Beiträge von Dr. Pingel

    Totenhaus Zürich Konwitschny


    In dieser Inszenierung verlegt Konwitschny das Straflager in eins der oberen Stockwerke eine Hochhauses. Dargestellt wird eine Mafia-Party, die niemand überlebt.

    Es gibt im Internet eine Reihe von berichten über diese Inszenierung, also Trailer, Interviews, Kritiken. Die Aufführung selbst konnte ich nicht finden, allerdings reicht es mir jetzt erstmal nach dem optischen Overkill von Frank Castorf. Das ist ein Beispiel dafür, dass schreckliche Geschehen durch opulente Bilder ihre Schrecken verlieren können, vor allem bei Janacek, wo der Schrecken in der Musik komponiert ist.

    Neu war mir, dass Janacek zu einer Endredaktion des Werkes nicht mehr gekommen ist. John Tyrell (und Mackerras) haben den optimistischen Schluss als Zutat von Janacek-Schülern identifiziert. Das heißt, dass der geheilte Adler am Schlus gestrichen ist. Konwitschny weist zudem darauf hin, dass die Heilung eines Adlers in einem Straflager nicht möglich ist. In der Bieito-Inszenierung (Nürnberg), über die ich auch nicht berichten will, ist der Adler mit einer Antonow-Propellermaschine "besetzt".


    https://www.deutschlandfunkkul…s-dem-gefaengnis-100.html

    Alonso Lobo

    Versa est in luctum

    Tenebrae


    Komponiert anlässlich des Todes von Philipp II. (1598)



    Sogar sehr gute Vokalensembles sind manchmal zu sopranlastig. Hier kommen die Männer, vor allem der Bass, richtig zum Zuge.

    Gulag mit echten Frauen und falschen Hasen

    Aus einem Totenhaus

    München 2019



    Eine Inszenierung von Frank Castorf, die die Besonderheit aufweist, eine klassische Inszenierung zu sein, die mit RT-Elementen versehen ist. Ich habe mir angewöhnt, das zu akzeptieren, wenn es gut gemacht ist.

    Was hier Probleme macht, ist der optische Overkill, sodass man dauernd das Gefühl hat, was Wichtiges nicht gesehen zu haben. Es geht schon mit der Ouverture los: die wird bebildert mit einer Geschichte, die sich mir nicht erschlossen hat. Die Szenen im Gulag sind ziemlich traditionell erzählt, wobei eine gewisse Überkostümierung stört, dazu auch noch jede Menge Tattoos, Warzen und getrocknetes Blut.

    Vor dem 3. Akt erzählt (auf spanisch!!) einer einen Text aus dem Lukas-Evangelium: Jesus befreit einen von Dämonen Besessenen, diese fahren in eine Schweineherde, die sich in einen See stürzt und ertrinkt.

    Nach dem Schlussakkord geht nicht der Vorhang zu, sondern es erscheint ein Video, das einen Hasen im Stall zeigt. Da sage ich nur "Mein Name ist Hase..."

    Zwei Einfälle noch: Aljeja wird hier, wie von Janacek vorgesehen, von einem Mezzo gesungen. Gleichzeitig stellt diese Sängerin in einem prachtvollen Tierkostüm den Adler dar, der am Schluss noch mal erscheint. Die Sache mit dem Adler ist schlüssig, aber die Gleichsetzung mit Aljeja nicht.

    Im zweiten Akt führen die Sträflinge ein Theaterstück auf, dafür verkleiden sie sich auch, wenn notwendig, als Frauen. Das ist natürlich ein guter Gag, den man verschenkt, wenn man richtige Frauen aufbietet (bei Janacek gibt es eine Lagerdirne, die aber nur ein paar Takte zu singen hat). Was da als Theater auf dem Theater gespielt wird, ist mir leider verborgen geblieben.

    Die musikalische Seite dieser Aufführung war hervorragend. Die Dirigentin, Simone Young, wird in der Zeitung etwas gerügt, weil das Orchester ein wenig zu "weich gespült" war.

