Ja, Matthias, da hast Du mir und den anderen etwas voraus...ich selbst konnte Lahusen leider noch nicht damit hören, hoffentlich hat er die Möglichkeit, die Bilder auf CD zu bannen.
Nikolaus Lahusen ist ja auch bekannt für seine informativen wie auch sinnigen und teils mit Humor bedachten Einführungen zu den vorgetragenen Werken, die es dem Hörer dann gut ermöglichen, dem Werk und der Interpretation (besser) zu folgen.
Die Bilder gibt es ja in unzähligen Bearbeitungen, selbst schon für Klavier und Orchester, aber auch für mich zählt die Originalkomposition für das Tasteninstrument.
Viele Pianisten haben es im Repertoire und auf Tonträger gebannt, teils Studio aber auch Livemitschnitte.
Für mich muss der Interpret in der Lage sein, sowohl den "Museumsrundgang" als auch die einzelnen Bilder darzustellen.
Die erste Promenade ist sowohl Leitfaden, der später im Tor von Kiew ausgekostet wird, als auch Begleiter von einem Bild zum nächsten, wobei hier sowohl das jeweilige musikalische Thema des letzen wie auch des nächsten Bildes mit "eingebaut" wird.
Man meint jedoch, dass viele Pianisten dieses Werk rein virtuos spielen, ohne sich Gedanken über den Titel des Bildes und der dahinterstehenden Zeichnung machen.
Die vielgerühmte Richter-Aufnahme ist pianistisch nicht großartig zu beanstanden, fällt aber bei mir genauso durch, wie die der meisten Kollegen.
Ich hänge mich sehr gerne am "Bydlo" auf. :wacky:
Man stelle sich doch einmal bildlich diesen schweren, holzgefertigten (polnischen) Transportwagen vor, der im weichen, teils vielleicht sogar vermatschten Boden, von einigen Ochsen gezogen wird.
Das Spiel fast aller Pianisten mutet jedoch an, als ob zwei Gazellen eine Streichholzschachtel hinter sich herziehen !!
Weitere "Unstimmigkeiten" habe ich jetzt (bin unterwegs) nicht im Kopf, aber es gibt noch einige Ungereimtheiten.
Die einzige Einspielung (von denen, die ich bisher kenne), die mich wirklich überzeugt wie auch umgehauen hat, ist die von Ivo Pogorelich.
Wenn mein Gedächtnis mich nicht im Stich läßt, benötigt er um die 40 Minuten für die Bilder - und was für Bilder er in dieser Zeit beschreibt !
Nicht - was die recht lange Gesamtspieldauer evt. vermuten läßt - dass er sich Arrau'sche Tempi genehmigt. Er kann auch schnell/virtuos sein, zB bei den "Kücklein" (die Alfred vergessen hat....) oder der Hexe "Baba Yaga".
Aber die stillen, Ruhe oder Ausgeglichenheit vermittelnden Bilder, beschreibt er durch sein bedächtiges, teils schon andächtiges Spiel mit einem Ausdruck, den man sonst nirgendwo findet. Wobei er übringens nicht an klaren Akzenten spart oder gar einen Klangbrei zaubert, in dem viele Noten und Übergänge einfach untergehen.
Selbst der Ochsenkarren wird seeeeeeehr schwerfällig von den Tieren gezogen und man merkt/hört ganz deutlich das Vorbeiziehen des Wagens, der dann in der Ferne (pianissimo) verschwindet.
Ob jetzt "Samuel Goldenberg und Schmuyle" eine Person ist im Zwiegespräch oder tatsächlich zwei Menschen sind, dürfte für die Interpretation nicht derart bedeutend sein, wie viele Kommentare in Booklets oder gar groß angelegte Abhandlungen über dieses Thema vermuten lassen.
Wer also die Pogorelich-Sichtweise nicht kennt, der hat wirklich etwas im (Musik-) Leben verpasst. - für mich ohne Zögern DIE Bilder-Aufnahme des 20. Jahrhunderts.
Auf der CD sind übrigens als "Zugabe" noch die Valses nobles.... von Ravel einspielt.
Die einzige, weitere Aufnahme, die noch ausbaufähiges Potential erkennen läßt, stammt von Kissin. Obwohl teils noch viel zu schnell gespielt, bietet er schon fast "gemeißelte" Töne und die Virtuosität ist von mehr untergeordneter Bedeutung und man nimmt ihm den "Rundgang" und das Beschreiben der Bilder eher ab, als seinen unwissenden Kollegen, die man eigentlich alle samt vor einen Bydlo spannen sollte und jeweils im gewählten Spieltempo zur gleichen Leistung anpeitschen müßte, damit diese endlich ihren Fehler erkennen und vor allem einsehen... 
Ich bin jedoch gespannt, welche Favoriten noch von Euch aufgestellt werden...
Gruß,
Jürgen