Beiträge von Dr. Pingel

    Einen Spitzenplatz in der Liste verdiente m.E. "Die Brüste des Tiresias" von Poulenc.


    Das habe ich sogar vor Jahrzehnten in Düsseldorf mal gesehen. Diese Oper verdient wirklich einen Spitzenplatz. Allerdings wird es hier im Forum niemanden wundern, wenn ich sehr umfangreiche Listen von berühmten Opern vorlegen würde, die nicht unbekannt, aber trotzdem silly sind. Doch halt: eine will ich nennen, und zwar verdeckt. Leo Slezak hat in seinem berühmten Opernführer über dieses Machwerk gesagt: "Bei dieser Oper habe selbst ich keine Ahnung, was da vorgeht!"

    Lieber PeterP. ich begrüße dich hier. Ich begrüße jeden Liebhaber der Alten Musik, denn das ist hier im Forum etwas Besonderes. Klick mal die Wagner-Foren an: da geht es richtig zur Sache, da wird gekämpft und gestritten, was ich übrigens nicht falsch finde. Klick aber die Alte-Musik-Foren an, da findest du die Liebhaber, die den anderen erzählen, wo sie graben müssen, um die Schätze zu finden. Ich bin natürlich ein Dowland-Fan, aber Tallis ist noch schöner. Vielleicht hast du Lust, hier mal meinen Thread über die besten Vocal-Consorts anzuklicken, das ist bestimmt eine Fundgrube (Alte Musik und neue Vocal-Consorts von Dr. Pingel). Dass du selber die alten Sachen spielst, bewundere ich sehr. Ich selber bin Chorsänger (Tenor) in einem Vokalensemble, in dem viel alte Musik gesungen wird.

    Sehr empfehlenswert ist auch das:



    Eine unerreichte Aufnahme, die mich gerade wieder ein paar Tage begleitet hat. Und: die Carmina Burana sind nicht einmal der beste Teil dieser Trilogie. Als ich das erste Mal "Catulli Carmina" und Trionfo di Afrodite" gehört habe, war ich elektrisiert. "Odi et amo" habe ich ein paar Mal gesungen, von den Noten nicht schwer, aber von der Dynamik.

    Was mir einfällt, in diesem Ringen um Werktreue und Authentizität einer Operninszenierung, ist doch auch das Nicht-Ernst-Nehmen der nachfolgenden Generation. Wie soll unser Nachwuchs noch Oper sehen (nicht nur hören!) können, wenn Werkinhalt und Inszenierung keinen Zusammenhang mehr haben?


    Ich möchte hier noch einmal in dies gleiche Horn tuten: die große Tochter einer befreundeten Familie (6.Klasse) hatte die "Entführung" mit ihrer Musiklehrerin durchgenommen, was ja schon beachtenswert ist. Die Entführung ist ja auch zum Kennenlernen von Opern eine wunderbare Oper! Vier Stunden vorher klickten die Mutter und ich die Bilder der Inszenierung aus Essen an! Oh je, habe ich da gesagt, das ist Regietheater, das wird dem Kind nicht gefallen. Alles war weiß und abstrakt, also Plastik statt Jute. Maßlos enttäuscht kamen die Kinder aus dieser Aufführung.

    Eine Tankstelle an der Route 66: einen besseren "Tatort" für den Ring kann es kaum geben. Ich vermute mal, dass diese Tankstelle am Schluss komplett in Flammen aufgehen wird. Schade, dass Russ Meyer schon tot ist, der hätte sowas auch toll inszeniert.

    Vor Jahrzehnten gab es in Oberhausen noch eine Dreispartenbühne, da wurde "Regina" in einer sehr guten Aufführung gezeigt. Danach wurde die Opernabteilung geschlossen; bald ist auch wohl das Theater dran. Ich möchte hier mal eine zynische Bemerkung machen: wir im Ruhrgebiet finden, dass der Soli auch hierhin fließen sollte, es sollte nach Bedürftigkeit und nicht nach Himmelsrichtung gehen. Ich übertreibe jetzt mal: das Theater in Oberhausen wird geschlossen, damit Dresden und Leipzig sich teurere Sänger und Herrn Thielemann leisten können.

