Beiträge von Dr. Pingel

    Pingels Nachtstück

    Gustav Mahler - Nicht wiedersehn

    Ruth Ziesack - Daniele Gatti


    Und nun ade, mein herzallerliebster Schatz,

    jetzt muss ich wohl scheiden von dir, von dir.

    Bis auf den andern Sommer,

    dann komm ich wieder zu dir,

    Ade! Mein herzallerliebster Schatz,.


    Und als der junge Knab heim kam,

    von seiner Liebsten fing er an:

    "Wo ist meine Herzallerliebste,

    die ich verlassen hab?"


    "Auf dem Kirchhof liegt sie begraben,

    heut ist´s der dritte Tag!

    Das Trauern und das Weinen

    hat sie zu Tod gebracht!"

    Ade! Mein herzallerliebster Schatz, ade!


    Jetzt will ich auf den Kirchhof gehn,

    will suchen meiner Liebsten Grab,

    will ihr allweil rufen, ja rufen,

    bis daß sie mir Antwort gab.


    Ei nun, mein herzallerliebster Schatz,

    mach auf dein tiefes Grab.

    Du hörst kein Glöcklein läuten,

    du hörst kein Vöglein pfeifen,

    du siehst weder Sonne noch Mond,

    Ade, mein herzallerliebster Schatz,


    Ade!



    Zu diesem Lied:

    1. Verschreibungspflichtig.

    2. Robert Bly: Das Blei der Depression schmilzt und wird zur Trauer!

    3.Diese Aufnahme ( für Orchester bearbeitet) ist die ergreifendste.

    4. Ähnliche Trauer: Humperdinck, Die Königskinder: "Wohin bist du gegangen, o Königstochter mein"?

    Vor meinem Nachtstück eine Gratulation an Tristan, der eine wirklich große Bereicherung hier ist.


    Gustav Mahler Liebst du um Schönheit

    Gedicht von Friedrich Rückert

    Elina Garanca Christian Thielemann


    Liebst du um Schönheit,

    Oh nicht mich liebe,

    Liebe die Sonne,

    sie trägt ein goldnes Haar!


    Liebst du um Jugend,

    Oh nicht mich liebe,

    Liebe den Frühling,

    Der jung ist jedes Jahr!


    Liebst du um Schätze,

    Oh nicht mich liebe,

    Liebe die Meerfrau,

    Die hat viel Perlen klar!


    Liebst du um Liebe,

    Oh ja mich liebe,

    Liebe mich immer,

    Dich lieb ich immerdar!



    Pingels Nachtstück

    Monteverdi - Marienvesper - Nr.8 - Nisi Dominus (Ps.127)

    Monteverdi-Choir, Gardiner


    Wenn der Herr nicht das Haus baut, so mühen sich umsonst ("frustra"), die daran bauen. (Vers 2 ist auch bekannt: den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf...)



    111. Der Wünschewagen


    Jeder kennt die Märchen und die Träume: "Stell dir vor, du hast drei Wünsche frei", was dann oft schief geht wie in Robert Gernhardts schwedischem Raketenbauer oder im Märchen vom Fischer und seiner Frau.

    Es geht aber auch anders. Der Arbeiter-Samariter-Bund hat einen Wünschewagen erfunden; es ist ein schöner blau-weißer Mercedes-Van mit Rundum-Verglasung und mit der Aufschrift "Der Wünschewagen".

    Schwerstkranke oder ihre Angehörigen können einen Antrag stellen, um dem Schwerstkranken einen letzten Wunsch zu erfüllen. Beispiele: das Meer sehen, eine Theater- oder Konzertvorstellung, ein Spiel der Lieblingsfußballmannschaft, die Taufe der Enkelin.

    Hier ein Auszug aus dem Prospekt: "Der Wagen ist auf die speziellen Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmt. Spezielle Stoßdämpfer, eine Musikanlage sowie ein harmonisches Konzept aus Licht und Farben verschönern die Reise... Zugleich verfügen alle Wünschewagen über eine moderne notfallmedizinische Ausstattung. Mindestens ein Rettungssanitäter fährt auch mit."

    Einen Begleiter seiner Wahl kann der Kranke auch mitnehmen. Die ganze Aktion beruht auf freiwilliger Mitarbeit und Spenden.


    Ich denke, ich würde mir wünschen, noch einmal die "Exequien" von Schütz mitzusingen, mindestens aber hören zu können. Das ist ja auch inhaltlich mehr als naheliegend.

    Die Alternative dazu wäre eine Janacek-Oper, da passt natürlich am besten "Die Sache Makropulos".

