Beiträge von peet

    C.Huth


    Ohne Harding zu verteidigen (nicht mein Dirigent sowieso :-), möchte ich anmerken, daß es mit "Durchbrüchen" in der Vierten nicht leicht ist, wenn man keine sehr große Masse im Orchester hat. Sie ist sehr gut instrumentiert, durchsichtig, und wenn die besetzungesbedingte Möglichkeit zupacken gar nicht vorhanden ist, gibt es keinen Durchbruch. Oft in Konzerten erlebt.


    Gruß

    Hallo Markus,


    du hast deine Eindrücke von Mozart und Schubert bei Böhm treffend formuliert. Ich erkenne seinen Stil in deiner Beschreibung.


    Wenn ich zwei Worte daraus besonders hervorhebe, dann sind es Exaktheit und Ausgeglichenheit. Dir gefällt es nicht, beides. Es ist völlig dein Recht. Wie Alfred oben allerdings genauso gut sagte, gibt es in selben Böhm-Aufnahmen auch andere Züge, die speziell wienerisch klingen, in Bezug auf Schubert. Darauf bist du nicht eingegangen. Zunächst also zu Schubert:


    Böhm bringt das Klassische eher in den Vordergrund, lässt das Romantische trotzdem sehr deutlich mitschwingen. Er kümmert sich um die klare Sicht, Farben, große Strukturen und bleibt - aus meiner Sicht - vital und somit lebendig. Undramatisch? Nimm zum Vergleich Davis. Zu langsam? - Nimm Giulini. Zu ängstlich? Nimm Krips. Zu unägstlich? Nimm Beecham. Zu exakt? Nimm Wand. Zu unakzentuiert? Nimm Walter.


    Das soll heißen, bei Böhm trifft sich die Schubert-Auffassung in der Mitte, diese Ausgeglichenheit ist beispielhaft. Man kann sowohl nach links, als auch nach rechts reisen und bei Böhm wäre die Mitte des Weges. Er hat die Unvollendete mit ganz speziellen Mitteln zu einer Vollendeten gemacht. Das schaffen ganz wenige Dirigenten. Eher klassizistisch? Ja, aber immer noch im Rahmen des Stils. Dagegen verlässt z.B. Goodman den Rahmen vollkommen, wenn er das Vorklassische mit dem Spätromantischen zusammenkoppelt. Böhm ist sauber. :-)


    Bei der Großen Symphonie genauso. Mich spricht Furtwängler auch eher an, aber Böhm ist der Partitur näher. Das muß gesagt werden, das schmälert Furtwänglers Interpretation keinesfalls.


    Mozart bei Böhm ist ein vorbildliches klassische Werk. Es gibt genug feine Nuancen, und es wird aber nicht mehr romantisiert. Böhm und Karajan haben, wie bekannt, aufs Rubato verzichtet. Bei Mozart würde ich Böhm immer noch als Vergleichsmuster nehmen. Es ist vielleicht die Sache der Tradition, der Erziehung. Vielleicht musst du mehr in dich gehen, um dich zu prüfen, warum du andere Vorbilder da hast bzw. brauchst.


    Jedenfalls sind die Exaktheit und Ausgeglichenheit bei Böhm eine gute Sache. Auch von dem Gesichtspunkt der Kulturkritik. Weg von der Realität, in die hohe Kunst, in die Welten, wo uns kein Bezug zu aktuellen Ereignissen stört. Es hat diese Schattenseite, ja. Es ist aber auch ein Bestandteil dieser Kunst.


    Gruß

    Zitat

    Original von Thorsten_Mueller
    Hallo zusammen,


    viele von uns lassen ja die Cover mit einfliessen, wenn sie Empfehlungen aussprechen.


    Hallo Thorsten,


    viele von uns tun das ganz anders: Das jpg-Bildchen dient der eindeutigen Identifizierung der Aufnahme oder der Edition.


    Gruß

    Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Mit Böhms Zyklus der Schubertsymphonien bei DGG kann ich nichts anfangen, ich finde sie unangenehm satt, breit und der musikalische Fluß enthält Kleister, wenn auch manches Detail durchaus in der Gestaltung sehr schön ist.
    Als Interpret der Mozartsymphonien will ich Karl Böhm sein exklusives Expertentum absprechen!!! Begründung später.


    Hallo Markus,


    kannst du bitte ein wenig konkreter werden?


