Beiträge von jpsa

    Im Sängerportait: Händel-Sänger hatte ich bereits auf den meines Erachtens hier völlig unterrepräsentierten Bejun Mehta hingewiesen.


    Der Österreichische Rundfunk Ö1 überträgt morgen,

    am Donnerstag 12. Mai 2011, zwischen 10:05 und 11:35 Uhr

    einen Konzertmitschnitt vom 01. 03.2010 aus dem Konzerthaus in Freiburg.


    Das Freiburger Barockorchester unter René Jacobs spielte ein reines Händel Programm:


    Auszüge aus "Atlanta", "Ricardo primo, Re d'Inghilterra", "Agrippina", "Tolomeo, Re di Egitto", "Rodrigo", "Orlando", "Radamisto" u.a. [Bejun Mehta, Countertenor]
    Concerto grosso g-Moll, HWV 324


    Einige der im Konzert zu Gehör gebrachten Werke befinden sich auch als Studio-Produktion auf der "Ombra-Cara"-CD:



    Das Konzert hatte ich im Thread "Heute im Radio" angekündigt und schloss mit "...Man darf also gespannt sein!"
    Ich habe die beiden Konzerte in der Liveübertragung des WDR3 verfolgt (verfolgen wollen) und mitten im 2. Konzert entmutigt und völlig entnervt abgeschaltet.
    Vielleicht kann ja William B.A. berichten, falls er wie angekündigt das Konzert besucht hat, wie er es im Konzertsaal tatsächlich gehört und aufgefasst hat.


    Woran es lag, dass vieles einfach nicht zusammen passte, kann ich nicht sagen.
    Waren die Mikrofone nur falsch platziert oder nicht alle eingeschaltet bzw. nur die Mischung durch den Tonmeister grottenschlecht?
    Hatte das Orchester einige seiner Musiker in Köln vergessen (insbesonders Cellisten und Kontrabassisten)?
    War die Pauke kaputt oder wurde diese doppelt und dreifach gedämpft?
    Hatten einige der Bläser ihre Sauerstoffgeräte in der Garderobe gelassen?


    Bereits die ersten Takte des Kopfsatzes in Nr. 1 waren derart dumpf, leise schwächlich und zögerlich, so dass man meinte, es handele sich nicht um eine große Orchester-Besetzung sondern um ein Streichquartett. Wo war der "dröhnende Orgelpunkte der Pauken, Kontrabässe und Hörner", wo "intonierten die Streicher mit schneidenden Oktaven, harten Akzenten und schrillen Trillern einen Gedanken von düsterer, lapidarer Wucht", also die gesamte "bedrohliche Fortissimo-Formel des Anfangs"? (Zitate von Karl Schumann)
    Der passend harte, fordernde Einsatz des Klaviers, den Korstick brilliant präsentierte, wollte aber überhaupt nicht zum Orchester passen, ebenso wenig wie das dann abgeschlafft einsetzende Motiv des Horns.
    Es folgten teils zu frühe, teils zu späte Einsätze des Orchesters, die Korstick offensichtlich stark irritierten und er sowohl anfängliches Tempo wir auch Klangstärke reduzieren musste, wodurch er - so vermute ich mal - selbst etwas aus dem Gleichgewicht geriet und einige Passagen dadurch recht wacklig gerieten.
    Auch wenn im Laufe des ersten Satzes Orchester und Solist mehr und mehr "zusammen" fanden, gab es immer wieder Einbrüche durch leicht versetzten Einsatz einzelner Instrumentengruppen innerhalb des Orchesters (hier insbesondere die Bläser).
    Alles in allem empfand ich besonders den 1. Satz sehr "Bläser" orientiert - so wie es im 3. Satz des 2. Konzertes eigentlich die Aufgabe der Klarinette ist, die noch über den Klavier-/Cellopart tritt.


    Nachdem auch im 2. Satz die Musiker(gruppen) es nicht schafften, zusammen einzusetzen, brachte Korstick mit seinem Spiel zumindest in den ersten Minuten eine gewisse Ruhe ins Adagio und das Orchester schaffte es tatsächlich, einen Dialog zum Klavierpart herzustellen und das thematische Material weiter zu entwickeln, obwohl - wiederum aus der Bläserfraktion - einige Orchestermitglieder Noten über die gewünschten Maße hin punktierten, was ich äußerst störend empfand, da bereits der Klavierpart "solo" einsetzte. Die anfangs vermissten Cellisten und Kontrabassisten hatten übrigens wohl einen späteren Bus genommen und waren pünktlich zum 2. Satz anwesend... Ruhige fließende Linien gab es nur im Klavierpart von Korstick, der dem "molto dolce espressivo" alle Ehre machte.


    Unmittelbar nach dem etwas überlangen Ausklingen des Orchesters im 2. Satz [vielleicht ein Eingeständnis an die offenbar schlechte Akustik in der Jahrhunderthalle] begann Korstick das Finale (Rondo), kraftvoll, wie es die Partitur vorsieht, jedoch noch leicht in "Erinnerung" der ruhigen Momente des vorangegangenen Adagios. Das Orchester konnte oder wollte jedoch anfangs nicht kraftvoll antworten und hielt sich entsprechend zurück, so dass der Klavierpart in den Folgen ebenfalls zu stark zurück genommen werden musste. Immer wieder zwischendurch machten sich zu stark betonte Akzente der Bläserabteilung (unangenehm) bemerkbar [eine Vorliebe des Dirigenten Karl-Heinz Steffens, der Solo-Klarinettist beim BPO war??], und im weiteren Verlauf waren erneut die Bläser wieder nicht d'accord mit dem Pianisten, so dass einzelne Passagen irgendwie "verstimmt" klangen! Ob das dann auch der Grund war, dass Korstick in den letzten Minuten ebenfalls "schwächelte", insbesonders bei recht markanten Stellen, kann nur gemutmaßt werden.
    In den letzten Minuten fiel endlich wohl auch dem Paukist ein, wie man sich gegen das Orchester durchsetzt, um auch in den letzten Reihen Gehör zu finden, auch wenn dieser "Geistesblitz" nicht nur in den erneut schrägen Bläsern schon fast unterging sondern auch durch den plötzlich einbrechenden Tempoanstieg und die fast schon tumulthaft ausbrechende Lautstärke des Orchester unterging. So, als ob Korstick von diesen Ausbrüchen überrascht wurde, konnte er seine letzten Takte nicht mehr sauber spielen und hinkte leicht hinterher.


    In der Konzertpause kam der Dirigent zu Wort und es wurde darüber informiert, dass im Rahmen der Proben beide Konzerte für eine CD-Veröffentlichung eingespielt wurden. Ausschnitte aus beiden Konzerten wurden gebracht, jedoch nicht darauf hingewiesen, ob es sich bereits um besagte Einspielungen handelte. Wenn dem allerdings so ist, dann wurden entweder im Konzert oder während der Aufzeichnung alle Musiker durch Aliens ersetzt - denn dazwischen liegen mehr als Welten.


    Da mir bereits im 1. Satz des 2. Konzertes der Dialog zwischen Klavier und Orchester zu "hölzern" geriet und auch Korstick nachließ und unsauber wurde, habe ich die Übertragung für mich abgebrochen und kann daher nichts zum weiteren Verlauf beisteuern.


    Alles in allem eine für mich sehr enttäuschende Präsentation, trotz der ansich ausgezeichneten Leistung des Solisten, selbst wenn sich seine "Qualitäten" im Brahmskonzert manchmal nur erahnen ließen.

    Nachdem Alfred den bisherigen Brilliant-Thread durch Umbenennung "aufgewertet" hat... ;) dürfte diese Meldung und Themen-Eröffnung passen.





    Der Macher von «Brilliant Classics», Pieter van Winkel, den man noch vor knapp 10 Jahren mit so netten Bezeichnungen wie Marketing-Guerillero betitelte, hat zusammen mit Jeremy Elliott das Label Piano Classics gegründet.
    Anfang April 2011 ging es an den Start und bringt - wie der Titel schon vermuten lässt - nur Aufnahmen für Klavier (Solo, Konzert) heraus, und zwar in bekannter Manier: Lizenzaufnahmen und Neueinspielungen.


    Die englischsprachige Website ist noch etwas gewöhnungsbedürftig hinsichtlich Gestaltung und Ladezeiten, teils auch dürftig bezüglich der Herkunft und Aufnahmedaten einzelner Veröffentlichungen.


    Passend zum Liszt-Jahr 2011 werden nach und nach jeweils Doppel-CDs herausgegeben mit Künstlern wie Jorge Bolet, Alfred Brendel, Lazar Berman, Sviatoslav Richter, Boris Berezovsky, Louis Kentner, Zoltan Kocsis, Earl Wild und anderen.