    Ich hatte erst vor, dies zu einem Thema zu machen, bin aber davor zurückgeschreckt. Vielleicht macht es jemand anders...

    Ich stimme dem durchaus zu, allerdings mit einer Einschränkung: ich muss nicht einen riesigen Medizinschrank zu Hause haben, sondern wissen, welche Medizin ich sofort wo bekommen kann, zur Not auf Verschreibung. Oft reicht ein Buch als Medizin aber nicht, dann gehe ich in eine andere Apotheke, etwa ein gewisses Klassikforum. Dort steht die Medizin dann auf einem selbstgebauten Brett: "Mille regretz - oder der Trost der Polyphonie".

    Pingels Nachtstück

    Tomás Luis de Victoria Magnificat primi toni

    (Hespérion XXI, Capella Reial de Catalunya, Jordi Savall)


    Das Magnificat aus der Weihnachtsgeschichte ist einer der bekanntesten Texte des NT. Als Musik gehörte er zu den Pflichtkompositionen der Tonsetzer vieler Jahrhunderte. Das bekannteste Werk ist sicher das von Johann Sebastian Bach; es ist auch eines der schönsten, für mich aber nur zum Hören, nicht zum Singen (das habe ich anderswo erläutert). Manche Komponisten schrieben ganze Serien von Magnificats, z.B. Nicolas Gombert.

    Die absolut schönste Komposition ist für mich die von Victoria, und zwar in der oben zitierten Aufnahme. Es ist auch in Teilen eine sehr schwungvolle Aufnahme ("...fecit potentiam.."). Hier wirken Chor und Orchester zusammen für ein prachtvolles Werk (der Schluss!!!), das ich noch nicht müde geworden bin zu hören (selbst als Nachtstück!:pfeif:).








    Pingels Nachtstück

    Hugo Distler Denk es o Seele

    Text von Eduard Mörike



    Auch dieses Gedicht rechne ich zu den schönsten deutschen Gedichten. Mörike setzte es an den Schluss seiner wunderbaren Novelle "Mozart auf der Prag" (zur Uraufführung seines Don Giovanni), ein Büchlein, das nie veraltet.


    Ein Tännlein grünet wo,

    Wer weiß, im Walde;

    Ein Rosenstrauß, wer sagt

    In welchem Garten?


    Sie sind erlesen schon,

    Denk es, o Seele,

    Auf deinem Grab zu wurzeln

    Und zu wachsen.


    Zwei schwarze Rößlein weiden

    Auf der Wiese.

    Sie kehren heim zur Stadt

    In muntern Sprüngen.


    Sie werden schrittweis gehn

    Mit deiner Leiche,

    vielleicht, vielleicht noch eh

    An ihren Hufen

    Das Eisen los wird,

    Das ich blitzen sehe.













    Diese Oper läuft gerade im Aalto-Theater in Essen und ich werde sie mir bestimmt ansehen!

    Pingels Nachtstück

    Robert Schumann Der Rose Pilgerfahrt

    Nr. 8 Wie Blätter am Baum

    (Britta Stallmeister, Daniel Behle, Tobias Berndt, Chorus musicus Köln, Das Neue Orchester, Christoph Spering)


    Dieses ziemlich unbekannte Stück ist tiefste Romantik. Die Elfe Rosa möchte als Mädchen auf die Erde, um die Liebe zu erfahren. Sie trifft auf einen Leichenzug; die Tochter des Müllers ist an Liebeskummer gestorben; der Chor beklagt sie, auch Rosa stimmt mit ein.



    Doch dann winkt ihr unverhofftes Glück, das Müller-Ehepaar nimmt sie an Stelle ihres verstorbenen Kindes als Tochter auf. Sie ist wegen ihrer frohen Art in der ganzen Gegend beliebt. Sie heiratet den jungen Förster und bekommt ein Kind, ein Mädchen, das auch Rosa heißt. Dieses Kind nimmt jetzt ihre Stelle ein, Rosa kehrt zu den Elfen zurück.

    Ursprünglich war das Stück mit Klavierbegleitung notiert, dann kam die Orchesterfassung, die ich bevorzuge.

    110. Urban Legend oder der Zebrastreifen


    Der Freund eines Freundes (daher eine Foaf-Geschichte, a friend of a friend) erzählt dieses:

    Wir sind zu dritt, es ist 2.00 nachts. Wir kommen aus einer Bar, leicht beschwipst, aber nicht betrunken. Ein Zebrastreifen, die Fußgängerampel aber auf ROT. Kein Auto, also zu dritt furchtlos drüber. Plötzlich ein Polizist. "Tut mir leid, auch um 2 Uhr nachts wird aus ROT nicht GRÜN! Macht 10€ pro Nase!" Ich gebe ihm 50. Er geht zum Streifenwagen, kommt zurück! "Wir können leider nicht wechseln!" Darauf meine ich: Kein Problem, ich gehe einfach noch mal rüber und zurück!