    Gruß

    Es ist vielleicht die Definitionsfrage. Ist Tebaldi ein lyrisches Soprano? Ich habe sie immer als dramatisches empfunden. R.Scotto wäre als lyrisches Soprano im Vergleich dazu zu nehmen, um die Sache zu klären. (Genauso interessant wäre Sutherland und Caballe zu vergleichen - bei Rossini.)


    Die Stärke der Tebaldi liegt aus meiner Sicht in der enormen Ausstrahlungskraft, in der unikalen Ausgeglichenheit der Stimme, in der leidenschaftlichen Wärme, die nie aus den Fugen gerät.


    Als ein gutes Beispiel bringe ich immer im Vergleich Leonoras Aria "Pace" aus "La forza del destino" mit Callas und Tebaldi. Die Intensität hat hier verschiedene Dimensionen und Ausrichtung. Es ist eine seltene Möglichkeit direkt zu beweisen, das Tebaldi "besser" als Callas solche gerade ausdrücklich dramatische Szene bewältigte. Tebaldi besaß keine Universalität der Callas, und das war vernünftig und stimmgerecht, daß sie dabei geblieben ist. Ihre Dramatik lag somit in der Stimme, bühnenmäßig war sie eher statuarisch, was mit der Tradition des bel canto vollkommen konform geht.


    Gruß

    Hallo fuchsbuhl!


    Zwei Anmerkungen möchte ich mir erlauben.


    Zitat

    Original von fuchsbuhl
    Das ist vergleichbar mit Leuten wie Lady Di oder Mozart <...>


    Ich glaube, dich richtig verstanden zu haben: Lady Die steht höher als Mozart, neben Horowitz. Das ist eine gute Idee! Ich bitte um Erlaubnis dies zu zitieren. :-)


    Zitat


    Rückkehr nach Russland.


    Meinst du seinen Konzert in der Sowjetunion 1986? Das war kein Rückkehr, sondern ein Gastspiel.


    Gruß

    Ich würde mit "Salome" anfangen. In diesem Sinne wundert es mich, daß in diesem Thread die - aus meiner Sicht - beste Aufnahme nicht genannt wurde, nämlich die mit M.Caballe (E. Leinsdorf, 1968 ).


    Gruß

    Zitat von Thorsten_Mueller

    Das ist pure Meinung, unbelegbar, nicht beweisbar, reine Geschmackssache. Der vermeintliche Stand der Dinge.


    Im Unterschied zu dir unterscheide ich immer zwischen dem Stand der Dinge und meiner persönlichen Meinung. Die oben zitierte These kann ich beweisen, und ich schäme mich, daß es nicht meine These ist. Ich bin selbst erst durch Hinweise der Kennern auf diese Aufnahmen gekommen und ließ mich durch sie überzeugen.


    Auch wenn ich mich wiederhole, noch einmal: wenn einigen von euch Toscaninis Beethoven und Brahms nicht viel sagt, tut es mir um euch leid. Ich kann euch nicht zwingen - nur ein konkretes Gespräch über seine Interpretation anbieten, was ich schon getan habe und worauf ich keine Antwort bekommen habe. Es ist aber schon ein merkwürdiges Zeichen der Internet-Kommunikation - und in diesem Sinne nicht neu für mich. Nämlich, das ist nicht neu, daß die große Kunst nicht alle erreicht. Das ist gar nicht so schlimm. Ich mag auch nicht alles. :-) Neu ist es, daß der Betroffene sich nicht dessen geniert und an sich arbeitet, sondern sein Unwissen und seine Taubheit herausposaunt, in voller Überzeugung, der Künstler sei es, der da Mist gebaut hat. Und darüber wird noch ernsthaft gesprochen.


    Macht es euch glücklich, wenn ihr Toscanini niederbügelt? Wird dadurch Klemperer oder, um den Abstand noch mehr zu vergrößern, Carlos Kleiber besser? Soll es nur einen richtigen Beethoven bzw. Brahms geben? Was bringt diese negative Art über die große Kunst zu reden?


    Es besteht dazu ein Unterschied, wenn Alfred mit der klaren Ironie in seinen Threadstiteln provoziert. Er lässt die Alternative zu der positiven Meinung zu bzw. geht davon aus, daß es allen klar ist, was der Anlass ist - nämlich gute Musik in guten Aufnahmen zu bewundern und zu besprechen. Hier wird eindeutig anders postuliert: Im Titel steht "nicht gut oder nur vergessen?" Korrekturen zugunsten der Ausgeglichenheit werden kaum toleriert. Können wir vernünftiger diskutieren?