    Bei den Eigenproduktionen wurde z.B. mit dem (in unseren Breiten offensichtlich wie leider auch wohl unbekannten) Pianisten Roberto Poli vereinbart, seine ca. 2003 gestartete Chopin-Gesamteinspielung exklusiv bei «Piano Classics» fortzuführen und zu veröffentlichen, und zwar über die nächsten 2 Jahre.
    Wer noch die alte MP3-Internetplattform kennt, dürfte vielleicht schon auf den in Boston (USA) lebenden Italiener Poli gestoßen sein: das ist der, der es 'wagte' seine Solo-Abende statt mit Bach mit selten aufgeführten Werken von Byrd, Frescobaldi & Co. zu würzen...


    Aktuell verzeichnet die Website 13 Aufnahmen, darunter (ohne Wertung) solche wie César Franck Werke mit Jörg Demus, Bach's Goldberg Variationen mit Evgeni Koroliov, Crumb's Makrokosmos I & II mit Robert Groslot oder Brahms' 3. Sonate nebst Händel Variationen mit Bruno Leonardo Gelber.


    Weitere Künstler sind zur Zeit van Winkels Ehefrau Klára Würtz und der (mir bislang unbekannte) aus Riga stammende Naum Grubert .

    Wenn man bedenkt, dass der "Beruf" des Konzertpianisten ca. ab Mitte des 19. Jahrhunderts erst richtig entstand (vorher gab es ja meist nur Komponisten, die überwiegend ihre eigenen Werke aufführten), wobei der [Solo-] Konzertabend in der heutigen Form gerechter Weise Franz Liszt zuzuschreiben ist, muss man "nur" eine noch einigermaßen übersichtliche Spanne an Generationen überblicken.


    Die wichtigsten Pianisten der ersten Generation kennen wir zwar namentlich aber sie lebten nicht alle lange genug, um zumindest noch auf Klavierrollen verewigt zu werden. Die Schallplatte, auch wenn die technischen Möglichkeiten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegeben waren, gewann erst ab ca. 1920 mehr an Bedeutung.
    So verbleiben für unsere Betrachtungsweise gerade einmal knapp 100 Jahre.
    Der nächste "Boom" kam erst in den 1950er Jahren durch die Langspielplatte, später gefolgt durch bessere Radioverbreiterung und lange Zeit eines der wichtigsten Verbreiterungsinstrumentarien, Einführung des Fernsehens, viel später die Digitaltechnik und CD, dann das Internet.
    Je weiter der Fortschritt, desto mehr wollten davon profitieren bzw. sich darüber künstlerisch profilieren.


    Wenn man also in den 1930ern Beethoven-Sonaten hören wollte, besuchte/hörte man Konzerte von z.B. Schnabel, Kempff, Backhaus, Arrau, suchte man nach Chopin so wandte man sich an vielleicht Cortot, Rubinstein oder von Koczalski.
    Ob nun ein Schnabel tatsächlich Maßstab für z.B. Beethoven war oder nicht, er hatte sich mit einem Großteil eines (oder mehrerer) Komponisten beschäftigt und machte deren Werke einem breiteren Publikum bekannt. Denkt man zurück, dass in seiner Zeit die Schubert-Sonaten noch verpönt waren ("die sind ja nur was für Klavierschülerinnen"), muss man Künstlern wie Schnabel auch dafür dankbar sein, sich vehemmt für diese Werke eingesetzt zu haben.
    Die wichtigsten Faktoren waren also unterschiedliche Sichtweisen von "gängigen" Werken/Komponisten und eine möglichst weit gefächerte Bekanntmachung (noch) nicht derart geläufiger Werke, wobei auch die zeitgenössische Musik eine immer wichtigere Rolle spielte.


    So ist es eigentlich nicht verwunderlich, wenn man sich auch heute noch an alt "bewährtes" und bekanntes hält, an die sog. "Spezialisten" - auch wenn diese Bezeichnung inzwischen eher negativ aufgefasst wird (...der spielt ja nur den oder den Komponisten...). Sie bieten aber einfach die größere Auswahl bei einem Komponisten, für den man sich interessiert.
    Was hilft es, wenn ein jüngerer Pianist gerühmt wird, die Appassionata umwerfend zu spielen, dieser aber keine weiteren Beethoven-Stücke ins Repertoire aufnimmt. Soll man sich jetzt für alle 32 Sonaten auch 32 einzelne Pianisten suchen?
    Ein Großteil des heutigen Nachwuchses ist einfach nicht "fassbar", weil sie sich nicht (weder im Konzert noch auf CD) mit einem oder einigen Komponisten verstärkt auseinandersetzen (wollen, dürfen, können).


    Heutzutage wird ein Künstler leider immer mehr daran gemessen, wie sein Erfolg bzw. seine Chancen auf dem Tonträgermarkt ist/sind - eine unangenehme Folge der Technisierung und des Marketings.
    Ein z.B. Till Fellner (Name beliebig austauschbar) muss damit leben, dass er auf diesem Markt mehr oder weniger unbeachtet bleibt, obwohl er sich vor Konzertbuchungen nicht retten kann, obwohl er erfolgreich z.B. den gesamten Beethoven-Zyklus weltweit präsentierte und auch im Radio wesentlich häufiger anzutreffen ist als ein Lang Lang.


    Schaumschläger wie der zuletzt genannte gibt es noch immer viel zu viele.
    Ebenso zahlreiche "Vatermörder" (Begriff von Alfred Brendel nach seinen Ausführungen "Mit der Absicht, es anders zu machen, sollte ein Interpret an ein Werk nicht herangehen.... Ein Interpret, der auf Originalität zielt, geht in die Irre; es fehlt ihm nicht nur an Selbsterkenntnis, sondern meist auch an Talent... Wer die Vorschriften in ihr Gegenteil verkehrt, um sich oder das Stück interessant zu machen, hätte Komponist werden sollen... Der Komponist ist gewissermaßen der Vater.") wie z.B. ein Arcadi Volodos, der zu Beginn seiner Karriere viel zu hoffen gab, heute aber nur noch sich selbst zur Schau stellt und Werke großer Komponisten durch drastische Veränderungen von Ausführungsvorgaben und Hinzudichten unzähliger neuer Noten verstümmelt.
    Und sagt jetzt nicht, Gould hätte das nicht auch getan! Stimmt, aber er hat sich umfassend z.B mit Bach und Beethoven auseinander gesetzt und nicht nur, im Vergleich zu Volodos, mit einer Handvoll Werken eines jeweiligen Komponisten beschäftigt.


    Nur wenige der Pianisten der "jüngeren" Generation haben es geschafft, ihre Sichtweisen auf einen bestimmten Komponisten auch über Tonträger bekannt machen zu können, wie z.B. Korstick, obwohl es zahlreiche andere gibt, die es ebenfalls gut mit der "alten Garde" aufnehmen können, aber mangels Vermarktungsfähigkeit dem breiten Publikum nicht geläufig sind und wohl nie werden.


    Selbst ganz junge Talente (ob nun bereits mit oder ohne CD) wie Kit Armstrong (*1992) oder Joseph Moog (*1987) [altersmäßig vergleichbar mit Lipatti oder Kapell, als diese ihre ersten großen Erfolge hatten] lassen schon heute erahnen, wie sie sich wohl in 10 Jahren weiter entwickelt und in die oberste Liga gespielt haben - wenn sie nicht von den Profitgeiern vorher schon kaputt gemacht werden...


    Meine Antwort auf Alfred's Frage, ob die Stimmen der Vergangenheit tatsächlich "schöner", "individueller" oder "beeindruckender" waren, als jene die man heute angeboten bekommt, lautet daher eindeutig NEIN - nur leider bekommt man ohne Konzertbesuche und/oder Radiohören von diesen heutigen mindestens ebenso individuellen, gar schöneren Stimmen oder beindruckenderen Pianisten einfach nichts mit...

    Die Radiosender überschlagen und überbieten sich ja (leider) mächtig mit zeitgleichen Mahler-Konzertübertragungen, und bevor das noch darin untergeht...


    Am
    Samstag, den 07.05 2011
    Live-Übertragung vom Klavierfestival Ruhr
    WDR3, ab 20.05 Uhr


    Johannes Brahms
    Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15
    Klavierkonzert Nr. 2 b-dur op. 83


    Michael Korstick, Klavier
    WDR Sinfonieorchester Köln
    Leitung: Karl-Heinz Steffens


    Es gibt nur ganz wenig Künstler, denen ich einen solchen "Marathon" zutrauen würde bzw. zu Lebzeiten zugetraut hätte, Korstick gehört definitiv dazu.
    Ich selbst habe diese Konstellation auch nur ein einziges mal im Konzert live erlebt, vor unzähligen Jahren mit Tzimon Barto und Christoph Eschenbach, wobei man fairerweise erwähnen muss, dass im 2. Teil des Konzertabends die Künstler ihre Rollen getauscht hatten.