    Beide Bücher sind wichtige Bücher gewesen, wobei ich auch finde, dass Huxley aktueller ist, vor allem, wenn man Neil Postman "Das Verschwinden der Kindheit" und "Wir amüsieren uns zu Tode" hinzunimmt. Das Problem beider Bücher ist, dass sie literarisch unbedeutend sind, weder Orwell noch Huxley schrieben interessantes und literarisch gutes Englisch.
    Nachtrag: fiktive Szene im Kanzleramt!
    Sahra Wagenknecht: "Frau Merkel, wenn doch alles ausspioniert wird, warum nicht auch die korrupten Banker und die Steuerhinterzieher?"
    Merkel (entsetzt): "O Gott, soweit wollen wir es doch nicht kommen lassen!"

    Was für das Regietheater im Schauspiel das Bahnhofsklo als bedeutungsschwangerer Schauplatz ist, ist für die Oper der Zirkus. Aber was ist der Erkenntnisgewinn? Das Leben ein Zirkus? Das wissen wir doch selbst! Also nix als Wichtigtuerei - und das mit einer Banalität. Ich erinnere mich an ein "Schlaues Füchslein" in Düsseldorf (vor Jahren), da hatte man den Wald in einen Zirkus verwandelt. Das ging schwer nach hinten los. Im Füchslein gibt es immer wieder stille, bezaubernde Momente. Hier nicht: da war Zirkus, da war dauernd was los. So kann man mit reiner Neuerungssucht eine Oper gekonnt verfehlen.
    P.S. Könnte man den Rigoletto nicht doch mit Nazis spielen lassen? Das hatten wir noch nicht, und die Kostüme kann man sicher an vielen deutschen Bühnen leihen!

    Ich habe dieses Thema indirekt ausgelöst, weil ich meinen Plan erklärt hatte, über Palestrina zu schreiben, worauf dann Rheingold geantwortet hat. Ein paar Gedanken hatte ich schon geäußert: einmal, dass es mir gefällt, sozusagen ein eigenes kleines Thema zu haben, nicht so umfangreich wie Seicento, aber doch ergiebig. Bei mir sind es die Vokalconsorts; da ist noch viel zu schreiben. Ich bin auch erstaunt, wie viele Zugriffe es da gibt.
    Wie die meisten hier schätze ich Helmut Hofmann wegen seines Wissens und seines Sachverstands. Aber das ist das Problem: ich kann mit ihm nicht auf gleicher Höhe diskutieren, und er schreibt über Komponisten, die ich nicht schätze. Hugo Wolfs Oper "Der Corregidor" ist eine ganz gute Oper, die ich auch kenne, aber es gibt eine Reihe sehr viel besserer. Wolfs geistliche Musik musste ich mehrfach singen, die hat mich nicht überzeugt. Und seine Lieder kenne ich gar nicht und will sie auch nicht kennenlernen. So entsteht durch ein großes Können eine gewisse Einsamkeit.
    Zum Schluss: Ich bin oft auf der Suche nach randständigen Themen. Wer ein solches Thema anbietet, sollte sich einen schmissigen Titel dazu einfallen lassen. Den Komponisten Simon Barjona Madelka z.B.(16. Jh., Böhme) habe ich so angekündigt: "Bier, Fleisch und Musik" - da waren einige doch neugierig.
    Ich weiss noch gut, wie ich hier ins Forum geraten bin. Ich suchte nach dem Text von Brittens Serenade für Tenor, Horn und Streicher, ja auch nicht gerade ein zentrales Thema. An oberster Stelle stand ein toller Artikel hier aus dem Forum, ich weiß nicht mehr, von wem. Da habe ich dann im Forum "geblättert" und mich innerhalb von zwei Tagen bei Alfred telefonisch angemeldet. Seitdem ist das Forum für mich ein wichtiger Bestandteil meines musikalischen Lebens.

