Beiträge von La Gioconda

    Was ich von Rolando Villazon in letzter Zeit aus der Konserve und auf youtube gehört habe, hat mich für die gestrige Traviata Schlimmstes befürchten lassen. Die wurden sogar noch übertroffen.


    Der Mann hat überhaupt keine Stimme mehr. Indisponiert hat er sich nicht ankündigen lassen, daher scheint das seine momentane "normale" Verfassung zu sein. Ab der Mittellage aufwärts hört man kaum mehr als ein erbärmliches Krächzen und Quetschen und oft kippt die Stimme einfach weg. Ich war entsetzt.


    Wer sich in diesem stimmlichen Zustand einem zahlenden Publikum präsentiert und sich für eine derart erbärmliche Leistung auch noch groß feiern läßt hat für mich jeden Respekt verloren. Traurig und ärgerlich. Villazon ist zwar immer noch ein Kassenschlager, aber auch als Direktor sollte ich doch nicht NUR auf die Kassa schielen, sondern auch zumindest ein wenig auf die künstlerische Qualität......

    Giuseppe Campora war ein solider lyrischer Tenor, der seinerzeit aber viel Konkurrenz hatte (Tagliavini, Prandelli, Valletti und Monti im lyrischen Fach, Del Monaco, Conley, Penno, Vinay und Picchi im lirico-spinto, wenig später noch Di Stefano und Raimondi)!

    Da soll noch einer sagen, dass es früher nicht eine größere Bandbreite an guten und sehr guten (damals jungen) Sängern gegeben hat. Und das sind Ende der 1940er / Anfang der 1950er Jahre (abgesehen von Conley und Vinay) nur die Italiener...!

    durch Schulunterricht erzeugt man keine Liebe zur Klassik. Dazu braucht es (wie ich im anderen Thread bereits darlegte) positive erwachsene Vorbilder.


    der halbwegs als gebildet gelten wollende Abiturient hat von Beethoven und Co. gehört zu haben.


    Für die Leidenschaft sind dann eher andere zuständig.


    So sehe ich es auch.


    Für die klassische Musik wünsche ich mir in Schulen im Idealfall jemanden, der diese wunderbare Welt den Kindern schmackhaft anbietet und zugänglich macht, sie dazu verführt. Egal, ob es später "klick" macht, oder nie. Wenn sich auch nur ein paar Kinder mit dem "Bazillus" anstecken ist das doch schon großartig - und die anderen haben zumindest einmal gehört, das es so was überhaupt gibt.

    Afro Poli war in seiner besten Zeit ein bemerkenswerter Sänger. Keiner der ersten Reihe - bei DER Konkurrenz in den 1930er-50er Jahren - aber ein erster der zweiten Reihe. Er war ein guter Schauspieler - ein herrlicher Don Pasquale/Malatesta, Sharpless, Ford, Belcore, Alfio oder Schaunard/Marcello, sang später aber auch größere Rollen. Seine Karriere dauerte von 1927 bis Ende der 1960er Jahre.

    Beide Stimmen sind in Technik und Timbre total aufeinander abgestimmt. Sie sind wie eins. So muss das gesungen werden. Für mich haben Lehmann und Tauber derart hohe Maßstäbe gesetzt, dass ich diese Musik mit anderen Interpreten nicht gern höre. Beider Können kommt übrigens auch bei der ebenso berühmten Aufnahme des so genannten Uhrenduetts aus der "Fledermaus" zum Tragen.


    Das ist eine Aufnahme für die einsame Insel!! Das Uhrenduett singt Tauber mit der herrlich charmanten Vera Schwarz.


    Aber die Ensembleszenen aus der Fledermaus "Genug damit, genug" und "Brüderlein und Schwesterlein" sind mit der Lehmann.

    Herr Lucic hat mich an Paolo Gavanelli erinnert und nicht an Franz Grundheber.

    Als "kultiviert und nobel" bezeichnet eine österreichische Tageszeitung Gavanellis Gesang in der konzertanten "Straniera" in Wien. Da gackern ja die Hühner.... Von dem was ich bis jetzt von live Lucic gehört habe, passen die beiden ganz gut in einen Topf, laute Stimmen und gesangliche Rauhbeine. :thumbdown:

    Dann würde ich ganz einfach nicht applaudieren.


    LG


    Mme. Cortese


    Ich nicht. Weil ich nicht - so wie viele hier wenn es um die inkompetenten Regisseure geht - den Dauer-Jublern einen Triumph gönnen möchte, der für mich keiner ist. Ich zahle für eine Karte und darf nur dann Reaktion zeigen, wenn es mir gefällt???