    Wenn man das Totenhaus die ersten Male hört, begegnet einem vor allem Schroffheit und brachiale Gewalt. Danach beginnt man, genauer auf das Orchester zu hören. Anders als besonders bei italienischen Opern spielt das Orchester nicht einfach mit, was gesungen wird, sondern führt ganz eigenständige Musik aus, die oft von überraschender Zartheit ist. Da hat Simone Young eigentlich alles richtig gemacht.

    Die Sänger waren tadellos, auch wenn Bo Skovhus als Schischkow hätte noch mehr differenzieren können.

    Fazit: eine durchaus ansehnliche Produktion, mit Elementen von RT.

    Das nächste Stück wird wohl die Zürcher Produktion des Totenhauses sein, diesmal aber waschechtes RT: eine Party der Mafia in einem Hochhaus, bei der am Ende niemand überlebt. Das kenne ich von Tatjana Gürbacas Salomé in Düsseldorf, die aber jetzt in Duisburg eine sehr gelobte "Jenufa" inszeniert hat.

    Janacek überhaupt nicht, nicht mal in Reihe 3??? Ich glaube, hier muss ich mich nicht beteiligen!

    Dienstag, 23.4.

    Johannes Brahms

    Motette "Wo ist ein so herrlich Volk?"

    Tenebrae


    Wo ist ein so herrlich Volk, zu dem Götter also nahe sich tun, als der Herr, unser Gott, so oft wir ihn anrufen.

    Hüte dich nur und bewahre deine Seele wohl, das du nicht vergessest der Geschichten, die deine Augen gesehen haben; und dass sie nicht aus deinem Herzen kommen alle dein Leben lang, und sollst deinen Kindern und Kindeskindern kundtun. Amen.



    Eine der schönsten Brahmsschen Motetten, gesungen von "Tenebrae". Impeccable.

    Eine solche überlange Haydn-Sinfonie gab es, sozusagen ein Haydn-Pasticchio, und zwar in Luzern mit den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle (vor Corona). Gespielt wurde in kleiner Besetzung, was schon einen großen Unterschied machte. Simon Rattle erwies sich auch versiert darin, nach HIP-Art spielen zu lassen.

    Sehr gelungen der Schluss, der woraus bestand? Natürlich aus 45-4.

    Ein Forenuser jedenfalls "steht" (wenn ich das so richtig interpretiert habe) auf moll-Sinfonien. Dazu gerne eine Ergänzung in Form einer Ouvertüre, die m. E. ein sehr gute (g)-moll-Sinfonie hätte werden können; anzusiedeln 1779 zwischen I:70 und I:75 ... namentlich jene zu L'Isola disabitata Hob. XXVIII:9:


    Lieber Ulli, danke für diese Einstellung. Dieses Stück hat alles, was mir Haydn so wert macht. Melodien, Abwechslung, Überraschungen, Schwung, Subtilität. Damit könnte diese Ouvertüre glatt in die 40er eingereiht werden (du bevorzugst 70-75), wo sich mit 43, 44, 45 und 49 meine Lieblingssinfonien befinden. Gegenüber diesem mitreißenden Schwung sind die späten Sinfonien doch, bei aller Kompositionskunst, etwa behäbig.

    Auch ein Wiedersehen mit Apollo´s Fire freut mich. ich glaube, ich war der erste (?), der dieses Ensemble hier vorgestellt hat. Nach England haben sie es wohl schon geschafft, von Auftritten in Deutschland habe ich leider noch nichts gehört. Sie sind unglaublich vielseitig, besonders wenn der (Soliten-) Chor dazukommt. Da empfehle ich "The Three Amandas"!

    Sonntag, 21.4.


    Leo Kottke

    Learning the Game


    Hearts that are broken and love that´s untrue

    these go with learning the game.......




    Für mich ist es keine Frage, dass ich Leo Kottke dem Nobelpeisträger B.D. weit vorziehe, was ich aber einfach so stehen lasse; zu oft habe ich da mit den Tifosi gekämpft, wobei man eigentlich immer verliert.

