Furtwängler zählt zu meinen beliebtesten Musikern, vielleicht der beliebteste.
Ich denke mir manchmal, dass seine Zeitgenossen aus der ganzen Welt in den 30-40-en Jahren viel Unglück, Unruhe und Furcht ertragen mussten, hatten aber als "Belohnung" dafür ihn und anderen großen Künstlern. Und es scheint mir oft, es war nicht allzu wenig....
Die Einspielungen mit Furtwängler am Pult, die ich besonders liebe und schätze, wurden fast alle schon erwähnt.
Das sind:
1) RAI-„Ring“ aus dem Jahr 1953 (insbesondere „Siegfried“ und „Götterdämmerung“).
2) „Götterdämmerung“, 3. Aufzug, 1952.5.31 RAI im Konzert (mit Flagstad, Suthaus und anderen).
3) "Tristan"-1952.
4) "Don Giovanni" von 1954 (Video).
„Er war ein Mentor, der bis in tiefste Herz ging.“ (Martha Mödl). Und das liefert, meiner Meinung nach, den Schlüssel zum Verständnis des Wunders „Furtwängler-Aufführungen des Rings“. Er verstand dieses Werk von Wagner, und er wusste es auch den anderen deutlich zu machen: den beteiligten Künstlern und, im Endeffekt, den Zuhörern.
Wenn ein Orchester (egal welches) unter Furtwängler den „Ring“ musiziert, so hört man nicht eine Mischung aus schönen Leitmotiven, sondern wird man so mitgerissen, dass man alle Gefühle (groß- und kleinskaligen), die in der Musik drin sind, selbst erlebt, als ginge seine Seele auf die Reise. Man bekommt zu sehen, wie eine Zivilisation entsteht, wie sie blüht und gedeiht und wie sie am Ende untergeht.
Denn: wenn man sich mühe gibt und sehr genau (eventuell mehrmals) sich die Aufnahmen anhört, dann versteht man den „Ring“, wie kompliziert diese Oper auch ist, als einheitliches Ganzes.
Was die Sänger angeht:
Die eindringlichsten Sänger sind diejenige, die von seiner Art zu dirigieren besonders profitieren: er unterstützt sie völlig mit dem Orchester, und er gibt immer Zeit, da er nie zur Eile drängt (Ich weiß, dass es manchen langweilt, dass er es sehr langsam macht. Ich bin aber der Meinung, man sollte sich daran gewöhnen.), so dass man ihre Probleme mit der Stimme (es sei denn, es gibt welche) bald „nicht mehr hört“.
Als Beispiel dafür könnte man die oben erwähnte Mödl nehmen.
Die Schwächen der schlechten (-ren) Interpreten treten dann umso deutlicher in Erscheinung, auch wenn sie schön singen.