    Neben der sicherlich unerläßlichen Technik und der benötigten körperlichen Konstitution gehört eine sehr große Portion geistiger Kraft und Beherrschung dazu, beide Werke hintereinander zu präsentieren.
    Korstick dürfte auch zu den Pianisten zählen, die sich gut mit dem Dirigenten "abstimmen" können und somit keine zu großen Eingeständnisse machen müssen in puncto Dirigat/Interpretation.


    Man darf also gespannt sein!


    Die erste, auch in Deutschland verfügbare Aufnahme der Kreisleriana (New York, 16.12.1946), erschien 1998 bei Dante in Frankreich unter HPC (Historical Piano Collection) 096, zusammen mit der Arabeske (New York, 15.08.1947) und dem Caranaval (England, 03./04.04.1939).


    Bei HPC (wie u.a. auch bei Pearl und Marston) handelte es sich in Bezug auf Wiederveröffentlichungen kommerzieller Aufnahmen um jeweils echte Transfers von LP/Schellack, die je nach Ausgangsmaterial sehr gut gelungen sind.
    Gelegentliches Rumpeln, Knacken und Knistern sowie den Mono-Klang sollte man in Kauf nehmen, die allzu "glatten" Transfers haben meist zuviel der Akustik genommen.
    Bei den weiteren Veröffentlichungen kann man nie sicher sein, ob nicht bereits digitales Ausgangsmaterial anderer Labels verwendet und nur noch mal "verändert" (= verschlimmbessert) wurde...
    Sicherlich ist man aber mit den erwähnten Box-Sets gut bedient, um eine umfangreichere Übersicht der frühen Aufnahmen zu haben, wenn man nicht derart viel Wert auf möglichst gute Transfers legt. Dies schließt auch Arraus Haus-Label EMI mit ein, deren Klang der frühen Bänder recht oft im Rahmen der Digitalisierung zu dumpf geriet.


    Ergänzung
    Wer sich u.a. über Arrau's Veröffentlichungen (Studio, Konzert) informieren möchte, findet ausreichend Übersichten (nur englisch bzw. französisch, aber alles eindeutig auffindbar) unter:
    http://patachonf.free.fr/musique/arrau/
    http://arrausite.free.fr/Index.html
    http://arrauhouse.org/content/homepage.htm

    Leider hat sich diese Häppchenkultur seit allzu langer Zeit auch bei BR4 Klassik etabliert.

    Da solltest du vielleicht etwas genauer werden, was du mit "Häppchenkultur" beim BR4 meinst bzw. darunter verstehst.


    Es ist ein Unterschied, ob man jetzt tagsüber fast ständig zusammenhanglos irgendwelche Werkschnipsel (immer nur einen Satz oder sogar nur einen Teil daraus) überträgt oder "Lückenfüller"-Sendungen wie "Allegro (6:05-8:00), die am Wochenende "Auftakt" jedoch mit meist ganzen Werken heißt.
    In den anderen Sendungen wie Philharmonie, Mittagsmusik, Concertino, Cantabile, Pour le Piano, Kammerkonzert oder den Klassik-Stars kann ich die hier in diesem Thread zugrunde gelegten Häppchen vom NDR à la Klassik Radio bislang nicht ausmachen.

    Wächter kannte ich seinerzeit zuerst nur durch die Decca-Einspielung der Dichterliebe mit Brendel.
    Dürfte ich nur eine einzige Aufnahme mit auf die einsame Insel nehmen - es wäre diese, möglichst auf LP, weil man da noch die wunderbare Akustik im Sofiensaal hört/spürt.


    Ich erinnere mich noch, wie ich immer wieder auf Schallplattenbörsen nach Liederaufnahmen gesucht habe, und dann irgendwann endlich in den späten 1980er Jahren fündig wurde:


    Waechter_Schmidt_1957.JPG


    Am Flügel begleitet von Heinrich Schmidt singt er Lieder von
    Robert Schumann (Wehmut, In der Fremde I, Aus meinen Thränen spriessen, Mein Wagen rollet langsam, Schöne Wiege meiner Leiden, Mit Myrten und Rosen, Lehn' deine Wang')
    Carl Löwe (Erlkönig, Odins Meeresritt)
    Hugo Wolf (Gebet, Peregrina I, Gesang Weyla's, Sterb ich so hüllt ich in Blumen, Und willst du deinen Liebsten sehen, Wenn du mich mit den Augen streifst und lachst)
    Richard Strauss (Traum durch die Dämmerung, Morgen, Die Nacht, Heimliche Aufforderung, Zueignung)
    Aufnahme ist von ca. 1957, erschienen bei Amadeo unter AVRS 6257, natürlich mono.


    Um möglichst noch etwas zu retten, hatte ich die LP fachmännisch digitalisieren lassen - hätte ich in die Zukunft blicken können, dass solche Aufnahmen jetzt schon im Internet kostenlos zu finden sind - hätte ich mir evt. überlegt, die seinerzeit recht hohen Kosten zu sparen...
    Leider weiß ich nicht, ob diese Aufnahme jemals auf CD erschienen ist. Wenn nicht: wäre doch bestimmt was für den Preiser Katalog... :pfeif:


    Für die Programm-Änderung anlässlich seines Todes (ich meine 3SAT, entweder am 29. oder 30.03.1992) hatte ich leider keine Videokassette mehr zur Hand. Ich glaube, es war Otto Schenk, der unter Tränen vom plötzlichen Tod Wächters berichtete und nach einem kurzen Porträt wurde eine Liederaufzeichnungen übertragen.


    Leider sind die Einspielungen/Mitschnitte von Liedern mit Wächter noch seltener als die von Hermann Prey mit Alfred Brendel, und wenn mal - ebenso selten - im Radio etwas übertragen wird, dann meist Opern oder Arien daraus.


    Eine Aufnahme, die es auch heute noch auf CD gibt, will ich ergänzen, obwohl bestimmt vieles noch fehlt:
    Johannes Brahms, Ein Deutsches Requiem, mit Gundula Janowitz, Wiener Singverein, Berliner Philharmoniker, Herbert Von Karajan




    Den angesprochenen Live-Don Giovanni von ?1970? kenne ich nicht, ich habe noch einen Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 1963 unter Karajan (mit Leontyne Price, Fritz Wunderlich, Walter Kreppel, Hilde Güden, Walter Berry, Grazielle Sciutti, Rolando Panerai), bei dem Wächter aber (auch) im Finale etwas die "Puste" auszugehen scheint.


    Wachter_Giovanni_1960.jpg

    PR und Marketing hat es immer gegeben - ja, nur früher nannte man dies noch Radio und Zeitung... ;) auch wenn natürlich die Musik-Label etwas in ihre Aufsteller und Infoblätter investierten, aber das sog. PR-Budget betrug nur einen Bruchteil der Produktionskosten einer LP/CD, heute ein zig-faches.


    Eine Schwarzkopf oder ein Kempff hätten in der heutigen Zeit kaum noch eine Chance, da sie zu den Künstlern gehörten, die nur ihr Können, ihre Kunst hatten und ansonsten nichts, was sich vermarkten ließe, also keine nennenswerten Entgleisungen, keine Ticks.


    Einem Großteil des Publikums (nehmen wir mal Konzertgänger) spreche ich heute Urteilsvermögen komplett ab.
    Es gibt noch eine kleine gehobene Altersschicht, die zum Teil aber so festgefahren ist, in dem was sie zu hören bereit ist, und nicht mehr in das Beuteschema der Musikindustrie fällt. [Beispiel aus der Reihe Meisterkonzerte in Düsseldorf vor einigen Jahren, wo neben meist Standardprogrammen aus Klassik und Romantik auch das Kronos Quartett eingeladen war; die Konzertreihe hatte fast 90% Abonnenten, beim Kronos-Abend war die Tonhalle gerade einmal gut halb besetzt, in der Pause verblieben nur ein Bruchteil der Besucher].


    Dann das junge und jüngere Publikum - die Zielgruppe - die derart unerfahren in der Klassischen Musik ist, dass sie überwiegend durch geschickte PR-Strategien beeinflußbar ist und meist sofort die angepriesenen Veröffentlichungen kauft. Wozu sich mit etwas beschäftigen, wenn man andere hat, die einen ohne Anstrengung in die "richtigen" Bahnen lenkt?


    Die eigentliche Zielgruppe, z.B. interessierte Musikliebhaber, die sich u.a. in Foren wie diesem austauschen, die neugierig und aufgeschlossen sind, Vergleiche anstellen, die ihren musikalischen Horizont erweitern wollen, werden immer weniger von Kulturträgern und Industrie unterstützt und bedient.
    In alltäglichen Bereichen hat die Werbung uns ja heute schon überzeugt, dass es unsinnig ist, z.B. kleinen Kindern noch Quark mit frischen Erdbeeren zu machen, und dafür lieber das fertige Produkt mit Geschmacksstoffen zu kaufen, so dass die Kinder irgendwann beim Genuß von frischen Erdbeeren sagen, die würden nicht nach Erdbeere schmecken.