    Pingels Nachtstück

    Johann Sebastian Bach Ruhet wohl, ihr heiligen Gebeine

    Johannespassion, Niederländische Bachgesellschaft

    (Jeder Chorsänger möchte, dass dieses Stück niemals aufhört...)





    Ruhet wohl, ihr heiligen Gebeine,

    die ich nun länger nicht beweine,

    ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh.


    Das Grab, so euch bestimmet ist,

    und ferner keine Not umschließt,

    macht mir den Himmel auf

    und schließt die Hölle zu.


    Ruhet wohl....

    Pingels Nachtstück

    Johann Krieger Abend-Andacht

    Annette Dasch, Akademie für Alte Musik Berlin (2004)


    Hilf Gott, der Tag ist wieder hin,

    daß ich dem Tode näher bin,

    nun eil ich zu dem Bette.

    Da leg ich meine Kleider ab,

    als wenn ich schon ein sanftes Grab

    in meinem Lager hätte.



    109. Shakespeares sämtliche Werke - leicht gekürzt


    heißt ein sehr witziges Stück dreier amerikanischer Autoren. In meiner Heimatstadt gibt es ein wunderbares Amateur-Zimmertheater mit einem sehr hohen Niveau. Sie spielen gerne witzige Stücke wie das obige, auch einiges von meinem Lieblingsautor Alan Ayckbourn. Der Eintritt ist immer frei, aber man muss früh buchen, weil es sehr begehrt ist. Auch die intime Form des Zimmertheaters begeistert alle.

    Jetzt gab es die Neuauflage der oben benannten Shakespeare-Parodie, die jede Menge Witz, Satire, Kalauer, Klamauk, Slapstick enthält und den Amateuren sehr viel Sprachwitz, Tempo und körperliche Präsenz auf einem sehr hohen Niveau abverlangt.

    Ich sitze mit einer der drei Töchter (7) des Hauptdarstellers (im Hauptberuf Jurist) in der 1. Reihe. Alle Stücke Shakespeares

    sind abgehandelt, also mindestens erwähnt. Nur Hamlet ist noch übrig. Die führende Darstellerin weigert sich, die Ophelia zu spielen, schnappt sich ihren Koffer und verschwindet. Daraufhin muss natürlich eine Pause eingelegt werden. Das Grundschulkind: "Das gehört zum Stück; mich können die nicht täuschen!"

    Das Urheberrecht an diesem ignoranten Unsinn liegt allein bei Pingel.

    Die Einzelhaft am Klavier scheint unserem Redakteur nicht gut zu bekommen. Ich hatte mich auch schon gewundert, wo sein Pingel-Reflex abgeblieben ist. Wie schön wäre es, wenn ich an diesem "ignoranten Unsinn" Schuld wäre, aber dafür sind doch Größere verantwortlich.

    In #286 habe ich übrigens angemerkt, dass ich mir jetzt 1, 2 und 4 auf CD anhören werde und die 8. im April live in Dortmund höre. Aber um seine Vorurteil zu pflegen, ist es wirklich besser, nicht alles zu lesen.

    Unseren neuen tollen Bier-Emoji kann ich hier leider nicht druntersetzen.

    Lieber Accuphan, vielen Dank für deine Erklärung und vor allem auch die folgenden Beiträge, die ich mit großem Vergnügen gelesen habe (damit hast du meinen Satire-ACCU PHANtastisch aufgeladen, der hier oft durch chronische Selbtversorgung zu versiegen droht).

    Ich hatte gedacht, dass Geck durch seine von Dir erwähnte "Unterstützung" der Position Dr. Pingels vielleicht als nicht sachlich/ ernstzunehmend eingeschätzt würde, angesichts der Klopperei in diesem Forum.

    Ein interessanter Gedanke. "Wenn Pingel auftaucht, kann man gleich weiterlesen....!" Allerdings müsste sich doch dann Holger Kaletha Sorgen um seinen guten Ruf machen, während andere einfach weiter so machen wie bisher. Oder gilt der Umkehrschluss, dass bei Unterstützung Pingels durch Geck...................................................................................? Ich frage nur.