    Warum ist das Buhen bei den Regisseuren gerechtfertigt und bei den Sängern nicht? Das klingt für mich schon ein wenig nach Doppelmoral. Weil man glaubt, die "Leistung" besser beurteilen zu können, weil Regisseure mutwillig ein Werk zerstören?


    Wenn Sänger schlecht vorbereitet sind, eine Rolle hörbar zu wenig studiert haben, oder für diese völlig ungeeignet sind, weil sie der Musik überhaupt nicht gerecht werden, sie sogar verschandeln oder das Diven-Gehabe mancher Stars in überhaupt keiner Relation zu ihrem Können und ihrer Publicity steht - finde ich Buhs absolut gerechtfertigt. Man kann ja auch zischen - ist auch sehr wirkungsvoll und vielleicht weniger "pöbelhaft"? :P


    Also wenn schon gegen Buhs sein - dann sollte das doch für alle Künstler gelten.

    Wenn ich von einer Vorstellung begeistert bin, dann zeige ich dies auch mit großer Freude und Applaus. Sollte ich aber eine dieser idiotischen, abartigen Inszenierungen erwischt haben, werde ich das auch von mir vehement hören lassen. Dann lasse ich mich auch nicht von frenetisch klatschenden Nicht-Opernkennern beeinflussen!


    So sehe ich das auch. Und warum darf das nicht auch für Sänger gelten? Wenn Sänger (auch Weltstars) obwohl sie von dem Rest des Publikums und der Presse hochgelobt werden der Musik hörbar nicht gerecht werden (was man hören würde, wenn man die Musik auch gut kennen würde und nicht nur einer schönen Stimme applaudiert), nicht die Noten singen, so wie sie die in der Partitur stehen, mit der Partie heillos überfordert oder kaum hörbar sind???????

    Im Prinzip kann man meine Aussage auch auf das französische Fach übertragen (z.B. Carmen, Faust oder Werther), in dem er auch schon einmal etwas seltsam klingt und zudem auch eine etwas schwere Stimme hat - ziemlich unfranzösisch halt, obwohl er es ganz gut singen kann.

    Vor allem im französischen Fach! Da wirkt er doch meistens wie der Elefant im Porzellanladen. Wobei ich glaube, es hat nicht damit zu tun, dass die Stimme so wahnsinnig schwer ist (was ich nicht finde), sondern eher damit, dass er mit zu viel Druck singt und zuviel Gewicht auf die Stimme legt, sodass sie wenig flexibel und biegsam ist. Und im französischen Fach braucht man finde ich UNBEDINGT Eleganz, Biegsamkeit und eine leichte, unangestrengte und strahlende Höhe.

    Das Tempo hätte er bei einem Arienabend doch selbst bestimmen können, nicht? Da war doch einiges nicht ganz ausgesungen, vielleicht auch Nervosität. Gegen Ende wurde das jedenfalls besser.
    Das erste was ich von ihm gehört habe waren die Puritani in Wien, weiß nicht mehr genau wann das war. Keine Frage - da hat sich enorm viel getan.
    Der geht jedenfalls sicher seinen Weg. Maskenball in Frankfurt jetzt im Frühjahr, glaube ich - ja.
    Dann freu ich mich auf einen Riccardo im Herbst in Wien!

    Ja ich war auch dort. - Mit ein bisschen gemischten Gefühlen. Die sehr auffällige Kurzatmigkeit hat mich in Verbindung mit Maskenball, den er bald singen wird ein bissl nachdenklich gemacht. Grossartig fand ich den Cid und vor allem die Zugabe der Sternenarie (da merkte man, dass er stimmlich und nervlich GANZ entspannt war und es wirklich genossen hat).


    Die Wahl der tempi fand ich teilweise zu schnell, vieles blieb mir zu angedeutet. Die Höhe ist bombensicher, stellenweise hat sie abgesehen von dem Vibrato, das mich nie gestört hat, einen ganz leichten "Schlag". Schade um das "Cielo e mar" - das könnte er meiner Meinung nach noch viel besser, weiß nicht ob ich das an den Anfang gestellt hätte.


    Er und die Stimme entwickeln sich - absolut. Da ist noch viel drin. In ein paar Jahren wird er am Höhepunkt seiner Karriere sein. So wie es viele Sänger sagen: Das beste kommt mit 40+, dann weiss man was man tut und was man kann und hat die nötige Sicherheit und Erfahrung um es auch geniessen zu können.


    Was singt er im Herbst? Maskenball?

    Jonas Kaufmann im ersten Akt der Tosca ist für mich schwer zu ertragen, gegen sein E lucevan le stelle im dritten Akt ist nichts mehr einzuwenden.