    Wenn ich heute die Anpreisungen der Label höre/lese, wird mir meist genau so übel wie bei anderer Produktwerbung, und ich fühle mich veräppelt und eher abgestoßen.
    Wie definieren sich denn die heutigen "Stars"? - und ich will jetzt in unserem Themenbereich bleiben, denn wenn man sich die sog. Prominenten/Stars ansieht, die das heutige Verdummungsfernsehen hervor bringt, übergebe ich mich gleich auf meine Tastatur.


    Anhand welcher Mittel soll ich z.B. darüber urteilen, wie ein hochgejuchzter, gepuschter Künstler Beethoven-Sonaten versteht, wenn er nur die Appassionata und vielleicht die Mondschein-Sonate spielt? Was soll ich davon halten, wenn er sich "nur" kreuz und quer durch die Standard-Literatur bewegt, um nicht "fassbar" zu sein? Was soll ich davon halten, wenn dieser versucht zu erklären, dass es doch völlig unerheblich ist, ob Beethoven in seinem c-moll Klavierkonzert nun tatsächlich ein alla breve gesetzt hat, und er in seiner Ansicht noch von einem weltweit renommiert Orchester nebst ebenso berufenem Dirigenten unterstützt wird und dieses Konzert dann von der PR-Stelle des Labels samt Ja-Sagern der Kritik hochgelobt wird für die innovative Sichtweise...
    Da wage ich berechtigt zu bezweifeln, dass die Verursacher überhaupt wissen, was 'innovativ' bedeutet, ganz zu schweigen überhaupt eine Ahnung von Musik haben.


    Noch gibt es glücklicherweise viele, die sich der tatsächlichen bzw. einer sehr breiten Zielgruppe annehmen, sei es jetzt ein kleineres Label wie cpo oder ein großes wie Naxos.
    Fragt man sich aber, wie lange noch und was man dagegen unternimmt. Eine Alternative wäre natürlich die Einstellung 'nach mir die Sintflut.'


    Es gäbe zu diesem Thema noch sehr viel zu sagen, aber - auch wenn ich es überspitzt dargestellt habe und das eine oder andere noch ausführlicher hätte darstellen müssen - sollte sich meine Meinung daraus ableiten lassen.

    Kein Bild, da Konzertübertragung im Radio.
    Durch einen glücklichen Zufall eben gehört und aufgenommen von Ö1:


    Grazer Philharmonisches Orchester, Dirigent: John Axelrod; Henri Sigfridsson, Klavier; 1. März 2011 im Stefaniensaal des Grazer Congress [Leider aus rechtlichen Gründen nicht in "7 Tage Ö1" nachhörbar].


    Emil Nikolaus von Reznicek: Ouvertüre zur Oper "Donna Diana"

    Joseph Marx: Castelli Romani für Klavier und Orchester Es-Dur
    Luciano Berio: Rendering nach Schuberts Fragment 936a
    Ottorino Respighi: Pini di Roma


    Ein gelungenes Programm, sehr gefällig zum Wochenausklang (oder -beginn, je nachdem wie man es sehen möchte) - und dann auch noch ansprechend wie informativ moderiert.
    Da wurden ja schon in der Ouvertüre Erinnerungen an Ernst Stankovski und seine Sendung "Erkennen Sie die Melodie" wach...
    Der Marx war ganz ausgezeichnet, Berio's Schubert-Bearbeitung hatte ich noch nie gehört, ebenso nicht den Respighi, der mich jetzt neugierig auf die gesamte "Römische Trilogie" gemacht hat.


    Kann da jemand bitte Empfehlungen aussprechen?

    Diejenigen, die mich noch von 'früher' kennen, wissen, dass Gesang nicht gerade zu meinem Lieblingsgenre gehört. Wenn überhaupt, dann lieber Mezzo/Bariton als Sopran/Tenor, lieber Lied als Oper...


    Aber dass soviel Stimmenliebhaber hier im Forum bislang einen phänomenalen Altus, der seit geraumer Zeit als Händel-"Spezialist" gehandelt wird (obwohl ich auch von 'Spezialisten' und den Machern derselben nichts halte), nicht kennen oder erwähnen, wundert mich schon - oder ich darf weder meinem Ohr noch meinem Gespür mehr trauen --> Bejun Mehta.


    Ich habe Mehta vor gut einem halben Jahr in einer Aufzeichnung von den Salzburger Festspielen 2009 als Didymus in der "Theodora" erleben dürfen [mit einer umwerfenden Christine Schäfer (Theodora), einem ausdrucksstarken Johannes Martin Kränzle (Valens), rührenden Joseph Kaiser (Septimius) sowie Bernarda Fink (Irene); Salzburger Bach-Chor, Freiburger Barockorchester, Ivor Bolton].
    Trotz der szenischen Aufführung blieb ich geschlagene 3 Stunden gefesselt auf meiner Couch und musste dann mehrmals versuchen, eine der Wiederholungen störungsfrei zur Konservierung aufzuzeichnen.


    Die in diesem Jahr erschienen CD mit einem reinen Händel-Programm (Ombra cara)



    zeigt zwar nicht voll umfänglich die stimmlichen Möglichkeiten Mehtas, vielleicht aber in Kürze der Mitschnitt bei ARTE [Händel: Der Messias, Sonntag 24. April 2011 um 09.55 Uhr, Keine Wiederholungen, (Österreich, 2009, 155mn), siehe http://www.arte.tv/de/content/tv/02__Universes/U5__Default__Univers/05-Articles/04_20Archives/Archives_20dossiers/Paques/Messie/2556964.html ]


    Vergleichsmöglichkeiten zu dem bereits genannten Philippe Jaroussky habe ich nicht viele, zwei oder drei Händel-Arien, aber Mehtas Stimme sagt mir hier mehr zu, da Farbe und Ausdruck meinem Empfinden der vorgetragenen Werke einfach besser entspricht. Jaroussky klang da etwas 'angestrengter'.


    ARTE schreibt u.a. "...Unter den Solisten finden wir den jungen Countertenor..." - Auch wenn er noch 'jung' aussieht und ich ihn auf um die 30 geschätzt hatte, er ist aber bereits 43 Jahre alt...
    Da fragt man sich, warum die 'Welle' aus den USA nicht schon eher bei uns eingetroffen ist und er erst jetzt sein erstes Solo-Album veröffentlichen konnte.


    Frauenbesetzungen in Rollen, die eigentlich für Altus geschrieben wurden, haben mir bislang - die wenigen die ich kenne - überhaupt nicht gefallen, selbst nicht die ansonsten sehr geschätzte Cecilia Bartoli. Die einzige, die mich bislang überzeugen konnte, war Marilyn Horne, deren Stimmlage aber näher am Alt als am Mezzo zu liegen scheint.

    Auch wenn ich Glenn Gould in puncto Bach und Beethoven sehr schätze, gehöre ich zu denen, die neben ihm auch andere Interpreten "erlauben"...
    Edwin Fischer hat die Partiten nicht gespielt/aufgenommen, Arrau leider mindestens 20 Jahre zu spät, alles andere (Anderszewski vielleicht ausgenommen) ist mir zu glatt.
    Neben den seinerzeit bei Westminster (auf MCA Classics auf CD wiederaufgelegt) und Anfang der 1950er Jahre mit Badura-Skoda entstandenen Einspielungen (jedoch nur BWV 825-830) liebe ich ganz besonders Alexis Weissenberg, der auch die "7." Partita BWV 831 nicht unberücksichtigt gelassen hat.
    Die Aufnahmen entstanden alle 1966, zusätzlich enthalten sind noch 4 Duettos BWV 802-805 und die Chromatische Fantasie und Fuge d-moll BWV 903, mit der ich Weissenberg übrigens in der Salle Wagram, Paris, wo auch diese EMI-Produktion entstanden ist, Anfang der 1970er erstmals erleben durfte.
    Gegenüber Weissenberg wirkt Gould schon drastisch akademisch... ;)



    Zitat

    ...Der digitale Spartenkanal soll die Zugangsbarrieren zu kulturellen Inhalten abbauen und jüngere Zuschauer stärker an kulturelle Inhalte heranführen...