    Warum sollte nach einer Besprechung des Palestrina eine Antisemitismusdebatte aufkommen? In einem Thread á la "Wer war Hans Pfitzner" wären Pfitzners Naziavancen wohl nicht ausklammerbar, aber bei konkreten Werken doch schon. Im übrigen schreiben hier zahlreiche Mitglieder - u.a. ich selbst - laufend Beiträge über Musik, die nicht "mehrheitsfähig" ist. Also nur zu!


    Danke, lieber Felix für diese Ermutigung. Ich sehe bei Palestrina keine Gefahr einer Antisemitismusdebatte. Für mich ist es allerdings eine Zeitfrage, die Aufnahmen zu sichten, die aber Rheingold schon bereitgestellt hat. Als Theologe interessiert mich auch dazul der große Religionskonflikt, der das Tridentiner Konzil geprägt hat ("...die Protestanten einzuladen!". Tumult). Und an der Historie des Komponisten die Kluft zwischen Legende und Wirklichkeit!
    Nicht mehrheitsfähige Beiträge: das ist mir meist egal, ich schreibe ja immer auch für mich. Ich habe z.B. in der Alten Musik zwei threads, die sozusagen "meine" sind (auch wenn da jeder schreiben kann), und die ich liebevoll betreue, obwohl sie im Moment aus Zeitgründen ruhen, aber auf jeden Fall weitergeführt werden. Die Zugriffe zeigen ja auch, dass sie gelesen werden, auch wenn sie nicht so populär sind wie Seicentos Seite, die meine Lieblingsseite hier ist.

    Lieber Rheingold, wenn ich deinen Text lese, der von einer genauen Kenntnis des Palestrina zeugt, denke ich, dass du diese Besprechung schreiben solltest. Wenn es bei mir klappt, dann erst im Winter. Ich muss mir ja auch alle die Aufnahmen noch besorgen (daher habe ich deinen Text schon mal ausgedruckt). Palestrina war für mich immer Wagner für Nichtwagnerianer. Wie einleuchtend sind die Leitmotive (die beiden grandiosesten das Pierluigi-Motiv und das Konzilsmotiv), die Städtebilder! Meine absolute Lieblingsszene neben dem Monolog des Palestrina (Schopenhauer pur!) ist die Erscheinung der alten Meister mit der Anrufung von Heinrich Isaac und Josquin. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch: ich finde, Pfitzner hätte, außer in der Engelszene im 1. Akt, mehr aus der Missa Papae Marcelli zitieren können. Das wäre reizvoll gewesen: eine alte Messe (natürlich nur kurze Zitate) im modernen Gewand. Die drei Vorspiele tauchen öfter im Konzert auf, das sind Ouvertüren, die keinen Vergleich scheuen müssen.

    Danke, lieber Rheingold, für diese famose Übersicht. Ich kenne von Pfitzner nur "Palestrina"; diese Oper dafür praktisch auswendig. Als die Kubelik-Aufnahme damals herauskam, kostete sie 100 DM. Ich habe die Oper so oft gehört, dass ich sie nachkaufen musste. Wie froh war ich über die Erfindung der CD, da war Palestrina eine der ersten CDs, die ich mir zulegte. Auch der Stoff interessierte mich sehr (auch wenn Pfitzner ihn legendär verklärt), denn in meinem alten Vokalensemble war die "Missa Papae Marcelli" eines der ersten Stücke polyphoner und katholischer Kirchenmusik, die ich gesungen habe. Papst Marcellus tritt ja im dritten Akt auf und besucht Palestrina, in der Kubelik-Aufnahme unnachahmlich gesungen von Karl Ridderbusch. Niemals hätte ich als Verehrer von Heinrich Schütz gedacht, dass Palestrina mal einer meiner Lieblingskomponisten werden würde, und dazu noch das Einfallstor für andere Komponisten dieser Zeit wie Ockeghem, Obrecht und Josquin. Vielleicht werde ich im Winter einmal eine Besprechung aller erhältlichen Palestrina-Aufnahmen machen. Live gesehen habe ich die Oper in den 60ern in Wien (ich weiß nicht, ob es Wunderlich war, der die Hauptrolle sang) und in den 70ern in Düsseldorf mit Sven Olof Eliasson.