    Danke für diesen Tipp. Die Cappella Coloniensis hat ja alle diese wunderbaren Ouvertüren eingespielt, und ich habe sie fast alle überspielt, erst auf Tonband, dann digital. Telemann, Fux, Heinichen, und auch Johann Kaspar Ferdinand Fischer war dabei. Gerade in den letzten 14 Zagen habe ich im Keller jede Menge von noch sehr gut erhaltenen CDs mit der Capella Coloniensis entdeckt und mit großem Vergnügen wieder gehört. Mit Cembalomusik kann ich nichts anfangen, wobei ich mir denken kann, dass das eine lohnende Nische sein kann, aber barocke Ouvertüren sind meine Art Hausmusik. Auch beim Autofahren gibt es die nötige Gelassenheit, den res adversae, vor allem den menschlichen, zu widerstehen.

    Ehrlich gesagt, verstehe ich Pingels Kreuzzug gegen die Londoner Sinfonien nicht. Kaum einer seiner Beiträge zu Haydns Sinfonien kommt ohne ein Seitenhieb auf die Londoner aus:no:. Es ist ja legitim Werke nicht zu mögen, aber warum konstant darüber schreiben? Vielleicht faszinieren ihn ja die Londoner doch…..:pfeif:


    LG aus Wien,:hello:

    1. Bitte bleib auf dem Teppich, ich mache doch keinen Kreuzzug. Legere Anmerkungen reichen für Derartiges ja nicht aus.

    2. Ich schreibe sehr wenig über Haydn.

    3. Die lLondoner sind ja nun gefälliger, und Haydn verliert dort halt ein wenig von seiner Subtilität.

    4. Bisher bin ich, wie ich sehe, der einzige, der alle 104 Sinfonien im Laufe von 5 Jahren gehört hat, und alle mehrfach. Daher weiß ich genau, was ich auflege, wenn ich Lust auf Haydn habe.

    Dafür kriegt der Pingel auf die Fingel. Aber das sollte andernorts diskutiert werden:


    Haydn: Londoner Sinfonien

    Ich habe das mal nachgesehen. Da werden Haydn-Aufnahmen von Solti, Szell, Karajan mit großen Sinfonieorchestern besprochen und belobigt. Ich besitze sie nicht, habe sie aber früher, als ich noch klein war, gehört. Heute würde ich sie in meine Satire-Sammlung einstellen, gleich neben, Polt, Hüsch und Dieter Hildebrandt. Ach nein, lieber lasse ich es ganz.

    PS: Als ich aufs Gymnasium ging (1950) kriegten wir tatsächlich was auf die Fingel, aber waren gewitzte Kinder, deren Hände absolut schnell waren. Hier ist es die Löschtaste.

    und ich halte die auch größtenteils für besser. Pingel liegt falsch.

    Garaguly und ich gegen Roehl, das ist 2:1, also liegt Roehl falsch.

    Zugang zu Haydn. Erst die Beschäftigung mit Sturm und Drang ließ mich irgendwann auch Symphonien, die eher höfischer Unterhaltung und Prachtentfaltung dienen sollten, in den Blick nehmen - und richtig Gefallen an ihnen finden. Also, meine Schlüssel zu Haydn waren Symphonien wie die Nr. 44, die Nr. 45, die Nr. 49 oder die Nr. 52, auch die 26 oder die 39. :wacko:.


    Grüße

    Garaguly

    Hier bist du mal wieder mein alter ego. Ich habe ja den ganzen Haydn gehört, alle 104, und jede mindestens 10x.