    So oder so ähnlich wird ZDF-Intendant Markus Schächter zitiert, wobei das 'D' bekanntermaßen für Deutsches=Deutschland steht.
    [Sarkasmus an]
    Ich denke, dass man wohl ausreichende Studien vorgenommen hat - allerdings muss ich mich fragen, wo in Deutschland sich noch ein jüngeres, breites, kulturinteressiertes Publikum befindet...! und was das ZDF dann überhaupt mit 'Kultur' meint.
    Oder sind damit die durch die bekannten Volksverdummungssender geistig noch mehr verdummten Zielgruppen gemeint? Dann könnte man in der Tat nur noch mit einem Programm aus einer Mischung von 'Rickys Popsofa' und 'Richterin XYZ sucht den Superstar' aufwarten, denn Knäckebrot-Werbung geht bekannter maßen aufgrund des hohen IQ-Gehaltes [des Brotes] nicht mehr... :stumm:
    [Sarkasmus aus]

    Heute Gestern erst bestellt:


    Francois-Frederic Guy spielt Liszt (Harmonies poétiques et religieuses, Sonate h-moll; ZigZag 2010).


    Aufmerksam geworden auf diesen Pianisten bin ich vor einiger Zeit über eine DVD-Veröffentlichung seines Liszt-Recitals (Bénédiction, Pensées, Sonate) aus 2002 im Rahmen von dem Festival La Roque d'Anthéron (--> Link untenstehend, jedoch damals für ca. 6-7 EUR Aktionspreis günstig neu erworben).
    Was ich da hörte empfand ich (und tue es auch heute noch) als recht interessante Deutung der Liszt-Werke besonders in puncto Tempi (langsamer, gut 31 Minuten) als vom sog. Durschnitt gewohnt und teils mit seltener gehörten (aber vertretbaren) Akzenten, da mich - besonders bei der Sonate - die meisten Einspielungen bis zum heutigen Tage eher am Liszt-Verständnis der Interpreten zweifeln lassen.


    Mir ist entfallen, welcher der Liszt-Schüler (Stradahl oder Göllerich) erwähnte, dass der 'Meister' in Bezug auf die Sonate eine Dauer von einer 'guten halben Stunde' erwähnte, die jedoch eher 35 Minuten [oder gar länger] bedeutete denn 30 Minuten oder weniger. Dies wird insbesondere deutlich, wenn man sich die Partitur genauer ansieht und insbesondere den zuerst von Liszt vorgesehenen, später 'neu gestalteten' Schluss mit berücksichtigt - und nicht zuletzt Kenntnis der Klangmöglichkeiten von Instrumenten aus der Zeit um 1850 hat, wonach z.B. ein Wettrennen von knapp 25 Minuten à la Argerich gar nicht möglich gewesen wäre - zumindest hätte es dann nur Klangbrei gegeben....


    Ob die Aufnahme jetzt, wie beworben und fast 10 Jahre später, tatsächlich "eine wahrhaft fulminante Liszt-Platte" ist und der Pianist sich "sogleich in die erste Reihe der Liszt-Interpreten platziert" hat (was ich jedoch in Kenntnis der seltenen Liszt-Aufführungen/Einspielungen von ihm stark bezweifel), bleibt abzuwarten; ich werde demnächst darüber berichten.


    Guy's Deutungen der Beethoven-Konzerte (seine letzten Veröffentlichungen) waren von allen Beteiligten nur als grauenvoll so eben noch durchschnittlich zu bewerten (das trifft auch leider für einige der kürzlich übertragenen Live-Konzerte mit Beethoven-Konzerten zu), seine frühe Deutung der Hammerklavier-Sonate dagegen wiederum ausgezeichnet, seine spätere wesentlich abgeschwächt und schon fast nichtssagend.



    Gerade eingetroffen:

    und daraus der Bach (erschienen 2005/6 als "Concertos Italiens").
    Die Bach-CD lief seinerzeit bei meinem Besuch in Hamburg bei 2001, wurde direkt gekauft, zuhause gehört und dann - weil nichts anderes passendes zur Hand war, als Geschenk weiter gegeben. Irgendwie bin ich nie dazu gekommen, sie zu ersetzen.
    jpc hat die 3er Box für 14,99 EUR als Sonderangebot, eine wirklich schöne Zusammenstellungen barocker Werke von Harmonia Mundi.


    Danach folgt zum wiederholten Male - aber nicht, weil auch Alexandre Tharaud der Interpret ist (der übrigens auf Klavier, Orgel, Spinett und Clavichord zu hören ist) - Thierry Pecou: Klavierkonzert "L'Oiseau innumérable"

    Ein noch recht junger Komponist (*1965), der zeitgenössische Musik interessant wie angenehm hörbar gestaltet... :D
    [übrigens auch ein Angebotspreis aus Georgsmarienhütte, EUR 5,99]

    Es tut schon fast in der Seele weh zu sehen, wie 2001 in den letzten Jahren (nach Verkauf) regelrecht kaputt gemacht wurde, und nun nach und nach auch die einzelnen Filialen wegfallen; das hatte sich Lutz Kroth bestimmt nicht so vorgestellt, aber auch er ist nunmal nicht unsterblich und musste handeln.
    Auch wenn Düsseldorf wesentlich näher liegt als Hamburg, habe ich meist dort bei 2001 eingkauft - immer zuerst am Grindelwall und dann in den Colonnaden zu Tee und Plausch. Spätestens aber seit dem 'Weggang' von Ulla Rowohlt spare ich mir die Besuche und auch die Online-Käufe, da man sich seit geraumer Zeit mehr oder weniger veräppelt fühlte [eigentlich meine ich ein gezielteres, schlimmeres Wort]. Unterstellen wir mal 600 Angebote in der Klassik, davon waren dann meist nur 10-20% lieferbar. Gerade vor ein paar Tagen gab es wieder eine Aktion mit 10% Rabatt, ebenfalls wiederum nur rund 20% der angebotenen Waren waren vorhanden, der Rest überwiegend als "kommt wieder herein" gekennzeichnet. Das wäre so, als würde jpc eine Neuerscheinung anpreisen und dann den Kunden sagen, sie hätten schneller bestellen müssen, die insgesamt 3 vorhandenen CDs seien schon verkauft.
    Ständig wurden von 2001 falsche CDs (und Bücher) geliefert und die Rücknahme/der Umtausch durch völlige Inkompetenz erschwert, so dass ich seither 2001 nicht mehr berücksichtige. Zu Zeiten einer Frau Susemihl (Gott habe sie seelig) gab es soetwas nicht.


    In Hamburg wie auch in anderen Städten im In- und Ausland gibt es noch vereinzelt "Antiquariate", die neben LP-Beständen auch sehr gut erhaltene, gebrauchte CDs anbieten (zu moderaten Preisen), aber auch diese Läden verschwinden nach und nach.


    Bleibt überwiegend nur noch jpc (hier kaufe ich aber meist nur Sonderangebote) und Amazon nebst Marketplace.
    Warum soll ich für die neue Anderszewski-CD beim Georgsmarienhütte-Versand EUR 19,99 zahlen, wenn ich sie über den Marktplatz für EUR 12,67 (inkl. Versand) neu erhalte?


    Das leidige Thema dabei sind natürlich die Versandkosten, denn egal wieviele CDs ich ordere - selbst bei ein und demselben Anbieter - jede CD ist mit EUR 3,00 Versandkosten behaftet. Und es gibt nur ganz wenige Anbieter, die bei mehreren CDs in einer Bestellung eine Gutschrift erteilen.


    Ebay ist seit Jahren kaum noch Alternative, weil sich dort fast ausschließlich nur noch profitgiergie Händler herumtreiben, die CDs sogar teils bis doppelt so teuer verkaufen, wie sie bei jpc kosten.
    Am liebsten sind mir dann noch die Anbieter, die die CDs für 40-100 EUR verkaufen wollen (und es sogar schaffen, da fragt man sich, wie die meisten der Käufer gepudert sind...), weil die CD vom Künstler signiert ist. Dabei spielt es auch für den Plattform-Betreiber keine Rolle, dass eine CD z.B. eines bestimmten Interpreten erst 1995 erschienen ist, der Künstler aber schon 4 Jahre tot war. Na ja, einige Künstler scheinen selbst aus dem Grab noch einen langen Arm zu haben...
    Erfreulicherweise gibt es aber auch ebay-Anbieter, die noch "echte" Auktionen mit einem niedrigen Startpreis anbieten und man bei diesen teils lange aus den Katalogen gestrichene Aufnahmen preiswert erwerben kann, nur die Suche danach ist immer recht schwierig.


    Man kann sich nichts vormachen, aber die "goldenen" Zeiten sind längst vorbei.
    Klassik war schon immer Nischengeschäft und in Zeiten des Internets, der Downloads und Tauschbörsen darf man sich nicht wundern, dass es nach und nach kaum noch Anbieter gibt, und die wenigen verbleibenden ihre Marktmacht über den Preis deutlich machen.


