aufnahme zustande brachte. Der Sänger musste direkt vor dem Trichter stehen und quasi hineinbrüllen. Zudem musste die Dynamik verringert verden, was so geschah, daß der Sänger zeitweise von Trichter ein wenig zurücktreten musste. Für das Orchester war ein eigener Trichter notwendig.


    Ja die Bedingungen waren eine Herausforderung. Wenn man neben vielen anderen Hürden auch bedenkt, dass die Sänger mit dem Rücken zum Dirigenten standen...! Bei hohen forte Noten mussten sie vom Trichter zurückweichen, bei Duetten/Ensembleszenen musste von den Sängern genau auf eine gute Klangbalance zwischen den Stimmen geachtet werden. Die vielen Knöpfchen von heute gab es damals nicht. Keine Manipulation, kein Zusammenschneiden, keine Nachbearbeitung. Im Grunde eine Live-Aufnahme. Da schätzt man die hohe Musikalität, das Können, das Handwerk dieser historischen Sänger umso mehr.


    Aber die Geschichte mit dem "Brüllen"..... Das würde heißen, die Sänger mussten lauter als notwendig oder lauter als gewöhnlich singen? Nicht einmal die ganz frühen akustischen Aufnahmen von 1902-04 bestätigen das. Wobei natürlich ein Unterschied macht, ob man sich eine Aufnahme von etwa Tamagno oder De Lucia anhört. Die lyrischen Sänger haben keineswegs geplärrt oder gebrüllt. Wie hier Bonci 1906.



    Das ist NATÜRLICH ein Fake. Da hat sich jemand gespielt und dazu kopiert.
    Von Caruso gibt es definitiv keine LIVE Aufnahmen. Wer die beiden Aufnahmen aus 1911 vergleicht wird feststellen, dass sie ident sind, dass aber bei der sogenannten live Aufnahme der Applaus dazu kopiert wurde...


    Anna Netrebko sagt NORMA ab


    Casta Diva wird also wohl das einzige bleiben was wir je von Netrebko's Norma hören werden:


    ...und ich muss Dir sagen - wenn ich DAS höre, haben wir alle absolut nichts verpasst.


    Gähnende Langeweile, bleierne Schwere, schleppende Einsätze.


    Sie singt mit einer hübschen Stimme und ungenügendem technischen Rüstzeug schöne Musik, nicht mehr. Gestaltung null, Verständnis für den musikalischen Stil, null. das "ah bello", wie sie da durch die Verzierungen stolpert, ist fast peinlich, ein paar gehaltene hohe Noten machen da gar nichts wett. Die Aufnahme ist im Übrigen von 2007! Jetzt - nach Lady und Manon Lescaut kann man sich vorstellen, wie träge die Stimme geworden ist.


    Dass sie die Partie erst jetzt absagt mag wohl bedeuten, dass sie sich knapp 3 Monate vor den ersten Proben erstmals im Detail mit einer Rolle wie Norma auseinander gesetzt hat??? Oder sie hat schon früher mit dem Rollenstudium begonnen und erst jetzt abgesagt - Ersteres höchst unprofessionel und unseriös, Zweiteres ein Affront for Covent Garden...

    sie war auch eine hervorragende Filmschauspielerin, und zwar keinesfalls in Opernfilmen! Der Höhepunkt ihrer Karriere hier war wohl "Die Gezeichneten" von Fred Zinnemann. Novotna spielt eine verzweifelte Frau im zerstörten Berlin (oder war es Wien? Sorry, ist etwas her, seit ich ihn sah) neben dem GI Montgomery Clift, als hätte sie nie etwas anderes gemacht!!


    Ich glaube mich zu erinnern, dass ich gelesen habe, dass sie eigentlich vom Schauspiel zur Oper gekommen ist. Kontakte / Auftritte mit Max Reinhardt - daher also...