    Wenn ich heute Haydn höre, dann die, die du erwähnst. Ein paar kommen noch dazu,6,7 8, 22, 60 (il distratto)

    Verwüstung und Tumult

    Janaceks "Aus einemTotenhaus"

    im Nationaltheater Prag (Narodni divalo)

    2015



    1. In den letzten Jahren wurde dieses Werk viel gespielt, meist in RT-Inszenierungen, was sich tatsächlich auch anbietet. Ich war immer schon der Meinung, dass dies die kühnste Oper der Vorkriegszeit war (1928).Ich mag sie auch lieber als Wozzeck, allerdings habe ich damals in Düsseldorf keine Vorstellung des Wozzeck verpasst, in der Hildegard Behrens die Marie sang.

    Diese Prager Inszenierung muss 2015 ein Ereignis gewesen sein, denn der designierte Schauspieldirektor in Prag hat inszeniert. Daniel Spinar (Häkchen auf dem S) war homosexuell, hat dann aber eine Geschlechtsumwandlung gemacht und nannte sich jetzt Daniela Spinar.

    Es wird tschechisch gesungen, leider gibt es keine Untertitel. Da ich das Stück gut kennen, war ich aber immer im Bilde.


    2. Normalerweise wird das Totenhaus relativ statisch inszeniert, vor allem, damit die Gefangenen ihre Geschichte in Ruhe erzählen können. Hier ging es anders zu. Der erste Akt spielte nicht im Hof, sondern in einem leeren, leicht ramponierten Saal mit einem verwüsteten Klavier (am Schluss versteht man, dass dies den im Janacekschen Libretto vorkommenden verletzten Adler darstellen soll!). Die Häftlinge sind nicht zerlumpt, haben aber die gleiche Kleidung mit Nummern auf dem Rücken. Gleich in den ersten Szenen ist Tumult und Eintracht, alles rennt durcheinander. Wenn man genau hinsieht, ist alles perfekt inszeniert und nicht nach dem Motto "Rennt mal alle durcheinander, das reicht schon!"

    Eine Besonderheit war ausgezeichnet gelöst: Luka Kusmitsch, der Erzfeind von Schischkow im 3. Akt, wird in 1 und 2 schon dauernd gezeigt.

    Eine perfekte Operninszenierungi st ja die Quadratur des Kreises. Bühne, Kostüme, Regie, Chor, Sänger, die auch spielen müssen, das Orchester. Dies war in Akt 1 und 2 sehr sehenswert und für mich völlig neu, wobei ich das "Totenhaus" ja schon sehr oft gesehen habe. Wenn man diese Aufnahme hier mit CD-Aufnahmen vergleicht, stellt man fest, dass sowohl das Orchester wie die Sänger keinen geschliffenen Klang haben (mir fehlt der richtige Ausdruck, ich meine so etwas wie die Mackerras-Aufnahme), aber sehr gut zur Inszenierung passen.


    3. Eine der Hauptfiguren ist der junge Aljeja; bei Janacek ist das eine Hosenrolle. Diesem Aljeja hat der Regisseur eine besondere Rolle zugedacht. Ein sehr gut aussehender blonder junger Mann ist Aljeja, offensichtlich homosexuell, so eine Art Lagerhure. Als der politische Gefangene Gorjantschikow eingeliefert wird, werden die beiden ein Paar, was von den anderen ohne weiteres akzeptiert wird. In dieser Sichtweise finde ich die Umwandlung von Mezzo zu Tenor gelungen.

    Bemerkenswert im 2. Akt ist noch, dass die von Janacek im Libretto beschrieben Arbeit der Sträflinge, nämlich das Abwracken von Schiffen, hier durch Müllarbeit ersetzt wird, vor allem, weil der 2. Akt ja in einem Raum spielt. Das Theater, das die Häftlinge spielen, hat zum Thema: "Don Juan" und die "Müllerin". Hier gab es eine Choreographie eines grotesken Männerballetts in seltsamen "weiblichen" Kleidungsstücken. Alles in rascher Bewegung, aber gut durchchoreographiert.


    4. Der dritte Akt.

    Dieser Akt beginnt mit einer fulminanten Überraschung. Der Innenraum ist der gleiche wie vorher, keine Möbel, aber gepflegt. Das vollständige Klavier hängt umgekehrt an der Decke.