    Zitat von Rocco

    Ich habe bei dem, was ich von ihm gehört habe, den Eindruck, dass die künstlerische Qualität seiner Aufnahmen sehr weit gestreut ist. "Seinen" Beethoven oder Brahms kann ich nur schwer ertragen, hingegen ist beispielsweise sein Respighi-Aufnahme "Rom-Trilogie" für mich immer noch Referenz.

    Hallo Rocco,


    es tut mir leid, Toscaninis Brahms, insbesondere die Londoner Aufnahmen gehören zu den besten der Geschichte. Bei Beethoven ist es sicherlich eher die Geschmacksfrage, aber die geladene Energetik tut Beethoven eigentlich gut.


    Noch einmal: eine persönliche Meinung sei jedem erlaubt. Man kann x-beliebige Meisterwerke nicht mögen und voll Stolzes es auch ankündigen. Man sollte aber diese persönliche Meinung nicht für den Stand der Dinge ausgeben.


    Wenn sich in diesem Thread "unzählige" Toscanini-Nichtversteher zeigen, dann würde ich gerne einen kritischen Austausch anbieten, dann selbstverständlich konkret. Es lohnt sich, sich mit Toscanini zu beschäftigen. Gerade bei seinem Brahms kann man für sich viel Neues entdecken, da sind viele Überraschungen drin.


    Toscanini gehört zu den größten Dirigenten der Musikgeschichte, ist aktuell und präsent durch seine Aufnahmen. Daß einige von euch ihn nicht mögen, ist nicht seine Schuld. :-)


    Gruß

    Zitat

    Original von jpsa


    So gleicht er den einen Komponisten an den anderen an ohne das Wesentliche der jeweiligen Komposition auszuloten und darzustellen.
    Hätte man, wie der Titel der CD vermuten läßt, einen echten Vergleich dargestellt, das wäre noch in Ordnung gewesen, aber mit seiner Interpretation zeigt er ja auf, dass es aus seiner Sicht keinen Unterschied zwischen beiden Komponisten gibt - und das empfinde ich überhaupt nicht.


    Hallo jpsa,


    ich kenne die Mustonen-Aufnahme nicht. Wie zeigt der Pianist auf, daß er keinen Unterschied zwischen beiden Komponisten sieht?


    Gruß

    Zitat

    Original von teleton
    Diese Aufnahme ist von 1964 und es handelt sich um die russische Erstaufnahme auf Schallplatte / nicht russ.Erstaufführung.


    Hallo teleton,


    es freut mich, daß du dich positiv gemeldet hast.


    Über die russische Erstaufnahme würde ich gerne noch einmal nachhaken. Da bin ich immer noch nicht sicher. Es kann nämlich sein, daß das Gastspiel von Strawinski in Leningrad 1962 aufgenommen und als LP-Sammlung ediert wurde. In diesem Fall wäre Svetlanovs Aufnahme die erste Studioaufnahme des Balletts in Russland. Immerhin. :-)


    Gruß

    Zitat

    Original von GiselherHH


    Zu Deinem Argument gegen Aktualisierungen eine Frage: warum tragen auf unzähligen bildlichen Darstellungen christlicher oder antiker Geschehnisse vom Frühmittelalter bis zum Ende des Barock die dort abgebildeten Menschen zeitgenössische Kleidung? Nur aus Unkenntnis?


    Hallo GiselherHH,


    dies ist eine schöne Frage. Ich denke, die Gründe dafür liegen im damals noch nicht vorhandenen Gefühl für die Geschichte, dafür, was später der Historizismus genannt wurde.


    Gruß

    Dann muß ich wohl oder übel selbst antworten:


    Die Uraufführung fand in Paris 1913 statt.
    Russische Erstaufführung - 1914 Koussevitky (konzertant), 1965 Roshdestvensky (szenisch).


    Jetzt zum Ton.


    Man kann nicht alles wissen. In dem Fall, wenn man einen Fehler begeht und korrigiert wird, kann man sich beleidigt stellen. Ich persönlich würde das nicht tun. Man könnte es zugeben, zum Beispiel: Da war ich zu schnell, oder Das war meine Tochter, die das geschrieben hat, oder So steht es im blöden Begleitungstext, oder Svetlanov hat das zu mir im persönlichen Gespräch gesagt. Oder noch einfacher: Sorry, das hab ich erfunden, dumm gelaufen. Oder noch besser: Danke für den Korrekturvorschlag, gehe gleich in die Bibliothek, um richtige Daten zu holen.