    Ich habe ja öfter schon gesagt, dass ich nach wie vor eigentlich in der Oper immer in erster Linie Hörender bin. Wenn ich nicht höre , dass da ein Feldherr, ein Gralsritter, eine eisumgürtete Prinzessin oder eine Dame aus Burgos dargestellt wird, und wenn ich nicht höre, wie er resp. sie liebt oder leidet, rast oder träumt.....dann hilft mir die Bühne auch nicht mehr!


    Seit meiner Frühzeit als Opernbesucher bin ich den Galerien oder obersten Rängen treu geblieben!

    JA JA JA
    bei mir ganz genau gleich. Wer eine Parte "nicht mit der Stimme" spielen beleben und erfüllen kann, dem hilft das Spiel auf der Bühne auch nicht (viel).


    Und zu Lucia-Strichen: Wenn Nellie Melba die Lucia sang war nach der Wahnsinnsszene überhaupt Schluss...................

    Hab ihn in der Adriana Premieren Serie in Wien 2014 als Abate gehört. Kleine ROlle, aber er ist wirklich hervorgestochen. Weil er musikalisch was daraus gemacht hat.
    Interessant damals im Vergleich mit dem jungen, begabten Massimo Giordano als Maurizio, der so viel Talent und Potential hat (hatte), aber ein grottenschlechter Sänger ist. Der "Veteran" Gimenez hat viel weniger stimmliche Fülle, aber dafür Köpfchen.

    Ja natürlich! Wie will man denn sonst nachvollziehen und beurteilen, ob und wie Sänger den Text interpretieren, stimmlich darstellen, ob er/sie gesanglich eloquent sind oder nicht. Es geht doch nicht nur darum, eine schöne Melodie nachzusingen. Das wird doch heutzutage überall eingefordert - nicht "nur" schön zu singen.
    Und damit meine ich nicht szenisches Spiel, sondern das Spielen mit der Gesangsstimme. Das geht nur über den Text.
    Unverzichtbar, den Text im Idealfall in der Originalsprache zu kennen und zu verstehen.

    Wie übersetzt man nun das, was eigentlich im Bereich der körperlichen und mimischen Ausdrucks liegt so in die Stimme, das es nicht gleich aufgesetzt und allzu theatralisch (im negativen Sinne) wirkt? Und gewinnt man aus dem Studio nicht vielleicht umgekehrt Anregungen mit, wie man auf der Bühne noch "stimmdarstellerischer" agiert?

    Musikalische Interpretation, die Gestaltung, der Aufbau einer Rolle mit rein musikalischen Mitteln, die der Komponist in der Partitur vorgibt erfordert gleichzeitig musikalische Disziplin und gesangliche Phantase. Plastische Aussprache und fließende Gesangslinie.
    Der Rolle seinen persönlichen Stempel aufzudrücken und gleichzeitig die Vorgaben des Komponisten einzuhalten.
    Zwischen alldem die Balance zu finden und zu halten ist die große Herausforderung. Das unterscheidet einen guten Sänger von einem großen Künstler.


    Nicht immer sind die großen, magischen Interpreten die besten Sänger und auch nicht die Besitzer der schönsten Stimmen. Eine Callas oder eine Muzio waren stimmlich/technisch keineswegs unanfechtbar. Große Gestalter wie ein Vanni Marcoux, Patzak, Pertlie, Gobbi (dessen vulgäres Verfärben der Vokale in späteren Jahren ich persönlich aber nur schwer ertrage) besaßen alle keine großen/schönen Stimmen. Aber sie alle haben ihr ganzes Gewicht als Gestalter in die Waagschale geworfen und damit ein überzeugendes Gesamtbild geschaffen.