    Alle Häftlinge treten in den allerfeinsten Fräcken auf und benehmen sich wie Bürgerliche oder sogar der Adel.

    Da habe ich erstmal weggeschaltet und ein Interview mit Konwitschny gesehen, der das Stück in Zürich inszeniert hat, und zwar im RT-Modus. Da findet im xten Stock eines Hochhauses eine Mafia-Party statt, der niemand lebend entkommt. Das tertium comparationis zum Straflager ist das Motiv der abgeschlossenen Gesellschaft. Ein Clou bei Konwitschny: für das bei Janacek vorkommende Theater hat die Mafia eine billige Tanztruppe gemietet; die Mafiosi spielen die Zuhörer - und sind zum Gaudi als Sträflinge in Streifenjacken verkleidet.


    5. Inzwischen wissen wir ja alle, dass die ergreifendste Szene und Musik in dieser Oper die Erzählung von Schischkow ist, der berichtet, wie er mit Akulina verheiratet wurde, die aber nach wie vor Luka Kusmitsch liebt, worauf Schischkow sie auf dem Feld erstickt. In diesem Moment schreit einer der Gefangenen auf und stirbt. Es ist - Luka Kusmitsch.

    Am Schluss treten noch einmal alle auf und blicken nach oben dem gesunden Adler nach (wohlgemerkt, der wird durch ein Klavier dargestellt, das entschwindet). Gorjantschikow kommt frei, wobei der Lagerkommandant als Clown auftritt.

    Bemerkenswert an der Schischkow-Szene, dass Akulina tatsächlich auftritt - und zwar als halbnackte Tänzerin, die in allen möglichen Posen durch den Raum wirbelt.


    6. Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es trotz Zügen von RT ein interessante Inszenierung ist. Allerdings gibt es zwei Wermutstropen. Die Idee der Tänzerin ist eigentlich nicht schlecht, allerdings ist viel zu auffällig, und damit eine zu große Ablenkung. Der andere Tropfen: der Sänger des Schischkow. Dies ist die wichtigste Rolle und wurde hier unzureichend besetzt. Vom Timbre abgesehen, sang er seinen Part im einheitlichen mf herunter. Ich habe ja das Totenhaus oft gesehen und gehört, live und auf CD/DVD; dieser Sänger ist da leider nicht konkurrenzfähig.

    Dennoch war es eine gute Erfahrung, mal eine solche Inszenierung zu sehen. Als nächstes kommt dann eine waschechte RT-Aufführung an die Reihe; davon gibt es einige im Netz.

    Wahrschenlich werde ich das tun, was die meisten Dirigenten (was ich ursprünglich verurteilt habe - nun aber verstehe) auch gemacht gabe_ Ich lasse einfach ein paar Sinfonien aus....:untertauch::stumm::yes::hello:


    mfg aus Wien

    Alfred

    Haydn-Experten scheinen ja hier viele zu sein. Aussortieren würde ich die, die die "Sturm- und Drang-Sinfonien aussortieren. Daher muss ich dir, lieber Alfred, leider verbieten:untertauch:, die Nr. 49 - "La Passione" auszulassen (ich hoffe du hast 44 - Trauer - und 45 - Abschied - mit Vergnügen angehört). Abbrechen kannst du von mir aus vor den den groß besetzen Londoner Sinfonien - reine Show-Sinfonien (:stumm:) für grandeur-affine Briten.

    Ich habe es schon irgendwo zitiert, aber hier passt es besser:

    Eine Motette von Johann Friedrich Bach (keine Ahnung, wie der verwandt ist): "Ich liege und schlafe ganz in Frieden....",

    ein besonders hartnäckiges Stück (endlose Wiederholungen langweiliger Texte) erfuhr eine sehr berechtigte Taufe (leider nicht von mir): die Polizeimotette.

    Streng genommen passt es nicht zum Thema, denn eine Motette ist keine Sinfonie. Retten wir uns über das tertium comparationis: zum Einschlafen.