    Ich gehöre nicht zu den Hörern, für die jemals ein kostenpflichtiger Download einer Aufnahme in Frage kommen wird. Gibt es die Aufnahme nicht als LP oder CD zu kaufen, verzichte ich darauf - egal wie wichtig ggfs. Interpret oder Einspielung für mich ist.
    Bereits seit vielen Jahren nehme ich gezielt im Rundfunk auf (immerhin mehr als 20 "Klassik"-Sender kann ich in guter bis ausgezeichneter Qualität empfangen) und 'bastele' mir meine eigenen CDs.
    Viele Künstler, die ich interessant finde, haben darüber hinaus leider nicht das Glück wie einige ihrer Kollegen, mit irgendeinem vermarktbaren Spleen aufzuwarten - der meist von (Unter-) Durchschnittlichkeit ablenkt - so dass sie Plattenverträge hinterher geworfen bekommen, sind dafür aber bei den Rundfunkanstalten sehr geschätzt und werden daher auch häufig ausgestrahlt.


    Mit nostalgischen Grüßen

    Ich bin zwar kein direkter Chopin-Freund, aber die Chopin-Interpretationen von Halina C-S sind allesamt empfehlenswert, wenn man die Spielweise der 20-50er Jahre schätzt (wobei ich eher hier an von Koczalski denke denn an Rubinstein). Dunkel erinnere ich mich an ein reines Chopin-Recital von ihr Anfang der 1990er Jahre im Rahmen einer von mir betreuten Konzertreihe, so dass ich die von dir erwähnte "Phrasierung" nachvollziehen kann.


    Selbst habe ich nur noch 3 LPs und 2 Radiomitschnitte, die ich dir gerne gegen Portoerstattung zur Verfügung (zum Verbleib) stellen kann (Bilder LPs siehe http:// jpsa.de/test/Halina.zip ['blank' entfernen]):
    1.
    Rondo c-dur für zwei Klaviere (mit Ludwik Stefanski), Largo es-dur, Trauermarsch c-moll, Cantabile b-dur, Albumblatt e-dur, Contredanse ges-dur; 3 Rondos gespielt von Ludwik Stefanski
    2.
    Klavierkonzert Nr. 1 e-moll op. 11, Andante spianato und Grande Polonaise es-dur op.22 (SO der National-Philharmonie Warschau, Leitung: Bohdan Wodiczko)
    3.
    Polonaisen a-dur op. 40/1, c-moll op. 40/2, fis-moll op. 44 sowie, jedoch gespielt von Jan Ekier: as-dur op. 53, op. 61, Nocturne fis-moll op. 48/2


    Radiomitschnitte, Januar 2011
    Klavierkonzert Nr. 1 e-moll op. 11, Tschechische Philharmonie Prag, Leitung: Václav Smetáček [wahrscheinlich 24.-26.8.1955]
    Andante spianato und Grande Polonaise es-dur op.22, WDR Sinfonieorchester Köln, Leitung: Wilhelm Schüchter, 1962


    Gruß
    Jürgen

    Bei einigen Werken kann ich einfach nicht wiederstehen, im Radio mitzuschneiden, so auch nicht bei der heute morgen gesendeten Choralfantasie von Beethoven auf BR-Klassik, natürlich wie so oft ohne Infos zur Aufnahme, bei der es sich aber um diese handeln sollte:

    Erfrischend zügiges Tempo im beginnenden Solopart von Yefim Bronfman, wobei er es jedoch nicht übertreibt, wie leider zahlreiche seiner Kollegen, die meinen, man müsse mit jedem Takt schneller und lauter werden und der Klavierpart sei so eminent wichtig, dass auch im späteren Verlauf des Werkes dieser immer Orchester und sogar den Chor übertönen müsse...was dann nur in einem Klangbrei ausarten kann.
    Trotz der schnelleren Tempi gelingt Bronfman ein klarer, beherrschter Anschlag, auch ohne Ritardandi.
    Mit Einsatz des Orchesters, welches zwischendurch die Führung übernimmt und sich immer wieder in echte Zwiesprache mit dem Klavier begibt, zeigt David Zinman nicht nur seine Kunst in Beherrschung von Partitur und Orchester. Erstmals höre ich sogar Verzierungen - die man ansonsten eher bei Mozart-Konzerten gewohnt ist. Zinman läßt jeweils einmal Querflöte, Klarinette und Violine ganz kurze Übergänge bzw. Ausklänge spielen, die - sollte man das Werk noch nie oder selten gehört haben - überhaupt nicht auffallen; man würde meinen, Beethoven hätte das genau so geschrieben. Diese "Zusätze" geben dem Werk jedoch eine herrliche Frische und einen nicht mehr zu leugnenden Witz/Schalk.
    Die ruhigen Stellen und Übergänge werden sowohl von Pianist als auch Orchester ausgekostet, jedoch nicht - wie leider auch zu oft anzutreffen - kaugummiartig gedehnt, wohl in der Gewissheit bzw. der Begründung, es handele sich schließlich um eine 'Fantasia'.
    Die Solo-Stimmen des Schweizer Kammerchors wurden sehr gut ausgewählt, passen sie doch ausgezeichnet zum Klangeindruck des bisher gehörten. Meist werden sogar 4 bekannte Solisten verpflichtet diesen Part zu übernehmen, und die werden nicht nach Klangfarbe der Stimme sondern wohl nach Bekanntsheitsgrad der Person ausgewählt. So kann es kommen, dass eine Cheryl S. (vor Jahren im Rahmen des Silversterkonzertes der Berliner) in dem selben Werk völlig deplatziert war und ihre Stimme den gesamten Eindruck schon fast zunichte machte. Die hätten wahrscheinlich auch die Titelpartie von Händels Theodora mit Maria Callas besetzt....
    Alle 4 Solostimmen harmonierten untereinander und überdeckten wiederum auch nicht übertrieben Orchester und Klavierpart - hier ein großes Lob an den Tonmeister und -mischer. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es den Sänger/inne/n eine offensichtliche Freude bereitete, das Werk aufzuführen.


    Fazit
    Noch nie konnte man vom Text des Chors so gut auf die Interpretation schließen: Wenn der Töne Zauber walten... muss sich Herrliches gestalten.


    Übrigens, gekauft hätte ich mir die Aufnahme nicht, weil die Choralfantasie mit dem 5. Konzert verbunden ist. Davon abgesehen, dass meine Lieblingskonzerte die Rangfolge 3-1-4-2------5 haben, leidet meines Erachtens das Werk darunter, dass es überhaupt mit einem weiteren Werk für Klavier und Orchester gebracht wird. Und wenn schon in dieser Konstellation, dann bitte zuerst die Fantasie und danach das Klavierkonzert...
    Da mich zwar Dirigent und Solist auch in den Klavierkonzerten interressieren würden, es wohl aber aktuell keine Gesamtausgabe gibt, wäre ich für gelegentliche Höreindrücke dankbar, falls jemand diese Aufnahmen hat.
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    Die Kritiker sind meist recht schnell mit Superlativen - siehe z.B. einen nicht näher bezeichneten Dilettanten asiatischer Herkunft mit Doppelnamen und offensichtlich einstudierten oder gar einoperierten 'Grimassieren'..., die so grauenhaft und abstoßend sind, dass man entweder dadurch oder in abschweifenden Gedankengängen der Verprügelung fast vom größtenteils grottenschlechten Spiel abgelenkt wird - aber ein Jahrhundert-Tallent ist Tokarev für mich aktuell auch nicht.


    Es ist aber erstaunlich, wie groß die Unterschiede von Studioproduktionen und Konzertmitschnitten sein können.
    Ich hatte mir seinerzeit die CD "No.1" gekauft und war relativ schnell ernüchtert bis enttäsucht; der einzige Lichtblick war - wenn auch nicht interpretatorisch - der mir bis dato unbekannte Alexander Rosenblatt. Im Rahmen meiner 'Abverkäufe' ging die CD später ihren Weg ins Unbekannte.


    Anfang Januar 2011 hat der SWR2 ein Konzert von November 2010 aus dem Frankfurter Hof im Rahmen der Reihe "Internationale Pianisten in Mainz" übertragen (Domenico Scarlatti: Sonate B-Dur K 551 (L 396), Sonate F-Dur K 524 (L 283), Sonate f-Moll K 19 (L 383) - Domenico Cimarosa: Sonate F-Dur C 71, Sonate d-Moll C 79, Sonate C-Dur C 56 - Haydn: Sonate As-Dur Hob. XVI:46 - Schumann: Quasi variazioni. Andantino „de Clara Wieck“ aus der Sonate f-Moll op. 14, Sinfonische Etüden op. 13 - Rachmaninow: Prélude für Klavier gis-Moll Nr. 12 op. 32 - Alexander Rosenblatt: Fragment from Suite Fantasy. Themes from “Swan Lake” - Chopin: Nocturne cis-Moll op. posth.).