    Lieber Manfred,
    sowohl Figaro mit Siepi und Don Giovanni mit Ghiaurov gehören zu meinen Favoriten. Und jetzt erblasse, lieber musikwanderer: ich habe Ghiaurov noch live gehört (wenn auch nicht als Figaro und Giovanni), und ich habe SIEPI ALS FIGARO UND DON GIOVANNI LIVE GEHÖRT. Das kann man nicht toppen.

    Ich bin überhaupt kein Sammler, schon gar nicht einer von Interpretationen. Allerdings habe ich es mit meinem Janacek auch einfach: er hat nicht soviel geschrieben, und von jedem seiner Werke gibt es einige wenige mustergültige Interpretationen. Er ist also nicht nur ein großartiger, sondern auch ein billiger Komponist. Und er ist, das stelle ich hier immer wieder fest, völlig unumstritten. Billig und unumstritten ist Wagner wohl nicht. Aber das ist auch ein Grund, ihn zu schätzen.

    Ich möchte nur ein Beispiel zitieren: ich habe in verschiedenen Chören sehr viel Chormusik von Brahms gesungen. Einmal haben wir auch ein schönes Chorwerk von Heinrich von Herzogenberg gesungen. Es war gut, aber nicht sehr gut. Also: ich kenne keine Chormusik aus der 2. Reihe des 19. Jahrhunderts, die Brahms´ Werken das Wasser reichen könnte!

    Einen Schönberg-Ohrwurm kann ich mir auch nicht vorstellen (hier erinnere ich mal an die von mir erfundene Anekdote, dass Schönbergs Frau sich scheiden ließ, weil ihr Mann den Kindern abends ständig eigene Werke vorsang, weswegen sie danach aber nicht einschlafen konnten. Die von Schönberg mit den 12-Tonwerken erzielten Einnahmen gingen daher völlig für die Psychiater der Kinder drauf). Es gibt bei mir auch seltsame Ohrwürmer, etwa aus Janaceks Opern. Meine Lieblingsstelle etwa ist die aus einem der letzten Bilder des "Schlauen Füchsleins" , wo Fuchs und Füchsin gemütlich beisammen sitzen und die Kleinen herumtollen. Im Hintergrund hört man schon den Wilderer Haraschta, der wenig später die Füchsin erschießen wird. Vorher aber singt noch der Fuchs: "Wie viele Kinder wir hatten, Alte, weißt du´s?" Das geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Vielleicht aber liegt es auch daran, dass meine Freunde 7 wunderbare Enkelkinder haben, mit denen ich viel Zeit verbringe.


    Charles Laughton (* 1. Juli 1899 in Scarborough; † 15. Dezember 1962 in Hollywood) war ein britischer, ab 1950 US-amerikanischer Schauspieler und Regisseur.
    Laughton zählte jahrzehntelang zu den weltweit führenden Charakterdarstellern.
    Von seinen zahlreichen Filmen möchte ich drei erwähnen, wo ich seine Darstellungskunst besonders beeindruckend fand:
    Der Glöckner von Notre Dame, Zeugin der Anklage und als Sempronius Gracchus in Spartacus.


    CHRISSY


    Er hat auch einen eigenen tollen Film als Regisseur gemacht, ich glaube in schwarz-weiß: "Die Nacht des Jägers".