    Dienstag,16.4.

    Georg Philipp Telemann

    Ouvertüre "La Changeante"



    Eigentlich eine Ouvertüre für Streicher, hier spielt eine Oboe mit, wohl eine Zutat des Dirigenten oder Oboisten.

    Ich habe 1960 mein Studium in Münster begonnen und als eifriger Besucher der Oper in meiner Heimatstadt Düsseldorf natürlich auch regelmäßig das Münstersche Theater besucht. Ich erinnere mich an zwei besondere Produktionen, die "Ausflüge des Herrn Broucek" in der Gutheim-Fassung; ich wurde dadurch aber noch nicht zum Janacek-Verehrer. Auch "Mathis der Maler", eine wunderbare, aber schwierige Oper , hat mich überzeugt. Vor Corona war ich absolut begeistert von einer wunderbaren "Katja Kabanowa". Auch der "Dialogue des Carmélites" war in jeder Hinsicht überzeugend. Also hat Münster bei mir, nicht nur in Bezug auf Theater, einen sehr positiven Bezug. Zoroastre habe ich in der Aufnahme von Kujkens Petite Bande, aber noch nicht gehört. Jedenfalls habe ich vor, mir das in MS anzusehen. Es hängt allerdings von der Deutschen Bahn ab, ob ich da spät abends noch nach Hause komme, denn mit dem Auto wie früher ist es zu stressig.

    Solche Berichte wie hier, gut in der Beschreibung und kritisch im Ansatz, sollten wir mehr lesen können. Ich habe es ja auch schon gemacht mit dem "Schlauen Füchslein" in Gelsenkirchen und der Urfassung des "Boris Godunow" in Krefeld. Wichtig ist mir ja stets - und damit bin ich zum Glück nicht allein - die phänomenale Leistungsfähigkeit der deutschen Provinzoper hier darzustellen.

    P.S. Geeignet wäre der 28.4., da ist der Beginn um 16.00.

    Was ist mit dem Begriff "Theater entspannt" gemeint? Darf man da seine Flasche Wein mitbringen oder ein wenig im Chor mitsingen? Das sind ja alles Möglichkeiten, die Zuschauerbindung zu stärken.

    Amerikanische Comic Strips


    Meine Heimatzeitung, die WAZ, druckt seit Jahrzehnten jeden Tag drei amerikanische Comics, natürlich auf deutsch. Das sind die Peanuts, Blondie und Calvin und Hobbes.

    Ich bin jetzt dazu übergegangen, mir die Originale anzusehen. Der Vorteil ist neben der Sprache auch, dass sie meist farbig sind, und am Sonntag gibt es eine lange Geschichte.

    Im Internet sind sie leicht zu finden.

    1. Blondie comic strip

    2. Calvin and Hobbes comic strip

    3. Peanuts comic strip

    4. Neu:The Wizard of Id

    5. Neu auch bei mir, obwohl ich diesen Strip schon lange kenne: Andy Capp,

    ein englischer Strip, der das Leben eines faulen Proletariers darstellt, aber in amüsanter Art. Dieser Strip war vor Jahrzehnten auch täglich in der WAZ, Andy Capp hieß dort Willi Wacker.

    Soweit ich sehe, werden in der WAZ nur die Peanuts am gleichen Tag wie das Original in der amerikanischen site abgedruckt.

    6. Nachtrag. Wieder entdeckt: Pickles.

    Ein altes Ehepaar im Dauerclinch.

    Mittwoch, 10.4.

    Georg Philipp Telemann

    Der Mensch, vom Weibe geboren

    (Daten erscheinen auf dem Cover)




    Hiob 14 in Luthers Übersetzung:

    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, er geht auf wie eine Blume und welkt, er flieht wie ein Schatten und bleibet nicht.