    Wie gestaltet man als Sänger mit rein musikalischen Mitteln, wenn auf Tonträger alles wie durch eine Lupe auf den Gesang reduziert ist?
    Man spielt mit der Stimme. Da ist die Palette an Möglichkeiten unendlich größer als nur laut und leise. Man entlockt der Stimme Farben, Schattierungen, man legt, um Dramatik zu erzeugen, das Gewicht nicht auf die Stimmbänder, sondern auf den Text, setzt Akzente. Eindringliche Phrasierung, das Spielen mit den Worten, der Betonung – gesangliche Eloquenz. Technische Kunstgriffe wie Messa di voce, diminuendi, crescendi, kleine portamenti hier und da wo es Sinn macht, kleine ritardandi beleben den Gesang. Röcheln, Seufzen, Stöhnen, Schluchzen sind für mich billige außermusikalische Effekte, mit denen sich Sänger helfen, die entweder zu wenig musikalische Phantasie haben oder zu wenig gesangliches Können zur Verfügung haben. Sehr wohldosiert eingesetzt und klug und dezent gemacht kann es manchmal auch eine gute Wirkung haben. - Aber auch hier gilt: man kann aus der Not eine Tugend machen oder es als klugen Kunstgriff einsetzen.


    Nimmt man die Arie des König Philip. Den kann man auf ganz unterschiedliche Arten anlegen. Immer im Rahmen dessen, was Verdi vorgibt – vorausgesetzt. Aber man kann unterschiedliche Aspekte dieses harten, einsamen Königs betonen oder herausstreichen: Seine Härte, seine Traurigkeit, seine Einsamkeit, seine echte Trauer über den Verlust einer Liebe, die er nie besessen hat. Durch Vergleiche lernt man unendlich viel, wenn man bereit ist, die Ohren zu öffnen und sich nicht auf EINE, die eigene Erwartung oder Vorliebe für die Sichtweise einer Rolle festzulegen.


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    Vanni Marcoux klingt als Philip zuerst verstörend. Das helle, für einen Bass fast tenorale Timbre ist weder schön noch üppig. Hat man sich an den leicht schnarrenden Klang einmal gewöhnt bietet er eine riesige Bandbreite an Facetten an. Er zelebriert ohne selbstgefällig zu wirken. Im Rezitativ ist jedes Wort abgewogen, hat seine Bedeutung, sein Gewicht, ohne dass es kalkuliert und steif wirkt. Nehmen Sie sich den Text und lesen Sie bei der Arie mit. Er teilt sie stimmungsmäßig in unterschiedliche Abschnitte. Baut Spannungsbögen auf und setzt sie ab – alles aus der Musik heraus. Er ist kein Boris Christoff oder Furlanetto. Aber diese Arie verlangt nicht nach großem Ton und Röhren. Sie ist ein innerer Monolog, vielleicht einer der wenigen Momente, wo dieser König Zeit und Muße hat, einmal Innezuhalten und sich schmerzhaft bewusst wird, wie einsam und ungeliebt er
    ist. Vielleicht nicht die üppigste oder am makellosesten gesungene Aufnahme, aber eine, in der man enorm viel über den Charakter der Rolle lernt. Und darum geht es meiner Meinung.



    P.S.: Vanni Marcoux soll laut Zeitungskritiken und Aussagen von Sängerkollegen einer der beeindruckendsten SCarpias seiner Zeit sein. - Auch als Bühnendarsteller! Soviel zu musikalischer Wandlungsfähigkeit.

    Keine optische Darstellung der Welt kann eine aufgefeilte und überzeugende stimmliche Interpretation oder Charakter-Gestaltung aufwiegen oder ersetzen.
    Natürlich ist die Oper eine Kombination aus vielen Faktoren. Grundvoraussetzung für mich persönlich ist aber die musikalische Gestaltung. Das Rüstzeug dafür, das Interpretation überhaupt ermöglicht, ist für mich stimmliche Kontrolle und technisches Rüstzeug - das Singen KÖNNEN. Erst mithilfe der Kontrolle über die Stimme kann man dem Gesang Farben und dynamische Nuancen verleihen, einen musikalischen Charakter entwickeln.
    Alles was auf der Bühne über eine der Musik entsprechende glaubhafte Darstellung/Schauspielen hinausgehtauf, ist für mich Draufgabe.


    Mir ist es im Zweifelsfall viel lieber, ein Sänger kann mit seinem Gesang einen Charakter plastisch zeichnen und er bleibt ein durchschnittlicher Darsteller, als er zerreisst sich darstellerisch und hat stimmlich und als musikalischer Interpret wenig zu bieten.