    Mit Ausnahme der teils etwas gewöhnungsbedürftigen (wirren) Tempi in den Sinfonischen Etüden hörte ich da einen Pianisten, der tatsächlich noch etwas zu sagen hat und der - völlig im Gegensatz zum Gehörten aus der mir bekannten Studioproduktion - sich entweder komplett gewandelt bzw. entwickelt hatte oder für den Studioproduktionen (zum damaligen Zeitpunkt) einfach nichts sind/waren.
    Die weiteren von ihm eingespielten Werke lohnen sich für mich bislang nicht (zu wenig Interesse bzw. ausreichende Referenzen), vielleicht wird es demnächst aber doch noch die reine und daher reizvolle Rosenblatt-Einspielung, zu der evt. ein Forumsteilnehmer noch etwas berichten kann?


    Nichts desto trotz ein Pianist, den man nicht aus den Augen verlieren sollte.
    Ich hoffe jedenfalls auf weitere Konzertmitschnitte im Rundfunk (Solo wie auch Klavierkonzerte).

    Wenn es meine Zeit erlaubt, "verleibe" ich mir demnächst noch ein Porträt über den großen, vergessenen Interpreten wie ebenso vergessenen Komponisten ein, der auch hier im Forum bislang kaum Erwähnung gefunden hat.


    Mittwoch 30.03.2011
    SWR2, ab 20:03
    Musik kommentiert - aus dem SWR Archiv
    Schubert: Klaviersonate a-dur D 664 op. post. 120
    Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 c-moll op. 37
    Eduard Erdmann, Klavier
    Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Leitung: Hans Müller-Kray


    Die Programmvorschau nennt keine Daten, es dürfte sich aber um den Mitschnitt vom 02.05.1949 handeln, der sich im SWR-Archiv befindet.
    Das Beethoven-Konzert gibt es bereits auf CD (Tahra 386/387); die hier zu Gehör gebrachte Schubert-Sonate ist meines Wissens bislang nicht veröffentlicht worden.
    Einige Wochen zuvor hatte Erdmann diese Sonate jedoch im Studio eingespielt (LP; Electrola 80946, EMI France 669 214/16/3, Matrix 2XRA 1920-1,; befindet sich glücklicherweise noch im NDR Archiv).

    Highlights der 13. KW 2011


    Montag, 28.03.2011
    France Musique, 9:07-10:53
    (Astra 19,2 Ost, DVB-S, Frequenz 11568 MHz, Polarisation V, Symbolrate 22000, FEC 5/6, SID 8519, Audio PID 1901, PCR PID 1904)
    Konzert vom 12.03.2011 aus der Cité de la Musique, Paris - Franz Liszt
    2 Legenden für Klavier solo
    Les Préludes, Sinfonische Dichtung
    2 Legenden für Orchester
    Totentanz für Klavier und Orchester
    Pascal Amoyel (Erard-Flügel von 1886)
    Anima Eterna Brugge, Leitung: Jos van Immerseel


    [wer Liszt noch nie in historischer Aufführung und mit historischen Instrumenten gehörte hat, und vielleicht die Anima Eterna nicht kennt..., wird hier bestimmt noch überrascht werden]


    Donnerstag 31.03.2011
    WDR3, 20:05-22:00
    Aufnahme im Rahmen des Internationalen Beethovenfests Bonn 2000
    Liszt: Cantate zur Inauguration des Beethoven-Monuments
    Beethoven: Sinfonie Nr. 2 D-dur, op. 36
    Beethoven: Fantasie c-moll, op. 80 für Klavier, Chor und Orchester
    Diana Damrau, Sopran; Jörg Dürmüller, Tenor; Georg Zeppenfeld, Bass; Paul Komen, Hammerflügel; Kölner Kantorei
    Cappella Coloniensis, Leitung: Bruno Weil

    Ernste Antwort und Meinung:


    Nein, ich glaube nicht, dass Mozart gewaltsam zu Tode kam.
    Vor langer Zeit gab es mal im Internet einen Bericht des Arztes, der Mozart vor der Beisetzung im Massengrab "begutachtet" hatte. War höchst interessant, leider nicht gespeichert und nicht mehr gut im Gedächtnis - aber es wurde ein Giftot ausgeschlossen (wobei dies natürlich ohne Obduktion nicht mit Bestimmtheit gesagt werden konnte).
    Vielmehr glaube ich, dass er einfach, wie man so schön sagt, stressbedingt verstarb.


    Nicht so ernste Begründung mit den Worten Alfred Brendels:


    Mozart
    aus "Kleine Teufel"


    Als Mozart ermordet worden war
    ahnte niemand
    nicht einmal Haydn
    daß kein Geringerer als Beethoven
    die ruchlose Tat begannen hatte
    Während einer Landpartie
    da Mozart
    vom Bockspringen ermüdet
    im Grase ruhte
    näherte sich Beethoven
    als Salieri verkleidet
    mit der Geräuschlosigkeit einer Katze
    und träufelte dem Schöpfer der Kleinen Nachtmusik
    Gift ins Ohr


    An dieser Stelle wäre einzuflechten
    daß es im Leben Beethovens
    ein gut gehütetes Geheimnis gab
    Beethoven WAR EIN NEGER
    und Mozart HATTE ES BEMERKT
    Nach einem von Beethovens berühmten Fortepiano-Vorträgen
    hörte man Mozart halblaut zu Süßmayr sagen
    Für an Nega spülta netamoi schlecht
    Nun lag er da
    und das Gift gluckste in ihm


    Grimmig in sich hineinlachend
    schlich der junge Übeltäter davon
    im festen Besitz der Tonart c-moll
    die ihm
    von dieser Stunde an
    keiner mehr streitig machen würde


    Alfred Brendel, Kleine Teufel
    © 1999 Carl Hanser Verlag, München - Wien
    Mit freundlicher Genehmigung
    Quellen-Angabe

    Meine erste Ausgabe widme ich ausschließlich Claudio Arrau, der zwischen 1938 und 1982 insgesamt nur 8 mal bei den Festspielen auftrat.


    Als erstes ein Mitschnitt vom 23.08.1956 (mono, C459971B) - vom Jahr her kann es natürlich nur Mozart sein, beim Pianisten wundert es, aber es ist eine äußerst spannende Interpretation (Fantasie c-moll KV 475, Sonaten c-moll KV 457, d-dur KV 576, f-dur KV 332). Die a-moll Sonate KV 310 wurde leider aus Platzgründen nicht veröffentlicht.



    Das Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15 von Johannes Brahms war ja eigentlich das "Paradekonzert" von Arrau - hier gibt es inzwischen diverse Studioaufnahmen und Livemitschnitte. Von den Mitschnitten gehört das vom 18.10.1962 unter Kubelik zu den besten - zwar ORFEO jedoch nicht von den Salzburger Festspielen (obwohl er es auch dort gespielt hat), daher kein Bild....


    Am 15.08.1982 (stereo, C611031B) trat Arrau letztmalig bei den Festspielen auf und präsentierte, neben der hier nicht veröffentlichten Les Adieux-Sonate von Beethoven, die Appassionata sowie von Liszt die h-moll Sonate und Après une lecture du Dante. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Arrau bereits 79 Jahre alt und dieser Mitschnitt gehört zu den wenigen, bei denen er sich unzählige Patzer leistete, teils direkt schon am Anfang der Stücke - nichts desto trotz erfährt man hier von Arrau interpretatorische Höhepunkte seines (Alters-) Schaffens, ganz besonders bei den Liszt-Werken.




    Übrigens kenne ich bisher auch keine einzige Stereo-Aufnahme bei den Live-Mitschnitten - selbst Backhaus von 1968 wurde nur mono aufgezeichnet.


    Gruß,
    Juergen

    Nach harter Arbeitswoche und dem ersten Stress durch den Frühjahresputz :wacky: gibt es zur Belohnung natürlich nur das Beste vom Besten:



    Clara Haskil
    Mozart Klavierkonzerte, DGG 431872-2
    Nr. 19 f-dur KV 459 - Berliner Philharmoniker, Fricsay - 09/1955
    Nr. 27 b-dur KV 595 - Bay. Staatsorchester, Fricsay - 05/1957

    Ja, wir sollten feststellen, dass Liszt weder der Erfinder der Programm-Musik war noch der Erfinder der fettlosen Bratkartoffel :stumm:
    Nichts desto trotz hat er den Begriff der "Sinfonischen Dichtung" eingeführt, was immer man aus der Bezeichnung auch deuten mag.


    Meine etwas detailliertere Stellungnahme zu den Einspielungen kommt, sobald ich heute abend zu Hause bin.


    Nur vorab soviel: auch mit den Liszt-Werken kann ich Herrn Das-Orchester-Bin-Ich-Alleine Kurt Masur überhaupt nicht 'verknusen', da er fast alles hier viel zu laut und viel zu breit angelegt hat. Schade nur um das ansonsten hervorragende Gewandhausorchester Leipzig, das ein solches Dirigat über sich hat ergehen lassen müssen.
    Allerdings muss ich zugeben, dass ich gerade bei den Sinfonischen Dichtungen nur schwer zufrieden zu stellen bin...