    Bach ist klar(JP MP, WO 4-6), aber mein absolut liebstes Werk ist die Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz. In meinem Vokalensemble haben wir das im Xantener Dom gesungen. Dieses Oratorium ist relativ schlicht, aber nicht kunstlos, außerdem lässt es sich gut singen. In einer anderen Kirchenaufführung habe ich einmal den ersten der drei Könige (3 Tenöre) gesungen.

    In einer Schulaufführung zu Weihnachten hatten wir überlegt, wie man das Weihnachtskonzert abwechslungsreich gestalten könnte.

    Ich habe dann vorgeschlagen, dass wir uns am Ablauf des Schützschen Werkes orientieren, aber statt der Schützschen Stücke Weihnachtslieder, Weihnachtschoräle oder englische Carols nehmen. Der Ablauf erfolgte dann anhand der Schützschen erzählenden Rezitative, die ich vom vielen Hören konnte. Ich habe dann den Evangelisten gesungen, eine Kollegin hat am Klavier begleitet und die verschiedenen Schulchöre haben dann gesungen; zum Mitsingen gab es auch einige Sätze. Es war ein großer Erfolg, was ich auch darauf zurückführe, dass es in der Erzählung eine klare Grundstruktur gab und nicht wahllos Weihnachtsstücke aneinander gereiht wurden.

    Nachtrag zu 112 (Höhlenmenschen)


    Einen Tag später treffe ich das Kind wieder. Es sitzt auf einer Bank vor der Haustür und telefoniert mit meinem ehemaligen Handy - und zwar mit Bild mit ihrer Mutter, die gerade in Indien ist und dort an einer Hochzeit von Verwandten teilnimmt. Da dachte ich: "So muss das sein! Ein Handy ist mehr als ein Wecker, jetzt wird es so benutzt, wie es geplant ist!" Auch wenn ich diese Technik nicht mehr lernen will, ist sie sinnvoll. Außerdem gibt es natürlich Technik für Beschränkte: ein Handy für Senioren. Das habe ich jetzt, und es ist gut, dass es kein Internet aufweist, denn unterwegs brauche ich kein Handy.

    Dienstag, 9.4.

    Händel - Lascia la spina

    Oratorium "Il trionfo del Tempo e del Disinganno"

    Philippe Jaroussky





    Hier nur der Text des Refrains:

    Lascia la spina,

    cogli la rosa;

    tu vai cercando

    il tuo dolor

    (Lass den Dorn, pflücke die Rose, du gehst auf die Suche nach deinem Kummer)



    Lieber Dr. Pingel am 14. Oktober gibt es in Duisburg die Jenufa Premiere in der Inszenierung von Tatjana Gürbaca. Ich kämpfe noch mit mir ob ich hingehen soll. Vielleicht ist das ja was für dich. Plätze gibt es noch reichlich.

    Ich hab das auch schon gesehen. Zu Premieren gehe ich meist nicht, weil das nicht unbedingt die besten Vorstellungen sind. Und Gürbaca ist nicht der Trigger für lohnenswerte Inszenierungen, wenn ich etwa an die Salome vor einigen Jahren denke. Ich nehme an, dass mein Lieblingskritiker Lars von der Gönna das bespricht. Er ist einer der Kritiker, der gegenüber konventionellen Inszenierungen und Regietheatertaten den gleichen Abstand einhält. Trotzdem danke für den Hinweis.

    Sonntag 7.4.

    Johann Sebastian Bach

    Schlummert ein, ihr matten Augen

    Natalie Dessay, Emmanuelle Haim

    Le Concert d´Astrée



    Ich habe dieses ergreifende Stück zum ersten Mal gehört, als es auf der Beerdigung der Frau eines Freundes gesungen wurde (Sopran und Orgel).

    Es gehört ursprünglich in die Kantate "Ich habe genung" für Bass/Bariton, Oboe und Orchester. Es gibt auch eine Fassung für Sopran in Anna Magdalenas Notenbüchlein. Was jetzt Original und Bearbeitung, muss uns hier nicht kümmern. Diese Aufnahme ist eine der schönsten, die ich kenne. Außerdem kann man den Text und die Noten mitlesen.