    Lustig - für mich war es gerade umgekehrt. Recondita armonia ist recht üppig geflossen, die Vittoria Rufe waren echt beeindruckend muss man sagen, die Sternenarie, die legato, mezza voce und echtes piano verlangt war nicht seine Sache. Da ist ihm die Stimme total in den Hals gerutscht, weder das mezza voce und schon gar nicht die piani haben gut getragen, sind mehr zu halsigen, im schlimmsten Fall röchelnden, Falsett- und Fisteltönen geraten. Aber er macht es insofern gut als dass er diese Noten dem jeweiligen Gemütszustand der Rolle zuordnet.....


    Ist leider das Dilemma vieler Sänger heute (und nicht nur Tenöre) - durch das viele forte Singen und das Singen mit zu viel "Muskel" Einsatz wird die Stimme unflexibel und hart und spricht nur mehr an, wenn man voll aussingt - siehe auch Beczala. Aus der Not eine Tugend machen.

    De Luca ist meiner Meinung nach einer der vorbildlichsten und größten Sänger, der je auf einer Opernbühne gestanden haben. Kein Stimmwunder, ein lyrischer Bariton, aber ein beinahe vollkommener Sänger, der mit enormer Musikalität und großer stimmlicher Intelligenz eine der längsten Karrieren (bis zuletzt auf höchstem Niveau!) gehabt hat. Sein Germont, Rodrigo, Malatesta, sein Graf Luna, auch sein Rigoletto sind Aufnahmen, an denen sich jeder Bariton messen muss.

    Shalva Mukeria ist an einem guten Abend grossartig. Leider aber auch ein wenig unausgegoren. Was ihm in einer Arie oder Phrase bewundernswert gelingt, klingt wenig später nicht mehr als mittelmäßig. Die schallenden Spitzentöne sind auch nicht ganz seine Spezialität. Ich hab ihn in Sonnambula gehört. Die Stimme ist herrlich elastisch und er singt Verzierungen wohltuend sauber und schummelt sich nicht durch. Da hat er Stellen gehabt die waren zum niederknien, vor allem wenn legato und mezza voce gefragt ist! Ein grossartiger Tenor für Bellini und Donizetti.


    Dass etwa Valletti eine schlechtere Technik gehabt hätte als Florez würde ich in keinem Fall unterschreiben. Er hat sich aber leider zu früh ausgesungen. Manche Rollen hätte er vielleicht bleiben lassen sollen. Aber in den 1950er Jahren hat es wenige Edgardos oder Ernestos oder Nemorinos gegeben, die ihm (vor allem stilistisch) das Wasser reichen konnten.

    Ich habe mir gestern Aufnahmen mit McCormack rausgesucht, ebenfalls auf CD. Sie stammen aus den Jahren 1910 bis 1915, d. h. daß sie "in den Trichter" gesungen wurden. Die Stimme klingt jugendlich frisch trotz der 100 Jahre alten Aufnahmen. Überzeugend für mich die französisch gesungene Blumenarie aus "Carmen" und aus "Faust" in italienisch "Salve, dimora casia e pura".

    Referenzaufnahmen für mich auch "Fra poco a me ricovero" aus "Lucia" oder "Per viver vicino a Maria" aus der "Regimentstochter" oder "Il mio tesoro"(Don Giovanni) oder Tostis "Ideale" oder "O sleep, why dost thou leave me" - lauter Perlen.

    Der Rezensent war begeistert, wie Präsent die Stimmen alle klangen, allen voran der Wotan, bis.......ja bis es ärgerlicherweise zu einer kleinen Übersteuerung kam.
    Die Illusion zerplazte wie eine Seifeblase, schade eigentlich.

    Im Grunde ist das Betrug am zahlenden Publikum. Eigentlich müsste auf jedem Abendzettel und in jedem Programm sichtbar angeführt werden, wenn die Stimmen technisch verstärkt werden.

    Ich beziehe das Thema Sound enhancement/Klangverstärkung/Mikrophone hier NUR auf die Sänger. Dass jedes Opernhaus eine Soundanlage hat ist mit völlig klar. Dass es hier bei uns derart gang und gebe ist Sänger zu verstärken habe ich bis zuletzt nicht glauben wollen und wir sprechen natürlich keineswegs nur von Übertragungen, Aufzeichnungen für Radio/Fernsehen!! Amerika gut, in den Riesenkästen mit mangelhafter Akustik... da wusste man es schon länger. Aber hier...... Ich finde es unehrlich dem Publikum gegenüber. Sie sollen es ganz offen machen und ganz dazu stehen oder dem Publikum garantieren, dass es für sein Geld nur Sänger zu hören bekommt, die in diesem Haus auch ohne technische Hilfsmittel hörbar sind. Und Dirigenten und Regisseure, die zusammen und nicht gegeneinander arbeiten. Dirigenten, die mit dem Orchester die Sänger nicht niederschmettern und Regisseure, die ihr Handwerk verstehen und die Sänger unterstützen und nicht behindern in ihrer Arbeit.
    Ich finde den Gedanken unerträglich, dass Künstler nicht mehr für ihr Können und ihr Handwerk Anerkennung bekommen.
    Muss ein Sänger mit seiner Stimme kein Haus mehr füllen können, muss ein Schauspieler keine Sprechkultur mehr haben (beim Sprechtheater haben wir genau dieselbe Thematik)? Ist das heutzutage nur mehr ein zusätzlicher bonus, wenn jemand sein Handwerk tatsächlich beherrscht? Ist es wichtiger, wenn er Salti schlagen kann und einen trainierten Körper hat falls er/sie sich mal ausziehen muss?