    Gruß,
    Jürgen

    Leider kein Bild, da es keine dieser Aufnahme bereits auf kommerziellen Tonträger geben dürfte - trotzdem gerade im CD-Player durchgehört ;)


    jung Alfred Brendel bei den Salzburger Festspielen:
    1960 (Debut) - Ernst Krenek, Klavierkonzert Nr. 2 op. 81 - Wiener Philharmoniker, Heinz Wallberg
    3.8.1962 (Mozarteum) Auszüge aus Schubert's 'Die Schöne Müllerin' mit Hermann Prey
    1962 - Mozart, Klavierkonzert Nr. 20 d-moll KV 466 - Camerata Academica Salzburg, Bernhard Paumgartner


    Klangtechnisch nicht unbedingt der Renner, aber Krenek als Debut zu wählen - da gehört sicher schon etwas dazu.


    Von Brendel & Prey hat man ja schon gelesen, wahrscheinlich aber wenig tatsächlich gehört. Auf jeden Fall eine Bereicherung in Bezug auf die Konstellation Brendel & Fischer-Dieskau.


    Überraschend das Mozart-Konzert.
    Hier "erlaubte" sich Brendel etwas, was seit Jahrzehnten verpönt, ja teils bei einigen Dirigenten gar verboten ist: - er spielt die Basslinie und begleitet auch thematische Stellen nicht nur in der gut 2-minütigen Einleitung, die dem heutigen Konzertgeschehen zufolge ja ausschließlich dem Orchester zusteht... :wacky: Ähnliche "Modulationen" kennt man meist nur von Backhaus.
    Brendel's Geschmack in Bezug auf die Kadenzen war noch nicht ganz ausgereift. Ich kann allerdings nicht erhören, welche Kadenzen er spielt, da ich nicht weiss, ob Mozart hier eigene vorgesehen hat (und wenn ja, kenne ich sie nicht). Es hört sich wie eine abgespeckte Version von Beethoven's Kadenzen zu diesem Konzert an - wahrscheinlich Brendel's erste, eigene Versuche.


    Nostalgische Grüße,
    Juergen

    Hatte den Thread nicht gesehen und schon an anderer Stelle meinen Senf dazu gegeben....
    Es ist übrigens eine Analytikerin :wacky: :stumm:


    weitere Auszüge:


    Kognition, Erfahrung von Vibration, psychischer Raum, emotionales Ohr, hypersensible Membran, primäre Empfänglichkeit, Hülle des Embryos in utero, ursprüngliche Dyade Mutter-Kind, existenzielle Haut, unstillbares Verlangen nach verschmelzender Umhüllung, Urgestalt des Menschen in Platons Symposion, Prozess der Sublimierung, ästhesische Kontinuität


    Die Psychoanalytiker haben viel nachgedacht und geschrieben über dieses Eingehülltsein des sich entwickelnden «Selbst», das nur in der Anbindung an das «Selbst» des anderen existieren kann, die erste Ausprägung des Doppels, das jeder in sich trägt.


    Aha !


    Der Satz hätte vielleicht besser so geheissen:
    Die Psychoanalytiker haben viel nachgedacht und geschrieben - aber weder sie selbst noch ihre Leser haben überhaupt verstanden, worum es eigentlich geht....


    Ich bin jedoch schon sehr gespannt auf die Kritiken in den Fachzeitschriften und hoffe, dass sich Gregor Willmes (FonoForum) dieser Aufnahme nebst Booklet selbst annehmen wird und uns Peter Cossé mit einer seiner gefürchteten, analytischen Gegendarstellungen beschenkt. :rolleyes:


    Gruß,
    Juergen

    Zitat

    Original von Ulli
    ... C-Dur-Klaviersonate, KV 330 – Paris 1778. ....Der letzte Satz ist wenig musikalisch in meinen Ohren, dafür etwas für schnelle Hände, ein Bravour-Stück also, wie es in Paris gebraucht wurde.


    Das sehe ich doch etwas anders.
    Die Sonate wird - dem heutigen Forschungsstand zufolge - nicht der Pariser Zeit zugeordnet, sondern gehört eher zur Trias KV 330-332 der Salzburger/Wiener Zeit ab 1783. Höchstwahrscheinlich sogar als Unterrichtsstück geschrieben, da Mozart dadurch Geld verdienen und mit neuen, noch spielbaren Stücken aufwarten mußte.
    Der vielfach erwähnte - aus meiner Sicht mißinterpretierte - Bezug zum Tode der Mutter (Juli 1778 ) im Andante cantabile (f-moll Passagen) wäre wohl eher in der großen a-dur Sonate KV 310 zu suchen, wenn überhaupt.


    Viele Notenausgaben sind noch "korrupt" und entsprechen nicht (mehr) dem aktuellen Stand, so auch mein Wiener Urtext aus den Anfängen der 1970er Jahre - auch wenn ich mir diese Ausgabe erst 1996 zugelegt habe - und selbstverständlich auch die Edition Peters von 1921.


    Gerade die kaum spürbare Spannung zwischen den beiden Themen des Finalsatzes bewirkt eine Geschlossenheit, die durch Melodie-Einfälle aufgelockert wird.


    Was mich im Allegretto immer wieder verwundert wie auch bezaubert ist die anfängliche Melodie, die mich irgendwie an das Italienische Konzert von Bach erinnert, wobei nicht der Eindruck erweckt werden soll, das Mozart und Bach musikalisch Gemeinsamkeiten hätten.


    Einstein hatte gerade diese Sonate als Meisterwerk bezeichnet, in dem jede Note sitzt....eins der liebenswertesten , die Mozart je geschrieben hat...
    Vielleicht etwas übertrieben, aber seine weitere Bezeichnung "Anmut" trifft hier eher den Ausdruck der Sonate.
    Schlicht und arabeskenhaft (insbesonders 1. Satz) dürfte es auch treffen.


    Zahlreiche Aufnahmen befinden sich in meiner Sammlung, jedoch stört mich bei den unterschiedlichen Interpretationen immer die Wahl des Pianisten, ob und welche Wiederholungen er spielt.
    Nicht immer erachte ich es für angebracht - gerade bei Mozart - den Voschlägen des Komponisten zu folgen.


    Meine Wahl fällt somit auf zwei Damen der Pianisten-Garde:


    Maria Joao Pires (Denon 1974)


    und die großartige Gitti Pirner (Farao, Aufnahmedatum nicht angegeben)


    Beide Einspielung, auch die frühe Pires, sind DDD aufgenommen, allerdings ist das Klangbild nicht tadellos. Die Denon-Aufnahme ist recht steril, bei Pirner stört extrem der stumpfe, hohl wirkende Klang der Bassnoten.
    Da ich jedoch beide Künstlerinnen auch live mit dieser Sonate gehört habe, war der Klangaspekt bei meiner Wahl hier von untergeordneter Bedeutung.
    Trotzdem ist die Interpretation bei beiden Pianistinnen ausgezeichnet, wobei Pires nicht immer die Flüssigkeit des Spiels aufweist, für die sie in der späteren Gesamteinspielung für die DGG geradewegs gefürchtet ist, mich jedoch da durch das Spielen aller Wiederholungen in einigen Sonaten enorm langweilt oder zur Weissglut bringt....


    Im 1. Satz wird nur die 1. Wiederholung gespielt, im 2. Satz spielt Pires nur die 1., Pirner dagegen alle Wiederholungen, beide lassen die Wiederholungen des 3. Satzes außer acht.


    Allegro moderato: Pirner 6:38 - Pires 6:25
    Andante cantabile: Pirner 7:11 - Pires 4:59
    Allegretto: Pirner 4:16 - Pires 3:55


    Ein "Schmankerl" technischer Art soll nicht unerwähnt bleiben: Denon hat in vorbildlicher Weise die einzelnen Sätze/Tracks mit bis zu 8 Indexen versehen (wie schon das Label Amadeo bei den Gulda-Beethoven-Sonaten).
    So kann man - sieht das der CD-Player vor - zwischen den einzelnen thematischen Bereichen der jeweiligen Sätze vor- und zurück springen, was sowohl einen Vergleich vereinfacht wie auch bei Wiederholungen das ungenaue "Vorspulen" nicht indexierter CDs verbessert.


    Michal Endres' Interpretationen haben es mir darüber hinaus auch angetan, er wurde jedoch bereits hier erwähnt.


    Glenn Gould spreche ich - genauso wie dem heutigen Alfred Brendel - jegliches Urteilungsvermögen in puncto Mozart-Sonaten ab. Was der eine zu schnell und unbeherrscht ist und sich klangtechnisch mehr an Bach und Haydn orientiert, verhunzt der andere durch seine enorme Kitschigkeit und unpassenden Verzierungen wie Ausführungen.