    Ist es nicht auch so, dass wir immer einer Art Vollständigkeitswahn unterliegen, sodass es natürlich alle Beethoven-Sinfonien sein müssen. Ich unterliege dem auch oft, etwa bei Haydns 104 Sinfonien, die insgesamt eine große Entdeckung waren, für die man ruhig mal 5 Jahre veranschlagen kann.

    Dieses cheers hier sowie einige Vorschläge haben mich jetzt dazu veranlasst, aus meiner Zinman-Gesamtaufnahme (die einzige, die ich besitze) Nr. 1, 2, 4 und 8 hervorzuholen und zu hören. Die 8. werde ich live in Dortmund im April hören (Tipp von Symbol).

    108. Was ist Flixtraining?


    Ich komme von der Essener Philharmonie und suche meinen Zug. Ein älterer Herr, begleitet von Damen der gleichen Art, spricht mich an und fragt, wo es denn zum "Konflikttraining" gehe. Ich bin verwirrt, denn solche Trainingskurse kann man im Bahnhof sicher gut gebrauchen, aber theoretisch gelehrt werden sie dort gerade nicht. Ich frage nach, und es ergibt sich, dass er den Abfahrtsort des "Flixtrains" nach Hamburg sucht. Ich verweise ihn auf die zentrale große Abfahrtstafel, auf der alle abfahrenden Züge der nächsten Zeit erscheinen. Gleichzeitig bin ich erstaunt, dass vier ältere Menschen jemanden fragen müssen, um in einem Bahnhof ein Gleis zu finden. Das Wort "Er versteht nur Bahnhof" ist hier ad absurdum geführt.

    Lieber Dr. Pingel, als Duisburger und MSV Fan halte ich es beim Fußball wie bei einem Eheversprechen : in guten wie in schlechten Zeiten.

    Das ehrt dich. Ich als geschworner Gegner des Industriefußballs könnte mir sogar vorstellen, Anhänger eines abgestiegenen Regionalligisten MSV zu werden! cheers

    Als denn: Dortmund, 16.4.2024, Beethoven 8, Dortmunder Philharmoniker.


    Wenn sie schon nicht mehr Fußball-Meister werden, so führen sie zumindest exotische, kaum gespielte Sinfonien auf. ;)


    LG :hello:

    Gut, Termin ist vorgemerkt, da werde ich sicher hingehen. Das Programm heißt "Mensch und Maschine" und bietet John Adams, Ligeti Gershwin und am Schluss die 8. (wahrscheinlich wegen des "Metronoms"), ein Programm ganz nach meinem Geschmack.

    Außerdem ist mir die 8. sowieso lieber als der BVB. Nur Schalke ist noch schlimmer, vom MSV Duisburg ganz zu schweigen. Da bieten die Duisburger Kulturinstitute vollkommen andere Qualität.

    Also hat diese seltsame Diskussion hier für mich einen sehr positiven Ausgang.

    Wahrscheinlich würde es weniger Missverständnisse geben, wenn du dann sagen würdest: "Ich kann leider nicht so viel reisen, daher muss ich mich bei diesen Symphonien auf Tonträger beschränken." als wenn man sagt: "Ich denke, dass jemand, der von Beethoven die 1., 2., 4., und 8. hören will, sie sich auf Tonträger besorgen muss." Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

    Diese Verallgemeinerungen macht man leider beim Schreiben wie von selbst, ohne darüber nachzudenken. Dennoch ist dein Einwand in dieser Form berechtigt.

    Eine interessante Aufzählung mit interessanten Daten an noch interessanteren Orten. Schon mal dran gedacht, dass der letzte Satz auch heißen könnte.."....wenn man sie denn hören könnte"? Rumklicken kann jeder, aber hinfahren...??

    Ich sehe immer wieder, wie hier die Kollegen für Opern und Konzerte in ganz Europa, mindestens in ganz Deutschland herumreisen, was ja nicht nur Zeit, sondern auch Geld kostet, da sich die Kosten ja nicht nur auf die Eintrittspreise beschränken. Ich betone ausdrücklich, dass ich sie darum beneide, aber natürlich nicht in dem Sinne, dass ich ihnen diese Reisen missgönnte; vor allem dann nicht, wenn hinterher hier interessante Berichte kommen. Bei mir ist es so, dass ich froh bin, dass ich gesundheitlich und finanziell in der Lage bin, Aufführungen hier im Ruhrgebiet zu besuchen, wobei das natürlich schon eine große Palette bedeutet. Aber schon die 8. von Beethoven in Düsseldorf wäre nicht drin gewesen, daher lese ich dort keine Termine.