    Mir geht es darum - entweder man macht ganz offen Operngesang nicht nur bei Konzerten sondern auch auf der Opernbühne mit Verstärkern - deklariert es aber auch als solches!, dann haben wir irgendwann einmal die Musicalsänger auf der Opernbühne - oder man garantiert dass die Sänger tatsächlich so singen wie sie klingen.


    Wie das momentan gehandhabt wird, wird es als etwas anderes verkauft als es tatsächlich ist - eine Art Mogelpackung - und man kann sich auf seine Ohren nicht mehr verlassen.

    Viele Opernhäuser, wie z.B. die MET, die NY City Opera, die San Francisco Opera beschäftigen vielköpfige Sound-Abteilungen für den Betrieb elektronischer Schallverstärkungssysteme. Dies dient sowohl der Kompensation akustischer Gebäudedefizite als auch dem effizienteren Tontransport von Stimmen und Orchestern zu den entfernteren Rängen. Als Legitimation werden jedoch regelmäßig Ton -und Videoaufnahmen ins Feld geführt. Es soll ja plausibel und professionell klingen


    Die zuvor von Theophilus beschriebenen Mikrophone werden meist bei Musicals oder Open Air Spektakeln benutzt, während Opernhäuser winzige, fast unsichtbare Geräte verwenden, welche die Illusion der „reinen Gesangskunst“ möglichst aufrechterhalten sollen. Kein Wunder, dass sie dem oberflächlichen Betrachter zumeist verborgen bleiben.


    :hello:


    Wie ich vor einiger Zeit aus absolut verläßlicher Quelle gehört habe arbeitet auch die Wiener Staatsoper - wie auch fast alle Wiener Theaterbühnen) mit Klangverstärkern und großer Sound-Abteilung und Lautsprechern rechts und links von der Bühne sowie mehreren kleinen im Zuschauerraum verteilt. Nicht bei allen, aber bei dem größten Teil aller Vorstellungen. Je nach Orchester- und Sängerbesetzung............... Wie kann es dann sein, dass man die Sänger trotzdem kaum hört?, hab ich daraufhin gefragt. Wie muss das erst GANZ OHNE Verstärker klingen......

    Ich trenne für mich zwischen "schöner Stimme" und gutem Sänger, der seine Stimme/sein Instrument "beherrscht" und mit guter Technik führen kann, um das Optimum herauszuholen.


    Ein Sänger mit schöner Stimme (Timbre) muss nicht unbedingt ein guter Sänger sein und umgekehrt waren die großen "Sänger" nicht unbedingt jene, die von der Natur mit überreichen stimmlichen Mitteln bescheknt waren (Lauri Volpi, Kraus, Gruberova). Ein von Natur aus schönes Timbre kann durch unzureichende Stimmtechnik (Quetschen, Forcieren, unsauberes Singen) an Reiz verlieren wenn die jugendliche Frische nach ein paar Jahren gesangliche Defizite nicht mehr wettmachen kann. Di Stefano war für mich immer ein Paradebeispiel, Licitra war ein anderes, aktuelleres.


    Ich finde eher im Gegenteil, dass es heute rein vom Timbre her heute etliche schöne Stimmen gibt (von denen aber viele sehr ähnlich klingen und wenig markante "Persönlichkeit" haben), die aber ungenügend geschult sind, sodass ihre Art zu singen die natürliche Schönheit der Stimme reduziert.


    Die perfekte Stimme gibt es für mich nicht. Jeder hat seine Schwachstellen - machen haben eine Bomben-Höhe, dafür eine schwache Mittellage und blasse tiefere Noten. Andere haben eine üppige, volle Mittellage, dafür sind sie in der Höhe "kurz". Manche Stimmen tun sich von Natur aus mit verzierter Musik leichter, andere klingen in verzierter Musik wie ein Elefant im Porzellanladen. Solche natürlichen Voraussetzungen/Schwachstellen kann ein guter Sänger bis zu einem gewissen Grad kompensieren. Ich finde, es gibt heute etliche schöne Stimmen, aber nur wenige gute Sänger.