    In diesem Fall habe ich um die Klärung gebeten, somit den zeitlichen Rahmen gegeben, den Fehler selbst zu korrigieren. Meine Frage "wie bitte?" hat nur ein Fragezeichen, ist somit kein Schrei, sondern eine Einladung mitzumachen, die Qualität des Forums zu erhören. Statt einer Antwort bekam ich eine Rüge, mit dem Hinweis auf einen mythischen fleißigen Poster, der zu meinen Opfern gezählt wird. Wenn es um den "Klassikliebhaber" gehen sollte, dann tut es mir wahnsinnig leid. Erstens ist er ein Teilnehmer des Forums, er liest mit, ist somit da. Zweitens ist er (das habe ich in mehreren Beiträgen im Forum gesagt) nicht durch den "spitzen Ton" verlorengegangen und nicht mal durch die mangelhaften Kenntnisse, sondern durch seine Unfähigkeit zu kommunizieren.


    Lieber Alfred! Wenn dir die Arroganz der Nichtwissenden lieber ist als die Belehrungen der Wissenden, kannst du es ruhig sagen. :-)


    P.S. Über Alfreds anderswo formulierte Idee, "Mimosen" speziell zu behandeln, bin ich gerne bereit, weiter an der entsprechenden Stelle zu diskutieren. Ich glaube, das ist ein wichtiges Thema für die Moderation.

    Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Jewgeni mravanski hat sich seine eigene Suite zusammengestellt und dirigiert.


    Kein Wunder, weil Mrawinski als Balettdirigent angefangen hat. Schade, daß die Referenz(komplett)aufnahme mit Roshdestwenski nur als LP zugänglich ist. Ich kann mir kaum vorstellen, daß Gergiev da mithalten könnte. :-)


    Eine besondere Nußknacker-Suite gibt es noch mit Celibidache - eine live Aufnahme, fein und lecker. Toscanini sollte hier auch nicht vergessen werden - eine sehr schöne Interpretation.


    Gruß

    Zitat

    Original von teleton


    Ich hatte ganz vergessen zu erwähnen das die russische Uraufführung von meiner ehemaligen Favoritenaufnahme (Eurodisc) mit
    Jewgenij Swetlanow/Moskauer PH stammt, der auch gleich die Schallplattenproduktion in einem gemacht hat.


    Wie bitte? Meinst du das im Ernst?


    Bitte um Klärung.


    Gruß

    Zitat

    Original von Thorsten_Mueller


    <...> Was meinst Du warum Pianisten, die auf dem gleichen Flügel spielen einen unterschiedlichen Klang haben? Machen die das per Zauberei oder vielleicht über ihren Anschlag, der bei Tasteninstrumenten die Intonation maßgeblich beeinflusst?


    Köstlich!

    Ich bin auch in diesem Fall mit deiner Beschreibung der Tatsachen vollkommen einverstanden. Meine Erfahrungen mit "deutschen" Orgeln bestätigen deine Erklärung immer wieder. Es ist ein besonderer Genuss, die Orgelmusik Francks als ein work-in-progress zu verstehen, mit einem Klangbild im Kopf an die Idealvorstellung nie ranzukommen und doch immer wieder zu versuchen.


    Doch erscheint mir die Version Guillous immer noch als eine im Geiste Francks erschaffene. Nicht durch die (für mich ungenügende) Schönheit, die ich bei ihm auch vermisse, sondern durch die Sehnsucht, die nie gestillt wird. Das wäre für mich der gemeinsame Nenner, wenn ich wie oben Widor und Guillou vergleiche. Dies macht für mich auch die enorme Anziehungskraft dieser durch und durch romantischen Musik aus, die erst durch verschiedene Interpretationen lebendig wird.


    Gruß

    Noch eine sehr beeindruckende Aufnahme aus den Raritäten:


    Haas, Bernhard - Orgel; Kleuker-Steinmeyer-Orgel (IV/68), Tonhalle Zürich
    Liszt, Franz: Sonate h-moll (Orgelfassung Bernhard Haas)


    Stravinsky, Igor : Le Sacre du Printemps (Orgelfassung Bernhard Haas)



    Insbesondere Strawinsky ist zu bewundern.